Das Arbeitsgedächtnis ist ein Teil des Gedächtnisses Es speichert aufgenommene Informationen kurzfristig um diese Inform
Arbeitsgedächtnis

Das Arbeitsgedächtnis ist ein Teil des Gedächtnisses. Es speichert aufgenommene Informationen kurzfristig, um diese Informationen in das Langzeitgedächtnis aufzunehmen oder damit zu vergleichen. Im Arbeitsgedächtnis kann Information auch bearbeitet werden -- eine wichtige Erweiterung gegenüber früheren Konzepten die beispielsweise erklärt, weshalb wir Kopfrechnen und rückwärts buchstabieren können. Begriff und Verständnis wurden 1986 durch Alan Baddeley geprägt.
Das Arbeitsgedächtnis besteht aus Substrukturen: Der zentralen Exekutive, dem episodischen Puffer, der phonologischen Schleife zur Wiederholung / Bearbeitung von verbalem Material, und dem räumlich-visuellen Notizblock zur Wiederholung / Bearbeitung von räumlicher Information. Die Kapazität ist unabhängig von der verbalen oder räumlich-visuellen Domäne auf etwa sieben Informationseinheiten begrenzt (siehe Millersche Zahl).
Abgrenzung zum Kurzzeitgedächtnis
Der Begriff Kurzzeitgedächtnis bezieht sich auf ältere und andere Theorien, die von einem einheitlichen System zur kurzzeitigen Speicherung von Informationen ausgegangen sind. Diese Auffassung ist von der Erlanger Schule der Informationspsychologie mit ihrem Konzept der Kurzspeicherkapazität weiterentwickelt worden. Im Gegensatz dazu wird im Folgenden von einem Mehrspeichermodell ausgegangen, in dem verschiedene Subsysteme für verschiedene Arten von Informationen zuständig sind.
Neuropsychologen unterscheiden zwischen diesen beiden Gedächtnisarten auch, da sie unterschiedliche Bereiche des präfrontalen Cortex beanspruchen. Das Arbeitsgedächtnis ermöglicht es, die gespeicherten Informationen gleichzeitig zu manipulieren und mit ihnen zu arbeiten. Das Kurzzeitgedächtnis hingegen ist nur ein kurzfristiger Speicher, der aber keine Organisation und Verarbeitung des gespeicherten Inhalts erlaubt.
Psychologische Modelle
Komponentenmodell
Alan Baddeley und Graham Hitch schlugen 1974 ihr Arbeitsgedächtnismodell vor, mit dem sie das Kurzzeitgedächtnis präziser beschreiben wollten. Das Modell basiert auf vier (früher drei) getrennten funktionellen Komponenten, die gegenseitig in Verbindung stehen. Dabei unterscheidet man zwischen der zentralen Exekutive, die als Steuer- und Organisationselement dient, und drei passiven Subsystemen (sogenannten „Sklavensystemen“), die von der zentralen Exekutive gesteuert und überwacht werden. Die Subsysteme sind die phonologische Schleife (verarbeitet vor allem verbale Informationen), der räumlich visuelle Notizblock (verarbeitet visuelle Informationen) und der episodische Puffer.
Prozessorientierte Theorien
Baddeleys – ursprünglich – modulorientierte Theorie, der die Trennung von Langzeit- und Arbeitsgedächtnis zugrunde liegt, hat sich als heuristisches Modell zur Beschreibung pathologischer Beeinträchtigungen des Arbeitsgedächtnisses bewährt. Durch die stärkere Berücksichtigung von Interaktionen zwischen den Modellkomponenten hat sich das Modell aber in neuerer Zeit den sog. prozessorientierten Theorien stark angenähert. In diesen wird von der Verteilung von Aufmerksamkeitsressourcen und der damit einhergehenden Aktivierung von verteilten neuronalen Netzwerken ausgegangen.
Das Embedded Processing Model of Working Memory von Nelson Cowan beschreibt das Arbeitsgedächtnis als diejenigen Anteile des Langzeitgedächtnisses, die sich vorübergehend in einem aktivierten Zustand befinden. Gedächtnisinhalte werden durch Hinweisreize angeregt; wird ihnen nun Aufmerksamkeit zugewendet, können sie bewusst verarbeitet werden.
Das Arbeitsgedächtnismodell von Randall W. Engle erklärt die Ursachen von individuellen Unterschieden in der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses und ihren Zusammenhang zur Intelligenz.
Facettentheorie
Klaus Oberauer, Heinz-Martin Süß, und Werner W. Wittmann haben ein facettenbasiertes Modell des Arbeitsgedächtnisses vorgeschlagen, welches empirisch abgesichert werden konnte. In dem Modell werden dabei zwei Dimensionen berücksichtigt: kognitive Prozesse und Aufgabeninhalte. Die kognitiven Prozesse umfassen Supervision (Exekutive Kontrolle), Koordination sowie simultanes Speichern und Verarbeiten. Hinsichtlich der Aufgabeninhalte werden verbale, räumlich-figurale sowie numerische Aufgaben unterschieden. Beide Dimensionen gekreuzt ergeben damit eine Facettenstruktur, durch welche Arbeitsgedächtnisleistungen sehr spezifisch beschrieben werden können (z. B. verbales Speichern und Verarbeiten). Das Modell erinnert an das Berliner Intelligenzstrukturmodell und ist entsprechend als deskriptives Modell zu verstehen.
Literatur
- A. D. Baddeley: Working memory: Looking back and looking forward. (PDF; 0,3 MB) doi:10.1038/nrn1201. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2023. Suche in Webarchiven) In: Nature Reviews Neuroscience. Band 4, Nr. 10, 2003, S. 829–839.
- A. D. Baddeley: Working memory. In: A. D. Baddeley, M. W. Eysenck, M. C. Anderson: Memory. Psychology Press, Hove, New York 2009, ISBN 978-1-84872-001-5, S. 41–68.
- A. D. Baddeley: Working Memory: Theories, models, and controversies. In: Annual Review of Psychology. Band 63, Nr. 1, 2012, S. 1–29. doi:10.1146/annurev-psych-120710-100422.
- S. Berti: Arbeitsgedächtnis: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines theoretischen Konstruktes. In: Psychologische Rundschau. Band 61, Nr. 1, 2010, S. 3–9. doi:10.1026/0033-3042/a000004.
- A. Miyake, P. Shah (Hrsg.): Models of working memory: Mechanisms of active maintenance and executive control. Cambridge University Press, Cambridge 1999, ISBN 0-521-58721-2.
Einzelnachweise
- Alan Baddeley: The central executive: A concept and some misconceptions. In: Journal of the International Neuropsychological Society. Band 4, Nr. 5, September 1998, S. 523–526, doi:10.1017/S135561779800513X (cambridge.org [abgerufen am 24. Februar 2025]).
- Seitz, D. (2021, February 04). Arbeitsgedächtnis. In Dorsch Lexikon der Psychologie. Abgerufen auf https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/arbeitsgedaechtnis
- A. Diamond: Executive functions. In: Annu Rev Psychol. Band 64, 2013, S. 135–168, doi:10.1146/annurev-psych-113011-143750, PMID 23020641, PMC 4084861 (freier Volltext): „WM (holding information in mind and manipulating it) is distinct from short-term memory (just holding information in mind). They cluster onto separate factors in factor analyses of children, adolescents, and adults (Alloway et al. 2004, Gathercole et al. 2004). They are linked to different neural subsystems. WM relies more on dorsolateral prefrontal cortex, whereas maintaining information in mind but not manipulating it [as long as the number of items is not huge (suprathreshold)] does not need involvement of dorsolateral prefrontal cortex (D’Esposito et al. 1999, Eldreth et al. 2006, Smith & Jonides 1999). Imaging studies show frontal activation only in ventrolateral prefrontal cortex for memory maintenance that is not suprathreshold. WM and short-term memory also show different developmental progressions; the latter develops earlier and faster.“
- J. Dittmann, St. Abel: Verbales Lernen und verbale Merkfähigkeit bei einem Patienten mit Arbeitsgedächtnisbeeinträchtigung. In: Aktuelle Neurologie 2016; 43: 41–49, doi:10.1055/s-0041-111320.
- K. Oberauer, H.-M. Süß, O. Wilhelm, W. W. Wittmann: The multiple faces of working memory: Storage, processing, supervision, and coordination. In: Intelligence. Band 31, Nr. 2, 2003, S. 167–193, doi:10.1016/S0160-2896(02)00115-0.
- H.-M. Süß, K. Oberauer, W. W. Wittmann, O. Wilhelm, R. Schulze: Working-memory capacity explains reasoning ability—and a little bit more. In: Intelligence. Band 30, Nr. 3, 2002, S. 261–288. doi:10.1016/S0160-2896(01)00100-3
Autor: www.NiNa.Az
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Das Arbeitsgedachtnis ist ein Teil des Gedachtnisses Es speichert aufgenommene Informationen kurzfristig um diese Informationen in das Langzeitgedachtnis aufzunehmen oder damit zu vergleichen Im Arbeitsgedachtnis kann Information auch bearbeitet werden eine wichtige Erweiterung gegenuber fruheren Konzepten die beispielsweise erklart weshalb wir Kopfrechnen und ruckwarts buchstabieren konnen Begriff und Verstandnis wurden 1986 durch Alan Baddeley gepragt Arbeitsgedachtnis Aufbau und Funktion Das Arbeitsgedachtnis besteht aus Substrukturen Der zentralen Exekutive dem episodischen Puffer der phonologischen Schleife zur Wiederholung Bearbeitung von verbalem Material und dem raumlich visuellen Notizblock zur Wiederholung Bearbeitung von raumlicher Information Die Kapazitat ist unabhangig von der verbalen oder raumlich visuellen Domane auf etwa sieben Informationseinheiten begrenzt siehe Millersche Zahl Abgrenzung zum KurzzeitgedachtnisDer Begriff Kurzzeitgedachtnis bezieht sich auf altere und andere Theorien die von einem einheitlichen System zur kurzzeitigen Speicherung von Informationen ausgegangen sind Diese Auffassung ist von der Erlanger Schule der Informationspsychologie mit ihrem Konzept der Kurzspeicherkapazitat weiterentwickelt worden Im Gegensatz dazu wird im Folgenden von einem Mehrspeichermodell ausgegangen in dem verschiedene Subsysteme fur verschiedene Arten von Informationen zustandig sind Neuropsychologen unterscheiden zwischen diesen beiden Gedachtnisarten auch da sie unterschiedliche Bereiche des prafrontalen Cortex beanspruchen Das Arbeitsgedachtnis ermoglicht es die gespeicherten Informationen gleichzeitig zu manipulieren und mit ihnen zu arbeiten Das Kurzzeitgedachtnis hingegen ist nur ein kurzfristiger Speicher der aber keine Organisation und Verarbeitung des gespeicherten Inhalts erlaubt Psychologische ModelleKomponentenmodell Hauptartikel Baddeleys Arbeitsgedachtnismodell Alan Baddeley und Graham Hitch schlugen 1974 ihr Arbeitsgedachtnismodell vor mit dem sie das Kurzzeitgedachtnis praziser beschreiben wollten Das Modell basiert auf vier fruher drei getrennten funktionellen Komponenten die gegenseitig in Verbindung stehen Dabei unterscheidet man zwischen der zentralen Exekutive die als Steuer und Organisationselement dient und drei passiven Subsystemen sogenannten Sklavensystemen die von der zentralen Exekutive gesteuert und uberwacht werden Die Subsysteme sind die phonologische Schleife verarbeitet vor allem verbale Informationen der raumlich visuelle Notizblock verarbeitet visuelle Informationen und der episodische Puffer Prozessorientierte Theorien Baddeleys ursprunglich modulorientierte Theorie der die Trennung von Langzeit und Arbeitsgedachtnis zugrunde liegt hat sich als heuristisches Modell zur Beschreibung pathologischer Beeintrachtigungen des Arbeitsgedachtnisses bewahrt Durch die starkere Berucksichtigung von Interaktionen zwischen den Modellkomponenten hat sich das Modell aber in neuerer Zeit den sog prozessorientierten Theorien stark angenahert In diesen wird von der Verteilung von Aufmerksamkeitsressourcen und der damit einhergehenden Aktivierung von verteilten neuronalen Netzwerken ausgegangen Das Embedded Processing Model of Working Memory von Nelson Cowan beschreibt das Arbeitsgedachtnis als diejenigen Anteile des Langzeitgedachtnisses die sich vorubergehend in einem aktivierten Zustand befinden Gedachtnisinhalte werden durch Hinweisreize angeregt wird ihnen nun Aufmerksamkeit zugewendet konnen sie bewusst verarbeitet werden Das Arbeitsgedachtnismodell von Randall W Engle erklart die Ursachen von individuellen Unterschieden in der Kapazitat des Arbeitsgedachtnisses und ihren Zusammenhang zur Intelligenz Facettentheorie Facettenmodell des Arbeitsgedachtnisses von Klaus Oberauer und Kollegen Klaus Oberauer Heinz Martin Suss und Werner W Wittmann haben ein facettenbasiertes Modell des Arbeitsgedachtnisses vorgeschlagen welches empirisch abgesichert werden konnte In dem Modell werden dabei zwei Dimensionen berucksichtigt kognitive Prozesse und Aufgabeninhalte Die kognitiven Prozesse umfassen Supervision Exekutive Kontrolle Koordination sowie simultanes Speichern und Verarbeiten Hinsichtlich der Aufgabeninhalte werden verbale raumlich figurale sowie numerische Aufgaben unterschieden Beide Dimensionen gekreuzt ergeben damit eine Facettenstruktur durch welche Arbeitsgedachtnisleistungen sehr spezifisch beschrieben werden konnen z B verbales Speichern und Verarbeiten Das Modell erinnert an das Berliner Intelligenzstrukturmodell und ist entsprechend als deskriptives Modell zu verstehen LiteraturA D Baddeley Working memory Looking back and looking forward PDF 0 3 MB 1 2 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2023 Suche in Webarchiven In Nature Reviews Neuroscience Band 4 Nr 10 2003 S 829 839 doi 10 1038 nrn1201 A D Baddeley Working memory In A D Baddeley M W Eysenck M C Anderson Memory Psychology Press Hove New York 2009 ISBN 978 1 84872 001 5 S 41 68 A D Baddeley Working Memory Theories models and controversies In Annual Review of Psychology Band 63 Nr 1 2012 S 1 29 doi 10 1146 annurev psych 120710 100422 S Berti Arbeitsgedachtnis Vergangenheit Gegenwart und Zukunft eines theoretischen Konstruktes In Psychologische Rundschau Band 61 Nr 1 2010 S 3 9 doi 10 1026 0033 3042 a000004 A Miyake P Shah Hrsg Models of working memory Mechanisms of active maintenance and executive control Cambridge University Press Cambridge 1999 ISBN 0 521 58721 2 EinzelnachweiseAlan Baddeley The central executive A concept and some misconceptions In Journal of the International Neuropsychological Society Band 4 Nr 5 September 1998 S 523 526 doi 10 1017 S135561779800513X cambridge org abgerufen am 24 Februar 2025 Seitz D 2021 February 04 Arbeitsgedachtnis In Dorsch Lexikon der Psychologie Abgerufen auf https dorsch hogrefe com stichwort arbeitsgedaechtnis A Diamond Executive functions In Annu Rev Psychol Band 64 2013 S 135 168 doi 10 1146 annurev psych 113011 143750 PMID 23020641 PMC 4084861 freier Volltext WM holding information in mind and manipulating it is distinct from short term memory just holding information in mind They cluster onto separate factors in factor analyses of children adolescents and adults Alloway et al 2004 Gathercole et al 2004 They are linked to different neural subsystems WM relies more on dorsolateral prefrontal cortex whereas maintaining information in mind but not manipulating it as long as the number of items is not huge suprathreshold does not need involvement of dorsolateral prefrontal cortex D Esposito et al 1999 Eldreth et al 2006 Smith amp Jonides 1999 Imaging studies show frontal activation only in ventrolateral prefrontal cortex for memory maintenance that is not suprathreshold WM and short term memory also show different developmental progressions the latter develops earlier and faster J Dittmann St Abel Verbales Lernen und verbale Merkfahigkeit bei einem Patienten mit Arbeitsgedachtnisbeeintrachtigung In Aktuelle Neurologie 2016 43 41 49 doi 10 1055 s 0041 111320 K Oberauer H M Suss O Wilhelm W W Wittmann The multiple faces of working memory Storage processing supervision and coordination In Intelligence Band 31 Nr 2 2003 S 167 193 doi 10 1016 S0160 2896 02 00115 0 H M Suss K Oberauer W W Wittmann O Wilhelm R Schulze Working memory capacity explains reasoning ability and a little bit more In Intelligence Band 30 Nr 3 2002 S 261 288 doi 10 1016 S0160 2896 01 00100 3Normdaten Sachbegriff GND 4332959 7 GND Explorer lobid OGND AKS