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Pathogenität

Pathogenität (retronymes Kofferwort aus griechisch πάθος pathos „Leiden, Krankheit“ und γένεσις genesis „Erzeugung, Geburt“, vgl. -genese) ist die Fähigkeit von Krankheitserregern und bestimmten chemischen Substanzen, z. B. von Toxinen, krankhafte Veränderungen im Organismus hervorzurufen. Das Ausmaß der Pathogenität, darunter ist die Vermehrungsfähigkeit von Krankheitserregern und die Intensität der Bildung von Toxinen zu verstehen, wird als Virulenz bezeichnet, ohne dass dafür ein einheitliches Maß definiert ist.
Krankheitserreger werden synonym auch als Pathogene bezeichnet. Das Adjektiv dazu lautet pathogen (krankheitserregend, krank machend), das gegenteilige Adjektiv apathogen (nicht krankheitserregend, nicht krank machend, wie z. B. solche Bakterien, die im Organismus keine Krankheiten hervorrufen). Dieser Begriff hat aber ähnlich wie das Adjektiv pathogen eine allgemeinere Bedeutung als der Begriff Krankheitserreger, da auch schädliche Stoffe (Gifte) und ionisierende Strahlung, im Sinne von „Krankheitsauslöser“, als Pathogene bezeichnet werden.
Eigenschaften
Pathogene werden nach ihrem Gefahrenpotential für den Menschen in vier Risikogruppen eingeteilt. Die Arbeit mit ihnen erfolgt in der entsprechenden biologischen Schutzstufe (engl. Biosafety Level), mit BSL-1 für Tätigkeiten mit apathogenen bis hin zu BSL-4 für Tätigkeiten mit hochpathogenen Erregern.
Im engeren Sinne bezeichnet Pathogenität die Fähigkeit eines Pathogens (eines parasitären Organismus wie Bakterien, Pilze, Protozoen oder Parasiten) oder parasitärer Moleküle (Viren, Viroide, Transposons, Prionen), einen bestimmten Wirt durch seinen Ressourcenerwerb zu schädigen. Ihr Gegenteil ist die Apathogenität, d. h. ein solcher Organismus oder Stoff fügt dem Wirt keinen Schaden zu, er ist für diesen apathogen. Die Pathogenität ist zwar in erster Linie eine Eigenschaft des Pathogens, entsteht jedoch erst im Kontakt mit einem Wirt. Die Pathogenität wird durch geschwächte Wirte, z. B. bei einer Infektion mit Pneumocystis carinii oder Cryptosporidium in Patienten mit Immunsuppression, verstärkt.
Begleiterscheinungen
Weitere gelegentlich auftretende Eigenschaften sind Transmission (nicht aber bei Cryptococcus neoformans oder einigen Zoonosen), Adhäsion, Immunreaktionen des wirtseigenen Immunsystems, immunologische Fluchtmutanten, Mechanismen zur Immunevasion, eine Pathogenität durch die Immunreaktion (Immunpathogenese, z. B. die Zerstörung der Lymphknoten bei HIV, Arthus-Reaktionen bei Streptokokkeninfektionen oder die Tyrosis bei der Tuberkulose) und auch Verhaltensänderungen des Wirtes (z. B. Yersinia pestis bei Flöhen, Toxoplasma gondii bei Ratten, das Tollwutvirus bei diversen Säugern, der kleine Leberegel bei Ameisen oder Polydnaviren bei Schlupfwespenbeute). Die Eigenschaft zu töten (siehe Letalität und Mortalität) ist nicht bei allen Pathogenen gegeben, einige Beispiele hierfür sind humane Papillomviren, Herpesviren, Adeno-assoziierte Viren oder Rhinoviren.
Die Virulenz von Bakterien ist unter anderem von der Existenz von Toxin-Proteinen abhängig, die auch Bestandteil eines -Paars sein können. Eine Assoziation von Virulenz mit einer gesamten Bakterienspezies ist nur dann sinnvoll, wenn es keine Stämme ohne Virulenz gibt.
Koevolution
Eine Beobachtung bei der Pathogenese in natürlichen Wirten ist, dass an den Wirt angepasste Krankheitserreger ihm meist nicht sehr schaden, da sie ihn für ihre eigene Entwicklung benötigen und das Immunsystem durch Zellschäden und Apoptose aktiviert wird, was sich wiederum senkend auf die Viruskonzentration auswirkt. Die Vermeidung einer Immunreaktion erleichtert die Replikation und die Übertragung (synonym Transmission) an weitere Wirte. Beispielsweise erreichen Herpes-simplex-Viren eine Infektionsprävalenz (synonym Durchseuchung) von über 90 % der deutschen Bevölkerung mit wenig ausgeprägten Symptomen. Das simiane Immundefizienz-Virus erzeugt in seinen natürlichen Wirten kein AIDS, im Gegensatz zu HIV im Menschen. Dagegen löschen sich Infektionen mit Ebola-Virus im Menschen, nicht aber in ihren natürlichen Wirten, gelegentlich durch ihre hohe Virulenz selbst aus, bevor eine effiziente Transmission erfolgt, da der Wirt stark geschwächt ist und bald verstirbt, folglich ist sein Bewegungsradius und somit die Verbreitung des Virus begrenzt. Ein schwerer Infektionsverlauf mit hohem Sterberisiko (siehe Letalität und Mortalität) ist zumeist ein Anzeichen dafür, dass der verursachende Erreger noch nicht an den betreffenden Organismus als seinen Reservoirwirt angepasst ist. Jedoch ist der Übergang von Pathogenen mit einer hohen Replikation (und erzeugten Schäden) zu einer dauerhaften Infektionsprävalenz (Infect and persist, unter Vermeidung von Schäden) fließend. Anders ausgedrückt, neigen angepasste infektiöse Objekte zur Persistenz und einer regulierten Reproduktionsrate, während weniger angepasste Pathogene tendenziell zur vorzeitigen Beendigung der Infektionskette führen. Bakterien verwenden dazu unter anderem das Quorum sensing. Ausnahmen sind z. B. H5N1-Viren in Vögeln, Yersinia pestis und humane Pockenviren im Menschen, welche trotz längerem Vorkommen vergleichsweise hohe Opferzahlen fordern. Ebenso erfolgt eine Evolution im Wirt als Reaktion auf ein Pathogen. Diese Evolution wird in der Gen-für-Gen-Hypothese beschrieben. Die Anpassung erfolgt jedoch meistens seitens des Wirts, da die Pathogene mit ihren Artgenossen in Konkurrenz um Ressourcen stehen und ein weniger reproduktives Pathogen schneller untergehen würde. Daher tritt eine Minderung der Pathogenität bei Pathogenen vor allem in Verbindung mit einer erhöhten Reproduktionsrate auf.
Die Anpassung des Wirts an das Pathogen wird als Wirtsrestriktion oder Wirtsresistenz bezeichnet. Zu den bekannten antiviralen und antibakteriellen Restriktionsfaktoren gehören beim Menschen z. B. der Myxovirus-Resistenzfaktor Mx1, die PAMP-Rezeptoren, der dsRNA-aktivierte Inhibitor der Translation DAI, das Melanom-Differenzierungs-Antigen 5 (MDA-5), die Oligoadenylatsynthase OAS1, das Langerin, das Tetherin, das SAM domain and HD domain 1-Protein (SAMHD1), das RIG-I, das APOBEC3, das TRIM5alpha, die Proteinkinase R und die RNA-Interferenz. Darüber hinaus erfolgt die Immunantwort. Ohne Pathogene wäre die Evolution des Immunsystems nicht erforderlich. Pflanzen haben andere Mechanismen zur Abwehr von Pathogenen entwickelt.
Im Falle der vertikalen Infektion wird nach der eine Abnahme der Virulenz bei Zunahme des Anteils einer vertikalen Infektion (also von Eltern zu Nachkommen) vermutet.
Kompromisshypothese
Die Kompromisshypothese (engl. trade-off hypothesis) geht davon aus, dass Virulenz eine unvermeidbare Folge der Transmission ist. Bei dem Erreger der Malaria Plasmodium sp. wurde eine Abnahme der Transmission bei erhöhter Virulenz beobachtet.
Kurzsichtigkeitshypothese
Die Kurzsichtigkeitshypothese (engl. short-sighted evolution hypothesis) beschreibt Virulenz als unvermeidbare Folge der Mutation und Selektion eines Pathogens bei der Anpassung an seinen direkten Wirt, ohne Bezug zu weiteren und später möglichen Wirten. Als Beispiele werden Meningokokken, das Poliovirus und das HIV angeführt.
Zufälligkeitshypothese
Die Zufälligkeitshypothese (engl. coincidental evolution hypothesis) vermutet eine Unabhängigkeit der Virulenz von der Transmission, d. h. die Virulenz entsteht aus anderen Gründen und ist nur ein Nebeneffekt. Beispiele sind die Toxin-bildenden Bodenbakterien Clostridium botulinum (bildet das Botulinumtoxin) und Clostridium tetani (bildet das Tetanustoxin), denen das Toxin in ihrem normalen Habitat keinen Vorteil erbringt.
Einteilung nach Wirtsspektrum
Die Spezifizierung der Pathogenität kann durch die Art des Wirtes bezeichnet werden: Den Menschen betreffende Krankheitserreger werden als humanpathogen, Tiere betreffende als zoopathogen (tierpathogen), Pflanzen betreffende als phytopathogen (pflanzenpathogen) bezeichnet. Je nach der Fähigkeit, im Einzelfall tatsächlich eine Erkrankung auszulösen, unterscheidet man eine fakultative Pathogenität (nicht in jedem Fall pathogen oder nur unter bestimmten Umständen) und obligate Pathogenität (in jedem Fall krankheitsauslösend). Der Ursprung eines Pathogens kann außerhalb des Wirts liegen (exopathogen, die meisten Pathogene) oder aus dem Wirt selbst stammen (endopathogen, z. B. manche Prionen).
Seltener findet der Begriff Psychopathogenität im Zusammenhang mit umstrittenen Inhalten und Dogmen verschiedener Religionen und Ideologien Verwendung. In Analogie zur Pathogenität bezeichnet der Begriff hier die Eigenschaft derartiger Inhalte, „schädigend“ auf den Geist zu wirken.
Einteilung nach Taxonomie
Die Gruppe der unbelebten Pathogene umfasst Prionen, Transposons, Retroelemente, Viroide und Viren. Belebte Pathogene kommen als Einzeller (Bakterien, Pilze und Protisten) und Mehrzeller (Parasiten) vor.
Geschichte
Die Idee der Pathogenität von Mikroorganismen entstand am Ende des 18. Jahrhunderts. Damals wurde der Streit zwischen Kontagionisten, also Vertretern der Idee der ansteckenden Krankheiten, und Antikontagionisten zugunsten ersterer entschieden. Die Übertragbarkeit von Krankheiten durch pathogene Organismen wird seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich nicht mehr angezweifelt.
Literatur
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Weblinks
- PathogenPortal – The Bioinformatics Ressource Centers Portal
Einzelnachweise
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- DocCheck Flexikon: Pathogen
- Vgl. Duden online: pathogen
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Autor: www.NiNa.Az
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Pathogen ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zu weiteren Bedeutungen siehe Pathogen Begriffsklarung Pathogenitat retronymes Kofferwort aus griechisch pa8os pathos Leiden Krankheit und genesis genesis Erzeugung Geburt vgl genese ist die Fahigkeit von Krankheitserregern und bestimmten chemischen Substanzen z B von Toxinen krankhafte Veranderungen im Organismus hervorzurufen Das Ausmass der Pathogenitat darunter ist die Vermehrungsfahigkeit von Krankheitserregern und die Intensitat der Bildung von Toxinen zu verstehen wird als Virulenz bezeichnet ohne dass dafur ein einheitliches Mass definiert ist Arbeiten unter BSL 3 Krankheitserreger werden synonym auch als Pathogene bezeichnet Das Adjektiv dazu lautet pathogen krankheitserregend krank machend das gegenteilige Adjektiv apathogen nicht krankheitserregend nicht krank machend wie z B solche Bakterien die im Organismus keine Krankheiten hervorrufen Dieser Begriff hat aber ahnlich wie das Adjektiv pathogen eine allgemeinere Bedeutung als der Begriff Krankheitserreger da auch schadliche Stoffe Gifte und ionisierende Strahlung im Sinne von Krankheitsausloser als Pathogene bezeichnet werden EigenschaftenPathogene werden nach ihrem Gefahrenpotential fur den Menschen in vier Risikogruppen eingeteilt Die Arbeit mit ihnen erfolgt in der entsprechenden biologischen Schutzstufe engl Biosafety Level mit BSL 1 fur Tatigkeiten mit apathogenen bis hin zu BSL 4 fur Tatigkeiten mit hochpathogenen Erregern Im engeren Sinne bezeichnet Pathogenitat die Fahigkeit eines Pathogens eines parasitaren Organismus wie Bakterien Pilze Protozoen oder Parasiten oder parasitarer Molekule Viren Viroide Transposons Prionen einen bestimmten Wirt durch seinen Ressourcenerwerb zu schadigen Ihr Gegenteil ist die Apathogenitat d h ein solcher Organismus oder Stoff fugt dem Wirt keinen Schaden zu er ist fur diesen apathogen Die Pathogenitat ist zwar in erster Linie eine Eigenschaft des Pathogens entsteht jedoch erst im Kontakt mit einem Wirt Die Pathogenitat wird durch geschwachte Wirte z B bei einer Infektion mit Pneumocystis carinii oder Cryptosporidium in Patienten mit Immunsuppression verstarkt BegleiterscheinungenWeitere gelegentlich auftretende Eigenschaften sind Transmission nicht aber bei Cryptococcus neoformans oder einigen Zoonosen Adhasion Immunreaktionen des wirtseigenen Immunsystems immunologische Fluchtmutanten Mechanismen zur Immunevasion eine Pathogenitat durch die Immunreaktion Immunpathogenese z B die Zerstorung der Lymphknoten bei HIV Arthus Reaktionen bei Streptokokkeninfektionen oder die Tyrosis bei der Tuberkulose und auch Verhaltensanderungen des Wirtes z B Yersinia pestis bei Flohen Toxoplasma gondii bei Ratten das Tollwutvirus bei diversen Saugern der kleine Leberegel bei Ameisen oder Polydnaviren bei Schlupfwespenbeute Die Eigenschaft zu toten siehe Letalitat und Mortalitat ist nicht bei allen Pathogenen gegeben einige Beispiele hierfur sind humane Papillomviren Herpesviren Adeno assoziierte Viren oder Rhinoviren Die Virulenz von Bakterien ist unter anderem von der Existenz von Toxin Proteinen abhangig die auch Bestandteil eines Paars sein konnen Eine Assoziation von Virulenz mit einer gesamten Bakterienspezies ist nur dann sinnvoll wenn es keine Stamme ohne Virulenz gibt Koevolution Hauptartikel Koevolution Eine Beobachtung bei der Pathogenese in naturlichen Wirten ist dass an den Wirt angepasste Krankheitserreger ihm meist nicht sehr schaden da sie ihn fur ihre eigene Entwicklung benotigen und das Immunsystem durch Zellschaden und Apoptose aktiviert wird was sich wiederum senkend auf die Viruskonzentration auswirkt Die Vermeidung einer Immunreaktion erleichtert die Replikation und die Ubertragung synonym Transmission an weitere Wirte Beispielsweise erreichen Herpes simplex Viren eine Infektionspravalenz synonym Durchseuchung von uber 90 der deutschen Bevolkerung mit wenig ausgepragten Symptomen Das simiane Immundefizienz Virus erzeugt in seinen naturlichen Wirten kein AIDS im Gegensatz zu HIV im Menschen Dagegen loschen sich Infektionen mit Ebola Virus im Menschen nicht aber in ihren naturlichen Wirten gelegentlich durch ihre hohe Virulenz selbst aus bevor eine effiziente Transmission erfolgt da der Wirt stark geschwacht ist und bald verstirbt folglich ist sein Bewegungsradius und somit die Verbreitung des Virus begrenzt Ein schwerer Infektionsverlauf mit hohem Sterberisiko siehe Letalitat und Mortalitat ist zumeist ein Anzeichen dafur dass der verursachende Erreger noch nicht an den betreffenden Organismus als seinen Reservoirwirt angepasst ist Jedoch ist der Ubergang von Pathogenen mit einer hohen Replikation und erzeugten Schaden zu einer dauerhaften Infektionspravalenz Infect and persist unter Vermeidung von Schaden fliessend Anders ausgedruckt neigen angepasste infektiose Objekte zur Persistenz und einer regulierten Reproduktionsrate wahrend weniger angepasste Pathogene tendenziell zur vorzeitigen Beendigung der Infektionskette fuhren Bakterien verwenden dazu unter anderem das Quorum sensing Ausnahmen sind z B H5N1 Viren in Vogeln Yersinia pestis und humane Pockenviren im Menschen welche trotz langerem Vorkommen vergleichsweise hohe Opferzahlen fordern Ebenso erfolgt eine Evolution im Wirt als Reaktion auf ein Pathogen Diese Evolution wird in der Gen fur Gen Hypothese beschrieben Die Anpassung erfolgt jedoch meistens seitens des Wirts da die Pathogene mit ihren Artgenossen in Konkurrenz um Ressourcen stehen und ein weniger reproduktives Pathogen schneller untergehen wurde Daher tritt eine Minderung der Pathogenitat bei Pathogenen vor allem in Verbindung mit einer erhohten Reproduktionsrate auf Die Anpassung des Wirts an das Pathogen wird als Wirtsrestriktion oder Wirtsresistenz bezeichnet Zu den bekannten antiviralen und antibakteriellen Restriktionsfaktoren gehoren beim Menschen z B der Myxovirus Resistenzfaktor Mx1 die PAMP Rezeptoren der dsRNA aktivierte Inhibitor der Translation DAI das Melanom Differenzierungs Antigen 5 MDA 5 die Oligoadenylatsynthase OAS1 das Langerin das Tetherin das SAM domain and HD domain 1 Protein SAMHD1 das RIG I das APOBEC3 das TRIM5alpha die Proteinkinase R und die RNA Interferenz Daruber hinaus erfolgt die Immunantwort Ohne Pathogene ware die Evolution des Immunsystems nicht erforderlich Pflanzen haben andere Mechanismen zur Abwehr von Pathogenen entwickelt Im Falle der vertikalen Infektion wird nach der eine Abnahme der Virulenz bei Zunahme des Anteils einer vertikalen Infektion also von Eltern zu Nachkommen vermutet Kompromisshypothese Die Kompromisshypothese engl trade off hypothesis geht davon aus dass Virulenz eine unvermeidbare Folge der Transmission ist Bei dem Erreger der Malaria Plasmodium sp wurde eine Abnahme der Transmission bei erhohter Virulenz beobachtet Kurzsichtigkeitshypothese Die Kurzsichtigkeitshypothese engl short sighted evolution hypothesis beschreibt Virulenz als unvermeidbare Folge der Mutation und Selektion eines Pathogens bei der Anpassung an seinen direkten Wirt ohne Bezug zu weiteren und spater moglichen Wirten Als Beispiele werden Meningokokken das Poliovirus und das HIV angefuhrt Zufalligkeitshypothese Die Zufalligkeitshypothese engl coincidental evolution hypothesis vermutet eine Unabhangigkeit der Virulenz von der Transmission d h die Virulenz entsteht aus anderen Grunden und ist nur ein Nebeneffekt Beispiele sind die Toxin bildenden Bodenbakterien Clostridium botulinum bildet das Botulinumtoxin und Clostridium tetani bildet das Tetanustoxin denen das Toxin in ihrem normalen Habitat keinen Vorteil erbringt Einteilung nach WirtsspektrumDie Spezifizierung der Pathogenitat kann durch die Art des Wirtes bezeichnet werden Den Menschen betreffende Krankheitserreger werden als humanpathogen Tiere betreffende als zoopathogen tierpathogen Pflanzen betreffende als phytopathogen pflanzenpathogen bezeichnet Je nach der Fahigkeit im Einzelfall tatsachlich eine Erkrankung auszulosen unterscheidet man eine fakultative Pathogenitat nicht in jedem Fall pathogen oder nur unter bestimmten Umstanden und obligate Pathogenitat in jedem Fall krankheitsauslosend Der Ursprung eines Pathogens kann ausserhalb des Wirts liegen exopathogen die meisten Pathogene oder aus dem Wirt selbst stammen endopathogen z B manche Prionen Seltener findet der Begriff Psychopathogenitat im Zusammenhang mit umstrittenen Inhalten und Dogmen verschiedener Religionen und Ideologien Verwendung In Analogie zur Pathogenitat bezeichnet der Begriff hier die Eigenschaft derartiger Inhalte schadigend auf den Geist zu wirken Einteilung nach TaxonomieDie Gruppe der unbelebten Pathogene umfasst Prionen Transposons Retroelemente Viroide und Viren Belebte Pathogene kommen als Einzeller Bakterien Pilze und Protisten und Mehrzeller Parasiten vor GeschichteDie Idee der Pathogenitat von Mikroorganismen entstand am Ende des 18 Jahrhunderts Damals wurde der Streit zwischen Kontagionisten also Vertretern der Idee der ansteckenden Krankheiten und Antikontagionisten zugunsten ersterer entschieden Die Ubertragbarkeit von Krankheiten durch pathogene Organismen wird seit dem Ende des 19 Jahrhunderts wissenschaftlich nicht mehr angezweifelt Siehe auch Henle Koch PostulateLiteraturRobert G Webster Allan Granoff Hrsg Encyclopedia of Virology Academic Press San Diego 1996 ISBN 978 0 12 374410 4 J H Strauss E G Strauss Viruses and human disease Academic Press San Diego 2002 ISBN 0 12 673050 4 D M Knipe Peter M Howley D E Griffin Hrsg Fields Virology 5 Auflage Lippincott Williams amp Wilkins Philadelphia 2007 ISBN 978 0 7817 6060 7 WeblinksPathogenPortal The Bioinformatics Ressource Centers PortalEinzelnachweisePathogenitat die In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache DWDS Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 15 August 2022 B Alberts A Johnson J Lewis Molecular Biology of the Cell 4th Auflage Garland Science 2002 Introduction to Pathogens S 1 nih gov abgerufen am 26 April 2016 L A Pirofski A Casadevall Q and A What is a 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