Körners Vormittag ist der Titel der einzigen Komödie von Friedrich Schiller die er zum 31 Geburtstag seines Freundes Chr
Körners Vormittag

Körners Vormittag ist der Titel der einzigen Komödie von Friedrich Schiller, die er zum 31. Geburtstag seines Freundes Christian Gottfried Körner verfasste. Das Werk entstand vermutlich zwischen dem 5. Juni und dem 2. Juli 1787. Zu Lebzeiten Schillers wurde der zunächst noch titellose Text nicht publiziert und erst 1862 von Carl Künzel unter dem Titel Ich habe mich rasieren lassen veröffentlicht.
Die für den Hausgebrauch bestimmte possenhafte Gelegenheitsdichtung parodiert den Dresdner Kreis um Körner und dessen Neigung, begonnene Arbeiten nicht oder nur sehr mühsam zu beenden. Sie zeigt eine gesellige Phase aus Schillers Leben und dokumentiert zugleich ein Stück Alltagsgeschichte des späten 18. Jahrhunderts.
Inhalt
Das kurze Stück präsentiert einen Ausschnitt aus dem Leben des notorisch überlasteten Oberkonsistorialrats Körner, der anfangs in seinem Studierzimmer in Schlafrock und Pantoffeln zu sehen ist und an einem Manuskript arbeiten will. Erleichtert, den Vormittag für sich zu haben, ruft er seinen Diener Gottlieb herbei, der ihn rasieren soll. Doch unentwegt klopft es an der Tür, Lieferanten, Schuster, Schneider, Stadtrichter und andere treten auf, bedrängen ihn mit Fragen und Angeboten, verwickeln ihn in hektische Gespräche und lenken ihn ab.
Gleich zu Beginn erscheint Schiller, fragt nach dem Manuskript Raphael (Raphaels Schreiben an Julius) für seine philosophischen Briefe, findet auf dem Schreibtisch aber nur einen unvollständigen Satz. Auf seine Frage „Wo geht’s denn fort?“ antwortet der entnervte Körner: „Das ist alles.“
Im ständigen Wechsel der Figuren verfliegt die Zeit. Körner versucht vergeblich, sich verleugnen zu lassen, seine resolute Frau Minna verteilt Ohrfeigen, mahnt zur Eile und erinnert ihn an eine Sitzung. Gegen Mittag endlich wähnt er sich kurz allein und will seine Hose anziehen, um ins Konsistorium zu eilen, wird dabei aber von Dorchen beobachtet, die schockiert ist und schreiend aus dem Raum läuft. Schließlich ist es ein Uhr, Körner hat die Sitzung versäumt. Minna, Schiller, Dorchen und Huber rufen im Chor, was er denn in Gottes Namen den ganzen Vormittag getan habe. Körner setzt sich in Pose und antwortet: „Ich habe mich rasieren lassen.“
Entstehung und Veröffentlichung
Da die Flucht der Gräfin de La Motte am 5. Juni 1787 nach England an einer Stelle des Stückes als Neuigkeit erzählt wird („Daß die La Motte echappiert ist, weißt du.“), muss Schiller die betreffende Aussage danach (Terminus post quem) geschrieben und das Werk bis zum 31. Geburtstag Körners fertiggestellt haben.
Der Autor hatte ihm auch in den Jahren zuvor literarische Geburtstagsgeschenke gemacht. 1785, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten, verfasste Schiller das konventionelle Gelegenheitsgedicht Unserm theuren Körner. Ein Jahr später entwarf er 13 Federskizzen, die sich auf Alltagssituationen bezogen, von Kommentaren Ludwig Ferdinand Hubers ergänzt wurden und als Avanturen des neuen Telemachs oder Exsertionen Körners in Form einer gebundenen Festzeitung überreicht wurden. Das Stück wurde vermutlich am 2. Juli 1787 im Hause Körners aufgeführt, Schiller war nicht nur Darsteller seiner eigenen Person, sondern auch des Seifenbekannten, während Dora Stock (Dorchen), Minna, Huber und Körner sich selbst darstellten.
Nach dem Tode ihres Mannes verwahrte Maria Körner die Handschrift zunächst, veräußerte sie dann aber 1837 dem Autographenhändler Carl Künzel unter der Bedingung, er möge entweder das ganze Heft oder die Passagen „vernichten, die irgendeine Nuance von Schatten auf Koerner’s oder Schiller’s Charakter werfen.“ Künzel sagte zu, indem er dies und einen persönlichen Schwur auf der letzten Seite niederschrieb: „Dieß schwöre ich zu thun, so mir Gott beistehe. Amen.“
Etwa dreißig Jahre später kam es zu einer Debatte in der Allgemeinen Zeitung, in deren Verlauf man Künzel beschuldigte, der Welt den Komödiendichter Schiller vorzuenthalten. Wegen der zunehmenden Belastungen entschloss er sich endlich, das Werk zu veröffentlichen und wählte dafür den Titel Ich habe mich rasieren lassen. Als Karl Goedeke die Posse in den vierten Band seiner Gesamtausgabe aufnahm, wählte er den heute noch gängigen Titel.
Hintergrund
Mit seinem kurzen Stück parodierte Schiller den Dresdner Kreis um Körner. Kunst und Philosophie treffen unvermittelt auf allerlei Widrigkeiten des Alltags. So will Huber aus seinem Aufsatz über die Verschwörung des Volkstribuns Cola di Rienzo vortragen, wird allerdings vom dazwischenredenden Schuster unterbrochen, der Körner fragt, ob er hohe oder niedrige Absätze wünsche. Hochfahrenden philosophischen Plänen steht das Durcheinander des täglichen Lebens gegenüber, das im Kommen und Gehen zahlreicher Menschen im Chaos zu versinken droht und in der unordentlichen Wohnung mit der herumliegenden Wäsche und den unbezahlten Rechnungen keine Ruhe findet.
Mit seiner Posse bezog Schiller sich auf den von Körner erwarteten Beitrag zu den Philosophischen Briefen, die Ende April 1786 im dritten Heft der Thalia erschienen waren und fortgesetzt werden sollten. Ein Bruchstück des zugesagten Briefes konnte schließlich Anfang Mai 1789 veröffentlicht werden, war aber vermutlich größtenteils von Schiller selbst verfasst worden. Deutlich erkennbar spielte Schiller auf Körners Schwäche an, Zusagen rechtzeitig zu erfüllen. Seine Passivität und Trägheit, seine „Trödeley“, wie Körner es selbst nannte und beklagte, war auch von anderen Zeitgenossen bespöttelt worden.
Der Aufbau des Stücks ist an die Proverbes dramatiques angelehnt, Einakter mit pointiert-witzigem Stil, die in Frankreich während der Regentschaft des Sonnenkönigs aufkamen und eine These oder bestimmte Lebenshaltung im Verlauf eines Intrigenspiels präsentierten. Sie wurden zunächst lediglich in aristokratischen Salons, später hingegen auch in öffentlichen Theatern am Boulevard aufgeführt. Die Stücke schöpften ihre Themen bevorzugt aus der Moralistik, aber auch dem aktuellen politischen Tagesgeschehen, aus Pressemeldungen und selbst Klatschgeschichten und stellten ein Genre dar, das der junge Hugo von Hofmannsthal in seinen lyrischen Dramen Gestern sowie Der Tor und der Tod erneut aufgriff.
Mag Schiller auch keine weiteren eigenen Komödien mehr verfasst haben, blieb dieses Stück nicht seine einzige Erfahrung mit komischen Stoffen. Auf Wunsch des Herzogs Karl August bearbeitete und übersetzte er später zwei Komödien von Louis-Benoît Picard: Encore des Ménechmes (zunächst Die neuen Ménächmen, dann Der Neffe als Onkel) und Médiocre et rampant (zunächst Mittelmaß und Kriecherei oder wie man nach oben kommt, dann Der Parasit oder Die Kunst, sein Glück zu machen). An wenigen Stellen verstärkte er die komischen Effekte, verbesserte unwesentliche Flüchtigkeitsfehler und übertrug das in Alexandrinern verfasste Original in den bürgerlichen Konversationston. Die relative Bearbeitungstreue ist allerdings weniger philologischer Akribie als schlichtem Zeitmangel zu verdanken. So schrieb er an Körner, Picards Ausführung sei zu trocken, eine weitergehende Bearbeitung hätte ihn aber über Gebühr und für eine im Grunde zweifelhafte Arbeit belastet.
Besonderheiten und Rezeption
In dem Text finden sich eine Reihe von Interjektionen wie etwa „Schicke!“, „Allzeit!“ und „Natur!“, die lexikalisch nicht verzeichnet sind und auf eine Privatsprache innerhalb des Kreises hindeuten. Schillers Freund Johann Wolfgang von Goethe charakterisierte eine solche Privatsprache als „eine Art Gauneridiom, welches, indem es die Eingeweihten höchst glücklich macht, den Fremden unbemerkt bleibt, oder bemerkt, verdrießlich wird.“
Im Gegensatz zu den älteren Typenkomödien sind die geschilderten „Laster“ eher der Regelfall und nicht mehr die Ausnahme und dienen als Strategien, den Malaisen des Alltags zu entkommen. Vor allem das Geld spielt eine zentrale Rolle in Körners Vormittag, geht es doch unentwegt um bestimmte Rechtsgeschäfte wie Kaufen und Verkaufen, Leihen und Erben. Dass die materiellen Verhältnisse nicht nur den bürgerlichen Alltag, sondern auch die hohe Kunst beeinflussen, wusste auch Schiller, der in Körner einen großzügigen Mäzen gefunden hatte.
Noch vor dem Druck der Komödie entspann sich in der Fachwelt eine kontroverse Diskussion über ihre Bedeutung. Alfred von Wolzogen sprach vom „einzigen Original-Lustspiel“ Schillers, das einen geschlossenen Blick auf seine „heiter(e) Laune“ biete, mit dem sich das Bild des Dichters vervollständigen lasse. Kuno Fischer hingegen, der nach zentralen Elementen des Komischen im Werk Schiller suchte, warnte vor einer übertriebenen Einschätzung. Die Posse sei „nichts weiter als ein artiger häuslicher Scherz“, den der gut gelaunte Schiller „mit fröhlicher Hand entworfen“ habe.
Während Maria Körner befürchtete, das harmlose Stück könne Schillers Ansehen schädigen und ihn desavouieren, hielt David Friedrich Strauß derartige Befürchtungen angesichts seiner Größe und Bedeutung für abwegig. Seit seiner „Verklärung“ bleibe „Schiller auch im Schlafrock immer Schiller“. An seiner „hehren Gestalt“ schaue die Welt „gläubig und verehrend“ empor. Auch das Kleine sei wertvoll, zumal es schön sei, den Dichter als einen Menschen zu sehen, der sich „im engen Kreis unter Angehörigen und Freunden ...gemühtlich“ bewege und auch an „kleinen Scherzen und Neckereien seine Freude“ habe.
Carl Künzel reagierte auf die öffentlichen Auseinandersetzungen um das Stück, indem er den Erstdruck mit Ein dramatischer Scherz untertitelte und in der Ausgabe der Neckar-Zeitung vom 16. Januar 1863 schrieb, das Stück sei künstlerisch bedeutungslos und hätte „selbst als Gelegenheitswerk nicht den mindesten Wert“, wenn es nicht aus Schillers Feder stammen und sich nicht auf Körner beziehen würde. Diese Einschätzung prägte die Rezeption, bis es in jüngster Zeit zu Versuchen kam, das Werk als literarisch eigenständig zu würdigen und im literaturgeschichtlichen Kontext zu interpretieren.
Für Grit Dommes deuten sich in jenen Passagen, die Körners Entscheidungsschwächen und andere persönliche Probleme ausmalen, bereits die Neurosen des modernen Individuums an. Die Widersprüche zwischen ihm und den gesellschaftlichen Forderungen seien äußerst kompliziert und könnten sich deswegen nicht durch einfache moralische Prinzipien überwinden lassen. Das Carpe diem des Anfangs, die Zeit des Vormittags sinnvoll zu nutzen, erweist sich als so trügerisch, dass Körner ihm am Schluss nur mit „pervertiertem Selbstbewusstsein“ begegnen kann und in bedeutender Pose das Unbedeutende vorbringt: Mit seinem grotesken Hinweis auf die Rasur bestätigt er den Vorwurf der Zeitverschwendung, anstatt ihn zu entkräften.
Ausgaben
- Friedrich von Schiller: Ich habe mich rasieren lassen: Ein dramatischer Scherz von Friedrich von Schiller. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt A. H. Payne 1862
Literatur
- Peter-André Alt: Körners Vormittag. In: Schiller, Leben – Werk – Zeit, Erster Band, München 2000, S. 424–425
- Grit Dommes: Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 88–92
Einzelnachweise
- Hinweis: Die Jahresangaben differieren hier, während Gritt Dommes 1863 angibt, spricht Peter-André Alt von 1862
- Helmut Koopmann, Anmerkungen zu Körners Vormittag. In: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, Band I, Dramen I, Deutscher Bücherbund, Stuttgart, S. 931
- Grit Dommes: Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 88
- Friedrich Schiller, Körners Vormittag, in: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, Band I, Dramen I, Deutscher Bücherbund, Stuttgart, S. 621
- Friedrich Schiller, Körners Vormittag, In: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, Band I, Dramen I, Deutscher Bücherbund, Stuttgart, S. 627
- Friedrich Schiller, Körners Vormittag, in: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, Band I, Dramen I, Deutscher Bücherbund, Stuttgart, S. 624
- Grit Dommes: Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 88
- Peter-André Alt: Körners Vormittag. In: Schiller, Leben – Werk – Zeit, Erster Band, München 2000, S. 422
- Zit. nach: Grit Dommes: Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 89
- Grit Dommes: Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 90
- Helmut Koopmann, Anmerkungen zu Körners Vormittag. In: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, Band I, Dramen I, Deutscher Bücherbund, Stuttgart, S. 931
- Peter-André Alt, Körners Vormittag. In: Schiller, Leben – Werk – Zeit, Erster Band, München 2000, S. 425
- Peter-André Alt, Körners Vormittag. In: Schiller, Leben - Werk - Zeit, Erster Band, München 2000, S. 426
- Heinz Gerd Ingenkamp: Bearbeitungen und Übersetzungen. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 533
- Zit. nach: Grit Dommes. Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 89
- Grit Dommes: Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 91
- Grit Dommes: Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 91
- Zit. nach: Grit Dommes: Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 91
- Grit Dommes: Körners Vormittag. In: Schiller-Handbuch, Leben – Werk – Wirkung, Hrsg. Matthias Luserke-Jaqui, Metzler, Stuttgart 2005, S. 90
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Korners Vormittag ist der Titel der einzigen Komodie von Friedrich Schiller die er zum 31 Geburtstag seines Freundes Christian Gottfried Korner verfasste Das Werk entstand vermutlich zwischen dem 5 Juni und dem 2 Juli 1787 Zu Lebzeiten Schillers wurde der zunachst noch titellose Text nicht publiziert und erst 1862 von Carl Kunzel unter dem Titel Ich habe mich rasieren lassen veroffentlicht Titelblatt von Ich habe mich rasieren lassen 1862 Die fur den Hausgebrauch bestimmte possenhafte Gelegenheitsdichtung parodiert den Dresdner Kreis um Korner und dessen Neigung begonnene Arbeiten nicht oder nur sehr muhsam zu beenden Sie zeigt eine gesellige Phase aus Schillers Leben und dokumentiert zugleich ein Stuck Alltagsgeschichte des spaten 18 Jahrhunderts InhaltFriedrich Schiller Gemalde von Anton Graff Das kurze Stuck prasentiert einen Ausschnitt aus dem Leben des notorisch uberlasteten Oberkonsistorialrats Korner der anfangs in seinem Studierzimmer in Schlafrock und Pantoffeln zu sehen ist und an einem Manuskript arbeiten will Erleichtert den Vormittag fur sich zu haben ruft er seinen Diener Gottlieb herbei der ihn rasieren soll Doch unentwegt klopft es an der Tur Lieferanten Schuster Schneider Stadtrichter und andere treten auf bedrangen ihn mit Fragen und Angeboten verwickeln ihn in hektische Gesprache und lenken ihn ab Gleich zu Beginn erscheint Schiller fragt nach dem Manuskript Raphael Raphaels Schreiben an Julius fur seine philosophischen Briefe findet auf dem Schreibtisch aber nur einen unvollstandigen Satz Auf seine Frage Wo geht s denn fort antwortet der entnervte Korner Das ist alles Im standigen Wechsel der Figuren verfliegt die Zeit Korner versucht vergeblich sich verleugnen zu lassen seine resolute Frau Minna verteilt Ohrfeigen mahnt zur Eile und erinnert ihn an eine Sitzung Gegen Mittag endlich wahnt er sich kurz allein und will seine Hose anziehen um ins Konsistorium zu eilen wird dabei aber von Dorchen beobachtet die schockiert ist und schreiend aus dem Raum lauft Schliesslich ist es ein Uhr Korner hat die Sitzung versaumt Minna Schiller Dorchen und Huber rufen im Chor was er denn in Gottes Namen den ganzen Vormittag getan habe Korner setzt sich in Pose und antwortet Ich habe mich rasieren lassen Entstehung und VeroffentlichungChristian Gottfried Korner Portrat von Anton Graff Da die Flucht der Grafin de La Motte am 5 Juni 1787 nach England an einer Stelle des Stuckes als Neuigkeit erzahlt wird Dass die La Motte echappiert ist weisst du muss Schiller die betreffende Aussage danach Terminus post quem geschrieben und das Werk bis zum 31 Geburtstag Korners fertiggestellt haben Der Autor hatte ihm auch in den Jahren zuvor literarische Geburtstagsgeschenke gemacht 1785 kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten verfasste Schiller das konventionelle Gelegenheitsgedicht Unserm theuren Korner Ein Jahr spater entwarf er 13 Federskizzen die sich auf Alltagssituationen bezogen von Kommentaren Ludwig Ferdinand Hubers erganzt wurden und als Avanturen des neuen Telemachs oder Exsertionen Korners in Form einer gebundenen Festzeitung uberreicht wurden Das Stuck wurde vermutlich am 2 Juli 1787 im Hause Korners aufgefuhrt Schiller war nicht nur Darsteller seiner eigenen Person sondern auch des Seifenbekannten wahrend Dora Stock Dorchen Minna Huber und Korner sich selbst darstellten Nach dem Tode ihres Mannes verwahrte Maria Korner die Handschrift zunachst verausserte sie dann aber 1837 dem Autographenhandler Carl Kunzel unter der Bedingung er moge entweder das ganze Heft oder die Passagen vernichten die irgendeine Nuance von Schatten auf Koerner s oder Schiller s Charakter werfen Kunzel sagte zu indem er dies und einen personlichen Schwur auf der letzten Seite niederschrieb Diess schwore ich zu thun so mir Gott beistehe Amen Etwa dreissig Jahre spater kam es zu einer Debatte in der Allgemeinen Zeitung in deren Verlauf man Kunzel beschuldigte der Welt den Komodiendichter Schiller vorzuenthalten Wegen der zunehmenden Belastungen entschloss er sich endlich das Werk zu veroffentlichen und wahlte dafur den Titel Ich habe mich rasieren lassen Als Karl Goedeke die Posse in den vierten Band seiner Gesamtausgabe aufnahm wahlte er den heute noch gangigen Titel HintergrundMinna Korner Mit seinem kurzen Stuck parodierte Schiller den Dresdner Kreis um Korner Kunst und Philosophie treffen unvermittelt auf allerlei Widrigkeiten des Alltags So will Huber aus seinem Aufsatz uber die Verschworung des Volkstribuns Cola di Rienzo vortragen wird allerdings vom dazwischenredenden Schuster unterbrochen der Korner fragt ob er hohe oder niedrige Absatze wunsche Hochfahrenden philosophischen Planen steht das Durcheinander des taglichen Lebens gegenuber das im Kommen und Gehen zahlreicher Menschen im Chaos zu versinken droht und in der unordentlichen Wohnung mit der herumliegenden Wasche und den unbezahlten Rechnungen keine Ruhe findet Mit seiner Posse bezog Schiller sich auf den von Korner erwarteten Beitrag zu den Philosophischen Briefen die Ende April 1786 im dritten Heft der Thalia erschienen waren und fortgesetzt werden sollten Ein Bruchstuck des zugesagten Briefes konnte schliesslich Anfang Mai 1789 veroffentlicht werden war aber vermutlich grosstenteils von Schiller selbst verfasst worden Deutlich erkennbar spielte Schiller auf Korners Schwache an Zusagen rechtzeitig zu erfullen Seine Passivitat und Tragheit seine Trodeley wie Korner es selbst nannte und beklagte war auch von anderen Zeitgenossen bespottelt worden Der Aufbau des Stucks ist an die Proverbes dramatiques angelehnt Einakter mit pointiert witzigem Stil die in Frankreich wahrend der Regentschaft des Sonnenkonigs aufkamen und eine These oder bestimmte Lebenshaltung im Verlauf eines Intrigenspiels prasentierten Sie wurden zunachst lediglich in aristokratischen Salons spater hingegen auch in offentlichen Theatern am Boulevard aufgefuhrt Die Stucke schopften ihre Themen bevorzugt aus der Moralistik aber auch dem aktuellen politischen Tagesgeschehen aus Pressemeldungen und selbst Klatschgeschichten und stellten ein Genre dar das der junge Hugo von Hofmannsthal in seinen lyrischen Dramen Gestern sowie Der Tor und der Tod erneut aufgriff Mag Schiller auch keine weiteren eigenen Komodien mehr verfasst haben blieb dieses Stuck nicht seine einzige Erfahrung mit komischen Stoffen Auf Wunsch des Herzogs Karl August bearbeitete und ubersetzte er spater zwei Komodien von Louis Benoit Picard Encore des Menechmes zunachst Die neuen Menachmen dann Der Neffe als Onkel und Mediocre et rampant zunachst Mittelmass und Kriecherei oder wie man nach oben kommt dann Der Parasit oder Die Kunst sein Gluck zu machen An wenigen Stellen verstarkte er die komischen Effekte verbesserte unwesentliche Fluchtigkeitsfehler und ubertrug das in Alexandrinern verfasste Original in den burgerlichen Konversationston Die relative Bearbeitungstreue ist allerdings weniger philologischer Akribie als schlichtem Zeitmangel zu verdanken So schrieb er an Korner Picards Ausfuhrung sei zu trocken eine weitergehende Bearbeitung hatte ihn aber uber Gebuhr und fur eine im Grunde zweifelhafte Arbeit belastet Besonderheiten und RezeptionIn dem Text finden sich eine Reihe von Interjektionen wie etwa Schicke Allzeit und Natur die lexikalisch nicht verzeichnet sind und auf eine Privatsprache innerhalb des Kreises hindeuten Schillers Freund Johann Wolfgang von Goethe charakterisierte eine solche Privatsprache als eine Art Gauneridiom welches indem es die Eingeweihten hochst glucklich macht den Fremden unbemerkt bleibt oder bemerkt verdriesslich wird Im Gegensatz zu den alteren Typenkomodien sind die geschilderten Laster eher der Regelfall und nicht mehr die Ausnahme und dienen als Strategien den Malaisen des Alltags zu entkommen Vor allem das Geld spielt eine zentrale Rolle in Korners Vormittag geht es doch unentwegt um bestimmte Rechtsgeschafte wie Kaufen und Verkaufen Leihen und Erben Dass die materiellen Verhaltnisse nicht nur den burgerlichen Alltag sondern auch die hohe Kunst beeinflussen wusste auch Schiller der in Korner einen grosszugigen Mazen gefunden hatte Noch vor dem Druck der Komodie entspann sich in der Fachwelt eine kontroverse Diskussion uber ihre Bedeutung Alfred von Wolzogen sprach vom einzigen Original Lustspiel Schillers das einen geschlossenen Blick auf seine heiter e Laune biete mit dem sich das Bild des Dichters vervollstandigen lasse Kuno Fischer hingegen der nach zentralen Elementen des Komischen im Werk Schiller suchte warnte vor einer ubertriebenen Einschatzung Die Posse sei nichts weiter als ein artiger hauslicher Scherz den der gut gelaunte Schiller mit frohlicher Hand entworfen habe David Friedrich Strauss Wahrend Maria Korner befurchtete das harmlose Stuck konne Schillers Ansehen schadigen und ihn desavouieren hielt David Friedrich Strauss derartige Befurchtungen angesichts seiner Grosse und Bedeutung fur abwegig Seit seiner Verklarung bleibe Schiller auch im Schlafrock immer Schiller An seiner hehren Gestalt schaue die Welt glaubig und verehrend empor Auch das Kleine sei wertvoll zumal es schon sei den Dichter als einen Menschen zu sehen der sich im engen Kreis unter Angehorigen und Freunden gemuhtlich bewege und auch an kleinen Scherzen und Neckereien seine Freude habe Carl Kunzel reagierte auf die offentlichen Auseinandersetzungen um das Stuck indem er den Erstdruck mit Ein dramatischer Scherz untertitelte und in der Ausgabe der Neckar Zeitung vom 16 Januar 1863 schrieb das Stuck sei kunstlerisch bedeutungslos und hatte selbst als Gelegenheitswerk nicht den mindesten Wert wenn es nicht aus Schillers Feder stammen und sich nicht auf Korner beziehen wurde Diese Einschatzung pragte die Rezeption bis es in jungster Zeit zu Versuchen kam das Werk als literarisch eigenstandig zu wurdigen und im literaturgeschichtlichen Kontext zu interpretieren Fur Grit Dommes deuten sich in jenen Passagen die Korners Entscheidungsschwachen und andere personliche Probleme ausmalen bereits die Neurosen des modernen Individuums an Die Widerspruche zwischen ihm und den gesellschaftlichen Forderungen seien ausserst kompliziert und konnten sich deswegen nicht durch einfache moralische Prinzipien uberwinden lassen Das Carpe diem des Anfangs die Zeit des Vormittags sinnvoll zu nutzen erweist sich als so trugerisch dass Korner ihm am Schluss nur mit pervertiertem Selbstbewusstsein begegnen kann und in bedeutender Pose das Unbedeutende vorbringt Mit seinem grotesken Hinweis auf die Rasur bestatigt er den Vorwurf der Zeitverschwendung anstatt ihn zu entkraften AusgabenFriedrich von Schiller Ich habe mich rasieren lassen Ein dramatischer Scherz von Friedrich von Schiller Verlag der Englischen Kunst Anstalt A H Payne 1862LiteraturPeter Andre Alt Korners Vormittag In Schiller Leben Werk Zeit Erster Band Munchen 2000 S 424 425 Grit Dommes Korners Vormittag In Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Hrsg Matthias Luserke Jaqui Metzler Stuttgart 2005 S 88 92EinzelnachweiseHinweis Die Jahresangaben differieren hier wahrend Gritt Dommes 1863 angibt spricht Peter Andre Alt von 1862 Helmut Koopmann Anmerkungen zu Korners Vormittag In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band I Dramen I Deutscher Bucherbund Stuttgart S 931 Grit Dommes Korners Vormittag In Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Hrsg Matthias Luserke Jaqui Metzler Stuttgart 2005 S 88 Friedrich Schiller Korners Vormittag in Friedrich Schiller Samtliche Werke Band I Dramen I Deutscher Bucherbund Stuttgart S 621 Friedrich Schiller Korners Vormittag In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band I Dramen I Deutscher Bucherbund Stuttgart S 627 Friedrich Schiller Korners Vormittag in Friedrich Schiller Samtliche Werke Band I Dramen I Deutscher Bucherbund Stuttgart S 624 Grit Dommes Korners Vormittag In Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Hrsg Matthias Luserke Jaqui Metzler Stuttgart 2005 S 88 Peter Andre Alt Korners Vormittag In Schiller Leben Werk Zeit Erster Band Munchen 2000 S 422 Zit nach Grit Dommes Korners Vormittag In Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Hrsg Matthias Luserke Jaqui Metzler Stuttgart 2005 S 89 Grit Dommes Korners Vormittag In Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Hrsg Matthias Luserke Jaqui Metzler Stuttgart 2005 S 90 Helmut Koopmann Anmerkungen zu Korners Vormittag In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band I Dramen I Deutscher Bucherbund Stuttgart S 931 Peter Andre Alt Korners Vormittag In Schiller Leben Werk Zeit Erster Band Munchen 2000 S 425 Peter Andre Alt Korners Vormittag In Schiller Leben Werk Zeit Erster Band Munchen 2000 S 426 Heinz Gerd Ingenkamp Bearbeitungen und Ubersetzungen In Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Hrsg Matthias Luserke Jaqui Metzler Stuttgart 2005 S 533 Zit nach Grit Dommes Korners Vormittag In Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Hrsg Matthias Luserke Jaqui Metzler Stuttgart 2005 S 89 Grit Dommes Korners Vormittag In Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Hrsg Matthias Luserke Jaqui Metzler Stuttgart 2005 S 91 Grit Dommes Korners Vormittag In Schiller 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