Klassifikation nach ICD 10I49 9 Kardiale Arrhythmie nicht näher bezeichnet 02 BEZEICHNUNG 03 BEZEICHNUNG 04 BEZEICHNUNG
Herzrhythmusstörung

Klassifikation nach ICD-10 | |
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I49.9 | Kardiale Arrhythmie, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Unter einer Herzrhythmusstörung (HRS) oder kardialen Rhythmusstörung, mit den Formen (kardiale) Arrhythmie (altgriechisch ἄρρυϑμος, „unrhythmisch“; unregelmäßige Abfolge der Erregungen oder der Pulsschläge) und kardiale Dysrhythmie (Abweichung von der normalen Herzfrequenz oder Störung des zeitlichen Ablaufs der einzelnen Herzaktionen), versteht man eine Störung der normalen Herzschlagfolge, verursacht durch nicht regelrechte Vorgänge bei der Erregungsbildung und -leitung im Herzmuskel. Physiologische Veränderungen im Herzrhythmus werden hingegen als Herzfrequenzvariabilität bezeichnet. Darunter gibt es eine Beschleunigung (Tachykardie) und eine Verlangsamung (Bradykardie) der Herzfrequenz.
Einteilung der Herzrhythmusstörungen
Grundlegende Arbeiten über Rhythmusstörungen des Herzens publizierte Karel Frederik Wenckebach 1914. Herzrhythmusstörungen werden meist nach ihrem Entstehungsort (Vorhof, Kammer, Erregungsbildung und -leitungssystem) unterteilt. Weitere Unterteilungsmöglichkeiten sind nach
- Geschwindigkeit (Frequenz) des resultierenden Herzschlages: bradykarde (beim erwachsenen Menschen weniger als 60 Schläge in der Minute) oder tachykarde Rhythmusstörungen,
- Gefährlichkeit: gutartige (mit hämodynamisch stabiler Symptomatik) oder bösartige, durch instabile Hämodynamik potentiell lebensbedrohliche Rhythmusstörungen
- Entstehung(smechanismus): angeborene (zusätzliche Leitungsbahnen bzw. fokale Impulsbildung, kreisende Erregung, Herzmuskelerkrankungen, Ionenkanalerkrankungen) oder erworbene (ischämisch, Verdickung des Herzmuskels, Vergrößerung der Herzhöhlen) Störungen.
- Ursprungsort: Supraventrikuläre (Supraventrikuläre Tachykardie/Supraventrikuläre Extrasystolen) oder ventrikuläre (Ventrikuläre Tachykardie/Ventrikuläre Extrasystolen) Rhythmusstörung.
- EKG-Kriterien: Breite und Aussehen des QRS-Komplexes, regelmäßig oder unregelmäßig, Vorhof- und Kammerfrequenz.
- Beginn: Plötzlich (paroxysmal) oder langsam zunehmende Herzrhythmusstörung.
- Dauer: Nicht anhaltend (unter 30 Sekunden) oder anhaltend andauernd.
Vorhof (supraventrikuläre Rhythmusstörungen)
Erregungsleitungssystem (schematisch, beim Menschen) 1 Sinusknoten – 2 AV-Knoten Wichtige Strukturen sind in der |
- Extrasystolen
- Vorhofflimmern
- Bradyarrhythmia absoluta
- Tachyarrhythmia absoluta
- Vorhofflattern
- Supraventrikuläre Tachykardie
- Sinuatrialer Block (SA-Block)
Kammer (ventrikuläre Rhythmusstörungen)
- Akzelerierter idioventrikulärer Rhythmus
- Ventrikuläre Tachykardie (Kammertachykardie), Sonderform: Torsade-de-pointes-Tachykardie
- Kammerflattern
- Kammerflimmern
Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystem
- Sick-Sinus-Syndrom (SSS, Syndrom des kranken Sinusknotens)
- darunter z. B.: Bradykardie-Tachykardie-Syndrom
- (Pathologische) Sinusbradykardie
- Karotissinus-Syndrom
- Supraventrikuläre Tachykardie
- Atrioventrikuläre Blockierungen (AV-Block)
- AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT)
- Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom)
- Ventrikulärer Ersatzrhythmus
Symptome
Herzrhythmusstörungen kommen häufig vor. Gesunde bemerken manchmal ein Herzstolpern (Palpitationen) oder kurzzeitiges Aussetzen des Herzschlags, verursacht durch Extraschläge. Bei der Arrhythmie unterscheidet man verschiedene Formen (die respiratorische Arrhythmie, die absolute Arrhythmie, die Extrasystolie und atrioventrikuläre Leitungsstörungen). Herzrasen wie bei schnellem Vorhofflimmern oder bei einer AVNRT wird häufig als regelmäßiges oder unregelmäßiges Klopfen „bis in den Hals“ beschrieben. Ist ein Herz vorgeschädigt, kann sich, bedingt durch die zu hohe Herzfrequenz, eine bestehende Herzschwäche verschlechtern. Dies kann sich beispielsweise durch Luftnot äußern. In ausgeprägten Fällen kann ein Lungenödem resultieren. Auch Herzschmerzen (Angina Pectoris) können vorkommen sowie eine Verschlechterung von Symptomen einer vorbestehenden schlechten Hirndurchblutung (Desorientierung, Schwindel, Krampfanfall, vorübergehende Sprach- und Sehstörungen).
Liegt eine langsame (bradykarde) Rhythmusstörung (Bradyarrhythmie) vor (SSS, SA-Block, AV-Block) können Schwindel, Kollapszustände bis hin zu vollständiger Ohnmacht (Synkope, etwa als Adams-Stokes-Anfall) resultieren. In seltenen Fällen kann auch eine tödliche Asystolie bei einem AV-Block III° ohne Ersatzrhythmus vorkommen.
Bei gefährlichen Herzrhythmusstörungen wie einer ventrikulären Tachykardie ist die Auswurfleistung des Herzens meist so stark eingeschränkt, dass ein ausreichender Kreislauf nicht mehr möglich ist; die Patienten verlieren das Bewusstsein. Eine mechanisch fehlende Herzaktion liegt bei Kammerflattern oder -flimmern mit vollständigem Kreislaufstillstand (Asystolie) vor. Treten diese Rhythmusstörungen ohne vorab erkennbaren Grund auf, spricht man vom plötzlichen Herztod.
Diagnostik
Es gibt verschiedene Arten und Formen von Herzrhythmusstörungen, zu deren Diagnostik besonders das EKG (Elektrokardiogramm) – und hier wiederum vor allem das Langzeit-EKG – dient. Falls mit diesen Mitteln die Rhythmusstörung nicht ausreichend diagnostiziert werden kann, ist unter Umständen eine so genannte elektrophysiologische Untersuchung notwendig.
Die Erkennung der Ursache ist Voraussetzung für eine richtige Therapie.
- Anamnese (v. a. Medikamente, Vorerkrankungen und/oder bestehende Erkrankungen, Familienanamnese)
- Ruhe-EKG (Erfassung aktuell vorhandener HRS) und Langzeit-EKG (Erfassung tageszeitlich bzw. situationsbedingter HRS), ggf. Eventrekorder (Erfassung vereinzelt auftretender Episoden)
- Ergometrie (Erfassung von belastungsinduzierten HRS und von Anomalien des Herzfrequenzanstiegs z. B. beim Sick-Sinus-Syndrom)
- Elektrophysiologische Untersuchung (invasiv, aber sehr präzise z. B. mittels Mapping-Katheter); Erfassung ektoper Foci, akzessorischer Leitungsbahnen (z. B. Mahaim-Fasern oder Kent-Bündel beim WPW-Syndrom)
- Echokardiografie
- Pharmakologische Tests (z. B. Ajmalintest zur Diagnose eines Brugada-Syndroms)
Ursachen
Angeborene Ursachen
- Kardiomyopathien
- Akzessorische (überzählige) Leitungsbahnen (WPW-Syndrom, AVNRT)
- Ionenkanalstörungen (Brugada-Syndrom, angeborenes Long-QT-Syndrom)
- angeborene Herzfehler (Vitien mit Druck- oder Volumenbelastungen des Herzens)
- Syndrome mit Herzrhythmusstörungen als wesentliches Merkmal wie Ogden-Syndrom
Erworbene Ursachen
- Herzmuskelschädigung
- nach Herzinfarkt
- Herzklappenerkrankungen, häufig die erworbene Mitralinsuffizienz
- Hypertensive Herzkrankheit
- nach herzchirurgischen Eingriffen
- Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung (Myokarditis, Pericarditis)
- toxische Dilatative Kardiomyopathie
Andere (extrakardiale) Ursachen
- Hyperthyreose
- Elektrolytstörungen (Kalium, Magnesium, Calcium)
- Medikamente (Katecholamine, Antiarrhythmika, Herzglykoside, Trizyklische Antidepressiva, einige Antibiotika)
- Stromunfall
- Karotissinussyndrom (auch „Hyperreaktiver Karotissinus“)
- psychovegetativ (Angst, Stress, Übermüdung, erhöhter Vagotonus)
- Holiday Heart Syndrom
- Hypoxie
- Roemheld-Syndrom
Therapie
Herzrhythmusstörungen bedürfen einer Therapie nur beim Herzkranken. Hierzu zählen angeborene oder erworbene Herzmuskelerkrankungen, aber auch vorübergehende Erkrankungen wie Herzmuskelentzündungen und das Holiday Heart Syndrom. Die häufigsten beim Herzgesunden zu findenden Rhythmusstörungen sind Extrasystolen. Diese sind gutartig und sollten nicht im Sinne einer „Kosmetik des EKGs“ medikamentös behandelt werden.
Magnesium
Magnesium kommt wegen seiner antiarrhythmischen Eigenschaften in der Therapie von Herzrhythmusstörungen zum Einsatz. Zu dessen wichtigsten Wirkmechanismen zählen die Aufrechterhaltung des Elektrolytgleichgewichts in den Herzmuskelzellen, die Erhöhung der Reizschwelle, der Calcium-Antagonismus sowie die Minderung der Freisetzung von Neurotransmittern und Mediatoren (z. B. Noradrenalin, Adrenalin), wodurch eine Arrhythmie präventiv verhindert oder eine bestehende Herzrhythmusstörung relativ nebenwirkungsfrei (durch orale Gabe) beseitigt werden kann. Einzige Kontraindikation bei oraler Verabreichung ist eine schwere Niereninsuffizienz, wobei eine kontrollierte Dosisanpassung erwogen werden kann.
Medikamentös
Abhängig von der Art der Rhythmusstörung werden frequenzregulierende und -stabilisierende Medikamente, sogenannte Antiarrhythmika (Adenosin, Ajmalin, Amiodaron, Atropin, Betablocker, Digitalis, Flecainid, Calciumantagonist vom Verapamil- oder Diltiazem-Typ u. a.) gegeben.
Elektrisch
Bereits 1890 setzte Guillaume-Benjamin Duchenne galvanische Ströme zur Behandlung der Bradykardie eines Diphtheriekranken ein. Paul Maurice Zoll therapierte 1952 den Herzstillstand eines Menschen durch transthorakale Elektrostimulation. Bei zu langsamem Herzschlag wird seit 1958 ein Herzschrittmacher implantiert, bei immer wieder auftretenden gefährlichen Rhythmusstörungen ein implantierbarer Defibrillator (ICD). Zur Wiederherstellung eines normalen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) kann bei Vorhofflattern und -flimmern und ventrikulärer Tachykardie von außen ein elektrischer Reiz auf den Körper ausgeübt werden (elektrische Kardioversion). Liegt ein Kammerflimmern vor, spricht man bei Verwendung höherer Energie von einer Defibrillation.
Invasiv
Treten bösartige Rhythmusstörungen im Rahmen einer Verschlechterung einer koronaren Herzkrankheit (KHK) auf, so gilt es, die Durchblutung des Herzens mittels Herzkatheter oder Bypass-Operation zu verbessern. Einige Rhythmusstörungen (AVNRT, WPW-Syndrom, Vorhofflattern und -flimmern) können durch Katheterablation beseitigt werden.
Sonstige
Extrakardiale Ursachen sollten kausal durch Behandlung der Grundkrankheit (Hyper-, Hypothyreose, Elektrolytstörung, Intoxikation) behandelt werden. Supraventrikuläre schnelle Herzrhythmusstörungen können durch Anheben des Vagotonus mit Hilfe des Valsalva-Manövers oder beeinflusst werden. Auch mittels Hochpräzisionsbestrahlung aus Linearbeschleunigern können jene Bereiche im Herzmuskel behandelt werden, die für die Rhythmusstörung verantwortlich sind.
Literatur
- Christian Mewis, Reimer Riessen, Ioakim Spyridopoulos (Hrsg.): Kardiologie compact. 2., unveränderte Auflage. Thieme, Stuttgart / New York 2006, ISBN 3-13-130742-0.
- Heiner Greten, Tim Greten, Franz Rinninger: Innere Medizin. Thieme, 2010, ISBN 978-3-13-162183-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Hans-Georg Gieretz: Begutachtung in der Kardiologie. ecomed-Storck, 2010, ISBN 978-3-609-16425-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Britt-Maria Beckmann et al.: Erbliche Herzrhythmusstörungen: Diagnostik, Therapie und Prävention. In: Deutsches Ärzteblatt International. Band 108, Nr. 37, 2011, S. 623–634 (Übersichtsarbeit).
- Berndt Lüderitz, unter Mitarbeit von Bruno Inhester: Geschichte der Herzrhythmusstörungen. Von der antiken Pulslehre zum implantierbaren Defibrillator. Berlin/Heidelberg u. a. 1993.
- Reinhard Larsen: Anästhesie und Intensivmedizin in Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. (1. Auflage 1986) 5. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York u. a. 1999, ISBN 3-540-65024-5, S. 71–74.
- Wilhelm Haverkamp, Günter Breithardt: Moderne Herzrhythmustherapie. Thieme, Stuttgart 2003, ISBN 3-13-1262818.
- Susanne Hahn: Herzrhythmusstörungen. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 584 f.
- Anne Paschen: Herz. In: Jörg Braun, Roland Preuss (Hrsg.): Klinikleitfaden Intensivmedizin. 9. Auflage. Elsevier, München 2016, ISBN 978-3-437-23763-8, S. 185–283, hier: S. 223–237 (Herzrhythmusstörungen).
Weblinks
Einzelnachweise
- Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 59.
- Anne Paschen: Herz. In: Jörg Braun, Roland Preuss (Hrsg.): Klinikleitfaden Intensivmedizin. 9. Auflage. Elsevier, München 2016, ISBN 978-3-437-23763-8, S. 185–283, hier: S. 224 (Einteilung der Herzrhythmusstörungen).
- Anne Paschen: Herz. 2016, S. 224.
- Magnesiummangel und Magnesiumtherapie bei Herzrhythmusstörungen. Empfehlungen der Gesellschaft für Magnesium-Forschung e. V.
- Friedrich Wilhelm Hehrlein: Herz und große Gefäße. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen: Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 164–185, hier: S. 178–180.
- Bestrahlung gegen Herzrhythmusstörungen • DGP. In: DeutschesGesundheitsPortal. 12. Oktober 2022, abgerufen am 13. Oktober 2022 (deutsch).
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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bezeichnet Darunter gibt es eine Beschleunigung Tachykardie und eine Verlangsamung Bradykardie der Herzfrequenz Einteilung der HerzrhythmusstorungenGrundlegende Arbeiten uber Rhythmusstorungen des Herzens publizierte Karel Frederik Wenckebach 1914 Herzrhythmusstorungen werden meist nach ihrem Entstehungsort Vorhof Kammer Erregungsbildung und leitungssystem unterteilt Weitere Unterteilungsmoglichkeiten sind nach Geschwindigkeit Frequenz des resultierenden Herzschlages bradykarde beim erwachsenen Menschen weniger als 60 Schlage in der Minute oder tachykarde Rhythmusstorungen Gefahrlichkeit gutartige mit hamodynamisch stabiler Symptomatik oder bosartige durch instabile Hamodynamik potentiell lebensbedrohliche Rhythmusstorungen Entstehung smechanismus angeborene zusatzliche Leitungsbahnen bzw fokale Impulsbildung kreisende Erregung Herzmuskelerkrankungen Ionenkanalerkrankungen oder erworbene ischamisch Verdickung des Herzmuskels Vergrosserung der Herzhohlen Storungen Ursprungsort Supraventrikulare Supraventrikulare Tachykardie Supraventrikulare Extrasystolen oder ventrikulare Ventrikulare Tachykardie Ventrikulare Extrasystolen Rhythmusstorung EKG Kriterien Breite und Aussehen des QRS Komplexes regelmassig oder unregelmassig Vorhof und Kammerfrequenz Beginn Plotzlich paroxysmal oder langsam zunehmende Herzrhythmusstorung Dauer Nicht anhaltend unter 30 Sekunden oder anhaltend andauernd Vorhof supraventrikulare Rhythmusstorungen Erregungsleitungssystem schematisch beim Menschen 1 Sinusknoten 2 AV Knoten Wichtige Strukturen sind in der Grafik verlinkt ErregungsleitungssystemExtrasystolen Vorhofflimmern Bradyarrhythmia absoluta Tachyarrhythmia absoluta Vorhofflattern Supraventrikulare Tachykardie Sinuatrialer Block SA Block Kammer ventrikulare Rhythmusstorungen Akzelerierter idioventrikularer Rhythmus Ventrikulare Tachykardie Kammertachykardie Sonderform Torsade de pointes Tachykardie Kammerflattern KammerflimmernErregungsbildungs und Erregungsleitungssystem Sick Sinus Syndrom SSS Syndrom des kranken Sinusknotens darunter z B Bradykardie Tachykardie Syndrom Pathologische Sinusbradykardie Karotissinus Syndrom Supraventrikulare Tachykardie Atrioventrikulare Blockierungen AV Block AV Knoten Reentrytachykardie AVNRT Wolff Parkinson White Syndrom WPW Syndrom Ventrikularer ErsatzrhythmusSymptomeHerzrhythmusstorungen kommen haufig vor Gesunde bemerken manchmal ein Herzstolpern Palpitationen oder kurzzeitiges Aussetzen des Herzschlags verursacht durch Extraschlage Bei der Arrhythmie unterscheidet man verschiedene Formen die respiratorische Arrhythmie die absolute Arrhythmie die Extrasystolie und atrioventrikulare Leitungsstorungen Herzrasen wie bei schnellem Vorhofflimmern oder bei einer AVNRT wird haufig als regelmassiges oder unregelmassiges Klopfen bis in den Hals beschrieben Ist ein Herz vorgeschadigt kann sich bedingt durch die zu hohe Herzfrequenz eine bestehende Herzschwache verschlechtern Dies kann sich beispielsweise durch Luftnot aussern In ausgepragten Fallen kann ein Lungenodem resultieren Auch Herzschmerzen Angina Pectoris konnen vorkommen sowie eine Verschlechterung von Symptomen einer vorbestehenden schlechten Hirndurchblutung Desorientierung Schwindel Krampfanfall vorubergehende Sprach und Sehstorungen Liegt eine langsame bradykarde Rhythmusstorung Bradyarrhythmie vor SSS SA Block AV Block konnen Schwindel Kollapszustande bis hin zu vollstandiger Ohnmacht Synkope etwa als Adams Stokes Anfall resultieren In seltenen Fallen kann auch eine todliche Asystolie bei einem AV Block III ohne Ersatzrhythmus vorkommen Bei gefahrlichen Herzrhythmusstorungen wie einer ventrikularen Tachykardie ist die Auswurfleistung des Herzens meist so stark eingeschrankt dass ein ausreichender Kreislauf nicht mehr moglich ist die Patienten verlieren das Bewusstsein Eine mechanisch fehlende Herzaktion liegt bei Kammerflattern oder flimmern mit vollstandigem Kreislaufstillstand Asystolie vor Treten diese Rhythmusstorungen ohne vorab erkennbaren Grund auf spricht man vom plotzlichen Herztod Diagnostik12 Kanal EKG mit Herzrhythmusstorung Sinusrhythmus mit bimorphen ventrikularen Extrasystolen Es gibt verschiedene Arten und Formen von Herzrhythmusstorungen zu deren Diagnostik besonders das EKG Elektrokardiogramm und hier wiederum vor allem das Langzeit EKG dient Falls mit diesen Mitteln die Rhythmusstorung nicht ausreichend diagnostiziert werden kann ist unter Umstanden eine so genannte elektrophysiologische Untersuchung notwendig Die Erkennung der Ursache ist Voraussetzung fur eine richtige Therapie Anamnese v a Medikamente Vorerkrankungen und oder bestehende Erkrankungen Familienanamnese Ruhe EKG Erfassung aktuell vorhandener HRS und Langzeit EKG Erfassung tageszeitlich bzw situationsbedingter HRS ggf Eventrekorder Erfassung vereinzelt auftretender Episoden Ergometrie Erfassung von belastungsinduzierten HRS und von Anomalien des Herzfrequenzanstiegs z B beim Sick Sinus Syndrom Elektrophysiologische Untersuchung invasiv aber sehr prazise z B mittels Mapping Katheter Erfassung ektoper Foci akzessorischer Leitungsbahnen z B Mahaim Fasern oder Kent Bundel beim WPW Syndrom Echokardiografie Pharmakologische Tests z B Ajmalintest zur Diagnose eines Brugada Syndroms UrsachenAngeborene Ursachen Kardiomyopathien Akzessorische uberzahlige Leitungsbahnen WPW Syndrom AVNRT Ionenkanalstorungen Brugada Syndrom angeborenes Long QT Syndrom angeborene Herzfehler Vitien mit Druck oder Volumenbelastungen des Herzens Syndrome mit Herzrhythmusstorungen als wesentliches Merkmal wie Ogden SyndromErworbene Ursachen Herzmuskelschadigung nach Herzinfarkt Herzklappenerkrankungen haufig die erworbene Mitralinsuffizienz Hypertensive Herzkrankheit nach herzchirurgischen Eingriffen Herzmuskel und Herzbeutelentzundung Myokarditis Pericarditis toxische Dilatative KardiomyopathieAndere extrakardiale Ursachen Hyperthyreose Elektrolytstorungen Kalium Magnesium Calcium Medikamente Katecholamine Antiarrhythmika Herzglykoside Trizyklische Antidepressiva einige Antibiotika Stromunfall Karotissinussyndrom auch Hyperreaktiver Karotissinus psychovegetativ Angst Stress Ubermudung erhohter Vagotonus Holiday Heart Syndrom Hypoxie Roemheld SyndromTherapieHerzrhythmusstorungen bedurfen einer Therapie nur beim Herzkranken Hierzu zahlen angeborene oder erworbene Herzmuskelerkrankungen aber auch vorubergehende Erkrankungen wie Herzmuskelentzundungen und das Holiday Heart Syndrom Die haufigsten beim Herzgesunden zu findenden Rhythmusstorungen sind Extrasystolen Diese sind gutartig und sollten nicht im Sinne einer Kosmetik des EKGs medikamentos behandelt werden Magnesium Magnesium kommt wegen seiner antiarrhythmischen Eigenschaften in der Therapie von Herzrhythmusstorungen zum Einsatz Zu dessen wichtigsten Wirkmechanismen zahlen die Aufrechterhaltung des Elektrolytgleichgewichts in den Herzmuskelzellen die Erhohung der Reizschwelle der Calcium Antagonismus sowie die Minderung der Freisetzung von Neurotransmittern und Mediatoren z B Noradrenalin Adrenalin wodurch eine Arrhythmie praventiv verhindert oder eine bestehende Herzrhythmusstorung relativ nebenwirkungsfrei durch orale Gabe beseitigt werden kann Einzige Kontraindikation bei oraler Verabreichung ist eine schwere Niereninsuffizienz wobei eine kontrollierte Dosisanpassung erwogen werden kann Medikamentos Abhangig von der Art der Rhythmusstorung werden frequenzregulierende und stabilisierende Medikamente sogenannte Antiarrhythmika Adenosin Ajmalin Amiodaron Atropin Betablocker Digitalis Flecainid Calciumantagonist vom Verapamil oder Diltiazem Typ u a gegeben Elektrisch Bereits 1890 setzte Guillaume Benjamin Duchenne galvanische Strome zur Behandlung der Bradykardie eines Diphtheriekranken ein Paul Maurice Zoll therapierte 1952 den Herzstillstand eines Menschen durch transthorakale Elektrostimulation Bei zu langsamem Herzschlag wird seit 1958 ein Herzschrittmacher implantiert bei immer wieder auftretenden gefahrlichen Rhythmusstorungen ein implantierbarer Defibrillator ICD Zur Wiederherstellung eines normalen Herzrhythmus Sinusrhythmus kann bei Vorhofflattern und flimmern und ventrikularer Tachykardie von aussen ein elektrischer Reiz auf den Korper ausgeubt werden elektrische Kardioversion Liegt ein Kammerflimmern vor spricht man bei Verwendung hoherer Energie von einer Defibrillation Invasiv Treten bosartige Rhythmusstorungen im Rahmen einer Verschlechterung einer koronaren Herzkrankheit KHK auf so gilt es die Durchblutung des Herzens mittels Herzkatheter oder Bypass Operation zu verbessern Einige Rhythmusstorungen AVNRT WPW Syndrom Vorhofflattern und flimmern konnen durch Katheterablation beseitigt werden Sonstige Extrakardiale Ursachen sollten kausal durch Behandlung der Grundkrankheit Hyper Hypothyreose Elektrolytstorung Intoxikation behandelt werden Supraventrikulare schnelle Herzrhythmusstorungen konnen durch Anheben des Vagotonus mit Hilfe des Valsalva Manovers oder beeinflusst werden Auch mittels Hochprazisionsbestrahlung aus Linearbeschleunigern konnen jene Bereiche im Herzmuskel behandelt werden die fur die Rhythmusstorung verantwortlich sind LiteraturChristian Mewis Reimer Riessen Ioakim Spyridopoulos Hrsg Kardiologie compact 2 unveranderte Auflage Thieme Stuttgart New York 2006 ISBN 3 13 130742 0 Heiner Greten Tim Greten Franz Rinninger Innere Medizin Thieme 2010 ISBN 978 3 13 162183 2 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hans Georg Gieretz Begutachtung in der Kardiologie ecomed Storck 2010 ISBN 978 3 609 16425 0 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Britt Maria Beckmann et al Erbliche Herzrhythmusstorungen Diagnostik Therapie und Pravention In Deutsches Arzteblatt International Band 108 Nr 37 2011 S 623 634 Ubersichtsarbeit Berndt Luderitz unter Mitarbeit von Bruno Inhester Geschichte der Herzrhythmusstorungen Von der antiken Pulslehre zum implantierbaren Defibrillator Berlin Heidelberg u a 1993 Reinhard Larsen Anasthesie und Intensivmedizin in Herz Thorax und Gefasschirurgie 1 Auflage 1986 5 Auflage Springer Berlin Heidelberg New York u a 1999 ISBN 3 540 65024 5 S 71 74 Wilhelm Haverkamp Gunter Breithardt Moderne Herzrhythmustherapie Thieme Stuttgart 2003 ISBN 3 13 1262818 Susanne Hahn Herzrhythmusstorungen In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 584 f Anne Paschen Herz In Jorg Braun Roland Preuss Hrsg Klinikleitfaden Intensivmedizin 9 Auflage Elsevier Munchen 2016 ISBN 978 3 437 23763 8 S 185 283 hier S 223 237 Herzrhythmusstorungen WeblinksCommons Herzrhythmusstorung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Herzrhythmusstorung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweisePaul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 59 Anne Paschen Herz In Jorg Braun Roland Preuss Hrsg Klinikleitfaden Intensivmedizin 9 Auflage Elsevier Munchen 2016 ISBN 978 3 437 23763 8 S 185 283 hier S 224 Einteilung der Herzrhythmusstorungen Anne Paschen Herz 2016 S 224 Magnesiummangel und Magnesiumtherapie bei Herzrhythmusstorungen Empfehlungen der Gesellschaft fur Magnesium Forschung e V Friedrich Wilhelm Hehrlein Herz und grosse Gefasse In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 164 185 hier S 178 180 Bestrahlung gegen Herzrhythmusstorungen DGP In DeutschesGesundheitsPortal 12 Oktober 2022 abgerufen am 13 Oktober 2022 deutsch Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient weder der Selbstdiagnose noch wird dadurch eine Diagnose durch einen Arzt ersetzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4024696 6 GND Explorer lobid OGND AKS