Der Gehülfe ist ein Roman von Robert Walser geschrieben 1907 in Berlin und dort im Mai 1908 im Verlag Bruno Cassirers er
Der Gehülfe

Der Gehülfe ist ein Roman von Robert Walser, geschrieben 1907 in Berlin und dort im Mai 1908 im Verlag Bruno Cassirers erschienen.
Der 24-jährige Joseph Marti, Gehülfe des Ingenieurs Carl Tobler, erlebt während eines halben Jahres als Hausangestellter den Ruin der Familie eines erfolglosen Erfinders und geht seiner Wege.
Wahrheit und Dichtung
Walser lässt den Gehülfen in einem Dorf Bärenswil, eine gute Dreiviertelstunde Eisenbahnfahrt von der großen Kantonshauptstadt entfernt, auftreten. Jener Ort der Handlung, die Villa zum Abendstern, steht zu Wädenswil am Zürichsee. Das geht aus einem Brief Robert Walsers vom 14. Dezember 1920 an Curt Wüest hervor. Ein Faksimile des Briefs befindet sich in Mächler zwischen den Seiten 112 und 113. Darauf zu sehen ist der Turm, in dem der Gehülfe untergebracht war. Das Anwesen wurde vom Maschinentechniker Carl Dubler, seiner Gattin Frieda und den gemeinsamen vier Kindern bewohnt. Die Vornamen der Kinder wurden genauso in den Romantext übernommen wie die Erfindungen des Technikers – die Reklame-Uhr, der Verkaufsautomat für Gewehrmunition und der Krankenstuhl. Walser hat vier Monate in dem Haus als Angestellter Dublers gewohnt und es zum Neujahr 1904 vor dem Konkurs des erfolglosen Unternehmers verlassen.
Walsers Mutter Elisa trug als Mädchen denselben Familiennamen wie der Protagonist: Marti.
Joseph Marti
Villa zum Abendstern
Erzählt wird die Geschichte vom langsamen Verfall des Hauses Tobler. Joseph Marti ist seit einiger Zeit stellenlos. Er bewirbt sich beim Erfinder Tobler als Gehilfe und bekommt nach einem Probetag die Stelle. Er kann bei seinem Arbeitgeber in dessen Villa wohnen; im Sommer bezieht er ein Turmzimmer und bleibt dort sechs Monate bis Neujahr. Joseph speist auch am Tisch der Familie. Anders geht es nicht. Sein Gehalt bekommt er anfangs auch nicht ausgezahlt. Er muss von Almosen leben, die er vom Chef sporadisch zugesteckt bekommt. Obwohl sich Joseph eigentlich mit Schuldenabzahlen eilen müsste, ist er damit einverstanden. Trotz sich immer mehr zuspitzender finanzieller Lage lebt die Familie nicht schlecht. Niemand muss Hunger leiden. Im Gegenteil – der Hausherr Carl (auch: Karl) Tobler lädt Bürger aus dem Dorf zu sommerlichen Gartenfesten auf seinem Seegrundstück inmitten der reizvollen Berglandschaft ein. Der 1. August wird auf Toblers üppig illuminierten Anwesen mit einem Feuerwerk ausgelassen gefeiert.
Nach Möglichkeit genießt Joseph den Sommer; schwimmt, rudert des Nachts Frau Tobler und die vier Kinder über den See. Musik erklingt, umschlingt den dunklen, duftenden Leib der Seesommernachtstille.
Die Erfindungen
Josephs Arbeitsplatz, das Bureau des technischen Erfinders Tobler, liegt im Keller der Villa. Tobler hat erfunden: die Reklame-Uhr, die Tiefbohrmaschine, den nach Münzeinwurf ein Paket Patronen ausgebenden Schützenautomaten, den patentierten Krankenstuhl und einen kleinen Dampfapparat, diesen Dampfbehälter. Zudem spricht im Bureau ein Kraftanlagenschöpfer behufs der Selbstkrafterzeugungsmaschine in Städten vor. Letztendlich will niemand Toblers Erfindungen auf Lizenzierung einkaufen. Als Frau Tobler erkrankt und der Herr Ingenieur seinen Krankenstuhl an der eigenen Frau ausprobiert, muss er Kritik einstecken. Das bildhübsche, kleine Modell ist unbequem. Flugs konstruiert der Erfinder um.
Der Erfinder
Tobler will einen Kopf als Angestellten. Das Nachdenken über hohe Dinge ist Josephs Sache nicht. Der neue Gehülfe brilliert in der Erfüllung von Nebenaufgaben. Das alles ist keine Kopfarbeit, sondern ausnahmslos Handlangertätigkeit. Der sommerliche Garten um die Villa herum ist mit dem Schlauch zu bewässern. Besorgungen, auch für die Gattin Toblers, sind zu erledigen. Der Haushälterin Pauline muss ab und zu zur Hand gegangen werden. Joseph spielt die Rolle eines Hausmeisters.
Tobler fordert von Joseph besonders Pünktlichkeit. Wenn der Gehülfe sich im Bureau ein wenig verspätet, gibt es ein Donnerwetter. Joseph schweigt bei solcher Gelegenheit wohlüberdachtermaßen. Tobler schimpft auf Bärenswil, das Drecknest und meint in Wirklichkeit dessen Bewohner, welche die Erfolglosigkeit des Erfinders riechen und sich geordnet zurückziehen.
Während der Arbeit darf Joseph von Toblers Zigarrenstumpen rauchen. Der Chef war vor drei Jahren einfacher Hilfsingenieur in einer großen Maschinenfabrik gewesen, hatte geerbt, sein Geld aber in den Kauf der Villa und in die Reklame-Uhr gesteckt. Deshalb muss schnellstens Geld her. Als Geldgeber soll ein Kapitalist, möglichst ein Fabrikherr, gewonnen werden, damit die Massenanfertigung der patentierten Erfindungen gleich beginnen kann. Daraus wird im ganzen Roman nichts. Tobler muss vielmehr Zahlungsverweigerungsgründe erfinden. Selbst im Herbst zeigt sich keinerlei Umschwung, obwohl Tobler auf andauernden Geschäftsreisen nicht müde wird, jenen Kapitalisten aufzutreiben. Als tatsächlich einmal ein Kapitalist in der Villa vorspricht, ist Tobler gerade verreist. Joseph muss einspringen und vertreibt den potentiellen Geldgeber durch sein unverantwortliches kopfloses Benehmen. Tobler tobt nach seiner Rückkehr von der Reise, kann aber verzeihen. Er schenkt dem Gehülfen einige von seinen abgetragenen Kleidern. Der beleidigte Joseph begehrt zwar wortreich auf, nimmt jedoch die Kleidergeschenke schließlich doch. Als Tobler seine Frau misshandelt, kann Joseph nicht anders – er schreitet ein und ermahnt den Herrn Ingenieur. Der Erfinder, nie verlegen, hält dem Angestellten vor, ein großes Maul haben, das könne jeder. Leisten solle er endlich etwas. Angesichts der sich häufenden unbezahlten Wechsel gibt sich Tobler kämpferisch: Eine Idee stirbt oder sie siegt. Dabei pumpt er auf seinen Reisen bereits Bekannte und Verwandte an. Schließlich muss Tobler auf Schuldforderungen seine Illiquidität eingestehen. Aber ein mütterliches Erbteil hat er noch. Doch der Betrag, den die Mutter herausrückt, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein; kann lediglich die wildesten Gläubiger und Schuldenforderer ein klein wenig besänftigen. Um in den Genuss des Geldes der Mutter zu gelangen, muss Tobler gar die Ehefrau vorschicken. Nicht einmal dem Verwalter des hauptstädtischen Stellenvermittlungsbureaus wird das geringe Vermittlungsentgelt ausbezahlt. Das Elektrizitätswerk schaltet den Strom für die Villa ab.
Frau Tobler
Frau Tobler kommt aus echt bourgeoisen Kreisen her und hat nicht die geringste Angst vor ihrem Gatten. Da Letzterer oft auf Reisen ist, vertreibt sie sich notgedrungen mit dem Gehülfen die Zeit. Beide jassen, unterhalten sich oder Joseph schaut Frau Tobler einfach zu, wie sie liest. Einmal erblickt er die Frau durch ihre offene Schlafzimmertür im Negligé. Es entwickelt sich keineswegs ein Verhältnis zwischen den beiden, doch sie kommen einander näher. Man achtet sich. Frau Tobler vertraut sich dem Gehülfen an. Sie weiß, wer sie ist und lässt den Lebensmut nicht sinken. Ursache des beruflichen Misserfolges ihres Gatten sind nach ihrer Ansicht die verschwenderischen Wohltaten, in deren Genuss gerade jene Mitmenschen kamen, die ihn nun hart bedrängen. Frau Tobler steht ihrem Mann bei, kann aber letztendlich den Ruin nur ein wenig hinausschieben. Manchmal fragt sie Joseph, ob das Desaster doch noch abwendbar sei. Als Joseph, welcher die Frau immer trösten möchte, das für durchaus möglich hält, heißt sie ihn einen Lügner. Wie wahr! Spürt doch Joseph die zunehmende Feindseligkeit beim täglichen Abwehren der Gläubiger am eigenen Leibe. Auf der Bärenswiler Bank schlägt das Erstaunen in herablassendes Mitleid um.
Wirsich auf Besuch
Wirsich, der Vorgänger Josephs als Hausdiener, war von Tobler wegen unflätiger Auftritte verursacht durch Volltrunkenheit aus dem Hause gejagt worden. Nun bittet der Trinker, der seine alte Mutter als Verstärkung in die Villa mitgeschleppt hat, um Wiedereinstellung. Der Herr Ingenieur sieht sich außerstande. Joseph macht seine Sache auch ganz ordentlich. Im Spätherbst dann, der Sommersee ist ein Nebelsee geworden, kommt Wirsich aus dem Regen und der Kälte. Joseph nimmt den Obdachlosen – mit Zustimmung der Frau Tobler (der Hausherr ist auf Reisen) – in seinem Turmzimmer auf, teilt das Bett mit ihm und drängt dem Trunkenbold ein Goldstück auf, das er tags zuvor von Tobler bekommen hat. Dem Tobler, diesem Großhans, wünscht Wirsich, dass er aus seinem prahlerischen Haus und Garten hinausfliegt.
Dora, Silvi, Edi, Walter und Pauline
Den Abendstern bewohnen noch die vier Kinder der Toblers – die Mädchen Dora und Silvi sowie die Knaben Edi und Walter. Frau Tobler kann es sich selber nicht erklären, sie hasst Silvi, ihr eigenes Kind. Die Magd Pauline hat von der Hausherrin die Erlaubnis, das Kleinkind nachts, wenn es ins Bett nässt, zu prügeln. Pauline gebraucht ihre Macht. Joseph beobachtet das Gezeter und macht schließlich Frau Tobler ernsthaft Vorwürfe. In einem Abwasch liest der Gehülfe gleich noch dem gerade heimkehrenden Tobler die Leviten: Die Frau misshandelt Silvi und der Vater sieht darüber hinweg. Toblers Stellungnahme dazu lautet: Die Frau sei eine Gans und Joseph verrückt.
Joseph geht weiter
Als Wirsich seine nächste Stelle in Bärenswil erneut wegen Trunkenheit verloren hat, bereitet auch Joseph seinen Abgang aus der Villa zum Abendstern vor. Beim hauptstädtischen Stellenvermittlungsbureau bewirbt er sich um eine passende Stelle. Nach einer weiteren Ungeschicklichkeit Josephs wird der Herr und Meister tätlich. Weinend begründet der Gehülfe der Frau Tobler seinen beabsichtigten Weggang. Die Frau bleibt kalt und empfiehlt dem Angestellten, sich noch von ihrem Mann zu verabschieden. Der Gehülfe wird vom Herrn Ingenieur aus dem Haus geworfen. Joseph und Wirsich verlassen Bärenswil und ziehen weiter.
Selbstzeugnis
- Robert Walser zu Carl Seelig: ‚Der Gehülfe‘ ist ein ganz und gar realistischer Roman. Ich brauchte fast nichts zu erfinden. Das Leben hat das für mich besorgt.
Rezeption
- Hesse schreibt 1936, zwar sei der Gehülfe voll von Stimmungen vom Anfang des 20. Jahrhunderts, doch bezaubere die Erzählung durch die zeitlose Anmut ihres Vortrags, durch die zart und absichtslos spielende Magie.
- Nach Zollinger sei Walsers unbeschreiblicher Zauber zurückzuführen auf seine pedantische Unbestechlichkeit.
- Anne Gabrisch schreibt 1983, Herr und Diener seien gleichermaßen närrisch – ein Paar von fürchterlicher Komik. Und von weit her an Don Quijote und Sancho Pansa erinnernd.
- Mächler erzählt aus der Entstehungsgeschichte des Gehülfen. Der Roman sei im Rahmen eines Wettbewerbs des Scherl-Verlages in sechs Wochen niedergeschrieben worden. Walser habe achttausend Mark Honorar verlangt, das Manuskript jedoch wegen der hohen Forderung postwendend zurückerhalten. Als sich Walser darauf mit dem Verlagsleiter stritt, soll dem Autor entfahren sein: Sie Kamel verstehen überhaupt nichts von Literatur.
- Sprengel resümiert, die Bärenswiler erweisen sich als Nachfolger der Leute von Seldwyla.
Form
Der Leser wird ein beklemmendes Gefühl nicht los. Die Bankrotterklärung Toblers rückt mit jedem Umblättern näher. Doch zum Glück hat dieser Dichter Walser zwei Gegengewichte für jene Bedrückung in petto. Das erste ist die Schilderung der Donquichoterie, die auch Gabrisch (siehe oben) nicht übersehen konnte. Wie Tobler mit seinem Gehülfen umgeht und vice versa, das reizt zunehmend die Lachmuskeln des Lesers. Aber das Lachen bleibt im Hals stecken. Das zweite ist das Licht, das dennoch überall aufblinkt, die beeindruckende Schilderung der Natur und nicht zuletzt Josephs Menschlichkeit. Diese drückt sich nicht nur in Empathie, also dem aktiven Mitfühlen, sondern insbesondere in der Zivilcourage des Eingreifens zugunsten der Misshandelten aus.
Wörter und Wendungen
Der 'Gehülfe' ist, wie Walsers ganzes Werk, nicht frei von Spielerei.
- Joseph träumt: Die Wohnstube zitterte. Das Bureau war stechend grün vor Schadenfreude.
- Tobler beschimpft die Dorfbewohner, die nicht leicht übers Ohr zu hauen sind: Ihr Fötzel! [Lumpen(kerle)].
- Häfchen – Helvetismus für: Nachttopf.
- ausgeschämtes Räf – wahrscheinlich: keifende Frau.
- Der cheibe Eisenbahnzug fährt Tobler vor der Nase weg.
- brunnenrauschende Winkel.
- Die Töne scheinen alles zu umschallen, zu umdonnern und zu umarmen.
- holländischer Trunkenboldszenenmaler.
- geistig verträgen [träge werden] und erlahmen.
Literatur
- Verwendete Ausgabe
- Robert Walser: Der Gehülfe. Roman. Hrsg. v. Jochen Greven. Mit einem Nachwort des Herausgebers. Zürich 1985. ISBN 3-518-37610-1
- Erstausgabe
- Robert Walser: Der Gehülfe. Roman, Verlag von Bruno Cassirer, Berlin 1908. 2 Bl., 392 S., 6 Bl. Anzeigen. Originalbroschur mit farbiger Deckelillustration von Karl Walser.
- Ausgabe von 1983
- Robert Walser: Der Gehülfe. Roman. Mit 36 Zeichnungen von Gunter Böhmer und einer Einführung von Albin Zollinger, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-7632-2742-3.
- Ausgabe von 2004
- Robert Walser: Der Gehülfe. Roman, mit einem Nachwort von Wilhelm Genazino, Manesse Verlag, Zürich 2004, ISBN 978-3-7175-2036-8.
- Sekundärliteratur
- Volker Michels (Hrsg.): Hermann Hesse: Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsätzen. S. 461–463. Frankfurt a. M. 1975. ISBN 3-518-36752-8
- Robert Mächler: Das Leben Robert Walsers. Eine dokumentarische Biographie. S. 81f. Frankfurt am Main 1976. ISBN 3-518-06821-0
- Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918. S. 213f. München 2004. ISBN 3-406-52178-9
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A–Z. S. 647. Stuttgart 2004. ISBN 3-520-83704-8
- Karl Wagner: Der Gehülfe (1908). In: Lucas Marco Gisi (Hrsg.): Robert Walser-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, J.B. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02418-3, S. 106–116.
Verfilmung
Der Roman wurde 1975 von Thomas Koerfer mit Paul Burian als Joseph Marti, als Carl Tobler und Verena Buss als Frau Tobler verfilmt.
Hörbuch
2015 erschien eine gekürzte szenische Lesung mit Martin Hofer und Heinz Müller im LOhrBär-Verlag, Regensburg, ISBN 978-3-939529-14-9.
Weblinks
- Der Gehülfe (Direktlink) im Project Gutenberg
- Der Gehülfe im Project Gutenberg
Einzelnachweise
- Verwendete Ausgabe, Nachwort, S. 299f.
- Mächler, S. 16
- Verwendete Ausgabe, S. 300
- Michels, S. 461
- Verwendete Ausgabe, S. 305
- Verwendete Ausgabe, S. 307
- Mächler, S. 81f
- Hesse, zitiert in Michels, S. 462
- Verwendete Ausgabe, S. 56 und 58
- Verwendete Ausgabe, S. 158 und 67
- Verwendete Ausgabe, S. 112
- Verwendete Ausgabe, S. 119
- Verwendete Ausgabe, S. 153
- Verwendete Ausgabe, S. 212
- Verwendete Ausgabe, S. 260
- Verwendete Ausgabe, S. 277
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Der Gehulfe ist ein Roman von Robert Walser geschrieben 1907 in Berlin und dort im Mai 1908 im Verlag Bruno Cassirers erschienen Robert Walser 1890Robert Walser Der Gehulfe Broschureinband der Erstausgabe Der 24 jahrige Joseph Marti Gehulfe des Ingenieurs Carl Tobler erlebt wahrend eines halben Jahres als Hausangestellter den Ruin der Familie eines erfolglosen Erfinders und geht seiner Wege Wahrheit und DichtungWalser lasst den Gehulfen in einem Dorf Barenswil eine gute Dreiviertelstunde Eisenbahnfahrt von der grossen Kantonshauptstadt entfernt auftreten Jener Ort der Handlung die Villa zum Abendstern steht zu Wadenswil am Zurichsee Das geht aus einem Brief Robert Walsers vom 14 Dezember 1920 an Curt Wuest hervor Ein Faksimile des Briefs befindet sich in Machler zwischen den Seiten 112 und 113 Darauf zu sehen ist der Turm in dem der Gehulfe untergebracht war Das Anwesen wurde vom Maschinentechniker Carl Dubler seiner Gattin Frieda und den gemeinsamen vier Kindern bewohnt Die Vornamen der Kinder wurden genauso in den Romantext ubernommen wie die Erfindungen des Technikers die Reklame Uhr der Verkaufsautomat fur Gewehrmunition und der Krankenstuhl Walser hat vier Monate in dem Haus als Angestellter Dublers gewohnt und es zum Neujahr 1904 vor dem Konkurs des erfolglosen Unternehmers verlassen Walsers Mutter Elisa trug als Madchen denselben Familiennamen wie der Protagonist Marti Joseph MartiVilla zum Abendstern Erzahlt wird die Geschichte vom langsamen Verfall des Hauses Tobler Joseph Marti ist seit einiger Zeit stellenlos Er bewirbt sich beim Erfinder Tobler als Gehilfe und bekommt nach einem Probetag die Stelle Er kann bei seinem Arbeitgeber in dessen Villa wohnen im Sommer bezieht er ein Turmzimmer und bleibt dort sechs Monate bis Neujahr Joseph speist auch am Tisch der Familie Anders geht es nicht Sein Gehalt bekommt er anfangs auch nicht ausgezahlt Er muss von Almosen leben die er vom Chef sporadisch zugesteckt bekommt Obwohl sich Joseph eigentlich mit Schuldenabzahlen eilen musste ist er damit einverstanden Trotz sich immer mehr zuspitzender finanzieller Lage lebt die Familie nicht schlecht Niemand muss Hunger leiden Im Gegenteil der Hausherr Carl auch Karl Tobler ladt Burger aus dem Dorf zu sommerlichen Gartenfesten auf seinem Seegrundstuck inmitten der reizvollen Berglandschaft ein Der 1 August wird auf Toblers uppig illuminierten Anwesen mit einem Feuerwerk ausgelassen gefeiert Nach Moglichkeit geniesst Joseph den Sommer schwimmt rudert des Nachts Frau Tobler und die vier Kinder uber den See Musik erklingt umschlingt den dunklen duftenden Leib der Seesommernachtstille Die Erfindungen Josephs Arbeitsplatz das Bureau des technischen Erfinders Tobler liegt im Keller der Villa Tobler hat erfunden die Reklame Uhr die Tiefbohrmaschine den nach Munzeinwurf ein Paket Patronen ausgebenden Schutzenautomaten den patentierten Krankenstuhl und einen kleinen Dampfapparat diesen Dampfbehalter Zudem spricht im Bureau ein Kraftanlagenschopfer behufs der Selbstkrafterzeugungsmaschine in Stadten vor Letztendlich will niemand Toblers Erfindungen auf Lizenzierung einkaufen Als Frau Tobler erkrankt und der Herr Ingenieur seinen Krankenstuhl an der eigenen Frau ausprobiert muss er Kritik einstecken Das bildhubsche kleine Modell ist unbequem Flugs konstruiert der Erfinder um Der Erfinder Tobler will einen Kopf als Angestellten Das Nachdenken uber hohe Dinge ist Josephs Sache nicht Der neue Gehulfe brilliert in der Erfullung von Nebenaufgaben Das alles ist keine Kopfarbeit sondern ausnahmslos Handlangertatigkeit Der sommerliche Garten um die Villa herum ist mit dem Schlauch zu bewassern Besorgungen auch fur die Gattin Toblers sind zu erledigen Der Haushalterin Pauline muss ab und zu zur Hand gegangen werden Joseph spielt die Rolle eines Hausmeisters Tobler fordert von Joseph besonders Punktlichkeit Wenn der Gehulfe sich im Bureau ein wenig verspatet gibt es ein Donnerwetter Joseph schweigt bei solcher Gelegenheit wohluberdachtermassen Tobler schimpft auf Barenswil das Drecknest und meint in Wirklichkeit dessen Bewohner welche die Erfolglosigkeit des Erfinders riechen und sich geordnet zuruckziehen Wahrend der Arbeit darf Joseph von Toblers Zigarrenstumpen rauchen Der Chef war vor drei Jahren einfacher Hilfsingenieur in einer grossen Maschinenfabrik gewesen hatte geerbt sein Geld aber in den Kauf der Villa und in die Reklame Uhr gesteckt Deshalb muss schnellstens Geld her Als Geldgeber soll ein Kapitalist moglichst ein Fabrikherr gewonnen werden damit die Massenanfertigung der patentierten Erfindungen gleich beginnen kann Daraus wird im ganzen Roman nichts Tobler muss vielmehr Zahlungsverweigerungsgrunde erfinden Selbst im Herbst zeigt sich keinerlei Umschwung obwohl Tobler auf andauernden Geschaftsreisen nicht mude wird jenen Kapitalisten aufzutreiben Als tatsachlich einmal ein Kapitalist in der Villa vorspricht ist Tobler gerade verreist Joseph muss einspringen und vertreibt den potentiellen Geldgeber durch sein unverantwortliches kopfloses Benehmen Tobler tobt nach seiner Ruckkehr von der Reise kann aber verzeihen Er schenkt dem Gehulfen einige von seinen abgetragenen Kleidern Der beleidigte Joseph begehrt zwar wortreich auf nimmt jedoch die Kleidergeschenke schliesslich doch Als Tobler seine Frau misshandelt kann Joseph nicht anders er schreitet ein und ermahnt den Herrn Ingenieur Der Erfinder nie verlegen halt dem Angestellten vor ein grosses Maul haben das konne jeder Leisten solle er endlich etwas Angesichts der sich haufenden unbezahlten Wechsel gibt sich Tobler kampferisch Eine Idee stirbt oder sie siegt Dabei pumpt er auf seinen Reisen bereits Bekannte und Verwandte an Schliesslich muss Tobler auf Schuldforderungen seine Illiquiditat eingestehen Aber ein mutterliches Erbteil hat er noch Doch der Betrag den die Mutter herausruckt ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein kann lediglich die wildesten Glaubiger und Schuldenforderer ein klein wenig besanftigen Um in den Genuss des Geldes der Mutter zu gelangen muss Tobler gar die Ehefrau vorschicken Nicht einmal dem Verwalter des hauptstadtischen Stellenvermittlungsbureaus wird das geringe Vermittlungsentgelt ausbezahlt Das Elektrizitatswerk schaltet den Strom fur die Villa ab Frau Tobler Frau Tobler kommt aus echt bourgeoisen Kreisen her und hat nicht die geringste Angst vor ihrem Gatten Da Letzterer oft auf Reisen ist vertreibt sie sich notgedrungen mit dem Gehulfen die Zeit Beide jassen unterhalten sich oder Joseph schaut Frau Tobler einfach zu wie sie liest Einmal erblickt er die Frau durch ihre offene Schlafzimmertur im Neglige Es entwickelt sich keineswegs ein Verhaltnis zwischen den beiden doch sie kommen einander naher Man achtet sich Frau Tobler vertraut sich dem Gehulfen an Sie weiss wer sie ist und lasst den Lebensmut nicht sinken Ursache des beruflichen Misserfolges ihres Gatten sind nach ihrer Ansicht die verschwenderischen Wohltaten in deren Genuss gerade jene Mitmenschen kamen die ihn nun hart bedrangen Frau Tobler steht ihrem Mann bei kann aber letztendlich den Ruin nur ein wenig hinausschieben Manchmal fragt sie Joseph ob das Desaster doch noch abwendbar sei Als Joseph welcher die Frau immer trosten mochte das fur durchaus moglich halt heisst sie ihn einen Lugner Wie wahr Spurt doch Joseph die zunehmende Feindseligkeit beim taglichen Abwehren der Glaubiger am eigenen Leibe Auf der Barenswiler Bank schlagt das Erstaunen in herablassendes Mitleid um Wirsich auf Besuch Wirsich der Vorganger Josephs als Hausdiener war von Tobler wegen unflatiger Auftritte verursacht durch Volltrunkenheit aus dem Hause gejagt worden Nun bittet der Trinker der seine alte Mutter als Verstarkung in die Villa mitgeschleppt hat um Wiedereinstellung Der Herr Ingenieur sieht sich ausserstande Joseph macht seine Sache auch ganz ordentlich Im Spatherbst dann der Sommersee ist ein Nebelsee geworden kommt Wirsich aus dem Regen und der Kalte Joseph nimmt den Obdachlosen mit Zustimmung der Frau Tobler der Hausherr ist auf Reisen in seinem Turmzimmer auf teilt das Bett mit ihm und drangt dem Trunkenbold ein Goldstuck auf das er tags zuvor von Tobler bekommen hat Dem Tobler diesem Grosshans wunscht Wirsich dass er aus seinem prahlerischen Haus und Garten hinausfliegt Dora Silvi Edi Walter und Pauline Den Abendstern bewohnen noch die vier Kinder der Toblers die Madchen Dora und Silvi sowie die Knaben Edi und Walter Frau Tobler kann es sich selber nicht erklaren sie hasst Silvi ihr eigenes Kind Die Magd Pauline hat von der Hausherrin die Erlaubnis das Kleinkind nachts wenn es ins Bett nasst zu prugeln Pauline gebraucht ihre Macht Joseph beobachtet das Gezeter und macht schliesslich Frau Tobler ernsthaft Vorwurfe In einem Abwasch liest der Gehulfe gleich noch dem gerade heimkehrenden Tobler die Leviten Die Frau misshandelt Silvi und der Vater sieht daruber hinweg Toblers Stellungnahme dazu lautet Die Frau sei eine Gans und Joseph verruckt Joseph geht weiter Als Wirsich seine nachste Stelle in Barenswil erneut wegen Trunkenheit verloren hat bereitet auch Joseph seinen Abgang aus der Villa zum Abendstern vor Beim hauptstadtischen Stellenvermittlungsbureau bewirbt er sich um eine passende Stelle Nach einer weiteren Ungeschicklichkeit Josephs wird der Herr und Meister tatlich Weinend begrundet der Gehulfe der Frau Tobler seinen beabsichtigten Weggang Die Frau bleibt kalt und empfiehlt dem Angestellten sich noch von ihrem Mann zu verabschieden Der Gehulfe wird vom Herrn Ingenieur aus dem Haus geworfen Joseph und Wirsich verlassen Barenswil und ziehen weiter SelbstzeugnisRobert Walser zu Carl Seelig Der Gehulfe ist ein ganz und gar realistischer Roman Ich brauchte fast nichts zu erfinden Das Leben hat das fur mich besorgt RezeptionHesse schreibt 1936 zwar sei der Gehulfe voll von Stimmungen vom Anfang des 20 Jahrhunderts doch bezaubere die Erzahlung durch die zeitlose Anmut ihres Vortrags durch die zart und absichtslos spielende Magie Nach Zollinger sei Walsers unbeschreiblicher Zauber zuruckzufuhren auf seine pedantische Unbestechlichkeit Anne Gabrisch schreibt 1983 Herr und Dienerseiengleichermassen narrisch ein Paar von furchterlicher Komik Und von weit her an Don Quijote und Sancho Pansa erinnernd Machler erzahlt aus der Entstehungsgeschichte des Gehulfen Der Roman sei im Rahmen eines Wettbewerbs des Scherl Verlages in sechs Wochen niedergeschrieben worden Walser habe achttausend Mark Honorar verlangt das Manuskript jedoch wegen der hohen Forderung postwendend zuruckerhalten Als sich Walser darauf mit dem Verlagsleiter stritt soll dem Autor entfahren sein Sie Kamel verstehen uberhaupt nichts von Literatur Sprengel resumiert die Barenswiler erweisen sich als Nachfolger der Leute von Seldwyla FormDer Leser wird ein beklemmendes Gefuhl nicht los Die Bankrotterklarung Toblers ruckt mit jedem Umblattern naher Doch zum Gluck hat dieser Dichter Walser zwei Gegengewichte fur jene Bedruckung in petto Das erste ist die Schilderung der Donquichoterie die auch Gabrisch siehe oben nicht ubersehen konnte Wie Tobler mit seinem Gehulfen umgeht und vice versa das reizt zunehmend die Lachmuskeln des Lesers Aber das Lachen bleibt im Hals stecken Das zweite ist das Licht das dennoch uberall aufblinkt die beeindruckende Schilderung der Natur und nicht zuletzt Josephs Menschlichkeit Diese druckt sich nicht nur in Empathie also dem aktiven Mitfuhlen sondern insbesondere in der Zivilcourage des Eingreifens zugunsten der Misshandelten aus Worter und WendungenDer Gehulfe ist wie Walsers ganzes Werk nicht frei von Spielerei Joseph traumt Die Wohnstube zitterte Das Bureau war stechend grun vor Schadenfreude Tobler beschimpft die Dorfbewohner die nicht leicht ubers Ohr zu hauen sind Ihr Fotzel Lumpen kerle Hafchen Helvetismus fur Nachttopf ausgeschamtes Raf wahrscheinlich keifende Frau Der cheibe Eisenbahnzug fahrt Tobler vor der Nase weg brunnenrauschende Winkel Die Tone scheinen alles zu umschallen zu umdonnern und zu umarmen hollandischer Trunkenboldszenenmaler geistig vertragen trage werden und erlahmen LiteraturVerwendete Ausgabe Robert Walser Der Gehulfe Roman Hrsg v Jochen Greven Mit einem Nachwort des Herausgebers Zurich 1985 ISBN 3 518 37610 1 Erstausgabe Robert Walser Der Gehulfe Roman Verlag von Bruno Cassirer Berlin 1908 2 Bl 392 S 6 Bl Anzeigen Originalbroschur mit farbiger Deckelillustration von Karl Walser Ausgabe von 1983 Robert Walser Der Gehulfe Roman Mit 36 Zeichnungen von Gunter Bohmer und einer Einfuhrung von Albin Zollinger Buchergilde Gutenberg Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 7632 2742 3 Ausgabe von 2004 Robert Walser Der Gehulfe Roman mit einem Nachwort von Wilhelm Genazino Manesse Verlag Zurich 2004 ISBN 978 3 7175 2036 8 Sekundarliteratur Volker Michels Hrsg Hermann Hesse Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsatzen S 461 463 Frankfurt a M 1975 ISBN 3 518 36752 8 Robert Machler Das Leben Robert Walsers Eine dokumentarische Biographie S 81f Frankfurt am Main 1976 ISBN 3 518 06821 0 Peter Sprengel Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900 1918 S 213f Munchen 2004 ISBN 3 406 52178 9 Gero von Wilpert Lexikon der Weltliteratur Deutsche Autoren A Z S 647 Stuttgart 2004 ISBN 3 520 83704 8 Karl Wagner Der Gehulfe 1908 In Lucas Marco Gisi Hrsg Robert Walser Handbuch Leben Werk Wirkung J B Metzler Stuttgart 2015 ISBN 978 3 476 02418 3 S 106 116 Paul Burian mit Schirm und Hut bei den Dreharbeiten zum Film Der Gehulfe Zurich Foto Comet Photo Bildarchiv der ETH Bibliothek ZurichVerfilmungDer Roman wurde 1975 von Thomas Koerfer mit Paul Burian als Joseph Marti als Carl Tobler und Verena Buss als Frau Tobler verfilmt Horbuch2015 erschien eine gekurzte szenische Lesung mit Martin Hofer und Heinz Muller im LOhrBar Verlag Regensburg ISBN 978 3 939529 14 9 WeblinksDer Gehulfe Direktlink im Project Gutenberg Der Gehulfe im Project GutenbergEinzelnachweiseVerwendete Ausgabe Nachwort S 299f Machler S 16 Verwendete Ausgabe S 300 Michels S 461 Verwendete Ausgabe S 305 Verwendete Ausgabe S 307 Machler S 81f Hesse zitiert in Michels S 462 Verwendete Ausgabe S 56 und 58 Verwendete Ausgabe S 158 und 67 Verwendete Ausgabe S 112 Verwendete Ausgabe S 119 Verwendete Ausgabe S 153 Verwendete Ausgabe S 212 Verwendete Ausgabe S 260 Verwendete Ausgabe S 277Romane Erzahlungen und Novellen von Robert Walser Romane Geschwister Tanner Der Gehulfe Jakob von Gunten Der Rauber Erzahlungen Der Spaziergang Essays und Kurzgeschichten Fritz Kochers Aufsatze Poetenleben Die Rose Normdaten Werk GND 4099396 6 GND Explorer lobid OGND AKS