Gerhard Bökel 30 Juni 1946 in Sontra Hornel ist ein deutscher freier Autor und ehemaliger Politiker Journalist und Recht
Gerhard Bökel

Gerhard Bökel (* 30. Juni 1946 in Sontra-Hornel) ist ein deutscher freier Autor und ehemaliger Politiker, Journalist und Rechtsanwalt. Er war von 1978 bis 1985 sowie erneut von 1999 bis 2008 Abgeordneter für die SPD im Hessischen Landtag. Im Jahr 2003 war er Spitzenkandidat seiner Partei bei der hessischen Landtagswahl. Seit 2014 ist er wieder publizistisch tätig, insbesondere mit Veröffentlichungen über die deutsche Besatzung Frankreichs während des Zweiten Weltkriegs.
Leben
Nach dem Abitur an der Lichtenbergschule in Darmstadt 1966 begann Bökel an der Universität Gießen ein Jurastudium. Im Jahr 1971 legte er das erste Staatsexamen ab und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter; 1974 folgte das zweite Staatsexamen. Parallel arbeitete er von 1966 bis 1974 als freier Journalist, u. a. für die Frankfurter Rundschau. 1975 gründete er in Atzbach eine Rechtsanwaltskanzlei, in der er bis 1985 tätig war. Im Jahr 2003 nahm er die Anwaltstätigkeit bei KKP – einem Zusammenschluss der ehemaligen Kanzlei in Atzbach mit Kleymann und Partner – in Wetzlar wieder auf. Mit Vollendung des 70. Lebensjahres gab er seine Anwaltszulassung im Juni 2016 zurück. Seitdem befasst er sich schwerpunktmäßig mit dem Frankreich während des Zweiten Weltkriegs, nachdem er bereits parallel zur Anwaltstätigkeit seit 2011 zu mehreren Studienaufenthalten in Avignon mit einigen Semestern an der dortigen Universität war.
Bökel ist evangelisch. Er wohnt in Frankfurt am Main und in der Nähe von Avignon.
Politische Ämter
Im Jahr 1966 trat Bökel in die SPD ein. Politische Erfahrungen sammelte er 1972 bis 1974 als Erster Beigeordneter der Gemeinde Atzbach und 1977 bis 1979 als Stadtverordneter in der Stadt Lahn. 1978 zog er als Abgeordneter in den hessischen Landtag ein, wo er 1979 mittelstandspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und 1983 Vorsitzender des Kulturpolitischen Ausschusses wurde.
Seit 1981 auch Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion im Lahn-Dill-Kreis, wurde Bökel 1985 zum Landrat des Lahn-Dill-Kreises gewählt. Dieses Amt übte er bis 1994 aus. In dieser Zeit war er Mitglied des Aufsichtsrats des Energieversorgers EAM mit Sitz in Kassel, zuletzt als Aufsichtsratsvorsitzender. Von 1991 bis 1994 war er auch Präsident des Hessischen und Vizepräsident des Deutschen Landkreistages.
Unter Ministerpräsident Hans Eichel war Bökel von 1994 bis 1999 zunächst hessischer Innenminister und dann Minister des Innern und für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz. Zur gleichen Zeit war er Mitglied des Bundesrates sowie des Vermittlungsausschusses. Nach dem Regierungswechsel 1999 wurde er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und Vorsitzender des SPD-Bezirks Hessen-Süd; von 2001 bis 2003 war er Fraktionsvorsitzender und Landesvorsitzender der hessischen SPD. Der damalige amerikanische Generalkonsul in Frankfurt am Main, Peter W. Bodde, schrieb 2002 in einem vertraulichen Bericht: Bökel „wird bewundert für seine Integrität, sein gutes Management und seine Team-Building-Fähigkeiten“.
Bei der hessischen Landtagswahl 2003 trat Bökel als Spitzenkandidat der SPD an, unterlag aber Ministerpräsident Roland Koch (CDU) mit dem damals schlechtesten Ergebnis für die SPD in Hessen. Danach gehörte er bis 2008 dem hessischen Landtag als einfacher Abgeordneter an. Seine Arbeitsschwerpunkte lagen in der Europa- und der Medienpolitik. Er kritisierte seine Nachfolgerin Andrea Ypsilanti, als diese im November 2008 entgegen ihrer Wahlaussage eine von der Linken tolerierte rot-grüne Regierung bilden wollte. Für die „vier Abweichler“, die ihre Zustimmung zur Bildung dieses geplanten Bündnisses verweigerten, veranlasste er durch einen Anruf bei seinem Amtsnachfolger als Innenminister, Volker Bouffier, den Polizeischutz für deren Pressekonferenz am Tag vor der geplanten Wahl von Ypsilanti zur Ministerpräsidentin.
Publizistische Tätigkeit
Nach dem Ausscheiden aus der Politik begann Bökel mit Studien und Recherchen zu Frankreich während des Zweiten Weltkriegs. Vor allem befasste er sich mit der Résistance gegen die deutschen Besatzer und ihre französischen Kollaborateure sowie den Widerstandskämpfern, die nicht aus rassistischen Gründen, sondern aufgrund ihrer politischen Aktivitäten in die Konzentrationslager verschleppt wurden. Überlebende des letzten Transports aus dem Internierungslager „Le Vernet d’Ariège“ schilderten ihm die sechswöchige Odyssee des – wie sie ihn nannten – „Geisterzugs“ ins Konzentrationslager Dachau. Bökel veröffentlichte eine zweisprachige Publikation über dieses Drama. Es folgte eine Schrift über Ange Alvarez, einen spanischen Widerstandskämpfer, der auf dem Weg ins KZ aus einem Viehwaggon flüchten konnte und Bökel seine Geschichte im Widerstand und den seiner Familie, von der drei in KZs landeten, erzählte.
Für das „Gedächtnisbuch für Häftlinge des KZ Dachau“ schrieb Bökel 2017 eine Biographie über den Imam Abdelkader Mesli, der zunächst nach Dachau, dann in das KZ Mauthausen verbracht wurde. Mesli war von der Großen Moschee in Paris zur Betreuung der muslimischen Häftlinge in den Arbeitslagern nach Bordeaux geschickt worden – wo er ein Doppelleben als Imam und Widerstandskämpfer führte und schließlich von der Gestapo verhaftet wurde. Das gleiche Schicksal ereilte den jungen Widerstandskämpfer Roger Valroff, der ebenfalls auf Veranlassung des Moschee nach Bordeaux beordert wurde und mit seinen Deutsch- und Arabischkenntnissen als Verbindungsmann zur Organisation Todt eingesetzt wurde, im Untergrund aber mit dem Imam zusammenarbeite. Auch über ihn schrieb Bökel – gemeinsam mit der Pariser Wissenschaftlerin Bénédicte Penn – ein Porträt für das Gedächtnisbuch in Dachau. Sein Buch „Der Geisterzug, die Nazis und die Résistance“ erschien in aktualisierter Fassung in französischer Übersetzung im Januar 2019 unter dem Titel „Le train fantôme, les nazis et la Résistance“.
In seinem im Mai 2022 erschienenen Buch „Bordeaux und die Aquitaine im Zweiten Weltkrieg“ schildert Bökel auch die Nachkriegskarrieren von Akteuren und Tätern nach dem Zweiten Weltkrieg. Darunter die des für den Kriegseinsatz freigestellten Frankfurter Richters Hans Luther, der als Polizeikommandant von Bordeaux für die Deportation von Juden und die Massenhinrichtung von Geiseln verantwortlich war und nach dem Krieg wieder in den hessischen Justizdienst zurückkehrte. Parallel zu seiner Richtertätigkeit in Limburg an der Lahn schrieb Luther eine Doktorarbeit an der Philipps-Universität Marburg unter dem Titel: „Der französische Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht und seine Bekämpfung.“ Darin rechtfertigt er sowohl die Deportation von Juden und Widerstandskämpfern als auch die Massenerschießung von Geiseln. Für den Historiker Steffen Prauser ist die Dissertation Luthers die einzige wissenschaftliche deutsche Arbeit zu dieser Thematik geblieben, geschrieben von „einem Experten, dem Kommandeur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes von Bordeaux, kurz der Gestapo“. Doktorvater Luthers war Erich Schwinge, der schon früh der führende Experte für Militärstrafrecht im Nationalsozialismus geworden war. Für Bökel (S. 225) ist es „an der Zeit“, dass die von Luther und Schwinge bisher vertretene These, dass die Geiselerschießungen rechtlich zulässig waren, wissenschaftlich hinterfragt wird. Der Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies, der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften der Marburger Universität, Constantin Willems, und die Direktorin des Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrums Kriegsverbrecherprozesse (ICWC), Stefanie Bock, luden im Februar 2023 zu einer Vorstellung des Buches von Bökel ein. Willems hat danach das „spannende Buch“ im Journal der Juristischen Zeitgeschichte besprochen und hat sich darin insbesondere mit dem Frankfurter Richter Hans Luther befasst. Es sei besonders betrüblich schreibt er Bökel zitierend, dass sich „Täter wie Luther daran gesetzt haben, die Nazi-Vergangenheit und ihre eigene Beteiligung an Kriegsverbrechen unter dem Mantel der Wissenschaftlichkeit darzustellen und zu rechtfertigen“.
Kristin Braband schreibt zu dem Buch in der Zeitung des Deutschen Kulturrates: „Ein äußerst detailreiches Buch, welches unter anderem aufgrund des Zeitzeugengesprächs mit der Widerstandskämpferin Renée Lacoude sehr lesenswert ist“.
Neben Lesungen u. a. während der Frankfurter Buchmesse im Rahmen von „Leseland Hessen“ und bei Geschichtsvereinen in Südfrankreich liest und diskutiert Bökel mit Schülern in deren Schulen, so in Wiesbaden, Waldbröl, Dillenburg und Orange. In Südfrankreich begleitete er deutsche Schülergruppen, die auf den Spuren seines Buches unterwegs waren.
Publikationen
- Mit dem Geisterzug in den Tod – En train fantôme vers le camp de concentration de Dachau. Deutsche Nationalbibliothek 2016 A 34385 (Frankfurt), 23828 (Leipzig).
- Ange Alvarez, Une vie en Résistance – Ein Leben für den Widerstand. Deutsche Nationalbibliothek 2016 A 42746 (Frankfurt), 23829 (Leipzig).
- Der Geisterzug, die Nazis und die Résistance. Brandes & Apsel, 2017 ISBN 978-3-95558-190-9.
- Le train fantôme, les nazis et la Résistance – Témoignages et documents historiques à l´époque de l´occupation et collaboration dans le sud de la France. Brandes & Apsel, 2019 ISBN 978-3-95558-218-0.
- Bordeaux und die Aquitaine im Zweiten Weltkrieg – Nazibesatzung und Kollaboration, Widerstand der Résistance und bundesdeutsche Nachkriegskarrieren. Brandes & Apsel, 2022, ISBN 978-3-95558-328-6.
- Bordeaux et l'Aquitaine dans la Seconde Guerre mondiale - Bourreaux, victimes et destins d'après-guerre. Überarbeitete und übersetzte Neuauflage, Les Indes Savantes, 2024, ISBN 978-2-84654-670-6.
Literatur
- Gerhard Beier: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984). Insel, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14213-4, S. 379.
- Jochen Lengemann: Das Hessen-Parlament 1946–1986. Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses, der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags (1.–11. Wahlperiode). Hrsg.: Präsident des Hessischen Landtags. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-14330-0, S. 215–216 (hessen.de [PDF; 12,4 MB]).
- Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 81.
- Luther, Hans: Der französische Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht und seine Bekämpfung, Institut für Besatzungsfragen, Tübingen 1957
Weblinks
- Gerhard Bökel: Der unterschätzte Unbekannte. In: Spiegel Online. 20. Januar 2003 .
- Porträt: Gerhard Bökel – Volksnaher Provinzfürst. In: Financial Times. 16. Juni 2001, archiviert vom 11. Februar 2013 . am
- Hörfunkbericht France Bleu Vaucluse https://www.francebleu.fr./.../Le train fantôme, les nazis et la résistance: un nouveau livre retracant l´histoire du train fantôme à Sorgues en 1944
- Gerhard Bökel. In: parlamente.hessen.de. Hessische Parlamentarismusgeschichte Online
Einzelnachweise
- MINISTER-PRESIDENT KOCH FOR FEBRUARY 2003 STATE ELECTIONS, auf wikileaks.org
- La résistance française et sa répression par l’occupant dans l’historiographie allemande, auf books.openedition.org, online gestellt im 11/2020
- Constantin Willems: Nazi-Besatzung und Kollaboration, Widerstand der Résistance und bundesdeutsche Nachkriegskarrieren. In: Journal der Juristischen Zeitgeschichte. Band 2023, Nr. 2, 2023, S. 62–92, doi:10.1515/jjzg-2023-0018.
- Kristin Braband: Frankreich im Zweiten Weltkrieg. In: Politik & Kultur. Band 22, Nr. 6, S. 14 (politikkultur.de).
Personendaten | |
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NAME | Bökel, Gerhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (SPD), MdL, Hessischer Staatsminister |
GEBURTSDATUM | 30. Juni 1946 |
GEBURTSORT | Sontra-Hornel |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Gerhard Bokel 30 Juni 1946 in Sontra Hornel ist ein deutscher freier Autor und ehemaliger Politiker Journalist und Rechtsanwalt Er war von 1978 bis 1985 sowie erneut von 1999 bis 2008 Abgeordneter fur die SPD im Hessischen Landtag Im Jahr 2003 war er Spitzenkandidat seiner Partei bei der hessischen Landtagswahl Seit 2014 ist er wieder publizistisch tatig insbesondere mit Veroffentlichungen uber die deutsche Besatzung Frankreichs wahrend des Zweiten Weltkriegs LebenNach dem Abitur an der Lichtenbergschule in Darmstadt 1966 begann Bokel an der Universitat Giessen ein Jurastudium Im Jahr 1971 legte er das erste Staatsexamen ab und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter 1974 folgte das zweite Staatsexamen Parallel arbeitete er von 1966 bis 1974 als freier Journalist u a fur die Frankfurter Rundschau 1975 grundete er in Atzbach eine Rechtsanwaltskanzlei in der er bis 1985 tatig war Im Jahr 2003 nahm er die Anwaltstatigkeit bei KKP einem Zusammenschluss der ehemaligen Kanzlei in Atzbach mit Kleymann und Partner in Wetzlar wieder auf Mit Vollendung des 70 Lebensjahres gab er seine Anwaltszulassung im Juni 2016 zuruck Seitdem befasst er sich schwerpunktmassig mit dem Frankreich wahrend des Zweiten Weltkriegs nachdem er bereits parallel zur Anwaltstatigkeit seit 2011 zu mehreren Studienaufenthalten in Avignon mit einigen Semestern an der dortigen Universitat war Bokel ist evangelisch Er wohnt in Frankfurt am Main und in der Nahe von Avignon Politische AmterIm Jahr 1966 trat Bokel in die SPD ein Politische Erfahrungen sammelte er 1972 bis 1974 als Erster Beigeordneter der Gemeinde Atzbach und 1977 bis 1979 als Stadtverordneter in der Stadt Lahn 1978 zog er als Abgeordneter in den hessischen Landtag ein wo er 1979 mittelstandspolitischer Sprecher der SPD Fraktion und 1983 Vorsitzender des Kulturpolitischen Ausschusses wurde Seit 1981 auch Vorsitzender der SPD Kreistagsfraktion im Lahn Dill Kreis wurde Bokel 1985 zum Landrat des Lahn Dill Kreises gewahlt Dieses Amt ubte er bis 1994 aus In dieser Zeit war er Mitglied des Aufsichtsrats des Energieversorgers EAM mit Sitz in Kassel zuletzt als Aufsichtsratsvorsitzender Von 1991 bis 1994 war er auch Prasident des Hessischen und Vizeprasident des Deutschen Landkreistages Unter Ministerprasident Hans Eichel war Bokel von 1994 bis 1999 zunachst hessischer Innenminister und dann Minister des Innern und fur Landwirtschaft Forsten und Naturschutz Zur gleichen Zeit war er Mitglied des Bundesrates sowie des Vermittlungsausschusses Nach dem Regierungswechsel 1999 wurde er stellvertretender Vorsitzender der SPD Landtagsfraktion und Vorsitzender des SPD Bezirks Hessen Sud von 2001 bis 2003 war er Fraktionsvorsitzender und Landesvorsitzender der hessischen SPD Der damalige amerikanische Generalkonsul in Frankfurt am Main Peter W Bodde schrieb 2002 in einem vertraulichen Bericht Bokel wird bewundert fur seine Integritat sein gutes Management und seine Team Building Fahigkeiten Bei der hessischen Landtagswahl 2003 trat Bokel als Spitzenkandidat der SPD an unterlag aber Ministerprasident Roland Koch CDU mit dem damals schlechtesten Ergebnis fur die SPD in Hessen Danach gehorte er bis 2008 dem hessischen Landtag als einfacher Abgeordneter an Seine Arbeitsschwerpunkte lagen in der Europa und der Medienpolitik Er kritisierte seine Nachfolgerin Andrea Ypsilanti als diese im November 2008 entgegen ihrer Wahlaussage eine von der Linken tolerierte rot grune Regierung bilden wollte Fur die vier Abweichler die ihre Zustimmung zur Bildung dieses geplanten Bundnisses verweigerten veranlasste er durch einen Anruf bei seinem Amtsnachfolger als Innenminister Volker Bouffier den Polizeischutz fur deren Pressekonferenz am Tag vor der geplanten Wahl von Ypsilanti zur Ministerprasidentin Publizistische TatigkeitNach dem Ausscheiden aus der Politik begann Bokel mit Studien und Recherchen zu Frankreich wahrend des Zweiten Weltkriegs Vor allem befasste er sich mit der Resistance gegen die deutschen Besatzer und ihre franzosischen Kollaborateure sowie den Widerstandskampfern die nicht aus rassistischen Grunden sondern aufgrund ihrer politischen Aktivitaten in die Konzentrationslager verschleppt wurden Uberlebende des letzten Transports aus dem Internierungslager Le Vernet d Ariege schilderten ihm die sechswochige Odyssee des wie sie ihn nannten Geisterzugs ins Konzentrationslager Dachau Bokel veroffentlichte eine zweisprachige Publikation uber dieses Drama Es folgte eine Schrift uber Ange Alvarez einen spanischen Widerstandskampfer der auf dem Weg ins KZ aus einem Viehwaggon fluchten konnte und Bokel seine Geschichte im Widerstand und den seiner Familie von der drei in KZs landeten erzahlte Fur das Gedachtnisbuch fur Haftlinge des KZ Dachau schrieb Bokel 2017 eine Biographie uber den Imam Abdelkader Mesli der zunachst nach Dachau dann in das KZ Mauthausen verbracht wurde Mesli war von der Grossen Moschee in Paris zur Betreuung der muslimischen Haftlinge in den Arbeitslagern nach Bordeaux geschickt worden wo er ein Doppelleben als Imam und Widerstandskampfer fuhrte und schliesslich von der Gestapo verhaftet wurde Das gleiche Schicksal ereilte den jungen Widerstandskampfer Roger Valroff der ebenfalls auf Veranlassung des Moschee nach Bordeaux beordert wurde und mit seinen Deutsch und Arabischkenntnissen als Verbindungsmann zur Organisation Todt eingesetzt wurde im Untergrund aber mit dem Imam zusammenarbeite Auch uber ihn schrieb Bokel gemeinsam mit der Pariser Wissenschaftlerin Benedicte Penn ein Portrat fur das Gedachtnisbuch in Dachau Sein Buch Der Geisterzug die Nazis und die Resistance erschien in aktualisierter Fassung in franzosischer Ubersetzung im Januar 2019 unter dem Titel Le train fantome les nazis et la Resistance In seinem im Mai 2022 erschienenen Buch Bordeaux und die Aquitaine im Zweiten Weltkrieg schildert Bokel auch die Nachkriegskarrieren von Akteuren und Tatern nach dem Zweiten Weltkrieg Darunter die des fur den Kriegseinsatz freigestellten Frankfurter Richters Hans Luther der als Polizeikommandant von Bordeaux fur die Deportation von Juden und die Massenhinrichtung von Geiseln verantwortlich war und nach dem Krieg wieder in den hessischen Justizdienst zuruckkehrte Parallel zu seiner Richtertatigkeit in Limburg an der Lahn schrieb Luther eine Doktorarbeit an der Philipps Universitat Marburg unter dem Titel Der franzosische Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht und seine Bekampfung Darin rechtfertigt er sowohl die Deportation von Juden und Widerstandskampfern als auch die Massenerschiessung von Geiseln Fur den Historiker Steffen Prauser ist die Dissertation Luthers die einzige wissenschaftliche deutsche Arbeit zu dieser Thematik geblieben geschrieben von einem Experten dem Kommandeur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes von Bordeaux kurz der Gestapo Doktorvater Luthers war Erich Schwinge der schon fruh der fuhrende Experte fur Militarstrafrecht im Nationalsozialismus geworden war Fur Bokel S 225 ist es an der Zeit dass die von Luther und Schwinge bisher vertretene These dass die Geiselerschiessungen rechtlich zulassig waren wissenschaftlich hinterfragt wird Der Marburger Oberburgermeister Thomas Spies der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften der Marburger Universitat Constantin Willems und die Direktorin des Internationalen Forschungs und Dokumentationszentrums Kriegsverbrecherprozesse ICWC Stefanie Bock luden im Februar 2023 zu einer Vorstellung des Buches von Bokel ein Willems hat danach das spannende Buch im Journal der Juristischen Zeitgeschichte besprochen und hat sich darin insbesondere mit dem Frankfurter Richter Hans Luther befasst Es sei besonders betrublich schreibt er Bokel zitierend dass sich Tater wie Luther daran gesetzt haben die Nazi Vergangenheit und ihre eigene Beteiligung an Kriegsverbrechen unter dem Mantel der Wissenschaftlichkeit darzustellen und zu rechtfertigen Kristin Braband schreibt zu dem Buch in der Zeitung des Deutschen Kulturrates Ein ausserst detailreiches Buch 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Apsel 2019 ISBN 978 3 95558 218 0 Bordeaux und die Aquitaine im Zweiten Weltkrieg Nazibesatzung und Kollaboration Widerstand der Resistance und bundesdeutsche Nachkriegskarrieren Brandes amp Apsel 2022 ISBN 978 3 95558 328 6 Bordeaux et l Aquitaine dans la Seconde Guerre mondiale Bourreaux victimes et destins d apres guerre Uberarbeitete und ubersetzte Neuauflage Les Indes Savantes 2024 ISBN 978 2 84654 670 6 LiteraturGerhard Beier Arbeiterbewegung in Hessen Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfunfzig Jahre 1834 1984 Insel Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 458 14213 4 S 379 Jochen Lengemann Das Hessen Parlament 1946 1986 Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags 1 11 Wahlperiode Hrsg Prasident des Hessischen Landtags Insel Verlag Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 458 14330 0 S 215 216 hessen de PDF 12 4 MB Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und 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dans l historiographie allemande auf books openedition org online gestellt im 11 2020 Constantin Willems Nazi Besatzung und Kollaboration Widerstand der Resistance und bundesdeutsche Nachkriegskarrieren In Journal der Juristischen Zeitgeschichte Band 2023 Nr 2 2023 S 62 92 doi 10 1515 jjzg 2023 0018 Kristin Braband Frankreich im Zweiten Weltkrieg In Politik amp Kultur Band 22 Nr 6 S 14 politikkultur de Innenminister des Landes Hessen Hans Venedey 1945 1946 Heinrich Zinnkann 1946 1954 Heinrich Schneider 1955 1969 Johannes Strelitz 1969 1970 Hanns Heinz Bielefeld 1970 1976 Ekkehard Gries 1976 1982 Horst Winterstein 1984 1987 Gottfried Milde 1987 1990 Karl Heinz Koch 1990 Hartmut Nassauer 1990 1991 Herbert Gunther 1991 1994 Gerhard Bokel 1994 1999 Volker Bouffier 1999 2010 Boris Rhein 2010 2014 Peter Beuth 2014 2024 Roman Poseck seit 2024 Landwirtschaftsminister des Landes Hessen Georg Haring 1945 1947 Karl Lorberg 1947 1949 Albert Wagner 1949 1951 Heinrich Fischer 1951 1953 Ludwig 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2001 2019 Kaweh Mansoori seit 2019 Vorsitzende der SPD Fraktion im Hessischen Landtag Rudolf Freidhof 1946 1947 Albert Wagner 1947 1949 Ludwig Bodenbender 1949 1953 Heinrich Schneider 1953 1955 Ludwig Bodenbender 1955 1958 Georg Buch 1958 1960 Willi Zinnkann 1960 1961 Rudi Arndt 1961 1964 Johannes Strelitz 1964 1967 Erwin Lang 1967 1969 Werner Best 1969 1970 Heribert Reitz 1970 1972 Hans Krollmann 1972 1973 Willi Gorlach 1973 1974 Armin Clauss 1974 1976 Karl Schneider 1976 1980 Horst Winterstein 1980 1984 Ernst Welteke 1984 1987 Hans Krollmann 1987 1988 Ernst Welteke 1988 1991 Lothar Klemm 1991 1994 Armin Clauss 1994 2001 Gerhard Bokel 2001 2003 Jurgen Walter 2003 2007 Andrea Ypsilanti 2007 2009 Thorsten Schafer Gumbel 2009 2019 Nancy Faeser 2019 2021 Gunter Rudolph 2021 2024 Tobias Eckert seit 2024 Landrate des Lahn Dill Kreises Ernst Turk Karl Rehrmann Gerhard Bokel Karl Ihmels Wolfgang Schuster Normdaten Person GND 1082093130 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n2017056079 VIAF 158145542639896641713 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bokel GerhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdL Hessischer StaatsministerGEBURTSDATUM 30 Juni 1946GEBURTSORT Sontra Hornel