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Die Fürstäbtliche Residenz in Kempten Allgäu ist der erste monumentale Klosterkomplex der in Deutschland nach dem Dreißi

Fürstäbtliche Residenz

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Die Fürstäbtliche Residenz in Kempten (Allgäu) ist der erste monumentale Klosterkomplex, der in Deutschland nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtet wurde. Unter dem Fürstabt Roman Giel von Gielsberg wurde 1651 am Standort des zerstörten mittelalterlichen Benediktinerklosters mit dem Neubau der barocken Klosteranlage begonnen. Als Baumeister war zunächst der Vorarlberger Michael Beer beschäftigt. Sein Nachfolger wurde der Graubündner Architekt Johann Serro. Gleichzeitig entstand die Stifts- und Pfarrkirche St. Lorenz, die über einen Sakristeianbau mit der Residenz verbunden ist. Als Höhepunkt der Innenausstattung sind die Prunkräume zu nennen, die der Fürstabt Anselm von Reichlin-Meldegg bis 1743 ausführen ließ. Die verschwenderische Pracht ihrer Ausstattung mit Malereien des in Italien ausgebildeten Franz Georg Hermann, mit Skulpturen des Münchner Hofbildhauers Egid Verhelst (1696–1749) und mit Stuckaturen von Johann Georg Üblher und anderen Künstlern der Wessobrunner Schule machen sie zu einem der bedeutendsten Bauwerke des süddeutschen Rokoko.

Die Architektur der Residenz als Doppelhofanlage ist eine fundamentale Neukonzeption, die bahnbrechend für die weitere Entwicklung der süddeutschen Stiftsarchitektur sein sollte; ein Jahrhundert später wurde sie beim Bau des Klosters Ottobeuren eindrucksvoll zitiert und weitergeführt. Die Residenz war zugleich Fürstensitz und Kloster. Ursprünglich waren die herrschaftlichen Räume in den östlichen Trakten eingerichtet, zu deren Innenhof sich die Prachteinfahrt vom Hofgarten aus öffnete. Der westliche, zur Kirche hin orientierte Bereich diente der Klausur und dem geistlichen Leben. Mit dem Bau der Prunkräume in den 1740er Jahren an der Südwestseite tauschte man die Nutzung aus: Der östliche Trakt wurde dem Konvent zugewiesen, der westliche Teil diente dem fürstäbtlichen Hof.

Heute dient die Residenz als Gerichtsgebäude für das Amts- und das Landgericht Kempten. Die Besichtigungstouren durch die Prunkräume werden vom Heimatverein Kempten organisiert. „Hausherr“ ist die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.

Lage

Die Residenz bildete zusammen mit der St.-Lorenz das Zentrum des Fürststifts Kempten. Der in der Stiftsstadt Kempten vor den Toren der gleichnamigen Reichsstadt erbaute Gebäudekomplex ist heute nördlich vom zugehörigen Hofgarten und südlich vom Residenzplatz eingerahmt. Der südliche Vorplatz ist mit einem Grünstreifen und einer flachen Treppenanlage sowie einem Wasserbecken mit Fontänen und einem Wasserlauf gestaltet. Westlich liegt der Hildegardplatz mit der St.-Lorenz-Kirche auf dem Kirchhügel, östlich steht ein 1972 eröffnetes großes Kaufhaus, das aufgrund seiner Größe ein starker optischer Konkurrent für die Residenz ist. Vor dem Bau des Kaufhauses befand sich auf diesem Grundstück der städtische Schlachthof.

Geschichte

Die barocke Residenz ist der Nachfolgebau des romanischen Klosters mit der Klosterkirche, der ein Kreuzgang im Süden angebaut war. Das weitgehend im 13. Jahrhundert errichtete Kloster folgte auf das ältere Kloster, das Mitte des 8. Jahrhunderts hier gegründet worden war und von dem keine Darstellungen überliefert sind. Gründer und erster Abt war Audogar, der vielleicht mit der karolingischen Königin Hildegard verwandt war.

Von der spätmittelalterlichen Klosteranlage, die ab 1225 errichtet wurde, gibt es mehrere Abbildungen, z. B. auf der Stadtansicht von Johann Hain und Fridrich Raidel aus dem Jahr 1628, die einen guten Eindruck von den Baulichkeiten gibt. Die neue Klosterkirche war eine romanische, dreischiffige Basilika mit westlichem Querschiff und einem Turmpaar im Osten.

1382 erhielt das dreischiffige Marienmünster, auf dessen Fläche später die Residenz entstand, spitze gotische Turmabschlüsse. Zu weiteren größeren Baumaßnahmen in den Stiftsgebäuden kam es um 1500. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die vollständige Klosteranlage durch einen Angriff der Schweden mit Unterstützung der Kemptener Reichsstädter am 22. Mai 1632 zerstört. Hierbei kam auch die 973 dem heiligen Nikolaus von Myra geweihte Nikolauskapelle zu Bruch. Es war die erste in Süddeutschland. Nach dem Krieg wurde die Ruine abgetragen.

Unter Roman Giel von Gielsberg entstanden 1648 die ersten Pläne zum Bau einer neuen Kirchen- und vierflügeligen Klosteranlage. Gielsberg wollte ursprünglich das neue Kloster an einem weiter von der Reichsstadt entfernten Standort bauen lassen. An der alten Stelle, in loco fundationis (am Ort der Gründung), sollte nur die Pfarrkirche mit Wirtschaftsgebäuden entstehen. Schließlich beschloss man doch den Wiederaufbau am alten Standort. Aus dem ursprünglich als Kornhaus gedachten Gebäude, das bereits im Bau war, wurde 1651 ein Flügel der Residenz. Baumeister des Projekts wurde Michael Beer aus Vorarlberg. Die Residenz wurde teilweise über den Fundamenten der zerstörten dreischiffigen romanischen Basilika erbaut. 1656 wurden unter Beers Nachfolger Johann Serro der mittlere Quertrakt der Residenz und 1660/61 die Flügel um den östlichen Hof erbaut. In den Jahren 1661 bis 1664 entstanden der Süd- und Westtrakt um den westlichen Hof und gleichzeitig erste Teile der Innenausstattung. Im Jahr 1665 ließ Serro durch Beer erbaute Teile der Residenz wieder abreißen. Der nordwestliche Eckturm wurde im Jahr 1668 fertiggestellt. Im gleichen Jahr bezog der Fürstabt seine Räumlichkeiten.

Im Zentrum des östlichen Hofs wurde 1670 die Hildegardkapelle erbaut, die nach der Säkularisation im Jahr 1804 abgebrochen wurde. Serro wurde nach der Vollendung der Hildegardiskapelle aus Altersgründen entlassen.

Gegen Ende des Jahres 1674, im Jahr nach dem Tod Roman Giels von Gielsberg, bezog der Konvent den Neubau. Ab 1732 wurden unter Fürstabt Anselm Reichlin von Meldegg zahlreiche Räume zu Prunkräumen mit verschwenderischer Rokokoausstattung als Herrschaftssitz umgestaltet; der Konvent zog in den östlichen Teil der Residenz, der so zum Konventhof wurde.

Nach der Säkularisation im Jahr 1803 durften die Stiftsherren und der letzte Fürstabt Castolus Reichlin von Meldegg noch einige Zeit in der Residenz wohnen bleiben. In die leer gewordenen Bereiche zog das bayerische Militär ein, das bis 1945 dort in der sogenannten Schlosskaserne bleiben sollte. Der Hofgarten wurde mit Militär-Baracken, einem Exerzierplatz und im 19. Jahrhundert dann auch noch mit einer Reithalle weitgehend zugebaut.

Nach 1945 wurde die Residenz zum Lager für die zahlreichen Displaced Persons, die durch den Zweiten Weltkrieg entwurzelt waren. Vor allem Litauer waren für einige Jahre in der Residenz untergebracht. Danach wurden die Räume nach und nach renoviert und für die Justiz umgebaut. Auch in den Prunkräumen wurden Prozesse abgehalten. 1952 gelang es – unter anderem durch das Engagement des Bezirksheimatpflegers Alfred Weitnauer – die Prunkräume und den Fürstensaal der Öffentlichkeit zur Besichtigung wieder zugänglich zu machen.

Architektur

Außenbereich

Die Residenz hat einen rechteckigen Grundriss von 145 mal 43 Metern. Die Teilung durch einen Querbau schafft zwei fast gleich große Innenhöfe. Insgesamt ist die Symmetrie und Gesamtdisposition unausgeglichen, was sich mit dem Wechsel der Baumeister sowie Eingriffen der Bauherren und den damit verbundenen Planänderungen erklären lässt.

An den Ecken ragen quadratische Türme mit kurzem Oktogon heraus. Auf den Oktogonen ruhen gedrückte Hauben mit offenen Laternen.

An der Südfassade befindet sich ein flacher, sechsachsiger Risalit unter Attika, der erst 1895 als neuer Eingangsbereich errichtet wurde. Ursprünglich gab es zur Südseite – zur Reichsstadt hin – keine Türöffnung. Die Nordfront teilt sich in den vorspringenden wohl im 19. Jahrhundert um zwei Achsen nach Osten verlängerten Westflügel von Michael Beer und den Ostflügel mit Mittelrisalit, dem ehemaligen Eingangsportal, von Johann Serro. Am Zwischentrakt gegen den östlichen Hof ragt ein Zwerchhaus mit Giebel hervor. Der Süd- und Westtrakt im westlichen Hof ist durch Arkaden, Pilaster und Halbsäulen gegliedert, die von Serro entworfen wurden.

Die Architekturmalereien sind nach originalen Resten erneuert worden.

Innenbereich

Das Aussehen mit dem ursprünglichen Meublement der Räume und Säle der Residenz kann nicht mehr rekonstruiert werden. Die Einrichtungsgegenstände wurden nach der Säkularisation teilweise vom Kurfürstentum Bayern versteigert. Über die Jahrzehnte wurde das Mobiliar über die ganze Welt verteilt; einige Stücke wurden zurückgekauft.

Die Abfolge der Räume entspricht dem im 18. Jahrhundert für Appartements weltlicher Regenten verbindlichen Schema: Festsaal – Vorzimmer – Audienzzimmer – Schlafzimmer. Diese fürstäbtlichen Zimmer werden ergänzt durch den Wappensaal im Norden, den Fürstensaal und weitere Räumlichkeiten.

Die Räume dienten eher der Repräsentation und dem Hofzeremoniell als dem praktischen Nutzen als Wohnraum.

Wappensaal

Im zweiten Stockwerk des Nordostflügels befindet sich die älteste repräsentative Räumlichkeit des Stifts. Der Wappensaal ist, wie am Wappen zu erkennen, in der Zeit von Giel von Gielsberg entstanden. Mit vier Fensterachsen gegen den Konventhof ist er eineinhalb Stockwerke hoch. Im Spiegelgewölbe, in das Stichkappen der Mezzaninfenster weit einschneiden, ist in einem Tondo das Wappen des Abtes und des Konvents eingefasst.

Fürstensaal

Der Fürstensaal wurde um 1680 unter Fürstabt Rupert von Bodman ausgestattet. Die Räumlichkeit nimmt in der zweiten Etage den Westflügel in seiner ganzen Breite ein. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde sie verkürzt, um Raum für ein modernes Treppenhaus zu schaffen. Die Decke ist mit dichtem stuckiertem Rankenwerk ausgestattet, das mit Felderungen aus Blattstab- und Fruchtstabrahmen unterteilt ist. Zwischen den Fenstern hängen großformatige Gemälde auf Leinwand mit den Bildnissen der Fürstäbte; gemalt wurden die zum großen teil fiktiven Porträts vom Hofmaler Franz Georg Hermann. Wegen eines Wasserschadens wird der Raum seit 2012 restauriert.

Prunkräume bzw. Fürstäbtliche Zimmer

  • Kanzlei
  • Schlafzimmer
  • Tagzimmer
  • Audienzzimmer
  • Vorsaal
  • Raumflucht vom Thronsaal bis in die Kanzlei

Die Kanzlei, das Eckzimmer zum Hildegardplatz, ist der erste Raum, der durch die Enfilade mit den weiteren fürstäbtlichen Zimmern verbunden ist. Die um 1733 stuckierte Decke zeigte das Wappen des auftraggebenden Fürstabtes Anselm Reichlin von Meldegg. In den 1950er Jahren wurde die Decke nach der Entfernung einer Zwischenwand aus vorhandenen Resten wiederhergestellt. Um 1790/91 entstand aus dem Raum die Hofkanzlei. Er wurde mit Fresken von Franz Joseph Hermann, dem Sohn Franz Georg Hermanns, ausgestaltet. Die Fresken wurden in den Stuck der Erstausstattung eingearbeitet. Putten und deren Beigaben beziehen sich auf die Elemente, Jahreszeiten und Tierkreiszeichen. Die klassizistischen Türen mit den Supraporten stammen aus der Umgestaltungszeit.

Das Schlafzimmer ist durch einen Bogen geteilt. Die nördliche Raumhälfte enthielt zu Fürstabtzeiten das Schlafkabinett mit einem Paradebett. Die südliche Fensterseite ist reich geschmückt. Die Fensterleibungen sind mit feinem Stuck überzogen. Die Hohlkehle ist mit jüngerem Frührokokostuck mit Putten und Büsten versehen. In dem Raum ist das Wappen Reichlins von Meldegg angebracht. Das Deckenbild zeigt Jakobs Traum von der Himmelsleiter. In den Eckkartuschen sind Szenen, die sich auf Jakob, Tobias und Raphael beziehen; in den Eckkartuschen des Schlafkabinetts sind der Tod des Heiligen Benedikt, des Ordensgründers, und der Tod der Heiligen Scholastika, der Schwester Benedikts, abgebildet. Über der Tür ist die Schmerzhafte Maria dargestellt.

Das Tagzimmer ist nahezu quadratisch, nur die Ecken des Raums sind als abgerundete Nischen herausgearbeitet. In drei von ihnen stehen Kabinettschränke, in der vierten stand früher ein dazu passend gestalteter Keramikofen. Er ist nicht mehr erhalten und wurde durch einen Keramikofen des 18. Jahrhunderts aus einem Immenstädter Schloss ersetzt. Die Dekorationen an den Wänden ähneln denen des Audienzzimmers. Statt Spiegeln sind hier aber Ölgemälde mit den vier Kardinaltugenden angebracht. Die Bilder von Hofmaler Hermann entstanden 1734. Von diesem stammen auch die übrigen Malereien in diesem Raum: Die Decke zeigt den Weg der christlichen Seele in den Himmel, die Eckkartuschen zeigen die Tugenden Glaube, Buße, Selbstbeherrschung und Wachsamkeit, über den Türen sind die Untugenden abgebildet.

Im Audienzzimmer befindet sich zwischen zwei Türen vom Gang her ein Kamin aus Stuckmarmor mit dem Gott Chronos als Sinnbild für die Zeit. Herkules trägt die Weltkugel, die eine Uhr enthält. In den Wandfeldern zwischen den Fenstern und Türen sind Spiegel aus den fürstäbtlichen Glaswerkstätten in der Kürnach. Die übrigen Wandflächen bis zu den Hohlkehlen sind reich mit Stuck und Stuckmarmor verziert. Die Bildfolge an den Wänden stellt die Gegensätze von Tugenden und Lastern dar. Das Deckengemälde von Franz Georg Hermann zeigt die Königin von Saba vor Salomon. Die Kartuschen in den Ecken enthalten allegorische Darstellungen des Friedens, der Gerechtigkeit, der Klugheit und des Wohlstandes. Über den Türen sind die Allegorien der Feindseligkeit, der Habsucht, Lüge und Trägheit gemalt.

Der Vorsaal erstreckt sich über drei Fensterachsen. Der Raum wurde 1955 wiederhergestellt, indem man eine moderne Zwischenwand entfernte. Heute sind dort in zwei historischen Vitrinenschränken des 18. Jahrhunderts, die aus der Akademie der Wissenschaften in München stammen, die erhaltenen Bände der fürstäbtlichen Arbeitsbibliothek untergebracht. Die Bücher sind eine Schenkung des Kemptener Verlegers und Besitzers des Köselverlags Paul Huber (1917–2010) an die Stadt Kempten; er machte zur Bedingung, dass die Bände wieder an ihren ursprünglichen Aufbewahrungsort in der Residenz zurückkommen. Die Arbeitsbibliothek mit Bänden verschiedener Fachrichtungen von Jura über Medizin bis zur Landwirtschaft und Theologie war nach der Säkularisation in den Besitz des letzten Hofdruckers Joseph Kösel gekommen, aus dessen Druckerei der Kösel-Verlag hervorging.

Der bedeutendste Repräsentationsraum in der Residenz ist der Thronsaal, er entstand zwischen 1740 und 1742. Der Stuck stammt von Johann Georg Üblhör, die vier allegorischen Frauenfiguren von Egid Verhelst. Der eineinhalb Geschosse hohe Raum ist von einer Spiegeltonne überwölbt und mit vier Fenstern zur Südseite ausgestattet. An den Schmalseiten sind jeweils zwei Türen zu den Nachbarräumen. Zum Korridor im Norden öffnet sich eine zentrale Tür direkt gegenüber der heute leeren Thronnische. Die Wandgliederung besteht aus Stuckmarmorpilastern; die Gewölbeansätze sind durch eine geschwungene Balustrade aus Stuck geprägt. Das prächtige Deckengemälde von Hermann zeigt unter anderem die Klosterstifter Hildegard und ihren Gatten Karl den Großen.

Über dem Nordeingang in den Raum ist die Allegorie der Wissenschaft (astronomische Geräte und Bücher), gegenüber über der Thronnische ist das Wappen des Fürstabtes Anselm Reichlin von Meldegg mit Herrschaftsinsignien eines geistlichen und weltlichen Fürsten (Schwert, Szepter, Abtstab), dazu kommen noch die Allegorien der Künste (Musikinstrumente) sowie die der Geometrie bzw. Architektur. Zugleich finden sich dabei auch zahlreiche Anspielungen auf die Geschichte des Fürststifts und seiner Wirtschaft, dazu kommen Ansichten der alten und der neuen Stiftsgebäude.

Die Längsseiten sind im Bereich der Deckenbalustrade durch Puttenpaare mit Hinweisen auf die Jahreszeiten verziert. Darunter stehen vor den Doppelpilastern, welche die Fenster bzw. Spiegel trennen, auf Konsolen vier allegorische weibliche Figuren aus bemaltem Holz. Sie zeigen die Herrschertugenden: Neben dem Nordeingang die Friedfertigkeit und die Liebe, neben der Thronnische die Macht und die Weisheit.

Die Gästezimmer stellen den Abschluss der Prunkräume dar. Sie entstanden um 1760 und haben eine einfache Enfilade. Die Räume sind im Vergleich zu den repräsentativen Räumlichkeiten bescheidener gestaltet. An den Decken ist Rokokostuck. Die Lamperien sind geschnitzt, in weißer und goldener Farbe gefasst und mit mittlerweile erneuertem Stoff bespannt. Die Räume sind zum Teil mit Gemälden von Ruinenarchitektur, antiken Szenen und pflanzlichen Motiven geschmückt. Die Abfolge von West nach Ost lautet wie folgt: Rotes Zimmer, Grünes Zimmer, südöstliches Eckzimmer, nordöstliches Eckzimmer, Gang im Nordflügel des Konventbaus. Heute werden die Gästezimmer zum Teil als Gerichtssäle genutzt, zum Teil gehören sie zu den Büro- und Besprechungsräumen des Landgerichtspräsidenten.

Literatur

  • Brigitte Klingmann: Die Porträtgalerie der Fürstäbte des Fürststiftes Kempten (= Allgäuer Forschungen zur Archäologie und Geschichte, 4). Likias Verlag, Friedberg 2019, ISBN 978-3-9820130-2-2.
  • Birgit Kata u. a. (Hrsg.): Mehr als 1000 Jahre: Das Stift Kempten zwischen Gründung und Auflassung 752–1802 (= Allgäuer Forschungen zur Archäologie und Geschichte, 1). Likias Verlag, Friedberg 2006, ISBN 3-9807628-6-6.
  • Volker Laube: Konzeptionswechsel in der Baugeschichte des barocken Klosters in Kempten. In: Allgäuer Geschichtsfreund, Nr. 100, Kempten 2000, S. 61–96.
  • Volker Laube: Die Basilika St. Lorenz und die Residenz in Kempten: Ein Großbauprojekt des 17. Jahrhunderts in der öffentlichen Auseinandersetzung. In: Histoire des Alpes, Nr. 7, 2002, S. 67–81.
  • Wolfgang Petz, Josef Kirmeier, Wolfgang Jahn und Evamaria Brockhoff (Hrsg.): „Bürgerfleiß und Fürstenglanz.“ Reichsstadt und Fürstabtei Kempten. Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 1998, ISBN 3-927233-60-9.
  • Wolfgang Haberl: Der Fürstensaal in der Residenz zu Kempten. o. J.
  • Helmut Haum: Die Prunkräume der fürstäbtlichen Residenz zu Kempten. Restaurierung 1986–1991. o. J.
  • Friedrich Zollhoefer: Neues von der Residenz in Kempten. Teilwiederherstellung des Nordflügels und des Querbaus. In: Heimatverein Kempten (Hrsg.): Allgäuer Geschichtsfreund. Kempten 1952.
  • Hugo Schnell: Die fürstäbtliche Residenz zu Kempten und ihre Prunkräume. Schnell & Steiner, München 1947, DNB 454435258 (Digitalisat).
  • Alois Stadler: Kleiner Führer durch das Residenzgebäude in Kempten/Allgäu. Kempten 1916.
  • Hugo Schnell: Die Bedeutung des Ritter- bzw. Fürstensaales in der Residenz zu Kempten.
  • Norbert Lieb, Stadt Kempten (Hrsg.): Rokoko in der Residenz von Kempten. Kempten 1958.
  • Kornelius Riedmiller, Heimatbund Allgäu (Hrsg.): Führer durch die Prunkräume der ehemals fürstäbtlichen Residenz in Kempten (Allgäu). Verlag für Heimatpflege, Kempten 1968 (Ausgabe 1957: DNB 454037767).

Weblinks

Commons: Fürstäbtliche Residenz (Kempten) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Residenz Kempten. In: schloesser.bayern.de. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
  • Fürstäbtliche Residenz, Basisdaten und Geschichte:
    Christine Riedl-Valder: Kempten, Benediktinerkloster – Exklusives Fürstenstift mit großem Machtanspruch in der Datenbank Klöster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte
  • Die Fürstäbtliche Residenz in Kempten. In: justiz.bayern.de. Bayerisches Staatsministerium der Justiz (Stand: 2010, war bis 2017 online) (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  • Historie des Gebäudes. In: justiz.bayern.de. Bayerisches Staatsministerium der Justiz; abgerufen am 1. Mai 2024 
  • Pius Bieri: Kempten: Ehemaliges Benediktiner-Reichsstift und fürstäbtliche Residenz. In: sueddeutscher-barock.ch. 2018; abgerufen am 1. Mai 2024 (siehe auch die weiteren dort verlinkten Seiten, u. a. zur Stiftskirche St. Lorenz). 
  • Kempten, fürstäbtliche Residenz im Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland

Einzelnachweise

  1. Georg Dehio (Hrsg.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern III: Schwaben. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2008, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 559.
  2. Ursprünglich ein Kaufhaus der Horten AG, wie an der Fassadengestaltung noch erkennbar ist, später Galeria Kaufhof, seit Januar 2024 leerstehend.
  3. Wolfgang Petz, Josef Kirmeier, Wolfgang Jahn und Evamaria Brockhoff (Hrsg.): „Bürgerfleiß und Fürstenglanz.“ Reichsstadt und Fürstabtei Kempten. Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 1998, ISBN 3-927233-60-9, S. 274.
  4. Hugo Naumann: Kempten St. Lorenz. Kunstverlag Peda, Passau 2011, ISBN 978-3-89643-836-2, S. 6.
  5. Alexander Herzog von Württemberg: Stadt Kempten (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VII.85). Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1990, ISBN 3-7954-1003-7, S. 74 f. 
Liste der Burgen und Schlösser in Kempten (Allgäu)
Herrschaftssitze
und Schlösser:

Fürstäbtliche Residenz | Schlößle | Haubenschloß | Fürstenhof | Ponikauhaus | Schloss Lenzfried | Weidachschlößle | Rotschlößle

Burgen und
Ruinen:

Burghalde (abgegangen) |  (unbekannte Lage, abgegangen) | Grünschlößle (abgegangen) | Burg Haßberg (abgegangen) |  (abgegangen) | Lützelburg (abgegangen) | Burg Kalbsangst (abgegangen) | Burg Kniebos (abgegangen) | Schlösschen Letten (abgegangen) | Schachenmeyersches Landgut (abgegangen) | bei Elmatried (abgegangen) |  (abgegangen) |  bei Öschberg (abgegangen)

Festungen:

Stadtbefestigung

Museen in Kempten (Allgäu)
Aktuelle:

Allgäuer Burgenmuseum | Archäologischer Park | Fürstäbtliche Residenz | Kempten-Museum | Kunsthalle

Ehemalige:

Allgäu-Museum | Alpenländische Galerie | Alpinmuseum | Naturkundemuseum und Römisches Museum im Zumsteinhaus

47.7282410.313244Koordinaten: 47° 43′ 41,7″ N, 10° 18′ 47,7″ O

Normdaten (Geografikum): GND: 4726515-2 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS) | VIAF: 236131616

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 16 Jul 2025 / 13:35

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Die Furstabtliche Residenz in Kempten Allgau ist der erste monumentale Klosterkomplex der in Deutschland nach dem Dreissigjahrigen Krieg errichtet wurde Unter dem Furstabt Roman Giel von Gielsberg wurde 1651 am Standort des zerstorten mittelalterlichen Benediktinerklosters mit dem Neubau der barocken Klosteranlage begonnen Als Baumeister war zunachst der Vorarlberger Michael Beer beschaftigt Sein Nachfolger wurde der Graubundner Architekt Johann Serro Gleichzeitig entstand die Stifts und Pfarrkirche St Lorenz die uber einen Sakristeianbau mit der Residenz verbunden ist Als Hohepunkt der Innenausstattung sind die Prunkraume zu nennen die der Furstabt Anselm von Reichlin Meldegg bis 1743 ausfuhren liess Die verschwenderische Pracht ihrer Ausstattung mit Malereien des in Italien ausgebildeten Franz Georg Hermann mit Skulpturen des Munchner Hofbildhauers Egid Verhelst 1696 1749 und mit Stuckaturen von Johann Georg Ublher und anderen Kunstlern der Wessobrunner Schule machen sie zu einem der bedeutendsten Bauwerke des suddeutschen Rokoko Die Residenz mit der baulich verbundenen Stiftskirche St Lorenz sowie dem Hofgarten und der OrangerieBlick auf den sudwestlichen Eckturm Die Architektur der Residenz als Doppelhofanlage ist eine fundamentale Neukonzeption die bahnbrechend fur die weitere Entwicklung der suddeutschen Stiftsarchitektur sein sollte ein Jahrhundert spater wurde sie beim Bau des Klosters Ottobeuren eindrucksvoll zitiert und weitergefuhrt Die Residenz war zugleich Furstensitz und Kloster Ursprunglich waren die herrschaftlichen Raume in den ostlichen Trakten eingerichtet zu deren Innenhof sich die Prachteinfahrt vom Hofgarten aus offnete Der westliche zur Kirche hin orientierte Bereich diente der Klausur und dem geistlichen Leben Mit dem Bau der Prunkraume in den 1740er Jahren an der Sudwestseite tauschte man die Nutzung aus Der ostliche Trakt wurde dem Konvent zugewiesen der westliche Teil diente dem furstabtlichen Hof Heute dient die Residenz als Gerichtsgebaude fur das Amts und das Landgericht Kempten Die Besichtigungstouren durch die Prunkraume werden vom Heimatverein Kempten organisiert Hausherr ist die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlosser Garten und Seen LageDie Residenz bildete zusammen mit der St Lorenz das Zentrum des Furststifts Kempten Der in der Stiftsstadt Kempten vor den Toren der gleichnamigen Reichsstadt erbaute Gebaudekomplex ist heute nordlich vom zugehorigen Hofgarten und sudlich vom Residenzplatz eingerahmt Der sudliche Vorplatz ist mit einem Grunstreifen und einer flachen Treppenanlage sowie einem Wasserbecken mit Fontanen und einem Wasserlauf gestaltet Westlich liegt der Hildegardplatz mit der St Lorenz Kirche auf dem Kirchhugel ostlich steht ein 1972 eroffnetes grosses Kaufhaus das aufgrund seiner Grosse ein starker optischer Konkurrent fur die Residenz ist Vor dem Bau des Kaufhauses befand sich auf diesem Grundstuck der stadtische Schlachthof GeschichteDas Kloster vor der Zerstorung im Dreissigjahrigen Krieg Die nachtraglich eingezeichnete Umrandung des Klosters erfolgte vielleicht durch den Furstabt der damit den Umfang des Neubauareals skizzierte Konzert im Innenhof Westhof der Residenz 2015 Die barocke Residenz ist der Nachfolgebau des romanischen Klosters mit der Klosterkirche der ein Kreuzgang im Suden angebaut war Das weitgehend im 13 Jahrhundert errichtete Kloster folgte auf das altere Kloster das Mitte des 8 Jahrhunderts hier gegrundet worden war und von dem keine Darstellungen uberliefert sind Grunder und erster Abt war Audogar der vielleicht mit der karolingischen Konigin Hildegard verwandt war Von der spatmittelalterlichen Klosteranlage die ab 1225 errichtet wurde gibt es mehrere Abbildungen z B auf der Stadtansicht von Johann Hain und Fridrich Raidel aus dem Jahr 1628 die einen guten Eindruck von den Baulichkeiten gibt Die neue Klosterkirche war eine romanische dreischiffige Basilika mit westlichem Querschiff und einem Turmpaar im Osten 1382 erhielt das dreischiffige Marienmunster auf dessen Flache spater die Residenz entstand spitze gotische Turmabschlusse Zu weiteren grosseren Baumassnahmen in den Stiftsgebauden kam es um 1500 Wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs wurde die vollstandige Klosteranlage durch einen Angriff der Schweden mit Unterstutzung der Kemptener Reichsstadter am 22 Mai 1632 zerstort Hierbei kam auch die 973 dem heiligen Nikolaus von Myra geweihte Nikolauskapelle zu Bruch Es war die erste in Suddeutschland Nach dem Krieg wurde die Ruine abgetragen Unter Roman Giel von Gielsberg entstanden 1648 die ersten Plane zum Bau einer neuen Kirchen und vierflugeligen Klosteranlage Gielsberg wollte ursprunglich das neue Kloster an einem weiter von der Reichsstadt entfernten Standort bauen lassen An der alten Stelle in loco fundationis am Ort der Grundung sollte nur die Pfarrkirche mit Wirtschaftsgebauden entstehen Schliesslich beschloss man doch den Wiederaufbau am alten Standort Aus dem ursprunglich als Kornhaus gedachten Gebaude das bereits im Bau war wurde 1651 ein Flugel der Residenz Baumeister des Projekts wurde Michael Beer aus Vorarlberg Die Residenz wurde teilweise uber den Fundamenten der zerstorten dreischiffigen romanischen Basilika erbaut 1656 wurden unter Beers Nachfolger Johann Serro der mittlere Quertrakt der Residenz und 1660 61 die Flugel um den ostlichen Hof erbaut In den Jahren 1661 bis 1664 entstanden der Sud und Westtrakt um den westlichen Hof und gleichzeitig erste Teile der Innenausstattung Im Jahr 1665 liess Serro durch Beer erbaute Teile der Residenz wieder abreissen Der nordwestliche Eckturm wurde im Jahr 1668 fertiggestellt Im gleichen Jahr bezog der Furstabt seine Raumlichkeiten Im Zentrum des ostlichen Hofs wurde 1670 die Hildegardkapelle erbaut die nach der Sakularisation im Jahr 1804 abgebrochen wurde Serro wurde nach der Vollendung der Hildegardiskapelle aus Altersgrunden entlassen Gegen Ende des Jahres 1674 im Jahr nach dem Tod Roman Giels von Gielsberg bezog der Konvent den Neubau Ab 1732 wurden unter Furstabt Anselm Reichlin von Meldegg zahlreiche Raume zu Prunkraumen mit verschwenderischer Rokokoausstattung als Herrschaftssitz umgestaltet der Konvent zog in den ostlichen Teil der Residenz der so zum Konventhof wurde Nach der Sakularisation im Jahr 1803 durften die Stiftsherren und der letzte Furstabt Castolus Reichlin von Meldegg noch einige Zeit in der Residenz wohnen bleiben In die leer gewordenen Bereiche zog das bayerische Militar ein das bis 1945 dort in der sogenannten Schlosskaserne bleiben sollte Der Hofgarten wurde mit Militar Baracken einem Exerzierplatz und im 19 Jahrhundert dann auch noch mit einer Reithalle weitgehend zugebaut Nach 1945 wurde die Residenz zum Lager fur die zahlreichen Displaced Persons die durch den Zweiten Weltkrieg entwurzelt waren Vor allem Litauer waren fur einige Jahre in der Residenz untergebracht Danach wurden die Raume nach und nach renoviert und fur die Justiz umgebaut Auch in den Prunkraumen wurden Prozesse abgehalten 1952 gelang es unter anderem durch das Engagement des Bezirksheimatpflegers Alfred Weitnauer die Prunkraume und den Furstensaal der Offentlichkeit zur Besichtigung wieder zuganglich zu machen ArchitekturAussenbereich Eckturm mit Hauben und LaternenaufbauArchitektonische Gliederung im Westhof Die Residenz hat einen rechteckigen Grundriss von 145 mal 43 Metern Die Teilung durch einen Querbau schafft zwei fast gleich grosse Innenhofe Insgesamt ist die Symmetrie und Gesamtdisposition unausgeglichen was sich mit dem Wechsel der Baumeister sowie Eingriffen der Bauherren und den damit verbundenen Plananderungen erklaren lasst An den Ecken ragen quadratische Turme mit kurzem Oktogon heraus Auf den Oktogonen ruhen gedruckte Hauben mit offenen Laternen An der Sudfassade befindet sich ein flacher sechsachsiger Risalit unter Attika der erst 1895 als neuer Eingangsbereich errichtet wurde Ursprunglich gab es zur Sudseite zur Reichsstadt hin keine Turoffnung Die Nordfront teilt sich in den vorspringenden wohl im 19 Jahrhundert um zwei Achsen nach Osten verlangerten Westflugel von Michael Beer und den Ostflugel mit Mittelrisalit dem ehemaligen Eingangsportal von Johann Serro Am Zwischentrakt gegen den ostlichen Hof ragt ein Zwerchhaus mit Giebel hervor Der Sud und Westtrakt im westlichen Hof ist durch Arkaden Pilaster und Halbsaulen gegliedert die von Serro entworfen wurden Die Architekturmalereien sind nach originalen Resten erneuert worden Innenbereich Das Aussehen mit dem ursprunglichen Meublement der Raume und Sale der Residenz kann nicht mehr rekonstruiert werden Die Einrichtungsgegenstande wurden nach der Sakularisation teilweise vom Kurfurstentum Bayern versteigert Uber die Jahrzehnte wurde das Mobiliar uber die ganze Welt verteilt einige Stucke wurden zuruckgekauft Die Abfolge der Raume entspricht dem im 18 Jahrhundert fur Appartements weltlicher Regenten verbindlichen Schema Festsaal Vorzimmer Audienzzimmer Schlafzimmer Diese furstabtlichen Zimmer werden erganzt durch den Wappensaal im Norden den Furstensaal und weitere Raumlichkeiten Die Raume dienten eher der Reprasentation und dem Hofzeremoniell als dem praktischen Nutzen als Wohnraum Wappensaal Im zweiten Stockwerk des Nordostflugels befindet sich die alteste reprasentative Raumlichkeit des Stifts Der Wappensaal ist wie am Wappen zu erkennen in der Zeit von Giel von Gielsberg entstanden Mit vier Fensterachsen gegen den Konventhof ist er eineinhalb Stockwerke hoch Im Spiegelgewolbe in das Stichkappen der Mezzaninfenster weit einschneiden ist in einem Tondo das Wappen des Abtes und des Konvents eingefasst Furstensaal Furstensaal Der Furstensaal wurde um 1680 unter Furstabt Rupert von Bodman ausgestattet Die Raumlichkeit nimmt in der zweiten Etage den Westflugel in seiner ganzen Breite ein Im 19 und 20 Jahrhundert wurde sie verkurzt um Raum fur ein modernes Treppenhaus zu schaffen Die Decke ist mit dichtem stuckiertem Rankenwerk ausgestattet das mit Felderungen aus Blattstab und Fruchtstabrahmen unterteilt ist Zwischen den Fenstern hangen grossformatige Gemalde auf Leinwand mit den Bildnissen der Furstabte gemalt wurden die zum grossen teil fiktiven Portrats vom Hofmaler Franz Georg Hermann Wegen eines Wasserschadens wird der Raum seit 2012 restauriert Prunkraume bzw Furstabtliche Zimmer Der Thronsaal ein PrunkraumKanzlei Schlafzimmer Tagzimmer Audienzzimmer Vorsaal Raumflucht vom Thronsaal bis in die Kanzlei Die Kanzlei das Eckzimmer zum Hildegardplatz ist der erste Raum der durch die Enfilade mit den weiteren furstabtlichen Zimmern verbunden ist Die um 1733 stuckierte Decke zeigte das Wappen des auftraggebenden Furstabtes Anselm Reichlin von Meldegg In den 1950er Jahren wurde die Decke nach der Entfernung einer Zwischenwand aus vorhandenen Resten wiederhergestellt Um 1790 91 entstand aus dem Raum die Hofkanzlei Er wurde mit Fresken von Franz Joseph Hermann dem Sohn Franz Georg Hermanns ausgestaltet Die Fresken wurden in den Stuck der Erstausstattung eingearbeitet Putten und deren Beigaben beziehen sich auf die Elemente Jahreszeiten und Tierkreiszeichen Die klassizistischen Turen mit den Supraporten stammen aus der Umgestaltungszeit Das Schlafzimmer ist durch einen Bogen geteilt Die nordliche Raumhalfte enthielt zu Furstabtzeiten das Schlafkabinett mit einem Paradebett Die sudliche Fensterseite ist reich geschmuckt Die Fensterleibungen sind mit feinem Stuck uberzogen Die Hohlkehle ist mit jungerem Fruhrokokostuck mit Putten und Busten versehen In dem Raum ist das Wappen Reichlins von Meldegg angebracht Das Deckenbild zeigt Jakobs Traum von der Himmelsleiter In den Eckkartuschen sind Szenen die sich auf Jakob Tobias und Raphael beziehen in den Eckkartuschen des Schlafkabinetts sind der Tod des Heiligen Benedikt des Ordensgrunders und der Tod der Heiligen Scholastika der Schwester Benedikts abgebildet Uber der Tur ist die Schmerzhafte Maria dargestellt Das Tagzimmer ist nahezu quadratisch nur die Ecken des Raums sind als abgerundete Nischen herausgearbeitet In drei von ihnen stehen Kabinettschranke in der vierten stand fruher ein dazu passend gestalteter Keramikofen Er ist nicht mehr erhalten und wurde durch einen Keramikofen des 18 Jahrhunderts aus einem Immenstadter Schloss ersetzt Die Dekorationen an den Wanden ahneln denen des Audienzzimmers Statt Spiegeln sind hier aber Olgemalde mit den vier Kardinaltugenden angebracht Die Bilder von Hofmaler Hermann entstanden 1734 Von diesem stammen auch die ubrigen Malereien in diesem Raum Die Decke zeigt den Weg der christlichen Seele in den Himmel die Eckkartuschen zeigen die Tugenden Glaube Busse Selbstbeherrschung und Wachsamkeit uber den Turen sind die Untugenden abgebildet Im Audienzzimmer befindet sich zwischen zwei Turen vom Gang her ein Kamin aus Stuckmarmor mit dem Gott Chronos als Sinnbild fur die Zeit Herkules tragt die Weltkugel die eine Uhr enthalt In den Wandfeldern zwischen den Fenstern und Turen sind Spiegel aus den furstabtlichen Glaswerkstatten in der Kurnach Die ubrigen Wandflachen bis zu den Hohlkehlen sind reich mit Stuck und Stuckmarmor verziert Die Bildfolge an den Wanden stellt die Gegensatze von Tugenden und Lastern dar Das Deckengemalde von Franz Georg Hermann zeigt die Konigin von Saba vor Salomon Die Kartuschen in den Ecken enthalten allegorische Darstellungen des Friedens der Gerechtigkeit der Klugheit und des Wohlstandes Uber den Turen sind die Allegorien der Feindseligkeit der Habsucht Luge und Tragheit gemalt Der Vorsaal erstreckt sich uber drei Fensterachsen Der Raum wurde 1955 wiederhergestellt indem man eine moderne Zwischenwand entfernte Heute sind dort in zwei historischen Vitrinenschranken des 18 Jahrhunderts die aus der Akademie der Wissenschaften in Munchen stammen die erhaltenen Bande der furstabtlichen Arbeitsbibliothek untergebracht Die Bucher sind eine Schenkung des Kemptener Verlegers und Besitzers des Koselverlags Paul Huber 1917 2010 an die Stadt Kempten er machte zur Bedingung dass die Bande wieder an ihren ursprunglichen Aufbewahrungsort in der Residenz zuruckkommen Die Arbeitsbibliothek mit Banden verschiedener Fachrichtungen von Jura uber Medizin bis zur Landwirtschaft und Theologie war nach der Sakularisation in den Besitz des letzten Hofdruckers Joseph Kosel gekommen aus dessen Druckerei der Kosel Verlag hervorging Karl der Grosse und Hildegard auf einem Deckengemalde des Thronsaals Der bedeutendste Reprasentationsraum in der Residenz ist der Thronsaal er entstand zwischen 1740 und 1742 Der Stuck stammt von Johann Georg Ublhor die vier allegorischen Frauenfiguren von Egid Verhelst Der eineinhalb Geschosse hohe Raum ist von einer Spiegeltonne uberwolbt und mit vier Fenstern zur Sudseite ausgestattet An den Schmalseiten sind jeweils zwei Turen zu den Nachbarraumen Zum Korridor im Norden offnet sich eine zentrale Tur direkt gegenuber der heute leeren Thronnische Die Wandgliederung besteht aus Stuckmarmorpilastern die Gewolbeansatze sind durch eine geschwungene Balustrade aus Stuck gepragt Das prachtige Deckengemalde von Hermann zeigt unter anderem die Klosterstifter Hildegard und ihren Gatten Karl den Grossen Uber dem Nordeingang in den Raum ist die Allegorie der Wissenschaft astronomische Gerate und Bucher gegenuber uber der Thronnische ist das Wappen des Furstabtes Anselm Reichlin von Meldegg mit Herrschaftsinsignien eines geistlichen und weltlichen Fursten Schwert Szepter Abtstab dazu kommen noch die Allegorien der Kunste Musikinstrumente sowie die der Geometrie bzw Architektur Zugleich finden sich dabei auch zahlreiche Anspielungen auf die Geschichte des Furststifts und seiner Wirtschaft dazu kommen Ansichten der alten und der neuen Stiftsgebaude Die Langsseiten sind im Bereich der Deckenbalustrade durch Puttenpaare mit Hinweisen auf die Jahreszeiten verziert Darunter stehen vor den Doppelpilastern welche die Fenster bzw Spiegel trennen auf Konsolen vier allegorische weibliche Figuren aus bemaltem Holz Sie zeigen die Herrschertugenden Neben dem Nordeingang die Friedfertigkeit und die Liebe neben der Thronnische die Macht und die Weisheit Die Gastezimmer stellen den Abschluss der Prunkraume dar Sie entstanden um 1760 und haben eine einfache Enfilade Die Raume sind im Vergleich zu den reprasentativen Raumlichkeiten bescheidener gestaltet An den Decken ist Rokokostuck Die Lamperien sind geschnitzt in weisser und goldener Farbe gefasst und mit mittlerweile erneuertem Stoff bespannt Die Raume sind zum Teil mit Gemalden von Ruinenarchitektur antiken Szenen und pflanzlichen Motiven geschmuckt Die Abfolge von West nach Ost lautet wie folgt Rotes Zimmer Grunes Zimmer sudostliches Eckzimmer nordostliches Eckzimmer Gang im Nordflugel des Konventbaus Heute werden die Gastezimmer zum Teil als Gerichtssale genutzt zum Teil gehoren sie zu den Buro und Besprechungsraumen des Landgerichtsprasidenten LiteraturBrigitte Klingmann Die Portratgalerie der Furstabte des Furststiftes Kempten Allgauer Forschungen zur Archaologie und Geschichte 4 Likias Verlag Friedberg 2019 ISBN 978 3 9820130 2 2 Birgit Kata u a Hrsg Mehr als 1000 Jahre Das Stift Kempten zwischen Grundung und Auflassung 752 1802 Allgauer Forschungen zur Archaologie und Geschichte 1 Likias Verlag Friedberg 2006 ISBN 3 9807628 6 6 Volker Laube Konzeptionswechsel in der Baugeschichte des barocken Klosters in Kempten In Allgauer Geschichtsfreund Nr 100 Kempten 2000 S 61 96 Volker Laube Die Basilika St Lorenz und die Residenz in Kempten Ein Grossbauprojekt des 17 Jahrhunderts in der offentlichen Auseinandersetzung In Histoire des Alpes Nr 7 2002 S 67 81 Wolfgang Petz Josef Kirmeier Wolfgang Jahn und Evamaria Brockhoff Hrsg Burgerfleiss und Furstenglanz Reichsstadt und Furstabtei Kempten Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg 1998 ISBN 3 927233 60 9 Wolfgang Haberl Der Furstensaal in der Residenz zu Kempten o J Helmut Haum Die Prunkraume der furstabtlichen Residenz zu Kempten Restaurierung 1986 1991 o J Friedrich Zollhoefer Neues von der Residenz in Kempten Teilwiederherstellung des Nordflugels und des Querbaus In Heimatverein Kempten Hrsg Allgauer Geschichtsfreund Kempten 1952 Hugo Schnell Die furstabtliche Residenz zu Kempten und ihre Prunkraume Schnell amp Steiner Munchen 1947 DNB 454435258 Digitalisat Alois Stadler Kleiner Fuhrer durch das Residenzgebaude in Kempten Allgau Kempten 1916 Hugo Schnell Die Bedeutung des Ritter bzw Furstensaales in der Residenz zu Kempten Norbert Lieb Stadt Kempten Hrsg Rokoko in der Residenz von Kempten Kempten 1958 Kornelius Riedmiller Heimatbund Allgau Hrsg Fuhrer durch die Prunkraume der ehemals furstabtlichen Residenz in Kempten Allgau Verlag fur Heimatpflege Kempten 1968 Ausgabe 1957 DNB 454037767 WeblinksCommons Furstabtliche Residenz Kempten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Residenz Kempten In schloesser bayern de Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlosser Garten und Seen Furstabtliche Residenz Basisdaten und Geschichte Christine Riedl Valder Kempten Benediktinerkloster Exklusives Furstenstift mit grossem Machtanspruch in der Datenbank Kloster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte Die Furstabtliche Residenz in Kempten In justiz bayern de Bayerisches Staatsministerium der Justiz Stand 2010 war bis 2017 online Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Historie des Gebaudes In justiz bayern de Bayerisches Staatsministerium der Justiz abgerufen am 1 Mai 2024 Pius Bieri Kempten Ehemaliges Benediktiner Reichsstift und furstabtliche Residenz In sueddeutscher barock ch 2018 abgerufen am 1 Mai 2024 siehe auch die weiteren dort verlinkten Seiten u a zur Stiftskirche St Lorenz Kempten furstabtliche Residenz im Corpus der barocken Deckenmalerei in DeutschlandEinzelnachweiseGeorg Dehio Hrsg Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern III Schwaben 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2008 ISBN 978 3 422 03116 6 S 559 Ursprunglich ein Kaufhaus der Horten AG wie an der Fassadengestaltung noch erkennbar ist spater Galeria Kaufhof seit Januar 2024 leerstehend Wolfgang Petz Josef Kirmeier Wolfgang Jahn und Evamaria Brockhoff Hrsg Burgerfleiss und Furstenglanz Reichsstadt und Furstabtei Kempten Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg 1998 ISBN 3 927233 60 9 S 274 Hugo Naumann Kempten St Lorenz Kunstverlag Peda Passau 2011 ISBN 978 3 89643 836 2 S 6 Alexander Herzog von Wurttemberg Stadt Kempten Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Denkmaler in Bayern Band VII 85 Verlag Schnell amp Steiner Munchen Zurich 1990 ISBN 3 7954 1003 7 S 74 f Liste der Burgen und Schlosser in Kempten Allgau Herrschaftssitze und Schlosser Furstabtliche Residenz Schlossle Haubenschloss Furstenhof Ponikauhaus Schloss Lenzfried Weidachschlossle RotschlossleBurgen und Ruinen Burghalde abgegangen unbekannte Lage abgegangen Grunschlossle abgegangen Burg Hassberg abgegangen abgegangen Lutzelburg abgegangen Burg Kalbsangst abgegangen Burg Kniebos abgegangen Schlosschen Letten abgegangen Schachenmeyersches Landgut abgegangen bei Elmatried abgegangen abgegangen bei Oschberg abgegangen Festungen Stadtbefestigung Museen in Kempten Allgau Aktuelle Allgauer Burgenmuseum Archaologischer Park Furstabtliche Residenz Kempten Museum KunsthalleEhemalige Allgau Museum Alpenlandische Galerie Alpinmuseum Naturkundemuseum und Romisches Museum im Zumsteinhaus 47 72824 10 313244 Koordinaten 47 43 41 7 N 10 18 47 7 O Normdaten Geografikum GND 4726515 2 GND Explorer lobid OGND AKS VIAF 236131616

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