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Die alkäische Strophe ist eine nach dem griechischen Dichter Alkaios benannte antike Strophenform die in der deutschen D

Alkäischer Vers

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Die alkäische Strophe ist eine nach dem griechischen Dichter Alkaios benannte antike Strophenform, die in der deutschen Dichtung häufig verwendet worden ist. Es handelt sich um eine vierzeilige Odenstrophe, deren erste beide Verse 11, deren dritter Vers 9 und deren vierter 10 Silben haben, wobei die ersten beiden Verse eine Zäsur nach der fünften Silbe haben. Das Schema der antiken Strophe ist in metrischer Notation:

×—◡—× ‖ —◡◡—◡×
×—◡—× ‖ —◡◡—◡×
×—◡—×—◡—×
—◡◡—◡◡—◡—×

Es werden also drei unterschiedliche Versmaße verwendet, die man nach der Strophe alkäische Versmaße nennt, im Einzelnen:

  • alkäischer Hendekasyllabus (abgekürzt alc11)
  • alkäischer Enneasyllabus (alc9)
  • alkäischer Dekasyllabus (alc10)

Antike Dichtung

Die alkäische Strophe wurde in der griechischen Dichtung von Alkaios und Sappho verwendet und später in der lateinischen Dichtung von Horaz aufgenommen, bei dessen Oden es die häufigste Strophenform ist. Ein Beispiel (Horaz, Oden 1,37):

Antehac nefas, de promere Caecubum
cellis avitis, dum Capitolio
Regina dementis ruinas
funus et Imperio parabat.

In der deutschen Übersetzung von K. F. Preiß:

Verbrechen war es früher, den Cäcuber
zu holen aus dem Ahnengewölbe, da
Die Königin dem Capitol und
Reiche den Umsturz voll Unsinn drohte,

Deutsche Dichtung

In der deutschen Dichtung ist die alkäische Strophe von allen antiken Odenstrophen am häufigsten nachgebildet worden. Sie wurde erstmals 1644 von Georg Philipp Harsdörffer verwendet; für die deutsche Dichtung bedeutsam wurde sie durch Friedrich Gottlieb Klopstock, der mit ihr bei getreuerer Nachbildung des antiken Vorbilds 1747 seine Odenproduktion begann (An meine Freunde, An Fanny). Nach seinem Beispiel verwendeten zahlreiche Dichter wie Ludwig Hölty oder August von Platen die Strophe; Friedrich Hölderlins zahlreiche alkäische Oden (darunter An die Parzen, Abendphantasie, Die Heimat, Der Neckar) gelten als Höhepunkte der deutschen Odendichtung. Das 19. Jahrhundert hat vergleichsweise wenige alkäische Oden hervorgebracht; im 20. Jahrhundert wurde die Strophenform unter anderen von Rudolf Alexander Schröder, Josef Weinheber und Friedrich Georg Jünger (Die Seerosen) gewählt.

Metrum

Die alkäische Strophe wird in der deutschen Dichtung meist verwirklicht, indem die Silben, die beim antiken Vorbild entweder lang oder kurz sind, in eindeutiger Weise betont oder unbetont gewählt werden. In metrischer Notation:

◡—◡—◡ ‖ —◡◡—◡—
◡—◡—◡ ‖ —◡◡—◡—
◡—◡—◡—◡—◡
—◡◡—◡◡—◡—◡

Als Beispiel die vierte Strophe aus Wilhelm Waiblingers Quelle der Nymphe Egeria in Nemi:

Aus Treue sterben! Schönster Gedanke du,
Aus unsern Tagen lange hinweggeflohn
Ins Reich der Dichtung, in die Zeiten,
Da ihn die Menschen von Göttern lernten.

Abweichungen von diesem Schema treten auf, wenn Verfasser das antike Vorbild möglichst genau wiederzugeben versuchen, so etwa Johann Heinrich Voss und August von Platen. Die fünfte Strophe von Platens Brunelleschi:

Schatzgräber schalt Roms höhnischer Pöbel dich,
Dich samt Donato, deinem erprobten Freund,
Des Kunst zuerst formlosem Steine
Männlichen Seelencharakter eingrub.

Hier sind nach antikem Vorbild einige Stellen, die im Strophenschema der deutschen Nachbildung mit einer leichten, unbetonten Silbe besetzt sind, mit einer schweren Silbe besetzt:

——◡—— ‖ —◡◡—◡—
——◡—◡ ‖ —◡◡—◡—
◡—◡———◡—◡
—◡◡—◡◡—◡——

Zäsur

Die Zäsur der beiden die Strophe eröffnenden alkäischen Elfsilber wird in ihrer deutschen Nachbildung oft nicht eingehalten, so zum Beispiel in der zweiten Strophe von Georg Brittings Mantua:

Paläste, leer. Die Fürsten Gonzaga - tot.
Und ritten auf den steinernen Treppen steil
Ins Schlafgemach. Die weißen Frauen
Lauschten errötend dem Schall der Hufe.

Obwohl der dritte und der vierte Vers der Strophe keine vorgeschriebene, feste Zäsur aufweisen, findet sich oft ein Einschnitt entweder nach der vierten Silbe (bei beiden Versen) oder nach der sechsten Silbe beim dritten Vers, nach der siebten Silbe beim vierten Vers, wodurch sich beide Verse anziehend gliedern. Die zweite Strophe aus einer Ode Rudolf Alexander Schröders (Deutsche Oden, erste Reihe, 4):

Ihr wisst, nicht Süße rettet die Frucht: der Kern
Muss sich beweisen. Also errettet euch
Nur Männersinn, dem Pflicht und Opfer
Stillen, beharrlichen Diensts vertraut sind.

Die ersten beiden Verse weisen die Zäsur nach der fünften Silbe auf, im dritten Vers fällt der Einschnitt hinter die vierte Silbe, im vierten hinter die siebte.

Rhythmus

In der alkäischen Strophe steigt die Bewegung in den ersten fünf Silben des ersten Verses und schlägt nach der Zäsur in eine fallende Bewegung um. Der zweite Vers wiederholt dieses Auf und Ab, wonach im dritten Vers ein im Vergleich zu den bisherigen steigenden Abschnitten doppelt so langer Anstieg folgt, ehe die Bewegung im vierten Vers wieder fällt, auch hier in doppeltem Umfang. Wolfgang Binder beschreibt die Bewegung der ersten beiden Verse so: "Dieses Steigen und Fallen bildet gleichsam eine Welle." Und über den dritten und vierten Vers: "Liest man sie nun zusammen, als ob sie zwei Kola eines längeren Verses wären, dann wiederholen sie die Wellenbewegung des Elfsilbers: Der Neunsilber steigt, der Zehnsilber fällt." Zusammengefasst: "Drei Wellen, die dritte doppelt so breit." Aufgrund dieses Aufbaus stellt Walter Hof fest: "Das alkäische Maß ist also zwar vierzeilig, aber dreiteilig." Das Bild der Welle ist häufig zur Beschreibung der alkäischen Strophe verwendet worden, so von Moritz Carriere: "Die alkäische Strophe ist ein stürmisches Auf- und Abwogen". Carriere weist auch wie Binder darauf hin, dass die herausgehobene Stelle der drei Strophenteile in der Mitte liegt, auf dem höchsten Punkt der Welle (also bei den ersten beiden Versen um die Zäsur, beim dritten und vierten Vers am Versende des dritten und am Versanfang des vierten). Dadurch ist die alkäische Strophe noch weniger als andere antike Strophen reimbar, da ein Reim entgegen dem Bau der Strophe das Versende betonen würde.

Enjambement

Wie in allen deutschen Nachbildungen antiker Strophen ist das Enjambement eher die Regel als die Ausnahme. Durch die Zugehörigkeit zur gleichen rhythmischen Einheit sind der dritte und der vierte Vers besonders eng verbunden, so dass hier gelegentlich am Ende des dritten Verses noch nicht einmal ein Wort schließt, wie in der dritten Strophe von Josef Weinhebers Alkaios, der Dichter:

O aufstehn hätt' ich, sagen gewollt: Ein Mann
ist nötig. Sprechen, wie sich das Wort erhob
aus unsern Vätern. Doch die Scham ver-
band mir den Mund. Ich verschwieg es; leide.

Auch über die Grenze zwischen zwei Strophen fließen Satz wie Sinn häufig ohne zu stocken hinweg, wie Hölderlins zweistrophige Ode Der Sonnenuntergang zeigt:

Wo bist du? Trunken dämmert die Seele mir
Von aller deiner Wonne; denn eben ist’s,
Dass ich gelauscht, wie, goldner Töne
Voll, der entzückende Sonnenjüngling

Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt‘;
Es tönten rings die Wälder und Hügel nach.
Doch fern ist er zu fremden Völkern,
Die ihn noch ehren, hinweggegangen.

Sprache

In ihrer eigentlichen Verwendung als Odenstrophe ist die alkäische Strophe den für die Ode kennzeichnenden großen Themen ebenso verpflichtet wie der dazugehörigen gehobenen, ernsten Sprache; für beides ist sie ihrer Grundbewegung nach geeignet, wie Franz Ficker feststellt: "In der alkäischen Strophe ruht vielleicht der höchste Wohllaut; ihr Gang ist gehalten, und ihr Ton hat etwas Erhebendes. Sie ist daher zur Darstellung des Würdevollen, Großen, Starken, Erhabenen vorzüglich geeignet." Verweigert sich ein in alkäischen Strophen geschriebenes Gedicht diesen Inhalten und dieser Sprache, entsteht schnell eine parodistische Wirkung, wie etwa in Eduard Mörikes An Philomele:

Verzeih! im Jägerschlösschen ist frisches Bier
Und Kegelabend heut: ich versprach es halb
Dem Oberamtsgerichtsverweser,
Auch dem Notar und dem Oberförster.

Auch ein hymnischer Ton ist der alkäischen Strophe möglich; in reinster Form verwirklicht ihn die letzte Strophe von Ludwig Theobul Kosegartens Vaninis Hymne:

Glanz, Lichtstrahl, Würde, Hoheit, wie sing' ich dich!
Licht, Liebe, Leben, Labsal, wie feir' ich dich!
Der Summen Summe! All des Allen!
Einziger, Ewiger, Größter, Bester!

Rezeption

Die alkäische Strophe wird in Literatur und Film verschiedentlich erwähnt.

  • In Theodor Fontanes erstem Roman, Vor dem Sturm, führen Hansen-Grell und Lewin ein Gespräch über Hölderlin und die Dichtung; Hansen-Grell liest Hölderlins An die Parzen, dann: "Er legte das Buch aus der Hand und fuhr ohne Pause fort: 'Das sind alkäische Strophen, klassisch in Bau und Form, und doch klingt es in ihnen romantisch trotz Orkus und aller Schatten- und Götterwelt der Klassizität.'"
  • In Jean-Luc Godards Film Le Mépris zitiert und bespricht Fritz Lang mehrsprachig die Schlussstrophe von Hölderlins Dichterberuf.

Andere Dichtungen

In der italienischen Dichtung wurde die alkäische Strophe von Gabriello Chiabrera (1552–1638) erneuert und nach ihm von Paolo Antonio Rolli (1687–1765), (1755–1807) und anderen verwendet. In England gab es Versuche von Tennyson (O mighty-mouth’d inventor of harmonies) und von Swinburne.

Literatur

  • Horst Joachim Frank: Handbuch der deutschen Strophenformen. Hanser, München/Wien 1980, S. 359–364.
  • Sandro Boldrini: Prosodie und Metrik der Römer. Teubner, Stuttgart/Leipzig 1999, ISBN 3-519-07443-5, S. 156.
  • Ivo Braak: Poetik in Stichworten. 8. Auflage. Bornträger, Stuttgart 2001, ISBN 3-443-03109-9, S. 140.
  • Friedrich Crusius: Römische Metrik. Eine Einführung. Neu bearbeitet von Hans Rubenbauer. Hueber, München 1955, S. 107 f.http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DariGfxPnV3AC~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA107~doppelseitig%3D~LT%3DS.%20107%26nbsp%3Bf.~PUR%3D.
  • Emil Brocks: Das Fortleben der alkäische Strophe im lateinischen Kirchenlied des Mittelalters und in der neueren deutschen Dichtung. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift. 13, 1925, S. 363–382.
  • Orazio Francabandera: Contributo alla storia dell'alcaica. Bari 1928.
  • Otto Knörrich: Lexikon lyrischer Formen (= Kröners Taschenausgabe. Band 479). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-47902-8, S. 6f.
  • Dieter Schaller: Der alkäische Hendekasyllabus im frühen Mittelalter. In: Mittellateinisches Jahrbuch. Band 19, 1984, S. 73–90.
  • R. A. Swanson, J. W. Halporn, T. V. F. Brogan: Alcaic. In: Roland Greene, Stephen Cushman et al. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Poetry and Poetics. 4. Auflage. Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-13334-8, S. 31 (eingeschränkte Vorschauhttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DuKiC6IeFR2UC~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA31~doppelseitig%3D~LT%3Deingeschr%C3%A4nkte%20Vorschau~PUR%3D in der Google-Buchsuche).
  • Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. 8. Auflage. Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-84601-3, S. 10.

Einzelnachweise

  1. s:la:Carmina (Horatius)/Liber I/Carmen XXXVII
  2. K. F. Preiß, Leipzig 1837, S. 40 books.google; http://www.gottwein.de/Lat/hor/horc137.php
  3. Wilhelm Waiblinger: Werke und Briefe. Band 1: Gedichte. Herausgegeben von Hans Königer. Klett-Cotta, Stuttgart 1980, S. 214.
  4. August von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. Herausgegeben von Kurt Wölfel und Jürgen Link. Winkler, München 1982, S. 479.
  5. Georg Britting: Gedichte 1940–1964. List, München 1996, S. 273.
  6. Rudolf Alexander Schröder: Gesammelte Werke in fünf Bänden. erster Band: Die Gedichte. Suhrkamp, Berlin/Frankfurt am Main 1952, S. 15.
  7. Wolfgang Binder: Friedrich Hölderlin. Studien. Herausgegeben von Elisabeth Binder und Klaus Weimar. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, S. 84.
  8. Walter Hof: Hölderlins Stil als Ausdruck seiner geistigen Welt. Westkulturverlag Anton Hain, 1954, S. 118.
  9. Moritz Carriere: Die Poesie. Ihr Wesen und ihre Formen. Brockhaus, Leipzig 1884, S. 150.
  10. Moritz Carriere: Die Poesie. Ihr Wesen und ihre Formen. Brockhaus, Leipzig 1884, S. 166.
  11. Josef Weinheber: Alkaios, der Dichter. In: Die deutsche Gedichtebibliothek.
  12. Sonnenuntergang. In: Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. Band 1, Stuttgart 1946, S. 255–256.
  13. Franz Ficker: Ästhetik. Heubner, Wien 1840, S. 419.

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 20 Jul 2025 / 06:33

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Die alkaische Strophe ist eine nach dem griechischen Dichter Alkaios benannte antike Strophenform die in der deutschen Dichtung haufig verwendet worden ist Es handelt sich um eine vierzeilige Odenstrophe deren erste beide Verse 11 deren dritter Vers 9 und deren vierter 10 Silben haben wobei die ersten beiden Verse eine Zasur nach der funften Silbe haben Das Schema der antiken Strophe ist in metrischer Notation Es werden also drei unterschiedliche Versmasse verwendet die man nach der Strophe alkaische Versmasse nennt im Einzelnen alkaischer Hendekasyllabus abgekurzt alc11 alkaischer Enneasyllabus alc9 alkaischer Dekasyllabus alc10 Antike DichtungDie alkaische Strophe wurde in der griechischen Dichtung von Alkaios und Sappho verwendet und spater in der lateinischen Dichtung von Horaz aufgenommen bei dessen Oden es die haufigste Strophenform ist Ein Beispiel Horaz Oden 1 37 Antehac nefas de promere Caecubum cellis avitis dum Capitolio Regina dementis ruinas funus et Imperio parabat In der deutschen Ubersetzung von K F Preiss Verbrechen war es fruher den Cacuber zu holen aus dem Ahnengewolbe da Die Konigin dem Capitol und Reiche den Umsturz voll Unsinn drohte Deutsche DichtungMatthaus Apelles von Lowenstern Alcaische Ode 1644 In der deutschen Dichtung ist die alkaische Strophe von allen antiken Odenstrophen am haufigsten nachgebildet worden Sie wurde erstmals 1644 von Georg Philipp Harsdorffer verwendet fur die deutsche Dichtung bedeutsam wurde sie durch Friedrich Gottlieb Klopstock der mit ihr bei getreuerer Nachbildung des antiken Vorbilds 1747 seine Odenproduktion begann An meine Freunde An Fanny Nach seinem Beispiel verwendeten zahlreiche Dichter wie Ludwig Holty oder August von Platen die Strophe Friedrich Holderlins zahlreiche alkaische Oden darunter An die Parzen Abendphantasie Die Heimat Der Neckar gelten als Hohepunkte der deutschen Odendichtung Das 19 Jahrhundert hat vergleichsweise wenige alkaische Oden hervorgebracht im 20 Jahrhundert wurde die Strophenform unter anderen von Rudolf Alexander Schroder Josef Weinheber und Friedrich Georg Junger Die Seerosen gewahlt Metrum Die alkaische Strophe wird in der deutschen Dichtung meist verwirklicht indem die Silben die beim antiken Vorbild entweder lang oder kurz sind in eindeutiger Weise betont oder unbetont gewahlt werden In metrischer Notation Als Beispiel die vierte Strophe aus Wilhelm Waiblingers Quelle der Nymphe Egeria in Nemi Aus Treue sterben Schonster Gedanke du Aus unsern Tagen lange hinweggeflohn Ins Reich der Dichtung in die Zeiten Da ihn die Menschen von Gottern lernten Abweichungen von diesem Schema treten auf wenn Verfasser das antike Vorbild moglichst genau wiederzugeben versuchen so etwa Johann Heinrich Voss und August von Platen Die funfte Strophe von Platens Brunelleschi Schatzgraber schalt Roms hohnischer Pobel dich Dich samt Donato deinem erprobten Freund Des Kunst zuerst formlosem Steine Mannlichen Seelencharakter eingrub Hier sind nach antikem Vorbild einige Stellen die im Strophenschema der deutschen Nachbildung mit einer leichten unbetonten Silbe besetzt sind mit einer schweren Silbe besetzt Zasur Die Zasur der beiden die Strophe eroffnenden alkaischen Elfsilber wird in ihrer deutschen Nachbildung oft nicht eingehalten so zum Beispiel in der zweiten Strophe von Georg Brittings Mantua Palaste leer Die Fursten Gonzaga tot Und ritten auf den steinernen Treppen steil Ins Schlafgemach Die weissen Frauen Lauschten errotend dem Schall der Hufe Obwohl der dritte und der vierte Vers der Strophe keine vorgeschriebene feste Zasur aufweisen findet sich oft ein Einschnitt entweder nach der vierten Silbe bei beiden Versen oder nach der sechsten Silbe beim dritten Vers nach der siebten Silbe beim vierten Vers wodurch sich beide Verse anziehend gliedern Die zweite Strophe aus einer Ode Rudolf Alexander Schroders Deutsche Oden erste Reihe 4 Ihr wisst nicht Susse rettet die Frucht der Kern Muss sich beweisen Also errettet euch Nur Mannersinn dem Pflicht und Opfer Stillen beharrlichen Diensts vertraut sind Die ersten beiden Verse weisen die Zasur nach der funften Silbe auf im dritten Vers fallt der Einschnitt hinter die vierte Silbe im vierten hinter die siebte Rhythmus In der alkaischen Strophe steigt die Bewegung in den ersten funf Silben des ersten Verses und schlagt nach der Zasur in eine fallende Bewegung um Der zweite Vers wiederholt dieses Auf und Ab wonach im dritten Vers ein im Vergleich zu den bisherigen steigenden Abschnitten doppelt so langer Anstieg folgt ehe die Bewegung im vierten Vers wieder fallt auch hier in doppeltem Umfang Wolfgang Binder beschreibt die Bewegung der ersten beiden Verse so Dieses Steigen und Fallen bildet gleichsam eine Welle Und uber den dritten und vierten Vers Liest man sie nun zusammen als ob sie zwei Kola eines langeren Verses waren dann wiederholen sie die Wellenbewegung des Elfsilbers Der Neunsilber steigt der Zehnsilber fallt Zusammengefasst Drei Wellen die dritte doppelt so breit Aufgrund dieses Aufbaus stellt Walter Hof fest Das alkaische Mass ist also zwar vierzeilig aber dreiteilig Das Bild der Welle ist haufig zur Beschreibung der alkaischen Strophe verwendet worden so von Moritz Carriere Die alkaische Strophe ist ein sturmisches Auf und Abwogen Carriere weist auch wie Binder darauf hin dass die herausgehobene Stelle der drei Strophenteile in der Mitte liegt auf dem hochsten Punkt der Welle also bei den ersten beiden Versen um die Zasur beim dritten und vierten Vers am Versende des dritten und am Versanfang des vierten Dadurch ist die alkaische Strophe noch weniger als andere antike Strophen reimbar da ein Reim entgegen dem Bau der Strophe das Versende betonen wurde Enjambement Wie in allen deutschen Nachbildungen antiker Strophen ist das Enjambement eher die Regel als die Ausnahme Durch die Zugehorigkeit zur gleichen rhythmischen Einheit sind der dritte und der vierte Vers besonders eng verbunden so dass hier gelegentlich am Ende des dritten Verses noch nicht einmal ein Wort schliesst wie in der dritten Strophe von Josef Weinhebers Alkaios der Dichter O aufstehn hatt ich sagen gewollt Ein Mann ist notig Sprechen wie sich das Wort erhob aus unsern Vatern Doch die Scham ver band mir den Mund Ich verschwieg es leide Auch uber die Grenze zwischen zwei Strophen fliessen Satz wie Sinn haufig ohne zu stocken hinweg wie Holderlins zweistrophige Ode Der Sonnenuntergang zeigt Wo bist du Trunken dammert die Seele mir Von aller deiner Wonne denn eben ist s Dass ich gelauscht wie goldner Tone Voll der entzuckende Sonnenjungling Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt Es tonten rings die Walder und Hugel nach Doch fern ist er zu fremden Volkern Die ihn noch ehren hinweggegangen Sprache In ihrer eigentlichen Verwendung als Odenstrophe ist die alkaische Strophe den fur die Ode kennzeichnenden grossen Themen ebenso verpflichtet wie der dazugehorigen gehobenen ernsten Sprache fur beides ist sie ihrer Grundbewegung nach geeignet wie Franz Ficker feststellt In der alkaischen Strophe ruht vielleicht der hochste Wohllaut ihr Gang ist gehalten und ihr Ton hat etwas Erhebendes Sie ist daher zur Darstellung des Wurdevollen Grossen Starken Erhabenen vorzuglich geeignet Verweigert sich ein in alkaischen Strophen geschriebenes Gedicht diesen Inhalten und dieser Sprache entsteht schnell eine parodistische Wirkung wie etwa in Eduard Morikes An Philomele Verzeih im Jagerschlosschen ist frisches Bier Und Kegelabend heut ich versprach es halb Dem Oberamtsgerichtsverweser Auch dem Notar und dem Oberforster Auch ein hymnischer Ton ist der alkaischen Strophe moglich in reinster Form verwirklicht ihn die letzte Strophe von Ludwig Theobul Kosegartens Vaninis Hymne Glanz Lichtstrahl Wurde Hoheit wie sing ich dich Licht Liebe Leben Labsal wie feir ich dich Der Summen Summe All des Allen Einziger Ewiger Grosster Bester Rezeption Die alkaische Strophe wird in Literatur und Film verschiedentlich erwahnt In Theodor Fontanes erstem Roman Vor dem Sturm fuhren Hansen Grell und Lewin ein Gesprach uber Holderlin und die Dichtung Hansen Grell liest Holderlins An die Parzen dann Er legte das Buch aus der Hand und fuhr ohne Pause fort Das sind alkaische Strophen klassisch in Bau und Form und doch klingt es in ihnen romantisch trotz Orkus und aller Schatten und Gotterwelt der Klassizitat In Jean Luc Godards Film Le Mepris zitiert und bespricht Fritz Lang mehrsprachig die Schlussstrophe von Holderlins Dichterberuf Andere DichtungenIn der italienischen Dichtung wurde die alkaische Strophe von Gabriello Chiabrera 1552 1638 erneuert und nach ihm von Paolo Antonio Rolli 1687 1765 1755 1807 und anderen verwendet In England gab es Versuche von Tennyson O mighty mouth d inventor of harmonies und von Swinburne LiteraturHorst Joachim Frank Handbuch der deutschen Strophenformen Hanser Munchen Wien 1980 S 359 364 Sandro Boldrini Prosodie und Metrik der Romer Teubner Stuttgart Leipzig 1999 ISBN 3 519 07443 5 S 156 Ivo Braak Poetik in Stichworten 8 Auflage Borntrager Stuttgart 2001 ISBN 3 443 03109 9 S 140 Friedrich Crusius Romische Metrik Eine Einfuhrung Neu bearbeitet von Hans Rubenbauer Hueber Munchen 1955 S 107 f http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DariGfxPnV3AC IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPA107 doppelseitig 3D LT 3DS 20107 26nbsp 3Bf PUR 3D Emil Brocks Das Fortleben der alkaische Strophe im lateinischen Kirchenlied des Mittelalters und in der neueren deutschen Dichtung In Germanisch Romanische Monatsschrift 13 1925 S 363 382 Orazio Francabandera Contributo alla storia dell alcaica Bari 1928 Otto Knorrich Lexikon lyrischer Formen Kroners Taschenausgabe Band 479 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2005 ISBN 3 520 47902 8 S 6f Dieter Schaller Der alkaische Hendekasyllabus im fruhen Mittelalter In Mittellateinisches Jahrbuch Band 19 1984 S 73 90 R A Swanson J W Halporn T V F Brogan Alcaic In Roland Greene Stephen Cushman et al Hrsg The Princeton Encyclopedia of Poetry and Poetics 4 Auflage Princeton University Press Princeton 2012 ISBN 978 0 691 13334 8 S 31 eingeschrankte Vorschau http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DuKiC6IeFR2UC IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPA31 doppelseitig 3D LT 3Deingeschr C3 A4nkte 20Vorschau PUR 3D in der Google Buchsuche Gero von Wilpert Sachworterbuch der Literatur 8 Auflage Kroner Stuttgart 2013 ISBN 978 3 520 84601 3 S 10 Einzelnachweises la Carmina Horatius Liber I Carmen XXXVII K F Preiss Leipzig 1837 S 40 books google http www gottwein de Lat hor horc137 php Wilhelm Waiblinger Werke und Briefe Band 1 Gedichte Herausgegeben von Hans Koniger Klett Cotta Stuttgart 1980 S 214 August von Platen Werke in zwei Banden Band 1 Lyrik Herausgegeben von Kurt Wolfel und Jurgen Link Winkler Munchen 1982 S 479 Georg Britting Gedichte 1940 1964 List Munchen 1996 S 273 Rudolf Alexander Schroder Gesammelte Werke in funf Banden erster Band Die Gedichte Suhrkamp Berlin Frankfurt am Main 1952 S 15 Wolfgang Binder Friedrich Holderlin Studien Herausgegeben von Elisabeth Binder und Klaus 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