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Arglistige Täuschung lateinisch dolus malus ist ein unbestimmter Rechtsbegriff des deutschen Zivil und Verwaltungsrechts

Arglistige Täuschung

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Arglistige Täuschung
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Arglistige Täuschung (lateinisch dolus malus) ist ein unbestimmter Rechtsbegriff des deutschen Zivil- und Verwaltungsrechts. Im Zivilrecht stellt sie dabei nach § 123 BGB einen Anfechtungsgrund dar, im Verwaltungsrecht schließt sie nach § 48 Absatz 2 Satz 3 Nr. 1 VwVfG die Schutzwürdigkeit des Täuschenden gegenüber der Rücknahme eines ihn begünstigenden Verwaltungsakts aus. Eine arglistige Täuschung liegt regelmäßig dann vor, wenn eine Täuschung über Tatsachen vorsätzlich erfolgt, der Täuschende also weiß und will, dass sein Verhalten zu einem Irrtum des Getäuschten führen werde.

Bürgerliches Recht

Im deutschen Zivilrecht ist die in § 123 BGB geregelte arglistige Täuschung ein Anfechtungsgrund (§§ 119 ff. BGB). Wie bei der Drohung ist das geschützte Rechtsgut – im Gegensatz zur Anfechtung nach §§ 119, 120 BGB – die Willensentschließungsfreiheit bzw. die freie Selbstbestimmung. Sofern eine verübte Täuschung widerrechtlich und kausal für die Abgabe einer Willenserklärung ist und dies vom Vorsatz des Handelnden umfasst ist, kann das gesamte Rechtsgeschäft rückwirkend vernichtet werden.

Täuschungshandlung

Die erforderliche Täuschungshandlung ist – wie im Strafrecht – ein Verhalten, das darauf abzielt, in einem anderen eine unrichtige Vorstellung hervorzurufen, zu bestärken oder zu unterhalten. Sie kann durch positives Tun, aber auch durch Unterlassen ausgeübt werden.

Positives Tun

Positives Tun liegt bei ausdrücklichen oder konkludent wahrheitswidrigen Behauptungen vor, wenn sie sich auf Tatsachen oder wertbildende objektiv nachprüfbare Umstände beziehen. Eine konkludente Täuschungshandlung stellt zum Beispiel das Zurückdrehen des Kilometerstands beim zum Verkauf stehenden PKW dar. Auch präzise Aussagen über die Grundlage der Preisberechnung, so die Behauptung, es handle sich beim deutlich überhöhten Preis um einen ordentlichen, können unter die Täuschungshandlung subsumiert werden, wenn es sich nicht um erkennbar bloß subjektive Werturteile oder überspitzte Anpreisungen handelt. Da eine bezweckte Irreführung des Vertragspartners genügt, ist die Behauptung des Verkäufers, der zwölf Jahre alte Motor sei mehr als drei Jahre alt, ausreichend.

Unterlassen

Es gilt der Grundsatz der Privatautonomie, aufgrund welchem es geboten ist, Rechtsgeschäfte in Selbstverantwortung zu führen. Somit kann jede Partei von ihrem überlegenen Wissen profitieren, ohne dass eine Pflicht zur Offenbarung besteht. Nach der Rechtsprechung kommt es zu einer Durchbrechung dieses Grundsatzes, wenn die Aufklärung nach Treu und Glauben und der Ansicht der Verkehrsauffassung geboten ist und der Vertragspartner daher mit einer Aufklärung über die Sachlage rechnen darf. Demnach ist eine Abwägung pflichtbegründender Umstände im Einzelfall vorzunehmen. So wird beispielsweise bei Vertragsverhältnissen, bei denen sich die Vertragspartner erhöhtes Vertrauen entgegenbringen, sowie bei laufenden Geschäftsbeziehungen oder sofern eine erkennbare Informationsasymmetrie zwischen dem unerfahrenen Käufer und dem sachkundigen Verkäufer gegeben ist, eine umfassendere Aufklärungspflicht angenommen werden können. Allerdings gilt Vorausgenanntes nur, sofern die Umstände für den Vertragspartner nicht erkennbar sind und ohne Aufklärung mit einer Gefährdung des Vertragspartners oder des Vertragszwecks zu rechnen ist. Auf Nachfragen des Käufers ist jedoch in jedem Fall wahrheitsgemäß zu antworten.

Kausalität

Die Täuschung muss zudem kausal zu einem Irrtum führen, der wiederum kausal für die Abgabe der Willenserklärung sein muss. Dabei ist es bezüglich des Irrtums bereits ausreichend, dass durch die Täuschung falsche Vorstellungen aufrechterhalten werden. Im Unterschied zu § 119 BGB genügt aufgrund des Schutzzwecks der Norm jeglicher Mangel bei der Willensbildung. Hingegen fehlt es an der Kausalität, wenn der Getäuschte bei Vertragsschluss die Täuschung durchschaut hatte oder diese in vollem Umfang offenkundig war. Bezüglich der Abgabe der Willenserklärung ist entscheidend, dass sie derzeit nicht in gleicher Weise abgegeben worden wäre. Es genügt dabei die Mitursächlichkeit der Täuschung für die Erklärungsabgabe.

Arglist

Anders als beim Betrug nach § 263 StGB wird im Rahmen des § 123 BGB kein Vermögensschaden des Getäuschten verlangt. Folgerichtig bedarf es keiner Absicht, den Vertragspartner im Vermögen zu schädigen oder einen Vermögensvorteil zu erlangen. Auch wird keine moralisch verwerfliche Gesinnung gefordert, so dass Arglist auch dann zu bejahen ist, wenn nur das Beste für den Vertragspartner gewollt ist. Die Arglist kann damit mangels eigenständiger Bedeutung mit Vorsatz gleichgesetzt werden. Besondere Aufmerksamkeit ist dennoch „Erklärungen ins Blaue hinein“ zu widmen. Diese – und damit auch der erforderliche bedingte Vorsatz – liegen schon bei blindlings zugesicherten Umständen vor, wenn verschwiegen wird, dass man aufgrund mangelnder Kenntnis zu einer sachgerechten Beurteilung außerstande ist. Die Kenntnis der Unrichtigkeit ist demnach nicht erforderlich, um in diesem Fall dennoch arglistig zu handeln.

Widerrechtlichkeit

Zwar sieht der Wortlaut des § 123 Abs. 1 BGB die Widerrechtlichkeit nur im Rahmen der Drohung vor. Dies liegt jedoch lediglich an der vom Gesetzgeber zu Unrecht angenommenen Tatsache, eine arglistige Täuschung sei stets widerrechtlich. Mithin muss eine teleologische Reduktion vorgenommen und somit die Widerrechtlichkeit geprüft werden. Dies wirkt sich vor allem im Arbeitsrecht aus, da dem Stellenbewerber das Recht zur Lüge zusteht, wenn der Arbeitgeber an der wahrheitsgemäßen Beantwortung einer Frage kein berechtigtes, billigenswertes und schützenswertes Interesse hat und es somit an der Widerrechtlichkeit der Täuschung fehlt. Dies ist der Fall, wenn eine Frage in ungerechtfertigter Weise gegen die Diskriminierungsverbote des § 1 AGG verstößt, weil dann das Verhalten wegen Angriffs auf das allgemeine Persönlichkeitsrecht nach § 227 BGB gerechtfertigt ist.

Person des Täuschenden

Dritter nach § 123 Abs. 2 Satz 1 BGB

Wird die Täuschung nicht vom Erklärungsempfänger selbst, sondern von einem Dritten verübt, kann die empfangsbedürftige Erklärung gemäß § 123 Abs. 2 Satz 1 BGB nur angefochten werden, wenn der Erklärungsempfänger die Täuschung kannte oder hätte kennen müssen. Letzteres beurteilt sich nach § 122 Abs. 2 BGB, wonach bereits jede Form der fahrlässigen Unkenntnis genügt.

Mangels subsumptionsfähiger Definition ist die Frage, wer als Dritter im Sinne der Norm zu qualifizieren ist, problematisch.

Das Reichsgericht beurteilte zunächst lediglich Stellvertreter und ihnen ähnliche Personen nicht als Dritte. Der Schutz des Getäuschten gebietet es jedoch den Begriff des Dritten restriktiver zu bestimmen. Heute ist demnach in Literatur und Praxis die täuschende Person nicht als Dritter zu bewerten, wenn ihr Verhalten über die Regeln der Stellvertretung hinaus nach § 278 BGB dem Erklärungsgegner zuzurechnen ist. Erfasst werden dabei auch Fälle, in denen die Person zurechenbar nur nach außen hin als Vertrauensperson für den Erklärungsempfänger auftritt, beziehungsweise dem Empfänger näher steht als dem Getäuschten. Damit ist nicht nur der Ehemann, der zu Gunsten seiner Frau die Lebensversicherung täuscht, sondern auch der Makler oder Vermittler erfasst, sofern mit Wissen und Wollen nur Aufgaben "einer" der späteren Parteien übernommen werden. Dritter ist folglich nicht, wer mit Willen des Erklärungsempfängers am Vertragsschluss beteiligt ist und somit seinem Bereich zuzurechnen ist.

Bei der Schuldübernahme nach § 414 BGB ist der nicht am Geschäft beteiligte, täuschende Altschuldner demnach als Dritter zu qualifizieren. Kommt es dagegen im Sinne des § 415 BGB zu einer Schuldübernahme, wird der Vertrag zwischen bisherigem und neuem Schuldner geschlossen, wodurch der täuschende Altschuldner aufgrund seiner Beteiligung am Vertrag nicht als Dritter im Sinne der Norm zu bewerten ist. Dennoch soll es aufgrund der vergleichbaren Interessenlage auch in diesem Fall darauf ankommen, ob der Gläubiger die Täuschung durch den Altschuldner kannte oder kennen musste.

Auch im Rahmen der Bürgschaft kann der Schuldner im Verhältnis zum Bürgen nicht als Vertrauensperson des Gläubigers angesehen werden, da er eigene Interessen und nicht die des Gläubigers vertritt und somit kein Erfüllungsgehilfe ist. Mithin ist er ebenfalls als Dritter im Sinne der Norm anzusehen.

Anfechtung nach § 123 Abs. 2 Satz 2 BGB

Zu beachten ist außerdem, dass gemäß § 123 Abs. 2 Satz 2 BGB selbst bei Gutgläubigkeit des Erklärungsempfängers die Anfechtung möglich sein soll, wenn ein anderer aus der Erklärung unmittelbar ein Recht erworben hat und dieser die Täuschung kannte oder kennen musste. Die Anfechtung ist dann ihm gegenüber zu erklären und wirkt auch nur gegen ihn. Es geht vor allem um Verträge zu Gunsten Dritter nach §§ 328 ff. BGB, bei denen durch Täuschung eines unbeteiligten Dritten ein Vierter begünstigt wird.

Anfechtungserklärung, § 143 BGB

Die Anfechtungserklärung im Sinne von § 143 BGB ist eine empfangsbedürftige Willenserklärung. Aus ihr muss hervorgehen, dass der Anfechtende den Willen hat, das Geschäft gerade wegen des Willensmangels nicht bestehen lassen zu wollen. In der Regel ist die Erklärung formlos möglich. Sofern dennoch eine Form vereinbart worden ist, muss diese vom Getäuschten nicht eingehalten werden. Zudem sieht das Gesetz keine Begründungspflicht vor. Allerdings wird gefordert, dass der Anfechtungsgrund aus den Umständen erkennbar sein muss. Der Anfechtungsgegner bestimmt sich nach Maßgabe des § 143 Abs. 2 bis 4 BGB. Besonderheiten ergeben sich gemäß § 143 Abs. 3 Satz 1 BGB bei der Vollmachterteilung nach § 167 BGB. Sofern noch kein Rechtsgeschäft abgeschlossen wurde, bestimmt sich die Person des Anfechtungsgegners unstrittig danach, wer die anzufechtende Erklärung empfangen hat. Entscheidend ist also, ob eine Innen- oder Außenvollmacht erteilt wurde. Ist das Rechtsgeschäft dagegen bereits abgeschlossen, wird teilweise vertreten, dass die Anfechtung der Vollmacht nur gegenüber dem Geschäftspartner erfolgen könne.

Anfechtungsfrist, § 124 Abs. 1 und 2 Satz 1 erste Alternative

Die empfangsbedürftige Willenserklärung binnen eines Jahres nach Entdeckung der Täuschung anzufechten, wobei es auf positive Kenntnis, nicht auf bloßen Täuschungsverdacht ankommt. Ferner wird nicht nach § 121 Abs. 1 Satz 2 BGB auf das unverzügliche Absenden, sondern auf den Zugang der Erklärung gemäß § 130 BGB abgestellt. Teils wird die lange Anfechtungsfrist für ungerecht erachtet, sofern nach § 123 Abs. 2 BGB gegenüber einem Dritten und nicht dem Täuschenden selbst anzufechten ist, sodass nach Ablauf einer vom Anfechtungsgegner gesetzten angemessenen Frist der Getäuschte keine Rechte mehr herleiten können soll. Jedoch ist nicht ersichtlich, warum der Anfechtungsgegner, sofern er die Täuschung kannte oder kennen musste, schutzwürdig sein sollte.

Ausschluss der Anfechtung

Die Anfechtung ist gemäß § 124 Abs. 3 BGB nach Ablauf von zehn Jahren ab Abgabe der Willenserklärung ausgeschlossen. Zudem kann, wie im Rahmen der §§ 119, 120 BGB, auch bei der arglistigen Täuschung gemäß § 144 Abs. 1 BGB der Anfechtungsberechtigte durch Bestätigung des anfechtbaren Rechtsgeschäfts auf seine Rechte verzichten, wenn er Kenntnis des Anfechtungsgrundes hat (Fall des venire contra factum proprium). Zwar ist die Einhaltung der Form des zugrundeliegenden Rechtsgeschäfts nicht erforderlich, an eine konkludente Bestätigung werden im Rahmen des § 123Abs. 1 erste Alternative BGB aber hohe Anforderungen gestellt. Auch ein Ausschluss unter Vorbehalt von Treu und Glauben kann wie bei den §§ 119, 120 BGB angenommen werden, sofern die dem Getäuschten erbrachte Leistung zum Zeitpunkt der Anfechtungserklärung nicht mehr beeinträchtigt erscheint. Ein vorheriger Ausschluss der Anfechtung ist, außer wenn im Falle des § 123 Abs. 2 BGB die Täuschung durch Dritte nur hätte bekannt sein müssen, wegen Verstoßes gegen das Recht der freien Selbstbestimmung nicht möglich.

Rechtsfolgen

Die Rechtsfolgen bestimmen sich wie bei der Anfechtung gemäß §§ 119, 120 BGB nach § 142 BGB. Der schutzwürdige Anfechtende hat somit die Wahl, ob er die Willenserklärung und mit ihr den gesamten Vertrag durch Anfechtung ex tunc vernichtet oder das Rechtsgeschäft gegen sich gelten lässt. Bei in Vollzug gesetzten Dauerschuldverhältnissen wie im Arbeits- und Gesellschaftsrecht ergeben sich jedoch Probleme bei der Rückabwicklung nach den Regeln des Bereicherungsrechts, so dass es regelmäßig zu einer vom Wortlaut des § 142 Abs. 1 BGB abweichenden Nichtigkeitsfolge ex nunc kommt. Problematisch ist, ob es beim Vorliegen von arglistiger Täuschung dagegen mangels Schutzwürdigkeit des Täuschenden nicht bei der vom Gesetzgeber angeordneten Folge bleiben sollte.

  • Im Arbeitsverhältnis besteht bei Rückabwicklungen das Problem einer objektiven Bewertung der Arbeitsleistung sowie des rückwirkenden Entfallens von Schutzvorschriften. Allerdings können dem täuschenden Arbeitnehmer die Risiken wohl auferlegt werden, so dass es keinen sachlichen Grund gibt, der die Abweichung von der Gesetzesfolge zu rechtfertigen vermag. Die Rechtsprechung verdeutlicht anhand der Außervollzugsetzung, dass Gesichtspunkte des Arbeitnehmerschutzes nicht zum Tragen kommen. Zumindest bei besonders schweren Mängeln wird stets keine Ausnahme von der gesetzlichen Rechtsfolge vorgenommen.
  • Im Gesellschaftsrecht wird dagegen eine Auseinandersetzung mit Wirkung für die Zukunft nach Invollzugsetzung trotz Arglist grundsätzlich aus Gründen der Verkehrssicherheit sowie wegen besonderer Rückabwicklungsschwierigkeiten im Außenverhältnis angenommen.
  • Bei Mietverträgen bleibt es dagegen mangels vergleichbarer Schwierigkeiten im Rahmen der bereicherungsrechtlichen Rückabwicklung bei der gesetzlich angeordneten Rechtsfolge.

Im Rahmen der arglistigen Täuschung ist zudem besonders hervorzuheben, dass zumeist das schuldrechtliche und das dingliche Geschäft an demselben Willensmangel leiden und somit beide anfechtbar sind. Diese Fehleridentität kann freilich nicht als eine Durchbrechung des Trennungs- und Abstraktionsprinzips gewertet werden, weil die danach vorzunehmende strikte Trennung dieser Geschäfte nicht vom Durchschlagen des Mangels berührt wird. Beachtlich ist ferner, dass die gemäß § 122 BGB vorgesehene Schadensersatzpflicht aufgrund der systematischen Stellung des Gesetzes nicht auf die Arglistanfechtung anzuwenden ist.

Konkurrenzen

Nach der Geltendmachung des § 119 BGB bleibt eine Berufung auf § 123 BGB möglich. Auch die Gewährleistungsrechte, die – anders als im Verhältnis zu § 119 BGB – nicht leges speciales sind, können wahlweise geltend gemacht werden. Wird aber zunächst wirksam angefochten, fehlt es an einem für die §§ 437 ff. BGB erforderlichen gültigen Vertrag, sodass diese ausgeschlossen sind. Eine Geltendmachung genannter Rechte ist hingegen weder als konkludenter Verzicht noch als eine Bestätigung im Sinne des § 144 Abs. 1 BGB zu werten. Ein Anspruch aus culpa in contrahendo (c. i. c.) soll neben der erfolgten Anfechtung erhalten bleiben. Kritisch ist dies jedoch, sofern der Anspruch auf Beseitigung des Vertrags gerichtet ist, da bereits Fahrlässigkeit zur Anspruchsbegründung bei der c. i. c. ausreicht und die Frist nach § 124 BGB durch die dann geltende dreijährige Verjährungsfrist unterlaufen würde. Die von der Rechtsprechung erfolgte Einschränkung, nach der die Vertragsaufhebung nur gefordert werden könne, sofern ein Vermögensschaden zu bejahen sei, löst die Wertungswidersprüche nicht, zumal ein Vermögensschaden regelmäßig schon bei Abschluss eines nicht gewollten Vertrags vorliegt. Eine Vermeidung von Wertungswidersprüchen kann herbeigeführt werden, indem bei fahrlässigem Handeln der Anspruch aus c. i. c. auf Vertragsaufhebung nur in den Grenzen des § 121 BGB analog und bei Vorsatz in den Grenzen des § 124 BGB analog zugelassen wird. Ferner wird vertreten, dass neben der Anfechtung gemäß § 123 BGB die Grundsätze der c. i. c. nur anwendbar bleiben, wenn der Anspruch nicht auf Aufhebung des Vertrags gerichtet ist.

Verwaltungsrecht

Im Verwaltungsrecht ist die arglistige Täuschung insbesondere im Rahmen der Rücknahme eines rechtswidrigen Verwaltungsakts von Bedeutung. Nach § 48 Absatz 2 VwVfG kann ein (den Bürger begünstigender) Verwaltungsakt, der eine einmalige oder laufende Geldleistung oder teilbare Sachleistung gewährt (…) dann nicht zurückgenommen werden, wenn der Betroffene auf den Bestand des Verwaltungsaktes vertraute und dieses Vertrauen auch schutzwürdig ist. Die Schutzwürdigkeit ist unter anderem dann abzulehnen, wenn der Betroffene den Erlass des Verwaltungsaktes durch arglistige Täuschung erwirkt hat, § 48 Absatz 2 Satz 3 Nr. 1 Var. 1 VwVfG. Als Rechtsfolge steht es nun im Ermessen der Behörde den Verwaltungsakt zurückzunehmen.

Literatur

  • Werner Schubert: Unredliches Verhalten Dritter beim Vertragsabschluß, in: Archiv für die civilistische Praxis (AcP), Bd. 168, 1968, ISSN 0003-8997, S. 470 ff.
  • Hannes Rösler: Arglist im Schuldvertragsrecht – Zum Schnittfeld von vorsätzlicher und fahrlässiger Fehlinformation, in: Archiv für die civilistische Praxis (AcP), Bd. 207, 2007, ISSN 0003-8997, S. 564–613.
  • Sebastian A. Martens: Wer ist "Dritter"? – Zur Abgrenzung der §§ 123 I und II 1 BGB, in: Juristische Schulung (JuS) 10/2005, S. 887 ff.
  • Kerstin Strick: Die Anfechtung von Arbeitsverträgen durch den Arbeitgeber, in: Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht (NZA) 2000, S. 695–700.
  • Stephan Lorenz: Vertrauensschaden des Wohnungskäufers bei Verschweigen der Sozialbindung und falschen Finanzierbarkeitsangaben – was schützt die culpa in contrahendo?, in: Neue Zeitschrift für Miet- und Wohnungsrecht (NZM) 1998, S. 359 ff.
  • Dirk Olzen/Rolf Wank: Falllösung „Verheimlichte Schwangerschaft“, in: Zivilrechtliche Klausurenlehre, 7. Auflage, 2012, Rn. 226 ff.

Einzelnachweise

  1. BGH, Beschluss v. 21. September 2011 – IV ZR 38/09 – HEROS II, BeckRS 2011, 25937, beck-online
  2. Flume: Allgemeiner Teil des BGB, 2. Band, 3. Auflage 1979, § 29/1.
  3. Brox/Walker: Allgemeiner Teil des BGB, 36. Auflage 2012, § 19 Rn. 450.
  4. BGH, Urteil v. 19. September 2006 – XI ZR 204/04, BGHZ 169, 109 (115).
  5. Hefermehl, in: Soergel BGB, Band 2, §§ 104–240, 1999, § 123 Rn. 3.
  6. Armbrüster in: Münchener Kommentar zum BGB, Band 1, §§ 1–240, 6. Auflage 2012, § 123 Rn. 28.
  7. RG, Urteil v. 7. Juli 1925 – II 494/24 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), RGZ 111, 233 (234).
  8. BGH, Urteil v. 20. Oktober 2000 – V ZR 285/99.
  9. BGH, Urteil v. 13. Juli 1983 – VIII ZR 142/82 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), NJW 1983, 2493 (2494).
  10. Hefermehl in: Soergel BGB, Band 2 §§ 104–240, 1999, § 123 Rn. 8.
  11. BGH, Urteil v. 20. Februar 1967 – III ZR 134/65, BGHZ 47, 207 (210).
  12. Armbrüster in: Münchener Kommentar BGB, Band 1 §§ 1–240, 6. Auflage 2012, § 123 Rn. 33.
  13. BAG, Urteil v. 15. Mai 1997 – 2 AZR 43/96 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), NZA 1998, 33 (34).
  14. BAG, Urteil v. 20. Februar 1986 – 2 AZR 244/85 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), BAGE 51, 167 (172).
  15. RG, Urteil v. 27. Oktober 1909 – V 591/08 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), RGZ 72, 133 (135).
  16. Brox/Walker: Allgemeiner Teil des BGB, 36. Auflage 2012, § 19 Rn. 458.
  17. Armbrüster in: Münchener Kommentar BGB, Band 1 §§ 1–240, 6. Auflage 2012, § 123 Rn. 64
  18. BGH, Urteil v. 14. November 2000 – XI ZR 336/99, NJW 2001, 358 (358 f.).
  19. Hefermehl in: Soergel BGB, Band 2 §§ 104–240, 1999, § 123 Rn. 38; Singer/von Finckenstein in: Staudinger BGB, Buch 1, §§ 90–123; 130–133, 2012, § 123 Rn. 63.
  20. Andere Ansicht BGH, Urteil v. 8. Dezember 1959 – VIII ZR 134/58 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), BGHZ 31, 321 (324 ff.); RGZ 119, 418 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive) (421).
  21. BGH, Urteil v. 9. April 1992 – IX ZR 145/91, NJW-RR 1992, 1005 (1006)
  22. Medicus/Petersen: Bürgerliches Recht, 23. Auflage 2011, § 6 Rn. 149.
  23. Andere Ansicht noch BGH, Urteil v. 20. Juni 1962 – V ZR 209/60 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), NJW 1962, 1907 (1907 f.).
  24. Roth in: Staudinger BGB, Buch 1 §§ 134–163, 2003, § 143 Rn. 35; aA: Larenz/Wolf: Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, 9. Auflage, 2004, § 44 Rn. 32; Ellenberger in: Palandt BGB, 72. Auflage 2013, § 143 Rn. 6.
  25. Flume: Allgemeiner Teil des BGB, 2. Band, 3. Auflage 1979, § 27/3.
  26. Singer/von Finckenstein in: Staudinger BGB, Buch 1, §§ 90–123; 130–133, 2012, § 124, Rn. 1.
  27. BAG, Urteil v. 5. Dezember 1957 – 1 AZR 594/56, BAGE 5, 159 (161); BGH, Urteil v. 24. Oktober 1951 – II ZR 18/51 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), BGHZ 3, 285. (287 f.)
  28. Ellenberger in: Palandt BGB, 72. Auflage 2013, § 119 Rn. 5.
  29. BAG, Urteil v. 3. Dezember 1998 – 2 AZR 754/97, NZA 1999, 584 (586).
  30. BAG, Urteil v. 3. November 2004 – 5 AZR 592/03, NZA 2005, 1409(1410).
  31. BGH, Urteil v. 12. Mai 1954 – II ZR 167/53 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), BGHZ 13, 320 (323 f.); BGH, Urteil v. 29. Juni 1970 – II ZR 158/69 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), BGHZ 55, 5 (8).
  32. BGH, Urteil v. 6. August 2008 – XII ZR 67/06, BGHZ 178, 16 (27).
  33. Bork: Allgemeiner Teil des BGB, 3. Auflage 2011, § 13 Rn. 482.
  34. BGH, Urteil v. 18. September 2001 – X ZR 107/00, BGH NJW-RR 2002, 308(310); BGH, Urteil v. 18. September 2001 – X ZR 107/00, NJW 1998, 302 (304).
  35. Schubert, AcP 168 (1968), 470 (504 ff.).
  36. Armbrüster in: Münchener Kommentar BGB, Band 1 §§ 1–240, 6. Auflage 2012, § 123 Rn. 91; Singer/von Finckenstein in: Staudinger BGB, Buch 1, §§ 90–123; 130–133, 2012, § 123 Rn. 101; Fleischer AcP 200 (2000), 91 (119).
  37. In den Grenzen des § 124 BGB analog: OLG Hamm, 28. September 1993 – 7 U 110/92, NJW-RR 1995, 205 (206)
  38. Brox/Walker: Allgemeiner Teil des BGB, 36. Auflage 2012, § 19 Rn. 463.

Weblinks

Wiktionary: arglistige Täuschung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Normdaten (Sachbegriff): GND: 4439874-8 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS)

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 17 Jul 2025 / 08:31

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Arglistige Tauschung lateinisch dolus malus ist ein unbestimmter Rechtsbegriff des deutschen Zivil und Verwaltungsrechts Im Zivilrecht stellt sie dabei nach 123 BGB einen Anfechtungsgrund dar im Verwaltungsrecht schliesst sie nach 48 Absatz 2 Satz 3 Nr 1 VwVfG die Schutzwurdigkeit des Tauschenden gegenuber der Rucknahme eines ihn begunstigenden Verwaltungsakts aus Eine arglistige Tauschung liegt regelmassig dann vor wenn eine Tauschung uber Tatsachen vorsatzlich erfolgt der Tauschende also weiss und will dass sein Verhalten zu einem Irrtum des Getauschten fuhren werde Burgerliches RechtIm deutschen Zivilrecht ist die in 123 BGB geregelte arglistige Tauschung ein Anfechtungsgrund 119 ff BGB Wie bei der Drohung ist das geschutzte Rechtsgut im Gegensatz zur Anfechtung nach 119 120 BGB die Willensentschliessungsfreiheit bzw die freie Selbstbestimmung Sofern eine verubte Tauschung widerrechtlich und kausal fur die Abgabe einer Willenserklarung ist und dies vom Vorsatz des Handelnden umfasst ist kann das gesamte Rechtsgeschaft ruckwirkend vernichtet werden Tauschungshandlung Die erforderliche Tauschungshandlung ist wie im Strafrecht ein Verhalten das darauf abzielt in einem anderen eine unrichtige Vorstellung hervorzurufen zu bestarken oder zu unterhalten Sie kann durch positives Tun aber auch durch Unterlassen ausgeubt werden Positives Tun Positives Tun liegt bei ausdrucklichen oder konkludent wahrheitswidrigen Behauptungen vor wenn sie sich auf Tatsachen oder wertbildende objektiv nachprufbare Umstande beziehen Eine konkludente Tauschungshandlung stellt zum Beispiel das Zuruckdrehen des Kilometerstands beim zum Verkauf stehenden PKW dar Auch prazise Aussagen uber die Grundlage der Preisberechnung so die Behauptung es handle sich beim deutlich uberhohten Preis um einen ordentlichen konnen unter die Tauschungshandlung subsumiert werden wenn es sich nicht um erkennbar bloss subjektive Werturteile oder uberspitzte Anpreisungen handelt Da eine bezweckte Irrefuhrung des Vertragspartners genugt ist die Behauptung des Verkaufers der zwolf Jahre alte Motor sei mehr als drei Jahre alt ausreichend Unterlassen Es gilt der Grundsatz der Privatautonomie aufgrund welchem es geboten ist Rechtsgeschafte in Selbstverantwortung zu fuhren Somit kann jede Partei von ihrem uberlegenen Wissen profitieren ohne dass eine Pflicht zur Offenbarung besteht Nach der Rechtsprechung kommt es zu einer Durchbrechung dieses Grundsatzes wenn die Aufklarung nach Treu und Glauben und der Ansicht der Verkehrsauffassung geboten ist und der Vertragspartner daher mit einer Aufklarung uber die Sachlage rechnen darf Demnach ist eine Abwagung pflichtbegrundender Umstande im Einzelfall vorzunehmen So wird beispielsweise bei Vertragsverhaltnissen bei denen sich die Vertragspartner erhohtes Vertrauen entgegenbringen sowie bei laufenden Geschaftsbeziehungen oder sofern eine erkennbare Informationsasymmetrie zwischen dem unerfahrenen Kaufer und dem sachkundigen Verkaufer gegeben ist eine umfassendere Aufklarungspflicht angenommen werden konnen Allerdings gilt Vorausgenanntes nur sofern die Umstande fur den Vertragspartner nicht erkennbar sind und ohne Aufklarung mit einer Gefahrdung des Vertragspartners oder des Vertragszwecks zu rechnen ist Auf Nachfragen des Kaufers ist jedoch in jedem Fall wahrheitsgemass zu antworten Kausalitat Die Tauschung muss zudem kausal zu einem Irrtum fuhren der wiederum kausal fur die Abgabe der Willenserklarung sein muss Dabei ist es bezuglich des Irrtums bereits ausreichend dass durch die Tauschung falsche Vorstellungen aufrechterhalten werden Im Unterschied zu 119 BGB genugt aufgrund des Schutzzwecks der Norm jeglicher Mangel bei der Willensbildung Hingegen fehlt es an der Kausalitat wenn der Getauschte bei Vertragsschluss die Tauschung durchschaut hatte oder diese in vollem Umfang offenkundig war Bezuglich der Abgabe der Willenserklarung ist entscheidend dass sie derzeit nicht in gleicher Weise abgegeben worden ware Es genugt dabei die Mitursachlichkeit der Tauschung fur die Erklarungsabgabe Arglist Anders als beim Betrug nach 263 StGB wird im Rahmen des 123 BGB kein Vermogensschaden des Getauschten verlangt Folgerichtig bedarf es keiner Absicht den Vertragspartner im Vermogen zu schadigen oder einen Vermogensvorteil zu erlangen Auch wird keine moralisch verwerfliche Gesinnung gefordert so dass Arglist auch dann zu bejahen ist wenn nur das Beste fur den Vertragspartner gewollt ist Die Arglist kann damit mangels eigenstandiger Bedeutung mit Vorsatz gleichgesetzt werden Besondere Aufmerksamkeit ist dennoch Erklarungen ins Blaue hinein zu widmen Diese und damit auch der erforderliche bedingte Vorsatz liegen schon bei blindlings zugesicherten Umstanden vor wenn verschwiegen wird dass man aufgrund mangelnder Kenntnis zu einer sachgerechten Beurteilung ausserstande ist Die Kenntnis der Unrichtigkeit ist demnach nicht erforderlich um in diesem Fall dennoch arglistig zu handeln Widerrechtlichkeit Zwar sieht der Wortlaut des 123 Abs 1 BGB die Widerrechtlichkeit nur im Rahmen der Drohung vor Dies liegt jedoch lediglich an der vom Gesetzgeber zu Unrecht angenommenen Tatsache eine arglistige Tauschung sei stets widerrechtlich Mithin muss eine teleologische Reduktion vorgenommen und somit die Widerrechtlichkeit gepruft werden Dies wirkt sich vor allem im Arbeitsrecht aus da dem Stellenbewerber das Recht zur Luge zusteht wenn der Arbeitgeber an der wahrheitsgemassen Beantwortung einer Frage kein berechtigtes billigenswertes und schutzenswertes Interesse hat und es somit an der Widerrechtlichkeit der Tauschung fehlt Dies ist der Fall wenn eine Frage in ungerechtfertigter Weise gegen die Diskriminierungsverbote des 1 AGG verstosst weil dann das Verhalten wegen Angriffs auf das allgemeine Personlichkeitsrecht nach 227 BGB gerechtfertigt ist Person des Tauschenden Dritter nach 123 Abs 2 Satz 1 BGB Wird die Tauschung nicht vom Erklarungsempfanger selbst sondern von einem Dritten verubt kann die empfangsbedurftige Erklarung gemass 123 Abs 2 Satz 1 BGB nur angefochten werden wenn der Erklarungsempfanger die Tauschung kannte oder hatte kennen mussen Letzteres beurteilt sich nach 122 Abs 2 BGB wonach bereits jede Form der fahrlassigen Unkenntnis genugt Mangels subsumptionsfahiger Definition ist die Frage wer als Dritter im Sinne der Norm zu qualifizieren ist problematisch Das Reichsgericht beurteilte zunachst lediglich Stellvertreter und ihnen ahnliche Personen nicht als Dritte Der Schutz des Getauschten gebietet es jedoch den Begriff des Dritten restriktiver zu bestimmen Heute ist demnach in Literatur und Praxis die tauschende Person nicht als Dritter zu bewerten wenn ihr Verhalten uber die Regeln der Stellvertretung hinaus nach 278 BGB dem Erklarungsgegner zuzurechnen ist Erfasst werden dabei auch Falle in denen die Person zurechenbar nur nach aussen hin als Vertrauensperson fur den Erklarungsempfanger auftritt beziehungsweise dem Empfanger naher steht als dem Getauschten Damit ist nicht nur der Ehemann der zu Gunsten seiner Frau die Lebensversicherung tauscht sondern auch der Makler oder Vermittler erfasst sofern mit Wissen und Wollen nur Aufgaben einer der spateren Parteien ubernommen werden Dritter ist folglich nicht wer mit Willen des Erklarungsempfangers am Vertragsschluss beteiligt ist und somit seinem Bereich zuzurechnen ist Bei der Schuldubernahme nach 414 BGB ist der nicht am Geschaft beteiligte tauschende Altschuldner demnach als Dritter zu qualifizieren Kommt es dagegen im Sinne des 415 BGB zu einer Schuldubernahme wird der Vertrag zwischen bisherigem und neuem Schuldner geschlossen wodurch der tauschende Altschuldner aufgrund seiner Beteiligung am Vertrag nicht als Dritter im Sinne der Norm zu bewerten ist Dennoch soll es aufgrund der vergleichbaren Interessenlage auch in diesem Fall darauf ankommen ob der Glaubiger die Tauschung durch den Altschuldner kannte oder kennen musste Auch im Rahmen der Burgschaft kann der Schuldner im Verhaltnis zum Burgen nicht als Vertrauensperson des Glaubigers angesehen werden da er eigene Interessen und nicht die des Glaubigers vertritt und somit kein Erfullungsgehilfe ist Mithin ist er ebenfalls als Dritter im Sinne der Norm anzusehen Anfechtung nach 123 Abs 2 Satz 2 BGB Zu beachten ist ausserdem dass gemass 123 Abs 2 Satz 2 BGB selbst bei Gutglaubigkeit des Erklarungsempfangers die Anfechtung moglich sein soll wenn ein anderer aus der Erklarung unmittelbar ein Recht erworben hat und dieser die Tauschung kannte oder kennen musste Die Anfechtung ist dann ihm gegenuber zu erklaren und wirkt auch nur gegen ihn Es geht vor allem um Vertrage zu Gunsten Dritter nach 328 ff BGB bei denen durch Tauschung eines unbeteiligten Dritten ein Vierter begunstigt wird Anfechtungserklarung 143 BGB Die Anfechtungserklarung im Sinne von 143 BGB ist eine empfangsbedurftige Willenserklarung Aus ihr muss hervorgehen dass der Anfechtende den Willen hat das Geschaft gerade wegen des Willensmangels nicht bestehen lassen zu wollen In der Regel ist die Erklarung formlos moglich Sofern dennoch eine Form vereinbart worden ist muss diese vom Getauschten nicht eingehalten werden Zudem sieht das Gesetz keine Begrundungspflicht vor Allerdings wird gefordert dass der Anfechtungsgrund aus den Umstanden erkennbar sein muss Der Anfechtungsgegner bestimmt sich nach Massgabe des 143 Abs 2 bis 4 BGB Besonderheiten ergeben sich gemass 143 Abs 3 Satz 1 BGB bei der Vollmachterteilung nach 167 BGB Sofern noch kein Rechtsgeschaft abgeschlossen wurde bestimmt sich die Person des Anfechtungsgegners unstrittig danach wer die anzufechtende Erklarung empfangen hat Entscheidend ist also ob eine Innen oder Aussenvollmacht erteilt wurde Ist das Rechtsgeschaft dagegen bereits abgeschlossen wird teilweise vertreten dass die Anfechtung der Vollmacht nur gegenuber dem Geschaftspartner erfolgen konne Anfechtungsfrist 124 Abs 1 und 2 Satz 1 erste Alternative Die empfangsbedurftige Willenserklarung binnen eines Jahres nach Entdeckung der Tauschung anzufechten wobei es auf positive Kenntnis nicht auf blossen Tauschungsverdacht ankommt Ferner wird nicht nach 121 Abs 1 Satz 2 BGB auf das unverzugliche Absenden sondern auf den Zugang der Erklarung gemass 130 BGB abgestellt Teils wird die lange Anfechtungsfrist fur ungerecht erachtet sofern nach 123 Abs 2 BGB gegenuber einem Dritten und nicht dem Tauschenden selbst anzufechten ist sodass nach Ablauf einer vom Anfechtungsgegner gesetzten angemessenen Frist der Getauschte keine Rechte mehr herleiten konnen soll Jedoch ist nicht ersichtlich warum der Anfechtungsgegner sofern er die Tauschung kannte oder kennen musste schutzwurdig sein sollte Ausschluss der Anfechtung Die Anfechtung ist gemass 124 Abs 3 BGB nach Ablauf von zehn Jahren ab Abgabe der Willenserklarung ausgeschlossen Zudem kann wie im Rahmen der 119 120 BGB auch bei der arglistigen Tauschung gemass 144 Abs 1 BGB der Anfechtungsberechtigte durch Bestatigung des anfechtbaren Rechtsgeschafts auf seine Rechte verzichten wenn er Kenntnis des Anfechtungsgrundes hat Fall des venire contra factum proprium Zwar ist die Einhaltung der Form des zugrundeliegenden Rechtsgeschafts nicht erforderlich an eine konkludente Bestatigung werden im Rahmen des 123 Abs 1 erste Alternative BGB aber hohe Anforderungen gestellt Auch ein Ausschluss unter Vorbehalt von Treu und Glauben kann wie bei den 119 120 BGB angenommen werden sofern die dem Getauschten erbrachte Leistung zum Zeitpunkt der Anfechtungserklarung nicht mehr beeintrachtigt erscheint Ein vorheriger Ausschluss der Anfechtung ist ausser wenn im Falle des 123 Abs 2 BGB die Tauschung durch Dritte nur hatte bekannt sein mussen wegen Verstosses gegen das Recht der freien Selbstbestimmung nicht moglich Rechtsfolgen Die Rechtsfolgen bestimmen sich wie bei der Anfechtung gemass 119 120 BGB nach 142 BGB Der schutzwurdige Anfechtende hat somit die Wahl ob er die Willenserklarung und mit ihr den gesamten Vertrag durch Anfechtung ex tunc vernichtet oder das Rechtsgeschaft gegen sich gelten lasst Bei in Vollzug gesetzten Dauerschuldverhaltnissen wie im Arbeits und Gesellschaftsrecht ergeben sich jedoch Probleme bei der Ruckabwicklung nach den Regeln des Bereicherungsrechts so dass es regelmassig zu einer vom Wortlaut des 142 Abs 1 BGB abweichenden Nichtigkeitsfolge ex nunc kommt Problematisch ist ob es beim Vorliegen von arglistiger Tauschung dagegen mangels Schutzwurdigkeit des Tauschenden nicht bei der vom Gesetzgeber angeordneten Folge bleiben sollte Im Arbeitsverhaltnis besteht bei Ruckabwicklungen das Problem einer objektiven Bewertung der Arbeitsleistung sowie des ruckwirkenden Entfallens von Schutzvorschriften Allerdings konnen dem tauschenden Arbeitnehmer die Risiken wohl auferlegt werden so dass es keinen sachlichen Grund gibt der die Abweichung von der Gesetzesfolge zu rechtfertigen vermag Die Rechtsprechung verdeutlicht anhand der Ausservollzugsetzung dass Gesichtspunkte des Arbeitnehmerschutzes nicht zum Tragen kommen Zumindest bei besonders schweren Mangeln wird stets keine Ausnahme von der gesetzlichen Rechtsfolge vorgenommen Im Gesellschaftsrecht wird dagegen eine Auseinandersetzung mit Wirkung fur die Zukunft nach Invollzugsetzung trotz Arglist grundsatzlich aus Grunden der Verkehrssicherheit sowie wegen besonderer Ruckabwicklungsschwierigkeiten im Aussenverhaltnis angenommen Bei Mietvertragen bleibt es dagegen mangels vergleichbarer Schwierigkeiten im Rahmen der bereicherungsrechtlichen Ruckabwicklung bei der gesetzlich angeordneten Rechtsfolge Im Rahmen der arglistigen Tauschung ist zudem besonders hervorzuheben dass zumeist das schuldrechtliche und das dingliche Geschaft an demselben Willensmangel leiden und somit beide anfechtbar sind Diese Fehleridentitat kann freilich nicht als eine Durchbrechung des Trennungs und Abstraktionsprinzips gewertet werden weil die danach vorzunehmende strikte Trennung dieser Geschafte nicht vom Durchschlagen des Mangels beruhrt wird Beachtlich ist ferner dass die gemass 122 BGB vorgesehene Schadensersatzpflicht aufgrund der systematischen Stellung des Gesetzes nicht auf die Arglistanfechtung anzuwenden ist Konkurrenzen Nach der Geltendmachung des 119 BGB bleibt eine Berufung auf 123 BGB moglich Auch die Gewahrleistungsrechte die anders als im Verhaltnis zu 119 BGB nicht leges speciales sind konnen wahlweise geltend gemacht werden Wird aber zunachst wirksam angefochten fehlt es an einem fur die 437 ff BGB erforderlichen gultigen Vertrag sodass diese ausgeschlossen sind Eine Geltendmachung genannter Rechte ist hingegen weder als konkludenter Verzicht noch als eine Bestatigung im Sinne des 144 Abs 1 BGB zu werten Ein Anspruch aus culpa in contrahendo c i c soll neben der erfolgten Anfechtung erhalten bleiben Kritisch ist dies jedoch sofern der Anspruch auf Beseitigung des Vertrags gerichtet ist da bereits Fahrlassigkeit zur Anspruchsbegrundung bei der c i c ausreicht und die Frist nach 124 BGB durch die dann geltende dreijahrige Verjahrungsfrist unterlaufen wurde Die von der Rechtsprechung erfolgte Einschrankung nach der die Vertragsaufhebung nur gefordert werden konne sofern ein Vermogensschaden zu bejahen sei lost die Wertungswiderspruche nicht zumal ein Vermogensschaden regelmassig schon bei Abschluss eines nicht gewollten Vertrags vorliegt Eine Vermeidung von Wertungswiderspruchen kann herbeigefuhrt werden indem bei fahrlassigem Handeln der Anspruch aus c i c auf Vertragsaufhebung nur in den Grenzen des 121 BGB analog und bei Vorsatz in den Grenzen des 124 BGB analog zugelassen wird Ferner wird vertreten dass neben der Anfechtung gemass 123 BGB die Grundsatze der c i c nur anwendbar bleiben wenn der Anspruch nicht auf Aufhebung des Vertrags gerichtet ist VerwaltungsrechtIm Verwaltungsrecht ist die arglistige Tauschung insbesondere im Rahmen der Rucknahme eines rechtswidrigen Verwaltungsakts von Bedeutung Nach 48 Absatz 2 VwVfG kann ein den Burger begunstigender Verwaltungsakt der eine einmalige oder laufende Geldleistung oder teilbare Sachleistung gewahrt dann nicht zuruckgenommen werden wenn der Betroffene auf den Bestand des Verwaltungsaktes vertraute und dieses Vertrauen auch schutzwurdig ist Die Schutzwurdigkeit ist unter anderem dann abzulehnen wenn der Betroffene den Erlass des Verwaltungsaktes durch arglistige Tauschung erwirkt hat 48 Absatz 2 Satz 3 Nr 1 Var 1 VwVfG Als Rechtsfolge steht es nun im Ermessen der Behorde den Verwaltungsakt zuruckzunehmen LiteraturWerner Schubert Unredliches Verhalten Dritter beim Vertragsabschluss in Archiv fur die civilistische Praxis AcP Bd 168 1968 ISSN 0003 8997 S 470 ff Hannes Rosler Arglist im Schuldvertragsrecht Zum Schnittfeld von vorsatzlicher und fahrlassiger Fehlinformation in Archiv fur die civilistische Praxis AcP Bd 207 2007 ISSN 0003 8997 S 564 613 Sebastian A Martens Wer ist Dritter Zur Abgrenzung der 123 I und II 1 BGB in Juristische Schulung JuS 10 2005 S 887 ff Kerstin Strick Die Anfechtung von Arbeitsvertragen durch den Arbeitgeber in Neue Zeitschrift fur Arbeitsrecht NZA 2000 S 695 700 Stephan Lorenz Vertrauensschaden des Wohnungskaufers bei Verschweigen der Sozialbindung und falschen Finanzierbarkeitsangaben was schutzt die culpa in contrahendo in Neue Zeitschrift fur Miet und Wohnungsrecht NZM 1998 S 359 ff Dirk Olzen Rolf Wank Falllosung Verheimlichte Schwangerschaft in Zivilrechtliche Klausurenlehre 7 Auflage 2012 Rn 226 ff EinzelnachweiseBGH Beschluss v 21 September 2011 IV ZR 38 09 HEROS II BeckRS 2011 25937 beck online Flume Allgemeiner Teil des BGB 2 Band 3 Auflage 1979 29 1 Brox Walker Allgemeiner Teil des BGB 36 Auflage 2012 19 Rn 450 BGH Urteil v 19 September 2006 XI ZR 204 04 BGHZ 169 109 115 Hefermehl in Soergel BGB Band 2 104 240 1999 123 Rn 3 Armbruster in Munchener Kommentar zum BGB Band 1 1 240 6 Auflage 2012 123 Rn 28 RG Urteil v 7 Juli 1925 II 494 24 Memento vom 8 Marz 2014 im Internet Archive RGZ 111 233 234 BGH Urteil v 20 Oktober 2000 V ZR 285 99 BGH Urteil v 13 Juli 1983 VIII ZR 142 82 Memento vom 8 Marz 2014 im 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8 Marz 2014 im Internet Archive 421 BGH Urteil v 9 April 1992 IX ZR 145 91 NJW RR 1992 1005 1006 Medicus Petersen Burgerliches Recht 23 Auflage 2011 6 Rn 149 Andere Ansicht noch BGH Urteil v 20 Juni 1962 V ZR 209 60 Memento vom 8 Marz 2014 im Internet Archive NJW 1962 1907 1907 f Roth in Staudinger BGB Buch 1 134 163 2003 143 Rn 35 aA Larenz Wolf Allgemeiner Teil des Burgerlichen Rechts 9 Auflage 2004 44 Rn 32 Ellenberger in Palandt BGB 72 Auflage 2013 143 Rn 6 Flume Allgemeiner Teil des BGB 2 Band 3 Auflage 1979 27 3 Singer von Finckenstein in Staudinger BGB Buch 1 90 123 130 133 2012 124 Rn 1 BAG Urteil v 5 Dezember 1957 1 AZR 594 56 BAGE 5 159 161 BGH Urteil v 24 Oktober 1951 II ZR 18 51 Memento vom 8 Marz 2014 im Internet Archive BGHZ 3 285 287 f Ellenberger in Palandt BGB 72 Auflage 2013 119 Rn 5 BAG Urteil v 3 Dezember 1998 2 AZR 754 97 NZA 1999 584 586 BAG Urteil v 3 November 2004 5 AZR 592 03 NZA 2005 1409 1410 BGH Urteil v 12 Mai 1954 II ZR 167 53 Memento vom 8 Marz 2014 im 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