Als gefallenes Mädchen wurde in meist bürgerlichen Kreisen bis ins 20 Jahrhundert hinein eine junge Frau bezeichnet die
Gefallenes Mädchen

Als gefallenes Mädchen wurde in meist bürgerlichen Kreisen bis ins 20. Jahrhundert hinein eine junge Frau bezeichnet, die ihre Jungfräulichkeit verloren hatte, ohne verheiratet zu sein, und dadurch von den vorherrschenden Moralvorstellungen abwich. Im weiteren Sinne wurden damit auch Frauen bezeichnet, die sich auf sonstige Weise außerhalb der Wertvorstellungen der bürgerlichen Gesellschaft bewegten.
Anton Birlinger beschreibt Mitte des 19. Jahrhunderts in Sitten und Gebräuche die Hochzeitssitten in Tuttlingen:
„War die Braut eine Jungfrau, so hatte sie eine weiße Schürze und ein weißes Halstuch; das Haar ward auf dem Kopfwirbel zusammengedreht und gepudert, und um dasselbe trug sie einen Kranz. […] Ein gefallenes Mädchen durfte keinen weißen Schurz und kein weißes Halstuch tragen; die Haare durften nur gezopft und auch nicht gepudert sein. Der Kranz fehlte natürlich auch. Sie mußte bloßen Hauptes einhergehen; […].“
In anderen Gegenden musste eine schwangere Braut meist in einem schwarzen Brautkleid heiraten.
Karl Friedrich Wilhelm Wander erwähnt Ende des 19. Jahrhunderts im Deutschen Sprichwörter-Lexikon im Zusammenhang mit Rose und „in Bezug auf ein gefallenes Mädchen“ das Sprichwort:
„Die Rose ist zu früh gepflückt.“
In früheren Jahrhunderten und bis über die Mitte des 20. hinaus existierten Heime und Anstalten für gefallene Mädchen. Teilweise waren dies quasi Strafanstalten für Frauen, die nicht den Moral- oder Rechtsvorstellungen der Kirchen bzw. ihrer Familien oder der Gesellschaft entsprachen, teilweise aber auch Anlaufstellen für in Not geratene Frauen. So gab es in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts etwa 40 unter Leitung von Diakonissen stehende Magdalenenstifte, Anstalten, in denen „gefallene Mädchen längere Zeit Aufnahme und Vorbereitung für ein neues, geordnetes Leben“ fanden. Derartige Institutionen dienten auch der Verhinderung von Prostitution.
Für die in diesen Heimen geleistete Arbeit wurde kein oder nur geringer Lohn gezahlt. Dies monierte z. B. die SPD 1928. Rentenansprüche wurden in der Regel nicht erworben.
Siehe auch
- Vorehelicher Geschlechtsverkehr
- Korrektionsanstalt
- Strohkranz
Literatur
- Gefallene, f. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 4: Forschel–Gefolgsmann – (IV, 1. Abteilung, Teil 1). S. Hirzel, Leipzig 1878 (woerterbuchnetz.de).
Einzelnachweise
- Zitat nach Anton Birlinger: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 378–383, ISBN 978-3-8430-0098-7; Hochzeitsitten zu Tuttlingen zeno.org
- Zitat nach Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1686, [1]
- Zitat und Anzahl nach Magdalenenstifter. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 13: Lyrik–Mitterwurzer. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S. 57 (Digitalisat. zeno.org).
- Eva Gehltomholt, Sabine Hering: Das verwahrloste Mädchen. Diagnostik und Fürsorge in der Jugendhilfe zwischen Kriegsende und Reform (1945–1965). Budrich, Opladen 2006, ISBN 978-3-86649-037-6 (= Frauen- und Genderforschung in der Erziehungswissenschaft, Band 4).
- Logis statt Entlohnung ( vom 28. Februar 2014 im Internet Archive)
- Peter Wensierski: Heimkinder-Schicksale: "Wie geprügelte Hunde". Der Spiegel, abgerufen am 24. Mai 2021.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Gefallenes Mädchen, Was ist Gefallenes Mädchen? Was bedeutet Gefallenes Mädchen?
Als gefallenes Madchen wurde in meist burgerlichen Kreisen bis ins 20 Jahrhundert hinein eine junge Frau bezeichnet die ihre Jungfraulichkeit verloren hatte ohne verheiratet zu sein und dadurch von den vorherrschenden Moralvorstellungen abwich Im weiteren Sinne wurden damit auch Frauen bezeichnet die sich auf sonstige Weise ausserhalb der Wertvorstellungen der burgerlichen Gesellschaft bewegten Anton Birlinger beschreibt Mitte des 19 Jahrhunderts in Sitten und Gebrauche die Hochzeitssitten in Tuttlingen War die Braut eine Jungfrau so hatte sie eine weisse Schurze und ein weisses Halstuch das Haar ward auf dem Kopfwirbel zusammengedreht und gepudert und um dasselbe trug sie einen Kranz Ein gefallenes Madchen durfte keinen weissen Schurz und kein weisses Halstuch tragen die Haare durften nur gezopft und auch nicht gepudert sein Der Kranz fehlte naturlich auch Sie musste blossen Hauptes einhergehen In anderen Gegenden musste eine schwangere Braut meist in einem schwarzen Brautkleid heiraten Karl Friedrich Wilhelm Wander erwahnt Ende des 19 Jahrhunderts im Deutschen Sprichworter Lexikon im Zusammenhang mit Rose und in Bezug auf ein gefallenes Madchen das Sprichwort Die Rose ist zu fruh gepfluckt In fruheren Jahrhunderten und bis uber die Mitte des 20 hinaus existierten Heime und Anstalten fur gefallene Madchen Teilweise waren dies quasi Strafanstalten fur Frauen die nicht den Moral oder Rechtsvorstellungen der Kirchen bzw ihrer Familien oder der Gesellschaft entsprachen teilweise aber auch Anlaufstellen fur in Not geratene Frauen So gab es in Deutschland Anfang des 20 Jahrhunderts etwa 40 unter Leitung von Diakonissen stehende Magdalenenstifte Anstalten in denen gefallene Madchen langere Zeit Aufnahme und Vorbereitung fur ein neues geordnetes Leben fanden Derartige Institutionen dienten auch der Verhinderung von Prostitution Fur die in diesen Heimen geleistete Arbeit wurde kein oder nur geringer Lohn gezahlt Dies monierte z B die SPD 1928 Rentenanspruche wurden in der Regel nicht erworben Siehe auchVorehelicher Geschlechtsverkehr Korrektionsanstalt StrohkranzLiteraturGefallene f In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Hrsg Deutsches Worterbuch Band 4 Forschel Gefolgsmann IV 1 Abteilung Teil 1 S Hirzel Leipzig 1878 woerterbuchnetz de EinzelnachweiseZitat nach Anton Birlinger Sitten und Gebrauche Freiburg im Breisgau 1862 S 378 383 ISBN 978 3 8430 0098 7 Hochzeitsitten zu Tuttlingen zeno org Zitat nach Karl Friedrich Wilhelm Wander Hrsg Deutsches Sprichworter Lexikon Band 5 Leipzig 1880 Sp 1686 1 Zitat und Anzahl nach Magdalenenstifter In Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Band 13 Lyrik Mitterwurzer Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1908 S 57 Digitalisat zeno org Eva Gehltomholt Sabine Hering Das verwahrloste Madchen Diagnostik und Fursorge in der Jugendhilfe zwischen Kriegsende und Reform 1945 1965 Budrich Opladen 2006 ISBN 978 3 86649 037 6 Frauen und Genderforschung in der Erziehungswissenschaft Band 4 Logis statt Entlohnung Memento vom 28 Februar 2014 im Internet Archive Peter Wensierski Heimkinder Schicksale Wie geprugelte Hunde Der Spiegel abgerufen am 24 Mai 2021