Auslautverhärtung ist ein Fachbegriff aus der Sprachwissenschaft im Speziellen aus der Phonetik und Phonologie und bezei
Auslautverhärtung

Auslautverhärtung ist ein Fachbegriff aus der Sprachwissenschaft, im Speziellen aus der Phonetik und Phonologie, und bezeichnet den Vorgang, dass Geräuschkonsonanten (d. h. Plosive, Affrikaten und Frikative) am Ende einer Silbe (also in ihrem Auslaut) ihre Stimmhaftigkeit verlieren und stimmlos ausgesprochen werden.
Dieses Phänomen ist kein Merkmal aller Sprachen, sondern existiert nur in bestimmten einzelnen Sprachsystemen, beispielsweise im nördlichen Deutschen, im Niederländischen und im Türkischen, nicht aber im südlichen Deutschen oder im Englischen. So wird etwa das Wort Rad im nördlichen Deutschen entgegen der Schreibung wie Rat [
] ausgesprochen. Im Silbenanlaut bleibt hingegen die Stimmhaftigkeit der Konsonanten erhalten, etwa in Räder.Die Auslautverhärtung ist eines jener sprachlichen Merkmale, die beim Erwerb der Muttersprache im Kleinkindalter unbewusst gelernt werden und in der Folge dem nicht fachkundigen Sprecher auch unbewusst bleiben. Das hat zur Folge, dass ein solcher die Auslautverhärtung beim Sprechen von Fremdsprachen auch auf jene überträgt, die dieses Phänomen nicht zeigen, was zum typischen ausländischen Akzent beiträgt.
Germanische Sprachen
Deutsch
Die standarddeutsche Auslautverhärtung ist eine Sonderentwicklung des nördlichen Deutschlands – im südlichen Deutschland sowie in Teilen Mitteldeutschlands tritt sie ebenso wenig auf wie im österreichischen Deutsch oder im Schweizer Hochdeutsch. Sie betrifft folgende Konsonantenphoneme: die Plosive //dʒ/.
/, die Frikative / / sowie die AffrikateBeispiele bei Plosiven:
- reiben [ ] vs. rieb [ ]
- Süden [ ] vs. Süd(ost) [ ]
- schweigen [ ] vs. schwieg [ ]
Beispiele bei Frikativen:
- Lose [ ] vs. Los [ ]
- brave [ ] vs. brav [ ]
- oranges [ ]/[ ] oder Orange [ ]/[ ] vs. orange [ ]/[ ]
Dabei handelt es sich um eine kontextabhängige Neutralisation einer phonologischen Opposition, denn die Phoneme /
/ und / / stehen im Deutschen ansonsten in Opposition zueinander, wie sich an Minimalpaaren zeigen lässt:- Bulle: Pulle
- Dorf: Torf
- geil: Keil
- weise: weiße
- Wall: Fall
Die Auslautverhärtung ist im Standarddeutschen und in der nördlichen deutschen Umgangssprache eine grundlegende und produktive phonologische Regel, vergleichbar z. B. mit der Aspiration stimmloser Plosive im Deutschen (Pardon! wird z. B. „automatisch“ mit behauchtem p gesprochen, auch dann, wenn sonst die französische Aussprache mit Nasalvokal beibehalten wird). Das heißt, dass die Auslautverhärtung (und die partielle regressive Assimilation) selbstverständlich auch für neue Wörter und Phoneme gilt (z. B. bei der Fremdwortintegration: Klub, Grog, jogg!, Trend, Standard, brav, kurv!, oder bei der Verwendung regionalsprachlicher Wörter im Hochdeutschen: z. B. stow!). Auch wenn neue Obstruenten-Phoneme aus anderen Sprachen ins deutsche Phonemsystem integriert werden, sind sie der Auslautverhärtung (und der partiellen regressiven Assimilation) unterworfen (so beim stimmhaften sch-Laut /ʒ/ und der Affrikate /dʒ/: orange, orangefarben, manag(e)!, gemanagt, die jedoch in vielen Varietäten der deutschen Standardsprache sowieso immer stimmlos sind).
Die Auslautverhärtung im Deutschen betrifft Konsonanten in der Silbenkoda und nicht nur am Wortende, wie oft behauptet. Die folgenden Beispiele zeigen wortinterne Auslautverhärtung: han[d]eln – Han[t]lung, ei[g]en – Ei[k]ner. Formen wie Ei[g]ner sind ebenfalls möglich, aber vermutlich bei anderer Silbenaufteilung: Ei[k]-ner vs. Ei-[g]ner.
Daher ist die phonologische Regel so zu beschreiben: Plosive, Affrikaten und Frikative sind in der Silbenkoda stimmlos. (Diese Konsonanten werden oft als Obstruenten zusammengefasst.)
Die Auslautverhärtung dürfte in der Zeit des Übergangs vom Alt- zum Mittelhochdeutschen eingesetzt haben. Im Gebiet der binnendeutschen Konsonantenschwächung verschwindet die Opposition von Fortis und Lenis nicht nur im Auslaut, sondern auch im Anlaut und in jeder anderen Position.
Die heutige Orthographie des Deutschen spiegelt die Auslautverhärtung nicht wider, sie bevorzugt das so genannte Stammprinzip (ein Wortstamm wird, soweit es geht, immer gleich geschrieben). Im Mittelhochdeutschen dagegen war es noch üblich, der Auslautverhärtung in der Schrift Rechnung zu tragen, so finden sich Schreibweisen wie <tac> vs. <tages> („Tag“), <nît> vs. <nîdes> („Neid“) usw. Auch im Frühneuhochdeutschen (ca. 1500–1650) wurde Auslautverhärtung manchmal kenntlich gemacht wie <Pferdt> vs. <Pferdes> („Pferd“).
Ein vergleichbares Phänomen findet sich synchron in den mit dem Deutschen verwandten Sprachen Niederländisch und Afrikaans, nicht aber im ebenfalls verwandten Englischen. Deutsche Muttersprachler werden deshalb beim Sprechen fremder Sprachen leicht durch ihren dadurch verursachten typisch deutschen Akzent identifiziert, wenn sie also die Auslautverhärtung auch in den Sprachen praktizieren, wo sie nicht vorkommt (vgl. Interferenz).
Gotisch
Im Gotischen betrifft die Auslautverhärtung die stimmhaften Konsonanten b <b>, d <d> und z <z>, die – wenn sie in den Auslaut oder vor auslautendem s <s> zu stehen kommen – zu den entsprechenden stimmlosen Konsonanten f <f>, þ <þ> und s <s> werden. Für den stimmhaften Konsonanten g <g> bleibt das Resultat offen, da graphisch keine Veränderung eintritt (vermutlich wurde der stimmlose Konsonant χ graphisch nicht separat realisiert). Beispiele für die Auslautverhärtung sind:
- urgerm. 2.sg.imper.präs. *ǥeƀe 'gib!' > vorgot. *ǥiƀ > got. gif (vgl. inf. gib-an);
- urgerm. nom.sg. *χlai̯ƀaz 'Brot' > vorgot. *χlai̯ƀz > *χlai̯ƀs > got. hlaifs (vgl. gen.sg. hlaib-is)
- urgerm. nom.sg. *χau̯ƀiđa 'Haupt' > vorgot. *χau̯ƀiđ > got. *χau̯ƀiþ (vgl. gen.sg. haubid-is)
- urgerm. nom.sg.m. *ǥōđaz 'gut' > vorgot. *ǥōđz > *ǥōđs > got. goþs (vgl. gen.sg.m. god-is)
- urgerm. *mai̯z 'mehr' > vorgot. *mai̯z > got. mais
Slawische Sprachen
In fast allen slawischen Sprachen – außer Serbokroatisch (Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbisch) und Ukrainisch – tritt die Auslautverhärtung auf.
Tschechisch
Stimmhafte Konsonanten im Auslaut werden im Tschechischen stimmlos ausgesprochen, die Schreibweise wird davon nicht berührt. Insgesamt gibt es acht Paare stimmhafter und stimmloser Konsonanten, die auch bei der Assimilation Anwendung finden. Beispiele für Auslautverhärtung sind:
stimmhafter Konsonant | stimmloser Konsonant | Schreibung | Aussprache | deutsche Übersetzung |
---|---|---|---|---|
v | f | Václav | Václaf | |
b | p | zub | zup | Zahn |
d | t | had | hat | Schlange |
g | k | smog | smok | Smog |
h | ch [x] | sníh | sních | Schnee |
z | s | obraz | obras | Bild |
ď [ɟ] | ť [c] | teď | teť | jetzt |
ž [ʒ] | š [ʃ] | muž | muš | Mann |
Polnisch
Am Wortende sind im Polnischen alle Plosive, Frikative und Affrikaten stimmlos, wenn sie sich nicht innerhalb eines wortübergreifenden Konsonanten-Clusters befinden:
Laute | Aussprache am Wortende | Beispiel |
---|---|---|
Plosive: b/d/g | [p/t/k] | pociągu [pot̠͡ɕɔŋgu] „des Zuges“ <> pociąg [pot̠͡ɕɔŋk] „Zug“ |
Frikative: w/z/ź/ż | [f/s/ɕ/ʂ] | męża [mɛ̃:ʐa] „des Mannes“ <> mąż [mɔ̃:ʂ] „Mann“ |
Affrikaten: c/dz/dź | [t͡s/d͡z/t̠͡ɕ] | kadzi [kadʑi] „Wannen“ <> kadź [kat̠͡ɕ] „Wanne“ |
Kombinationen, z. B. zd | [st] | objazdy [ɔbjazdɨ] „Rundfahrten“ <> objazd [ɔbjast] „Rundfahrt“ |
Bulgarisch, Russisch
Wie im Tschechischen tritt auch im Russischen und Bulgarischen ein Verlust der Stimmhaftigkeit im Auslaut auf. Auch hier spiegelt sie sich nicht im Schriftbild wider. Im Gegensatz zur Germanistik wird dieses Phänomen in der Slavistik jedoch als Auslautentstimmlichung bezeichnet, da die Begriffe hart/weich bereits anders belegt sind, siehe Palatalisierung.
stimmhafter Konsonant (geschrieben) | stimmloser Konsonant (gesprochen) | Schreibung | Aussprache | deutsche Übersetzung |
---|---|---|---|---|
ж /ʒ/ | ш /ʃ/ | нож | „нош“ | Messer |
д /d/ | т /t/ | город | „горат“ | Stadt |
Altfranzösisch
Im Altfranzösischen existierte eine Auslautverhärtung. Diese ist zum Teil heute noch sichtbar, z. B. in:
- neuf [ ] 'neu (m.)' vs. neuve [ ] 'neu (f.)'; bœuf [ ] „Rind; Ochse“ und nef [ ] „Kirchenschiff“ aus lat. novum, bovem bzw. navem;
- nur noch graphisch ist dieselbe Verhärtung auch bei anderen franz. Wörtern auf (heute in der Aussprache verstummtes) -f vorhanden, vgl. clef „Schlüssel“; cerf „Hirsch“; nerf „Nerv“ aus lat. clavem, cervum bzw. nervum.
- grand „groß“ (aus lat. grandem) wurde im Altfranzösischen noch <grant> geschrieben, dann aber in der Schrift zu <grand> relatinisiert; die stimmlose Aussprache hat sich bei Zusammensetzungen gehalten, vgl. un grand homme [ ] „ein großer Mann“ bzw. grand-oncle [ ] „Großonkel“.
Türkisch
Im Türkischen bezieht sich die Auslautverhärtung auf Plosive und die Affrikate /dʒ/, nicht aber auf Frikative.
Historisch:
- Arabisch: Ahmad → türkisch: Ahmet
- Arabisch: Muhammad → türkisch: Muhammet
Synchron: orthographisch wird die Auslautverhärtung wiedergegeben, z. B. in
- Dativ: kebaba (ins gebratene Fleisch) – Nominativ: kebap; kulübe (in den Klub) – kulüp (Klub)
- gidecek (er wird gehen) – git (geh’)
- Genitiv: birliğin (der Einheit) – Nominativ: birlik (Einheit)
Jedoch ohne Verhärtung des v [v] zu f oder des z [z] zu s [s]:
- eve (nach Hause) – ev (Haus)
Literatur
- Hadumod Bußmann (Hrsg.) unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
- Paul/Schröbler/Wiehl/Grosse: Mittelhochdeutsche Grammatik. 24. Auflage. Tübingen 1998.
- Duden, Die deutsche Rechtschreibung. 23. Auflage. Mannheim 2004.
- Duden, Das Aussprachewörterbuch. 4. Auflage. Mannheim 2000.
- Wilhelm Braune (Begr.), Frank Heidermanns (Bearb.): Gotische Grammatik. (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte. Hauptreihe A, Bd. 1). 20. Auflage. Max Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-10852-5, ISBN 3-484-10850-9.
- Arend Mihm: Zur Geschichte der Auslautverhärtung und ihrer Erforschung. In: Sprachwissenschaft. Nr. 29, 2004, S. 133–206.
- Richard Wiese: The Phonology of German. Oxford 2000, ISBN 0-19-824040-6.
Weblinks
- Auslautverhärtung – Youtube-Lehrvideo von Birgitta Welzel (2016)
- Yasushi Kawasaki: Entstehungsgeschichte der deutschen Auslautverhärtung – am Beispiel der altsächsischen Heliand-Handschriften (PDF; 488 kB)
Einzelnachweise
- Karl Heinz-Ramers: Einführung in die Phonologie. 2. Auflage, München 2001, S. 88 f.
- Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner, Ruth Esterhammer, Markus Gasser, Lorenz Hofer, Birte Kellermeier-Rehbein, Heinrich Löffler, Doris Mangott, Hans Moser, Robert Schläpfer, Michael Schloßmacher, Regula Schmidlin, Günter Vallaster: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2004, ISBN 3-11-016575-9, S. LVII.
- Richard Wiese: Phonetik und Phonologie. Brill | Fink, Paderborn 2010, ISBN 978-3-7705-4960-3, S. 102–104.
- Daniel Bunčić: Phonologie Entwurf für Kapitel 8 für die »Einführung in die Linguistik der slavischen Sprachen« (21. Januar 2024) von ders., Barbara Sonnenhauser, Anastasia Bauer, academia.edu.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Auslautverhartung ist ein Fachbegriff aus der Sprachwissenschaft im Speziellen aus der Phonetik und Phonologie und bezeichnet den Vorgang dass Gerauschkonsonanten d h Plosive Affrikaten und Frikative am Ende einer Silbe also in ihrem Auslaut ihre Stimmhaftigkeit verlieren und stimmlos ausgesprochen werden Dieses Phanomen ist kein Merkmal aller Sprachen sondern existiert nur in bestimmten einzelnen Sprachsystemen beispielsweise im nordlichen Deutschen im Niederlandischen und im Turkischen nicht aber im sudlichen Deutschen oder im Englischen So wird etwa das Wort Rad im nordlichen Deutschen entgegen der Schreibung wie Rat ʁaːt ausgesprochen Im Silbenanlaut bleibt hingegen die Stimmhaftigkeit der Konsonanten erhalten etwa in Rader Die Auslautverhartung ist eines jener sprachlichen Merkmale die beim Erwerb der Muttersprache im Kleinkindalter unbewusst gelernt werden und in der Folge dem nicht fachkundigen Sprecher auch unbewusst bleiben Das hat zur Folge dass ein solcher die Auslautverhartung beim Sprechen von Fremdsprachen auch auf jene ubertragt die dieses Phanomen nicht zeigen was zum typischen auslandischen Akzent beitragt Germanische SprachenDeutsch Die standarddeutsche Auslautverhartung ist eine Sonderentwicklung des nordlichen Deutschlands im sudlichen Deutschland sowie in Teilen Mitteldeutschlands tritt sie ebenso wenig auf wie im osterreichischen Deutsch oder im Schweizer Hochdeutsch Sie betrifft folgende Konsonantenphoneme die Plosive b d g die Frikative v z ʒ sowie die Affrikate dʒ Beispiele bei Plosiven reiben ˈraɪ ben vs rieb ˈʁiːp Suden ˈzyːden vs Sud ost zyːt schweigen ˈʃvaɪ gen vs schwieg ˈʃviːk Beispiele bei Frikativen Lose ˈloːze vs Los ˈloːs brave ˈbʁaːve vs brav ˈbʁaːf oranges oˈʁaːʒes oˈʁaŋʒes oder Orange oˈʁaːʒe oˈʁaŋʒe vs orange oˈʁaːʃ oˈʁaŋʃ Dabei handelt es sich um eine kontextabhangige Neutralisation einer phonologischen Opposition denn die Phoneme b d und p t stehen im Deutschen ansonsten in Opposition zueinander wie sich an Minimalpaaren zeigen lasst Bulle Pulle Dorf Torf geil Keil weise weisse Wall Fall Die Auslautverhartung ist im Standarddeutschen und in der nordlichen deutschen Umgangssprache eine grundlegende und produktive phonologische Regel vergleichbar z B mit der Aspiration stimmloser Plosive im Deutschen Pardon wird z B automatisch mit behauchtem p gesprochen auch dann wenn sonst die franzosische Aussprache mit Nasalvokal beibehalten wird Das heisst dass die Auslautverhartung und die partielle regressive Assimilation selbstverstandlich auch fur neue Worter und Phoneme gilt z B bei der Fremdwortintegration Klub Grog jogg Trend Standard brav kurv oder bei der Verwendung regionalsprachlicher Worter im Hochdeutschen z B stow Auch wenn neue Obstruenten Phoneme aus anderen Sprachen ins deutsche Phonemsystem integriert werden sind sie der Auslautverhartung und der partiellen regressiven Assimilation unterworfen so beim stimmhaften sch Laut ʒ und der Affrikate dʒ orange orangefarben manag e gemanagt die jedoch in vielen Varietaten der deutschen Standardsprache sowieso immer stimmlos sind Die Auslautverhartung im Deutschen betrifft Konsonanten in der Silbenkoda und nicht nur am Wortende wie oft behauptet Die folgenden Beispiele zeigen wortinterne Auslautverhartung han d eln Han t lung ei g en Ei k ner Formen wie Ei g ner sind ebenfalls moglich aber vermutlich bei anderer Silbenaufteilung Ei k ner vs Ei g ner Daher ist die phonologische Regel so zu beschreiben Plosive Affrikaten und Frikative sind in der Silbenkoda stimmlos Diese Konsonanten werden oft als Obstruenten zusammengefasst Die Auslautverhartung durfte in der Zeit des Ubergangs vom Alt zum Mittelhochdeutschen eingesetzt haben Im Gebiet der binnendeutschen Konsonantenschwachung verschwindet die Opposition von Fortis und Lenis nicht nur im Auslaut sondern auch im Anlaut und in jeder anderen Position Die heutige Orthographie des Deutschen spiegelt die Auslautverhartung nicht wider sie bevorzugt das so genannte Stammprinzip ein Wortstamm wird soweit es geht immer gleich geschrieben Im Mittelhochdeutschen dagegen war es noch ublich der Auslautverhartung in der Schrift Rechnung zu tragen so finden sich Schreibweisen wie lt tac gt vs lt tages gt Tag lt nit gt vs lt nides gt Neid usw Auch im Fruhneuhochdeutschen ca 1500 1650 wurde Auslautverhartung manchmal kenntlich gemacht wie lt Pferdt gt vs lt Pferdes gt Pferd Ein vergleichbares Phanomen findet sich synchron in den mit dem Deutschen verwandten Sprachen Niederlandisch und Afrikaans nicht aber im ebenfalls verwandten Englischen Deutsche Muttersprachler werden deshalb beim Sprechen fremder Sprachen leicht durch ihren dadurch verursachten typisch deutschen Akzent identifiziert wenn sie also die Auslautverhartung auch in den Sprachen praktizieren wo sie nicht vorkommt vgl Interferenz Gotisch Im Gotischen betrifft die Auslautverhartung die stimmhaften Konsonanten b lt b gt d lt d gt und z lt z gt die wenn sie in den Auslaut oder vor auslautendem s lt s gt zu stehen kommen zu den entsprechenden stimmlosen Konsonanten f lt f gt th lt th gt und s lt s gt werden Fur den stimmhaften Konsonanten g lt g gt bleibt das Resultat offen da graphisch keine Veranderung eintritt vermutlich wurde der stimmlose Konsonant x graphisch nicht separat realisiert Beispiele fur die Auslautverhartung sind urgerm 2 sg imper pras ǥeƀe gib gt vorgot ǥiƀ gt got gif vgl inf gib an urgerm nom sg xlai ƀaz Brot gt vorgot xlai ƀz gt xlai ƀs gt got hlaifs vgl gen sg hlaib is urgerm nom sg xau ƀiđa Haupt gt vorgot xau ƀiđ gt got xau ƀith vgl gen sg haubid is urgerm nom sg m ǥōđaz gut gt vorgot ǥōđz gt ǥōđs gt got goths vgl gen sg m god is urgerm mai z mehr gt vorgot mai z gt got maisSlawische SprachenIn fast allen slawischen Sprachen ausser Serbokroatisch Bosnisch Kroatisch Montenegrinisch Serbisch und Ukrainisch tritt die Auslautverhartung auf Tschechisch Stimmhafte Konsonanten im Auslaut werden im Tschechischen stimmlos ausgesprochen die Schreibweise wird davon nicht beruhrt Insgesamt gibt es acht Paare stimmhafter und stimmloser Konsonanten die auch bei der Assimilation Anwendung finden Beispiele fur Auslautverhartung sind stimmhafter Konsonant stimmloser Konsonant Schreibung Aussprache deutsche Ubersetzungv f Vaclav Vaclafb p zub zup Zahnd t had hat Schlangeg k smog smok Smogh ch x snih snich Schneez s obraz obras Bildd ɟ t c ted tet jetztz ʒ s ʃ muz mus MannPolnisch Am Wortende sind im Polnischen alle Plosive Frikative und Affrikaten stimmlos wenn sie sich nicht innerhalb eines wortubergreifenden Konsonanten Clusters befinden Laute Aussprache am Wortende BeispielPlosive b d g p t k pociagu pot ɕɔŋgu des Zuges lt gt pociag pot ɕɔŋk Zug Frikative w z z z f s ɕ ʂ meza mɛ ʐa des Mannes lt gt maz mɔ ʂ Mann Affrikaten c dz dz t s d z t ɕ kadzi kadʑi Wannen lt gt kadz kat ɕ Wanne Kombinationen z B zd st objazdy ɔbjazdɨ Rundfahrten lt gt objazd ɔbjast Rundfahrt Bulgarisch Russisch Wie im Tschechischen tritt auch im Russischen und Bulgarischen ein Verlust der Stimmhaftigkeit im Auslaut auf Auch hier spiegelt sie sich nicht im Schriftbild wider Im Gegensatz zur Germanistik wird dieses Phanomen in der Slavistik jedoch als Auslautentstimmlichung bezeichnet da die Begriffe hart weich bereits anders belegt sind siehe Palatalisierung stimmhafter Konsonant geschrieben stimmloser Konsonant gesprochen Schreibung Aussprache deutsche Ubersetzungzh ʒ sh ʃ nozh nosh Messerd d t t gorod gorat StadtAltfranzosischIm Altfranzosischen existierte eine Auslautverhartung Diese ist zum Teil heute noch sichtbar z B in neuf nœf neu m vs neuve nœv neu f bœuf bœf Rind Ochse und nef nɛf Kirchenschiff aus lat novum bovem bzw navem nur noch graphisch ist dieselbe Verhartung auch bei anderen franz Wortern auf heute in der Aussprache verstummtes f vorhanden vgl clef Schlussel cerf Hirsch nerf Nerv aus lat clavem cervum bzw nervum grand gross aus lat grandem wurde im Altfranzosischen noch lt grant gt geschrieben dann aber in der Schrift zu lt grand gt relatinisiert die stimmlose Aussprache hat sich bei Zusammensetzungen gehalten vgl un grand homme œ gʀatɔm ein grosser Mann bzw grand oncle gʀatokl Grossonkel TurkischIm Turkischen bezieht sich die Auslautverhartung auf Plosive und die Affrikate dʒ nicht aber auf Frikative Historisch Arabisch Ahmad turkisch Ahmet Arabisch Muhammad turkisch Muhammet Synchron orthographisch wird die Auslautverhartung wiedergegeben z B in Dativ kebaba ins gebratene Fleisch Nominativ kebap kulube in den Klub kulup Klub gidecek er wird gehen git geh Genitiv birligin der Einheit Nominativ birlik Einheit Jedoch ohne Verhartung des v v zu f oder des z z zu s s eve nach Hause ev Haus LiteraturHadumod Bussmann Hrsg unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer Lexikon der Sprachwissenschaft 4 durchgesehene und bibliographisch erganzte Auflage Kroner Stuttgart 2008 ISBN 978 3 520 45204 7 Paul Schrobler Wiehl Grosse Mittelhochdeutsche Grammatik 24 Auflage Tubingen 1998 Duden Die deutsche Rechtschreibung 23 Auflage Mannheim 2004 Duden Das Ausspracheworterbuch 4 Auflage Mannheim 2000 Wilhelm Braune Begr Frank Heidermanns Bearb Gotische Grammatik Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte Hauptreihe A Bd 1 20 Auflage Max Niemeyer Tubingen 2004 ISBN 3 484 10852 5 ISBN 3 484 10850 9 Arend Mihm Zur Geschichte der Auslautverhartung und ihrer Erforschung In Sprachwissenschaft Nr 29 2004 S 133 206 Richard Wiese The Phonology of German Oxford 2000 ISBN 0 19 824040 6 WeblinksWiktionary Auslautverhartung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Auslautverhartung Youtube Lehrvideo von Birgitta Welzel 2016 Yasushi Kawasaki Entstehungsgeschichte der deutschen Auslautverhartung am Beispiel der altsachsischen Heliand Handschriften PDF 488 kB EinzelnachweiseKarl Heinz Ramers Einfuhrung in die Phonologie 2 Auflage Munchen 2001 S 88 f Ulrich Ammon Hans Bickel Jakob Ebner Ruth Esterhammer Markus Gasser Lorenz Hofer Birte Kellermeier Rehbein Heinrich Loffler Doris Mangott Hans Moser Robert Schlapfer Michael Schlossmacher Regula Schmidlin Gunter Vallaster Variantenworterbuch des Deutschen Die Standardsprache in Osterreich der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein Luxemburg Ostbelgien und Sudtirol Walter de Gruyter Berlin New York 2004 ISBN 3 11 016575 9 S LVII Richard Wiese Phonetik und Phonologie Brill Fink Paderborn 2010 ISBN 978 3 7705 4960 3 S 102 104 Daniel Buncic Phonologie Entwurf fur Kapitel 8 fur die Einfuhrung in die Linguistik der slavischen Sprachen 21 Januar 2024 von ders Barbara Sonnenhauser Anastasia Bauer academia edu