Eine Gierseilfähre auch Gierfähre Gierponte Fliegende Brücke oder Fliegende Fähre genannt ist ein Fährtyp der zur Fortbe
Fliegende Brücke

Eine Gierseilfähre (auch Gierfähre, Gierponte, Fliegende Brücke oder Fliegende Fähre genannt) ist ein Fährtyp, der zur Fortbewegung die Strömung des zu überquerenden Flusses ausnutzt.
Die Technik der Gierfähre (von gieren im Sinne einer Drehbewegung um die Hochachse des Schiffes) erfand der Niederländer Hendrick Heuck aus Nijmegen im Jahr 1657, um den Verkehr über die breite Waal zu erleichtern.
Funktionsweise
Eine Gierseilfähre hängt an einem langen Drahtseil, das sich kurz vor der Fähre aufteilt und an Bug und Heck der Fähre befestigt ist. Verändert sich nun die Länge der Enden zueinander, verändert sich auch der Anstellwinkel der Fähre zum Strom. Der Druck des anströmenden Wassers drängt die Fähre seitwärts. Das Drahtseil wird im Fluss verankert und für die Schifffahrt mit Bojen markiert. Damit die Fahrrinne frei bleibt, liegt der Anker für das Drahtseil nicht in deren Mitte. Alternativ kann die Schräglage gegen die Strömung auch durch entsprechend große Ruder an der Fähre erfolgen, dann ist kein aufspaltendes Gierseil notwendig. Bei einer seltenen Variante in Valakampiai wird das Ruder zu einem gierbaren Kiel unter einem symmetrischen Rumpf, der selber nicht giert.
Auch mit einem Grundseil kann eine Fähre durch die Strömung angetrieben werden. Das Seil wird über Rollen geführt, welche so angebracht sind, dass die gewünschte Lage der Fähre erfolgt. Für den Richtungswechsel werden die Rollen bzw. ihre Belegpunkte gewechselt. Für die ehemalige Ostefähre in Oberndorf wurde genau dokumentiert, wie schwierig die Aufgabe der Fährmänner war, dies im Gezeitenstrom zu tun, da das Seil auch bei Gezeitenwechsel transferiert und die Fähre gedreht werden musste.
Es gibt auch Gierseil-Rollfähren mit nur einem Seil, wie bei den Donaufähren in Matting (1854 gebaut) und der Solarflotte in Ulm. Der Antrieb erfolgt in Polle durch zwei, in Matting und in Ulm nur durch ein Ruder, die durch Eindrehen in die Strömung des Flusses die gewünschten Kräfte erzeugen.
Eine andere Technik – die Rollfähre – benutzt statt eines Y-Gierseils zwei getrennte Seile: an beiden Ufern wird je ein Pylon aufgestellt, über die hoch über dem Wasser eine Stahltrosse gespannt wird. Das zweite Seil wird an einer Laufkatze oder Laufrolle befestigt, die über die Trosse zwischen beiden Ufern hin und her läuft. Dadurch wird die Flussschifffahrt nicht behindert. Nach diesem Prinzip funktionieren die Basler Fähren und mehrere Fähren an der Weser, z. B. die von Polle sowie die archaisch anmutende Konstruktion bei Miravet, die den Ebro überquert (Spanien): Beeindruckend ist die völlig geräuschfrei vonstatten gehende Überfahrt.
Mathematische und physikalische Grundlagen
Durch die Einstellung des Anstellwinkels der Fähre relativ zur scheinbaren Strömung wird mit den Seilen oder einem Ruder dafür gesorgt, dass die hydrodynamische Kraft des vom Seil gehaltenen Bootskörpers in die gewünschte Fahrtrichtung wirkt. In der Regel ist die Auftriebskomponente (L) dieser Kraft quer zur scheinbaren Strömung etwas größer als deren Widerstandskomponente (D) parallel dazu. Der Vektor der resultierenden Kraft (R) kann nunmehr in zwei senkrechte Komponenten, eine Längskomponente sowie eine Querkomponente (T), zerlegt werden. Diese Querkomponente sorgt für die motorlose Überquerung des Flusses. Ihr Betrag ist – in der zweidimensionalen Vereinfachung der dreidimensionalen Geometrie – gleich groß wie die entgegengesetzte Reibkraft der Rollen in der Luft oder der Gierseilen mit Bojen im Wasser.
Das Rollseil oder Gierseil zeigt im günstigsten Fall fast genau stromabwärts – wenige Grad fehlen, wenn die Reibung der Rollen oder der Schwimmbojen gering ist. Dann kann ein solcher Bootskörper gleich schnell queren wie die Flussgeschwindigkeit (vergleiche Kräftediagramm). Würde der Bootskörper wie bei einem Segelboot mit einem Schwert oder Kiel versorgt, wäre das Auftriebs- zu Widerstandsverhältnis (L/D) größer und eine Rollfähre könnte mit widerstandsarmen Rollen fast so schnell kreuzen wie dieses Verhältnis mal die Flussgeschwindigkeit.
Nahe den Ufern ist die Strömung niedriger und die Winkel der Seile werden ungünstiger, so dass die Geschwindigkeit abnimmt. Zum Anlegen wird die Fähre fast ganz parallel zur Strömung gedreht, so dass deren starke Querkraft fast verschwindet und sie sanft zum Steg gleitet. Auf diese Weise kann die steuernde Person die Fähre auch in Flussmitte verlangsamen oder zum Stillstand bringen.
Verbreitung
Ein Grund für die Verbreitung von Gierfähren auf Elbe, Saale, Main und Neckar zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war die Kettenschifffahrt. Kettenschleppschiffe zogen sich und angehängte Frachtschiffe entlang einer längs im Fluss liegenden Kette flussaufwärts. Die Kette wurde von den Kettenschiffen vorne vom Grund des Flusses aufgehoben, über das Deck gezogen und hinten wieder in den Fluss abgelassen. Eine Überkreuzung dieser Kette mit dem Seil vorhandener Seilfähren war nicht möglich. Daher erfolgte mit der Einführung der Kettenschifffahrt eine Umstellung dieser Fähren auf Gierseilfähren, weil dort das Seil an den Bojen befestigt ist und aufgrund der Seilspannung dicht an der Wasseroberfläche verläuft. Die Umstellung musste von den Kettenschleppschifffahrtsgesellschaften bezahlt werden.
Deutschland
Eine hohe Dichte an Gierfähren gibt es in Deutschland auf der Elbe und der Weser.
Elbe
- Schmilka, nach 1990 Ersatz durch Motorfähre
- Rathen, siehe Bergland (Schiff, 1954)
- , Autofähre, nach 1990 Ersatz durch Motorfähre
- Niedermuschütz
- Fähre Mühlberg, 2008 durch eine Straßenbrücke ersetzt
- Fähre Belgern
- Fähre Dommitzsch / Stadt Prettin
- Pretzsch
- Elster (Elbe)
- Coswig (Anhalt)
- Aken (Elbe)
- Fähre Breitenhagen
- Fähre Barby
- Fähre Groß Rosenburg/Werkleitz
- Fähre Westerhüsen bei Magdeburg
- Fähre Arneburg
- Fähre Sandau
- Räbel
Die beiden Elbfähren in Barby und Breitenhagen sind mit der Saalefähre in Groß Rosenburg durch die 3-Fähren-Tour, einen 24 km langen Rundweg, verbunden.
Oste
- Ostefähre Gräpel
Siehe auch die Liste der ehemaligen Ostefähren
Saale
- Wettin – Zaschwitz
- Brachwitz (Wettin-Löbejün)
- Brucke – Rothenburg
- Calbe – Gottesgnaden
- Groß Rosenburg
Mulde
- Höfgen, siehe auch: In der Strömung
Neckar
- Neckarfähre für Kraftfahrzeuge zwischen Neckarhausen (Hessen) und Neckarhäuserhof, der zum Neckargemünder Ortsteil Mückenloch in Nordbaden am Südufer des Neckars gehört. Es handelt sich hier um eine Rollfähre. Seit 1803 besteht diese Fährverbindung zwischen Hessen und Baden(-Württemberg). Andere Gierseilfähren in diesem Flussabschnitt wurden in der Nachkriegszeit eingestellt.
Weser
- Weserfähre Veckerhagen: Veckerhagen–Hemeln
- Weserfähre Oedelsheim: Oedelsheim–Gottstreu
- Weserfähre Lippoldsberg: Lippoldsberg–Gewissenruh
- Wahmbeck (Bodenfelde)
- Herstelle–Würgassen (nur Personen und Fahrräder)
- Wehrden (Weser) (nur Personen und Fahrräder)
- Polle
- Grohnde
- Großenwieden
- Schweringen
Bis nach 2000 waren noch zwei weitere Fähren in Betrieb: Die Gierseilfähre zwischen Hehlen und Daspe wurde 2004 nach einem Brückenneubau außer Betrieb genommen und in Bodenwerder aufgelegt. In Hajen (Emmerthal) verkehrte zuletzt 2011 die Fähre auf das gegenüberliegende Ufer bei Grohnde, sie wurde ersatzlos verschrottet.
Donau
Auf der Donau gibt es vollständig handbetriebene Rollfähren in:
- Fähre Eining
- Stausacker (bei Kloster Weltenburg) und
- Matting unweit von Regensburg
- Sandbach (Vilshofen an der Donau)
Die Donaufähre Mariaposching–Stephansposching ging nach einem Unfall am 19. April 2016 außer Betrieb und wurde Anfang 2019 durch eine frei fahrende Motorfähre ersetzt.
Rhein
Auch auf dem Rhein wurde dieser Fährtyp zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert zur Überquerung des Stroms genutzt. Zu Beginn noch als „fliegende Brücken“ bezeichnet, gab es solche Fähren zunächst an der Mannheimer Rheinschanze (1669) und in Köln mit der Deutzer Gierponte (ab 1674), später auch in Düsseldorf (ab 1689), zwischen Bonn und Vilich, Koblenz und Ehrenbreitstein (siehe Fliegende Brücke (Koblenz)), Neuwied und Weißenthurm (1817) sowie zwischen Altrip und Mannheim (1891). Auch zwischen Worms-Rheindürkheim und Nordheim existierte mindestens von 1894 bis mindestens 1953 eine „fliegende Brücke“.
Heute gibt es auf dem Rhein nur noch wenige Gierseilfähren wie etwa die Rheinfähre Plittersdorf–Seltz (ab 1956). Die sich ganz in der Schweiz befindenden Basler Fähren sind nur zu Fuß benutzbar und haben wegen der nahegelegenen Rheinbrücken nur eine geringe verkehrstechnische Bedeutung. Sie werden hauptsächlich aus historischen und touristischen Gründen erhalten. Die Fähren in Basel haben keine Gierseile, sondern das Halteseil bewegt sich mittels eines Läufers an einem Tragseil, welches genügend hoch über den Rhein gespannt ist, um die Rheinschifffahrt nicht zu behindern. Bei diesen Rollfähren wird zum Umkehren der Anströmung das Halteseil mit einem Schwengel auf die jeweils andere Bootsseite gelegt und der genaue Anströmwinkel mit einem Ruder eingestellt.
Siehe auch die grenzüberschreitenden Rollfähren unter Schweiz.
Sieg
Auf der Sieg ist nahe ihrer Mündung in den Rhein die Siegfähre (ab 1777) zwischen Troisdorf-Bergheim und Bonn-Geislar als älteste Einmann-Gierfähre noch in Betrieb.
Regnitz (Franken)
- Die Gierseilfähre in Pettstadt ist die älteste in Franken und lässt sich bis ins 14. Jahrhundert belegen. Sie ist nach wie vor in Gebrauch.
- Die Chance-Jugend-Fähre in Bamberg existiert dagegen erst seit 2012. Sie quert die Regnitz bei Mühlwörth.
Österreich
In Österreich verkehren über die Donau vier Rollfähren:
- Drahtseilbrücke Ottensheim
- Rollfähre Spitz–Arnsdorf
- Rollfähre von Weißenkirchen nach St. Lorenz
- Rollfähre Korneuburg–Klosterneuburg
Ehemalige Rollfähren:
- Rollfähre Melk – Emmersdorf an der Donau
- Rollfähre Pöchlarn – Klein-Pöchlarn
- Rollfähre Ybbs an der Donau – Persenbeug
- Rollfähre Marbach an der Donau – Krummnußbaum
Ehemalige Gierseilfähren:
- Zwischen etwa 1820 und 1901 war die „fliegende Brücke“ in Mauthausen im Einsatz.
Schweiz
Die meist mit Schwengel, selten mit dem V-förmigen Gierseil ausgestatteten Seilfähren sind an verschiedenen Orten in der Schweiz als Fußgängerübergänge erhalten geblieben. Oft werden sie in Naherholungsgebieten von den Gemeinden betrieben oder unterstützt. Das Führen einer Fähre bedarf spezieller Zulassungsprüfungen, um die Sicherheit zu gewährleisten. So gibt es noch folgende Seilfähren mit regelmäßigen Fährbetrieb:
- Bodenackerfähre über die Aare in Muri bei Bern (Rollfähre) mit Schwengel
- Fähre Reichenbach über die Aare bei Zollikofen mit Schwengel
- Fähre Zehendermätteli über die Aare bei Bern mit Schwengel
- Fähre Wolfwil–Wynau über die Aare bei Wolfwil
- Fähre über den Doubs| bei Tariche
- Fähre Kloster Fahr–Schlieren, mit Schwengel
- Vier Basler Fähren über den Rhein mit Schwengel, Beschrieb siehe unter Rhein
- Fähre Mumpf–Bad Säckingen über den Rhein bei Mumpf mit Schwengel
- Fähre Zurzach–Kadelburg über den Rhein bei Kadelburg-Barz (Zurzach) mit Schwengel
- Rheinfähre Ellikon–Nack zwischen Marthalen und Nack, Gemeinde Lottstetten mit Schwengel, in Betrieb seit 1896.
- Fähre über die Reuss bei Sulz
- Fähre über die Sitter bei Bischofszell mit Gierseil
Niederlande
- Fähre über den Lek bei Culemborg
Galerie
- Alte Gierfähre Altrip–Mannheim, kurz nach ihrer Stilllegung (Februar 1958)
- Seilfähre über die Donau bei Matting
- Gierponte Bonn–Vilich (1676)
- Rollfähre zwischen Veckerhagen und Hemeln (Weser)
- Gierseilfähre in Dommitzsch, Elbe
- Seilfähre bei Beilstein (Mosel)
- Muldefähre Höfgen bei Grimma
- Die neue Gierseilfähre Uperis in Valakampiai, Litauen
Literatur
- Hans Wolfgang Kuhn: Frühe Gierponten. Fliegende Brücken auf dem Rhein im 17. und 18. Jahrhundert. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv 6 (1983), S. 25–64.
Weblinks
- Weitere Informationen zu Gierseilfähren
- Beispiele für Gierseilfähren in Deutschland
- Die Gierseilfähre in Rathen im Elbsandsteingebirge (Video)
- Erklärung des Funktionsprinzips sowie Geschichte der Sandbacher Gierseilfähre
Einzelnachweise
- SLUB Dresden: Practische Darstellung der Brückenbaukunde nach ihrem ganzen Umfange. Abgerufen am 28. September 2022 (deutsch).
- Stichwort Fähre, in Meyers Großes Konversationslexikon, Band 6, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1905, S. 269–270, online.
- Detlev Luckmann: Prahmfähre über die Oste, Baujahr 1911, Oberndorf (Land Hadeln). (Video 17 Min. und Transkript) In: Technische Informationsbibliothek (TIB). Institut für den wissenschaftlichen Film (IWF) (Göttingen), 1974 .
- Fähre Matting
- "Efficiency of Cable Ferries"
- Wettin - Infos zur Fähre. In: fähren-wettin-löbejün.de. Abgerufen am 28. Mai 2025.
- Brachwitz - Infos zur Fähre. In: fähren-wettin-löbejün.de. Abgerufen am 28. Mai 2025.
- Brucke-Rothenburg - Infos zur Fähre. In: fähren-wettin-löbejün.de. Abgerufen am 28. Mai 2025.
- Tourismus + Kultur - Fähre - Die Gierseilfähre Calbe (Saale). In: calbe.de. Abgerufen am 28. Mai 2025.
- Ein Floß für die Weser. ARD, archiviert vom 25. Januar 2017; abgerufen am 25. Januar 2017 (Filmszene ab 00:21:35). (nicht mehr online verfügbar) am
- Tage der Weserfähre sind gezählt. Gemeinde Hehlen, abgerufen am 3. September 2019.
- Fähre Hajen wird verschrottet. DeWeZet, abgerufen am 3. September 2019.
- Unterschriftenaktion für Erhalt der Fähre ( vom 30. Oktober 2016 im Internet Archive)
- Die neue Donaufähre "Posching" ist endlich da. Bayerischer Rundfunk, abgerufen am 3. September 2019.
- Die "fliegende Brücke" bei Mannheim. LEO-BW, abgerufen am 6. Januar 2020.
- J.F. Wilhelmi: Panorama von Düsseldorf und seinen Umgebungen. J.H.C. Schreiner’sche Buchhandlung, Düsseldorf 1828, S. 11
- www.bergstraesser-anzeiger.de abgerufen am 6. Februar 2024
- Stadtarchiv Worms, abgerufen am 6. Februar 2024
- Die Regnitzfähre. Gemeinde Pettstadt, abgerufen am 28. Mai 2022.
- Chance Jugend Fähre Bamberg. Ludwig-Donau-Main-Kanal, abgerufen am 28. Mai 2022.
- (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Informationen zur Fähre Reichenbach bei Zollikofen
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Eine Gierseilfahre auch Gierfahre Gierponte Fliegende Brucke oder Fliegende Fahre genannt ist ein Fahrtyp der zur Fortbewegung die Stromung des zu uberquerenden Flusses ausnutzt Schema einer Gierfahre source source source source source source source source Gierfahre uber die Elbe in RathenRollfahre in Polle Weser in BetriebGierponte auf dem Rhein vor Dusseldorf kolorierter Kupferstich 1729 Die Technik der Gierfahre von gieren im Sinne einer Drehbewegung um die Hochachse des Schiffes erfand der Niederlander Hendrick Heuck aus Nijmegen im Jahr 1657 um den Verkehr uber die breite Waal zu erleichtern FunktionsweiseEine Gierseilfahre hangt an einem langen Drahtseil das sich kurz vor der Fahre aufteilt und an Bug und Heck der Fahre befestigt ist Verandert sich nun die Lange der Enden zueinander verandert sich auch der Anstellwinkel der Fahre zum Strom Der Druck des anstromenden Wassers drangt die Fahre seitwarts Das Drahtseil wird im Fluss verankert und fur die Schifffahrt mit Bojen markiert Damit die Fahrrinne frei bleibt liegt der Anker fur das Drahtseil nicht in deren Mitte Alternativ kann die Schraglage gegen die Stromung auch durch entsprechend grosse Ruder an der Fahre erfolgen dann ist kein aufspaltendes Gierseil notwendig Bei einer seltenen Variante in Valakampiai wird das Ruder zu einem gierbaren Kiel unter einem symmetrischen Rumpf der selber nicht giert Auch mit einem Grundseil kann eine Fahre durch die Stromung angetrieben werden Das Seil wird uber Rollen gefuhrt welche so angebracht sind dass die gewunschte Lage der Fahre erfolgt Fur den Richtungswechsel werden die Rollen bzw ihre Belegpunkte gewechselt Fur die ehemalige Ostefahre in Oberndorf wurde genau dokumentiert wie schwierig die Aufgabe der Fahrmanner war dies im Gezeitenstrom zu tun da das Seil auch bei Gezeitenwechsel transferiert und die Fahre gedreht werden musste Es gibt auch Gierseil Rollfahren mit nur einem Seil wie bei den Donaufahren in Matting 1854 gebaut und der Solarflotte in Ulm Der Antrieb erfolgt in Polle durch zwei in Matting und in Ulm nur durch ein Ruder die durch Eindrehen in die Stromung des Flusses die gewunschten Krafte erzeugen Rollfahre mit einem Seil zwei Rumpfen und Ru der steu e rung Spanien Ebro Miravet Eine andere Technik die Rollfahre benutzt statt eines Y Gierseils zwei getrennte Seile an beiden Ufern wird je ein Pylon aufgestellt uber die hoch uber dem Wasser eine Stahltrosse gespannt wird Das zweite Seil wird an einer Laufkatze oder Laufrolle befestigt die uber die Trosse zwischen beiden Ufern hin und her lauft Dadurch wird die Flussschifffahrt nicht behindert Nach diesem Prinzip funktionieren die Basler Fahren und mehrere Fahren an der Weser z B die von Polle sowie die archaisch anmutende Konstruktion bei Miravet die den Ebro uberquert Spanien Beeindruckend ist die vollig gerauschfrei vonstatten gehende Uberfahrt Mathematische und physikalische GrundlagenKraftediagramm einer Rollseilfahre Durch die Einstellung des Anstellwinkels der Fahre relativ zur scheinbaren Stromung wird mit den Seilen oder einem Ruder dafur gesorgt dass die hydrodynamische Kraft des vom Seil gehaltenen Bootskorpers in die gewunschte Fahrtrichtung wirkt In der Regel ist die Auftriebskomponente L dieser Kraft quer zur scheinbaren Stromung etwas grosser als deren Widerstandskomponente D parallel dazu Der Vektor der resultierenden Kraft R kann nunmehr in zwei senkrechte Komponenten eine Langskomponente sowie eine Querkomponente T zerlegt werden Diese Querkomponente sorgt fur die motorlose Uberquerung des Flusses Ihr Betrag ist in der zweidimensionalen Vereinfachung der dreidimensionalen Geometrie gleich gross wie die entgegengesetzte Reibkraft der Rollen in der Luft oder der Gierseilen mit Bojen im Wasser Das Rollseil oder Gierseil zeigt im gunstigsten Fall fast genau stromabwarts wenige Grad fehlen wenn die Reibung der Rollen oder der Schwimmbojen gering ist Dann kann ein solcher Bootskorper gleich schnell queren wie die Flussgeschwindigkeit vergleiche Kraftediagramm Wurde der Bootskorper wie bei einem Segelboot mit einem Schwert oder Kiel versorgt ware das Auftriebs zu Widerstandsverhaltnis L D grosser und eine Rollfahre konnte mit widerstandsarmen Rollen fast so schnell kreuzen wie dieses Verhaltnis mal die Flussgeschwindigkeit Nahe den Ufern ist die Stromung niedriger und die Winkel der Seile werden ungunstiger so dass die Geschwindigkeit abnimmt Zum Anlegen wird die Fahre fast ganz parallel zur Stromung gedreht so dass deren starke Querkraft fast verschwindet und sie sanft zum Steg gleitet Auf diese Weise kann die steuernde Person die Fahre auch in Flussmitte verlangsamen oder zum Stillstand bringen VerbreitungEin Grund fur die Verbreitung von Gierfahren auf Elbe Saale Main und Neckar zum Ende des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts war die Kettenschifffahrt Kettenschleppschiffe zogen sich und angehangte Frachtschiffe entlang einer langs im Fluss liegenden Kette flussaufwarts Die Kette wurde von den Kettenschiffen vorne vom Grund des Flusses aufgehoben uber das Deck gezogen und hinten wieder in den Fluss abgelassen Eine Uberkreuzung dieser Kette mit dem Seil vorhandener Seilfahren war nicht moglich Daher erfolgte mit der Einfuhrung der Kettenschifffahrt eine Umstellung dieser Fahren auf Gierseilfahren weil dort das Seil an den Bojen befestigt ist und aufgrund der Seilspannung dicht an der Wasseroberflache verlauft Die Umstellung musste von den Kettenschleppschifffahrtsgesellschaften bezahlt werden Deutschland Eine hohe Dichte an Gierfahren gibt es in Deutschland auf der Elbe und der Weser Elbe Schmilka nach 1990 Ersatz durch Motorfahre Rathen siehe Bergland Schiff 1954 Autofahre nach 1990 Ersatz durch Motorfahre Niedermuschutz Fahre Muhlberg 2008 durch eine Strassenbrucke ersetzt Fahre Belgern Fahre Dommitzsch Stadt Prettin Pretzsch Elster Elbe Coswig Anhalt Aken Elbe Fahre Breitenhagen Fahre Barby Fahre Gross Rosenburg Werkleitz Fahre Westerhusen bei Magdeburg Fahre Arneburg Fahre Sandau Rabel Die beiden Elbfahren in Barby und Breitenhagen sind mit der Saalefahre in Gross Rosenburg durch die 3 Fahren Tour einen 24 km langen Rundweg verbunden Oste Ostefahre Grapel Siehe auch die Liste der ehemaligen Ostefahren Saale Hauptartikel Saale Brucken und Fahren uber die Saale Wettin Zaschwitz Brachwitz Wettin Lobejun Brucke Rothenburg Calbe Gottesgnaden Gross RosenburgMulde Fahre bei NeckarsteinachHofgen siehe auch In der StromungNeckar Neckarfahre fur Kraftfahrzeuge zwischen Neckarhausen Hessen und Neckarhauserhof der zum Neckargemunder Ortsteil Muckenloch in Nordbaden am Sudufer des Neckars gehort Es handelt sich hier um eine Rollfahre Seit 1803 besteht diese Fahrverbindung zwischen Hessen und Baden Wurttemberg Andere Gierseilfahren in diesem Flussabschnitt wurden in der Nachkriegszeit eingestellt Weser Hauptartikel Oberweser Weserfahre Veckerhagen Veckerhagen Hemeln Weserfahre Oedelsheim Oedelsheim Gottstreu Weserfahre Lippoldsberg Lippoldsberg Gewissenruh Wahmbeck Bodenfelde Herstelle Wurgassen nur Personen und Fahrrader Wehrden Weser nur Personen und Fahrrader Polle Grohnde Grossenwieden Schweringen Bis nach 2000 waren noch zwei weitere Fahren in Betrieb Die Gierseilfahre zwischen Hehlen und Daspe wurde 2004 nach einem Bruckenneubau ausser Betrieb genommen und in Bodenwerder aufgelegt In Hajen Emmerthal verkehrte zuletzt 2011 die Fahre auf das gegenuberliegende Ufer bei Grohnde sie wurde ersatzlos verschrottet Donau Auf der Donau gibt es vollstandig handbetriebene Rollfahren in Fahre Eining Stausacker bei Kloster Weltenburg und Matting unweit von Regensburg Sandbach Vilshofen an der Donau Die Donaufahre Mariaposching Stephansposching ging nach einem Unfall am 19 April 2016 ausser Betrieb und wurde Anfang 2019 durch eine frei fahrende Motorfahre ersetzt Rhein Gierfahre in Bonn ca 1836 Auch auf dem Rhein wurde dieser Fahrtyp zwischen dem 17 und 20 Jahrhundert zur Uberquerung des Stroms genutzt Zu Beginn noch als fliegende Brucken bezeichnet gab es solche Fahren zunachst an der Mannheimer Rheinschanze 1669 und in Koln mit der Deutzer Gierponte ab 1674 spater auch in Dusseldorf ab 1689 zwischen Bonn und Vilich Koblenz und Ehrenbreitstein siehe Fliegende Brucke Koblenz Neuwied und Weissenthurm 1817 sowie zwischen Altrip und Mannheim 1891 Auch zwischen Worms Rheindurkheim und Nordheim existierte mindestens von 1894 bis mindestens 1953 eine fliegende Brucke Heute gibt es auf dem Rhein nur noch wenige Gierseilfahren wie etwa die Rheinfahre Plittersdorf Seltz ab 1956 Die sich ganz in der Schweiz befindenden Basler Fahren sind nur zu Fuss benutzbar und haben wegen der nahegelegenen Rheinbrucken nur eine geringe verkehrstechnische Bedeutung Sie werden hauptsachlich aus historischen und touristischen Grunden erhalten Die Fahren in Basel haben keine Gierseile sondern das Halteseil bewegt sich mittels eines Laufers an einem Tragseil welches genugend hoch uber den Rhein gespannt ist um die Rheinschifffahrt nicht zu behindern Bei diesen Rollfahren wird zum Umkehren der Anstromung das Halteseil mit einem Schwengel auf die jeweils andere Bootsseite gelegt und der genaue Anstromwinkel mit einem Ruder eingestellt Siehe auch die grenzuberschreitenden Rollfahren unter Schweiz Sieg Auf der Sieg ist nahe ihrer Mundung in den Rhein die Siegfahre ab 1777 zwischen Troisdorf Bergheim und Bonn Geislar als alteste Einmann Gierfahre noch in Betrieb Regnitz Franken Die Gierseilfahre in Pettstadt ist die alteste in Franken und lasst sich bis ins 14 Jahrhundert belegen Sie ist nach wie vor in Gebrauch Die Chance Jugend Fahre in Bamberg existiert dagegen erst seit 2012 Sie quert die Regnitz bei Muhlworth Osterreich In Osterreich verkehren uber die Donau vier Rollfahren Drahtseilbrucke Ottensheim Rollfahre Spitz Arnsdorf Rollfahre von Weissenkirchen nach St Lorenz Rollfahre Korneuburg Klosterneuburg Ehemalige Rollfahren Rollfahre Melk Emmersdorf an der Donau Rollfahre Pochlarn Klein Pochlarn Rollfahre Ybbs an der Donau Persenbeug Rollfahre Marbach an der Donau Krummnussbaum Ehemalige Gierseilfahren Zwischen etwa 1820 und 1901 war die fliegende Brucke in Mauthausen im Einsatz Schweiz Die meist mit Schwengel selten mit dem V formigen Gierseil ausgestatteten Seilfahren sind an verschiedenen Orten in der Schweiz als Fussgangerubergange erhalten geblieben Oft werden sie in Naherholungsgebieten von den Gemeinden betrieben oder unterstutzt Das Fuhren einer Fahre bedarf spezieller Zulassungsprufungen um die Sicherheit zu gewahrleisten So gibt es noch folgende Seilfahren mit regelmassigen Fahrbetrieb Bodenackerfahre uber die Aare in Muri bei Bern Rollfahre mit Schwengel Fahre Reichenbach uber die Aare bei Zollikofen mit Schwengel Fahre Zehendermatteli uber die Aare bei Bern mit Schwengel Fahre Wolfwil Wynau uber die Aare bei Wolfwil Fahre uber den Doubs bei Tariche Fahre Kloster Fahr Schlieren mit Schwengel Vier Basler Fahren uber den Rhein mit Schwengel Beschrieb siehe unter Rhein Fahre Mumpf Bad Sackingen uber den Rhein bei Mumpf mit Schwengel Fahre Zurzach Kadelburg uber den Rhein bei Kadelburg Barz Zurzach mit Schwengel Rheinfahre Ellikon Nack zwischen Marthalen und Nack Gemeinde Lottstetten mit Schwengel in Betrieb seit 1896 Fahre uber die Reuss bei Sulz Fahre uber die Sitter bei Bischofszell mit GierseilNiederlande Fahre uber den Lek bei CulemborgGalerieAlte Gierfahre Altrip Mannheim kurz nach ihrer Stilllegung Februar 1958 Seilfahre uber die Donau bei Matting Gierponte Bonn Vilich 1676 Rollfahre zwischen Veckerhagen und Hemeln Weser Gierseilfahre in Dommitzsch Elbe Seilfahre bei Beilstein Mosel Muldefahre Hofgen bei Grimma Die neue Gierseilfahre Uperis in Valakampiai LitauenLiteraturHans Wolfgang Kuhn Fruhe Gierponten Fliegende Brucken auf dem Rhein im 17 und 18 Jahrhundert In Deutsches Schiffahrtsarchiv 6 1983 S 25 64 WeblinksCommons Gierseilfahren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Gierponte Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Weitere Informationen zu Gierseilfahren Beispiele fur Gierseilfahren in Deutschland Die Gierseilfahre in Rathen im Elbsandsteingebirge Video Erklarung des Funktionsprinzips sowie Geschichte der Sandbacher GierseilfahreEinzelnachweiseSLUB Dresden Practische Darstellung der Bruckenbaukunde nach ihrem ganzen Umfange Abgerufen am 28 September 2022 deutsch Stichwort Fahre in Meyers Grosses Konversationslexikon Band 6 Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1905 S 269 270 online Detlev Luckmann Prahmfahre uber die Oste Baujahr 1911 Oberndorf Land Hadeln Video 17 Min und Transkript In Technische Informationsbibliothek TIB Institut fur den wissenschaftlichen Film IWF Gottingen 1974 abgerufen im 1 Januar 1 Fahre Matting Efficiency of Cable Ferries Wettin Infos zur Fahre In fahren wettin lobejun de Abgerufen am 28 Mai 2025 Brachwitz Infos zur Fahre In fahren wettin lobejun de Abgerufen am 28 Mai 2025 Brucke Rothenburg Infos zur Fahre In fahren wettin lobejun de Abgerufen am 28 Mai 2025 Tourismus Kultur Fahre Die Gierseilfahre Calbe Saale In calbe de Abgerufen am 28 Mai 2025 Ein Floss fur die Weser ARD archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 25 Januar 2017 abgerufen am 25 Januar 2017 Filmszene ab 00 21 35 Tage der Weserfahre sind gezahlt Gemeinde Hehlen abgerufen am 3 September 2019 Fahre Hajen wird verschrottet DeWeZet abgerufen am 3 September 2019 Unterschriftenaktion fur Erhalt der Fahre Memento vom 30 Oktober 2016 im Internet Archive Die neue Donaufahre Posching ist endlich da Bayerischer Rundfunk abgerufen am 3 September 2019 Die fliegende Brucke bei Mannheim LEO BW abgerufen am 6 Januar 2020 J F Wilhelmi Panorama von Dusseldorf und seinen Umgebungen J H C Schreiner sche Buchhandlung Dusseldorf 1828 S 11 www bergstraesser anzeiger de abgerufen am 6 Februar 2024 Stadtarchiv Worms abgerufen am 6 Februar 2024 Die Regnitzfahre Gemeinde Pettstadt abgerufen am 28 Mai 2022 Chance Jugend Fahre Bamberg Ludwig Donau Main Kanal abgerufen am 28 Mai 2022 1 2 Seite nicht mehr abrufbar Suche in 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