Der Löbauer Dialekt obersorbisch Lubijska narěč ist ein mittlerweile ausgestorbener südöstlicher Dialekt des Obersorbisc
Löbauer Dialekt

Der Löbauer Dialekt (obersorbisch Lubijska narěč) ist ein mittlerweile ausgestorbener südöstlicher Dialekt des Obersorbischen, der bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in den sorbischen Dörfern rund um die Stadt Löbau in der Oberlausitz gesprochen wurde. Er zeichnete sich insbesondere durch eine Anzahl von phonetischen Archaismen aus, die ihn näher am Altslawischen stehen ließen als die weiter westlich gesprochenen sorbischen Dialekte. Es ist davon auszugehen, dass die letzten Sprecher des Löbauer Dialekts in den 1960er oder 1970er Jahren gestorben sind.
Löbauer Dialekt | ||
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Gesprochen in | Deutschland: Oberlausitz | |
Sprecher | 0 | |
Linguistische Klassifikation |
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Lage
Noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren einige Dörfer westlich und nordwestlich von Löbau mehrheitlich sorbischsprachig – z. B. Großdehsa, Oelsa und Breitendorf – während die Löbauer Stadtbevölkerung schon seit jeher mehrheitlich deutschsprachig war. In den Orten weiter östlich, wie Kittlitz, Glossen oder Bellwitz, war das Sorbische damals bereits in einer Minderheitenposition, wurde aber noch gesprochen, vorwiegend von älteren Einwohnern. Die sorbischen Einwohner dieser Region verfügten in aller Regel über keinerlei Ausbildung in ihrer Muttersprache und sprachen demzufolge nur den örtlichen Dialekt, der sich von den Dialekten um Bautzen, auf denen die Standardsprache basierte, in einigen Punkten unterschied.
Unterschiede zur sorbischen Standardsprache
Suffix -i
Jan Arnošt Smoler beschrieb im Anhang seines gemeinsam mit Joachim Leopold Haupt herausgegebenen Werkes Volkslieder der Wenden in Ober- und Niederlausitz einige markante Unterschiede. So wurde die Adverbialendung nicht wie in der Standardsprache üblich mit dem Suffix -je realisiert, sondern mit -i (z. B. stajni statt stajnje – „immer, ständig“). Die Endung auf -i trat jedoch auch bei verschiedenen Substantiven auf (z. B. dawani statt dawanje – „das Geben“; mysli statt mysle – „die Gedanken“).
Präfix wu-
Das standardsprachliche Präfix wu- („aus-“ bzw. „heraus-“) wurde im Löbauer Dialekt für gewöhnlich als wy- realisiert (z. B. wydać statt wudać – „herausgeben“; wymjo statt wumjo – „das Euter“). Smoler weist darauf hin, dass die Realisierung als wy- „ursprünglicher“ sei als das in der Standardsprache angewandte wu-. Später wurden auch in der Standardsprache einige Wörter wieder der etymologischen Schreibweise angepasst, die im Löbauer Dialekt schon immer gebraucht wurde (z. B. wusoki → wysoki – „hoch“).
Aussprache von ć
Im Unterschied etwa zum Serbokroatischen gibt es in der modernen obersorbischen Sprache keinen Ausspracheunterschied mehr zwischen č und ć. Letzterer Laut entwickelte sich aus dem altslawischen „-ть“ (in etwa -tj) und taucht vor allem als Verbendung im Infinitiv auf. Im Russischen wird diese altslawische Form der Verbendung bis heute meist als „-ть“ weiterverwendet; in anderen slawischen Sprachen weicht sie davon ab. Während die reguläre Infinitivendung im modernen Obersorbischen wie auch im benachbarten Polnischen auf -ć lautet, hatte sich im Löbauer Dialekt die Aussprache von ć als tj oder cj erhalten, also der aus dem Altslawischen herrührende Ausspracheunterschied zwischen č und ć (z. B. pytacj statt pytać – „suchen“; z miłostje statt z miłosće – „aus Gnade“).
Dativendung bei Maskulina
Die in der obersorbischen Standardsprache und den meisten Dialekten übliche Dativendung -ej bei belebten Maskulina im Singular wurde im Löbauer Dialekt häufig als -owi realisiert, so wie es im Tschechischen bis heute gemacht wird (z. B. synowi statt synej – „dem Sohn“; kralowi statt kralej – „dem König“).
Literatur
Der Löbauer Dialekt wurde kaum geschrieben. Eine bemerkenswerte – weil sehr frühe – Ausnahme bildet die Übersetzung von Luthers Katechismus durch Wenceslaus Warichius aus dem Jahr 1595, die – entsprechend der Herkunft des Übersetzers – im Löbauer Dialekt niedergeschrieben wurde. Auch die Übersetzung der sieben Bußpsalmen durch geschah in diesem Dialekt. Diese frühen Schriften gehören zu den ersten gedruckten sorbischen Werken überhaupt und entstanden demzufolge in einer Zeit, in der die sorbische Sprache noch nicht standardisiert worden war. Nachfolgende Autoren und Sprachplaner orientierten sich zu großen Teilen am vorhandenen Schriftwerk, so dass der Löbauer Dialekt trotz seiner Randlage neben dem zu einer Grundlage für die entstehende obersorbische Standardsprache wurde.
Quellen
- Joachim Leopold Haupt, Johann Ernst Schmaler: Volkslieder der Wenden in der Ober- und Nieder-Lausitz. J. M. Gebhardt, 1841, S. 277 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
- Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 103 ff.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Der Lobauer Dialekt obersorbisch Lubijska narec ist ein mittlerweile ausgestorbener sudostlicher Dialekt des Obersorbischen der bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts in den sorbischen Dorfern rund um die Stadt Lobau in der Oberlausitz gesprochen wurde Er zeichnete sich insbesondere durch eine Anzahl von phonetischen Archaismen aus die ihn naher am Altslawischen stehen liessen als die weiter westlich gesprochenen sorbischen Dialekte Es ist davon auszugehen dass die letzten Sprecher des Lobauer Dialekts in den 1960er oder 1970er Jahren gestorben sind Lobauer DialektGesprochen in Deutschland OberlausitzSprecher 0Linguistische Klassifikation Indogermanisch Slawisch Westslawisch Sorbisch ObersorbischLobauer Dialekt dd dd Diese Dialektkarte des Sorbischen basiert auf einer Arbeit von Hinc Sewc aus dem Jahre 1968 Der Lobauer Dialekt ist hier bereits nicht mehr aufgefuhrt weil er schon damals als ausgestorben angesehen wurde LageNoch gegen Ende des 19 Jahrhunderts waren einige Dorfer westlich und nordwestlich von Lobau mehrheitlich sorbischsprachig z B Grossdehsa Oelsa und Breitendorf wahrend die Lobauer Stadtbevolkerung schon seit jeher mehrheitlich deutschsprachig war In den Orten weiter ostlich wie Kittlitz Glossen oder Bellwitz war das Sorbische damals bereits in einer Minderheitenposition wurde aber noch gesprochen vorwiegend von alteren Einwohnern Die sorbischen Einwohner dieser Region verfugten in aller Regel uber keinerlei Ausbildung in ihrer Muttersprache und sprachen demzufolge nur den ortlichen Dialekt der sich von den Dialekten um Bautzen auf denen die Standardsprache basierte in einigen Punkten unterschied Unterschiede zur sorbischen StandardspracheSuffix i Jan Arnost Smoler beschrieb im Anhang seines gemeinsam mit Joachim Leopold Haupt herausgegebenen Werkes Volkslieder der Wenden in Ober und Niederlausitz einige markante Unterschiede So wurde die Adverbialendung nicht wie in der Standardsprache ublich mit dem Suffix je realisiert sondern mit i z B stajni statt stajnje immer standig Die Endung auf i trat jedoch auch bei verschiedenen Substantiven auf z B dawani statt dawanje das Geben mysli statt mysle die Gedanken Prafix wu Das standardsprachliche Prafix wu aus bzw heraus wurde im Lobauer Dialekt fur gewohnlich als wy realisiert z B wydac statt wudac herausgeben wymjo statt wumjo das Euter Smoler weist darauf hin dass die Realisierung als wy ursprunglicher sei als das in der Standardsprache angewandte wu Spater wurden auch in der Standardsprache einige Worter wieder der etymologischen Schreibweise angepasst die im Lobauer Dialekt schon immer gebraucht wurde z B wusoki wysoki hoch Aussprache von c Im Unterschied etwa zum Serbokroatischen gibt es in der modernen obersorbischen Sprache keinen Ausspracheunterschied mehr zwischen c und c Letzterer Laut entwickelte sich aus dem altslawischen t in etwa tj und taucht vor allem als Verbendung im Infinitiv auf Im Russischen wird diese altslawische Form der Verbendung bis heute meist als t weiterverwendet in anderen slawischen Sprachen weicht sie davon ab Wahrend die regulare Infinitivendung im modernen Obersorbischen wie auch im benachbarten Polnischen auf c lautet hatte sich im Lobauer Dialekt die Aussprache von c als tj oder cj erhalten also der aus dem Altslawischen herruhrende Ausspracheunterschied zwischen c und c z B pytacj statt pytac suchen z milostje statt z milosce aus Gnade Dativendung bei Maskulina Die in der obersorbischen Standardsprache und den meisten Dialekten ubliche Dativendung ej bei belebten Maskulina im Singular wurde im Lobauer Dialekt haufig als owi realisiert so wie es im Tschechischen bis heute gemacht wird z B synowi statt synej dem Sohn kralowi statt kralej dem Konig LiteraturDer Lobauer Dialekt wurde kaum geschrieben Eine bemerkenswerte weil sehr fruhe Ausnahme bildet die Ubersetzung von Luthers Katechismus durch Wenceslaus Warichius aus dem Jahr 1595 die entsprechend der Herkunft des Ubersetzers im Lobauer Dialekt niedergeschrieben wurde Auch die Ubersetzung der sieben Busspsalmen durch geschah in diesem Dialekt Diese fruhen Schriften gehoren zu den ersten gedruckten sorbischen Werken uberhaupt und entstanden demzufolge in einer Zeit in der die sorbische Sprache noch nicht standardisiert worden war Nachfolgende Autoren und Sprachplaner orientierten sich zu grossen Teilen am vorhandenen Schriftwerk so dass der Lobauer Dialekt trotz seiner Randlage neben dem zu einer Grundlage fur die entstehende obersorbische Standardsprache wurde QuellenJoachim Leopold Haupt Johann Ernst Schmaler Volkslieder der Wenden in der Ober und Nieder Lausitz J M Gebhardt 1841 S 277 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche EinzelnachweiseErnst Tschernik Die Entwicklung der sorbischen Bevolkerung Akademie Verlag Berlin 1954 S 103 ff