Klassifikation nach ICD 10N10 Akute PyelonephritisN11 0 Nichtobstruktive mit Reflux verbundene chronische Pyelonephritis
Nierenbeckenentzündung

Klassifikation nach ICD-10 | |
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N10 | Akute Pyelonephritis |
N11.0 | Nichtobstruktive, mit Reflux verbundene chronische Pyelonephritis |
N11.1 | Chronische obstruktive Pyelonephritis |
N11.8 | Nichtobstruktive chronische Pyelonephritis o. n. A. |
N20.9 | Pyelonephritis bei Harnsteinen |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Nierenbeckenentzündung (lateinisch Pyelonephritis von altgriechisch πύελος pýelos, deutsch ‚Becken, Gefäß‘, νεφρός nepʰrós, deutsch ‚Niere‘, -itis = „entzündliche Krankheit“) ist eine meist durch bakterielle Infektionen verursachte, akut oder chronisch verlaufende Entzündung des Nierenbeckens mit Beteiligung des Nierenparenchyms (bakterielle interstitielle Nephritis, eitrige Nephritis). Sie kann einseitig (häufiger) oder beidseitig auftreten. Die Abgrenzung der Pyelonephritis von einem schweren Harnwegsinfekt ist schwierig und umstritten. Frauen erkranken aufgrund der kürzeren Harnröhre zwei- bis dreimal so häufig wie Männer.
Risikofaktoren
Besonders häufig betroffen sind Patienten
- mit Harnabflussstörungen (Prostatahyperplasie, Nierensteine, Tumoren)
- mit geschwächtem Immunsystem (Diabetes mellitus, HIV-Infektion, nach Transplantation)
- mit angeborenen Fehlbildungen der Harnwege (Zystenniere, , Hufeisenniere)
- mit vesikorenalem Reflux
- mit Fremdkörpern im Urogenitalsystem (Blasenkatheter, )
- in der Schwangerschaft (Pyelonephritis gravidarum, Schwangerschaftsniere).
Eine nicht ausgeheilte akute Pyelonephritis geht häufig in die chronische Form über, welche aber auch primär entstehen kann.
Erreger
Escherichia coli ist in mehr als 80 % der akuten Pyelonephritiden der vorherrschende Erreger. Einige Stämme besitzen P-Fimbrien, mit denen sie speziell Urothel (Epithel der ableitenden Harnwege) durch Anhaftung kolonisieren können. Immungeschwächte Patienten neigen eher zu Infektionen mit Klebsiellen, Enterokokken, Clostridien und Candida albicans, welche auch mit einem erhöhten Risiko für eine schwerer verlaufende Pyelonephritis verbunden sind. Weitere Erreger sind Proteus mirabilis, Pseudomonas, Serratia, Staphylococcus saprophyticus.
Pathogenese
In den meisten Fällen wird das Nierenbecken und die Niere durch aus der Blase über den Harnleiter aufsteigende Erreger infiziert (aszendierende Infektion). Das Aufsteigen wird durch einen Reflux von Urin aus der Harnblase ins Nierenbecken oder einen Aufstau der Blase und einen Rückstau bis in die Nieren erleichtert. Weitaus seltener ist die deszendierende Infektion über die Lymphe oder das Blut, auch im Rahmen einer Sepsis. Im Rahmen einer Pyelitis kann es zum Übergreifen der Entzündung auf das Nierengewebe kommen.
Pathogenetisch im Vordergrund steht zunächst die Adhäsion (Bindung) der Erreger an die Zellen der ableitenden Harnwege (Uroepithelien). Die Adhäsion erfolgt über Bindungsstellen der Bakterien, zumeist so genannte Typ-I-Fimbrien, oder Pili (kleine Härchen) mit Membran-Komponenten der Zelloberflächen. Diese sind ähnlich oder identisch mit Blutgruppen-Antigenen bzw. deren Untergruppen. Bakterien können nach Bindung, sofern sie virulent sind, auch in die Zellen des Urogenitaltrakts eindringen und die Epithelbarriere überschreiten (Invasion). Auch wenn die Infektionsabwehr des Körpers durch Leukozyten, Antikörper und Komplement die primäre Infektion durch Abtöten der Erreger überwindet, können diese dennoch lange Zeit als tote Fragmente im Gewebe, z. B. der Niere oder der Blase, fortbestehen (sog. „Persister“). Man vermutet, dass diese Persister eine chronische Pyelonephritis unterhalten können.
Pathohistologie
Makroskopisch sind auf der Nierenoberfläche herdförmige oder kleine diffuse gelbe Herde sichtbar (Abszesse). Auf der Nierenschnittfläche finden sich streifenförmige Eiterstraßen vom Mark zur Rinde. Histologisch finden sich Zerstörungen von Nierenkanälchen und Glomerula. Die abszedierte (geeiterte) Pyelonephritis zeigt typische Einschmelzungen und heilt dann in der Regel unter Narbenbildung ab.
Symptomatik
Charakteristisch für die akute Form ist ein plötzlich einsetzendes schweres Krankheitsgefühl. Hinzu kommen Symptome, die auf eine Infektion des oberen Urogenitaltraktes hinweisen, wie Fieber, Schüttelfrost, Flankenschmerz, Klopf- und Druckschmerz im Bereich des Nierenlagers, Übelkeit, Schwindel und bei schwerem Verlauf auch Erbrechen. Symptome der Blasenentzündung können ebenfalls vorhanden sein. Dazu zählen Pollakisurie (häufige Blasenentleerungen bei nicht erhöhter Harnmenge), Dysurie (erschwertes oder schmerzhaftes Wasserlassen), Hämaturie (blutiger Urin).
Bei der akuten Pyelonephritis ist die Nierenfunktion nicht eingeschränkt.
Bis zu einem Drittel der älteren Patienten haben kein Fieber, hier dominieren gastrointestinale und pulmonale Symptome.
Bei der chronischen Form kann das Beschwerdebild zunächst fehlen. Hier stehen eher unspezifische Symptome wie Leistungsminderung, Kopfschmerzen, Inappetenz mit Gewichtsabnahme, Müdigkeit oder Pollakisurie im Vordergrund. Der Verlauf ist im Gegensatz zur akuten Pyelonephritis schleichend oder schubweise.
Diagnostik
Die zweifelsfreie Diagnosestellung einer Pyelonephritis in Abgrenzung von einem schweren unteren Harnwegsinfekt (Blase und Harnröhre) erfordert den Nachweis von Bakterien aus einem Punktat des Nierenbeckens. Auf Grund der möglichen Komplikationen wird dies nur im Falle der gleichzeitigen Anlage einer perkutanen Nephrostomie durchgeführt.
Ist im Urintest auf Leukozyten (Leukozyturie) und Nitrit mindestens einer der beiden Parameter positiv, handelt es sich mit einer Sensitivität von 75 % bis 84 % und einer Spezifität von 82 bis 98 % um Harnwegsinfektionen. Eventuell können auch Erythrozyten (Erythrozyturie) und kleine Proteine wie α1-Mikroglobulin (tubuläre Proteinurie) nachgewiesen werden.
Der Mittelstrahlurin wird außerdem bakteriologisch untersucht (Erreger- und Resistenzbestimmung). Urinkulturen sind bei 90 % der Patienten mit akuter Pyelonephritis positiv.
Im Blut kommt es zur Leukozytose (Vermehrung der weißen Blutzellen) und einem Anstieg des CRPs (Akute-Phase-Protein). Bei Verdacht auf Sepsis werden Blutkulturen abgenommen. Mit einer Ausscheidungsurographie können Veränderungen des Nierengewebes erkannt werden. Die Sonographie und die Computertomographie kommen bei komplizierteren Verläufen zum Ausschluss von Komplikationen zur Anwendung.
Durch den Einsatz der 99Tc-DMSA-Nierenszintigrafie kann das Ausmaß der Narbenbildung durch die Pyelonephritis abgeschätzt werden.
Komplikationen
Pyelonephritiden können wegen der guten Durchblutung der Nieren zur Erregerstreuung ins Blut führen. Diese Urosepsis ist lebensbedrohlich. Bei Durchbruch der Entzündung durch die Nierenkapsel bildet sich ein perinephritischer Abszess. Diese Abszesse müssen punktiert oder chirurgisch saniert werden. Die chronische Pyelonephritis führt zum Verlust von funktionellem Nierengewebe bis zur pyelonephritischen Schrumpfniere und zur Niereninsuffizienz. In der Schwangerschaft kann eine Pyelonephritis zu einer bedeutend erhöhten mütterlichen wie fetalen Krankheitsrate und Sterblichkeit führen.
Die emphysematöse Pyelonephritis ist selten und betrifft fast ausschließlich Diabetiker. Sie ist durch eine Gasansammlung im Parenchym der Niere sowie des umliegenden Gewebes gekennzeichnet und wird durch gasproduzierende Aerobier und fakultative Anaerobier verursacht.
Die Xanthogranulomatöse Pyelonephritis ist ebenfalls selten (Inzidenz 1,7 / 100.000) und bildet sich vor allem bei Harnabflussstörungen aus. Die Niere ist knotig vergrößert mit Einlagerung von lipoidhaltigen Makrophagen. Sie ist klinisch und bildgebend schwer von einem Nierenzellkarzinom zu unterscheiden, die Diagnose wird meist erst histologisch gestellt.
Therapie
Unspezifische Maßnahmen
Wichtig ist eine reichliche Flüssigkeitszufuhr (mehr als zwei Liter pro Tag), um die Harnwege zu spülen und damit eine Reduzierung der Keimzahl zu erreichen. Sie dient außerdem dem Ausgleich des durch das Fieber entstandenen Flüssigkeitsverlustes. Bettruhe sollte eingehalten werden.
Der Nutzen einer Ansäuerung des Harns, z. B. mit Methionin, ist umstritten.
Antibiotika
Bei der akuten Pyelonephritis ist eine Antibiotikagabe über mindestens 10 Tage erforderlich. Bei bestehender Schwangerschaft ist dazu immer eine stationäre Aufnahme erforderlich. Schwere Infektionen sollten mit Fluorchinolonen, z. B. Ciprofloxacin, oder mit Breitspektrum-Cephalosporinen, auch in Kombination mit Aminoglykosiden, behandelt werden. Zur Anwendung kommen außerdem Amoxicillin, Piperacillin mit Tazobactam sowie Imipenem. Wenn möglich erfolgt die Therapie (differenziert nach der Art der Pyelonephritis: akut unkompliziert, schwere Infektion, nosokomial erworben, fieberhaft, kompliziert) nach Erreger- und Resistenzbestimmung.
Die perorale Gabe ist zu bevorzugen, wenn es der klinische Zustand des Patienten erlaubt. In einer Studie mit 141 Patienten war die intravenöse Gabe von Ciprofloxacin der oralen nicht überlegen.
Antimykotika
Bei Nachweis einer Pilzinfektion erfolgt die Therapie mit Fluconazol oder Amphotericin B.
Chirurgisch
Liegt eine Harnabflussstörung vor, wird diese entsprechend behandelt. Eine infizierte Harnstauungsniere macht die sofortige Drainierung des Harntraktes erforderlich, hierfür kommt die perkutane Nephrostomie in Frage. Vorhandene Abszesse werden mittels perkutaner Abszessdrainage entleert. Bei emphysematöser oder xanthogranulomatöser Pyelonephritis sowie nicht stabilisierbarer Sepsis ist die Nephrektomie das Mittel der Wahl.
Siehe auch
- Glomerulonephritis
Ältere Literatur
- Joachim Frey: Hämorrhagische Nephritiden. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 926–951, hier: S. 940–945 (Eitrige Nephritis, Schwangerschaftsniere).
Weblinks
- med.utah.edu – histologische Darstellung
- J. E. Scherberich: Chronische Pyelonephritis.
Einzelnachweise
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Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Klassifikation nach ICD 10N10 Akute PyelonephritisN11 0 Nichtobstruktive mit Reflux verbundene chronische PyelonephritisN11 1 Chronische obstruktive PyelonephritisN11 8 Nichtobstruktive chronische Pyelonephritis o n A N20 9 Pyelonephritis bei Harnsteinen 06 BEZEICHNUNG 07 BEZEICHNUNG 08 BEZEICHNUNG 09 BEZEICHNUNG 10 BEZEICHNUNG 11 BEZEICHNUNG 12 BEZEICHNUNG 13 BEZEICHNUNG 14 BEZEICHNUNG 15 BEZEICHNUNG 16 BEZEICHNUNG 17 BEZEICHNUNG 18 BEZEICHNUNG 19 BEZEICHNUNG 20 BEZEICHNUNG Vorlage Infobox ICD Wartung 21BEZEICHNUNG ICD 10 online WHO Version 2019 Die Nierenbeckenentzundung lateinisch Pyelonephritis von altgriechisch pyelos pyelos deutsch Becken Gefass nefros nepʰros deutsch Niere itis entzundliche Krankheit ist eine meist durch bakterielle Infektionen verursachte akut oder chronisch verlaufende Entzundung des Nierenbeckens mit Beteiligung des Nierenparenchyms bakterielle interstitielle Nephritis eitrige Nephritis Sie kann einseitig haufiger oder beidseitig auftreten Die Abgrenzung der Pyelonephritis von einem schweren Harnwegsinfekt ist schwierig und umstritten Frauen erkranken aufgrund der kurzeren Harnrohre zwei bis dreimal so haufig wie Manner RisikofaktorenBesonders haufig betroffen sind Patienten mit Harnabflussstorungen Prostatahyperplasie Nierensteine Tumoren mit geschwachtem Immunsystem Diabetes mellitus HIV Infektion nach Transplantation mit angeborenen Fehlbildungen der Harnwege Zystenniere Hufeisenniere mit vesikorenalem Reflux mit Fremdkorpern im Urogenitalsystem Blasenkatheter in der Schwangerschaft Pyelonephritis gravidarum Schwangerschaftsniere Eine nicht ausgeheilte akute Pyelonephritis geht haufig in die chronische Form uber welche aber auch primar entstehen kann ErregerEscherichia coli ist in mehr als 80 der akuten Pyelonephritiden der vorherrschende Erreger Einige Stamme besitzen P Fimbrien mit denen sie speziell Urothel Epithel der ableitenden Harnwege durch Anhaftung kolonisieren konnen Immungeschwachte Patienten neigen eher zu Infektionen mit Klebsiellen Enterokokken Clostridien und Candida albicans welche auch mit einem erhohten Risiko fur eine schwerer verlaufende Pyelonephritis verbunden sind Weitere Erreger sind Proteus mirabilis Pseudomonas Serratia Staphylococcus saprophyticus PathogeneseIn den meisten Fallen wird das Nierenbecken und die Niere durch aus der Blase uber den Harnleiter aufsteigende Erreger infiziert aszendierende Infektion Das Aufsteigen wird durch einen Reflux von Urin aus der Harnblase ins Nierenbecken oder einen Aufstau der Blase und einen Ruckstau bis in die Nieren erleichtert Weitaus seltener ist die deszendierende Infektion uber die Lymphe oder das Blut auch im Rahmen einer Sepsis Im Rahmen einer Pyelitis kann es zum Ubergreifen der Entzundung auf das Nierengewebe kommen Pathogenetisch im Vordergrund steht zunachst die Adhasion Bindung der Erreger an die Zellen der ableitenden Harnwege Uroepithelien Die Adhasion erfolgt uber Bindungsstellen der Bakterien zumeist so genannte Typ I Fimbrien oder Pili kleine Harchen mit Membran Komponenten der Zelloberflachen Diese sind ahnlich oder identisch mit Blutgruppen Antigenen bzw deren Untergruppen Bakterien konnen nach Bindung sofern sie virulent sind auch in die Zellen des Urogenitaltrakts eindringen und die Epithelbarriere uberschreiten Invasion Auch wenn die Infektionsabwehr des Korpers durch Leukozyten Antikorper und Komplement die primare Infektion durch Abtoten der Erreger uberwindet konnen diese dennoch lange Zeit als tote Fragmente im Gewebe z B der Niere oder der Blase fortbestehen sog Persister Man vermutet dass diese Persister eine chronische Pyelonephritis unterhalten konnen PathohistologieMakroskopisch sind auf der Nierenoberflache herdformige oder kleine diffuse gelbe Herde sichtbar Abszesse Auf der Nierenschnittflache finden sich streifenformige Eiterstrassen vom Mark zur Rinde Histologisch finden sich Zerstorungen von Nierenkanalchen und Glomerula Die abszedierte geeiterte Pyelonephritis zeigt typische Einschmelzungen und heilt dann in der Regel unter Narbenbildung ab SymptomatikCharakteristisch fur die akute Form ist ein plotzlich einsetzendes schweres Krankheitsgefuhl Hinzu kommen Symptome die auf eine Infektion des oberen Urogenitaltraktes hinweisen wie Fieber Schuttelfrost Flankenschmerz Klopf und Druckschmerz im Bereich des Nierenlagers Ubelkeit Schwindel und bei schwerem Verlauf auch Erbrechen Symptome der Blasenentzundung konnen ebenfalls vorhanden sein Dazu zahlen Pollakisurie haufige Blasenentleerungen bei nicht erhohter Harnmenge Dysurie erschwertes oder schmerzhaftes Wasserlassen Hamaturie blutiger Urin Bei der akuten Pyelonephritis ist die Nierenfunktion nicht eingeschrankt Bis zu einem Drittel der alteren Patienten haben kein Fieber hier dominieren gastrointestinale und pulmonale Symptome Bei der chronischen Form kann das Beschwerdebild zunachst fehlen Hier stehen eher unspezifische Symptome wie Leistungsminderung Kopfschmerzen Inappetenz mit Gewichtsabnahme Mudigkeit oder Pollakisurie im Vordergrund Der Verlauf ist im Gegensatz zur akuten Pyelonephritis schleichend oder schubweise DiagnostikDie zweifelsfreie Diagnosestellung einer Pyelonephritis in Abgrenzung von einem schweren unteren Harnwegsinfekt Blase und Harnrohre erfordert den Nachweis von Bakterien aus einem Punktat des Nierenbeckens Auf Grund der moglichen Komplikationen wird dies nur im Falle der gleichzeitigen Anlage einer perkutanen Nephrostomie durchgefuhrt Ist im Urintest auf Leukozyten Leukozyturie und Nitrit mindestens einer der beiden Parameter positiv handelt es sich mit einer Sensitivitat von 75 bis 84 und einer Spezifitat von 82 bis 98 um Harnwegsinfektionen Eventuell konnen auch Erythrozyten Erythrozyturie und kleine Proteine wie a1 Mikroglobulin tubulare Proteinurie nachgewiesen werden Der Mittelstrahlurin wird ausserdem bakteriologisch untersucht Erreger und Resistenzbestimmung Urinkulturen sind bei 90 der Patienten mit akuter Pyelonephritis positiv Im Blut kommt es zur Leukozytose Vermehrung der weissen Blutzellen und einem Anstieg des CRPs Akute Phase Protein Bei Verdacht auf Sepsis werden Blutkulturen abgenommen Mit einer Ausscheidungsurographie konnen Veranderungen des Nierengewebes erkannt werden Die Sonographie und die Computertomographie kommen bei komplizierteren Verlaufen zum Ausschluss von Komplikationen zur Anwendung Durch den Einsatz der 99Tc DMSA Nierenszintigrafie kann das Ausmass der Narbenbildung durch die Pyelonephritis abgeschatzt werden KomplikationenPyelonephritiden konnen wegen der guten Durchblutung der Nieren zur Erregerstreuung ins Blut fuhren Diese Urosepsis ist lebensbedrohlich Bei Durchbruch der Entzundung durch die Nierenkapsel bildet sich ein perinephritischer Abszess Diese Abszesse mussen punktiert oder chirurgisch saniert werden Die chronische Pyelonephritis fuhrt zum Verlust von funktionellem Nierengewebe bis zur pyelonephritischen Schrumpfniere und zur Niereninsuffizienz In der Schwangerschaft kann eine Pyelonephritis zu einer bedeutend erhohten mutterlichen wie fetalen Krankheitsrate und Sterblichkeit fuhren Die emphysematose Pyelonephritis ist selten und betrifft fast ausschliesslich Diabetiker Sie ist durch eine Gasansammlung im Parenchym der Niere sowie des umliegenden Gewebes gekennzeichnet und wird durch gasproduzierende Aerobier und fakultative Anaerobier verursacht Die Xanthogranulomatose Pyelonephritis ist ebenfalls selten Inzidenz 1 7 100 000 und bildet sich vor allem bei Harnabflussstorungen aus Die Niere ist knotig vergrossert mit Einlagerung von lipoidhaltigen Makrophagen Sie ist klinisch und bildgebend schwer von einem Nierenzellkarzinom zu unterscheiden die Diagnose wird meist erst histologisch gestellt TherapieUnspezifische Massnahmen Wichtig ist eine reichliche Flussigkeitszufuhr mehr als zwei Liter pro Tag um die Harnwege zu spulen und damit eine Reduzierung der Keimzahl zu erreichen Sie dient ausserdem dem Ausgleich des durch das Fieber entstandenen Flussigkeitsverlustes Bettruhe sollte eingehalten werden Der Nutzen einer Ansauerung des Harns z B mit Methionin ist umstritten Antibiotika Bei der akuten Pyelonephritis ist eine Antibiotikagabe uber mindestens 10 Tage erforderlich Bei bestehender Schwangerschaft ist dazu immer eine stationare Aufnahme erforderlich Schwere Infektionen sollten mit Fluorchinolonen z B Ciprofloxacin oder mit Breitspektrum Cephalosporinen auch in Kombination mit Aminoglykosiden behandelt werden Zur Anwendung kommen ausserdem Amoxicillin Piperacillin mit Tazobactam sowie Imipenem Wenn moglich erfolgt die Therapie differenziert nach der Art der Pyelonephritis akut unkompliziert schwere Infektion nosokomial erworben fieberhaft kompliziert nach Erreger und Resistenzbestimmung Die perorale Gabe ist zu bevorzugen wenn es der klinische Zustand des Patienten erlaubt In einer Studie mit 141 Patienten war die intravenose Gabe von Ciprofloxacin der oralen nicht uberlegen Antimykotika Bei Nachweis einer Pilzinfektion erfolgt die Therapie mit Fluconazol oder Amphotericin B Chirurgisch Liegt eine Harnabflussstorung vor wird diese entsprechend behandelt Eine infizierte Harnstauungsniere macht die sofortige Drainierung des Harntraktes erforderlich hierfur kommt die perkutane Nephrostomie in Frage Vorhandene Abszesse werden mittels perkutaner Abszessdrainage entleert Bei emphysematoser oder xanthogranulomatoser Pyelonephritis sowie nicht stabilisierbarer Sepsis ist die Nephrektomie das Mittel der Wahl Siehe auchGlomerulonephritisAltere LiteraturJoachim Frey Hamorrhagische Nephritiden In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 1961 S 926 951 hier S 940 945 Eitrige Nephritis Schwangerschaftsniere WeblinksCommons Pyelonephritis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien med utah edu histologische Darstellung J E Scherberich Chronische Pyelonephritis EinzelnachweiseG B Piccoli V Consiglio L Colla P Mesiano A Magnano M Burdese C Marcuccio E Mezza V Veglio G Piccoli Antibiotic treatment for acute uncomplicated or primary pyelonephritis a systematic semantic revision In Int J Antimicrob Agents 28 August 2006 Suppl 1 S 49 63 Epub 18 Juli 2006 PMID 16854569 P F Bass J A Jarvis C K Mitchell Urinary tract infections In Prim Care 2003 30 S 41 61 M G Bergeron Treatment of pyelonephritis in adults In Med Clin North Am 1995 79 S 619 649 W E Stamm T M Hooton Management of urinary tract infections in adults In N Engl J Med 1993 329 S 1328 1334 K Ramakrishnan D C Scheid Diagnosis and management of acute pyelonephritis in adults In Am Fam Physician 2005 71 5 S 933 942 PMID 15768623 W Hochtlen Vollmar Differenzialdiagnostik der Proteinurie In Laborinformation Klin Chemie Band 12 Nr 9 2007 Joachim Misselwitz Therapie und Langzeitkonsequenzen der Harnwegsinfektion im Kindesalter PDF 745 KB Band 19 Ausgabe 7 8 2008 S 397 401 L K Millar S M Cox Urinary tract infections complicating pregnancy In Infect Dis Clin North Am 1997 Mar 11 1 S 13 26 PMID 9067782 E Kaiser R Fournier Emphysematous pyelonephritis diagnosis and treatment In Ann Urol Paris Band 39 Nr 2 April 2005 S 49 60 PMID 16004203 gesundheit de C Rollino Acute pyelonephritis in adults In G Ital Nefrol 2007 Mar Apr 24 2 S 121 131 PMID 17458827 Marianne Abele Horn Antimikrobielle Therapie Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten Unter Mitarbeit von Werner Heinz Hartwig Klinker Johann Schurz und August Stich 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Peter Wiehl Marburg 2009 ISBN 978 3 927219 14 4 S 137 Pyelonephritis G Mombelli R Pezzoli G Pinoja Lutz R Monotti C Marone M Franciolli Oral vs intravenous ciprofloxacin in the initial empirical management of severe pyelonephritis or complicated urinary tract infections a prospective randomized clinical trial In Arch Intern Med 1999 Jan 11 159 1 S 53 58 PMID 9892331 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient weder der Selbstdiagnose noch wird dadurch eine Diagnose durch einen Arzt ersetzt Bitte hierzu 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