Kalte Nahwärme beziehungsweise Kalte Fernwärme ist eine technische Variante eines Wärmenetzes das mit niedrigen Übertrag
Kalte Nahwärme

Kalte Nahwärme beziehungsweise Kalte Fernwärme ist eine technische Variante eines Wärmenetzes, das mit niedrigen Übertragungstemperaturen in der Nähe der Umgebungstemperatur arbeitet und daher sowohl Wärme als auch Kälte bereitstellen kann. Üblich sind Übertragungstemperaturen im Bereich von ca. 10–25 °C, wodurch diese Systeme mit Temperaturen deutlich unterhalb herkömmlicher Fern- oder Nahwärmesysteme arbeiten. Dadurch können verschiedene Verbraucher unabhängig voneinander gleichzeitig heizen und kühlen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Wärmenetzen erfolgen Warmwassererzeugung und Gebäudeheizung nicht direkt über Wärmetauscher, sondern über Wasser-Wärmepumpen, die ihre Wärmeenergie aus dem Wärmenetz gewinnen. Die Kühlung kann entweder direkt über das Kaltwärmenetz oder ggf. indirekt über die Wärmepumpen erfolgen.
Kalte Nahwärmenetze werden teils auch als Anergienetze bezeichnet. Die Sammelbezeichnung in der wissenschaftlichen Fachterminologie für derartige Systeme lautet englisch 5th generation district heating and cooling ‚Fernwärme und -kälte der Fünften Generation‘. Aufgrund der Möglichkeit, komplett mittels erneuerbarer Energien betrieben zu werden und zugleich einen Beitrag zum Ausgleich der schwankenden Produktion von Windkraft- und Photovoltaikanlagen zu leisten, gelten kalte Nahwärmenetze als vielversprechende Option für eine nachhaltige, potenziell treibhausgas- und emissionsfreie Wärmeversorgung und damit als Kerntechnologie einer Wärmewende.
Begriffe
Mit Stand 2019 hat sich noch keine einheitliche Bezeichnung für die hier beschriebenen Wärmenetze der fünften Generation herausgebildet, auch existieren verschiedene Definitionen für das generelle technische Konzept. So werden in der englischsprachigen Fachliteratur die Begriffe Low temperature District Heating and Cooling (LTDHC), Low temperature networks (LTN), Cold District Heating (CHD) und Anergy networks bzw. Anergy grid verwendet. Außerdem gibt es in manchen Publikationen definitorische Konflikte bei der Abgrenzung zu „warmen“ Fernwärmenetzen, da bestimmte Autoren Low temperature District Heating and Cooling sowie Ultra-low temperature District Heating als Unterformen der vierten Generation von Fernwärmesystemen betrachten. Zudem erlaubt es die Definition von sog. low-ex-Netzen, diese sowohl als vierte als auch als fünfte Generation einzuordnen. Im deutschsprachigen Raum sind u. a. Kalte Nahwärme und Anergienetz gebräuchlich.
Geschichte
Als erstes kaltes Fernwärmenetz gilt das Wärmenetz in Arzberg in Oberfranken. Im dortigen, inzwischen stillgelegten Kraftwerk Arzberg wurde zwischen Turbinenkondensator und Kühlturm ungekühltes Kühlwasser entnommen und über Rohrleitungen zu verschiedenen Gebäuden geleitet, wo es dann als Wärmequelle für Wärmepumpen diente. Geheizt wurden damit neben verschiedenen Wohnhäusern und Gewerbebetrieben die Schule und das Schwimmbad.
Eine weitere sehr frühe Anlage wurde 1979 in Wulfen in Betrieb genommen. Dort wurden 71 Gebäude versorgt, wobei die Wärmeenergie aus dem Grundwasser entnommen wurde. 1994 wurde schließlich das erste kalte Wärmenetz eröffnet, das Abwärme aus einem Industriebetrieb nutzte, einem Textilunternehmen. Ebenfalls 1994 (nach Pellegrini und Bianchini bereits 1991) wurde im schweizerischen Oberwald ein kaltes Nahwärmenetz errichtet, das mit Sickerwasser aus dem Furka-Basistunnel betrieben wird.
Insgesamt waren mit Stand Januar 2018 in Europa 40 Anlagen in Betrieb, davon jeweils 15 in Deutschland und der Schweiz. Bei den meisten Projekten handelte es sich dabei um Pilotanlagen mit einer Wärmeleistung von einigen 100 kWth bis in den einstelligen MW-Bereich, die größte Anlage hatte eine Leistung von ca. 10 MWth. In den 2010er Jahren kamen etwa drei Anlagen pro Jahr hinzu.
Konzept
Kalte Wärmenetze sind Wärmenetze, die mit sehr niedrigen Temperaturen nahe der Umgebungswärme betrieben werden (etwa im Bereich 5–35 °C, meist zwischen 10 und 25 °C). Sie können von einer Vielzahl häufig regenerativer Wärmequellen gespeist werden und erlauben die simultane Produktion von Wärme und Kälte. Da die Betriebstemperaturen nicht ausreichend sind für die Warmwasser- und Heizwärmeproduktion, wird die Temperatur beim Abnehmer mittels Wärmepumpen auf das erforderliche Niveau angehoben. Auf die gleiche Art und Weise kann auch Kälte produziert werden und die Abwärme ins Wärmenetz zurückgespeist werden. Auf diese Weise sind Angeschlossene nicht nur Kunden, sondern können als Prosumer fungieren, die abhängig von den jeweiligen Umständen sowohl Wärme konsumieren oder produzieren können.
Das Konzept der kalten Nahwärmenetze stammt von Grundwasserwärmepumpen als auch Open-Loop-Wärmepumpen ab. Während erstere vorwiegend zur Versorgung von Einzelhäusern eingesetzt werden, sind letztere häufig in Gewerbegebäuden anzutreffen, die sowohl Wärme- als auch Kühlbedarf haben und diesen parallel decken müssen. Kalte Nahwärme erweitert dieses Konzept auf einzelne Wohngebiete oder Stadtteile. Wie gewöhnliche Erdwärmepumpen haben Kalte Nahwärmenetze gegenüber Luftwärmepumpen den Vorteil, aufgrund des niedrigeren Temperaturdeltas zwischen Wärmequelle und Heiztemperatur effizienter zu arbeiten. Gegenüber Erdwärmepumpen haben Kalte Nahwärmenetze jedoch den zusätzlichen Vorteil, dass auch im städtischen Raum, wo häufig Platzprobleme den Einsatz von Erdwärmepumpen verhindern, über zentrale Wärmespeicher saisonal Wärme gespeichert werden kann, und darüber hinaus die unterschiedlichen Lastprofile verschiedener Gebäude ggf. einen Ausgleich zwischen Wärme- und Kältebedarf ermöglichen. Während heutzutage der Kältebedarf häufig durch Kältemaschinen gedeckt wird, die ihre Abwärme ungenutzt in die Umgebung abgeben, könnte zukünftig die freiwerdende Abwärme sinnvoll genutzt werden, wodurch erhebliches Potential zur Energieeinsparung besteht. Eine Nutzung dieser Abwärme wird zudem auch deshalb für wichtig erachtet, weil zukünftig mit einer deutlichen Steigerung des Kühlbedarfes gerechnet wird.
Besonders gut ist ihr Einsatz dort geeignet, wo verschiedene Arten von Bebauung (Wohngebäude, Gewerbe, Supermärkte etc.) existieren und somit sowohl Wärme und Kälte nachgefragt wird, wodurch ein Energieausgleich über kurze oder lange Zeiträume ermöglicht wird. Alternativ ermöglichen saisonale Wärmespeicher einen Ausgleich von Energieeinspeisung und -nachfrage. Durch die Nutzung verschiedener (Ab)-Wärmequellen und die Kombination von Wärmequellen und Wärmesenken können zudem Synergien geschaffen werden und die Wärmeversorgung in Richtung einer Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt werden. Zudem ermöglicht die niedrige Betriebstemperatur der Kaltwärmenetze sonst kaum nutzbare Niedertemperaturabwärme unkompliziert in das Netz einzuspeisen. Gleichzeitig verringert die niedrige Betriebstemperatur die Wärmeverluste des Wärmenetzes deutlich, was insbesondere im Sommer, wo nur eine geringe Wärmenachfrage herrscht, die Energieverluste begrenzt.
Die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpen ist gerade verglichen mit Luft-Wärmepumpen relativ hoch. Eine Untersuchung von 40 bis zum Jahr 2018 in Betrieb genommenen Anlagen ergab, dass die Wärmepumpen bei einem Großteil der untersuchten Systeme eine Jahresarbeitszahl von mindestens 4 erreichten; die höchsten Werte lagen bei 6.
Technologisch gehören Kalte Wärmenetze zum Konzept der intelligenten Wärmenetze. Sie folgen dem allgemeinen Trend, die Übertragungstemperaturen von Wärmenetzen immer weiter abzusenken.
Komponenten
Wärmequellen
Als Energielieferant für das Kaltwärmenetz kommen diverse Wärmequellen in Frage, insbesondere erneuerbare Quellen wie das Erdreich, Gewässer, gewerbliche und industrielle Abwärme, Solarthermie und Umgebungsluft, die einzeln oder in Kombination genutzt werden können. Aufgrund des generell modularen Aufbaus kalter Nahwärmenetze können bei weiterem Ausbau des Netzes nach und nach neue Wärmequellen erschlossen werden, sodass größere Wärmenetze über eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen gespeist werden können.
In der Praxis nahezu unerschöpfliche Quellen sind z. B. Meerwasser, Flüsse, Seen oder Grundwasser. Von den mit Stand Januar 2018 40 in Europa in Betrieb befindlichen Kaltwärmenetzen nutzten 17 Gewässer bzw. Grundwasser als Wärmequelle. Zweitwichtigste Wärmequelle war die Erdwärme. Diese wird zumeist über geothermische Bohrungen mittels senkrechter Erdwärmesonden erschlossen. Möglich ist aber auch die Nutzung von Flächenkollektoren wie z. B. . Hierbei werden auf landwirtschaftlicher Nutzfläche, etwa in 1,5 bis 2 m Tiefe und damit unterhalb der Arbeitstiefe landwirtschaftlicher Geräte, waagrechte Kollektoren eingepflügt, die dem Boden bei Bedarf Wärme entziehen können. Dieses Konzept, das die weitere landwirtschaftliche Nutzung erlaubt, wurde beispielsweise in einem Kaltwärmenetz in Wüstenrot realisiert.
Zudem existieren Kaltwärmenetze, die geothermische Energie aus Tunneln sowie aufgegebenen Kohleminen gewinnen. Ebenfalls genutzt werden kann Abwärme aus Industrie- und Gewerbebetrieben. Beispielsweise nutzen zwei Kaltwärmenetze in Aurich und Herford die Abwärme von Molkereien und eine weitere Anlage in der Schweiz Abwärme aus einem Biomassekraftwerk, während ein weiteres Kaltwärmenetz auf Abwärme aus einem Textilbetrieb zurückgriff. Niedertemperatur-Industrieabwärme stellt eine bedeutende Wärmequelle dar: In urbanen Räumen kann das zur Verfügung stehende Abwärmepotential im Bereich von 50 und 120 % des gesamten Wärmebedarfs liegen. So befinden sich beispielsweise Rechenzentren, die weltweit am schnellsten wachsenden Energieverbraucher, deren Stromverbrauch in Deutschland sich im Jahr 2018 auf 14 Terawattstunden summierte, meist in großen Städten, da dort der Rechenbedarf lokalisiert ist. Da die Abwärmetemperatur bei üblichen luftgekühlten Rechenzentren knapp 30 °C beträgt, ist hier die Einspeisung in kalte Nahwärmenetze besonders sinnvoll.
Weitere mögliche Wärmequellen sind u. a. Solarthermie (insbesondere zur Regeneration geothermischer Quellen und Beladung von Speichern), Großwärmepumpen, die Umweltwärme nutzen, die Kanalisation, Blockheizkraftwerke und biogen oder fossil befeuerte Spitzenlastkessel zur Unterstützung anderer Wärmequellen. Die niedrigen Betriebstemperaturen von Kaltwärmenetzen begünstigen dabei besonders Solarthermieanlagen, BHKWs und die Abwärmenutzung, da diese unter diesen Bedingungen mit maximaler Effizienz arbeiten können. Zugleich ermöglichen Kaltwärmenetze Industrie- und Gewerbeunternehmen mit Abwärmepotential wie beispielsweise Supermärkten, Rechenzentren usw. die unkomplizierte Einspeisung von thermischer Energie ohne großes finanzielles Investitionsrisiko, da auf dem Temperaturniveau von Kaltwärmenetzen eine direkte Wärmeeinspeisung ohne Wärmepumpe möglich ist.
Eine weitere Wärmequelle kann auch die Rücklaufleitung konventioneller Fernwärmenetze sein. Sofern die Betriebstemperatur des Kaltwärmenetzes niedriger ist als die Bodentemperatur kann auch das Netz selbst Wärme aus dem umliegenden Boden aufnehmen. In diesem Fall wirkt dann das Netz wie eine Art Erdwärmekollektor.
(Saisonale) Wärmespeicher
Wärmespeicher in Form von saisonalen Speichern stellen ein Schlüsselelement von kalten Nahwärmesystemen dar. Zum Ausgleich saisonaler Schwankungen von Wärmeproduktion und Abnahme werden viele Kaltwärmesysteme mit einem saisonalen Wärmespeicher errichtet. Dies bietet sich vor allem dort an, wo die Struktur der Abnehmer/Prosumer nicht zu einem weitgehend ausgeglichenen Wärme- und Kühlbedarf führt oder eine ganzjährig ausreichende Wärmequelle vorhanden ist. Gut geeignet sind Aquiferspeicher und die Speicherung über Bohrlochfelder. Diese ermöglichen, überschüssige Wärme aus dem Sommerhalbjahr, z. B. aus der Kühlung, aber auch von anderen Wärmequellen einzuspeichern und damit den Boden aufzuheizen. In der Heizperiode wird dann der Prozess umgekehrt und erwärmtes Wasser gefördert und in das Kaltwärmenetz eingespeist. Möglich sind jedoch auch weitere Arten von Wärmespeichern. So nutzt beispielsweise ein Kaltwärmenetz in Fischerbach einen Eisspeicher.
Wärmenetz
Kalte Nahwärmesysteme erlauben eine Vielzahl von Netzkonfigurationen. Grob unterscheiden lassen sich offene Systeme, bei denen Wasser eingespeist, durch das Netz geschleust, wo es dann die jeweiligen Verbraucher versorgt, und schließlich in die Umwelt abgegeben wird, und geschlossene Systeme, bei denen eine Überträgerflüssigkeit, meist Sole, in einem Kreislauf zirkuliert. Weiter lassen sich die Systeme nach der Zahl der verwendeten Rohrleitungen unterscheiden. Abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten sind Konfiguration mit einer bis vier Röhren möglich:
- Einrohrsysteme werden üblicherweise bei offenen Systemen verwendet, die Oberflächen- oder Grundwasser als Wärmequelle nutzen und dieses nach Durchströmen des Wärmenetzes wieder in die Umwelt abgeben.
- In Zweirohrsystemen werden beide Rohre mit unterschiedlichen Temperaturen betrieben. Im Heizbetrieb dient die wärmere der beiden als Wärmequelle für die Wärmepumpen der Abnehmer, die kältere nimmt das durch die Wärmepumpe abgekühlte Übertragungsmedium wieder auf. Im Kühlbetrieb dient die kältere als Quelle, die von der Wärmepumpe erzeugte Wärme wird in die wärmere Leitung eingespeist.
- Dreirohrsysteme funktionieren ähnlich wie Zweirohrsysteme, jedoch existiert noch eine dritte Leitung, die mit wärmeren Wasser betrieben wird, sodass (zumindest bei Heizungen mit niedriger Vorlauftemperatur wie z. B. Fußbodenheizungen der Fall) die Heizung ohne Einsatz der Wärmepumpe erfolgen kann. Die Wärmeübertragung erfolgt dabei meist über Wärmetauscher. Abhängig von der Temperatur erfolgt die Rückspeisung nach Nutzung dann in die wärmere oder kälteren Leitung. Alternativ kann die dritte Leitung auch als Kälteleitung zur direkten Kühlung via Wärmetauscher genutzt werden.
- Vierrohrsysteme fungieren wie Dreirohrsysteme, nur dass je eine Leitung zur direkten Heizung und Kühlung vorhanden ist. Auf diese Weise lassen sich Energiekaskaden realisieren.
Generell gilt für die Leitungen von Kaltwärmenetzen, dass die Rohrleitungen im Gegensatz einfacher und günstiger gestaltet werden können als bei warmen/heißen Fernwärmesystemen. Durch die niedrigen Betriebstemperaturen kommt es nicht zu thermomechanischem Stress, was den Einsatz von gewöhnlichen Polyethylen-Röhren ohne Isolierung erlaubt, wie sie auch bei der Trinkwasserversorgung eingesetzt werden. Dies erlaubt sowohl eine schnelle als auch kostengünstige Verlegung sowie schnelle Anpassung an unterschiedliche Netzgeometrien. Ebenfalls entfallen dadurch teure Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen der Röhren, die Verschweißung von einzelnen Röhren sowie die aufwändige Vor-Ort-Isolierung von Verbindungsstücken. Allerdings müssen verglichen mit konventionellen Fernwärmeleitungen Rohre mit größerem Durchmesser verwendet werden, um die gleiche Wärmemenge transportieren zu können. Auch ist der Energiebedarf der Pumpen aufgrund der größeren Volumens höher. Hingegen können kalte Nahwärmesysteme potenziell auch dort errichtet werden, wo der Wärmebedarf der angeschlossenen Gebäude zu gering für den Betrieb eines herkömmlichen Wärmenetzes ist. So lagen 2018 9 von 16 Systemen, für die ausreichend Daten vorhanden waren, unter der Schwelle von 1,2 kW Heizleistung/m Netzlänge, die als Untergrenze für den wirtschaftlichen Betrieb konventioneller „warmer“ Nahwärmesystem angesehen wird.
Übergabestation
Gegenüber herkömmlicher „heißer“ Fernwärmenetze fällt die Übergabestation von kalten Nahwärmesystemen komplizierter, platzaufwändiger und dementsprechend teurer aus. So muss bei jedem angeschlossenen Abnehmer bzw. Prosumer eine Wärmepumpe sowie ein Wärmespeicher für Warmwasser installiert werden. Die Wärmepumpe ist üblicherweise als elektrisch angetriebene Wasser-Wasser-Wärmepumpe ausgeführt und wird zudem oft über einen Wärmetauscher physisch vom Kaltwärmenetz getrennt. Die Wärmepumpe hebt die Temperatur auf das nötige Niveau zum Beheizen der Wohnung und erzeugt das Warmwasser. Sie kann jedoch ebenso zum Kühlen des Hauses genutzt werden und die dort anfallende Wärme ins Wärmenetz einspeisen, sofern nicht direkt ohne Wärmepumpeneinsatz gekühlt wird. Zudem kann noch ein Back-Up-System wie z. B. ein Heizstab installiert sein. Ebenfalls kann ein Wärmespeicher für das Heizungssystem installiert werden, was einen flexibleren Betrieb der Wärmepumpe ermöglicht. Solche Wärmespeicher helfen ebenfalls dabei, die Leistung der Wärmepumpe klein zu halten, was wiederum die Installationskosten senkt.
Rolle im zukünftigen Energiesystem
Niedertemperatur-Wärmenetze, zu denen Kalte Nahwärmesysteme zählen, werden als vielversprechendes bzw. sogar zentrales Element für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung und Kälteversorgung im Rahmen der Energiewende und des Klimaschutzes gesehen. Nah- und Fernwärmesysteme haben verglichen mit Einzelheizungen verschiedene Vorteile: Hierzu zählen z. B. die höheren Wirkungsgrade der Anlagen, die Möglichkeit, Kraft-Wärme-Kopplung zu nutzen und bisher ungenutzte Abwärmepotentiale auszuschöpfen. Zudem werden sie als wichtiger Lösungsansatz gesehen um die Nutzung erneuerbarer Energien zu steigern und den Primärenergiebedarf und die lokalen Emissionen bei der Wärmegewinnung zu senken. Bei Verzicht auf Verbrennungstechnologien zur Einspeisung in das Kaltwärmenetz können Kohlendioxidemissionen und Schadstoffemissionen vor Ort komplett vermieden werden. Kalte Wärmenetze werden zudem als Möglichkeit gesehen, zukünftig Wärmenetze aufzubauen, die zu 100 % mittels erneuerbarer Energien gespeist werden.
Als vielversprechender Ansatz gilt ebenfalls die Nutzung von kalten Nahwärmesystemen und anderen Wärmepumpenheizungen zur Sektorenkopplung. So wird durch Power-to-Heat-Technologien einerseits elektrische Energie zum Heizen verwendet, andererseits kann auf diese Weise der Wärmesektor dabei helfen, die Systemdienstleistungen zu erbringen, um die schwankende Ökostromerzeugung im Stromsektor auszugleichen. Kalte Nahwärmenetze können somit über die Wärmepumpen zur Laststeuerung beitragen und dabei zusammen mit weiteren Speichern dabei helfen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Sofern die Dächer der versorgten Gebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet sind, ist es zudem möglich, einen Teil des Strombedarfs für die Wärmepumpen vom eigenen Dach zu beziehen. Beispielsweise wurden in Wüstenrot 20 Plusenergiehäuser errichtet, die allesamt mit Photovoltaikanlagen, einem Batteriespeicher und einem Wärmespeicher für einen möglichst hohen Eigenversorgungsgrad durch flexiblen Betrieb der Wärmepumpe ausgestattet sind.
Literatur
- Simone Buffa et al.: 5th generation district heating and cooling systems: A review of existing cases in Europe. In: Renewable and Sustainable Energy Reviews. Band 104, 2019, S. 504–522, doi:10.1016/j.rser.2018.12.059.
- Marco Pellegrini, Augusto Bianchini: The Innovative Concept of Cold District Heating Networks: A Literature Review. In: Energies. Band 11, 2018, S. 236, doi:10.3390/en11010236.
Weblinks
- »Kaltes« Nahwärmenetz spart 40.000 kg CO2 im Jahr. Energieagentur NRW. Abgerufen am 13. März 2017.
- Kalte Nahwärme in Dorsten: Pionierprojekt mit Wärmepumpen läuft seit vier Jahrzehnten und bleibt weiter im Rennen. In: EE-News, 14. November 2019. Abgerufen am 28. Juni 2020.
- Dossier zu englischsprachiger, wissenschaftlicher Fachliteratur. Abgerufen am 28. Juli 2020.
- Liste von kalten Nahwärmenetzen in Deutschland. Abgerufen am 13. Juli 2022.
Einzelnachweise
- Simone Buffa et al.: 5th generation district heating and cooling systems: A review of existing cases in Europe. In: Renewable and Sustainable Energy Reviews. Band 104, 2019, S. 504–522, doi:10.1016/j.rser.2018.12.059.
- Leonhard Müller: Handbuch der Elektrizitätswirtschaft: Technische, wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen. Berlin/Heidelberg 1998, S. 266f.
- Marco Pellegrini, Augusto Bianchini: The Innovative Concept of Cold District Heating Networks: A Literature Review. In: Energies. Band 11, 2018, S. 236, doi:10.3390/en11010236.
- Marco Wirtz et al.: Quantifying Demand Balancing in Bidirectional Low Temperature Networks. In: Energy and Buildings. Band 224, 2020, doi:10.1016/j.enbuild.2020.110245.
- Stef Boesten et al.: 5th generation district heating and cooling systems as a solution for renewable urban thermal energy supply. In: Advances in Geoscience. Band 49, 2019, S. 129–136, doi:10.5194/adgeo-49-129-2019.
- Rechenzentren sind mit Power-to-Heat eine Ressource der Zukunft. Abgerufen am 13. Oktober 2020.
- Marcus Brennenstuhl et al.: Report on a Plus-Energy District with Low-Temperature DHC Network, Novel Agrothermal Heat Source, and Applied Demand Response. In: Applied Sciences. Band 9, 2019, doi:10.3390/app9235059.
- Dietmar Schüwer: Konversion der Wärmeversorgungsstrukturen. In: Energiewirtschaftliche Tagesfragen. Band 67, Nr. 11, 2017, S. 21–25 (wupperinst.org [PDF]).
- Laura Romero Rodríguez et al.: Contributions of heat pumps to demand response: A case study of a plus-energy dwelling. In: Applied Energy. Band 214, 2018, S. 191–204, doi:10.1016/j.apenergy.2018.01.086.
Autor: www.NiNa.Az
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Kalte Nahwarme beziehungsweise Kalte Fernwarme ist eine technische Variante eines Warmenetzes das mit niedrigen Ubertragungstemperaturen in der Nahe der Umgebungstemperatur arbeitet und daher sowohl Warme als auch Kalte bereitstellen kann Ublich sind Ubertragungstemperaturen im Bereich von ca 10 25 C wodurch diese Systeme mit Temperaturen deutlich unterhalb herkommlicher Fern oder Nahwarmesysteme arbeiten Dadurch konnen verschiedene Verbraucher unabhangig voneinander gleichzeitig heizen und kuhlen Im Gegensatz zu herkommlichen Warmenetzen erfolgen Warmwassererzeugung und Gebaudeheizung nicht direkt uber Warmetauscher sondern uber Wasser Warmepumpen die ihre Warmeenergie aus dem Warmenetz gewinnen Die Kuhlung kann entweder direkt uber das Kaltwarmenetz oder ggf indirekt uber die Warmepumpen erfolgen Schematische Funktionsweise eines kalten Nahwarmenetzes Kalte Nahwarmenetze werden teils auch als Anergienetze bezeichnet Die Sammelbezeichnung in der wissenschaftlichen Fachterminologie fur derartige Systeme lautet englisch 5th generation district heating and cooling Fernwarme und kalte der Funften Generation Aufgrund der Moglichkeit komplett mittels erneuerbarer Energien betrieben zu werden und zugleich einen Beitrag zum Ausgleich der schwankenden Produktion von Windkraft und Photovoltaikanlagen zu leisten gelten kalte Nahwarmenetze als vielversprechende Option fur eine nachhaltige potenziell treibhausgas und emissionsfreie Warmeversorgung und damit als Kerntechnologie einer Warmewende BegriffeMit Stand 2019 hat sich noch keine einheitliche Bezeichnung fur die hier beschriebenen Warmenetze der funften Generation herausgebildet auch existieren verschiedene Definitionen fur das generelle technische Konzept So werden in der englischsprachigen Fachliteratur die Begriffe Low temperature District Heating and Cooling LTDHC Low temperature networks LTN Cold District Heating CHD und Anergy networks bzw Anergy grid verwendet Ausserdem gibt es in manchen Publikationen definitorische Konflikte bei der Abgrenzung zu warmen Fernwarmenetzen da bestimmte Autoren Low temperature District Heating and Cooling sowie Ultra low temperature District Heating als Unterformen der vierten Generation von Fernwarmesystemen betrachten Zudem erlaubt es die Definition von sog low ex Netzen diese sowohl als vierte als auch als funfte Generation einzuordnen Im deutschsprachigen Raum sind u a Kalte Nahwarme und Anergienetz gebrauchlich GeschichteEines der ersten kalten Nahwarmenetze nutzt Sickerwasser aus dem Furka Basistunnel als Warmequelle Als erstes kaltes Fernwarmenetz gilt das Warmenetz in Arzberg in Oberfranken Im dortigen inzwischen stillgelegten Kraftwerk Arzberg wurde zwischen Turbinenkondensator und Kuhlturm ungekuhltes Kuhlwasser entnommen und uber Rohrleitungen zu verschiedenen Gebauden geleitet wo es dann als Warmequelle fur Warmepumpen diente Geheizt wurden damit neben verschiedenen Wohnhausern und Gewerbebetrieben die Schule und das Schwimmbad Eine weitere sehr fruhe Anlage wurde 1979 in Wulfen in Betrieb genommen Dort wurden 71 Gebaude versorgt wobei die Warmeenergie aus dem Grundwasser entnommen wurde 1994 wurde schliesslich das erste kalte Warmenetz eroffnet das Abwarme aus einem Industriebetrieb nutzte einem Textilunternehmen Ebenfalls 1994 nach Pellegrini und Bianchini bereits 1991 wurde im schweizerischen Oberwald ein kaltes Nahwarmenetz errichtet das mit Sickerwasser aus dem Furka Basistunnel betrieben wird Insgesamt waren mit Stand Januar 2018 in Europa 40 Anlagen in Betrieb davon jeweils 15 in Deutschland und der Schweiz Bei den meisten Projekten handelte es sich dabei um Pilotanlagen mit einer Warmeleistung von einigen 100 kWth bis in den einstelligen MW Bereich die grosste Anlage hatte eine Leistung von ca 10 MWth In den 2010er Jahren kamen etwa drei Anlagen pro Jahr hinzu KonzeptKalte Warmenetze sind Warmenetze die mit sehr niedrigen Temperaturen nahe der Umgebungswarme betrieben werden etwa im Bereich 5 35 C meist zwischen 10 und 25 C Sie konnen von einer Vielzahl haufig regenerativer Warmequellen gespeist werden und erlauben die simultane Produktion von Warme und Kalte Da die Betriebstemperaturen nicht ausreichend sind fur die Warmwasser und Heizwarmeproduktion wird die Temperatur beim Abnehmer mittels Warmepumpen auf das erforderliche Niveau angehoben Auf die gleiche Art und Weise kann auch Kalte produziert werden und die Abwarme ins Warmenetz zuruckgespeist werden Auf diese Weise sind Angeschlossene nicht nur Kunden sondern konnen als Prosumer fungieren die abhangig von den jeweiligen Umstanden sowohl Warme konsumieren oder produzieren konnen Das Konzept der kalten Nahwarmenetze stammt von Grundwasserwarmepumpen als auch Open Loop Warmepumpen ab Wahrend erstere vorwiegend zur Versorgung von Einzelhausern eingesetzt werden sind letztere haufig in Gewerbegebauden anzutreffen die sowohl Warme als auch Kuhlbedarf haben und diesen parallel decken mussen Kalte Nahwarme erweitert dieses Konzept auf einzelne Wohngebiete oder Stadtteile Wie gewohnliche Erdwarmepumpen haben Kalte Nahwarmenetze gegenuber Luftwarmepumpen den Vorteil aufgrund des niedrigeren Temperaturdeltas zwischen Warmequelle und Heiztemperatur effizienter zu arbeiten Gegenuber Erdwarmepumpen haben Kalte Nahwarmenetze jedoch den zusatzlichen Vorteil dass auch im stadtischen Raum wo haufig Platzprobleme den Einsatz von Erdwarmepumpen verhindern uber zentrale Warmespeicher saisonal Warme gespeichert werden kann und daruber hinaus die unterschiedlichen Lastprofile verschiedener Gebaude ggf einen Ausgleich zwischen Warme und Kaltebedarf ermoglichen Wahrend heutzutage der Kaltebedarf haufig durch Kaltemaschinen gedeckt wird die ihre Abwarme ungenutzt in die Umgebung abgeben konnte zukunftig die freiwerdende Abwarme sinnvoll genutzt werden wodurch erhebliches Potential zur Energieeinsparung besteht Eine Nutzung dieser Abwarme wird zudem auch deshalb fur wichtig erachtet weil zukunftig mit einer deutlichen Steigerung des Kuhlbedarfes gerechnet wird Besonders gut ist ihr Einsatz dort geeignet wo verschiedene Arten von Bebauung Wohngebaude Gewerbe Supermarkte etc existieren und somit sowohl Warme und Kalte nachgefragt wird wodurch ein Energieausgleich uber kurze oder lange Zeitraume ermoglicht wird Alternativ ermoglichen saisonale Warmespeicher einen Ausgleich von Energieeinspeisung und nachfrage Durch die Nutzung verschiedener Ab Warmequellen und die Kombination von Warmequellen und Warmesenken konnen zudem Synergien geschaffen werden und die Warmeversorgung in Richtung einer Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt werden Zudem ermoglicht die niedrige Betriebstemperatur der Kaltwarmenetze sonst kaum nutzbare Niedertemperaturabwarme unkompliziert in das Netz einzuspeisen Gleichzeitig verringert die niedrige Betriebstemperatur die Warmeverluste des Warmenetzes deutlich was insbesondere im Sommer wo nur eine geringe Warmenachfrage herrscht die Energieverluste begrenzt Die Jahresarbeitszahl der Warmepumpen ist gerade verglichen mit Luft Warmepumpen relativ hoch Eine Untersuchung von 40 bis zum Jahr 2018 in Betrieb genommenen Anlagen ergab dass die Warmepumpen bei einem Grossteil der untersuchten Systeme eine Jahresarbeitszahl von mindestens 4 erreichten die hochsten Werte lagen bei 6 Technologisch gehoren Kalte Warmenetze zum Konzept der intelligenten Warmenetze Sie folgen dem allgemeinen Trend die Ubertragungstemperaturen von Warmenetzen immer weiter abzusenken KomponentenWarmequellen Kalte Warmenetze eignen sich hervorragend fur die Nutzung von Abwarme aus Industrie und Gewerbe Als Energielieferant fur das Kaltwarmenetz kommen diverse Warmequellen in Frage insbesondere erneuerbare Quellen wie das Erdreich Gewasser gewerbliche und industrielle Abwarme Solarthermie und Umgebungsluft die einzeln oder in Kombination genutzt werden konnen Aufgrund des generell modularen Aufbaus kalter Nahwarmenetze konnen bei weiterem Ausbau des Netzes nach und nach neue Warmequellen erschlossen werden sodass grossere Warmenetze uber eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen gespeist werden konnen In der Praxis nahezu unerschopfliche Quellen sind z B Meerwasser Flusse Seen oder Grundwasser Von den mit Stand Januar 2018 40 in Europa in Betrieb befindlichen Kaltwarmenetzen nutzten 17 Gewasser bzw Grundwasser als Warmequelle Zweitwichtigste Warmequelle war die Erdwarme Diese wird zumeist uber geothermische Bohrungen mittels senkrechter Erdwarmesonden erschlossen Moglich ist aber auch die Nutzung von Flachenkollektoren wie z B Hierbei werden auf landwirtschaftlicher Nutzflache etwa in 1 5 bis 2 m Tiefe und damit unterhalb der Arbeitstiefe landwirtschaftlicher Gerate waagrechte Kollektoren eingepflugt die dem Boden bei Bedarf Warme entziehen konnen Dieses Konzept das die weitere landwirtschaftliche Nutzung erlaubt wurde beispielsweise in einem Kaltwarmenetz in Wustenrot realisiert Zudem existieren Kaltwarmenetze die geothermische Energie aus Tunneln sowie aufgegebenen Kohleminen gewinnen Ebenfalls genutzt werden kann Abwarme aus Industrie und Gewerbebetrieben Beispielsweise nutzen zwei Kaltwarmenetze in Aurich und Herford die Abwarme von Molkereien und eine weitere Anlage in der Schweiz Abwarme aus einem Biomassekraftwerk wahrend ein weiteres Kaltwarmenetz auf Abwarme aus einem Textilbetrieb zuruckgriff Niedertemperatur Industrieabwarme stellt eine bedeutende Warmequelle dar In urbanen Raumen kann das zur Verfugung stehende Abwarmepotential im Bereich von 50 und 120 des gesamten Warmebedarfs liegen So befinden sich beispielsweise Rechenzentren die weltweit am schnellsten wachsenden Energieverbraucher deren Stromverbrauch in Deutschland sich im Jahr 2018 auf 14 Terawattstunden summierte meist in grossen Stadten da dort der Rechenbedarf lokalisiert ist Da die Abwarmetemperatur bei ublichen luftgekuhlten Rechenzentren knapp 30 C betragt ist hier die Einspeisung in kalte Nahwarmenetze besonders sinnvoll Weitere mogliche Warmequellen sind u a Solarthermie insbesondere zur Regeneration geothermischer Quellen und Beladung von Speichern Grosswarmepumpen die Umweltwarme nutzen die Kanalisation Blockheizkraftwerke und biogen oder fossil befeuerte Spitzenlastkessel zur Unterstutzung anderer Warmequellen Die niedrigen Betriebstemperaturen von Kaltwarmenetzen begunstigen dabei besonders Solarthermieanlagen BHKWs und die Abwarmenutzung da diese unter diesen Bedingungen mit maximaler Effizienz arbeiten konnen Zugleich ermoglichen Kaltwarmenetze Industrie und Gewerbeunternehmen mit Abwarmepotential wie beispielsweise Supermarkten Rechenzentren usw die unkomplizierte Einspeisung von thermischer Energie ohne grosses finanzielles Investitionsrisiko da auf dem Temperaturniveau von Kaltwarmenetzen eine direkte Warmeeinspeisung ohne Warmepumpe moglich ist Eine weitere Warmequelle kann auch die Rucklaufleitung konventioneller Fernwarmenetze sein Sofern die Betriebstemperatur des Kaltwarmenetzes niedriger ist als die Bodentemperatur kann auch das Netz selbst Warme aus dem umliegenden Boden aufnehmen In diesem Fall wirkt dann das Netz wie eine Art Erdwarmekollektor Saisonale Warmespeicher Funktionsweise eines Erdwarmekollektors Diese Kollektoren konnen ebenfalls zur saisonalen Speicherung dienen Warmespeicher in Form von saisonalen Speichern stellen ein Schlusselelement von kalten Nahwarmesystemen dar Zum Ausgleich saisonaler Schwankungen von Warmeproduktion und Abnahme werden viele Kaltwarmesysteme mit einem saisonalen Warmespeicher errichtet Dies bietet sich vor allem dort an wo die Struktur der Abnehmer Prosumer nicht zu einem weitgehend ausgeglichenen Warme und Kuhlbedarf fuhrt oder eine ganzjahrig ausreichende Warmequelle vorhanden ist Gut geeignet sind Aquiferspeicher und die Speicherung uber Bohrlochfelder Diese ermoglichen uberschussige Warme aus dem Sommerhalbjahr z B aus der Kuhlung aber auch von anderen Warmequellen einzuspeichern und damit den Boden aufzuheizen In der Heizperiode wird dann der Prozess umgekehrt und erwarmtes Wasser gefordert und in das Kaltwarmenetz eingespeist Moglich sind jedoch auch weitere Arten von Warmespeichern So nutzt beispielsweise ein Kaltwarmenetz in Fischerbach einen Eisspeicher Warmenetz Kalte Nahwarmesysteme erlauben eine Vielzahl von Netzkonfigurationen Grob unterscheiden lassen sich offene Systeme bei denen Wasser eingespeist durch das Netz geschleust wo es dann die jeweiligen Verbraucher versorgt und schliesslich in die Umwelt abgegeben wird und geschlossene Systeme bei denen eine Ubertragerflussigkeit meist Sole in einem Kreislauf zirkuliert Weiter lassen sich die Systeme nach der Zahl der verwendeten Rohrleitungen unterscheiden Abhangig von den jeweiligen Gegebenheiten sind Konfiguration mit einer bis vier Rohren moglich Einrohrsysteme werden ublicherweise bei offenen Systemen verwendet die Oberflachen oder Grundwasser als Warmequelle nutzen und dieses nach Durchstromen des Warmenetzes wieder in die Umwelt abgeben In Zweirohrsystemen werden beide Rohre mit unterschiedlichen Temperaturen betrieben Im Heizbetrieb dient die warmere der beiden als Warmequelle fur die Warmepumpen der Abnehmer die kaltere nimmt das durch die Warmepumpe abgekuhlte Ubertragungsmedium wieder auf Im Kuhlbetrieb dient die kaltere als Quelle die von der Warmepumpe erzeugte Warme wird in die warmere Leitung eingespeist Dreirohrsysteme funktionieren ahnlich wie Zweirohrsysteme jedoch existiert noch eine dritte Leitung die mit warmeren Wasser betrieben wird sodass zumindest bei Heizungen mit niedriger Vorlauftemperatur wie z B Fussbodenheizungen der Fall die Heizung ohne Einsatz der Warmepumpe erfolgen kann Die Warmeubertragung erfolgt dabei meist uber Warmetauscher Abhangig von der Temperatur erfolgt die Ruckspeisung nach Nutzung dann in die warmere oder kalteren Leitung Alternativ kann die dritte Leitung auch als Kalteleitung zur direkten Kuhlung via Warmetauscher genutzt werden Vierrohrsysteme fungieren wie Dreirohrsysteme nur dass je eine Leitung zur direkten Heizung und Kuhlung vorhanden ist Auf diese Weise lassen sich Energiekaskaden realisieren Generell gilt fur die Leitungen von Kaltwarmenetzen dass die Rohrleitungen im Gegensatz einfacher und gunstiger gestaltet werden konnen als bei warmen heissen Fernwarmesystemen Durch die niedrigen Betriebstemperaturen kommt es nicht zu thermomechanischem Stress was den Einsatz von gewohnlichen Polyethylen Rohren ohne Isolierung erlaubt wie sie auch bei der Trinkwasserversorgung eingesetzt werden Dies erlaubt sowohl eine schnelle als auch kostengunstige Verlegung sowie schnelle Anpassung an unterschiedliche Netzgeometrien Ebenfalls entfallen dadurch teure Rontgen oder Ultraschalluntersuchungen der Rohren die Verschweissung von einzelnen Rohren sowie die aufwandige Vor Ort Isolierung von Verbindungsstucken Allerdings mussen verglichen mit konventionellen Fernwarmeleitungen Rohre mit grosserem Durchmesser verwendet werden um die gleiche Warmemenge transportieren zu konnen Auch ist der Energiebedarf der Pumpen aufgrund der grosseren Volumens hoher Hingegen konnen kalte Nahwarmesysteme potenziell auch dort errichtet werden wo der Warmebedarf der angeschlossenen Gebaude zu gering fur den Betrieb eines herkommlichen Warmenetzes ist So lagen 2018 9 von 16 Systemen fur die ausreichend Daten vorhanden waren unter der Schwelle von 1 2 kW Heizleistung m Netzlange die als Untergrenze fur den wirtschaftlichen Betrieb konventioneller warmer Nahwarmesystem angesehen wird Ubergabestation Sole Wasser Warmepumpe Gegenuber herkommlicher heisser Fernwarmenetze fallt die Ubergabestation von kalten Nahwarmesystemen komplizierter platzaufwandiger und dementsprechend teurer aus So muss bei jedem angeschlossenen Abnehmer bzw Prosumer eine Warmepumpe sowie ein Warmespeicher fur Warmwasser installiert werden Die Warmepumpe ist ublicherweise als elektrisch angetriebene Wasser Wasser Warmepumpe ausgefuhrt und wird zudem oft uber einen Warmetauscher physisch vom Kaltwarmenetz getrennt Die Warmepumpe hebt die Temperatur auf das notige Niveau zum Beheizen der Wohnung und erzeugt das Warmwasser Sie kann jedoch ebenso zum Kuhlen des Hauses genutzt werden und die dort anfallende Warme ins Warmenetz einspeisen sofern nicht direkt ohne Warmepumpeneinsatz gekuhlt wird Zudem kann noch ein Back Up System wie z B ein Heizstab installiert sein Ebenfalls kann ein Warmespeicher fur das Heizungssystem installiert werden was einen flexibleren Betrieb der Warmepumpe ermoglicht Solche Warmespeicher helfen ebenfalls dabei die Leistung der Warmepumpe klein zu halten was wiederum die Installationskosten senkt Rolle im zukunftigen EnergiesystemNiedertemperatur Warmenetze zu denen Kalte Nahwarmesysteme zahlen werden als vielversprechendes bzw sogar zentrales Element fur die Dekarbonisierung der Warmeversorgung und Kalteversorgung im Rahmen der Energiewende und des Klimaschutzes gesehen Nah und Fernwarmesysteme haben verglichen mit Einzelheizungen verschiedene Vorteile Hierzu zahlen z B die hoheren Wirkungsgrade der Anlagen die Moglichkeit Kraft Warme Kopplung zu nutzen und bisher ungenutzte Abwarmepotentiale auszuschopfen Zudem werden sie als wichtiger Losungsansatz gesehen um die Nutzung erneuerbarer Energien zu steigern und den Primarenergiebedarf und die lokalen Emissionen bei der Warmegewinnung zu senken Bei Verzicht auf Verbrennungstechnologien zur Einspeisung in das Kaltwarmenetz konnen Kohlendioxidemissionen und Schadstoffemissionen vor Ort komplett vermieden werden Kalte Warmenetze werden zudem als Moglichkeit gesehen zukunftig Warmenetze aufzubauen die zu 100 mittels erneuerbarer Energien gespeist werden Die weitgehende Elektrifizierung des Warmesektors ist ein zentraler Baustein der Sektorenkopplung Als vielversprechender Ansatz gilt ebenfalls die Nutzung von kalten Nahwarmesystemen und anderen Warmepumpenheizungen zur Sektorenkopplung So wird durch Power to Heat Technologien einerseits elektrische Energie zum Heizen verwendet andererseits kann auf diese Weise der Warmesektor dabei helfen die Systemdienstleistungen zu erbringen um die schwankende Okostromerzeugung im Stromsektor auszugleichen Kalte Nahwarmenetze konnen somit uber die Warmepumpen zur Laststeuerung beitragen und dabei zusammen mit weiteren Speichern dabei helfen die Versorgungssicherheit zu gewahrleisten Sofern die Dacher der versorgten Gebaude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet sind ist es zudem moglich einen Teil des Strombedarfs fur die Warmepumpen vom eigenen Dach zu beziehen Beispielsweise wurden in Wustenrot 20 Plusenergiehauser errichtet die allesamt mit Photovoltaikanlagen einem Batteriespeicher und einem Warmespeicher fur einen moglichst hohen Eigenversorgungsgrad durch flexiblen Betrieb der Warmepumpe ausgestattet sind LiteraturSimone Buffa et al 5th generation district heating and cooling systems A review of existing cases in Europe In Renewable and Sustainable Energy Reviews Band 104 2019 S 504 522 doi 10 1016 j rser 2018 12 059 Marco Pellegrini Augusto Bianchini The Innovative Concept of Cold District Heating Networks A Literature Review In Energies Band 11 2018 S 236 doi 10 3390 en11010236 WeblinksCommons Cold district heating Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kaltes Nahwarmenetz spart 40 000 kg CO2 im Jahr Energieagentur NRW Abgerufen am 13 Marz 2017 Kalte Nahwarme in Dorsten Pionierprojekt mit Warmepumpen lauft seit vier Jahrzehnten und bleibt weiter im Rennen In EE News 14 November 2019 Abgerufen am 28 Juni 2020 Dossier zu englischsprachiger wissenschaftlicher Fachliteratur Abgerufen am 28 Juli 2020 Liste von kalten Nahwarmenetzen in Deutschland Abgerufen am 13 Juli 2022 EinzelnachweiseSimone Buffa et al 5th generation district heating and cooling systems A review of existing cases in Europe In Renewable and Sustainable Energy Reviews Band 104 2019 S 504 522 doi 10 1016 j rser 2018 12 059 Leonhard Muller Handbuch der Elektrizitatswirtschaft Technische wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen Berlin Heidelberg 1998 S 266f Marco Pellegrini Augusto Bianchini The Innovative Concept of Cold District Heating Networks A Literature Review In Energies Band 11 2018 S 236 doi 10 3390 en11010236 Marco Wirtz et al Quantifying Demand Balancing in Bidirectional Low Temperature Networks In Energy and Buildings Band 224 2020 doi 10 1016 j enbuild 2020 110245 Stef Boesten et al 5th generation district heating and cooling systems as a solution for renewable urban thermal energy supply In Advances in Geoscience Band 49 2019 S 129 136 doi 10 5194 adgeo 49 129 2019 Rechenzentren sind mit Power to Heat eine Ressource der Zukunft Abgerufen am 13 Oktober 2020 Marcus Brennenstuhl et al Report on a Plus Energy District with Low Temperature DHC Network Novel Agrothermal Heat Source and Applied Demand Response In Applied Sciences Band 9 2019 doi 10 3390 app9235059 Dietmar Schuwer Konversion der Warmeversorgungsstrukturen In Energiewirtschaftliche Tagesfragen Band 67 Nr 11 2017 S 21 25 wupperinst org PDF Laura Romero Rodriguez et al Contributions of heat pumps to demand response A case study of a plus energy dwelling In Applied Energy Band 214 2018 S 191 204 doi 10 1016 j apenergy 2018 01 086