Mobilitätsmanagement beschreibt die zielorientierte Beeinflussung des individuellen Mobilitätsverhaltens Dazu gehört die
Mobilitätsmanagement

Mobilitätsmanagement beschreibt die zielorientierte Beeinflussung des individuellen Mobilitätsverhaltens. Dazu gehört die Anwendung von Maßnahmen, die die Wahrnehmung und Bewertung der Verkehrsmöglichkeiten von Individuen oder Zielgruppen beeinflussen.
Mobilitätsmanagement wirkt auf der Ebene der räumlichen Mobilität und ermöglicht dadurch die zielorientierte Gestaltung von Verkehr, noch bevor dieser entsteht.
Mobilitätsmanagement stellt neben der Infrastrukturplanung und dem Verkehrsmanagement die dritte Dimensionen der modernen Verkehrsplanung dar. Das gemeinsame Ziel dieser Gestaltungsdimensionen wird durch die Verkehrspolitik bestimmt und orientiert sich in der Regel an zeitgenössischen Leitbildern, wie dem Umweltverträglichen Verkehr oder der Menschengerechten Stadt.
Theoretische Grundlagen
Begriffsentwicklung
Ursprünglich in den Vereinigten Staaten als Transport Demand Management konzipiert, wurde Mobilitätsmanagement als Begriff in Deutschland zum ersten Mal 1995 im Rahmen eines Arbeitspapieres der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) detaillierter beschrieben. In diesem Papier wird Mobilitätsmanagement als komplementäres Gestaltungsfeld zum klassischen Verkehrsmanagement betrachtet mit dem spezifischen Ziel einer Verlagerung und Reduktion des motorisierten Verkehrs. Im Fokus stehen anfänglich die Maßnahmenfelder Betrieb, Kommunikation sowie die Information über zur Verfügung stehende Mobilitätsangebote. Dieses Begriffsverständnis wurde 2001 in einem Grundlagenpapier vom Umweltbundesamt weiterentwickelt und Mobilitätsmanagement als „systematisches Vorgehen zur Planung, Realisierung, Inbetriebnahme und Evaluierung von Maßnahmen zur Lösung stadt- und verkehrsplanerischer Problemstellungen“ beschrieben. In diesem Kontext wird Mobilitätsmanagement zum ersten Mal als systematischer Ansatz verstanden, um in Verwaltung und Politik integrierte Verkehrsentwicklungsplanung zu implementieren.
Auf europäischer Ebene ist in den EU-Projekten MOMENTUM und MOSAIC Ende der 1990er Jahre das common concept of mobility management entwickelt worden und basiert auf dem Ansatz des amerikanischen Transport Demand Managements. In dem europäischen Ansatz liegt der Fokus stärker auf der Vermittlung zwischen politischer und operativer Ebene. Mobilitätsmanagement beschreibt hierbei einen nachfrageorientierten Ansatz im Bereich des Personen- und Güterverkehrs, der neue Kooperationen initiiert und ein Maßnahmenpaket bereitstellt, um eine effiziente, umwelt- und sozialverträgliche (nachhaltige) Mobilität anzuregen und zu fördern. Die Maßnahmen basieren im Wesentlichen auf den Handlungsfeldern Information, Kommunikation, Organisation und Koordination und bedürfen eines Marketings. Diese Definition beinhaltet den Mangel, dass bei der Übersetzung aus dem Englischen promotion mit „Marketing“ übersetzt worden ist. Dies passt nicht zum erweiterten Marketingverständnis. Überdenkenswert ist auch die Integration des Güterverkehrs in das Mobilitätsmanagement, da dieses in der Praxis kaum stattfindet.
Im Laufe der Jahre differenzierte sich das Begriffsverständnis von Mobilitätsmanagement immer weiter aus. Besonders die Unterscheidungskriterien, die das Mobilitätsmanagement von den klassischen Gestaltungsdimensionen abgrenzen, wurden zum Teil sehr unterschiedlich definiert. Problematisch stellte sich auch in vielen Begriffsverständnissen die Verknüpfung von Mobilitätsmanagement mit dem fest definierten Ziel der Reduktion des motorisierten Individualverkehrs dar. Dies führte dazu, dass Mobilitätsmanagement nicht wertfrei in die Planung integriert werden konnte, sondern immer abhängig von einer spezifischen politischen Zieldefinition war. Abschließend wurde, sowohl im Abschlussbericht des Forschungsprojekts Mobilitätsmanagement in Deutschland der TU Berlin, als auch in den Empfehlungen zur Anwendung von Mobilitätsmanagement der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), die Zielverknüpfung von Mobilitätsmanagement mit der Verkehrsverlagerung/-vermeidung aufgehoben.
Definitionen
Aus der Begriffsentwicklung der letzten Jahrzehnte haben sich für den deutschen Raum einerseits eine forschungstheoretische Definition (TU Berlin) und andererseits eine planungspraktische Definition (FGSV) für Mobilitätsmanagement etabliert:
- Das Mobilitätsmanagement umfasst die operative Gestaltung der subjektiven Rahmenbedingungen von Ortsveränderungsmöglichkeiten. Dazu gehört die Entwicklung und Implementation von Maßnahmen, die die subjektive Wahrnehmung von Ortsveränderungsmöglichkeiten entsprechend der strategischen Ziele gestalten.
- Mobilitätsmanagement ist die zielorientierte und zielgruppenspezifische Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens mit koordinierenden, informatorischen, organisatorischen und beratenden Maßnahmen, in der Regel unter Einbeziehung weiterer Akteure über die Verkehrsplanung hinaus.
Die erste Definition stammt aus dem Umfeld der universitären Forschungsarbeit und ordnet Mobilitätsmanagement im Kontext aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse der Mobilitätsforschung ein. Die zweite Definition entstand hingegen aus dem Umfeld praktizierender Planer und richtet sich eher an die Anwender von Mobilitätsmanagement in den Städten und Kommunen. Dieses planungspraktische Verständnis verknüpft bereits spezifische Maßnahmenkategorien und Akteursgruppen mit dem Mobilitätsmanagement, wohingegen die forschungstheoretische Sicht die exakte Ausgestaltung der Maßnahmen offen lässt. Bei dem Verständnis von Mobilitätsmanagement als Gestaltung subjektiver Rahmenbedingungen spielt stattdessen der Mensch als Ziel der Maßnahmen die entscheidende Rolle. Mobilitätsmanagement soll in Abgrenzung zum Infrastruktur- und Verkehrsmanagement explizit die subjektive Wahrnehmung von Individuen oder Zielgruppen beeinflussen. Trotz der verschiedenen Perspektiven auf das Mobilitätsmanagement widersprechen sich die beiden Definitionen im Grundsatz nicht. Folgende fünf Anforderungen von Mobilitätsmanagement lassen sich in beiden Begriffserklärungen wiederfinden:
- Zielorientierung
- Mobilitätsbezug
- Planungsintegration
- Akteurskooperation
- Kontinuität
Die „Zielorientierung“ stellt sicher, dass Mobilitätsmanagement immer im Kontext aktueller verkehrspolitischer Ziele eingebettet ist. Darüber hinaus können sich auch umweltpolitische und gesundheitspolitische Ziele im Rahmen von Mobilitätsmanagementmaßnahmen wiederfinden, jedoch muss weiterhin der „Mobilitätsbezug“ vorhanden sein. Dies bedeutet, dass sich die Maßnahmen nicht nur auf den Verkehr, sondern insbesondere auf die räumliche Mobilität der Menschen beziehen. Demgegenüber ermöglicht das Mobilitätsmanagement, im Gegensatz zur Infrastrukturplanung, auch die Vermeidung von bestimmten Verkehrsformen. Um entgegenwirkende Effekte bezüglich der Mobilität zu verhindern, ist die „Planungsintegration“ eine zentrale Anforderung. Die Einbettung von Mobilitätsmanagement innerhalb einer integrierten Planung ermöglicht nicht nur eine Abstimmung der gemeinsamen Ziele, sondern koordiniert auch die Maßnahmen mit benachbarten Planungsfeldern wie der Stadt-, Sozial- oder Umweltplanung. Die individuelle Mobilität wird von einer Vielzahl an Einflussfaktoren bestimmt, weshalb beim Mobilitätsmanagement ein besonderes Augenmerk auf die „Akteurskooperation“ fällt. Da, im Gegensatz zur klassischen Verkehrsplanung, eine Vielzahl von unterschiedlichen Akteursgruppen wie Arbeitgebern, Organisationen oder Bildungsstätten direkten oder indirekten Einfluss auf das Mobilitätsverhalten ausüben, müssen die verschiedenen Akteure bei der Konzeption und Anwendung von Mobilitätsmanagement mit einbezogen werden. Die Aufgabe, die verschiedenen Akteure zusammenzubringen und ein gemeinsames Mobilitätsmanagementkonzept aufzustellen, fällt in der Regel den Kommunen zu. Um eine effektive und langfristige Wirkung der Maßnahmen des Mobilitätsmanagements zu garantieren, spielt die „Kontinuität“ in Prozess und Anwendung eine tragende Rolle. Nur bei einer regelmäßigen und kontinuierlichen Anwendung der Maßnahmen können die Wandlungsprozesse des Mobilitätsverhaltens nachhaltig wirken. Besonders weil das Mobilitätsmanagement auf subjektiver Ebene seine Wirkung entfaltet, kann es erhebliche Zeit in Anspruch nehmen, bis sich die individuellen Routinen und Gewohnheiten entsprechend der verkehrspolitischen Ziele verändern. Um diese Kontinuität in Planung und Management zu gewährleisten, ist eine feste Institutionalisierung von Mobilitätsmanagement innerhalb der Verwaltungsorgane vorteilhaft.
Planungtheoretische Einordnung
In dem Verständnis einer lässt sich Mobilitätsmanagement als dritte Säule neben dem Infrastruktur- und Verkehrsmanagement positionieren. Die drei Planungsdimensionen bilden die operative Trias einer modernen Verkehrsplanung und ermöglichen eine integrierte Gestaltung aller Dimensionen des Verkehrssystems: Infrastruktur, Verkehrsfluss, Mensch.
Die Maßnahmen der entsprechenden Planungsdimensionen lassen sich wiederum in zwei Kategorien unterteilen: angebotsorientierte Maßnahmen (Pull) und restriktive Maßnahmen (Push). Diese Einordnung findet sich im integrierten Planungsmodell wieder, das das operative Spektrum der integrierten Verkehrsplanung darstellt. Das integrierte Planungsmodell ermöglicht eine gleichwertige Betrachtung von Mobilitätsmanagement, beispielsweise bei den Evaluationskriterien, neben den Feldern Verkehr und Infrastruktur. Es definiert aber auch klar die vertikale Trennung von der strategischen Ebene der integrierten Verkehrsplanung, die besonders in der Vergangenheit häufig zu Zielkonflikten führte.
Im Rahmen der integrierten Verkehrsplanung findet auch die Koordination mit außerverkehrlichen Planungsfeldern wie dem Bildungswesen oder der Gesundheitsvorsorge statt, bei dem enge Wechselwirkungen zu Mobilität bestehen. Besonders das Mobilitätsmanagement eröffnet dadurch neue Handlungsperspektiven für die Planung von Mobilität und Verkehr, bei der auch benachbarte Handlungsfelder in die Gestaltung mit einbezogen werden können.
Praktische Anwendung
Handlungsfelder
In der praktischen Anwendung wird in der Regel zwischen kommunalem Mobilitätsmanagement und betrieblichem Mobilitätsmanagement unterschieden. Für die Unterscheidung ist der primäre Aufgabenträger relevant: ist es die Kommune, wird von kommunalem Mobilitätsmanagement gesprochen, ist es ein Betrieb oder ein Unternehmen, wird von betrieblichem Mobilitätsmanagement gesprochen. Diese Differenzierung spielt für die Operationalisierung von Mobilitätsmanagement eine große Rolle, da sich die Ziele der Kommune (Gemeinwohl) und des Betriebs (Gewinnmaximierung) im Grundsatz unterscheiden. Ausnahme bilden die öffentlichen Unternehmen, die auf der einen Seite ein betriebliches Mobilitätsmanagementkonzept verfolgen können, auf der anderen Seite trotzdem dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Dennoch kann das betriebliche Mobilitätsmanagement auch bei privatwirtschaftlichen Akteuren den Teil eines übergeordneten kommunalen Mobilitätsmanagements darstellen, indem es die kommunalen Mobilitätsziele auf betrieblicher Ebene unterstützt.
Kommunales Mobilitätsmanagement
Die Aufgabe des kommunalen Mobilitätsmanagements besteht darin, das Planen und Handeln der für Mobilität und Verkehr relevanten Fachstellen der Kommunalverwaltungen zu koordinieren und entsprechend der verkehrspolitischen Ziele auszurichten. Dies erfordert innerhalb der Verwaltungen einen kontinuierlichen und fachgebietsübergreifenden Abstimmungs- und Entscheidungsprozess. Auf der übergeordneten Ebene der Stadtverwaltung wird der mittel- bis langfristige Rahmen für das Mobilitätsmanagement und seine Maßnahmen gesetzt. Ergebnis dieses Prozesses ist die Erstellung eines kommunalen Mobilitätskonzeptes. In diesem Mobilitätskonzept sollten folgende Punkte definiert werden:
- die Ziele des Mobilitätsmanagements
- die Handlungsfelder
- die konkreten Einzelmaßnahmen
- die Verantwortlichen der einzelnen Maßnahmenfelder
- die benötigten personellen, finanziellen und instrumentellen Ressourcen
Betriebliches Mobilitätsmanagement
Das betriebliche Mobilitätsmanagement befasst sich mit der Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens von Mitarbeitern auf Betriebsebene. Im Gegensatz zum kommunalen Mobilitätsmanagement stehen umwelt- und sozialpolitische Ziele eher im Hintergrund. Stattdessen liegt der Fokus des betrieblichen Mobilitätsmanagements auf der Kosteneffizienz und Mitarbeitergesundheit. Dennoch können flächendeckende und langfristig institutionalisierte Maßnahmen auf Betriebsebene einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Verkehrsgestaltung leisten. Jedoch gilt es für die öffentlichen Planungsträger, Anreize zu finden, die die Unternehmen unabhängig von der wirtschaftlichen Lage an die Maßnahmen bindet. Von einem vollwertigen Mobilitätsmanagement kann erst gesprochen werden, wenn mindestens den fünf Anforderungen der Zielorientierung, Mobilitätsbezug, Planungsintegration, Akteurskooperation und Kontinuität entsprochen wird.
Beispielhafte Ziele für das betriebliche Mobilitätsmanagement:
- Kosteneinsparungen (unternehmensseitig)
- Kosteneinsparungen für die Arbeitswege (arbeitnehmerseitig)
- Erhöhung der Mitarbeitermotivation (unternehmensseitig)
- Imagegewinn (unternehmensseitig)
- Verbesserung der Erreichbarkeit (arbeitnehmerseitig)
- Bewegungsförderung und Gesundheitsprävention (arbeitnehmerseitig), Verringerung der Ausfallzeiten (unternehmensseitig)
Maßnahmen
Die Maßnahmen des Mobilitätsmanagements sind durch ein wesentliches Merkmal gekennzeichnet: Die Beeinflussung des individuellen Mobilitätsverhaltens ohne direkte Wirkung auf den Verkehrsfluss (Lichtsignalanlage) oder die Infrastruktur (Straßenbau). Nach dieser Faustregel eröffnet sich ein breites Spektrum an Maßnahmen, aus dem Mobilitätsmanagement für die Erreichung der verkehrspolitischen Ziele schöpfen kann. Dazu gehören sowohl Maßnahmen der Koordination, Information und Organisation als auch ordnungs- und steuerpolitische Maßnahmen. Wie in anderen Planungsfeldern gilt auch für Mobilitätsmanagement, dass die Effektivität der Wirkungen stark von der Kombination freiwilliger und restriktiver Maßnahmen abhängt. Ein nur auf freiwilligen Angeboten basierendes Maßnahmenbündel schafft es nicht, die bestehenden Routinen beim Mobilitätsverhalten nachhaltig zu verändern. Umgekehrt führt die alleinige Nutzung von restriktiven Maßnahmen zu überhöhten Nachfragen nach Alternativen, die bei einer fehlenden angebotsorientierten Unterstützung nicht vorhanden sind. Dementsprechend gilt es, zielorientiert einen geeigneten Maßnahmenmix zu entwerfen, der den lokalen Gegebenheiten entspricht und eine effektive Zielerreichung verspricht.
Die folgende Liste gibt einen Überblick über mögliche Zielfelder mit entsprechenden Maßnahmen des Mobilitätsmanagements. Hierbei wird deutlich, dass die effektivste Erreichung des Ziels nur gemeinsam mit dem Verkehrs- und Infrastrukturmanagement garantiert werden kann.
Zielfeld | angebotsorientierte Maßnahmen des Mobilitätsmanagements | restriktive Maßnahmen des Mobilitätsmanagements | unterstützende Maßnahmen (zu Infrastruktur & Verkehr, Promotion & Anreize) |
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Anteilssteigerung Öffentlicher Nahverkehr |
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Anteilssteigerung Radverkehr |
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Anteilssteigerung Fußverkehr |
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Reduktion des umweltschädlichen Pendlerverkehrs |
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Reduktion des umweltschädlichen Wirtschaftsverkehrs |
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Akteure
Während bei der Infrastrukturplanung und der Organisation des Nahverkehrs die Akteure und Aufgabenträger durch Gesetze und andere Rechtsnormen bestimmt sind, existieren beim Mobilitätsmanagement ganz unterschiedliche Akteurskonstellationen. Die Akteure lassen sich in vier Kategorien einteilen:
- Öffentliche Hand
- Verbände und Interessenvertretungen
Jede dieser Akteursgruppen vertritt unterschiedliche Ziele und Interessen in Bezug auf das Mobilitätsmanagement. Trotz dieser divergierenden Interessenlage ist eine Zusammenarbeit und Vernetzung der unterschiedlichen Akteure ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Der „öffentlichen Hand“ kommt dabei die Aufgabe zu, die verschiedenen Akteure innerhalb eines gemeinsamen Mobilitätskonzeptes einzuhegen und die verkehrspolitischen Ziele sowie die gesellschaftlichen Interessen zu wahren. Die „privaten Verkehrsdienstleister“ vertreten in der Regel privatwirtschaftliche Interessen und treten beispielsweise in Form von Car-Sharing-Betreibern oder Beratungsunternehmen auf. Um langfristig im deutschen Verkehrsmarkt eine Rolle zu spielen, müssen die Verkehrsdienstleister in Kooperation mit Stadt und Kommune treten und gemeinsam den öffentlichen Verkehrsmarkt um zielorientierte Innovationen und Angebote erweitern. Den „Verbänden und Interessenvertretungen“ kommt die Aufgabe zu, die Interessen der Verkehrsnutzer oder der Verkehrsumwelt zu vertreten. Eine Schlüsselrolle kommt den Verbänden bei der Vernetzung der verschiedenen Akteure sowie der Öffentlichkeitsarbeit zu, da sie meist über die Mittel und Kenntnisse zu deren effektiver Anwendung verfügen. Zu den „Verkehrserzeugern“ gehören all diejenigen Einrichtungen, die auf Grund ihrer Funktion (Arbeit, Bildung, Kultur) einen großen Einfluss auf die Erzeugung von Verkehrsströmen ausüben. Durch den steigenden Problemdruck durch den Verkehr, besonders in Städten, sehen sich mittlerweile auch die Verkehrserzeuger gezwungen, aktiv bei der Gestaltung des Verkehrsgeschehens mitzuwirken. Besonders öffentliche Einrichtungen, aber auch immer mehr privatwirtschaftliche Unternehmen werden, beispielsweise durch betriebliches Mobilitätsmanagement, in das Mobilitätskonzept von Kommunen und Städten eingebunden.
Eine weiterführende Untersuchung der verschiedenen Akteurskonstellationen von Mobilitätsmanagement im Rahmen der Mobilitätsforschung konnte 14 unterschiedliche Akteursgruppen in Deutschland identifizieren. Die Gruppen unterscheiden sich dahingehend, dass sie jeweils eigene Interessen und Ziele mit dem Mobilitätsmanagement verbinden. Für ein zielorientiertes Mobilitätsmanagement ist deshalb ein ganzheitliches Strategiekonzept nötig, das die Interessen der verschiedenen Akteursgruppen mit den Zielen der Verkehrspolitik in Einklang bringt. Eine detailliertere Beschreibung der dargestellten Akteursgruppen, deren Interessen und entsprechende akteursspezifische Handlungsempfehlungen finden sich in der Broschüre „Mobilität erfolgreich managen“, die im Rahmen des Forschungsprojektes Mobilitätsmanagement der TU Berlin entstanden ist.
Eine weitere Akteursgruppe sind die Personalvertretungen und Betriebsräte, die mit der Argumentation sichere und stressarme Arbeitswege für die Beschäftigten insbesondere bei der Interessenvertretung mittlerer und größerer Belegschaften bei den Arbeitgebern sehr erfolgreich Maßnahmen des Mobilitätsmanagements initiieren bzw. beeinflussen können. Als Beispiele seien hier die Betriebsräte des Volkswagen-Werks Wolfsburg (Mitwirkung in der 2012–2024 aktiven Taskforce Verkehr) und des Siemens-Mobility-Standortes Braunschweig genannt. Speziell auf diese Akteursgruppe zugeschnitten hat der Auto Club Europa (ACE) im Rahmen seines Programmes Gute Wege zur guten Arbeit ein eigenes Handbuch herausgegeben.
Literatur
- Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Empfehlungen zur Anwendung von Mobilitätsmanagement. FGSV-Verlag, Köln 2018.
- Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung: Mobilität erfolgreich managen. Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement. Berlin 2018.
- Oliver Schwedes, Alexander Rammert: Mobilitätsmanagement. Ein neues Handlungsfeld Integrierter Verkehrsplanung. Springer VS, Wiesbaden 2020.
- Kosteneffizienz durch Mobilitätsmanagement: Handbuch für die kommunale Praxis. (PDF; 1,7 MB) Zukunftsnetz Mobilität NRW, 5. Oktober 2016, abgerufen am 5. April 2024.
- Mechtild Stiewe, Ulrike Reutter (Hrsg.): Mobilitätsmanagement – Wissenschaftliche Grundlagen und Wirkungen in der Praxis. Klartextverlag, Essen 2012.
Weblinks
- Zukunftsnetz Mobilität NRW
- Plattform für Mobilitätsmanagement in Deutschland
- Plattform für Mobilitätsmanagement in Europa
- Online Transportation Demand Management Encyclopedia
Einzelnachweise
- Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Öffentlicher Personennahverkehr. Mobilitätsmanagement – ein neuer Ansatz zur umweltschonenden Bewältigung der Verkehrsprobleme. In: FGSV Verlag GmbH (Hrsg.): Arbeitspapier 38. Köln 1995.
- Umweltbundesamt: Mobilitätsmanagement zur Bewältigung kommunaler Verkehrsprobleme. Hrsg.: UBA. Berlin 2001.
- European Platform on Mobility Management (EPOMM)
- Armin Langweg: Mobilitätsmanagement, Mobilitätskultur, Marketing & Mobilitätsmarketing – Versuch einer Begriffsklärung. In: Stadt – Region – Land. Heft 82. Berlin 2007.
- Oliver Schwedes, Stephan Daubitz, Alexander Rammert, Benjamin Sternkopf, Maximilian Hoor: Kleiner Begriffskanon der Mobilitätsforschung. (PDF; 1,4 MB) 2. Auflage. TU Berlin, April 2018, abgerufen am 4. April 2024.
- Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Empfehlungen zur Anwendung von Mobilitätsmanagement. Hrsg.: FGSV Verlag GmbH. Köln 2018, ISBN 978-3-86446-214-6.
- Oliver Schwedes, Benjamin Sternkopf, Alexander Rammert: Mobilitätsmanagement – Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement. (PDF; 3,6 MB) TU Berlin, November 2017, abgerufen am 4. April 2024.
- Fachinformation Kommunales Mobilitätsmanagement: möglicher Projektverlauf in den Modellkommunen. (PDF; 1,5 MB) Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH, 9. Oktober 2012, abgerufen am 5. April 2024.
- Christian Holz-Rau: Verkehr und Verkehrswissenschaft. Verkehrspolitische Herausforderungen aus Sicht der Verkehrswissenschaft. In: Oliver Schwedes (Hrsg.): Verkehrspolitik. Eine interdisziplinäre Einführung. 2. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-531-92843-2.
- Oliver Mietzsch: ÖPNV-Infrastruktur: Modell der Nutznießerfinanzierung. (PDF; 4,1 MB) Deutsches Institut für Urbanistik, Januar 2020, abgerufen am 10. April 2024.
- Benedikt Müller-Arnold: Dieselprivileg, Pendlerpauschale, Dienstwagen: Klimaschädliche Subventionen kosten den Bund 23,5 Milliarden Euro pro Jahr. In: Spiegel Wirtschaft. Der Spiegel GmbH & Co. KG, 30. November 2023, abgerufen am 17. April 2024.
- Definition. first mile – Innovative Stadt-Logistik UG, abgerufen am 17. April 2024.
- Oliver Schwedes, Benjamin Sternkopf, Alexander Rammert: Mobilität erfolgreich managen. (PDF; 218 kB) TU Berlin, 16. April 2018, abgerufen am 4. April 2024.
- Einstellung der zentralen Koordination der TaskForce Verkehr durch die Wolfsburg AG. Wolfsburg AG, archiviert vom ; abgerufen am 17. April 2024.
- Bessere Mobilität für Beschäftigte durch betriebliches Mobilitätsmanagement. (PDF; 1,1 MB) In: Projekt „Gute Wege zur guten Arbeit“. ACE Auto Club Europa e. V., August 2018, abgerufen am 22. April 2024.
Autor: www.NiNa.Az
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Mobilitatsmanagement beschreibt die zielorientierte Beeinflussung des individuellen Mobilitatsverhaltens Dazu gehort die Anwendung von Massnahmen die die Wahrnehmung und Bewertung der Verkehrsmoglichkeiten von Individuen oder Zielgruppen beeinflussen MM Massnahme BurgerbeteiligungMM Massnahme FirmenraderBussonderfahrstreifen mit Radverkehrsfreigabeprivilegierte Fahrstreifen fur Busse Taxis Fahrgemeinschaften und Radverkehr Kanada Mobilitatsmanagement wirkt auf der Ebene der raumlichen Mobilitat und ermoglicht dadurch die zielorientierte Gestaltung von Verkehr noch bevor dieser entsteht Mobilitatsmanagement stellt neben der Infrastrukturplanung und dem Verkehrsmanagement die dritte Dimensionen der modernen Verkehrsplanung dar Das gemeinsame Ziel dieser Gestaltungsdimensionen wird durch die Verkehrspolitik bestimmt und orientiert sich in der Regel an zeitgenossischen Leitbildern wie dem Umweltvertraglichen Verkehr oder der Menschengerechten Stadt Theoretische GrundlagenBegriffsentwicklung Ursprunglich in den Vereinigten Staaten als Transport Demand Management konzipiert wurde Mobilitatsmanagement als Begriff in Deutschland zum ersten Mal 1995 im Rahmen eines Arbeitspapieres der Forschungsgesellschaft fur Strassen und Verkehrswesen FGSV detaillierter beschrieben In diesem Papier wird Mobilitatsmanagement als komplementares Gestaltungsfeld zum klassischen Verkehrsmanagement betrachtet mit dem spezifischen Ziel einer Verlagerung und Reduktion des motorisierten Verkehrs Im Fokus stehen anfanglich die Massnahmenfelder Betrieb Kommunikation sowie die Information uber zur Verfugung stehende Mobilitatsangebote Dieses Begriffsverstandnis wurde 2001 in einem Grundlagenpapier vom Umweltbundesamt weiterentwickelt und Mobilitatsmanagement als systematisches Vorgehen zur Planung Realisierung Inbetriebnahme und Evaluierung von Massnahmen zur Losung stadt und verkehrsplanerischer Problemstellungen beschrieben In diesem Kontext wird Mobilitatsmanagement zum ersten Mal als systematischer Ansatz verstanden um in Verwaltung und Politik integrierte Verkehrsentwicklungsplanung zu implementieren Auf europaischer Ebene ist in den EU Projekten MOMENTUM und MOSAIC Ende der 1990er Jahre das common concept of mobility management entwickelt worden und basiert auf dem Ansatz des amerikanischen Transport Demand Managements In dem europaischen Ansatz liegt der Fokus starker auf der Vermittlung zwischen politischer und operativer Ebene Mobilitatsmanagement beschreibt hierbei einen nachfrageorientierten Ansatz im Bereich des Personen und Guterverkehrs der neue Kooperationen initiiert und ein Massnahmenpaket bereitstellt um eine effiziente umwelt und sozialvertragliche nachhaltige Mobilitat anzuregen und zu fordern Die Massnahmen basieren im Wesentlichen auf den Handlungsfeldern Information Kommunikation Organisation und Koordination und bedurfen eines Marketings Diese Definition beinhaltet den Mangel dass bei der Ubersetzung aus dem Englischen promotion mit Marketing ubersetzt worden ist Dies passt nicht zum erweiterten Marketingverstandnis Uberdenkenswert ist auch die Integration des Guterverkehrs in das Mobilitatsmanagement da dieses in der Praxis kaum stattfindet Im Laufe der Jahre differenzierte sich das Begriffsverstandnis von Mobilitatsmanagement immer weiter aus Besonders die Unterscheidungskriterien die das Mobilitatsmanagement von den klassischen Gestaltungsdimensionen abgrenzen wurden zum Teil sehr unterschiedlich definiert Problematisch stellte sich auch in vielen Begriffsverstandnissen die Verknupfung von Mobilitatsmanagement mit dem fest definierten Ziel der Reduktion des motorisierten Individualverkehrs dar Dies fuhrte dazu dass Mobilitatsmanagement nicht wertfrei in die Planung integriert werden konnte sondern immer abhangig von einer spezifischen politischen Zieldefinition war Abschliessend wurde sowohl im Abschlussbericht des Forschungsprojekts Mobilitatsmanagement in Deutschland der TU Berlin als auch in den Empfehlungen zur Anwendung von Mobilitatsmanagement der Forschungsgesellschaft fur Strassen und Verkehrswesen FGSV die Zielverknupfung von Mobilitatsmanagement mit der Verkehrsverlagerung vermeidung aufgehoben Definitionen Aus der Begriffsentwicklung der letzten Jahrzehnte haben sich fur den deutschen Raum einerseits eine forschungstheoretische Definition TU Berlin und andererseits eine planungspraktische Definition FGSV fur Mobilitatsmanagement etabliert Das Mobilitatsmanagement umfasst die operative Gestaltung der subjektiven Rahmenbedingungen von Ortsveranderungsmoglichkeiten Dazu gehort die Entwicklung und Implementation von Massnahmen die die subjektive Wahrnehmung von Ortsveranderungsmoglichkeiten entsprechend der strategischen Ziele gestalten Mobilitatsmanagement ist die zielorientierte und zielgruppenspezifische Beeinflussung des Mobilitatsverhaltens mit koordinierenden informatorischen organisatorischen und beratenden Massnahmen in der Regel unter Einbeziehung weiterer Akteure uber die Verkehrsplanung hinaus Die erste Definition stammt aus dem Umfeld der universitaren Forschungsarbeit und ordnet Mobilitatsmanagement im Kontext aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse der Mobilitatsforschung ein Die zweite Definition entstand hingegen aus dem Umfeld praktizierender Planer und richtet sich eher an die Anwender von Mobilitatsmanagement in den Stadten und Kommunen Dieses planungspraktische Verstandnis verknupft bereits spezifische Massnahmenkategorien und Akteursgruppen mit dem Mobilitatsmanagement wohingegen die forschungstheoretische Sicht die exakte Ausgestaltung der Massnahmen offen lasst Bei dem Verstandnis von Mobilitatsmanagement als Gestaltung subjektiver Rahmenbedingungen spielt stattdessen der Mensch als Ziel der Massnahmen die entscheidende Rolle Mobilitatsmanagement soll in Abgrenzung zum Infrastruktur und Verkehrsmanagement explizit die subjektive Wahrnehmung von Individuen oder Zielgruppen beeinflussen Trotz der verschiedenen Perspektiven auf das Mobilitatsmanagement widersprechen sich die beiden Definitionen im Grundsatz nicht Folgende funf Anforderungen von Mobilitatsmanagement lassen sich in beiden Begriffserklarungen wiederfinden Zielorientierung Mobilitatsbezug Planungsintegration Akteurskooperation Kontinuitat Die Zielorientierung stellt sicher dass Mobilitatsmanagement immer im Kontext aktueller verkehrspolitischer Ziele eingebettet ist Daruber hinaus konnen sich auch umweltpolitische und gesundheitspolitische Ziele im Rahmen von Mobilitatsmanagementmassnahmen wiederfinden jedoch muss weiterhin der Mobilitatsbezug vorhanden sein Dies bedeutet dass sich die Massnahmen nicht nur auf den Verkehr sondern insbesondere auf die raumliche Mobilitat der Menschen beziehen Demgegenuber ermoglicht das Mobilitatsmanagement im Gegensatz zur Infrastrukturplanung auch die Vermeidung von bestimmten Verkehrsformen Um entgegenwirkende Effekte bezuglich der Mobilitat zu verhindern ist die Planungsintegration eine zentrale Anforderung Die Einbettung von Mobilitatsmanagement innerhalb einer integrierten Planung ermoglicht nicht nur eine Abstimmung der gemeinsamen Ziele sondern koordiniert auch die Massnahmen mit benachbarten Planungsfeldern wie der Stadt Sozial oder Umweltplanung Die individuelle Mobilitat wird von einer Vielzahl an Einflussfaktoren bestimmt weshalb beim Mobilitatsmanagement ein besonderes Augenmerk auf die Akteurskooperation fallt Da im Gegensatz zur klassischen Verkehrsplanung eine Vielzahl von unterschiedlichen Akteursgruppen wie Arbeitgebern Organisationen oder Bildungsstatten direkten oder indirekten Einfluss auf das Mobilitatsverhalten ausuben mussen die verschiedenen Akteure bei der Konzeption und Anwendung von Mobilitatsmanagement mit einbezogen werden Die Aufgabe die verschiedenen Akteure zusammenzubringen und ein gemeinsames Mobilitatsmanagementkonzept aufzustellen fallt in der Regel den Kommunen zu Um eine effektive und langfristige Wirkung der Massnahmen des Mobilitatsmanagements zu garantieren spielt die Kontinuitat in Prozess und Anwendung eine tragende Rolle Nur bei einer regelmassigen und kontinuierlichen Anwendung der Massnahmen konnen die Wandlungsprozesse des Mobilitatsverhaltens nachhaltig wirken Besonders weil das Mobilitatsmanagement auf subjektiver Ebene seine Wirkung entfaltet kann es erhebliche Zeit in Anspruch nehmen bis sich die individuellen Routinen und Gewohnheiten entsprechend der verkehrspolitischen Ziele verandern Um diese Kontinuitat in Planung und Management zu gewahrleisten ist eine feste Institutionalisierung von Mobilitatsmanagement innerhalb der Verwaltungsorgane vorteilhaft Die drei Planungsfelder inklusive der Push amp Pull Massnahmen innerhalb des integrierten PlanungsmodellsPlanungtheoretische Einordnung In dem Verstandnis einer lasst sich Mobilitatsmanagement als dritte Saule neben dem Infrastruktur und Verkehrsmanagement positionieren Die drei Planungsdimensionen bilden die operative Trias einer modernen Verkehrsplanung und ermoglichen eine integrierte Gestaltung aller Dimensionen des Verkehrssystems Infrastruktur Verkehrsfluss Mensch Die Massnahmen der entsprechenden Planungsdimensionen lassen sich wiederum in zwei Kategorien unterteilen angebotsorientierte Massnahmen Pull und restriktive Massnahmen Push Diese Einordnung findet sich im integrierten Planungsmodell wieder das das operative Spektrum der integrierten Verkehrsplanung darstellt Das integrierte Planungsmodell ermoglicht eine gleichwertige Betrachtung von Mobilitatsmanagement beispielsweise bei den Evaluationskriterien neben den Feldern Verkehr und Infrastruktur Es definiert aber auch klar die vertikale Trennung von der strategischen Ebene der integrierten Verkehrsplanung die besonders in der Vergangenheit haufig zu Zielkonflikten fuhrte Im Rahmen der integrierten Verkehrsplanung findet auch die Koordination mit ausserverkehrlichen Planungsfeldern wie dem Bildungswesen oder der Gesundheitsvorsorge statt bei dem enge Wechselwirkungen zu Mobilitat bestehen Besonders das Mobilitatsmanagement eroffnet dadurch neue Handlungsperspektiven fur die Planung von Mobilitat und Verkehr bei der auch benachbarte Handlungsfelder in die Gestaltung mit einbezogen werden konnen Praktische AnwendungHandlungsfelder In der praktischen Anwendung wird in der Regel zwischen kommunalem Mobilitatsmanagement und betrieblichem Mobilitatsmanagement unterschieden Fur die Unterscheidung ist der primare Aufgabentrager relevant ist es die Kommune wird von kommunalem Mobilitatsmanagement gesprochen ist es ein Betrieb oder ein Unternehmen wird von betrieblichem Mobilitatsmanagement gesprochen Diese Differenzierung spielt fur die Operationalisierung von Mobilitatsmanagement eine grosse Rolle da sich die Ziele der Kommune Gemeinwohl und des Betriebs Gewinnmaximierung im Grundsatz unterscheiden Ausnahme bilden die offentlichen Unternehmen die auf der einen Seite ein betriebliches Mobilitatsmanagementkonzept verfolgen konnen auf der anderen Seite trotzdem dem Gemeinwohl verpflichtet sind Dennoch kann das betriebliche Mobilitatsmanagement auch bei privatwirtschaftlichen Akteuren den Teil eines ubergeordneten kommunalen Mobilitatsmanagements darstellen indem es die kommunalen Mobilitatsziele auf betrieblicher Ebene unterstutzt Mogliche Handlungsfelder des kommunalen MobilitatsmanagementsKommunales Mobilitatsmanagement Die Aufgabe des kommunalen Mobilitatsmanagements besteht darin das Planen und Handeln der fur Mobilitat und Verkehr relevanten Fachstellen der Kommunalverwaltungen zu koordinieren und entsprechend der verkehrspolitischen Ziele auszurichten Dies erfordert innerhalb der Verwaltungen einen kontinuierlichen und fachgebietsubergreifenden Abstimmungs und Entscheidungsprozess Auf der ubergeordneten Ebene der Stadtverwaltung wird der mittel bis langfristige Rahmen fur das Mobilitatsmanagement und seine Massnahmen gesetzt Ergebnis dieses Prozesses ist die Erstellung eines kommunalen Mobilitatskonzeptes In diesem Mobilitatskonzept sollten folgende Punkte definiert werden die Ziele des Mobilitatsmanagements die Handlungsfelder die konkreten Einzelmassnahmen die Verantwortlichen der einzelnen Massnahmenfelder die benotigten personellen finanziellen und instrumentellen RessourcenBetriebliches Mobilitatsmanagement Das betriebliche Mobilitatsmanagement befasst sich mit der Beeinflussung des Mobilitatsverhaltens von Mitarbeitern auf Betriebsebene Im Gegensatz zum kommunalen Mobilitatsmanagement stehen umwelt und sozialpolitische Ziele eher im Hintergrund Stattdessen liegt der Fokus des betrieblichen Mobilitatsmanagements auf der Kosteneffizienz und Mitarbeitergesundheit Dennoch konnen flachendeckende und langfristig institutionalisierte Massnahmen auf Betriebsebene einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Verkehrsgestaltung leisten Jedoch gilt es fur die offentlichen Planungstrager Anreize zu finden die die Unternehmen unabhangig von der wirtschaftlichen Lage an die Massnahmen bindet Von einem vollwertigen Mobilitatsmanagement kann erst gesprochen werden wenn mindestens den funf Anforderungen der Zielorientierung Mobilitatsbezug Planungsintegration Akteurskooperation und Kontinuitat entsprochen wird Beispielhafte Ziele fur das betriebliche Mobilitatsmanagement Kosteneinsparungen unternehmensseitig Kosteneinsparungen fur die Arbeitswege arbeitnehmerseitig Erhohung der Mitarbeitermotivation unternehmensseitig Imagegewinn unternehmensseitig Verbesserung der Erreichbarkeit arbeitnehmerseitig Bewegungsforderung und Gesundheitspravention arbeitnehmerseitig Verringerung der Ausfallzeiten unternehmensseitig Massnahmen Die Massnahmen des Mobilitatsmanagements sind durch ein wesentliches Merkmal gekennzeichnet Die Beeinflussung des individuellen Mobilitatsverhaltens ohne direkte Wirkung auf den Verkehrsfluss Lichtsignalanlage oder die Infrastruktur Strassenbau Nach dieser Faustregel eroffnet sich ein breites Spektrum an Massnahmen aus dem Mobilitatsmanagement fur die Erreichung der verkehrspolitischen Ziele schopfen kann Dazu gehoren sowohl Massnahmen der Koordination Information und Organisation als auch ordnungs und steuerpolitische Massnahmen Wie in anderen Planungsfeldern gilt auch fur Mobilitatsmanagement dass die Effektivitat der Wirkungen stark von der Kombination freiwilliger und restriktiver Massnahmen abhangt Ein nur auf freiwilligen Angeboten basierendes Massnahmenbundel schafft es nicht die bestehenden Routinen beim Mobilitatsverhalten nachhaltig zu verandern Umgekehrt fuhrt die alleinige Nutzung von restriktiven Massnahmen zu uberhohten Nachfragen nach Alternativen die bei einer fehlenden angebotsorientierten Unterstutzung nicht vorhanden sind Dementsprechend gilt es zielorientiert einen geeigneten Massnahmenmix zu entwerfen der den lokalen Gegebenheiten entspricht und eine effektive Zielerreichung verspricht Die folgende Liste gibt einen Uberblick uber mogliche Zielfelder mit entsprechenden Massnahmen des Mobilitatsmanagements Hierbei wird deutlich dass die effektivste Erreichung des Ziels nur gemeinsam mit dem Verkehrs und Infrastrukturmanagement garantiert werden kann Zielfeld angebotsorientierte Massnahmen des Mobilitatsmanagements restriktive Massnahmen des Mobilitatsmanagements unterstutzende Massnahmen zu Infrastruktur amp Verkehr Promotion amp Anreize Anteilssteigerung Offentlicher Nahverkehr kostenloses OPNV Probe Abo fur Neuburger Schuler Studententicket Jobticket ggf mit Arbeitgeberzuschuss verpflichtendes Jobticket OPNV Nutzniesserfinanzierung Reduktion von Stellplatzen OPNV Bevorrechtigung an Lichtsignalanlagen Verkehr Busfahrstreifen Infrastruktur Vernetzung der Verkehrsmittel durch Mobilitatsstationen und Mobility as a Service digitale InformationsplattformenAnteilssteigerung Radverkehr Fahrradabstellanlagen moglichst nach dem Stand der Technik Bike Sharing Angebote Dienstradangebot mit Entgeltumwandlung End of Trip Facilities bei Arbeitgebern Minimalschlussel fur Fahrradabstellanlagen Dienstfahrradpflicht Umverteilung des Strassenraums zugunsten der Radwege Infrastruktur Grune Welle fur Radfahrer Verkehr Wettbewerbe wie das Stadtradeln Imagekampagnen FahrradzahlstationenAnteilssteigerung Fussverkehr Attraktivierung der Fusswege Reduktion von Angstraumen Mobilitatsbildung in Schulen Seniorenheimen Verlangerung alternativer Verkehrswege Ausschliessliche Fusserreichbarkeit Gebuhren fur das Abstellen von Fahrzeugen Umgestaltung von Fussgangerfurten zu Fussgangeruberwegen Infrastruktur Flachendeckendes Tempo 30 in Stadtraumen Verkehr Reduktion des umweltschadlichen Pendlerverkehrs Telearbeit Jobticket Verbesserung der Rad und OPNV Erreichbarkeit privilegierte Arbeitgeber Parkplatze fur Fahrgemeinschaften verpflichtende Dienstreiserichtlinien Reduktion klimaschadlicher Verkehrssubventionen Grenzwert fur Stellplatze bei Arbeitgebern Parkraumbewirtschaftung bei Arbeitgeber Parkplatzen Arbeitgeberzuschuss fur Jobticket bei Verzicht auf Arbeitgeber Parkplatz Wohnstandortanalyse Erreichbarkeitsanalyse durch Arbeitgeber veranlasst Finanzierungsbeteiligung der Arbeitgeber fur Infrastrukturen in peripheren Lagen Infrastruktur privilegierte Fahrstreifen fur Fahrgemeinschaften Busse Taxis und RadverkehrReduktion des umweltschadlichen Wirtschaftsverkehrs Forderung privater u gewerblich genutzter Lastenfahrrader Einrichtung von Logistikknoten Mikro Hubs Ermassigung der Gewerbesteuer fur umweltfreundliche Zulieferbetriebe Schadstoffgrenzwert fur Unternehmen mit Fuhrpark Reduktion der Zulieferzeitfenster fur umweltschadigende Fahrzeuge Reservierte Ladezonen fur batterieelektrische Fahrzeuge Verkehr Einfahrverbote fur bestimmte Fahrzeuggrossen oder emissionstrachtige Fahrzeuge Infrastruktur Akteure Akteure des Mobilitatsmanagements Wahrend bei der Infrastrukturplanung und der Organisation des Nahverkehrs die Akteure und Aufgabentrager durch Gesetze und andere Rechtsnormen bestimmt sind existieren beim Mobilitatsmanagement ganz unterschiedliche Akteurskonstellationen Die Akteure lassen sich in vier Kategorien einteilen Offentliche Hand Verbande und Interessenvertretungen Jede dieser Akteursgruppen vertritt unterschiedliche Ziele und Interessen in Bezug auf das Mobilitatsmanagement Trotz dieser divergierenden Interessenlage ist eine Zusammenarbeit und Vernetzung der unterschiedlichen Akteure ein wesentlicher Erfolgsfaktor Der offentlichen Hand kommt dabei die Aufgabe zu die verschiedenen Akteure innerhalb eines gemeinsamen Mobilitatskonzeptes einzuhegen und die verkehrspolitischen Ziele sowie die gesellschaftlichen Interessen zu wahren Die privaten Verkehrsdienstleister vertreten in der Regel privatwirtschaftliche Interessen und treten beispielsweise in Form von Car Sharing Betreibern oder Beratungsunternehmen auf Um langfristig im deutschen Verkehrsmarkt eine Rolle zu spielen mussen die Verkehrsdienstleister in Kooperation mit Stadt und Kommune treten und gemeinsam den offentlichen Verkehrsmarkt um zielorientierte Innovationen und Angebote erweitern Den Verbanden und Interessenvertretungen kommt die Aufgabe zu die Interessen der Verkehrsnutzer oder der Verkehrsumwelt zu vertreten Eine Schlusselrolle kommt den Verbanden bei der Vernetzung der verschiedenen Akteure sowie der Offentlichkeitsarbeit zu da sie meist uber die Mittel und Kenntnisse zu deren effektiver Anwendung verfugen Zu den Verkehrserzeugern gehoren all diejenigen Einrichtungen die auf Grund ihrer Funktion Arbeit Bildung Kultur einen grossen Einfluss auf die Erzeugung von Verkehrsstromen ausuben Durch den steigenden Problemdruck durch den Verkehr besonders in Stadten sehen sich mittlerweile auch die Verkehrserzeuger gezwungen aktiv bei der Gestaltung des Verkehrsgeschehens mitzuwirken Besonders offentliche Einrichtungen aber auch immer mehr privatwirtschaftliche Unternehmen werden beispielsweise durch betriebliches Mobilitatsmanagement in das Mobilitatskonzept von Kommunen und Stadten eingebunden Eine weiterfuhrende Untersuchung der verschiedenen Akteurskonstellationen von Mobilitatsmanagement im Rahmen der Mobilitatsforschung konnte 14 unterschiedliche Akteursgruppen in Deutschland identifizieren Die Gruppen unterscheiden sich dahingehend dass sie jeweils eigene Interessen und Ziele mit dem Mobilitatsmanagement verbinden Fur ein zielorientiertes Mobilitatsmanagement ist deshalb ein ganzheitliches Strategiekonzept notig das die Interessen der verschiedenen Akteursgruppen mit den Zielen der Verkehrspolitik in Einklang bringt Eine detailliertere Beschreibung der dargestellten Akteursgruppen deren Interessen und entsprechende akteursspezifische Handlungsempfehlungen finden sich in der Broschure Mobilitat erfolgreich managen die im Rahmen des Forschungsprojektes Mobilitatsmanagement der TU Berlin entstanden ist Eine weitere Akteursgruppe sind die Personalvertretungen und Betriebsrate die mit der Argumentation sichere und stressarme Arbeitswege fur die Beschaftigten insbesondere bei der Interessenvertretung mittlerer und grosserer Belegschaften bei den Arbeitgebern sehr erfolgreich Massnahmen des Mobilitatsmanagements initiieren bzw beeinflussen konnen Als Beispiele seien hier die Betriebsrate des Volkswagen Werks Wolfsburg Mitwirkung in der 2012 2024 aktiven Taskforce Verkehr und des Siemens Mobility Standortes Braunschweig genannt Speziell auf diese Akteursgruppe zugeschnitten hat der Auto Club Europa ACE im Rahmen seines Programmes Gute Wege zur guten Arbeit ein eigenes Handbuch herausgegeben LiteraturForschungsgesellschaft fur Strassen und Verkehrswesen Empfehlungen zur Anwendung von Mobilitatsmanagement FGSV Verlag Koln 2018 Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung Mobilitat erfolgreich managen Konzepte und Strategien fur eine zukunftsfahige Verkehrspolitik mit Mobilitatsmanagement Berlin 2018 Oliver Schwedes Alexander Rammert Mobilitatsmanagement Ein neues Handlungsfeld Integrierter Verkehrsplanung Springer VS Wiesbaden 2020 Kosteneffizienz durch Mobilitatsmanagement Handbuch fur die kommunale Praxis PDF 1 7 MB Zukunftsnetz Mobilitat NRW 5 Oktober 2016 abgerufen am 5 April 2024 Mechtild Stiewe Ulrike Reutter Hrsg Mobilitatsmanagement Wissenschaftliche Grundlagen und Wirkungen in der Praxis Klartextverlag Essen 2012 WeblinksZukunftsnetz Mobilitat NRW Plattform fur Mobilitatsmanagement in Deutschland Plattform fur Mobilitatsmanagement in Europa Online Transportation Demand Management EncyclopediaEinzelnachweiseForschungsgesellschaft fur Strassen und Verkehrswesen Offentlicher Personennahverkehr Mobilitatsmanagement ein neuer Ansatz zur umweltschonenden Bewaltigung der Verkehrsprobleme In FGSV Verlag GmbH Hrsg Arbeitspapier 38 Koln 1995 Umweltbundesamt Mobilitatsmanagement zur Bewaltigung kommunaler Verkehrsprobleme Hrsg UBA Berlin 2001 European Platform on Mobility Management EPOMM Armin Langweg Mobilitatsmanagement Mobilitatskultur Marketing amp Mobilitatsmarketing Versuch einer Begriffsklarung In Stadt Region Land Heft 82 Berlin 2007 Oliver Schwedes Stephan Daubitz Alexander Rammert Benjamin Sternkopf Maximilian Hoor Kleiner Begriffskanon der Mobilitatsforschung PDF 1 4 MB 2 Auflage TU Berlin April 2018 abgerufen am 4 April 2024 Forschungsgesellschaft fur Strassen und Verkehrswesen Empfehlungen zur Anwendung von Mobilitatsmanagement Hrsg FGSV Verlag GmbH Koln 2018 ISBN 978 3 86446 214 6 Oliver Schwedes Benjamin Sternkopf Alexander Rammert Mobilitatsmanagement Moglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitatsmanagement PDF 3 6 MB TU Berlin November 2017 abgerufen am 4 April 2024 Fachinformation Kommunales Mobilitatsmanagement moglicher Projektverlauf in den Modellkommunen PDF 1 5 MB Verkehrsverbund Rhein Sieg GmbH 9 Oktober 2012 abgerufen am 5 April 2024 Christian Holz Rau Verkehr und Verkehrswissenschaft Verkehrspolitische Herausforderungen aus Sicht der Verkehrswissenschaft In Oliver Schwedes Hrsg Verkehrspolitik Eine interdisziplinare Einfuhrung 2 Auflage Springer VS Wiesbaden 2018 ISBN 978 3 531 92843 2 Oliver Mietzsch OPNV Infrastruktur Modell der Nutzniesserfinanzierung PDF 4 1 MB Deutsches Institut fur Urbanistik Januar 2020 abgerufen am 10 April 2024 Benedikt Muller Arnold Dieselprivileg Pendlerpauschale Dienstwagen Klimaschadliche Subventionen kosten den Bund 23 5 Milliarden Euro pro Jahr In Spiegel Wirtschaft Der Spiegel GmbH amp Co KG 30 November 2023 abgerufen am 17 April 2024 Definition first mile Innovative Stadt Logistik UG abgerufen am 17 April 2024 Oliver Schwedes Benjamin Sternkopf Alexander Rammert Mobilitat erfolgreich managen PDF 218 kB TU Berlin 16 April 2018 abgerufen am 4 April 2024 Einstellung der zentralen Koordination der TaskForce Verkehr durch die Wolfsburg AG Wolfsburg AG archiviert vom Original abgerufen am 17 April 2024 Bessere Mobilitat fur Beschaftigte durch betriebliches Mobilitatsmanagement PDF 1 1 MB In Projekt Gute Wege zur guten Arbeit ACE Auto Club Europa e V August 2018 abgerufen am 22 April 2024