Kleverländisch verschiedentlich mit sprachverwandten niederländischen Idiomen zusammengefasst auch als Nordniederfränkis
Nordniederfränkisch

Kleverländisch, verschiedentlich (mit sprachverwandten niederländischen Idiomen zusammengefasst) auch als Nordniederfränkisch bezeichnet, ist eine Dialektgruppe innerhalb des Niederfränkischen, die zum kontinentalen westgermanischen Dialektkontinuum gehört. Es befindet sich nördlich der Uerdinger Linie und ist innerhalb Deutschlands und der Niederlande mit dem Südniederfränkischen verbunden. Mit unter wird ihm auch Ostbergisch zugerechnet, was aus aktueller germanistischer Sicht nicht mehr als zutreffend angesehen wird. Dieses bildet vielmehr von Norden nach Süden eine kleverländisch-südniederfränkisch-ripuarische Interferenzzone zu den benachbarten westfälischen Dialekten.
Kleverländisch | ||
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Gesprochen in | Niederlande, Deutschland | |
Linguistische Klassifikation | Indogermanisch
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Seit 1997 sind die in der niederländischen Provinz Limburg gesprochenen (nord)niederfränkischen Dialekte nach der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen in den Niederlanden als Regionalsprache anerkannt.
Dachsprachen
Kleverländisch stand infolge seiner wechselreichen Geschichte bis ins ausgehende 19. Jahrhundert unter starkem Einfluss der niederländischen Sprache und wurde von dieser überdacht. Infolgedessen orientierte sich der Dialekt, sofern dieser zur schriftlichen Kommunikation diente, an niederländischer Grammatik und Orthografie.
Über den engen Grad der Verwandtschaft zwischen dem Niederrheinischen (damalige Bezeichnung für Kleverländisch) und dem Niederländischen schrieb der Germanist Willy Sanders:
„Die engen Beziehungen des Niederrheinischen zum heutigen Niederländischen haben ihren natürlichen Grund im gemeinsamen niederfränkischen Sprachcharakter. Im Verein mit der früheren Verflechtung politisch-territorialer Art (etwa des Herzogtums Geldern mit seinen vier ‚Quartieren‘ Roermond, Nijmegen, Arnhem, Zutphen) führte dies dazu, daß am linken Niederrhein noch bis in unser Jahrhundert ein dem Niederländischen engverwandter Sprachtyp, volksläufig eben ‚Niederländisch‘, gesprochen wurde.“
Der Germanist Theodor Frings dachte diesbezüglich sogar weiter. Er forderte die generelle Eingliederung des Niederrheinischen ins Niederländische:
„Man sollte das Niederrheinische nördlich der Linie der Lautverschiebung, also in Geldern, Mörs, Kleve, zum Niederländischen schlagen.“
Mittelalter
Im Mittelalter gehörte der Niederrhein zu jenen Gebieten, in denen die Mittelniederländische Sprache verwendet wurde. Im 15. Jahrhundert begann der Vormarsch des Mitteldeutschen, genauer des Altkölnischen, und ab dem 16. Jahrhundert des Hochdeutschen in Teilen des niederfränkischen Sprachgebiets.
16. Jahrhundert
1544 hatte Köln das Gemeine Deutsch für seinen Herrschaftsbereich eingeführt. Damit dehnte sich die moderne deutsche Schriftsprache auch nach Norden und Westen aus. Köln dehnte seinen sprachlichen Einflussbereich bis weit in die späteren Niederlande aus. So entstand im 16. Jahrhundert mit der Uerdinger Linie eine neue Ausgleichsgrenze zwischen dem Kölner Ripuarischen und den niederfränkischen Dialekten und in der Folge die heutigen südniederfränkischen Dialekte, die zwischen dem Nordnieder- und Mittelfränkischen standen und reine Übergangsdialekte darstellten.
Aber die Einführung der deutschen Schriftsprache endete an den Grenzen der Habsburgischen Niederlande, zu denen das Haus Habsburg zwischen den Jahren 1524 und 1543 auch die nördlichen Provinzen erwerben konnte. In diesem „burgundischen“ Erbe war das Französische die bedeutende Kultursprache. In den sieben Nordprovinzen hatte allerdings eine niederfränkisch/niederländische Schriftsprache bedeutend an Einfluss gewonnen, die auf den Dialekten der Provinzen Holland und Brabant fußte und die im 16. Jahrhundert weit in den Raum des Niederrheins ausstrahlte (Brabanter Expansion). So standen die niederrheinischen sowie teilweise auch die westfälischen Dialekte des Westmünsterlandes und darüber hinaus stark unter dem Einfluss der brabantisch-holländischen Schriftsprache.
17. Jahrhundert
Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die politischen Grenzen am Niederrhein neu gezogen. Im Jahr 1614 konnte Kur-Brandenburg seine ersten Besitzungen am Niederrhein erwerben, wo es unter anderem sein Erbe im Herzogtum Kleve antrat.
Im Frieden von Utrecht 1713 wurde das habsburgische Oberquartier Roermond des alten Herzogtums Geldern (seit 1543 bei Habsburg) unter seinen Nachbarn aufgeteilt:
- Preußen erhielt den größten Teil des Oberquartiers. Es erhielt die Ämter Kessel (mit den größeren Gemeinden Kessel, Venray, Horst, Sevenum, Well, Afferden und Middelaar), Straelen, Geldern (mit den größeren Gemeinden Geldern und Rayen), Wachtendonk und Krickenbeck mit der Exklave Viersen. Diese Gebiete bildeten das Preußische Oberquartier.
- Die Niederlande erhielten den größten Teil des Amtes Monfort mit den Exklaven Venlo, Beesel und Nieuwstad. Dieses Gebiet bildete das Statische Oberquartier.
- Das Haus Habsburg konnte nur einen kleinen Teil des Amtes Monfort für seinen Machtbereich behalten. Es behielt die Gemeinden Roermond, Swalmen, Elmpt, Niederkrüchten und Wegberg. Daneben wurden die Gemeinden Meijel, Nederweert, Weert, , Kessenich, , Herten und Maasniel erworben. Diese Gebiete bildeten das nun Österreichische Oberquartier (siehe auch Österreichisch Geldern).
- Das Herzogtum Jülich konnte die Enklave Erkelenz erwerben und eingliedern, die zuvor zum Amt Monfort gehört hatte. Dieses Gebiet wurde auch als Jülisches Oberquartier bezeichnet.
Mit der Eingliederung der niederrheinischen Gebiete in Preußen wurde dort formal auch das Deutsche als Schriftsprache eingeführt. Aber das Deutsche konnte sich in diesen Gebieten nur unterschiedlich durchsetzen. Das Niederrheingebiet sowie das zu Köln gehörende Amt Rheinberg standen damit Ende des 18. Jahrhunderts unter Konkurrenz zweier Hoch- und Kultursprachen, während in der Grafschaft Moers einschließlich der damals im Vergleich zu heute noch kleinen Städte Krefeld und Duisburg nur das Deutsche galt.
Das rechtslippische Gebiet des ehemaligen Herzogtums Kleve war bereits zweisprachig. Neben dem Deutschen wurde auch Niederländisch benutzt; nur in der damaligen Beamtenstadt Wesel und deren Umland wurde allein das Deutsche verwendet. Das Klever Gebiet zwischen Lippe und Maas war ebenfalls zweisprachig, wobei hier dem Niederländischen eindeutig der Vorzug gegeben wurde. Allein die Stadt Kleve und die Pfälzersiedlungen waren von der deutschen Schriftsprache dominiert.
Im Bereich des einstigen Herzogtums Geldern dominierte das Niederländische gegenüber dem Deutschen. Im gelderischen Oberquartier spielte die Maas bereits die Rolle einer Sprachgrenze: Während das Gebiet links des Flusses mit den Orten Venray und Horst fast ausschließlich nur Niederländisch verwendete, so gebrauchte man rechts der Maas und in der Enklave Viersen bereits auch das Deutsche in begrenztem Rahmen. Dieses Gebiet war demnach nur überwiegend niederländischsprachig. Die gelderischen Niederquartiere (welche heute im Wesentlichen die niederländische Provinz Gelderland ausmachen) verwendeten nur das Niederländische.
Das zu Köln gehörende Amt Rheinberg war zu jener Zeit ebenfalls zweisprachig, wobei aber dem Deutschen der Vorzug gegeben wurde. Die ehemalige gelderische Enklave Erkelenz verwendete im Gegensatz zum übrigen Herzogtum Jülich überwiegend Niederländisch.
19. Jahrhundert
Zwischen 1803 und 1810 wurde das Niederrheingebiet dem französischen Kaiserreich eingegliedert. Das linksrheinische Gebiet wurde 1806 dem Departement Roer und das rechtsrheinische mit Ausnahme der Stadt Wesel in das Departement Lippe eingegliedert. Wesel und dessen Umland wurde dem Roer-Departement zugeschlagen. Das rechtsrheinische Gebiet wurde in demselben Jahr an das neuernannte und vergrößerte Großherzogtum Berg angeschlossen. Doch bereits 1810 wurde dieses Gebiet jedoch vom französischen Kaiserreich annektiert und eingegliedert.
Das Deutsche wurde folgedessen auch durch das Französische als Amtssprache abgelöst. Die Niederrheiner favorisierten ihrerseits das Niederländische, das sich nun wieder als Dachsprache durchsetzen konnte. Dabei wurde das Deutsche sogar aus jenen niederrheinischen Gebieten zurückgedrängt, in denen es vorher überwiegend benutzt wurde.
1815 wurden, als Folge des Wiener Kongresses, die Grenzen am Niederrhein und der Maas neu gezogen. Das erneut an Preußen angegliederte Niederrheingebiet bildete nun die Provinz Jülich-Kleve-Berg, und dort wurde Deutsch als alleinige Hochsprache verordnet. 1824 wurde diese Provinz mit der südlich gelegenen „Provinz Niederrhein“ zur neuen Rheinprovinz zusammengeschlossen. 1827 wurde Niederländisch als Kirchensprache auf Drängen Preußens vom Bischof von Münster verboten. Ein Jahr später durfte in den Schulen von Preußisch-Obergeldern aufgrund einer Verordnung der Regierungspräsidenten nur noch auf Hochdeutsch unterrichtet werden. Mit dem Versuch des preußischen Staates, den Niederrhein zu Gunsten des Deutschen einsprachig zu machen, und der sich bei diesem Vorhaben auf den Rückhalt der römisch-katholischen wie der evangelischen Kirche sicher sein konnte, reagierte die Bevölkerung mit einem verstärkten Festhalten am Neuniederländischen, das wenig später durch das moderne Standardniederländische ersetzt werden sollte. Katholiken und Reformierte forcierten nun den ausschließlichen Gebrauch des Niederländischen: Während die Reformierten (vor der Einführung des Standardniederländischen) eine holländisch-brabantische Variante forcierten, verwendeten die Katholiken eine flämisch-brabantische, womit sie der offiziellen Sprachpolitik der römisch-katholischen Kirche in Deutschland widersprachen.
In den Revolutionsjahren 1848/49 wurde von staatlicher Seite versucht, das Niederländische gezielt aus diesem Gebiet zurückzudrängen. Das Niederländische war nur noch als Kultur- und Kirchensprache der Reformierten zugelassen.
Zwischen den Jahren 1817 und 1866 wurde in Preußen eine Evangelische Landeskirche (Unierte Kirche) etabliert, die die lutherische und die reformierte Lehre vereinigte. Infolgedessen war am Niederrhein auch der reformierte Gottesdienst allein auf Deutsch abzuhalten, und das Niederländische verlor dadurch in dieser Region langsam seinen einstigen Rang.
Nach der deutschen Reichsgründung (1871) war am Niederrhein bei allen Behörden und Ämtern nur noch der Gebrauch des Deutschen zugelassen. Zuvor wurde Niederländisch in manchen Gemeinden noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts als Schulsprache verwendet oder neben dem Deutschen als Zweitsprache gelehrt. So war es bis etwa 1860 am Niederrhein noch möglich, bei Behörden und Ämtern Gesuche und ähnliches auf Niederländisch einzureichen. Um die Jahrhundertwende galt der Niederrhein als einsprachig deutsch.
20. Jahrhundert
Um die Jahrhundertwende hatte sich das Deutsche am Niederrhein als dominante Dachsprache durchgesetzt und das Niederländische abgelöst. Allein die Gruppe der Altreformierten gebrauchte noch Niederländisch als Kirchensprache, bis dieses 1936 von den Nationalsozialisten abgeschafft wurde.
Begrenzung nach Isoglossen
Die Abgrenzung des Kleverländischen zu anderen verwandten Idiomen ist äußerst schwierig. So sind beispielsweise die sprachlichen Unterschiede zwischen dem Kleverländischen und den benachbarten Dialekten in einem brabantisch-gelderischen Übergangsgebiet in den Niederlanden gering, sodass man heute beide Sprachvarianten mitunter zusammenfasst, um sie von den gelderischen Dialekten (Gelders-Overijssels) des Gelderlandes abzugrenzen.
Aber auch eine Abgrenzung zum Brabantischen ist schwierig, da dieses vor allem seit dem 16. Jahrhundert einen großen Einfluss auf den Niederrhein hatte. So wurden verschiedentlich Kleverländisch und Brabantisch unter dem Oberbegriff „Brabantisch“ zusammengefasst.
Heute werden zur Abgrenzung des Kleverländischen von verwandten Idiomen hauptsächlich Isoglossen verwendet:
Die Uerdinger Linie (ik/ich-Isoglosse) südlich von Venlo trennt Kleverländisch von Südniederfränkisch. Neuere Forschungen zeigen, dass die tatsächliche Grenze zwischen beiden Dialektgruppen eigentlich höher ist, zwischen Venray und Horst.
Manchmal wird dafür aber, vor allem in den Niederlanden, auch die Diest-Nijmegen- oder houden/halten-Linie (nach der ou/al-Isoglosse) genommen. Diese Isoglosse trennt nach Ansicht der niederländischen Germanisten das Kleverländische vom benachbarten Brabantischen und den anderen niederländischen Dialekten. Hierfür wird bei den deutschen Germanisten mehrheitlich die ij/ie-Isoglosse (sogenannte mijn/mien-Linie) benutzt, die auch als ijs/ies-Isoglosse bekannt ist. Die sich nach Norden abschwächende Einheitsplurallinie (sogenannte „Westfälische Linie“) schließlich trennt das Nordniederfränkische vom Niedersächsischen. Der Rheinische Fächer ist die Sammlung der Isoglossen die die Sprachgrenzen zwischen den rheinischen Sprachen untereinander und zu den umgebenden Sprachräumen beschreibt. Seine nördlichste, die Einheitsplurallinie, gilt nach Norden und Osten als die Grenze zu den Westfälischen Mundarten während die Uerdinger Linie quer durch den rheinischen Sprachraum verläuft, ebenso wie die Benrather Linie. Sie begrenzt hier den Niederfränkischen Sprachraum nach Süden.
Verbreitung
Zum Oberbegriff „Nordniederfränkisch“ zählen:
- Kleverländisch (niederländisch Kleverlands) oder Klevisch: Die Mundarten des unteren Niederrheins (Kreise Kleve und Wesel) sowie die des westlichen (niederrheinischen) Teile des Ruhrgebiets, Duisburg (Duisburger Platt), nördliche und westliche Stadtteile von Oberhausen
- Ostbergisch: Die Dialekte des Ostbergischen können – rein formalistisch (Uerdinger Linie als Grenzlinie im Westen einerseits und Westfälische Linie im Osten andererseits) – dazugezählt werden.
Diese wurden auch, wenn auch nicht in ihrer Gesamtheit, als Teil des Bergischen aufgefasst, da für sie unterschiedlich starke Einflüsse einerseits des Ripuarischen im Bereich um Mülheim an der Ruhr, Essen-Kettwig und Essen-Werden und andererseits des Westfälischen im Bereich um Velbert-Langenberg kennzeichnend sind. Die unten unter „Sprachbeispiele“ zitierten Wenkersätze sind jedenfalls nicht beispielhaft für die ostbergische Dialektgruppe.
Sprachbeispiele
- „Ek heb noch efkes afgewaachd, ob dat, wach’e min seggen wold.“
- „Ich habe noch kurz abgewartet, was du mir sagen wolltest.“
- (Ndl.) „Ik heb nog even afgewacht (op dat) wat je (ge) me zeggen wou.“
- „En den Wenter stüwe di drööge Bläär dörr de locht eröm“ (Georg Wenker Satz 1)
- „Im Winter fliegen die trockenen Blätter in der Luft herum.“
- (Ndl.) „In de winter waaien (stuiven) de droge bladeren rond in de lucht.“
- „Et sall soon üttschaije te shnejje, dann werd et wäär wer bäter.“ (Wenker Satz 2)
- „Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.“
- (Ndl.) „Het zal zo ophouden (uitscheiden) met sneeuwen, dan wordt het weer weer beter.“
- „Hej es vörr vier of säss wääke gestörwe.“ (Wenker Satz 5)
- „Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.“
- (Ndl.) „Hij is vier of zes weken geleden gestorven.“
- „Het füür was te hätt, die kuuke sinn ja an de onderkant heel schwaort angeschröt.“ (Wenker Satz 6)
- „Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.“
- (Ndl.) „Het vuur was te heet, de koeken zijn aan de onderkant helemaal (geheel) zwart aangebrand (aangeschroeid).“
- „Hej dütt die eikes ömmer sonder salt än pääper ääte.“ (Wenker Satz 7)
- „Er isst die Eier immer ohne Salz und Pfeffer.“
- (Ndl.) „Hij eet de eitjes altijd zonder zout en peper.“
Mundart und Schriftsprache
Im 12. Jahrhundert kam im Rhein-Maas-Dreieck – dem Gebiet, in dem heute die nord- und die südniederfränkische Mundarten gesprochen werden – die heute so genannte rheinmaasländische Schriftsprache auf. Diese wies zwar viele Elemente der regionalen Mundarten auf, ist aber nicht mit diesen gleichzusetzen. Das Niederrheinische Platt war die gesprochene Sprache der – oft schreibunkundigen – einfachen Leute; die rheinmaasländische Schriftsprache dagegen war die geschriebene Sprache der gehobenen Stände und Kanzleien. Die rheinmaasländische Schriftsprache hatte Latein als Schreibsprache weitgehend abgelöst, bis es ab dem 16. Jahrhundert an Bedeutung verlor; einerseits zugunsten des sich über Köln nach Norden ausbreitenden „Hochdeutschen“, andererseits zugunsten einer in den heutigen Niederlanden entstehenden eigenen Schriftsprache. Allerdings konnte sich diese „Hochdeutsche Schriftsprache“ nicht überall am Niederrhein gleich schnell verbreiten. Über einen längeren Zeitraum existierten in manchen Städten (u. a. in Geldern, Kleve, Wesel, Krefeld) Deutsch und Niederländisch nebeneinander, und Erlasse wurden in beiden Schriftsprachen herausgegeben.
Ab dem 18. Jahrhundert war die sprachliche Trennung zwischen (deutschem) Niederrhein und (niederländischem) Maasgebiet abgeschlossen. Die jeweiligen Hoch- und Schriftsprachen gingen getrennte Wege. Nordniederfränkisch und Südniederfränkisch als gesprochene Mundarten überdauerten aber die neuen Grenzen und hielten sich bis in die Neuzeit.
Literatur
- Georg Cornelissen, Peter Honnen, Fritz Langensiepen (Hrsg.): Das rheinische Platt. Eine Bestandsaufnahme. Handbuch der rheinischen Mundarten, Teil 1: Texte. Rheinland-Verlag, Köln 1989, ISBN 3-7927-0689-X.
- Arnold Knüfermann: Grafschafter Mundartlexikon. Leben und Arbeiten in der alten Grafschaft Moers. Rheinland-Verlag, Köln 1993, ISBN 3-7927-1056-0.
- Jürgen Macha/Elmar Neuss/Robert Peters (Hrsg.): Rheinisch-westfälische Sprachgeschichte. Köln/Weimar/Wien 2000.
- Jürgen Macha: Rheinische Sprachverhältnisse im 17. Jahrhundert. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 57, 1993, 1582175.
- Klaus J. Mattheier: Gibt es eine regionale Sprachgeschichte der Rheinlande. In: Werner Besch, (Hrsg.): Regionale Sprachgeschichte. Berlin 1998, 1442151. (ZdPh. 117, Sonderheft).
- Rudolf Schützeichel: Mundart, Urkundensprache und Schriftsprache. Ein Beitrag zur rheinischen Sprachgeschichte. 2. Aufl. Bonn 1974. (Rheinisches Archiv 54).
- Giesbers, Charlotte (Hendrina Elisabeth): Dialecten op de grens van twee talen: een dialectologisch en sociolinguïstisch onderzoek in het Kleverlands dialectgebied. Groesbeek: Reijngoudt-Giesbers, 2008. (Dissertation Radboud Universiteit Nijmegen, 2008), ISBN 978-90-813044-1-2. (niederländisch; online)
- Giesbers, Charlotte; Hout, Roeland van; Bezooijen, Renée van: De staatsgrens als breukvlak in het Kleverlands dialectcontinuüm. In: Jaarboek van de Vereniging voor Limburgse Dialect- en Naamkunde (Hasselt): 8 (2006), S. 15–35. (niederländisch; online)
- Heinrich Neuse: Studien zur niederheinischen Dialektgeographie in den Kreisen Rees, Dinslaken, Hamborn, Mülheim, Duisburg. In: Deutsche Dialektgeographie. Heft VIII, Marburg 1915.
- Ferdinand Wippermann: Englisch und Plattdeutsch mit besonderer Berücksichtigung der Mundarten des Ruhrmündungsgebietes. Praktische Ergänzung zur englischen Grammatik. Johs. Graffmann, Duisburg-Meiderich 1914. (online)
Weblinks
- Cleefs: Mundart des unteren Niederrhein ( vom 19. Mai 2001 im Internet Archive)
- plattsatt – Mundart in Kleve und anderswo
- Petitie voor behoud Kleverlands in Gelderland gestart [Petition zur Erhaltung des Kleverländischen in Gelderland gestartet] (niederländisch; 2. Juni 2023)
- Kleverländisch / Kleverlands. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, abgerufen am 11. September 2023.
Einzelnachweise
- Europarat: Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Siehe: Treaty No.148 - European Charter for Regional or Minority Languages und mithin Reservations and Declarations for Treaty No.148 - European Charter for Regional or Minority Languages: „The Kingdom of the Netherlands declares [...] that the principles enumerated in Part II of the Charter will be applied to the Limburger language used in the Netherlands.“
- Heinz Eickmans: Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden), Unterkapitel Limburgisch. In: Franz Lebsanft, Monika Wingender (Hrsgg.): Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen: Ein Handbuch zur Sprachpolitik des Europarats. Walter de Gruyter, Berlin/Boston, 2012, S. 153ff., hier S. 163: „Das als Regionalsprache der Niederlande anerkannte Limburgische [...]“
- Willy Sanders: Gerts van der Schüren ‚Teuthonista‘ und die historische Wortgeographie. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsche Beiträge. Festschrift für Felix Wortmann zum 70. Geburtstag. Reihe Niederdeutsche Studien, Band 23 (1976), S. 48.
- Theodor Frings, Gotthard Lechner: Niederländisch und Niederdeutsch. Berlin 1966, S. 21 ff.
- Bestaande dialectgrenzen Limburg kloppen niet. In: Radboud Universiteit. (ru.nl [abgerufen am 29. April 2018]).
- Jan Goossens, hrsg. v. Heinz Eickmans, Loek Geeraedts, Robert Peters, Ausgewählte Schriften zur niederländischen und deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (Reihe: Niederlande-Studien Band [22]), Waxmann, Münster / New York / München / Berlin, 2000, S. 202
- Herausgegeben vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte:
- Dialekte im Rheinland. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, abgerufen am 5. Juni 2022.
- Dialekte im Rheinland. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, abgerufen am 11. September 2023.
- Kleverländisch / Kleverlands. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, abgerufen am 11. September 2023.
- Südniederfränkisch / Zuidnederfrankisch. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, abgerufen am 11. September 2023.
Karte auch abgedruckt in:
Winfried Dolderer, Overmaas – „jenseits der Maas“: Eine historische Annäherung, in: Sebastian Bischoff, Christoph Jahr, Tatjana Mrowka, Jens Thiel (Hrsg.), „Mit Belgien ist das so eine Sache ...“: Resultate und Perspektiven der Historischen Belgienforschung (Reihe: Historische Belgienforschung, Bd. 9), Waxmann, Münster / New York, 2021, S. 15ff., hier S. 18.
- Georg Cornelissen, Meine Oma spricht noch Platt: Wo bleibt der Dialekt im Rheinland?, Greven Verlag, Köln, 2008, S. 40f. (mit einer Karte Dialektgebiete im Rheinland)
- Johannes Venema: Zum Stand der zweiten Lautverschiebung im Rheinland: Diatopische, diachrone und diastratische Untersuchungen am Beispiel der dentalen Tenuis (voralthochdeutsch /t/). Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 1997, S. 12 u. 14.
- Georg Cornelissen: Kleine Niederrheinische Sprachgeschichte (1300–1900). Verlag B.O.S.S-Druck, Kleve, ISBN 90-807292-2-1, S. 62–94.
- Irmgard Hantsche: Atlas zur Geschichte des Niederrheins. Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie, Band 4, ISBN 3-89355-200-6, S. 66.
- Dieter Heimböckel: Sprache und Literatur am Niederrhein. Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie, Band 3, ISBN 3-89355-185-9, S. 15–55.
Autor: www.NiNa.Az
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Kleverlandisch verschiedentlich mit sprachverwandten niederlandischen Idiomen zusammengefasst auch als Nordniederfrankisch bezeichnet ist eine Dialektgruppe innerhalb des Niederfrankischen die zum kontinentalen westgermanischen Dialektkontinuum gehort Es befindet sich nordlich der Uerdinger Linie und ist innerhalb Deutschlands und der Niederlande mit dem Sudniederfrankischen verbunden Mit unter wird ihm auch Ostbergisch zugerechnet was aus aktueller germanistischer Sicht nicht mehr als zutreffend angesehen wird Dieses bildet vielmehr von Norden nach Suden eine kleverlandisch sudniederfrankisch ripuarische Interferenzzone zu den benachbarten westfalischen Dialekten KleverlandischGesprochen in Niederlande DeutschlandLinguistische Klassifikation Indogermanisch Germanisch Westgermanisch NiederfrankischKleverlandisch dd dd Seit 1997 sind die in der niederlandischen Provinz Limburg gesprochenen nord niederfrankischen Dialekte nach der Europaischen Charta der Regional und Minderheitensprachen in den Niederlanden als Regionalsprache anerkannt DachsprachenKleverlandisch stand infolge seiner wechselreichen Geschichte bis ins ausgehende 19 Jahrhundert unter starkem Einfluss der niederlandischen Sprache und wurde von dieser uberdacht Infolgedessen orientierte sich der Dialekt sofern dieser zur schriftlichen Kommunikation diente an niederlandischer Grammatik und Orthografie Uber den engen Grad der Verwandtschaft zwischen dem Niederrheinischen damalige Bezeichnung fur Kleverlandisch und dem Niederlandischen schrieb der Germanist Willy Sanders Die engen Beziehungen des Niederrheinischen zum heutigen Niederlandischen haben ihren naturlichen Grund im gemeinsamen niederfrankischen Sprachcharakter Im Verein mit der fruheren Verflechtung politisch territorialer Art etwa des Herzogtums Geldern mit seinen vier Quartieren Roermond Nijmegen Arnhem Zutphen fuhrte dies dazu dass am linken Niederrhein noch bis in unser Jahrhundert ein dem Niederlandischen engverwandter Sprachtyp volkslaufig eben Niederlandisch gesprochen wurde Der Germanist Theodor Frings dachte diesbezuglich sogar weiter Er forderte die generelle Eingliederung des Niederrheinischen ins Niederlandische Man sollte das Niederrheinische nordlich der Linie der Lautverschiebung also in Geldern Mors Kleve zum Niederlandischen schlagen Mittelalter Der Geltungsbereich des Niederlandischen einst und heute Im Mittelalter gehorte der Niederrhein zu jenen Gebieten in denen die Mittelniederlandische Sprache verwendet wurde Im 15 Jahrhundert begann der Vormarsch des Mitteldeutschen genauer des Altkolnischen und ab dem 16 Jahrhundert des Hochdeutschen in Teilen des niederfrankischen Sprachgebiets 16 Jahrhundert 1544 hatte Koln das Gemeine Deutsch fur seinen Herrschaftsbereich eingefuhrt Damit dehnte sich die moderne deutsche Schriftsprache auch nach Norden und Westen aus Koln dehnte seinen sprachlichen Einflussbereich bis weit in die spateren Niederlande aus So entstand im 16 Jahrhundert mit der Uerdinger Linie eine neue Ausgleichsgrenze zwischen dem Kolner Ripuarischen und den niederfrankischen Dialekten und in der Folge die heutigen sudniederfrankischen Dialekte die zwischen dem Nordnieder und Mittelfrankischen standen und reine Ubergangsdialekte darstellten Aber die Einfuhrung der deutschen Schriftsprache endete an den Grenzen der Habsburgischen Niederlande zu denen das Haus Habsburg zwischen den Jahren 1524 und 1543 auch die nordlichen Provinzen erwerben konnte In diesem burgundischen Erbe war das Franzosische die bedeutende Kultursprache In den sieben Nordprovinzen hatte allerdings eine niederfrankisch niederlandische Schriftsprache bedeutend an Einfluss gewonnen die auf den Dialekten der Provinzen Holland und Brabant fusste und die im 16 Jahrhundert weit in den Raum des Niederrheins ausstrahlte Brabanter Expansion So standen die niederrheinischen sowie teilweise auch die westfalischen Dialekte des Westmunsterlandes und daruber hinaus stark unter dem Einfluss der brabantisch hollandischen Schriftsprache 17 Jahrhundert Im 17 und 18 Jahrhundert wurden die politischen Grenzen am Niederrhein neu gezogen Im Jahr 1614 konnte Kur Brandenburg seine ersten Besitzungen am Niederrhein erwerben wo es unter anderem sein Erbe im Herzogtum Kleve antrat Im Frieden von Utrecht 1713 wurde das habsburgische Oberquartier Roermond des alten Herzogtums Geldern seit 1543 bei Habsburg unter seinen Nachbarn aufgeteilt Preussen erhielt den grossten Teil des Oberquartiers Es erhielt die Amter Kessel mit den grosseren Gemeinden Kessel Venray Horst Sevenum Well Afferden und Middelaar Straelen Geldern mit den grosseren Gemeinden Geldern und Rayen Wachtendonk und Krickenbeck mit der Exklave Viersen Diese Gebiete bildeten das Preussische Oberquartier Die Niederlande erhielten den grossten Teil des Amtes Monfort mit den Exklaven Venlo Beesel und Nieuwstad Dieses Gebiet bildete das Statische Oberquartier Das Haus Habsburg konnte nur einen kleinen Teil des Amtes Monfort fur seinen Machtbereich behalten Es behielt die Gemeinden Roermond Swalmen Elmpt Niederkruchten und Wegberg Daneben wurden die Gemeinden Meijel Nederweert Weert Kessenich Herten und Maasniel erworben Diese Gebiete bildeten das nun Osterreichische Oberquartier siehe auch Osterreichisch Geldern Das Herzogtum Julich konnte die Enklave Erkelenz erwerben und eingliedern die zuvor zum Amt Monfort gehort hatte Dieses Gebiet wurde auch als Julisches Oberquartier bezeichnet Mit der Eingliederung der niederrheinischen Gebiete in Preussen wurde dort formal auch das Deutsche als Schriftsprache eingefuhrt Aber das Deutsche konnte sich in diesen Gebieten nur unterschiedlich durchsetzen Das Niederrheingebiet sowie das zu Koln gehorende Amt Rheinberg standen damit Ende des 18 Jahrhunderts unter Konkurrenz zweier Hoch und Kultursprachen wahrend in der Grafschaft Moers einschliesslich der damals im Vergleich zu heute noch kleinen Stadte Krefeld und Duisburg nur das Deutsche galt Das rechtslippische Gebiet des ehemaligen Herzogtums Kleve war bereits zweisprachig Neben dem Deutschen wurde auch Niederlandisch benutzt nur in der damaligen Beamtenstadt Wesel und deren Umland wurde allein das Deutsche verwendet Das Klever Gebiet zwischen Lippe und Maas war ebenfalls zweisprachig wobei hier dem Niederlandischen eindeutig der Vorzug gegeben wurde Allein die Stadt Kleve und die Pfalzersiedlungen waren von der deutschen Schriftsprache dominiert Im Bereich des einstigen Herzogtums Geldern dominierte das Niederlandische gegenuber dem Deutschen Im gelderischen Oberquartier spielte die Maas bereits die Rolle einer Sprachgrenze Wahrend das Gebiet links des Flusses mit den Orten Venray und Horst fast ausschliesslich nur Niederlandisch verwendete so gebrauchte man rechts der Maas und in der Enklave Viersen bereits auch das Deutsche in begrenztem Rahmen Dieses Gebiet war demnach nur uberwiegend niederlandischsprachig Die gelderischen Niederquartiere welche heute im Wesentlichen die niederlandische Provinz Gelderland ausmachen verwendeten nur das Niederlandische Das zu Koln gehorende Amt Rheinberg war zu jener Zeit ebenfalls zweisprachig wobei aber dem Deutschen der Vorzug gegeben wurde Die ehemalige gelderische Enklave Erkelenz verwendete im Gegensatz zum ubrigen Herzogtum Julich uberwiegend Niederlandisch 19 Jahrhundert Zwischen 1803 und 1810 wurde das Niederrheingebiet dem franzosischen Kaiserreich eingegliedert Das linksrheinische Gebiet wurde 1806 dem Departement Roer und das rechtsrheinische mit Ausnahme der Stadt Wesel in das Departement Lippe eingegliedert Wesel und dessen Umland wurde dem Roer Departement zugeschlagen Das rechtsrheinische Gebiet wurde in demselben Jahr an das neuernannte und vergrosserte Grossherzogtum Berg angeschlossen Doch bereits 1810 wurde dieses Gebiet jedoch vom franzosischen Kaiserreich annektiert und eingegliedert Das Deutsche wurde folgedessen auch durch das Franzosische als Amtssprache abgelost Die Niederrheiner favorisierten ihrerseits das Niederlandische das sich nun wieder als Dachsprache durchsetzen konnte Dabei wurde das Deutsche sogar aus jenen niederrheinischen Gebieten zuruckgedrangt in denen es vorher uberwiegend benutzt wurde 1815 wurden als Folge des Wiener Kongresses die Grenzen am Niederrhein und der Maas neu gezogen Das erneut an Preussen angegliederte Niederrheingebiet bildete nun die Provinz Julich Kleve Berg und dort wurde Deutsch als alleinige Hochsprache verordnet 1824 wurde diese Provinz mit der sudlich gelegenen Provinz Niederrhein zur neuen Rheinprovinz zusammengeschlossen 1827 wurde Niederlandisch als Kirchensprache auf Drangen Preussens vom Bischof von Munster verboten Ein Jahr spater durfte in den Schulen von Preussisch Obergeldern aufgrund einer Verordnung der Regierungsprasidenten nur noch auf Hochdeutsch unterrichtet werden Mit dem Versuch des preussischen Staates den Niederrhein zu Gunsten des Deutschen einsprachig zu machen und der sich bei diesem Vorhaben auf den Ruckhalt der romisch katholischen wie der evangelischen Kirche sicher sein konnte reagierte die Bevolkerung mit einem verstarkten Festhalten am Neuniederlandischen das wenig spater durch das moderne Standardniederlandische ersetzt werden sollte Katholiken und Reformierte forcierten nun den ausschliesslichen Gebrauch des Niederlandischen Wahrend die Reformierten vor der Einfuhrung des Standardniederlandischen eine hollandisch brabantische Variante forcierten verwendeten die Katholiken eine flamisch brabantische womit sie der offiziellen Sprachpolitik der romisch katholischen Kirche in Deutschland widersprachen In den Revolutionsjahren 1848 49 wurde von staatlicher Seite versucht das Niederlandische gezielt aus diesem Gebiet zuruckzudrangen Das Niederlandische war nur noch als Kultur und Kirchensprache der Reformierten zugelassen Zwischen den Jahren 1817 und 1866 wurde in Preussen eine Evangelische Landeskirche Unierte Kirche etabliert die die lutherische und die reformierte Lehre vereinigte Infolgedessen war am Niederrhein auch der reformierte Gottesdienst allein auf Deutsch abzuhalten und das Niederlandische verlor dadurch in dieser Region langsam seinen einstigen Rang Nach der deutschen Reichsgrundung 1871 war am Niederrhein bei allen Behorden und Amtern nur noch der Gebrauch des Deutschen zugelassen Zuvor wurde Niederlandisch in manchen Gemeinden noch bis Mitte des 19 Jahrhunderts als Schulsprache verwendet oder neben dem Deutschen als Zweitsprache gelehrt So war es bis etwa 1860 am Niederrhein noch moglich bei Behorden und Amtern Gesuche und ahnliches auf Niederlandisch einzureichen Um die Jahrhundertwende galt der Niederrhein als einsprachig deutsch 20 Jahrhundert Um die Jahrhundertwende hatte sich das Deutsche am Niederrhein als dominante Dachsprache durchgesetzt und das Niederlandische abgelost Allein die Gruppe der Altreformierten gebrauchte noch Niederlandisch als Kirchensprache bis dieses 1936 von den Nationalsozialisten abgeschafft wurde Begrenzung nach IsoglossenDie Abgrenzung des Kleverlandischen zu anderen verwandten Idiomen ist ausserst schwierig So sind beispielsweise die sprachlichen Unterschiede zwischen dem Kleverlandischen und den benachbarten Dialekten in einem brabantisch gelderischen Ubergangsgebiet in den Niederlanden gering sodass man heute beide Sprachvarianten mitunter zusammenfasst um sie von den gelderischen Dialekten Gelders Overijssels des Gelderlandes abzugrenzen Aber auch eine Abgrenzung zum Brabantischen ist schwierig da dieses vor allem seit dem 16 Jahrhundert einen grossen Einfluss auf den Niederrhein hatte So wurden verschiedentlich Kleverlandisch und Brabantisch unter dem Oberbegriff Brabantisch zusammengefasst Heute werden zur Abgrenzung des Kleverlandischen von verwandten Idiomen hauptsachlich Isoglossen verwendet Die Uerdinger Linie ik ich Isoglosse sudlich von Venlo trennt Kleverlandisch von Sudniederfrankisch Neuere Forschungen zeigen dass die tatsachliche Grenze zwischen beiden Dialektgruppen eigentlich hoher ist zwischen Venray und Horst Manchmal wird dafur aber vor allem in den Niederlanden auch die Diest Nijmegen oder houden halten Linie nach der ou al Isoglosse genommen Diese Isoglosse trennt nach Ansicht der niederlandischen Germanisten das Kleverlandische vom benachbarten Brabantischen und den anderen niederlandischen Dialekten Hierfur wird bei den deutschen Germanisten mehrheitlich die ij ie Isoglosse sogenannte mijn mien Linie benutzt die auch als ijs ies Isoglosse bekannt ist Die sich nach Norden abschwachende Einheitsplurallinie sogenannte Westfalische Linie schliesslich trennt das Nordniederfrankische vom Niedersachsischen Der Rheinische Facher ist die Sammlung der Isoglossen die die Sprachgrenzen zwischen den rheinischen Sprachen untereinander und zu den umgebenden Sprachraumen beschreibt Seine nordlichste die Einheitsplurallinie gilt nach Norden und Osten als die Grenze zu den Westfalischen Mundarten wahrend die Uerdinger Linie quer durch den rheinischen Sprachraum verlauft ebenso wie die Benrather Linie Sie begrenzt hier den Niederfrankischen Sprachraum nach Suden VerbreitungZum Oberbegriff Nordniederfrankisch zahlen Kleverlandisch niederlandisch Kleverlands oder Klevisch Die Mundarten des unteren Niederrheins Kreise Kleve und Wesel sowie die des westlichen niederrheinischen Teile des Ruhrgebiets Duisburg Duisburger Platt nordliche und westliche Stadtteile von Oberhausen Ostbergisch Die Dialekte des Ostbergischen konnen rein formalistisch Uerdinger Linie als Grenzlinie im Westen einerseits und Westfalische Linie im Osten andererseits dazugezahlt werden Diese wurden auch wenn auch nicht in ihrer Gesamtheit als Teil des Bergischen aufgefasst da fur sie unterschiedlich starke Einflusse einerseits des Ripuarischen im Bereich um Mulheim an der Ruhr Essen Kettwig und Essen Werden und andererseits des Westfalischen im Bereich um Velbert Langenberg kennzeichnend sind Die unten unter Sprachbeispiele zitierten Wenkersatze sind jedenfalls nicht beispielhaft fur die ostbergische Dialektgruppe Sprachbeispiele Ek heb noch efkes afgewaachd ob dat wach e min seggen wold Ich habe noch kurz abgewartet was du mir sagen wolltest Ndl Ik heb nog even afgewacht op dat wat je ge me zeggen wou En den Wenter stuwe di drooge Blaar dorr de locht erom Georg Wenker Satz 1 Im Winter fliegen die trockenen Blatter in der Luft herum Ndl In de winter waaien stuiven de droge bladeren rond in de lucht Et sall soon uttschaije te shnejje dann werd et waar wer bater Wenker Satz 2 Es hort gleich auf zu schneien dann wird das Wetter wieder besser Ndl Het zal zo ophouden uitscheiden met sneeuwen dan wordt het weer weer beter Hej es vorr vier of sass waake gestorwe Wenker Satz 5 Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben Ndl Hij is vier of zes weken geleden gestorven Het fuur was te hatt die kuuke sinn ja an de onderkant heel schwaort angeschrot Wenker Satz 6 Das Feuer war zu heiss die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt Ndl Het vuur was te heet de koeken zijn aan de onderkant helemaal geheel zwart aangebrand aangeschroeid Hej dutt die eikes ommer sonder salt an paaper aate Wenker Satz 7 Er isst die Eier immer ohne Salz und Pfeffer Ndl Hij eet de eitjes altijd zonder zout en peper Mundart und SchriftspracheIm 12 Jahrhundert kam im Rhein Maas Dreieck dem Gebiet in dem heute die nord und die sudniederfrankische Mundarten gesprochen werden die heute so genannte rheinmaaslandische Schriftsprache auf Diese wies zwar viele Elemente der regionalen Mundarten auf ist aber nicht mit diesen gleichzusetzen Das Niederrheinische Platt war die gesprochene Sprache der oft schreibunkundigen einfachen Leute die rheinmaaslandische Schriftsprache dagegen war die geschriebene Sprache der gehobenen Stande und Kanzleien Die rheinmaaslandische Schriftsprache hatte Latein als Schreibsprache weitgehend abgelost bis es ab dem 16 Jahrhundert an Bedeutung verlor einerseits zugunsten des sich uber Koln nach Norden ausbreitenden Hochdeutschen andererseits zugunsten einer in den heutigen Niederlanden entstehenden eigenen Schriftsprache Allerdings konnte sich diese Hochdeutsche Schriftsprache nicht uberall am Niederrhein gleich schnell verbreiten Uber einen langeren Zeitraum existierten in manchen Stadten u a in Geldern Kleve Wesel Krefeld Deutsch und Niederlandisch nebeneinander und Erlasse wurden in beiden Schriftsprachen herausgegeben Ab dem 18 Jahrhundert war die sprachliche Trennung zwischen deutschem Niederrhein und niederlandischem Maasgebiet abgeschlossen Die jeweiligen Hoch und Schriftsprachen gingen getrennte Wege Nordniederfrankisch und Sudniederfrankisch als gesprochene Mundarten uberdauerten aber die neuen Grenzen und hielten sich bis in die Neuzeit LiteraturGeorg Cornelissen Peter Honnen Fritz Langensiepen Hrsg Das rheinische Platt Eine Bestandsaufnahme Handbuch der rheinischen Mundarten Teil 1 Texte Rheinland Verlag Koln 1989 ISBN 3 7927 0689 X Arnold Knufermann Grafschafter Mundartlexikon Leben und Arbeiten in der alten Grafschaft Moers Rheinland Verlag Koln 1993 ISBN 3 7927 1056 0 Jurgen Macha Elmar Neuss Robert Peters Hrsg Rheinisch westfalische Sprachgeschichte Koln Weimar Wien 2000 Jurgen Macha Rheinische Sprachverhaltnisse im 17 Jahrhundert In Rheinische Vierteljahrsblatter 57 1993 1582175 Klaus J Mattheier Gibt es eine regionale Sprachgeschichte der Rheinlande In Werner Besch Hrsg Regionale Sprachgeschichte Berlin 1998 1442151 ZdPh 117 Sonderheft Rudolf Schutzeichel Mundart Urkundensprache und Schriftsprache Ein Beitrag zur rheinischen Sprachgeschichte 2 Aufl Bonn 1974 Rheinisches Archiv 54 Giesbers Charlotte Hendrina Elisabeth Dialecten op de grens van twee talen een dialectologisch en sociolinguistisch onderzoek in het Kleverlands dialectgebied Groesbeek Reijngoudt Giesbers 2008 Dissertation Radboud Universiteit Nijmegen 2008 ISBN 978 90 813044 1 2 niederlandisch online Giesbers Charlotte Hout Roeland van Bezooijen Renee van De staatsgrens als breukvlak in het Kleverlands dialectcontinuum In Jaarboek van de Vereniging voor Limburgse Dialect en Naamkunde Hasselt 8 2006 S 15 35 niederlandisch online Heinrich Neuse Studien zur niederheinischen Dialektgeographie in den Kreisen Rees Dinslaken Hamborn Mulheim Duisburg In Deutsche Dialektgeographie Heft VIII Marburg 1915 Ferdinand Wippermann Englisch und Plattdeutsch mit besonderer Berucksichtigung der Mundarten des Ruhrmundungsgebietes Praktische Erganzung zur englischen Grammatik Johs Graffmann Duisburg Meiderich 1914 online WeblinksCleefs Mundart des unteren Niederrhein Memento vom 19 Mai 2001 im Internet Archive plattsatt Mundart in Kleve und anderswo Petitie voor behoud Kleverlands in Gelderland gestart Petition zur Erhaltung des Kleverlandischen in Gelderland gestartet niederlandisch 2 Juni 2023 Kleverlandisch Kleverlands LVR Institut fur Landeskunde und Regionalgeschichte abgerufen am 11 September 2023 EinzelnachweiseEuroparat Europaische Charta der Regional oder Minderheitensprachen Siehe Treaty No 148 European Charter for Regional or Minority Languages und mithin Reservations and Declarations for Treaty No 148 European Charter for Regional or Minority Languages The Kingdom of the Netherlands declares that the principles enumerated in Part II of the Charter will be applied to the Limburger language used in the Netherlands Heinz Eickmans Niederlande Koninkrijk der Nederlanden Unterkapitel Limburgisch In Franz Lebsanft Monika Wingender Hrsgg Europaische Charta der Regional oder Minderheitensprachen Ein Handbuch zur Sprachpolitik des Europarats Walter de Gruyter Berlin Boston 2012 S 153ff hier S 163 Das als Regionalsprache der Niederlande anerkannte Limburgische Willy Sanders Gerts van der Schuren Teuthonista und die historische Wortgeographie In Jan Goossens Hrsg Niederdeutsche Beitrage Festschrift fur Felix Wortmann zum 70 Geburtstag Reihe Niederdeutsche Studien Band 23 1976 S 48 Theodor Frings Gotthard Lechner Niederlandisch und Niederdeutsch Berlin 1966 S 21 ff Bestaande dialectgrenzen Limburg kloppen niet In Radboud Universiteit ru nl abgerufen am 29 April 2018 Jan Goossens hrsg v Heinz Eickmans Loek Geeraedts Robert Peters Ausgewahlte Schriften zur niederlandischen und deutschen Sprach und Literaturwissenschaft Reihe Niederlande Studien Band 22 Waxmann Munster New York Munchen Berlin 2000 S 202 Herausgegeben vom LVR Institut fur Landeskunde und Regionalgeschichte Dialekte im Rheinland LVR Institut fur Landeskunde und Regionalgeschichte abgerufen am 5 Juni 2022 Dialekte im Rheinland LVR Institut fur Landeskunde und Regionalgeschichte abgerufen am 11 September 2023 Kleverlandisch Kleverlands LVR Institut fur Landeskunde und Regionalgeschichte abgerufen am 11 September 2023 Sudniederfrankisch Zuidnederfrankisch LVR Institut fur Landeskunde und Regionalgeschichte abgerufen am 11 September 2023 Karte auch abgedruckt in Winfried Dolderer Overmaas jenseits der Maas Eine historische Annaherung in Sebastian Bischoff Christoph Jahr Tatjana Mrowka Jens Thiel Hrsg Mit Belgien ist das so eine Sache Resultate und Perspektiven der Historischen Belgienforschung Reihe Historische Belgienforschung Bd 9 Waxmann Munster New York 2021 S 15ff hier S 18 Georg Cornelissen Meine Oma spricht noch Platt Wo bleibt der Dialekt im Rheinland Greven Verlag Koln 2008 S 40f mit einer Karte Dialektgebiete im Rheinland Johannes Venema Zum Stand der zweiten Lautverschiebung im Rheinland Diatopische diachrone und diastratische Untersuchungen am Beispiel der dentalen Tenuis voralthochdeutsch t Franz Steiner Verlag Stuttgart 1997 S 12 u 14 Georg Cornelissen Kleine Niederrheinische Sprachgeschichte 1300 1900 Verlag B O S S Druck Kleve ISBN 90 807292 2 1 S 62 94 Irmgard Hantsche Atlas zur Geschichte des Niederrheins Schriftenreihe der Niederrhein Akademie Band 4 ISBN 3 89355 200 6 S 66 Dieter Heimbockel Sprache und Literatur am Niederrhein Schriftenreihe der Niederrhein Akademie Band 3 ISBN 3 89355 185 9 S 15 55 Normdaten Sachbegriff GND 7732135 2 GND Explorer lobid OGND AKS