Großer Lärm ist eine autobiografische Prosaskizze von Franz Kafka die im Oktober 1912 in der Prager Zeitung erschien Sie
Großer Lärm

Großer Lärm ist eine autobiografische Prosaskizze von Franz Kafka, die im Oktober 1912 in der Prager Zeitung erschien. Sie stellt einen Ausschnitt aus Kafkas Leben mitten im lärmenden Haushalt seiner Eltern dar. In einem Brief an den Herausgeber Willy Haas schreibt Kafka am 26. September 1912, er wolle damit „öffentlich seine Familie züchtigen“.
Inhalt
Der Ich-Erzähler schildert, wie er in seinem Zimmer sitzt und um sich herum Türen schlagen hört. Der Vater stürmt durch sein Zimmer. Es dringen Stimmen aus dem Nachbarzimmer zum Erzähler. Nachdem der Vater mit lautem abschließenden Ruck beim Weggehen die Türe der Wohnung zugezogen hat, wird der Lärm zwar geringer; er ist aber trotzdem für den Erzähler auch in seiner zarteren Form präsent und störend. Der Text schließt mit der Überlegung des Erzählers, ob er nicht „schlangengleich“ zu seinen Schwestern und ihrem Fräulein „kriechen“ soll, um sie um Ruhe zu bitten.
Textanalyse
Hier wird zunächst eine reale Szene aus dem Hause Kafka beschrieben. Da ist der in seiner lauten Impulsivität bekannte Vater, wie er auch im Brief an den Vater geschildert wird. Die Schwester Valli wird ausdrücklich namentlich erwähnt. Der Erzähler sieht sich in einer Art Kriegszustand, er empfindet sich in seinem Zimmer als „im Hauptquartier des Lärms“. Die Geräusche, die ihn erreichen, entwickeln ein akustisch vielgestaltiges Eigenleben und er nimmt sie überdeutlich mit seinen überreizten Nerven wahr. Sein Bedürfnis nach Ruhe wagt er aber nicht offen einzufordern. Er will mit der List kriecherischer Unterwerfung um Ruhe bitten. Er hat nicht das Gefühl, hier in dieser Wohnung seine berechtigten Interessen unumwunden ansprechen zu dürfen. Auch hier zeigt sich – sozusagen auf akustischer Ebene – der Unterschied zum Vater. Der Vater lärmt ganz selbstverständlich mit jeder Lebensäußerung, der Sohn wagt nicht, sein gegenteiliges Bedürfnis nach Ruhe zu artikulieren. Er erwägt ja auch nur die Schwestern um Ruhe zu bitten und nicht den Vater als den eigentlichen Störer.
Deutungsansatz
Man könnte meinen, dass Kafkas unverhältnismäßig langes Mitwohnen in der elterlichen Wohnung eine übernervöse Reaktion auf alles dort Störende erzeugte. Aus Kafkas Tagebüchern weiß man aber, dass das Lärmproblem nicht nur dort bestand. Auch in verschiedenen später angemieteten Wohnungen sah sich Kafka in hypochondrischer Art vielfältig von Lärm belästigt und dadurch in seiner literarischen Arbeit gestört. Geräusche allgemein, unabhängig von ihrer Lautstärke, sind bei Kafka eher negativ besetzte Ereignisse. In Der Bau z. B. führt ein ganz leises Zirpen das lauschende Tier in eine immer tiefere Panik, deren Berechtigung nicht abschließend zu beurteilen ist.
Der Text kann auch im Übertragenen als Schilderung eines Menschen gesehen werden, der störenden Einflüssen seiner Umwelt ausgesetzt ist. Die Person kann sich nicht aus eigener Kraft aus dem Elend, das hier der Lärm symbolisiert, befreien.
Ausgaben
- Sämtliche Erzählungen. Hrsg. von Paul Raabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/Main 1970. ISBN 3-596-21078-X.
- Die Erzählungen Originalfassung hrsg. von Roger Hermes. Fischer Verlag, 1997, ISBN 3-596-13270-3.
- Tagebücher 1909–1923. Hrsg. von Max Brod. S. Fischer, Frankfurt/Main 1951 u. ö. ISBN 3-10-038160-2.
- Drucke zu Lebzeiten. Hrsg. von Wolf Kittler, Hans-Gerd Koch und Gerhard Neumann. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1996, S. 441 f.
- Tagebücher. Hrsg. von Hans-Gerd Koch, Michael Müller und Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1990, S. 225 f.
Literatur
- Peter-André Alt: Franz Kafka: Der ewige Sohn. Eine Biographie. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53441-4.
- Reiner Stach: Kafka. Die Jahre der Entscheidungen. S. Fischer Verlag, 2004, ISBN 3-596-16187-8.
Weblinks
- Text von Großer Lärm
- mp3 Hörbuch gelesen von Thorsten Herbold auf LibriVox
Einzelnachweise
- Peter-André Alt: Franz Kafka: Der ewige Sohn. Eine Biographie. Verlag C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53441-4. S. 180.
- Reiner Stach: Kafka. Die Jahre der Entscheidungen S. Fischer Verlag, 2004, ISBN 3-596-16187-8, S. 8 ff.
- Peter-André Alt: Franz Kafka: Der ewige Sohn. Eine Biographie. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53441-4, S. 180
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Grosser Larm ist eine autobiografische Prosaskizze von Franz Kafka die im Oktober 1912 in der Prager Zeitung erschien Sie stellt einen Ausschnitt aus Kafkas Leben mitten im larmenden Haushalt seiner Eltern dar In einem Brief an den Herausgeber Willy Haas schreibt Kafka am 26 September 1912 er wolle damit offentlich seine Familie zuchtigen InhaltDer Ich Erzahler schildert wie er in seinem Zimmer sitzt und um sich herum Turen schlagen hort Der Vater sturmt durch sein Zimmer Es dringen Stimmen aus dem Nachbarzimmer zum Erzahler Nachdem der Vater mit lautem abschliessenden Ruck beim Weggehen die Ture der Wohnung zugezogen hat wird der Larm zwar geringer er ist aber trotzdem fur den Erzahler auch in seiner zarteren Form prasent und storend Der Text schliesst mit der Uberlegung des Erzahlers ob er nicht schlangengleich zu seinen Schwestern und ihrem Fraulein kriechen soll um sie um Ruhe zu bitten TextanalyseHier wird zunachst eine reale Szene aus dem Hause Kafka beschrieben Da ist der in seiner lauten Impulsivitat bekannte Vater wie er auch im Brief an den Vater geschildert wird Die Schwester Valli wird ausdrucklich namentlich erwahnt Der Erzahler sieht sich in einer Art Kriegszustand er empfindet sich in seinem Zimmer als im Hauptquartier des Larms Die Gerausche die ihn erreichen entwickeln ein akustisch vielgestaltiges Eigenleben und er nimmt sie uberdeutlich mit seinen uberreizten Nerven wahr Sein Bedurfnis nach Ruhe wagt er aber nicht offen einzufordern Er will mit der List kriecherischer Unterwerfung um Ruhe bitten Er hat nicht das Gefuhl hier in dieser Wohnung seine berechtigten Interessen unumwunden ansprechen zu durfen Auch hier zeigt sich sozusagen auf akustischer Ebene der Unterschied zum Vater Der Vater larmt ganz selbstverstandlich mit jeder Lebensausserung der Sohn wagt nicht sein gegenteiliges Bedurfnis nach Ruhe zu artikulieren Er erwagt ja auch nur die Schwestern um Ruhe zu bitten und nicht den Vater als den eigentlichen Storer DeutungsansatzMan konnte meinen dass Kafkas unverhaltnismassig langes Mitwohnen in der elterlichen Wohnung eine ubernervose Reaktion auf alles dort Storende erzeugte Aus Kafkas Tagebuchern weiss man aber dass das Larmproblem nicht nur dort bestand Auch in verschiedenen spater angemieteten Wohnungen sah sich Kafka in hypochondrischer Art vielfaltig von Larm belastigt und dadurch in seiner literarischen Arbeit gestort Gerausche allgemein unabhangig von ihrer Lautstarke sind bei Kafka eher negativ besetzte Ereignisse In Der Bau z B fuhrt ein ganz leises Zirpen das lauschende Tier in eine immer tiefere Panik deren Berechtigung nicht abschliessend zu beurteilen ist Der Text kann auch im Ubertragenen als Schilderung eines Menschen gesehen werden der storenden Einflussen seiner Umwelt ausgesetzt ist Die Person kann sich nicht aus eigener Kraft aus dem Elend das hier der Larm symbolisiert befreien AusgabenSamtliche Erzahlungen Hrsg von Paul Raabe Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt Main 1970 ISBN 3 596 21078 X Die 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