Die Staatspolizeileitstelle München war die zentrale Dienststelle der Geheimen Staatspolizei Gestapo in München in der Z
Staatspolizeileitstelle München

Die Staatspolizeileitstelle München war die zentrale Dienststelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in München in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. Ihre Zentrale war das Wittelsbacher Palais in der Maxvorstadt. Der Ruf der „Leitstelle“ war bei den nationalsozialistischen Führungskräften so gut, dass man nach Auflösung der föderalen Struktur im Deutschen Reich 1936 die Gestapo-Zentrale in Berlin nach dem Vorbild Münchens gestaltete und mit Personal von dort bestückte.
Geschichte
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gründete das Bayerische Justizministerium die Bayerische Politische Polizei (BPP), die 1936 aufgelöst und in die Staatspolizei überführt wurde. Ihr Leiter war der Chef der SS, Heinrich Himmler; sein Stellvertreter, Reinhard Heydrich, war der Chef des SD, also des Nachrichtendiensts in der SS.
Bereits im Monat März 1933 nahm die BPP 5.000 Personen fest. Im Polizeipräsidium in der Ettstraße fehlte der Platz für den rasch expandierenden „politischen Arm“ der Polizei. So begannen im Sommer 1933 die Umbauten des Wittelbacher Palais an der Ecke der Türken- und Brienner Straße in München. Unter anderem wurden in die 20 Meter hohen Räume Zwischendecken eingebaut, und zahlreiche Räume mit Abhörtechnik ausgestattet. Der neugotische Prachtbau eignete sich nicht nur gut für ein- und ausfahrende Autos, sondern er zeigte der Bevölkerung die Bedeutung einer starken nationalsozialistischen Polizei.
Ende 1933 entstand hinter dem repräsentativen Gebäude – und damit von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen – ein dreistöckiges Gefangenenhaus. Die anfangs 22 Zellen hatten Platz für 52 Häftlinge. Die Postadresse war Brienner Straße 50.
Die Gestapo-Zentrale war für die Organisation der Deportation von jüdischen Bürgern von München in Konzentrationslager zuständig. Im KZ Dachau betrieb die „Politische Abteilung“ der Münchner Leitstelle schon von Beginn an ein erweitertes Gestapo-Gefängnis. Bis 1935 bestand eine der Hauptaufgaben darin, Morde im Lager zu vertuschen, damit die Staatsanwaltschaft nichts davon erfuhr. Ab 1941 entstanden unter anderem in Moosach, Thalham, Mühldorf und Landsberg am Lech Arbeits- und Erziehungslager zur Bestrafung von Zwangsarbeitern. Zuständig dafür war die „Ausländerabteilung II E“ der Leitstelle in München. In Mühldorf und Landsberg-Kaufering entstanden 1944 unterirdische Fabriken zum Flugzeugbau. Dafür setzten Gestapo und SS verstärkt jüdische Häftlinge ein, von denen viele unter den extremen Bedingungen starben.
Die Leitstelle unterstand formell dem Innenministerium, arbeitete aber weitgehend autonom. Sie finanzierte sich im Wesentlichen selbst: über die Aneignung fremden Eigentums, Vermögensentzug und die Vermietung von Häftlingen. Zum Beispiel zog die Münchner Gestapo die Gelder, Bücher und Wertgegenstände der SPD ein. Unmittelbar nach der „Reichskristallnacht“ war die Gestapo zuständig für die Beschlagnahme jüdischen Eigentums. Sie plünderte bayerische Klöster wie St. Ottilien. Ab 1941 war die Vermietung ausländischer Arbeitskräfte an Rüstungsbetriebe, an die Reichsbahn und private Betriebe eine bedeutende Einnahmequelle.
Darüber hinaus spielte die persönliche Bereicherung eine Rolle. So gab es Fälle der Androhung von Folter, falls nicht gezahlt würde. Zwei Chefs der Münchner Gestapo (Beutel und Isselhorst) eckten durch persönliche Bereicherung bei der Partei an und wurden unter anderem deswegen abgesetzt. Gestapo-Mitarbeiter in München und anderswo bereicherten sich an den Besitztümern von Juden. In München waren das unter anderem Gerhard Grimm und Eduard Fahlbusch. Ende Januar 1945 brachten sie Rosa Krämer ins Wittelsbacher Palais, nahmen ihr Uhren, Ringe und Schmuck ab, bevor sie sie sie ins Ausweichlager für jüdische Frauen abschoben.
Am 24. April 1944 traf eine Brandbombe das Wittelsbacher Palais. Dabei wurde der gesamte Aktenbestand zerstört. Das Gebäude stand als Teilruine bis 1950 und wurde dann abgetragen. An dem Ort befindet sich heute ein Bürogebäude.
Mindestens 12 Münchner Gestapo-Angehörige wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in die Organisation Gehlen, dem Vorläufer des Bundesnachrichtendiensts übernommen: Rudolf Fumy, Franz Josef Huber, Friedrich Panzinger, Joseph Schreieder, Sebastian Ranner, Heinrich Dietrich, Karl Ritter, Fritz Seibold, Franz Hollweck, Leonhard Halmanseger, Max Noeth und Franz Blümlhuber.
Häftlinge
Die Häftlinge befanden sich im rechtsfreien Zustand. Es gab keine richterliche Anordnung für ihre Einweisung und keine Angaben über die Dauer des Verbleibs. Viele wurden im „Hausgefängnis“ gefesselt und über den Keller ins Haupthaus zu Vernehmungen und in eigens dafür akustisch abgeschirmte Folterräume im Keller geführt. In der Anfangszeit waren dies meist Journalisten wie Paul Nikolaus Cossmann, Sozialdemokraten und Kommunisten wie Ludwig Holleis und Hans Hutzelmann, später Priester und Geistliche wie Pater Rupert Mayer, zu Kriegszeiten so genannte Ostarbeiter. Diese Gefangenen wurden ins Gestapo-Gebäude nach München gebracht, wo sie mit Prügelstrafen für ihre Zwangsarbeit in der deutschen Rüstungsindustrie gefügig gemacht werden sollten.
Kommunisten wurden im weiteren Kriegsverlauf immer extremeren Verhören ausgesetzt. So saß Hans Hutzelmann schwer misshandelt reglos auf einem Stuhl, als man seinen Freund Karl Zimmet hereinführte. Zimmet durfte kein Mitgefühl zeigen, denn die Vernehmungstaktik zielte genau darauf, deren Komplizenschaft aufzudecken. Ein weiterer Kollege, der Kommunist Georg Jahres, starb 1944 unter der Folter. Auch in Sippenhaft geratene Menschen wie die Schwager von Hans Hutzelmann, Ludwig und Andreas Holleis, wurden im Gestapo-Gefängnis gefoltert. Beide starben an den Folgen.
Eine Strategie der Münchner Gestapo bestand in der Androhung von Folter, um Häftlinge „umzudrehen“, sie also zu Spitzeln zu machen. Bei katholischen Geistlichen wie Anton Scharnagl, denen man Verletzung des Zölibats nachwies, funktionierte das über Erpressung.
In den Zellen saßen u. a. die Widerstandskämpfer Georg Elser, Adolf von Harnier und weitere Mitglieder des Harnier-Kreises sowie Mitglieder der „Weißen Rose“. Der Schriftsteller Ernst Wiechert verbrachte Monate hier, bevor ihn die Machthaber ins KZ Buchenwald abschoben. Der ehemalige Österreichische Kanzler Kurt Schuschnigg durchlief das Haus, bevor er ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin und anschließend in mehrere Konzentrationslager gebracht wurde. Das Personal der Münchner Gestapo förderte bei den „Schutzhäftlingen“ das Gefühl permanenter Unsicherheit und die Angst vor Abschiebung ins KZ Dachau.
Für den NS-Staat hatte die Münchner Gestapo-Zentrale Vorbildcharakter, vor allem aus zwei Gründen: die hochmoderne technische Ausstattung, von Abhörmikrofonen bis zu Fernschreibern; und ihr Geschick, Vorgänge nicht nach außen dringen zu lassen, insbesondere Anzeigen nicht vor ein Gericht zu bringen. Dafür hatte Himmler einen jungen Juristen eingestellt, Walther Stepp. Er fing sehr effektiv die Beschwerden aus dem Gestapo-Haus ab und düpierte damit die bayerische Justiz.
Dienststellenleiter
Die höheren Polizeiränge der Gestapo waren in der Regel Juristen, die nach 1900 geboren waren, also keinen Wehrdienst im Ersten Weltkrieg abgeleistet hatten. Die vor 1900 geborenen besetzten die niederen Positionen des 300-köpfigen Personals. Sie kamen häufig aus Handwerksberufen.
Reinhard Heydrich war 29 Jahre alt, als er die bayerische Gestapo als eigenständige Organisation aufbaute. Im April 1933 machte er Jakob Beck zu seinem Stellvertreter, gefolgt von Walther Stepp. Beck organisierte den Röhm-Putsch mit und war bei der Ermordung Röhms vor Ort. Heydrich wechselte ein Jahr später mit einigen erfahrenen Polizisten, der so genannten „Bayern-Brigade“, nach Berlin in das Geheime Staatspolizeiamt (Gestapa), quasi die Gestapo-Zentrale des Deutschen Reichs.
Von 1937 bis 1939 leitete Lothar Beutel die Gestapo Münchens. Er war als einziger kein Jurist, sondern Apotheker, mit einer zuvor steilen Karriere in der SS. Beutel war im Rahmen des Röhm-Putschs bei den Ermordungen von SA-Leuten in Sachsen federführend. Unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 kam er nach Polen und nahm als verantwortlicher Leiter am Bromberger Blutsonntag und zahlreichen anderen Morden teil.
Sein Nachfolger wurde von 1939 bis 1941 Erich Isselhorst. Er war der einzige Leiter der Gestapo-Zentrale in München, der nach dem Krieg hingerichtet wurde. Alle anderen kamen früher oder später frei.
1941 fiel Isselhorst wegen Unterschlagung in Ungnade. Ihm folgte Oswald Schäfer nach. Dieser war darüber hinaus zuständig für 43 Judentransporte und war persönlich bei den Deportationen anwesend. Noch bis Ende April 1945, also wenige Tage vor der deutschen Kapitulation, leitete Schäfer die Gestapo-Zentrale in München.
Personal
Ein Teil des Personals der Gestapo-Leitstelle München wurde gleich zu Beginn aus der Polizei der Weimarer Republik rekrutiert. Die Gestapo galt als gute Adresse, weil das Gehalt höher als üblich war. In den frühen 1940er Jahren wurden Frauen kriegsdienstverpflichtet; im Fall einer Kündigung folgte die Drohung, sie zu Arbeiten an die Ostfront abzuschieben.
Die Vernehmungen der Verhafteten nahmen stets Männer vor. Die als Stenotypistinnen, Telefonistinnen und Übersetzerinnen angestellten Frauen bekamen durch die Akten mit, wer die Häftlinge waren und wie mit ihnen verfahren wurde. Zu ihren Standardaufgaben gehörte es auch, Vernehmungsprotokolle aufzunehmen. Einige wurden zu den Folterungen in den Keller bestellt, wo sie sich in der Männerdomäne behaupten mussten. In vielen Fällen munterten die Frauen ihre männlichen Kollegen dazu auf, noch härter mit Ochsenziemern auf die nackten Körper einzuschlagen. Die Quellenlage zu den Sekretärinnen in der Münchner Gestapo-Leitstelle ist dünn. Bei einigen Frauen ist nachweisbar, dass sie nach dem Krieg in die bundesrepublikanische Verwaltung kamen.
In den späten Kriegsjahren mussten Studentinnen, wie die damals 19-jährige Freda Hertz-Kleptow, kriegsdienstverpflichtet in der Leitstelle der Gestapo München arbeiten. Hertz-Kleptows neuer Chef Oswald Schäfer übertrug ihr sofort als „Sonderaufgabe“, einen Fall zu übernehmen. Sie war als Bürokraft eingestellt worden, übernahm dann aber polizeiliche Tätigkeiten wie Verhöre von Häftlingen. Das Spruchkammergericht kam nach dem Krieg zu der Auffassung, dass sie schuldig war. Sie fiel jedoch unter die Jugendamnestie.
Siehe auch
- Liste von Personen der Staatspolizeistelle München
Literatur
- Erich Kasberger: Macht auf Zeit: die Gestapo München. Volk Verlag, München 2025, ISBN 978-3-86222-477-7 (Siehe auch die Einzelnachweise.).
Weblinks
- Joachim Schröder: Wittelsbacher Palais. Sitz der Münchner Gestapo (1933-1944). In: NSDoku München. 16. Januar 2025 .
- Das Wittelsbacher Palais. In: Münchens Denkmäler.
- Das Wittelsbacher Palais, Sitz der Gestapo seit 1933. (Foto) In: Deutsche Digitale Bibliothek.
- Wolfgang Görl: Verhör- und Folterszenen wie aus der Hölle. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Juli 2019 .
Anmerkungen
- Nachdem sich die Alliierten den Konzentrationslagern im Reich näherten und die Vernichtungslager deswegen nicht mehr wie gewohnt „arbeiten“ konnten, setzte man in den „Erziehungslagern“ Juden zur Zwangsarbeit ein und nahm billigend ihren Tod in Kauf.
- Rosa Krämer steht auf der Deportationsliste vom 23. Februar 1945. Ihr Geburtsdatum ist mit dem 24. März 1890 angegeben. Siehe Dokument II35.
- Gerhard Grimm war wegen seiner Brutalität gefürchtet. Im Mai 1945 wurde er verhaftet. Man fand ein ganzes Lager mit Wertgegenständen, die er Juden entwendet hatte.
- Bundeskanzler Konrad Adenauer hielt Sebastian Ranner für so wichtig, dass er alle Einstellungsbedenken zurückstellte.
- „Seine Gerissenheit ist erheblich. Er ist charakterlich nicht ganz einwandfrei (primitiv triebbesetzt) [...] Bei ihm heiligt der Zweck das Mittel. Insofern kann er dienlich sein und sich über hemmende Skrupel hinwegsetzen. [...] Arbeitet listig und brutal.“ Aus dem Aufnahmeverfahren Heinrich Dietrichs in die Organisation Gehlen.
- Hollweck, Halmanseger, Noeth und Schreieder wechselten später, nämlich in den 1950er Jahren, zum Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz.
Einzelnachweise
- Kasberger, S. 337 ff.
- Kasberger, S. 356.
- Kasberger, S. 388.
- Kasberger, S. 406.
- Kasberger, S. 512 f.
- Kasberger, S. 460 ff.
- Kasberger, S. 276 ff.
- Kasberger, S. 288 ff.
Autor: www.NiNa.Az
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Die Staatspolizeileitstelle Munchen war die zentrale Dienststelle der Geheimen Staatspolizei Gestapo in Munchen in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 Ihre Zentrale war das Wittelsbacher Palais in der Maxvorstadt Der Ruf der Leitstelle war bei den nationalsozialistischen Fuhrungskraften so gut dass man nach Auflosung der foderalen Struktur im Deutschen Reich 1936 die Gestapo Zentrale in Berlin nach dem Vorbild Munchens gestaltete und mit Personal von dort bestuckte Reinhard Heydrich in der Gestapo Zentrale in Munchen 1934 GeschichteDas Wittelsbacher Palais 1850 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten grundete das Bayerische Justizministerium die Bayerische Politische Polizei BPP die 1936 aufgelost und in die Staatspolizei uberfuhrt wurde Ihr Leiter war der Chef der SS Heinrich Himmler sein Stellvertreter Reinhard Heydrich war der Chef des SD also des Nachrichtendiensts in der SS Bereits im Monat Marz 1933 nahm die BPP 5 000 Personen fest Im Polizeiprasidium in der Ettstrasse fehlte der Platz fur den rasch expandierenden politischen Arm der Polizei So begannen im Sommer 1933 die Umbauten des Wittelbacher Palais an der Ecke der Turken und Brienner Strasse in Munchen Unter anderem wurden in die 20 Meter hohen Raume Zwischendecken eingebaut und zahlreiche Raume mit Abhortechnik ausgestattet Der neugotische Prachtbau eignete sich nicht nur gut fur ein und ausfahrende Autos sondern er zeigte der Bevolkerung die Bedeutung einer starken nationalsozialistischen Polizei Ende 1933 entstand hinter dem reprasentativen Gebaude und damit von der Offentlichkeit nicht wahrgenommen ein dreistockiges Gefangenenhaus Die anfangs 22 Zellen hatten Platz fur 52 Haftlinge Die Postadresse war Brienner Strasse 50 Deportation von Juden aus dem bayerischen Fischach unter Leitung der Gestapo Leitstelle Munchen 1942 Die Gestapo Zentrale war fur die Organisation der Deportation von judischen Burgern von Munchen in Konzentrationslager zustandig Im KZ Dachau betrieb die Politische Abteilung der Munchner Leitstelle schon von Beginn an ein erweitertes Gestapo Gefangnis Bis 1935 bestand eine der Hauptaufgaben darin Morde im Lager zu vertuschen damit die Staatsanwaltschaft nichts davon erfuhr Ab 1941 entstanden unter anderem in Moosach Thalham Muhldorf und Landsberg am Lech Arbeits und Erziehungslager zur Bestrafung von Zwangsarbeitern Zustandig dafur war die Auslanderabteilung II E der Leitstelle in Munchen In Muhldorf und Landsberg Kaufering entstanden 1944 unterirdische Fabriken zum Flugzeugbau Dafur setzten Gestapo und SS verstarkt judische Haftlinge ein von denen viele unter den extremen Bedingungen starben Die Leitstelle unterstand formell dem Innenministerium arbeitete aber weitgehend autonom Sie finanzierte sich im Wesentlichen selbst uber die Aneignung fremden Eigentums Vermogensentzug und die Vermietung von Haftlingen Zum Beispiel zog die Munchner Gestapo die Gelder Bucher und Wertgegenstande der SPD ein Unmittelbar nach der Reichskristallnacht war die Gestapo zustandig fur die Beschlagnahme judischen Eigentums Sie plunderte bayerische Kloster wie St Ottilien Ab 1941 war die Vermietung auslandischer Arbeitskrafte an Rustungsbetriebe an die Reichsbahn und private Betriebe eine bedeutende Einnahmequelle Daruber hinaus spielte die personliche Bereicherung eine Rolle So gab es Falle der Androhung von Folter falls nicht gezahlt wurde Zwei Chefs der Munchner Gestapo Beutel und Isselhorst eckten durch personliche Bereicherung bei der Partei an und wurden unter anderem deswegen abgesetzt Gestapo Mitarbeiter in Munchen und anderswo bereicherten sich an den Besitztumern von Juden In Munchen waren das unter anderem Gerhard Grimm und Eduard Fahlbusch Ende Januar 1945 brachten sie Rosa Kramer ins Wittelsbacher Palais nahmen ihr Uhren Ringe und Schmuck ab bevor sie sie sie ins Ausweichlager fur judische Frauen abschoben Am 24 April 1944 traf eine Brandbombe das Wittelsbacher Palais Dabei wurde der gesamte Aktenbestand zerstort Das Gebaude stand als Teilruine bis 1950 und wurde dann abgetragen An dem Ort befindet sich heute ein Burogebaude Mindestens 12 Munchner Gestapo Angehorige wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in die Organisation Gehlen dem Vorlaufer des Bundesnachrichtendiensts ubernommen Rudolf Fumy Franz Josef Huber Friedrich Panzinger Joseph Schreieder Sebastian Ranner Heinrich Dietrich Karl Ritter Fritz Seibold Franz Hollweck Leonhard Halmanseger Max Noeth und Franz Blumlhuber HaftlingeGeorg Elser Haftling 1939 Die Haftlinge befanden sich im rechtsfreien Zustand Es gab keine richterliche Anordnung fur ihre Einweisung und keine Angaben uber die Dauer des Verbleibs Viele wurden im Hausgefangnis gefesselt und uber den Keller ins Haupthaus zu Vernehmungen und in eigens dafur akustisch abgeschirmte Folterraume im Keller gefuhrt In der Anfangszeit waren dies meist Journalisten wie Paul Nikolaus Cossmann Sozialdemokraten und Kommunisten wie Ludwig Holleis und Hans Hutzelmann spater Priester und Geistliche wie Pater Rupert Mayer zu Kriegszeiten so genannte Ostarbeiter Diese Gefangenen wurden ins Gestapo Gebaude nach Munchen gebracht wo sie mit Prugelstrafen fur ihre Zwangsarbeit in der deutschen Rustungsindustrie gefugig gemacht werden sollten Kommunisten wurden im weiteren Kriegsverlauf immer extremeren Verhoren ausgesetzt So sass Hans Hutzelmann schwer misshandelt reglos auf einem Stuhl als man seinen Freund Karl Zimmet hereinfuhrte Zimmet durfte kein Mitgefuhl zeigen denn die Vernehmungstaktik zielte genau darauf deren Komplizenschaft aufzudecken Ein weiterer Kollege der Kommunist Georg Jahres starb 1944 unter der Folter Auch in Sippenhaft geratene Menschen wie die Schwager von Hans Hutzelmann Ludwig und Andreas Holleis wurden im Gestapo Gefangnis gefoltert Beide starben an den Folgen Eine Strategie der Munchner Gestapo bestand in der Androhung von Folter um Haftlinge umzudrehen sie also zu Spitzeln zu machen Bei katholischen Geistlichen wie Anton Scharnagl denen man Verletzung des Zolibats nachwies funktionierte das uber Erpressung In den Zellen sassen u a die Widerstandskampfer Georg Elser Adolf von Harnier und weitere Mitglieder des Harnier Kreises sowie Mitglieder der Weissen Rose Der Schriftsteller Ernst Wiechert verbrachte Monate hier bevor ihn die Machthaber ins KZ Buchenwald abschoben Der ehemalige Osterreichische Kanzler Kurt Schuschnigg durchlief das Haus bevor er ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin und anschliessend in mehrere Konzentrationslager gebracht wurde Das Personal der Munchner Gestapo forderte bei den Schutzhaftlingen das Gefuhl permanenter Unsicherheit und die Angst vor Abschiebung ins KZ Dachau Fur den NS Staat hatte die Munchner Gestapo Zentrale Vorbildcharakter vor allem aus zwei Grunden die hochmoderne technische Ausstattung von Abhormikrofonen bis zu Fernschreibern und ihr Geschick Vorgange nicht nach aussen dringen zu lassen insbesondere Anzeigen nicht vor ein Gericht zu bringen Dafur hatte Himmler einen jungen Juristen eingestellt Walther Stepp Er fing sehr effektiv die Beschwerden aus dem Gestapo Haus ab und dupierte damit die bayerische Justiz DienststellenleiterOswald Schafer letzter Leiter der Gestapo Zentrale 1937 Die hoheren Polizeirange der Gestapo waren in der Regel Juristen die nach 1900 geboren waren also keinen Wehrdienst im Ersten Weltkrieg abgeleistet hatten Die vor 1900 geborenen besetzten die niederen Positionen des 300 kopfigen Personals Sie kamen haufig aus Handwerksberufen Reinhard Heydrich war 29 Jahre alt als er die bayerische Gestapo als eigenstandige Organisation aufbaute Im April 1933 machte er Jakob Beck zu seinem Stellvertreter gefolgt von Walther Stepp Beck organisierte den Rohm Putsch mit und war bei der Ermordung Rohms vor Ort Heydrich wechselte ein Jahr spater mit einigen erfahrenen Polizisten der so genannten Bayern Brigade nach Berlin in das Geheime Staatspolizeiamt Gestapa quasi die Gestapo Zentrale des Deutschen Reichs Von 1937 bis 1939 leitete Lothar Beutel die Gestapo Munchens Er war als einziger kein Jurist sondern Apotheker mit einer zuvor steilen Karriere in der SS Beutel war im Rahmen des Rohm Putschs bei den Ermordungen von SA Leuten in Sachsen federfuhrend Unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 kam er nach Polen und nahm als verantwortlicher Leiter am Bromberger Blutsonntag und zahlreichen anderen Morden teil Sein Nachfolger wurde von 1939 bis 1941 Erich Isselhorst Er war der einzige Leiter der Gestapo Zentrale in Munchen der nach dem Krieg hingerichtet wurde Alle anderen kamen fruher oder spater frei 1941 fiel Isselhorst wegen Unterschlagung in Ungnade Ihm folgte Oswald Schafer nach Dieser war daruber hinaus zustandig fur 43 Judentransporte und war personlich bei den Deportationen anwesend Noch bis Ende April 1945 also wenige Tage vor der deutschen Kapitulation leitete Schafer die Gestapo Zentrale in Munchen PersonalEin Teil des Personals der Gestapo Leitstelle Munchen wurde gleich zu Beginn aus der Polizei der Weimarer Republik rekrutiert Die Gestapo galt als gute Adresse weil das Gehalt hoher als ublich war In den fruhen 1940er Jahren wurden Frauen kriegsdienstverpflichtet im Fall einer Kundigung folgte die Drohung sie zu Arbeiten an die Ostfront abzuschieben Die Vernehmungen der Verhafteten nahmen stets Manner vor Die als Stenotypistinnen Telefonistinnen und Ubersetzerinnen angestellten Frauen bekamen durch die Akten mit wer die Haftlinge waren und wie mit ihnen verfahren wurde Zu ihren Standardaufgaben gehorte es auch Vernehmungsprotokolle aufzunehmen Einige wurden zu den Folterungen in den Keller bestellt wo sie sich in der Mannerdomane behaupten mussten In vielen Fallen munterten die Frauen ihre mannlichen Kollegen dazu auf noch harter mit Ochsenziemern auf die nackten Korper einzuschlagen Die Quellenlage zu den Sekretarinnen in der Munchner Gestapo Leitstelle ist dunn Bei einigen Frauen ist nachweisbar dass sie nach dem Krieg in die bundesrepublikanische Verwaltung kamen In den spaten Kriegsjahren mussten Studentinnen wie die damals 19 jahrige Freda Hertz Kleptow kriegsdienstverpflichtet in der Leitstelle der Gestapo Munchen arbeiten Hertz Kleptows neuer Chef Oswald Schafer ubertrug ihr sofort als Sonderaufgabe einen Fall zu ubernehmen Sie war als Burokraft eingestellt worden ubernahm dann aber polizeiliche Tatigkeiten wie Verhore von Haftlingen Das Spruchkammergericht kam nach dem Krieg zu der Auffassung dass sie schuldig war Sie fiel jedoch unter die Jugendamnestie Siehe auchListe von Personen der Staatspolizeistelle MunchenLiteraturErich Kasberger Macht auf Zeit die Gestapo Munchen Volk Verlag Munchen 2025 ISBN 978 3 86222 477 7 Siehe auch die Einzelnachweise WeblinksJoachim Schroder Wittelsbacher Palais Sitz der Munchner Gestapo 1933 1944 In NSDoku Munchen 16 Januar 2025 abgerufen am 6 April 2025 Das Wittelsbacher Palais In Munchens Denkmaler Abgerufen am 8 April 2025 Das Wittelsbacher Palais Sitz der Gestapo seit 1933 Foto In Deutsche Digitale Bibliothek Abgerufen am 8 April 2025 Wolfgang Gorl Verhor und Folterszenen wie aus der Holle In Suddeutsche Zeitung 6 Juli 2019 abgerufen am 8 April 2025 AnmerkungenNachdem sich die Alliierten den Konzentrationslagern im Reich naherten und die Vernichtungslager deswegen nicht mehr wie gewohnt arbeiten konnten setzte man in den Erziehungslagern Juden zur Zwangsarbeit ein und nahm billigend ihren Tod in Kauf Rosa Kramer steht auf der Deportationsliste vom 23 Februar 1945 Ihr Geburtsdatum ist mit dem 24 Marz 1890 angegeben Siehe Dokument II35 Gerhard Grimm war wegen seiner Brutalitat gefurchtet Im Mai 1945 wurde er verhaftet Man fand ein ganzes Lager mit Wertgegenstanden die er Juden entwendet hatte Bundeskanzler Konrad Adenauer hielt Sebastian Ranner fur so wichtig dass er alle Einstellungsbedenken zuruckstellte Seine Gerissenheit ist erheblich Er ist charakterlich nicht ganz einwandfrei primitiv triebbesetzt Bei ihm heiligt der Zweck das Mittel Insofern kann er dienlich sein und sich uber hemmende Skrupel hinwegsetzen Arbeitet listig und brutal Aus dem Aufnahmeverfahren Heinrich Dietrichs in die Organisation Gehlen Hollweck Halmanseger Noeth und Schreieder wechselten spater namlich in den 1950er Jahren zum Bayerischen Landesamt fur Verfassungsschutz EinzelnachweiseKasberger S 337 ff Kasberger S 356 Kasberger S 388 Kasberger S 406 Kasberger S 512 f Kasberger S 460 ff Kasberger S 276 ff Kasberger S 288 ff