Überkapazität ist in der Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre ein langfristig nicht nutzbarer Teil der Pro
Überkapazität

Überkapazität ist in der Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre ein langfristig nicht nutzbarer Teil der Produktionsfaktoren. Sie ist jener Teil der Kapazität, der in einem bestimmten Zeitraum nicht durch Auslastung der Produktionsmittel genutzt werden kann. Der Gegensatz zur Überkapazität ist die Unterkapazität.
Betriebswirtschaftslehre
Überkapazität ist rechnerisch die Differenz zwischen der tatsächlichen und der maximal möglichen Produktion in einem bestimmten Zeitraum. Wenn betriebliche Kapazitäten so dimensioniert sind, dass sie vollständig auslastbar sein können, liegen im Falle einer kurzfristig sinkenden Kapazitätsauslastung keine Überkapazitäten im engeren Sinn vor. Erst wenn eine Vollauslastung im Unternehmen dauerhaft nicht erreichbar ist, handelt es sich um Überkapazitäten. Diese echten Überkapazitäten sind so genannte strukturelle Überkapazitäten, während die konjunkturellen Überkapazitäten nur in Zeiten einer Absatzkrise temporär vorhanden sind. Walter Hamm zufolge handelt es sich um Überkapazitäten, wenn die Produktionsanlagen eines wesentlichen Teils der Anbieter über Saison- und Konjunkturschwankungen hinweg bei freier Preisbildung nicht mehr rentabel genutzt werden können.
Überkapazitäten können vorhanden sein bei Arbeitskräften – eine Überkapazität des Faktors Arbeitskapazität –, Maschinen und technischen Anlagen, Material und Betriebsflächen. Wegen Einhaltung von Kündigungsfristen ist das betriebliche Personal am wenigsten elastisch abbaubar; der Verkauf von Maschinen und Flächen ist unter Umständen mit Verlusten verbunden. Daraus ergibt sich, dass vorhandene Überkapazitäten nicht so schnell zurückgefahren werden können wie die Nachfrage zurückgeht; daraus entsteht Kostenremanenz. Wo in der Industrie Lagerhaltungsmöglichkeiten bestehen, können diese kurzfristig Überkapazitäten durch Lageraufbau verhindern. Läger können damit kurzfristig zur Glättung von Kapazitätsproblemen beitragen. Überkapazitäten können einerseits durch Planungsfehler entstehen, wenn von vorneherein die Produktionsmittel zu hoch dimensioniert werden (durch Fehlinvestitionen) und deren Vollauslastung absehbar nicht möglich ist. Andererseits entstehen sie, wenn es langfristig anhaltende Nachfrageeinbrüche gibt und die nicht benötigten Leerkapazitäten nicht beseitigt werden. Dann stehen den durch die Bereithaltung der Überkapazität anfallenden Fixkosten keine Erlöse gegenüber (Leerkosten), was zu Gewinnminderungen oder Verlusterhöhungen führt. Diese Fixkosten verwandeln sich dann bei einer Verminderung der Produktionsmenge von Nutz- in vermeidbare Leerkosten, weshalb besonders fixkostenintensive Unternehmen dem Risiko der Überkapazität ausgesetzt sind.
Strukturelle Überkapazitäten können jedoch notwendig sein, wenn hohe Anforderungen an die Flexibilität eines Unternehmens gestellt werden und ein permanenter, strukturell nicht völlig zu vermeidender Wechsel zwischen Kapazitätsengpässen und Überkapazitäten entsteht. Bei Dienstleistungsunternehmen ist zu bedenken, dass das Vorhalten von Ressourcen vom Kunden als Qualitätsmerkmal empfunden wird, insbesondere wenn die Dienstleistung in Zusammenarbeit mit dem Kunden erbracht wird. Im Tourismus kann es in der Nebensaison zu strukturellen Überkapazitäten in Gastronomie, Hotellerie oder bei Linienflügen kommen, weil die Kapazitäten an der Hochsaison ausgerichtet sind. Diese Überkapazitäten sind ein Angebotsüberhang, der Leerkosten verursacht. Um zusätzliche Deckungsbeiträge zu erzielen, werden Rabatte zwecks Generierung weiterer Nachfrage angeboten (Frühbucherrabatt, Happy Hour, last minute, Nebensaisonpreise), um die Kapazitätsauslastung zu verbessern.
Werden nicht notwendige Überkapazitäten nicht beseitigt, kann dies eine Unternehmenskrise zur Folge haben. Einer Umfrage zufolge waren 2010 die Hauptgründe für betriebliche Insolvenzen die Rezession (85 %), Knappheit an Finanzmitteln (71 %) und Überkapazitäten (63 %).
Volkswirtschaftslehre
In der Marktwirtschaft werden Kapazitäten darauf ausgelegt, Bedarfsspitzen zu decken, so dass Angebot (Kapazität) und Nachfrage nur in Boomphasen annähernd ausgeglichen sind. Eine Überkapazität entsteht, sobald ein Nachfragerückgang eintritt und eine Nachfragelücke vorhanden ist. In der Volkswirtschaftslehre unterscheidet man zwischen einer konjunkturellen und einer strukturellen Überkapazität. Die strukturelle Überkapazität ist durch langfristig anhaltenden Nachfragerückgang aufgrund Nachfrageabwanderung im Strukturwandel gekennzeichnet. Die konjunkturelle ist eine eher kurz- oder mittelfristige Überkapazität infolge konjunktureller Nachfrageschwankungen. Überkapazitäten werden tendenziell nicht sofort abgebaut, damit später erwartete Nachfragesteigerungen problemlos aufgefangen werden können. Eine derartige taktische Überkapazität wird hingenommen, um später erwartete Nachfragesteigerungen sofort problemlos bedienen zu können, während die strategische Überkapazität daran zu erkennen ist, dass etablierte Unternehmen bewusst eine Überkapazität vorhalten, um potenziellen neuen Unternehmen zu signalisieren, dass deren Markteintritt mit einer Angebotsausweitung und damit Preissenkung beantwortet würde. Die strategische Überkapazität ist daher eine Markteintrittsbarriere. Folge der Überkapazität ist eine Intensivierung des Wettbewerbs und Preisverfall.
Wiktionary
Einzelnachweise
- Willi Diez (Hrsg.), Grundlagen der Automobilwirtschaft, 2001, S. 107
- Walter Hamm, Regelung der Kapazität als Voraussetzung der zukünftigen Preisfreiheit der nationalen und internationalen Binnenschifffahrt, in: Sammelband der Vorlesungen des 8. Internationalen Hochschullehrgangs über die Organisation des Transportwesens im Rahmen der wirtschaftlichen Integration Europas 1967, 1968, S. 4
- Richard Vahrenkamp, Produktionsmanagement, 2008, S. 125
- Max Monauni, Fixkostenmanagement, 2011, S. 15
- Wolfgang Fuchs/Jörn W. Mundt/Hans-Dieter Zollondz (Hrsg.), Lexikon Tourismus, 2008, S. 157 f.
- Roland Berger Strategy Consultants, Studie „Insolvenzen in Deutschland 2010 – Trends in der Wirtschaftskrise“ vom 11. Januar 2010 ( des vom 16. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Katja Möllmann, Zur Krisenanfälligkeit kleinerer und mittlerer Bauunternehmen, 2001, S. 134
- Herbert Baum/Werner Delfmann, Strategische Handlungsoptionen der deutschen Automobilindustrie in der Wirtschaftskrise, 2010, S. 41 f.
- Erhard Kantzenbach/Jörn Kruse, Kollektive Marktbeherrschung, 1989, S. 97
Autor: www.NiNa.Az
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Uberkapazitat ist in der Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre ein langfristig nicht nutzbarer Teil der Produktionsfaktoren Sie ist jener Teil der Kapazitat der in einem bestimmten Zeitraum nicht durch Auslastung der Produktionsmittel genutzt werden kann Der Gegensatz zur Uberkapazitat ist die Unterkapazitat BetriebswirtschaftslehreUberkapazitat ist rechnerisch die Differenz zwischen der tatsachlichen und der maximal moglichen Produktion in einem bestimmten Zeitraum Wenn betriebliche Kapazitaten so dimensioniert sind dass sie vollstandig auslastbar sein konnen liegen im Falle einer kurzfristig sinkenden Kapazitatsauslastung keine Uberkapazitaten im engeren Sinn vor Erst wenn eine Vollauslastung im Unternehmen dauerhaft nicht erreichbar ist handelt es sich um Uberkapazitaten Diese echten Uberkapazitaten sind so genannte strukturelle Uberkapazitaten wahrend die konjunkturellen Uberkapazitaten nur in Zeiten einer Absatzkrise temporar vorhanden sind Walter Hamm zufolge handelt es sich um Uberkapazitaten wenn die Produktionsanlagen eines wesentlichen Teils der Anbieter uber Saison und Konjunkturschwankungen hinweg bei freier Preisbildung nicht mehr rentabel genutzt werden konnen Uberkapazitaten konnen vorhanden sein bei Arbeitskraften eine Uberkapazitat des Faktors Arbeitskapazitat Maschinen und technischen Anlagen Material und Betriebsflachen Wegen Einhaltung von Kundigungsfristen ist das betriebliche Personal am wenigsten elastisch abbaubar der Verkauf von Maschinen und Flachen ist unter Umstanden mit Verlusten verbunden Daraus ergibt sich dass vorhandene Uberkapazitaten nicht so schnell zuruckgefahren werden konnen wie die Nachfrage zuruckgeht daraus entsteht Kostenremanenz Wo in der Industrie Lagerhaltungsmoglichkeiten bestehen konnen diese kurzfristig Uberkapazitaten durch Lageraufbau verhindern Lager konnen damit kurzfristig zur Glattung von Kapazitatsproblemen beitragen Uberkapazitaten konnen einerseits durch Planungsfehler entstehen wenn von vorneherein die Produktionsmittel zu hoch dimensioniert werden durch Fehlinvestitionen und deren Vollauslastung absehbar nicht moglich ist Andererseits entstehen sie wenn es langfristig anhaltende Nachfrageeinbruche gibt und die nicht benotigten Leerkapazitaten nicht beseitigt werden Dann stehen den durch die Bereithaltung der Uberkapazitat anfallenden Fixkosten keine Erlose gegenuber Leerkosten was zu Gewinnminderungen oder Verlusterhohungen fuhrt Diese Fixkosten verwandeln sich dann bei einer Verminderung der Produktionsmenge von Nutz in vermeidbare Leerkosten weshalb besonders fixkostenintensive Unternehmen dem Risiko der Uberkapazitat ausgesetzt sind Strukturelle Uberkapazitaten konnen jedoch notwendig sein wenn hohe Anforderungen an die Flexibilitat eines Unternehmens gestellt werden und ein permanenter strukturell nicht vollig zu vermeidender Wechsel zwischen Kapazitatsengpassen und Uberkapazitaten entsteht Bei Dienstleistungsunternehmen ist zu bedenken dass das Vorhalten von Ressourcen vom Kunden als Qualitatsmerkmal empfunden wird insbesondere wenn die Dienstleistung in Zusammenarbeit mit dem Kunden erbracht wird Im Tourismus kann es in der Nebensaison zu strukturellen Uberkapazitaten in Gastronomie Hotellerie oder bei Linienflugen kommen weil die Kapazitaten an der Hochsaison ausgerichtet sind Diese Uberkapazitaten sind ein Angebotsuberhang der Leerkosten verursacht Um zusatzliche Deckungsbeitrage zu erzielen werden Rabatte zwecks Generierung weiterer Nachfrage angeboten Fruhbucherrabatt Happy Hour last minute Nebensaisonpreise um die Kapazitatsauslastung zu verbessern Werden nicht notwendige Uberkapazitaten nicht beseitigt kann dies eine Unternehmenskrise zur Folge haben Einer Umfrage zufolge waren 2010 die Hauptgrunde fur betriebliche Insolvenzen die Rezession 85 Knappheit an Finanzmitteln 71 und Uberkapazitaten 63 VolkswirtschaftslehreIn der Marktwirtschaft werden Kapazitaten darauf ausgelegt Bedarfsspitzen zu decken so dass Angebot Kapazitat und Nachfrage nur in Boomphasen annahernd ausgeglichen sind Eine Uberkapazitat entsteht sobald ein Nachfrageruckgang eintritt und eine Nachfragelucke vorhanden ist In der Volkswirtschaftslehre unterscheidet man zwischen einer konjunkturellen und einer strukturellen Uberkapazitat Die strukturelle Uberkapazitat ist durch langfristig anhaltenden Nachfrageruckgang aufgrund Nachfrageabwanderung im Strukturwandel gekennzeichnet Die konjunkturelle ist eine eher kurz oder mittelfristige Uberkapazitat infolge konjunktureller Nachfrageschwankungen Uberkapazitaten werden tendenziell nicht sofort abgebaut damit spater erwartete Nachfragesteigerungen problemlos aufgefangen werden konnen Eine derartige taktische Uberkapazitat wird hingenommen um spater erwartete Nachfragesteigerungen sofort problemlos bedienen zu konnen wahrend die strategische Uberkapazitat daran zu erkennen ist dass etablierte Unternehmen bewusst eine Uberkapazitat vorhalten um potenziellen neuen Unternehmen zu signalisieren dass deren Markteintritt mit einer Angebotsausweitung und damit Preissenkung beantwortet wurde Die strategische Uberkapazitat ist daher eine Markteintrittsbarriere Folge der Uberkapazitat ist eine Intensivierung des Wettbewerbs und Preisverfall WiktionaryWiktionary Uberkapazitat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweiseWilli Diez Hrsg Grundlagen der Automobilwirtschaft 2001 S 107 Walter Hamm Regelung der Kapazitat als Voraussetzung der zukunftigen Preisfreiheit der nationalen und internationalen Binnenschifffahrt in Sammelband der Vorlesungen des 8 Internationalen Hochschullehrgangs uber die Organisation des Transportwesens im Rahmen der wirtschaftlichen Integration Europas 1967 1968 S 4 Richard Vahrenkamp Produktionsmanagement 2008 S 125 Max Monauni Fixkostenmanagement 2011 S 15 Wolfgang Fuchs Jorn W Mundt Hans Dieter Zollondz Hrsg Lexikon Tourismus 2008 S 157 f Roland Berger Strategy Consultants Studie Insolvenzen in Deutschland 2010 Trends in der Wirtschaftskrise vom 11 Januar 2010 Memento des Originals vom 16 Dezember 2013 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Katja Mollmann Zur Krisenanfalligkeit kleinerer und mittlerer Bauunternehmen 2001 S 134 Herbert Baum Werner Delfmann Strategische Handlungsoptionen der deutschen Automobilindustrie in der Wirtschaftskrise 2010 S 41 f Erhard Kantzenbach Jorn Kruse Kollektive Marktbeherrschung 1989 S 97Normdaten Sachbegriff GND 4197951 5 GND Explorer lobid OGND AKS