Als Jüdischer Ordnungsdienst umgangssprachlich auch als Judenpolizei wurden Polizeieinheiten bezeichnet die nach der deu
Jüdischer Ordnungsdienst

Als Jüdischer Ordnungsdienst, umgangssprachlich auch als Judenpolizei, wurden Polizeieinheiten bezeichnet, die nach der deutschen Besetzung Polens und ganz Osteuropas in den dort errichteten Ghettos auf Anweisung der deutschen Besatzer von den Judenräten gebildet wurden. Ein jüdischer Ordnungsdienst wurde auch in einigen Konzentrationslagern eingesetzt.
Kurz nachdem die Judenräte in den besetzten Gebieten Osteuropas eingerichtet waren, erhielten sie Anweisungen zur Gründung dieser Einheiten. Gewöhnlich ging dies mit der Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung einher. Die Judenräte selbst, obwohl auch auf Befehl der Deutschen gebildet, hatten oft den Charakter einer freiwilligen Vereinigung. Im Gegensatz dazu wurde die Judenpolizei ausschließlich auf Anweisung der Deutschen geschaffen. Im Alltag der jüdischen Gemeinden gab es dafür kein vergleichbares Vorbild.
Zusammensetzung und Organisation
Die Besatzer gaben Richtlinien für die Anwerbung aus: Die Anwärter mussten gesund sein, eine militärische Vorbildung und höhere Schulbildung nachweisen. Eine ausgewertete Stichprobe ergibt, dass nur zehn Prozent der ausgewählten und eingesetzten Polizeimänner im Vorleben engere Bindung an eine Kultusgemeinde gepflegt hatten. Wer im Polizeidienst tätig war, konnte sich relativ frei bewegen, hatte dadurch öfter Gelegenheit, Nahrungsmittel einzutauschen, und blieb von kräftezehrender Zwangsarbeit verschont.
Formell war der „Jüdische Ordnungsdienst“ den Judenräten unterstellt, aber diese hatten von Anfang an Bedenken gegen das Erscheinungsbild des Ordnungsdienstes in der Öffentlichkeit. Sie befürchteten, dass die Besatzer direkte Kontrolle über den Ordnungsdienst hatten und ihn als Handlanger für ihre eigenen Interessen benutzten, was auch beabsichtigt war und eintrat.
Polizeiliche Pflichten
Die Arbeit der Judenpolizei kann in drei Kategorien eingeteilt werden:
- Die Umsetzung von Forderungen, welche von den deutschen Besatzern an die Judenräte gestellt wurden.
- Durchführung von Anordnungen der Judenräte, die nicht auf Befehle der Deutschen zurückzuführen waren.
- Pflichten, um die Bedürfnisse der jüdischen Bevölkerung zu erfüllen.
Die beiden ersten Kategorien beinhalteten die Eintreibung von Bußgeldern, Wertsachen und Steuern, die Auftreibung der geforderten Quoten für die Zwangsarbeit, die Eskortierung der Zwangsarbeiter an ihren Arbeitsplatz, die Bewachung der Mauern und Tore des Ghettos sowie die Vorbereitung und Durchführung der Deportationen in die Zwangsarbeits- und Vernichtungslager.
Der Ausschluss der Juden von öffentlichen Einrichtungen und die Isolation in den Ghettos verursachte ernsthafte Probleme. In der Frühphase ihrer Existenz war die Judenpolizei an der Verteilung von Hilfsgütern an die Bedürftigen beteiligt. Sie half bei der Eindämmung von Seuchen und Schlichtung von Streitereien, immer in Abstimmung mit den Forderungen der Deutschen.
Konflikte
Die Deportationen in Vernichtungslager betrafen auch Freunde, Bekannte und Familienangehörige der eingesetzten Ghettopolizisten. Manche verließen den Polizeidienst demonstrativ und wurden selbst in Vernichtungslager deportiert. Andere führten die Befehle der Deutschen bis zuletzt beflissen aus.
Die Widerstandsbewegung im Untergrund stand den jüdischen Ordnungskräften meist ablehnend gegenüber. Im Ghetto Warschau wurde Ende August 1942 der jüdische Polizeikommissar Josef Szeryński (1893–1943) von Untergrundkämpfern schwer verletzt, sein Nachfolger, Jacob Lejkin, wurde im Oktober getötet.
Organisation der Polizei
Im Warschauer Ghetto zählte der jüdische Ordnungsdienst 2.500 Personen, im Ghetto Litzmannstadt 1.200 Personen, im Ghetto Lemberg 500 Personen. In großen Ghettos waren die Kommandeure Offiziere; es gab Unterabteilungen und Revierwachen; in kleinen Ghettos war eine solche Struktur unnötig.
Wie alle Juden, so musste auch die Ordnungspolizei den vorgeschriebenen Judenstern tragen. Als Polizisten waren sie durch ihre Schirmmütze und eine Armbinde kenntlich. Der Ordnungsdienst war mit Gummiknüppeln ausgerüstet.
Nach Kriegsende
Jüdischen Polizisten wurden nach dem Krieg von Überlebenden oftmals Fehlverhalten vorgeworfen. In Israel wurden mehrere Polizisten aufgrund des Gesetzes zur Bestrafung von Nazis und Nazihelfern angeklagt. Die meisten wurden freigesprochen, weil die Gerichte die außerordentlichen Umstände berücksichtigten.
Darstellung in Filmen
Die Bedeutung des Jüdischen Ordnungsdienstes wird in Filmen wie Der Pianist und Ghetto thematisiert.
Siehe auch
- Kapo (KZ)
Einzelnachweise
- „Jüdischer Ordnungsdienst“ In: Y. Gutmann et al.: Enzyklopädie des Holocaust. München 1998, ISBN 3-492-22700-7, Band II, S. 700.
- Bernard Mark: „Der Aufstand im Warschauer Ghetto“, Dietz-Verlag, (Ost-)Berlin, 1957, S. 105.
- Raul Hilberg: The Destruction of the European Jews, Quadrangle Books, Chicago 1961, p. 310.
- Andrea Löw: Juden im Getto Litzmannstadt. Bochum 2005 ISBN 3-8353-0050-4, S. 107 = im Internet
- „Jüdischer Ordnungsdienst“ In: Y. Gutmann et al.: Enzyklopädie des Holocaust. Band II, S. 702.
Weblinks
- JUDISCHER ORDNUNGSDIENST Yad Vashem
- Jewish Police in Westerbork camp
- Jewish Police Station in the 4th precinct of the Warsaw ghetto
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Als Judischer Ordnungsdienst umgangssprachlich auch als Judenpolizei wurden Polizeieinheiten bezeichnet die nach der deutschen Besetzung Polens und ganz Osteuropas in den dort errichteten Ghettos auf Anweisung der deutschen Besatzer von den Judenraten gebildet wurden Ein judischer Ordnungsdienst wurde auch in einigen Konzentrationslagern eingesetzt Judischer Polizist im Ghetto Litzmannstadt 1940 Kurz nachdem die Judenrate in den besetzten Gebieten Osteuropas eingerichtet waren erhielten sie Anweisungen zur Grundung dieser Einheiten Gewohnlich ging dies mit der Ghettoisierung der judischen Bevolkerung einher Die Judenrate selbst obwohl auch auf Befehl der Deutschen gebildet hatten oft den Charakter einer freiwilligen Vereinigung Im Gegensatz dazu wurde die Judenpolizei ausschliesslich auf Anweisung der Deutschen geschaffen Im Alltag der judischen Gemeinden gab es dafur kein vergleichbares Vorbild Judischer Polizist im Ghetto Litzmannstadt 1941Zusammensetzung und OrganisationDie Besatzer gaben Richtlinien fur die Anwerbung aus Die Anwarter mussten gesund sein eine militarische Vorbildung und hohere Schulbildung nachweisen Eine ausgewertete Stichprobe ergibt dass nur zehn Prozent der ausgewahlten und eingesetzten Polizeimanner im Vorleben engere Bindung an eine Kultusgemeinde gepflegt hatten Wer im Polizeidienst tatig war konnte sich relativ frei bewegen hatte dadurch ofter Gelegenheit Nahrungsmittel einzutauschen und blieb von kraftezehrender Zwangsarbeit verschont Formell war der Judische Ordnungsdienst den Judenraten unterstellt aber diese hatten von Anfang an Bedenken gegen das Erscheinungsbild des Ordnungsdienstes in der Offentlichkeit Sie befurchteten dass die Besatzer direkte Kontrolle uber den Ordnungsdienst hatten und ihn als Handlanger fur ihre eigenen Interessen benutzten was auch beabsichtigt war und eintrat Polizeiliche PflichtenDie Arbeit der Judenpolizei kann in drei Kategorien eingeteilt werden Die Umsetzung von Forderungen welche von den deutschen Besatzern an die Judenrate gestellt wurden Durchfuhrung von Anordnungen der Judenrate die nicht auf Befehle der Deutschen zuruckzufuhren waren Pflichten um die Bedurfnisse der judischen Bevolkerung zu erfullen Die beiden ersten Kategorien beinhalteten die Eintreibung von Bussgeldern Wertsachen und Steuern die Auftreibung der geforderten Quoten fur die Zwangsarbeit die Eskortierung der Zwangsarbeiter an ihren Arbeitsplatz die Bewachung der Mauern und Tore des Ghettos sowie die Vorbereitung und Durchfuhrung der Deportationen in die Zwangsarbeits und Vernichtungslager Der Ausschluss der Juden von offentlichen Einrichtungen und die Isolation in den Ghettos verursachte ernsthafte Probleme In der Fruhphase ihrer Existenz war die Judenpolizei an der Verteilung von Hilfsgutern an die Bedurftigen beteiligt Sie half bei der Eindammung von Seuchen und Schlichtung von Streitereien immer in Abstimmung mit den Forderungen der Deutschen KonflikteDie Deportationen in Vernichtungslager betrafen auch Freunde Bekannte und Familienangehorige der eingesetzten Ghettopolizisten Manche verliessen den Polizeidienst demonstrativ und wurden selbst in Vernichtungslager deportiert Andere fuhrten die Befehle der Deutschen bis zuletzt beflissen aus Die Widerstandsbewegung im Untergrund stand den judischen Ordnungskraften meist ablehnend gegenuber Im Ghetto Warschau wurde Ende August 1942 der judische Polizeikommissar Josef Szerynski 1893 1943 von Untergrundkampfern schwer verletzt sein Nachfolger Jacob Lejkin wurde im Oktober getotet Organisation der PolizeiIm Warschauer Ghetto zahlte der judische Ordnungsdienst 2 500 Personen im Ghetto Litzmannstadt 1 200 Personen im Ghetto Lemberg 500 Personen In grossen Ghettos waren die Kommandeure Offiziere es gab Unterabteilungen und Revierwachen in kleinen Ghettos war eine solche Struktur unnotig Wie alle Juden so musste auch die Ordnungspolizei den vorgeschriebenen Judenstern tragen Als Polizisten waren sie durch ihre Schirmmutze und eine Armbinde kenntlich Der Ordnungsdienst war mit Gummiknuppeln ausgerustet Nach KriegsendeJudischen Polizisten wurden nach dem Krieg von Uberlebenden oftmals Fehlverhalten vorgeworfen In Israel wurden mehrere Polizisten aufgrund des Gesetzes zur Bestrafung von Nazis und Nazihelfern angeklagt Die meisten wurden freigesprochen weil die Gerichte die ausserordentlichen Umstande berucksichtigten Darstellung in FilmenDie Bedeutung des Judischen Ordnungsdienstes wird in Filmen wie Der Pianist und Ghetto thematisiert Siehe auchKapo KZ Einzelnachweise Judischer Ordnungsdienst In Y Gutmann et al Enzyklopadie des Holocaust Munchen 1998 ISBN 3 492 22700 7 Band II S 700 Bernard Mark Der Aufstand im Warschauer Ghetto Dietz Verlag Ost Berlin 1957 S 105 Raul Hilberg The Destruction of the European Jews Quadrangle Books Chicago 1961 p 310 Andrea Low Juden im Getto Litzmannstadt Bochum 2005 ISBN 3 8353 0050 4 S 107 im Internet Judischer Ordnungsdienst In Y Gutmann et al Enzyklopadie des Holocaust Band II S 702 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