Das Lübecker Eisenbahntor war das letzte neu erbaute Lübecker Stadttor Das Wachhaus des EisenbahntorsDer Streckenverlauf
Lübecker Eisenbahntor

Das Lübecker Eisenbahntor war das letzte neu erbaute Lübecker Stadttor.
Lage
Das Eisenbahntor befand sich an der heutigen Possehlstraße, direkt bei der heutigen Wielandbrücke nahe dem nördlichen Rand des Buniamshofs.
Geschichte
Beim Bau der Lübeck-Büchener Eisenbahn wurde 1850 die alte Stadtbefestigung bei der Bastion Commis durchschnitten, um an dieser Stelle den Bahndamm (seit 1920 Possehlstraße) durch die Wallanlagen hindurch zum ersten Lübecker Bahnhof auf der Wallhalbinsel zu führen. Nach damaliger Auffassung bestand zwingend die Notwendigkeit, diesen Durchlass mit einem bewachten Tor zu versehen, denn in der Mitte des 19. Jahrhunderts war in der Stadt noch die abendliche Torsperre zur Aufrechterhaltung der nächtlichen Sicherheit in Kraft; zudem stellten die bis dahin existierenden vier Stadttore die einzigen Zugänge zum eigentlichen Stadtgebiet dar, was erst die lückenlose Erhebung der Akzise auf eingeführte Waren ermöglichte.
Parallel zu den Bauarbeiten an der Bahntrasse wurde am Durchlass ein Militärposten aufgestellt, der den Zugang kontrollierte und dafür Sorge trug, dass nur Bahnangehörige und sonstige Befugte an dieser Stelle die Stadt betraten und verließen. Nach Vollendung des Bahndamms kam das eigentliche Tor hinzu. Es bestand aus einem zweiflügligen Eisengatter über dem Gleis, welches nur auf Signal eines Bahnwärters geöffnet wurde, um abfahrende oder ankommende Züge passieren zu lassen. Durch zwei seitliche Pforten konnten Fußgänger außerhalb der nächtlichen Torsperre ebenfalls das Tor durchschreiten. Ein bis zum Stadtgraben reichender Zaun machte es unmöglich, das Eisenbahntor zu umgehen.
Erst 1854 wurde ein Wachhaus aus Backstein errichtet, das über eine offene Vorhalle zum Schutz der Gewehre vor dem Wetter verfügte; im Giebel darüber war der Lübecker Adler als deutlich sichtbares Hoheitszeichen angebracht, da es sich um ein Militärgebäude handelte. Von den Baukosten in Höhe von 5900 Courantmark trug die Eisenbahngesellschaft 1100 Mark und erwarb sich im Gegenzug das Recht, einen Teil des Gebäudes als Bahnwärterhaus zu nutzen. Die am Eisenbahntor stationierte Wache war neun Mann stark.
1863 erfolgten wegen des zweigleisigen Ausbaus der bis dahin eingleisigen Strecke Erweiterungen am Tor; für das zusätzliche Gleis wurde ein weiteres Eisengatter errichtet. Am 1. Mai 1864 wurde die Torsperre aufgehoben, aber die Akzise blieb bestehen. Daher verblieb auch der Wachposten am Eisenbahntor, dessen Fußgängerpforten weiterhin nachts verschlossen wurden. Wenig später bat die Eisenbahngesellschaft unter Verweis auf einen Unfall am 17. Januar desselben Jahres, bei dem ein Zug das nicht ausreichend weit geöffnete Tor gerammt hatte, dass die Stadt die Gatter über den Gleisen entfernen möge. Dem Antrag wurde am 4. Juni stattgegeben, so dass nur noch die Fußgängerpforten verblieben; an den Schließzeiten änderte sich nichts.
Religiöses Kuriosum
Die Entfernung der Gleistore verursachte ein unvorhergesehenes religiöses Problem: Am 15. August 1867 schrieb der Lübecker Rabbiner Alexander Sussmann Adler an den Senat und erläuterte, dass die entstandene dauerhafte Lücke in der Umwallung gläubigen Juden ernstliche Schwierigkeiten bereitete. Eine komplett ummauerte Stadt konnte als eine einzige Wohnung interpretiert werden, und innerhalb dieser Wohnung waren zahlreiche Tätigkeiten zulässig, die durch die Sabbatregeln ansonsten untersagt gewesen wären. Durch das Verschwinden der Torflügel existierte keine vollständige Umwallung mehr, was das Leben am Sabbat erheblich erschwerte. Adler schlug vor, dass die Eisenbahngesellschaft auf Kosten der jüdischen Gemeinde seitlich des Bahndamms symbolische Torflügel aus Holz errichte, die sich nicht schließen ließen, aber ausreichend waren, um den religiösen Vorschriften Genüge zu tun. Der Senat befürwortete diesen Vorschlag und wies die Bahndirektion am 7. September an, das rein rituelle Tor umgehend zu bauen.
Bei einem erneuten Ausbau des Bahndamms 1870 wurde die Entfernung dieser Torattrappe nötig; der Senat gab die Erlaubnis hierzu, behielt sich aber ausdrücklich vor, eine Wiedererrichtung an geeigneter Stelle zu veranlassen, sollte Bedarf bestehen. Die jüdische Gemeinde äußerte aber keinen derartigen Wunsch.
Ende des Tors
1874 wurde auch die Akzise aufgehoben, wodurch die bewachten Fußgängerpforten keinen Zweck mehr erfüllten. Der Posten wurde abgezogen, die Gitter entfernt; die Wache blieb ungenutzt und wurde schließlich 1887 an die Lübeck-Büchener Eisenbahn vermietet, die nunmehr das ganze Gebäude als Bahnwärterhaus nutzen konnte.
Beim Bau des neuen Hauptbahnhofs ab 1905 wurde auch die Bahnstrecke verlegt und 1908 stillgelegt; die Gleise wurden entfernt. Für ein Bahnwärterhaus an dieser Stelle bestand somit kein Bedarf mehr. Das Wachgebäude sah in der Folgezeit verschiedene Nutzungen, befand sich 1934 in vernachlässigtem Zustand und wurde später als letzter Überrest des Eisenbahntors abgerissen.
Literatur
- Johannes Warncke: Das Eisenbahntor in Lübeck, in: Heimatblätter – Mitteilungen des Vereins für Heimatschutz Lübeck, Nr. 112, 24. Mai 1934. Verlag Charles Coleman, Lübeck
Koordinaten: 53° 51′ 33,9″ N, 10° 40′ 47″ O
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Das Lubecker Eisenbahntor war das letzte neu erbaute Lubecker Stadttor Das Wachhaus des EisenbahntorsDer Streckenverlauf um 1885Die Lage des einstigen Eisenbahntors durch einen roten Kreis markiert auf einem Stadtplan von 1910LageDas Eisenbahntor befand sich an der heutigen Possehlstrasse direkt bei der heutigen Wielandbrucke nahe dem nordlichen Rand des Buniamshofs GeschichteBeim Bau der Lubeck Buchener Eisenbahn wurde 1850 die alte Stadtbefestigung bei der Bastion Commis durchschnitten um an dieser Stelle den Bahndamm seit 1920 Possehlstrasse durch die Wallanlagen hindurch zum ersten Lubecker Bahnhof auf der Wallhalbinsel zu fuhren Nach damaliger Auffassung bestand zwingend die Notwendigkeit diesen Durchlass mit einem bewachten Tor zu versehen denn in der Mitte des 19 Jahrhunderts war in der Stadt noch die abendliche Torsperre zur Aufrechterhaltung der nachtlichen Sicherheit in Kraft zudem stellten die bis dahin existierenden vier Stadttore die einzigen Zugange zum eigentlichen Stadtgebiet dar was erst die luckenlose Erhebung der Akzise auf eingefuhrte Waren ermoglichte Parallel zu den Bauarbeiten an der Bahntrasse wurde am Durchlass ein Militarposten aufgestellt der den Zugang kontrollierte und dafur Sorge trug dass nur Bahnangehorige und sonstige Befugte an dieser Stelle die Stadt betraten und verliessen Nach Vollendung des Bahndamms kam das eigentliche Tor hinzu Es bestand aus einem zweiflugligen Eisengatter uber dem Gleis welches nur auf Signal eines Bahnwarters geoffnet wurde um abfahrende oder ankommende Zuge passieren zu lassen Durch zwei seitliche Pforten konnten Fussganger ausserhalb der nachtlichen Torsperre ebenfalls das Tor durchschreiten Ein bis zum Stadtgraben reichender Zaun machte es unmoglich das Eisenbahntor zu umgehen Erst 1854 wurde ein Wachhaus aus Backstein errichtet das uber eine offene Vorhalle zum Schutz der Gewehre vor dem Wetter verfugte im Giebel daruber war der Lubecker Adler als deutlich sichtbares Hoheitszeichen angebracht da es sich um ein Militargebaude handelte Von den Baukosten in Hohe von 5900 Courantmark trug die Eisenbahngesellschaft 1100 Mark und erwarb sich im Gegenzug das Recht einen Teil des Gebaudes als Bahnwarterhaus zu nutzen Die am Eisenbahntor stationierte Wache war neun Mann stark 1863 erfolgten wegen des zweigleisigen Ausbaus der bis dahin eingleisigen Strecke Erweiterungen am Tor fur das zusatzliche Gleis wurde ein weiteres Eisengatter errichtet Am 1 Mai 1864 wurde die Torsperre aufgehoben aber die Akzise blieb bestehen Daher verblieb auch der Wachposten am Eisenbahntor dessen Fussgangerpforten weiterhin nachts verschlossen wurden Wenig spater bat die Eisenbahngesellschaft unter Verweis auf einen Unfall am 17 Januar desselben Jahres bei dem ein Zug das nicht ausreichend weit geoffnete Tor gerammt hatte dass die Stadt die Gatter uber den Gleisen entfernen moge Dem Antrag wurde am 4 Juni stattgegeben so dass nur noch die Fussgangerpforten verblieben an den Schliesszeiten anderte sich nichts Religioses KuriosumSiehe auch Eruv Die Entfernung der Gleistore verursachte ein unvorhergesehenes religioses Problem Am 15 August 1867 schrieb der Lubecker Rabbiner Alexander Sussmann Adler an den Senat und erlauterte dass die entstandene dauerhafte Lucke in der Umwallung glaubigen Juden ernstliche Schwierigkeiten bereitete Eine komplett ummauerte Stadt konnte als eine einzige Wohnung interpretiert werden und innerhalb dieser Wohnung waren zahlreiche Tatigkeiten zulassig die durch die Sabbatregeln ansonsten untersagt gewesen waren Durch das Verschwinden der Torflugel existierte keine vollstandige Umwallung mehr was das Leben am Sabbat erheblich erschwerte Adler schlug vor dass die Eisenbahngesellschaft auf Kosten der judischen Gemeinde seitlich des Bahndamms symbolische Torflugel aus Holz errichte die sich nicht schliessen liessen aber ausreichend waren um den religiosen Vorschriften Genuge zu tun Der Senat befurwortete diesen Vorschlag und wies die Bahndirektion am 7 September an das rein rituelle Tor umgehend zu bauen Bei einem erneuten Ausbau des Bahndamms 1870 wurde die Entfernung dieser Torattrappe notig der Senat gab die Erlaubnis hierzu behielt sich aber ausdrucklich vor eine Wiedererrichtung an geeigneter Stelle zu veranlassen sollte Bedarf bestehen Die judische Gemeinde ausserte aber keinen derartigen Wunsch Ende des Tors1874 wurde auch die Akzise aufgehoben wodurch die bewachten Fussgangerpforten keinen Zweck mehr erfullten Der Posten wurde abgezogen die Gitter entfernt die Wache blieb ungenutzt und wurde schliesslich 1887 an die Lubeck Buchener Eisenbahn vermietet die nunmehr das ganze Gebaude als Bahnwarterhaus nutzen konnte Beim Bau des neuen Hauptbahnhofs ab 1905 wurde auch die Bahnstrecke verlegt und 1908 stillgelegt die Gleise wurden entfernt Fur ein Bahnwarterhaus an dieser Stelle bestand somit kein Bedarf mehr Das Wachgebaude sah in der Folgezeit verschiedene Nutzungen befand sich 1934 in vernachlassigtem Zustand und wurde spater als letzter Uberrest des Eisenbahntors abgerissen LiteraturJohannes Warncke Das Eisenbahntor in Lubeck in Heimatblatter Mitteilungen des Vereins fur Heimatschutz Lubeck Nr 112 24 Mai 1934 Verlag Charles Coleman Lubeck 53 859427 10 679714 Koordinaten 53 51 33 9 N 10 40 47 O