Die Leipziger Universitätsmusik besteht aus Ensembles der Studierenden und Lehrenden der Universität Leipzig unterstützt
Leipziger Universitätsmusik

Die Leipziger Universitätsmusik besteht aus Ensembles der Studierenden und Lehrenden der Universität Leipzig, unterstützt von professionellen Musikern.
Geschichte
Die Wurzeln der Universitätsmusik in Leipzig reichen bis zur Gründung der Universität zurück. Bereits 1410 schrieb die Artistenfakultät in ihrem Statut Vorlesungen über die 1323 von Johannes de Muris verfasste Musica speculativa secundum Boethium zur Erlangung von Baccalauréat und Magisterium vor. Damit hatte die Musik neben Arithmetik, Geometrie und Astronomie eine feste Stellung im Quadrivium der mittelalterlichen Universität.
1558 wurden „Musica“-Vorlesungen jedoch zugunsten von Vorlesungen zur Physik aufgegeben. Um diese Zeit wurden aber neue Vorlesungen und Übungen von den Kantoren der Thomas- und Nikolaikirche zur Ausbildung von praktischen Musikern durchgeführt. Die Universitätsmusik jener Zeit war hauptsächlich Kirchenmusik. Erster Musikdirektor an der Universitätskirche St. Pauli („Director musices Paulini“) wurde 1656 Werner Fabricius.
Im 17. Jahrhundert kam es zur Bildung einzelner studentischer Instrumentalensembles, sogenannter Collegia musica. Der damalige Jurastudent Georg Philipp Telemann gründete 1701 ein solches Collegium musicum. Als Nachfolger dieses später von Johann Sebastian Bach geleiteten studentischen Orchesters sieht sich das 1979 vom damaligen Universitätsmusikdirektor Max Pommer gegründete Neue Bachische Collegium Musicum. Ein zweites Collegium musicum gründete 1708 der Jurastudent Johann Friedrich Fasch, es wurde später von Johann Gottlieb Görner geleitet.
1710 führte die Universität einen „neuen“ Gottesdienst mit anspruchsvoller Figuralmusik in der Universitätskirche St. Pauli ein. Diese öffentlichen Gottesdienste stießen auf starken Widerstand der städtischen Hauptkirchen. Der an hohen Festtagen übliche „alte“ Gottesdienst mit Motettengesang fand weiterhin unter Leitung des Thomaskantors Johann Sebastian Bach statt, mit dem „neuen“ Gottesdienst wurde der künstlerisch unbedeutende Universitätsmusikdirektor Johann Gottlieb Görner betraut. Den Höhepunkt einer Musiktradition zu akademischen Festakten, Huldigungen und Trauerfeiern der Universität des 17. und 18. Jahrhunderts bilden Kompositionen von Johann Sebastian Bach, die dieser während seiner Amtszeit als Thomaskantor im Auftrag der Universität selbst oder im Auftrag von Universitätsangehörigen fertigte. Zum Teil waren diese Werke auch Huldigungskantaten für das sächsisch-polnische Herrscherhaus. Von den Festmusiken zu Leipziger Universitätsfeiern sind heute zwölf Werke vollständig erhalten. Mit diesen Kompositionen nimmt die Universität Leipzig eine Sonderstellung unter den Universitäten der Welt ein.
Im 18. Jahrhundert fanden musiktheoretische Vorlesungen durch Lorenz Christoph Mizler sowie musikästhetische Vorlesungen durch Christian Friedrich Michaelis statt.
Die 1802 gegründete Leipziger Singakademie, deren Dirigenten zwischen 1810 und 1848 zugleich Universitätsmusikdirektoren waren, führte in der Universitätskirche ab 1810 regelmäßig Oratorien auf. In der Folgezeit gründeten sich mehrere Chöre, so 1850 der Riedelverein und der Bachverein, 1822 der Pauliner-Verein (seit 1919 Universitäts-Sängerschaft St. Pauli) und 1852 der aus dem pennalen Gesangverein Arion abgespaltene Studentengesangverein Arion (seit 1907 Sängerschaft Arion).
Hugo Riemann gründete 1908 aus dem musikwissenschaftlichen Seminar der Universität das Musikwissenschaftliche Institut Collegium musicum. 1914 wurde dem Collegium musicum ein staatliches Forschungsinstitut für Musikwissenschaft angegliedert. 1926 gründete der spätere Universitätsmusikdirektor Friedrich Rabenschlag den Madrigalkreis Leipziger Studenten, der 1938 im Leipziger Universitätschor aufging. 1929 eröffnete die Universität im neuen Grassimuseum ihr Musikinstrumentenmuseum.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Friedrich Rabenschlag 1946 wieder die Arbeit mit dem Universitätschor, der Universitätskantorei und dem Kammerorchester der Universität auf. 1954 gründete Horst Förster das Collegium musicum der Universität, später Akademisches Orchester. Hans Grüß rief am Musikinstrumentenmuseum 1957 die Capella fidicinia zur werkgetreuen Aufführung Alter Musik ins Leben.
Einen tiefen Einschnitt im Musikleben der Universität stellte die Zerstörung der Heimstatt des Universitätschores dar. Auf Veranlassung der SED-Machthaber erfolgte am 30. Mai 1968 die Sprengung der im Krieg nicht beschädigten kunstgeschichtlich unersetzlichen Universitätskirche St. Pauli.
Nach der politischen Wende, im Jahr 1991, trennte sich die Universität vom Akademischen Orchester.
Gegenwart
Nach der politischen Wende erfolgte mit der Bündelung der Musikaktivitäten der Universität unter einheitlicher Leitung des Universitätsmusikdirektors im Jahr 1992 die Einrichtung der Leipziger Universitätsmusik.
Im Oktober des Jahres gründete der Universitätsmusikdirektor und Leiter des Universitätschors Wolfgang Unger das Pauliner Kammerorchester. Damit hat der Universitätschor ein Orchester zur Verfügung, auf das er vorrangig bei der Aufführung chorsinfonischer Werke zurückgreifen kann. Das in Erinnerung an die Universitätskirche benannte professionelle Kammerorchester musiziert auf modernen Instrumenten.
Im Jahr 1994 fanden die ersten Leipziger Universitätsmusiktage statt, die seitdem im zweijährigen Rhythmus veranstaltet werden. Der Leipziger Universitätschor, das Pauliner Kammerorchester und das 1994 aus dem Kammerorchester heraus gegründete Pauliner Barockensemble, das ausschließlich auf historischen Instrumenten spielt, bilden zusammen die Leipziger Universitätsmusik, die seit 2005 von David Timm geleitet wird.
Universitätsmusikdirektoren
- 1656–1679: Werner Fabricius
- 1679–1701: Johann Schelle (Thomaskantor 1677–1701)
- 1701–1722: Johann Kuhnau (Thomaskantor 1701–1722)
- 1723–1778: Johann Gottlieb Görner
- 1778–1785: Johann Adam Hiller (Thomaskantor 1789–1800)
- 1785–1809: Johann Georg Häser
- 1808–1810: Johann Gottfried Schicht (Thomaskantor 1811–1823)
- 1810–1818: Friedrich Schneider
- 1818–1827: Johann Philipp Christian Schulz
- 1827–1843: August Pohlenz
- 1843–1847: Ernst Friedrich Richter (Thomaskantor 1868–1879)
- 1847–1887: Hermann Langer
- 1887–1898: Hermann Kretzschmar
- 1898–1906: Heinrich Zöllner
- 1907–1908: Max Reger
- 1908–1930: Friedrich Brandes
- 1930–1939: Hermann Grabner
- 1939–1962: Friedrich Rabenschlag
- 1963–1973: Hans-Joachim Rotzsch (Thomaskantor 1972–1991)
- 1973–1987: Max Pommer
- 1987–2004: Wolfgang Unger (Thomaskantor ad interim 1991–1992)
- seit 2005: David Timm
Friedrich Rabenschlag war in der DDR der letzte Leiter des Universitätschores, der den offiziellen Titel „Universitätsmusikdirektor“ trug, erst 1991 wurde der Titel wieder an Wolfgang Unger verliehen.
Ensembles der Universitätsmusik
- Leipziger Universitätschor (gegründet 1926 als Madrigalkreis Leipziger Studenten)
- (gegründet 1992)
- (gegründet 1994)
- Leipziger Universitätsorchester (gegründet 2003)
- (gegründet 2006)
Einzelnachweise
- David Timm: Festmusiken zu Leipziger Universitätsfeiern.
Literatur
- Eszter Fontana (Hrsg.): 600 Jahre Musik an der Universität Leipzig. Studien anlässlich des Jubiläums. Stekovics, Wettin 2010, ISBN 978-3-89923-245-5.
Weblinks
- Zur Geschichte der Musik an der Universität Leipzig
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Leipziger Universitatsmusik besteht aus Ensembles der Studierenden und Lehrenden der Universitat Leipzig unterstutzt von professionellen Musikern Logo der Leipziger UniversitatsmusikGeschichteDie Wurzeln der Universitatsmusik in Leipzig reichen bis zur Grundung der Universitat zuruck Bereits 1410 schrieb die Artistenfakultat in ihrem Statut Vorlesungen uber die 1323 von Johannes de Muris verfasste Musica speculativa secundum Boethium zur Erlangung von Baccalaureat und Magisterium vor Damit hatte die Musik neben Arithmetik Geometrie und Astronomie eine feste Stellung im Quadrivium der mittelalterlichen Universitat 1558 wurden Musica Vorlesungen jedoch zugunsten von Vorlesungen zur Physik aufgegeben Um diese Zeit wurden aber neue Vorlesungen und Ubungen von den Kantoren der Thomas und Nikolaikirche zur Ausbildung von praktischen Musikern durchgefuhrt Die Universitatsmusik jener Zeit war hauptsachlich Kirchenmusik Erster Musikdirektor an der Universitatskirche St Pauli Director musices Paulini wurde 1656 Werner Fabricius Im 17 Jahrhundert kam es zur Bildung einzelner studentischer Instrumentalensembles sogenannter Collegia musica Der damalige Jurastudent Georg Philipp Telemann grundete 1701 ein solches Collegium musicum Als Nachfolger dieses spater von Johann Sebastian Bach geleiteten studentischen Orchesters sieht sich das 1979 vom damaligen Universitatsmusikdirektor Max Pommer gegrundete Neue Bachische Collegium Musicum Ein zweites Collegium musicum grundete 1708 der Jurastudent Johann Friedrich Fasch es wurde spater von Johann Gottlieb Gorner geleitet 1710 fuhrte die Universitat einen neuen Gottesdienst mit anspruchsvoller Figuralmusik in der Universitatskirche St Pauli ein Diese offentlichen Gottesdienste stiessen auf starken Widerstand der stadtischen Hauptkirchen Der an hohen Festtagen ubliche alte Gottesdienst mit Motettengesang fand weiterhin unter Leitung des Thomaskantors Johann Sebastian Bach statt mit dem neuen Gottesdienst wurde der kunstlerisch unbedeutende Universitatsmusikdirektor Johann Gottlieb Gorner betraut Den Hohepunkt einer Musiktradition zu akademischen Festakten Huldigungen und Trauerfeiern der Universitat des 17 und 18 Jahrhunderts bilden Kompositionen von Johann Sebastian Bach die dieser wahrend seiner Amtszeit als Thomaskantor im Auftrag der Universitat selbst oder im Auftrag von Universitatsangehorigen fertigte Zum Teil waren diese Werke auch Huldigungskantaten fur das sachsisch polnische Herrscherhaus Von den Festmusiken zu Leipziger Universitatsfeiern sind heute zwolf Werke vollstandig erhalten Mit diesen Kompositionen nimmt die Universitat Leipzig eine Sonderstellung unter den Universitaten der Welt ein Im 18 Jahrhundert fanden musiktheoretische Vorlesungen durch Lorenz Christoph Mizler sowie musikasthetische Vorlesungen durch Christian Friedrich Michaelis statt Die 1802 gegrundete Leipziger Singakademie deren Dirigenten zwischen 1810 und 1848 zugleich Universitatsmusikdirektoren waren fuhrte in der 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Horst Forster das Collegium musicum der Universitat spater Akademisches Orchester Hans Gruss rief am Musikinstrumentenmuseum 1957 die Capella fidicinia zur werkgetreuen Auffuhrung Alter Musik ins Leben Einen tiefen Einschnitt im Musikleben der Universitat stellte die Zerstorung der Heimstatt des Universitatschores dar Auf Veranlassung der SED Machthaber erfolgte am 30 Mai 1968 die Sprengung der im Krieg nicht beschadigten kunstgeschichtlich unersetzlichen Universitatskirche St Pauli Nach der politischen Wende im Jahr 1991 trennte sich die Universitat vom Akademischen Orchester GegenwartNach der politischen Wende erfolgte mit der Bundelung der Musikaktivitaten der Universitat unter einheitlicher Leitung des Universitatsmusikdirektors im Jahr 1992 die Einrichtung der Leipziger Universitatsmusik Im Oktober des Jahres grundete der Universitatsmusikdirektor und Leiter des Universitatschors Wolfgang Unger das Pauliner Kammerorchester Damit hat der Universitatschor ein Orchester zur Verfugung auf das er vorrangig bei der Auffuhrung chorsinfonischer Werke zuruckgreifen kann Das in Erinnerung an die Universitatskirche benannte professionelle Kammerorchester musiziert auf modernen Instrumenten Im Jahr 1994 fanden die ersten Leipziger Universitatsmusiktage statt die seitdem im zweijahrigen Rhythmus veranstaltet werden Der Leipziger Universitatschor das Pauliner Kammerorchester und das 1994 aus dem Kammerorchester heraus gegrundete Pauliner Barockensemble das ausschliesslich auf historischen Instrumenten spielt bilden zusammen die Leipziger Universitatsmusik die seit 2005 von David Timm geleitet wird Universitatsmusikdirektoren1656 1679 Werner Fabricius 1679 1701 Johann Schelle Thomaskantor 1677 1701 1701 1722 Johann Kuhnau Thomaskantor 1701 1722 1723 1778 Johann Gottlieb Gorner 1778 1785 Johann Adam Hiller Thomaskantor 1789 1800 1785 1809 Johann Georg Haser 1808 1810 Johann Gottfried Schicht Thomaskantor 1811 1823 1810 1818 Friedrich Schneider 1818 1827 Johann Philipp Christian Schulz 1827 1843 August Pohlenz 1843 1847 Ernst Friedrich Richter Thomaskantor 1868 1879 1847 1887 Hermann Langer 1887 1898 Hermann Kretzschmar 1898 1906 Heinrich Zollner 1907 1908 Max Reger 1908 1930 Friedrich Brandes 1930 1939 Hermann Grabner 1939 1962 Friedrich Rabenschlag 1963 1973 Hans Joachim Rotzsch Thomaskantor 1972 1991 1973 1987 Max Pommer 1987 2004 Wolfgang Unger Thomaskantor ad interim 1991 1992 seit 2005 David Timm Friedrich Rabenschlag war in der DDR der letzte Leiter des Universitatschores der den offiziellen Titel Universitatsmusikdirektor trug erst 1991 wurde der Titel wieder an Wolfgang Unger verliehen Ensembles der UniversitatsmusikLeipziger Universitatschor gegrundet 1926 als Madrigalkreis Leipziger Studenten gegrundet 1992 gegrundet 1994 Leipziger Universitatsorchester gegrundet 2003 gegrundet 2006 EinzelnachweiseDavid Timm Festmusiken zu Leipziger Universitatsfeiern LiteraturEszter Fontana Hrsg 600 Jahre Musik an der Universitat Leipzig Studien anlasslich des Jubilaums Stekovics Wettin 2010 ISBN 978 3 89923 245 5 WeblinksZur Geschichte der Musik an der Universitat Leipzig