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Der Kübelreiter ist eine Erzählung von Franz Kafka aus dem Jahr 1917 deren Hintergrund der extreme Kriegswinter 1917 ist

Der Kübelreiter

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Der Kübelreiter
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Der Kübelreiter ist eine Erzählung von Franz Kafka aus dem Jahr 1917, deren Hintergrund der extreme Kriegswinter 1917 ist. Sie sollte eigentlich Bestandteil des Erzählbandes Ein Landarzt werden. Kafka entschied sich jedoch anders, und sie erschien dann 1921 in der Weihnachtsbeilage der Prager Presse.

Inhalt

Der Ich-Erzähler klagt zu Beginn über seine hoffnungslose Situation, da er kein Stäubchen Kohle mehr hat und wohl erfrieren wird. Er hofft jedoch, dass ihm der Kohlenhändler noch etwas Kohle überlässt, wenn er sich etwas Besonderes einfallen lässt. Also reitet er auf einem Kohlenkübel zu ihm hin, wobei er auf und nieder durch die Gassen schwebt.

Der Händler wäre auch geneigt, dem Erzähler etwas zu borgen, aber dessen Frau hält ihn zurück. Nach mehreren Versuchen des Erzählers, doch zu Kohle zu kommen, gelingt es der Frau, diesen mit ihrem Schürzenband fortzutreiben. Da hilft auch das ungewöhnliche Reittier, der Kohlenkübel, nicht. Der Erzähler steigt auf und verliert sich in die Regionen des Eisgebirges auf Nimmerwiedersehen.

Form und Sprachgestaltung

Nicht nur inhaltlich, sondern auch formal ist der Kübelreiter von Schwebezuständen durchdrungen. Er schwebt auch zwischen offenkundig unglaublichen Geschehnissen, wie dem Kübelritt, und Realitätsschilderungen. So entsteht ein surreales Bild. Man könnte sogar an ein reines Kältedelirium denken. Die plötzliche Vorstellung des Kübelreiters von Kamelen, also Tieren, mit denen man genau das Gegenteil, nämlich Hitze assoziieren kann, könnte auf eine reine Traumwelt verweisen.

Der Eingangssatz mit der Aneinanderreihung von sieben Ellipsen (unvollständige Sätze) umschließt das Kleine, Materielle (Kohle, Kübel, Ofen) und führt zum Umfassenden (Himmel). Der Himmel ist den Bitten des Frierenden gegenüber genau so erbarmungslos unzugänglich, wie der Ofen kalt ist. Der Kübelreiter nimmt sich vor, bis zur Erniedrigung den Bittsteller darzustellen, und er tut es dann auch der Kohlenhändlerin gegenüber, aber vergeblich. Sie meint, es sei nichts, sie sehe nichts und höre nichts, und attestiert mit diesem dreimaligen „nichts“ dem Kübelreiter seine Nichtigkeit.

Personencharakteristik

Der Kübelreiter
Der erzählende Kübelreiter wird als kindlich-naive Persönlichkeit dargestellt. Er hat sich in die Idee verrannt, mit einer bestimmten Inszenierung den Kohlenhändler zu erweichen und stellt sich genau den gewünschten Ablauf vor. Das Ganze geht jedoch ins Leere, weil es überhaupt nicht zum direkten Kontakt mit dem Kohlenhändler kommt. Es gelingt ihm erst recht nicht, den Panzer der Ignoranz bei der Kohlenhändlerin zu durchbrechen. Die Worte, die er am Schluss an sie beginnend mit „Du Böse, …“ richtet, zeugen von großer hilfloser Frustration, nachdem erst durchaus Hoffnung bestanden hatte.
Es wird ein Versagen und Scheitern dargestellt. Man fragt sich – im übertragenen Sinn – ob denn kein anderer Kohlenhändler oder anderes Brennmaterial denkbar sei, wenn es doch um die Existenz geht? Für den Kübelreiter jedenfalls existiert nur seine einmal gefasste Traum-Vorstellung, er kann sich nicht den Gegebenheiten dieser schweren Zeit anpassen.
Der Kohlenhändler
Er erscheint eher gutmütig, aber tumb. Er hört schwer und kränkelt wohl. Der Ruf der Kundschaft, den er undeutlich hört, geht ihm zu Herzen, dennoch ist er ein Geschäftsmann, der seinem Kunden sein ganzes Sortiment und dessen Preise übermitteln will. Er hätte wohl Erbarmen mit dem Kübelreiter. (Das heißt, dass die Vorstellung des Kübelreiters ja fast erfolgreich gewesen wäre). Aber der Kohlenhändler wird von seiner Frau dominiert und sie verhindert den Kontakt zwischen den beiden, da sie wohl die nachgiebigere Wesensart ihres Mannes kennt.
Die Kohlenhändlerin
Sie wird als hartherzig und hinterlistig geschildert. Dass sie den Kübelreiter nicht hören und sehen kann, ist nur ein Vorwand. Sie verscheucht sein „Pferd“ und macht noch eine abschließende Bewegung in der Luft, also hat sie den Bittsteller sehr wohl registriert. Aber sie will weder seine Not erkennen, noch ihn offen abweisen, also ignoriert sie ihn und veranlasst auch ihren Mann dazu. Sie will nicht gestört werden, wenn sie ruhig im geheizten Keller sitzt und sich den Rücken wärmt.

Biographische Deutungsansätze

Vordergründig gesehen ist die Geschichte eine Auseinandersetzung mit dem Kriegswinter ihres Entstehungsjahres 1917 mit seinen äußerst harten klimatischen Bedingungen.

Die Schilderungen haben aber auch Bezüge zum literarischen Schaffen. Die Bewegung des Reitens, das als aufsteigendes und niedergehendes Schweben beschrieben wird, könnte das blattfüllende und blattwendende Schreiben darstellen. Eine Deutung geht dahin, dass die Suche nach wärmender künstlerischer Inspiration gemeint sei. Das hieße, dass die Inspiration in den Niederungen (Kellergewölbe) der biederen Normalmenschen gesucht wird. Tatsächlich sind Kafkas beschriebene Personen meist einfache (oft bedauernswerte) Menschen ohne jeden intellektuellen Hintergrund. In seinem Haupt- und Brotberuf als Versicherungsjurist hatte Kafka nicht selten mit solchen Menschen zu tun. Seine Beschreibung des Menschenschlags in Der Heizer gibt dafür intensive Einblicke und die Konfliktlinien wieder. Die Frau in dieser Geschichte wird in der oben beschriebenen Weise als sehr negativ dargestellt. Hier kann das als das mangelnde Verständnis der damaligen Verlobten Felice Bauer für Kafkas Schriftstellertum gedeutet werden.

Wie viel Kafka von sich selbst mit dieser Geschichte preisgibt, geht aus einer Tagebucheintragung vom 5. Dezember 1914 hervor. Er fühlt sich von seiner Familie wie abgetrennt, vielleicht von der ganzen Welt. „Ein Bild meiner Existenz in dieser Hinsicht gibt eine nutzlose, mit Schnee und Reif überdeckte, schief in den Erdboden leicht eingebohrte Stange auf einem bis in die Tiefe aufgewühlten Feld am Rande einer großen Ebene in einer dunklen Winternacht.“ Der Kübelreiter allerdings findet sich nicht in einem winterlich-kargen Feld, sondern er verliert sich in der erhabenen Vorstellung des Eisgebirges.

So kann der Kübelreiter wohl als Beispiel für eine lebensfremde Literatenexistenz stehen, mit der Kafka sich identifiziert, im Gegensatz zu dem biederen, selbstgerechten, aber überlebensfähigen Kohlenhändlerehepaar, das die saturierte Kaufmannspersönlichkeit seines Vaters widerspiegelt.

Zitate

  • […] ich darf doch nicht erfrieren; hinter mir der erbarmungslose Ofen, vor mir der Himmel ebenso; infolgedessen muß ich scharf zwischendurch reiten und in der Mitte beim Kohlenhändler Hilfe suchen.
  • […] unten aber steigt mein Kübel auf, prächtig, prächtig; Kameele, niedrig am Boden hingelagert, steigen, sich schüttelnd unter dem Stock des Führers, nicht schöner auf.
  • Alle Vorzüge eines guten Reittieres hat mein Kübel; Widerstandskraft hat er nicht; zu leicht ist er; eine Frauenschürze jagt ihm die Beine vom Boden.

Rezeption

  • Sudau (S. 94/95) erläutert, dass die Geschichte zwischen Tragik und Skurrilität, Realismus und Phantastik, zwischen Alltagswidrigkeit und Existenzdiagnose schwebt. Das zentrale Symbol der Geschichte ist der schwebende Kübel. Es verweist zum einen auf den fehlenden Kohleninhalt – Existenznot – zum andern auf die schwindende Bodenständigkeit – Realitätstauglichkeit – seines „Verzweiflungsreiters“.
  • Stach (S. 174) weist auf die Parallele des Schlusssatzes mit dem Schluss der Geschichte Ein Landarzt. „Nackt, dem Froste dieses unglückseligen Zeitalters ausgesetzt, mit irdischem Wagen, unirdischen Pferden, treibe ich mich alter Mann herum.“

Ausgaben

  • Tagebücher 1909–1923. Fischer, Frankfurt/Main, ISBN 3-10-038160-2.
  • Sämtliche Erzählungen. Herausgegeben von Paul Raabe Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/Main 1970, ISBN 3-596-21078-X.
  • Die Erzählungen. Hrsg.: Roger Hermes. Originalfassung Fischer Verlag, 1997, ISBN 3-596-13270-3.
  • Drucke zu Lebzeiten. Herausgegeben von Wolf Kittler, Hans-Gerd Koch und Gerhard Neumann. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1996, S. 444–447.

Sekundärliteratur

  • Peter-André Alt: Franz Kafka: Der ewige Sohn. Eine Biographie. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53441-4.
  • Hans Helmut Hiebel: Der Kübelreiter. In: Manfred Engel, Bernd Auerochs (Hrsg.): Kafka-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart/Weimar 2010, ISBN 978-3-476-02167-0, S. 246–249.
  • Alexander Schmitt: Kälte, dissoziiertes Subjekt und Transzendenz in Franz Kafkas „Der Kübelreiter“. Grin-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-640-87525-2.
  • Reiner Stach: Kafka. Die Jahre der Erkenntnis. S. Fischer, Frankfurt/Main 2008, ISBN 978-3-10-075119-5.
  • Ralf Sudau: Franz Kafka. Kurze Prosa, Erzählungen. Klett, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-12-922637-7.

Weblinks

Wikisource: Der Kübelreiter – Quellen und Volltexte
  • Der Kübelreiter im Projekt Gutenberg-DE

Einzelnachweise

  1. Paul Raabe: Nachwort und Zu den Texten. In: Franz Kafka: Sämtliche Erzählungen. Fischer Verlag, 1970, ISBN 3-436-01062-6, S. 399
  2. Peter-André Alt: Franz Kafka: Der ewige Sohn. Eine Biographie. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53441-4, S. 441
  3. Ralf Sudau Franz, Kafka: Kurze Prosa / Erzählungen, Klett Verlag, 2007, ISBN 978-3-12-922637-7, S. 94 ff.
  4. Reiner Stach, Kafka. Die Jahre der Erkenntnis. S. Fischer, ISBN 978-3-10-075119-5, S. 174
  5. Alt S. 620
  6. Alt S. 442
  7. „Franz Kafka Tagebücher“ u. a. Malcolm Pasley Fischer Taschenbuch Verlag ISBN 3-596-15700-5 S. 705
  8. Sudau S. 94
Werke von Franz Kafka

Zu Lebzeiten veröffentlicht:  Ein Damenbrevier | Gespräch mit dem Beter | Gespräch mit dem Betrunkenen | Die Aeroplane in Brescia | Richard und Samuel | Großer Lärm | Betrachtung | Das Urteil | Der Heizer | Die Verwandlung | Vor dem Gesetz | Der Mord | Ein Brudermord | In der Strafkolonie | Ein Landarzt | Der Kübelreiter | Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse | Ein Hungerkünstler

Postum veröffentlicht (Auswahl):  Bilder von der Verteidigung eines Hofes | Beschreibung eines Kampfes | Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande | Kleine Seele | Der kleine Ruinenbewohner | Unter meinen Mitschülern | Skizze zur Einleitung für Richard und Samuel | Die städtische Welt | Ein junger ehrgeiziger Student | Einleitungsvortrag über Jargon | Erinnerungen an die Kaldabahn | Der Dorfschullehrer | Blumfeld, ein älterer Junggeselle | Der Gruftwächter | Die Brücke | Eine Kreuzung | Der Schlag ans Hoftor | Der Jäger Gracchus | Beim Bau der Chinesischen Mauer | Eine alltägliche Verwirrung | Der Nachbar | Vom jüdischen Theater | Die Prüfung | Der Geier | Prometheus | Die Zürauer Aphorismen | Brief an den Vater | Der große Schwimmer | Unser Städtchen liegt … | Heimkehr | Zur Frage der Gesetze | Die Wahrheit über Sancho Pansa | Das Stadtwappen | Der Steuermann | Kleine Fabel | In unserer Synagoge | Das Schweigen der Sirenen | Poseidon | Die Truppenaushebung | Forschungen eines Hundes | Das Ehepaar | Fürsprecher | Gibs auf | Der Unterstaatsanwalt | Der Process | Das Schloss | Der Verschollene | Der Aufbruch | Der Bau

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 21 Jul 2025 / 06:46

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Der Kubelreiter ist eine Erzahlung von Franz Kafka aus dem Jahr 1917 deren Hintergrund der extreme Kriegswinter 1917 ist Sie sollte eigentlich Bestandteil des Erzahlbandes Ein Landarzt werden Kafka entschied sich jedoch anders und sie erschien dann 1921 in der Weihnachtsbeilage der Prager Presse InhaltHier entstand Der Kubelreiter im Goldenen Gasschen Nr 22 in Prag Der Ich Erzahler klagt zu Beginn uber seine hoffnungslose Situation da er kein Staubchen Kohle mehr hat und wohl erfrieren wird Er hofft jedoch dass ihm der Kohlenhandler noch etwas Kohle uberlasst wenn er sich etwas Besonderes einfallen lasst Also reitet er auf einem Kohlenkubel zu ihm hin wobei er auf und nieder durch die Gassen schwebt Der Handler ware auch geneigt dem Erzahler etwas zu borgen aber dessen Frau halt ihn zuruck Nach mehreren Versuchen des Erzahlers doch zu Kohle zu kommen gelingt es der Frau diesen mit ihrem Schurzenband fortzutreiben Da hilft auch das ungewohnliche Reittier der Kohlenkubel nicht Der Erzahler steigt auf und verliert sich in die Regionen des Eisgebirges auf Nimmerwiedersehen Form und SprachgestaltungNicht nur inhaltlich sondern auch formal ist der Kubelreiter von Schwebezustanden durchdrungen Er schwebt auch zwischen offenkundig unglaublichen Geschehnissen wie dem Kubelritt und Realitatsschilderungen So entsteht ein surreales Bild Man konnte sogar an ein reines Kaltedelirium denken Die plotzliche Vorstellung des Kubelreiters von Kamelen also Tieren mit denen man genau das Gegenteil namlich Hitze assoziieren kann konnte auf eine reine Traumwelt verweisen Der Eingangssatz mit der Aneinanderreihung von sieben Ellipsen unvollstandige Satze umschliesst das Kleine Materielle Kohle Kubel Ofen und fuhrt zum Umfassenden Himmel Der Himmel ist den Bitten des Frierenden gegenuber genau so erbarmungslos unzuganglich wie der Ofen kalt ist Der Kubelreiter nimmt sich vor bis zur Erniedrigung den Bittsteller darzustellen und er tut es dann auch der Kohlenhandlerin gegenuber aber vergeblich Sie meint es sei nichts sie sehe nichts und hore nichts und attestiert mit diesem dreimaligen nichts dem Kubelreiter seine Nichtigkeit PersonencharakteristikDer Kubelreiter Der erzahlende Kubelreiter wird als kindlich naive Personlichkeit dargestellt Er hat sich in die Idee verrannt mit einer bestimmten Inszenierung den Kohlenhandler zu erweichen und stellt sich genau den gewunschten Ablauf vor Das Ganze geht jedoch ins Leere weil es uberhaupt nicht zum direkten Kontakt mit dem Kohlenhandler kommt Es gelingt ihm erst recht nicht den Panzer der Ignoranz bei der Kohlenhandlerin zu durchbrechen Die Worte die er am Schluss an sie beginnend mit Du Bose richtet zeugen von grosser hilfloser Frustration nachdem erst durchaus Hoffnung bestanden hatte Es wird ein Versagen und Scheitern dargestellt Man fragt sich im ubertragenen Sinn ob denn kein anderer Kohlenhandler oder anderes Brennmaterial denkbar sei wenn es doch um die Existenz geht Fur den Kubelreiter jedenfalls existiert nur seine einmal gefasste Traum Vorstellung er kann sich nicht den Gegebenheiten dieser schweren Zeit anpassen Der Kohlenhandler Er erscheint eher gutmutig aber tumb Er hort schwer und krankelt wohl Der Ruf der Kundschaft den er undeutlich hort geht ihm zu Herzen dennoch ist er ein Geschaftsmann der seinem Kunden sein ganzes Sortiment und dessen Preise ubermitteln will Er hatte wohl Erbarmen mit dem Kubelreiter Das heisst dass die Vorstellung des Kubelreiters ja fast erfolgreich gewesen ware Aber der Kohlenhandler wird von seiner Frau dominiert und sie verhindert den Kontakt zwischen den beiden da sie wohl die nachgiebigere Wesensart ihres Mannes kennt Die Kohlenhandlerin Sie wird als hartherzig und hinterlistig geschildert Dass sie den Kubelreiter nicht horen und sehen kann ist nur ein Vorwand Sie verscheucht sein Pferd und macht noch eine abschliessende Bewegung in der Luft also hat sie den Bittsteller sehr wohl registriert Aber sie will weder seine Not erkennen noch ihn offen abweisen also ignoriert sie ihn und veranlasst auch ihren Mann dazu Sie will nicht gestort werden wenn sie ruhig im geheizten Keller sitzt und sich den Rucken warmt Biographische DeutungsansatzeVordergrundig gesehen ist die Geschichte eine Auseinandersetzung mit dem Kriegswinter ihres Entstehungsjahres 1917 mit seinen ausserst harten klimatischen Bedingungen Die Schilderungen haben aber auch Bezuge zum literarischen Schaffen Die Bewegung des Reitens das als aufsteigendes und niedergehendes Schweben beschrieben wird konnte das blattfullende und blattwendende Schreiben darstellen Eine Deutung geht dahin dass die Suche nach warmender kunstlerischer Inspiration gemeint sei Das hiesse dass die Inspiration in den Niederungen Kellergewolbe der biederen Normalmenschen gesucht wird Tatsachlich sind Kafkas beschriebene Personen meist einfache oft bedauernswerte Menschen ohne jeden intellektuellen Hintergrund In seinem Haupt und Brotberuf als Versicherungsjurist hatte Kafka nicht selten mit solchen Menschen zu tun Seine Beschreibung des Menschenschlags in Der Heizer gibt dafur intensive Einblicke und die Konfliktlinien wieder Die Frau in dieser Geschichte wird in der oben beschriebenen Weise als sehr negativ dargestellt Hier kann das als das mangelnde Verstandnis der damaligen Verlobten Felice Bauer fur Kafkas Schriftstellertum gedeutet werden Wie viel Kafka von sich selbst mit dieser Geschichte preisgibt geht aus einer Tagebucheintragung vom 5 Dezember 1914 hervor Er fuhlt sich von seiner Familie wie abgetrennt vielleicht von der ganzen Welt Ein Bild meiner Existenz in dieser Hinsicht gibt eine nutzlose mit Schnee und Reif uberdeckte schief in den Erdboden leicht eingebohrte Stange auf einem bis in die Tiefe aufgewuhlten Feld am Rande einer grossen Ebene in einer dunklen Winternacht Der Kubelreiter allerdings findet sich nicht in einem winterlich kargen Feld sondern er verliert sich in der erhabenen Vorstellung des Eisgebirges So kann der Kubelreiter wohl als Beispiel fur eine 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Kohleninhalt Existenznot zum andern auf die schwindende Bodenstandigkeit Realitatstauglichkeit seines Verzweiflungsreiters Stach S 174 weist auf die Parallele des Schlusssatzes mit dem Schluss der Geschichte Ein Landarzt Nackt dem Froste dieses ungluckseligen Zeitalters ausgesetzt mit irdischem Wagen unirdischen Pferden treibe ich mich alter Mann herum AusgabenTagebucher 1909 1923 Fischer Frankfurt Main ISBN 3 10 038160 2 Samtliche Erzahlungen Herausgegeben von Paul Raabe Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt Main 1970 ISBN 3 596 21078 X Die Erzahlungen Hrsg Roger Hermes Originalfassung Fischer Verlag 1997 ISBN 3 596 13270 3 Drucke zu Lebzeiten Herausgegeben von Wolf Kittler Hans Gerd Koch und Gerhard Neumann Fischer Verlag Frankfurt Main 1996 S 444 447 SekundarliteraturPeter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Eine Biographie C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53441 4 Hans Helmut Hiebel Der Kubelreiter In Manfred Engel Bernd Auerochs Hrsg Kafka Handbuch Leben Werk Wirkung Metzler Stuttgart Weimar 2010 ISBN 978 3 476 02167 0 S 246 249 Alexander Schmitt Kalte dissoziiertes Subjekt und Transzendenz in Franz Kafkas Der Kubelreiter Grin Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 640 87525 2 Reiner Stach Kafka Die Jahre der Erkenntnis S Fischer Frankfurt Main 2008 ISBN 978 3 10 075119 5 Ralf Sudau Franz Kafka Kurze Prosa Erzahlungen Klett Stuttgart 2007 ISBN 978 3 12 922637 7 WeblinksWikisource Der Kubelreiter Quellen und Volltexte Der Kubelreiter im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweisePaul Raabe Nachwort und Zu den Texten In Franz Kafka Samtliche Erzahlungen Fischer Verlag 1970 ISBN 3 436 01062 6 S 399 Peter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Eine Biographie C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53441 4 S 441 Ralf Sudau Franz Kafka Kurze Prosa Erzahlungen Klett Verlag 2007 ISBN 978 3 12 922637 7 S 94 ff Reiner Stach Kafka Die Jahre der Erkenntnis S Fischer ISBN 978 3 10 075119 5 S 174 Alt S 620 Alt S 442 Franz Kafka Tagebucher u a Malcolm Pasley Fischer Taschenbuch Verlag ISBN 3 596 15700 5 S 705 Sudau S 94Werke von Franz Kafka Zu Lebzeiten veroffentlicht Ein Damenbrevier Gesprach mit dem Beter Gesprach mit dem Betrunkenen Die Aeroplane in Brescia Richard und Samuel Grosser Larm Betrachtung Das Urteil Der Heizer Die Verwandlung Vor dem Gesetz Der Mord Ein Brudermord In der Strafkolonie Ein Landarzt Der Kubelreiter Josefine die Sangerin oder Das Volk der Mause Ein Hungerkunstler Postum veroffentlicht Auswahl Bilder von der Verteidigung eines Hofes Beschreibung eines Kampfes Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande Kleine Seele Der kleine Ruinenbewohner Unter meinen Mitschulern Skizze zur Einleitung fur Richard und Samuel Die stadtische Welt Ein junger ehrgeiziger Student Einleitungsvortrag uber Jargon Erinnerungen an die Kaldabahn Der Dorfschullehrer Blumfeld ein alterer Junggeselle Der Gruftwachter Die Brucke Eine Kreuzung Der Schlag ans Hoftor Der Jager Gracchus Beim Bau der Chinesischen Mauer Eine alltagliche Verwirrung Der Nachbar Vom judischen Theater Die 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