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Relativität

Der Relativismus, gelegentlich auch Relationismus (entsprechend von lateinisch relatio, „Verhältnis“, „Beziehung“), ist eine philosophische Denkrichtung, welche die Wahrheit von Aussagen, Forderungen und Prinzipien als stets von etwas anderem bedingt ansieht und absolute Wahrheiten verneint. Dem Relativismus zufolge baut also jede Aussage auf Bedingungen auf, deren Wahrheit jedoch wiederum auf Bedingungen fußt und so fort. Diese Rahmenbedingungen ermöglichen es, die Aussage auch zu verändern und zu verhandeln. Relativisten begründen dies oft mit dem epistemologischen Argument, dass eine sichere Erkenntnis der Welt unmöglich ist. Andere verweisen auf den zusammengesetzten Charakter von Wahrheiten, die stets auf andere Wahrheiten Bezug nehmen.
Ethische Relativisten verwerfen die Idee absoluter ethischer Werte. Verschiedene Teilströmungen leiten daraus unterschiedliche Konsequenzen ab. Einige ethische Relativisten gehen davon aus, dass in letzter Konsequenz alle ethischen Werte und Aussagen über die Welt gleichermaßen wahr sind. Andere vertreten die Position, dass einige Aussagen „wahrer“ oder „richtiger“ als andere sind.
Einteilung
Relativistischen Theorien zufolge ist die Geltung von Aussagen prinzipiell abhängig von Voraussetzungen, die ihrerseits keine allgemeine Geltung beanspruchen können. Daher lassen sich relativistische Positionen danach einteilen, welche Klasse von Geltungsansprüchen als relativ angesehen wird und welche Art von Voraussetzungen in Anschlag gebracht wird. Entsprechend den dabei möglichen Kombinationen ergibt sich eine Vielzahl verschiedener Spielarten relativistischen Denkens.
Der erkenntnistheoretische Relativismus
Vor dem Hintergrund einer anscheinend objektiv erkennbaren Welt – etwa auch mit Hilfe von Messinstrumenten – sind Wissenschaftler oft geneigt, an eine objektive wissenschaftliche Wahrheit zu glauben. Erkenntnistheoretische Relativisten lehnen das ab und begründen das mit dem Argument, dass es keine Wissenschaft gebe, die nicht bestimmter Festsetzungen bedürfe, um überhaupt zu klären, worin ihr Objektbereich bestehe und von welcher Art die Erkenntnismethoden über diesen Objektbereich sein solle. Dieser Zusammenhang ist durch die historistische Wissenschaftstheorie des Philosophen Kurt Hübner explizit gemacht worden. Dennoch ist damit noch nicht das Problem gelöst, wie sich Objektivität im Mantel der Relativität denken lässt. Der Mathematiker, Physiker und Philosoph Hermann Weyl hat jedoch die Richtung zur Lösung dieses Problems mit Hilfe der Invariantentheorie angegeben.
Bedeutungsrelativismus
Der Bedeutungsrelativismus (semantischer Relativismus) nimmt an, dass sprachliche Ausdrücke nur im Zusammenhang der Sprache verständlich seien, in der sie formuliert würden. Es wird davon ausgegangen, dass die Sprachen oder Sprachfamilien in andere Sprachen prinzipiell oder partiell unübersetzbar seien.
Kritik
Der Bedeutungsrelativismus wird unter anderem dafür kritisiert, dass er, um seine These zu belegen, auf Beispiele aus der betreffenden Sprache oder auf ausführliche Sprachvergleiche zurückgreifen muss, was ihm unter seinen eigenen Voraussetzungen überhaupt nicht möglich wäre. Deshalb argumentiert unter anderem Donald Davidson, dass der Begriff der Sprache selbst bereits Übersetzbarkeit impliziere, da es andernfalls keine Möglichkeit gäbe, etwas überhaupt als Sprache zu identifizieren.
Wahrheitsrelativismus
Der Wahrheitsrelativismus (ontologischer Relativismus) wiederum vertritt die Ansicht, dass es keine absolute Wahrheit gebe, sondern die Wahrheit vom Beobachter abhänge. Jede Überzeugung (Religionen, Ideologien, Wissenschaften, Weltbilder etc.) baue auf Dogmen und Axiomen auf. Da diese hinsichtlich ihres Absolutheitsanspruches von Relativisten angezweifelt werden, gebe es keine mehr. Weil aber absolute Wahrheiten wegen ihrer grundsätzlichen Beziehungslosigkeit gar nicht für spezielle Problemlösungen verwertbar sind, sucht der Relativist auch keine absoluten Wahrheiten, sondern nur , von deren Geltung er zwar persönlich überzeugt ist, für die er aber grundsätzlich keinen Absolutheitsanspruch stellen kann und will.
Kritik
Der Standardeinwand gegen den Wahrheitsrelativismus ist das Argument einer selbstreferentiellen Inkonsistenz: Wenn alle Behauptungen nur relativ gültig seien, betreffe dies auch die relativistische Behauptung selbst. Somit könne diese nicht als gültiger denn ihre Negation angesehen werden. Ginge man davon aus, dass der epistemische Relativismus universell gültig sei, beginge der Relativist einen performativen Selbstwiderspruch (Karl-Otto Apel, Jürgen Habermas, Vittorio Hösle): Der propositionale Gehalt seiner Behauptung stünde dann im Widerspruch zu dem Sprechakt, den er selbst vollzöge. Autoren wie Hösle und Apel sehen in diesem Argument eine Letztbegründung notwendiger Wahrheiten.
Theodor W. Adorno hingegen findet diese Form der Widerlegung „armselig“ und plädiert dafür, im Relativismus eher eine beschränkte Gestalt des Bewusstseins zu sehen: „Hinter jener These steht die Verachtung des Geistes zugunsten der Vormacht materieller Verhältnisse als des Einzigen, das da zähle. […] Relativismus ist Vulgärmaterialismus, der Gedanke stört den Erwerb.“
Der Fehler in der Widerlegung mittels selbstreferentieller Inkonsistenz besteht für Vertreter der relativistischen Position darin, dass ein Relativist keinen Anspruch auf universelle Gültigkeit und damit auch keinen Anspruch auf universelle Gültigkeit des Relativismus erhebe, weil er keinerlei Anlass dazu habe. Von ihrem Standpunkt aus gingen Absolutisten wie etwa Vittorio Hösle wie selbstverständlich davon aus, dass Relativisten auch einen Anspruch auf universelle Gültigkeit stellen müssten, was sie aber nach ihrem Selbstverständnis grundsätzlich nicht tun; denn dann würden sie sich in ihrer Position freilich widersprechen. Tatsächlich behaupten Relativisten, ohne einen Absolutheitsanspruch auszukommen. Natürlich braucht auch ein Relativist Begründungsendpunkte zum Begründen. Diese sind von ihm aber nicht als Letztbegründungen im Sinne einer absoluten Wahrheit gedacht, wie etwa von Hösle unterstellt wird; denn Begründungsendpunkte sind für ihn bezogen auf den subjektiven Standpunkt des Begründenden selbst.
Gegen den Wahrheitsrelativismus hat auch Karl Popper in zahlreichen Werken dezidiert und ausführlich Stellung genommen. Popper vertritt die Korrespondenztheorie der Wahrheit („Wahrheit als Übereinstimmung einer Aussage mit den Tatsachen“), welche er durch die Arbeiten Alfred Tarskis auf eine logisch-semantisch solide Grundlage gestellt sieht. Popper zur Folge können wir zwar niemals Gewissheit über die Wahrheit unseres (Vermutungs-)Wissens erlangen (vgl. Fallibilismus). An der objektiven Wahrheit und dem Streben danach können und müssen wir aber festhalten. Popper argumentiert gegen die These der Inkommensurabilität oder Unvergleichbarkeit von Theorien, denen unterschiedliche „Paradigmen“ zugrunde liegen, die also keinen gemeinsamen „Rahmen“ aus grundlegenden Annahmen teilen. Bei einander widersprechenden Theorien über die Wirklichkeit gibt es nach Popper zwar kein rationales Verfahren, mit dem wir die Wahrheit der einen und die Falschheit der anderen Theorie endgültig begründen könnten. Wir können jedoch, so Popper, mit rationalen und objektiven Methoden (auf Grundlage unseres vorläufigen Wissensstandes) festlegen, welche der Theorien wahrheitsnäher ist.
Der Philosoph und Historiker Isaiah Berlin weist darauf hin, dass schon die Begrifflichkeit selbst auf Relationen hindeute: „Wenn Wörter wie subjektiv, relativ, vorurteilsbehaftet und voreingenommen nicht Vergleichs- oder Kontrastbegriffe sind, wenn sie nicht auf die Möglichkeit ihres Gegenteils verweisen, auf objektiv (oder zumindest weniger subjektiv), auf unvoreingenommen (oder wenigstens weniger voreingenommen), was sollen sie dann überhaupt bedeuten? Sie auf alles zu beziehen, sie als absolute, statt als korrelative Ausdrücke zu verwenden, ist eine rhetorische Verdrehung ihrer gewöhnlichen Bedeutung.“ Berlin konzediert, dass kulturelle und historische Bedingtheiten wirksame Größen seien, sieht eine streng relativistische Position allerdings als irrig an: Um interkulturelle Kommunikation und gegenseitiges Verständnis zu ermöglichen, müsse in bestimmtem Ausmaß „gemeinsamer Boden“ bestehen, welcher objektiv sei.
Werterelativismus
Innerhalb des Werterelativismus bzw. ethischen Relativismus lassen sich grundsätzlich ein deskriptiver und ein normativer Relativismus unterscheiden.
Der deskriptive Relativismus bezieht sich darauf, dass die Moralvorstellungen der Menschen durch äußere Faktoren wie Kultur, Wirtschaftsordnung, Klassenzugehörigkeit etc. bedingt seien. Daher könne auch keine allgemein gültige Moral formuliert werden. So ist zum Beispiel der Ethnologe Melville J. Herskovits der Meinung:
- Maßstäbe und Werte sind relativ auf die Kultur, aus der sie sich herleiten. Daher würde jeder Versuch, Postulate zu formulieren, die den Überzeugungen oder dem Moralkodex nur einer Kultur entstammen, die Anwendbarkeit einer Menschenrechtserklärung auf die Menschheit als ganze beeinträchtigen.
Der normative Relativismus steht dagegen auf dem Standpunkt, dass ein ethisches Urteil dann gültig sei, wenn es von dem moralischen Standpunkt der Gesellschaft aus gesehen, welcher der Urteilende angehört, richtig sei. So sieht beispielsweise der von Alasdair MacIntyre vertretene Kommunitarismus die Tradition als letzten Maßstab ethischer Rationalität. Seiner Ansicht nach könnten daher ethische Konflikte zwischen zwei unterschiedlichen Traditionen nicht gelöst werden.
Kritik
Der ethische Relativismus wird von manchen als moralisch verwerflich oder gar politisch gefährlich angesehen. Er bezweifele die universelle Geltung der Menschenrechte. Weiterhin mache er die moralische Verurteilung von Praktiken wie der Verstümmelung oder Beschneidung weiblicher Genitalien auf einer absoluten Ebene unmöglich.
Der Fehler in dieser Argumentation besteht nach relativistischer Ansicht darin, dass gerade die Befürworter erwähnter Praktiken sich auf ein absolutes Wertesystem bezögen. Gerade der Hinweis auf das Selbstbestimmungsrecht, d. h. die Möglichkeit des Einzelnen, nach seinen eigenen Wertsetzungen zu leben, nehme den Absolutisten die Möglichkeit, sich mit einem absolutistischen Argument über den Willen einzelner hinwegzusetzen. Die Forderung, die Handlungen des Einzelnen dürften sich nicht gegen den Willen oder die Freiheit anderer richten, sei jedoch selbst von ihrer Natur her normativ.
Gegen den ethischen Relativismus argumentieren insbesondere der Realismus, die (Neu-)Scholastik und das Naturrecht. Diese bestreiten keinesfalls, dass ethische Relativisten auch ethische bzw. moralische Überzeugungen hätten bzw. praktizieren könnten. Allerdings weisen sie darauf hin, dass sich ihre Überzeugungen häufig widersprächen und so nicht (alle) wahr sein könnten. Relativisten sehen jedoch keine Möglichkeit, absolute Wahrheiten zu etablieren, so dass alle unterstellten Widersprüche nur aus der Sicht von absolutistischen Positionen als solche erscheinen.
Kritiker des deskriptiven Relativismus greifen diesen vor allem auf folgenden zwei Ebenen an. Auf der empirischen Ebene wird bestritten, dass die faktischen moralischen Unterschiede zwischen verschiedenen Individuen und Kulturen prinzipiell miteinander völlig unvereinbar seien.
So wird als Beispiel in diesem Zusammenhang häufig der in der Vergangenheit in manchen so genannten „primitiven“ Gruppen wie den Eskimos verbreitete Brauch der Tötung alter und schwacher Menschen genannt. Diese geschah aber mit deren Einverständnis und
„wird nur nachvollziehbar vor dem Hintergrund extremer Lebensverhältnisse, die durch große Unwirtlichkeit des Lebensraums und knappe Lebensmittel gekennzeichnet sind. Nur so ist verstehbar, dass die moralische Norm, seinen Eltern Gutes zu tun und ihnen Leid zu ersparen, dadurch erfüllt wird, dass man ihnen einen qualvollen Tod erspart, indem man sie auf schmerzlose Weise tötet und somit die Überlebenschancen der Jungen vergrößert.“
Auf einer argumentationstheoretischen Ebene wird gegen den deskriptiven Relativismus der Einwand vorgebracht, dass aus deskriptiven Urteilen nicht ohne weiteres Geltungsurteile abgeleitet werden könnten. Daraus, dass Menschen tatsächlich unterschiedlich moralisch urteilten, könne nicht gefolgert werden, dass tatsächlich auch unterschiedliche Moralvorstellungen Gültigkeit hätten. Dies gelte es ja gerade nachzuweisen.
Der didaktische Relativismus
In der sich anbahnenden Wissensgesellschaft ist dem Begriff Wissen nicht mehr mit dem herkömmlichen ontologischen Wahrheitsanspruch zu begegnen. Wissen wird heute und morgen als Unterscheidung in vielerlei Hinsichten und Bezugssystemen gesehen. Jedes Thema oder Problem kann heute unter sehr verschiedenen und andersartigen Referenzen konstruiert werden und jede dieser Konstruktionen hat je ihren eigenen Sinn. Wissen basiert in erster Linie auf Begriffen, Wissensarten, Wissenskontexten, Wissenslogiken und Wissensfeldern. In der didaktischen Wissenskonstruktion gilt es, einen soliden Relativismus zu verwirklichen, der davon ausgeht, dass Lehrende und Lernende einander ihre Bezugssysteme und die dahinter liegende Wissens-Architektur (Referenzbereiche, Relationen, Dimensionen, Wissenslogiken usw.) offenlegen müssen (Kösel 2007).
Schwacher Relativismus: Dualismus und Trialismus
Einen abgeschwächten Relativismus beinhalten der Dualismus, etwa derjenige von Sein und Sollen, und der am Dualismus anknüpfende Trialismus, etwa derjenige, in der „sozialrealen Kultur“ ein verbindendes Drittes zu erblicken. Zugleich aber bieten beide Denkwege eine vermittelnde, letztlich eine systemische Lösung. Jede Sicht wird zunächst absolut gesetzt und dann aber auf der nächsten Stufe, dem Neben-, dem Mit- oder dem Gegeneinander relativiert.
Geschichte
Die zunehmende Bekanntschaft mit fremden Völkern und die damit einhergehende Einsicht in die Pluralität religiöser Vorstellungen, Weltbilder und lokaler Sitten und Gebräuche führte bereits in der antiken Sophistik zur Entwicklung relativistischer Auffassungen. So ist etwa der Homo-Mensura-Satz des Protagoras „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der Seienden für ihr Sein und der Nicht-Seienden für ihr Nicht-Sein“ ein Ausdruck relativistischer Bescheidenheit, weil der Mensch eben kein Gott ist und über keine göttlichen Maße verfügt. Aber er wurde von seinen zeitgenössischen (göttertreuen, aristokratischen) Widersachern missverstanden. Mit der begrifflichen Unterscheidung von Natur („physis“) und menschlicher Satzung („nomos“) wurde zudem die Grundlage für einen ethischen Relativismus geschaffen, dem zufolge moralische Normen und Gesetze nicht auf der Natur, sondern auf menschlicher Übereinkunft beruhen und somit kontingent, das heißt sowohl kulturrelativ als auch historisch veränderlich sind.
Neuere kritische Quellenforschung geht allerdings davon aus, dass der Homo-Mensura-Satz des Protagoras wie auch andere überlieferte erkenntnistheoretische Positionen der Sophisten statt im Sinne der heutigen (platonischen) Relativismusdefinition eher im Sinne der neuzeitlichen Systemtheorie beziehungsweise des (radikalen) Konstruktivismus zu verstehen sind.
Der neuzeitliche Relativismus entwickelte sich insbesondere seit dem 18. Jahrhundert. Beeindruckt von der Entdeckung und Erkundung neuer Kontinente und der wachsenden Anzahl von Reiseberichten aus fernen Ländern entwickelten Gelehrte wie beispielsweise Herder, Humboldt oder Hamann – in kritischer Distanz zum universalistischen Vernunftbegriff der Aufklärung – Ansätze zu Sprach-, Kultur- und Rationalitätstheorien mit relativistischen Implikationen. Der Siegeszug der neuzeitlichen Wissenschaften schuf die weltanschaulichen Voraussetzungen für das Aufkommen einer Vielzahl relativistischer Theorien im Verlauf des 19. Jahrhunderts. So ging etwa der geschichtswissenschaftliche Historismus von der historischen Bedingtheit aller menschlichen Lebensäußerungen aus, während Biologismus und Psychologismus die relativistische Ansicht nahelegten, dass menschliches Denken und Verhalten nur mehr als Ausdruck der biologischen beziehungsweise psychischen Konstitution des Menschen zu verstehen seien, womit auch das Naturrecht auf eine relativistische Grundlage gestellt wurde.
Im 20. Jahrhundert wurden explizit relativistische Positionen, insbesondere von Evans-Pritchard und anderen in der Ethnologie, von Benjamin Lee Whorf und anderen in der Linguistik (Sapir-Whorf-Hypothese) und von Thomas S. Kuhn und Paul Feyerabend in der postempiristischen Wissenschaftstheorie sowie von Kurt Hübner in seiner historistischen Wissenschaftstheorie entwickelt. Im Kontext der zeitgenössischen Philosophie weisen vor allem der Konstruktivismus, der Poststrukturalismus und der Pragmatismus vielfach relativistische Tendenzen auf.
Im 21. Jahrhundert wendet sich vor allem das römisch-katholische Christentum unter Papst Benedikt XVI. gegen einen „um sich greifenden Relativismus“: Es bilde sich eine „Diktatur des Relativismus“ heraus, die nichts als definitiv anerkenne und die als letztes Maß nur noch das eigene Ich und seine Wünsche gelten lasse.
Literatur
- J. W. Meiland, M. Krausz (Hrsg.): Relativism, Cognitive and Moral. Notre Dame, London 1982.
- M. Hollis, S. Lukes (Hrsg.): Rationality and Relativism. Oxford 1982.
- Arnhelm Neusüss: Ein Ausflug ins Gebirge – Wie unser Horizont sich verschob. Ein Lob des Relativismus. wjs, Berlin 2007, ISBN 978-3-937989-28-0.
- Günter Rohrmoser: Diktatur des Relativismus. Gesellschaft für Kulturwissenschaft, Bietigheim/Baden, 2007, ISBN 978-3-930218-38-7.
- Edmund Kösel: Die Modellierung von Lernwelten. Band II: Die Konstruktion von Wissen. Eine didaktische Epistemologie. Bahlingen, ISBN 978-3-00-020795-2.
- Gerhard Ernst (Hrsg.): Moralischer Relativismus. Mentis, Paderborn, 2009.
- Markus Seidel: Epistemic Relativism. A Constructive Critique. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2014, ISBN 978-1-137-37788-3.
- Bernd Irlenborn: Relativismus. De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-046247-0.
- Josef Seifert: Der Widersinn des Relativismus – Befreiung von seiner Diktatur, Patrimonium-Verlag, Aachen 2016, ISBN 978-3-86417-053-9.
- Josef Seifert: Unbezweifelbare Wahrheitserkenntnis – Jenseits von Skeptizismus und Diktatur des Relativismus, Patrimonium-Verlag, Aachen 2015, ISBN 978-3-86417-038-6.
- Bernd Irlenborn/Michael Seewald (Hrsg.): Relativismus und christlicher Wahrheitsanspruch. Philosophische und theologische Perspektiven. Verlag Karl Alber, Freiburg/München 2020. ISBN 978-3-495-49135-5.
Weblinks
- Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Emrys Westacott: Relativism. In: James Fieser, Bradley Dowden (Hrsg.): Internet Encyclopedia of Philosophy.
- Emrys Westacott: Cognitive Relativism. In: James Fieser, Bradley Dowden (Hrsg.): Internet Encyclopedia of Philosophy.
- Rudolf Eisler: Relativismus. In: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. 1904.
- Übersichten und Bibliographien
- : Metaphysics and Relativity. (PDF; 49 kB), In: , , Ross Cameron, Andrew McGonigal (Hrsg.): Routledge Companion to Metaphysics. 2008.
Einzelnachweise
- Kurt Hübner: Kritik der wissenschaftlichen Vernunft. Alber Verlag, Freiburg 1978, ISBN 3-495-47592-3.
- Wolfgang Deppert: Hermann Weyls Beitrag zu einer relativistischen Erkenntnistheorie. In: Wolfgang Deppert, Kurt Hübner, Arnold Oberschelp, Volker Weidemann (Hrsg.): Exact Sciences and their Philosophical Foundations/Exakte Wissenschaften und ihre philosophische Grundlegung. Vorträge des Internationalen Hermann-Weyl-Kongresses, Kiel 1985. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Paris 1988, ISBN 3-8204-9328-X, S. 445–467.
- Wolfgang Deppert: Relativität und Sicherheit. In: Michael Rahnfeld (Hrsg.): Gibt es sicheres Wissen? (= Grundlagenprobleme unserer Zeit. Band V). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2006, ISBN 3-86583-128-1, S. 90–188.
- Theodor W. Adorno: Negative Dialektik. (= Gesammelte Schriften. Band 6). suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 46.
- Hans-Joachim Niemann: Lexikon des Kritischen Rationalismus, Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3-16-149158-0, S. 317–319, (der Artikel „Relativismus“).
- Karl Popper: Logik der Forschung, Mohr Siebeck, Tübingen 2005, ISBN 978-3-16-148410-0, S. 261 f. (Erste Anmerkung im Abschnitt 84).
- Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band II, Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 978-3-16-148069-0, S. 330–363 (Anhang I: „Tatsachen, Maßstäbe und Wahrheit: Eine weitere Kritik des Relativismus (1961)“); Karl Popper: Vermutungen und Widerlegungen, Mohr Siebeck, Tübingen 2009, ISBN 978-3-16-150197-5, S. 575 f.; Karl Popper: Die Logik der Sozialwissenschaften, in: Karl Popper: Erkenntnis und Evolution, Mohr Siebeck, Tübingen 2015, ISBN 978-3-16-150348-1, S. 16 („Zwanzigste These“).
- Karl Popper: Der Mythos des Rahmens (1965), in: Karl Popper: Erkenntnis und Evolution, Mohr Siebeck, Tübingen 2015, ISBN 978-3-16-150348-1, S. 118–166.
- Karl Popper: Realismus und das Ziel der Wissenschaft, Mohr Siebeck, Tübingen 2002, ISBN 978-3-16-147772-0, insb. S. 30 f. 60–71.
- Isaiah Berlin: Historische Unvermeidlichkeit. In: Isaiah Berlin: Freiheit. Vier Versuche. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-596-16860-0, S. 176ff.
- Herskovits: Ethnologischer Relativismus und Menschenrechte. In: Dieter Birnbacher, Norbert Hoerster (Hrsg.): Texte zur Ethik. 12. Auflage. dtv, München 2003, ISBN 3-423-30096-5, S. 39f.
- Pieper: Einführung in die Ethik. S. 33f.
- Vgl. dazu ebenda.
- Bf. Mons. Agostino VALLINI, Emeritierter Erzbischof von Albano, Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur (VATIKANSTADT), Presseamt des Heiligen Stuhls
- Wider die Diktatur des Relativismus. In: FAZ. 19. April 2005, siehe auch die Enzyklika Spe salvi.
- Homilia da Missa Pro Eligendo Romano Pontifice. Joseph card. Ratzinger. Basílica de São Pedro, 2005 auf YouTube.
Autor: www.NiNa.Az
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Relativisten begrunden dies oft mit dem epistemologischen Argument dass eine sichere Erkenntnis der Welt unmoglich ist Andere verweisen auf den zusammengesetzten Charakter von Wahrheiten die stets auf andere Wahrheiten Bezug nehmen Ethische Relativisten verwerfen die Idee absoluter ethischer Werte Verschiedene Teilstromungen leiten daraus unterschiedliche Konsequenzen ab Einige ethische Relativisten gehen davon aus dass in letzter Konsequenz alle ethischen Werte und Aussagen uber die Welt gleichermassen wahr sind Andere vertreten die Position dass einige Aussagen wahrer oder richtiger als andere sind EinteilungRelativistischen Theorien zufolge ist die Geltung von Aussagen prinzipiell abhangig von Voraussetzungen die ihrerseits keine allgemeine Geltung beanspruchen konnen Daher lassen sich relativistische Positionen danach einteilen welche Klasse von Geltungsanspruchen als relativ angesehen wird und welche Art von Voraussetzungen in Anschlag gebracht wird Entsprechend den dabei moglichen Kombinationen ergibt sich eine Vielzahl verschiedener Spielarten relativistischen Denkens Der erkenntnistheoretische Relativismus Vor dem Hintergrund einer anscheinend objektiv erkennbaren Welt etwa auch mit Hilfe von Messinstrumenten sind Wissenschaftler oft geneigt an eine objektive wissenschaftliche Wahrheit zu glauben Erkenntnistheoretische Relativisten lehnen das ab und begrunden das mit dem Argument dass es keine Wissenschaft gebe die nicht bestimmter Festsetzungen bedurfe um uberhaupt zu klaren worin ihr Objektbereich bestehe und von welcher Art die Erkenntnismethoden uber diesen Objektbereich sein solle Dieser Zusammenhang ist durch die historistische Wissenschaftstheorie des Philosophen Kurt Hubner explizit gemacht worden Dennoch ist damit noch nicht das Problem gelost wie sich Objektivitat im Mantel der Relativitat denken lasst Der Mathematiker Physiker und Philosoph Hermann Weyl hat jedoch die Richtung zur Losung dieses Problems mit Hilfe der Invariantentheorie angegeben Bedeutungsrelativismus Der Bedeutungsrelativismus semantischer Relativismus nimmt an dass sprachliche Ausdrucke nur im Zusammenhang der Sprache verstandlich seien in der sie formuliert wurden Es wird davon ausgegangen dass die Sprachen oder Sprachfamilien in andere Sprachen prinzipiell oder partiell unubersetzbar seien Kritik Der Bedeutungsrelativismus wird unter anderem dafur kritisiert dass er um seine These zu belegen auf Beispiele aus der betreffenden Sprache oder auf ausfuhrliche Sprachvergleiche zuruckgreifen muss was ihm unter seinen eigenen Voraussetzungen uberhaupt nicht moglich ware Deshalb argumentiert unter anderem Donald Davidson dass der Begriff der Sprache selbst bereits Ubersetzbarkeit impliziere da es andernfalls keine Moglichkeit gabe etwas uberhaupt als Sprache zu identifizieren Wahrheitsrelativismus Der Wahrheitsrelativismus ontologischer Relativismus wiederum vertritt die Ansicht dass es keine absolute Wahrheit gebe sondern die Wahrheit vom Beobachter abhange Jede Uberzeugung Religionen Ideologien Wissenschaften Weltbilder etc baue auf Dogmen und Axiomen auf Da diese hinsichtlich ihres Absolutheitsanspruches von Relativisten angezweifelt werden gebe es keine mehr Weil aber absolute Wahrheiten wegen ihrer grundsatzlichen Beziehungslosigkeit gar nicht fur spezielle Problemlosungen verwertbar sind sucht der Relativist auch keine absoluten Wahrheiten sondern nur von deren Geltung er zwar personlich uberzeugt ist fur die er aber grundsatzlich keinen Absolutheitsanspruch stellen kann und will Kritik Der Standardeinwand gegen den Wahrheitsrelativismus ist das Argument einer selbstreferentiellen Inkonsistenz Wenn alle Behauptungen nur relativ gultig seien betreffe dies auch die relativistische Behauptung selbst Somit konne diese nicht als gultiger denn ihre Negation angesehen werden Ginge man davon aus dass der epistemische Relativismus universell gultig sei beginge der Relativist einen performativen Selbstwiderspruch Karl Otto Apel Jurgen Habermas Vittorio Hosle Der propositionale Gehalt seiner Behauptung stunde dann im Widerspruch zu dem Sprechakt den er selbst vollzoge Autoren wie Hosle und Apel sehen in diesem Argument eine Letztbegrundung notwendiger Wahrheiten Theodor W Adorno hingegen findet diese Form der Widerlegung armselig und pladiert dafur im Relativismus eher eine beschrankte Gestalt des Bewusstseins zu sehen Hinter jener These steht die Verachtung des Geistes zugunsten der Vormacht materieller Verhaltnisse als des Einzigen das da zahle Relativismus ist Vulgarmaterialismus der Gedanke stort den Erwerb Der Fehler in der Widerlegung mittels selbstreferentieller Inkonsistenz besteht fur Vertreter der relativistischen Position darin dass ein Relativist keinen Anspruch auf universelle Gultigkeit und damit auch keinen Anspruch auf universelle Gultigkeit des Relativismus erhebe weil er keinerlei Anlass dazu habe Von ihrem Standpunkt aus gingen Absolutisten wie etwa Vittorio Hosle wie selbstverstandlich davon aus dass Relativisten auch einen Anspruch auf universelle Gultigkeit stellen mussten was sie aber nach ihrem Selbstverstandnis grundsatzlich nicht tun denn dann wurden sie sich in ihrer Position freilich widersprechen Tatsachlich behaupten Relativisten ohne einen Absolutheitsanspruch auszukommen Naturlich braucht auch ein Relativist Begrundungsendpunkte zum Begrunden Diese sind von ihm aber nicht als Letztbegrundungen im Sinne einer absoluten Wahrheit gedacht wie etwa von Hosle unterstellt wird denn Begrundungsendpunkte sind fur ihn bezogen auf den subjektiven Standpunkt des Begrundenden selbst Gegen den Wahrheitsrelativismus hat auch Karl Popper in zahlreichen Werken dezidiert und ausfuhrlich Stellung genommen Popper vertritt die Korrespondenztheorie der Wahrheit Wahrheit als Ubereinstimmung einer Aussage mit den Tatsachen welche er durch die Arbeiten Alfred Tarskis auf eine logisch semantisch solide Grundlage gestellt sieht Popper zur Folge konnen wir zwar niemals Gewissheit uber die Wahrheit unseres Vermutungs Wissens erlangen vgl Fallibilismus An der objektiven Wahrheit und dem Streben danach konnen und mussen wir aber festhalten Popper argumentiert gegen die These der Inkommensurabilitat oder Unvergleichbarkeit von Theorien denen unterschiedliche Paradigmen zugrunde liegen die also keinen gemeinsamen Rahmen aus grundlegenden Annahmen teilen Bei einander widersprechenden Theorien uber die Wirklichkeit gibt es nach Popper zwar kein rationales Verfahren mit dem wir die Wahrheit der einen und die Falschheit der anderen Theorie endgultig begrunden konnten Wir konnen jedoch so Popper mit rationalen und objektiven Methoden auf Grundlage unseres vorlaufigen Wissensstandes festlegen welche der Theorien wahrheitsnaher ist Der Philosoph und Historiker Isaiah Berlin weist darauf hin dass schon die Begrifflichkeit selbst auf Relationen hindeute Wenn Worter wie subjektiv relativ vorurteilsbehaftet und voreingenommen nicht Vergleichs oder Kontrastbegriffe sind wenn sie nicht auf die Moglichkeit ihres Gegenteils verweisen auf objektiv oder zumindest weniger subjektiv auf unvoreingenommen oder wenigstens weniger voreingenommen was sollen sie dann uberhaupt bedeuten Sie auf alles zu beziehen sie als absolute statt als korrelative Ausdrucke zu verwenden ist eine rhetorische Verdrehung ihrer gewohnlichen Bedeutung Berlin konzediert dass kulturelle und historische Bedingtheiten wirksame Grossen seien sieht eine streng relativistische Position allerdings als irrig an Um interkulturelle Kommunikation und gegenseitiges Verstandnis zu ermoglichen musse in bestimmtem Ausmass gemeinsamer Boden bestehen welcher objektiv sei Werterelativismus Hauptartikel Moralischer Relativismus Innerhalb des Werterelativismus bzw ethischen Relativismus lassen sich grundsatzlich ein deskriptiver und ein normativer Relativismus unterscheiden Der deskriptive Relativismus bezieht sich darauf dass die Moralvorstellungen der Menschen durch aussere Faktoren wie Kultur Wirtschaftsordnung Klassenzugehorigkeit etc bedingt seien Daher konne auch keine allgemein gultige Moral formuliert werden So ist zum Beispiel der Ethnologe Melville J Herskovits der Meinung Massstabe und Werte sind relativ auf die Kultur aus der sie sich herleiten Daher wurde jeder Versuch Postulate zu formulieren die den Uberzeugungen oder dem Moralkodex nur einer Kultur entstammen die Anwendbarkeit einer Menschenrechtserklarung auf die Menschheit als ganze beeintrachtigen Der normative Relativismus steht dagegen auf dem Standpunkt dass ein ethisches Urteil dann gultig sei wenn es von dem moralischen Standpunkt der Gesellschaft aus gesehen welcher der Urteilende angehort richtig sei So sieht beispielsweise der von Alasdair MacIntyre vertretene Kommunitarismus die Tradition als letzten Massstab ethischer Rationalitat Seiner Ansicht nach konnten daher ethische Konflikte zwischen zwei unterschiedlichen Traditionen nicht gelost werden Kritik Der ethische Relativismus wird von manchen als moralisch verwerflich oder gar politisch gefahrlich angesehen Er bezweifele die universelle Geltung der Menschenrechte Weiterhin mache er die moralische Verurteilung von Praktiken wie der Verstummelung oder Beschneidung weiblicher Genitalien auf einer absoluten Ebene unmoglich Der Fehler in dieser Argumentation besteht nach relativistischer Ansicht darin dass gerade die Befurworter erwahnter Praktiken sich auf ein absolutes Wertesystem bezogen Gerade der Hinweis auf das Selbstbestimmungsrecht d h die Moglichkeit des Einzelnen nach seinen eigenen Wertsetzungen zu leben nehme den Absolutisten die Moglichkeit sich mit einem absolutistischen Argument uber den Willen einzelner hinwegzusetzen Die Forderung die Handlungen des Einzelnen durften sich nicht gegen den Willen oder die Freiheit anderer richten sei jedoch selbst von ihrer Natur her normativ Gegen den ethischen Relativismus argumentieren insbesondere der Realismus die Neu Scholastik und das Naturrecht Diese bestreiten keinesfalls dass ethische Relativisten auch ethische bzw moralische Uberzeugungen hatten bzw praktizieren konnten Allerdings weisen sie darauf hin dass sich ihre Uberzeugungen haufig widersprachen und so nicht alle wahr sein konnten Relativisten sehen jedoch keine Moglichkeit absolute Wahrheiten zu etablieren so dass alle unterstellten Widerspruche nur aus der Sicht von absolutistischen Positionen als solche erscheinen Kritiker des deskriptiven Relativismus greifen diesen vor allem auf folgenden zwei Ebenen an Auf der empirischen Ebene wird bestritten dass die faktischen moralischen Unterschiede zwischen verschiedenen Individuen und Kulturen prinzipiell miteinander vollig unvereinbar seien So wird als Beispiel in diesem Zusammenhang haufig der in der Vergangenheit in manchen so genannten primitiven Gruppen wie den Eskimos verbreitete Brauch der Totung alter und schwacher Menschen genannt Diese geschah aber mit deren Einverstandnis und wird nur nachvollziehbar vor dem Hintergrund extremer Lebensverhaltnisse die durch grosse Unwirtlichkeit des Lebensraums und knappe Lebensmittel gekennzeichnet sind Nur so ist verstehbar dass die moralische Norm seinen Eltern Gutes zu tun und ihnen Leid zu ersparen dadurch erfullt wird dass man ihnen einen qualvollen Tod erspart indem man sie auf schmerzlose Weise totet und somit die Uberlebenschancen der Jungen vergrossert Auf einer argumentationstheoretischen Ebene wird gegen den deskriptiven Relativismus der Einwand vorgebracht dass aus deskriptiven Urteilen nicht ohne weiteres Geltungsurteile abgeleitet werden konnten Daraus dass Menschen tatsachlich unterschiedlich moralisch urteilten konne nicht gefolgert werden dass tatsachlich auch unterschiedliche Moralvorstellungen Gultigkeit hatten Dies gelte es ja gerade nachzuweisen Der didaktische Relativismus In der sich anbahnenden Wissensgesellschaft ist dem Begriff Wissen nicht mehr mit dem herkommlichen ontologischen Wahrheitsanspruch zu begegnen Wissen wird heute und morgen als Unterscheidung in vielerlei Hinsichten und Bezugssystemen gesehen Jedes Thema oder Problem kann heute unter sehr verschiedenen und andersartigen Referenzen konstruiert werden und jede dieser Konstruktionen hat je ihren eigenen Sinn Wissen basiert in erster Linie auf Begriffen Wissensarten Wissenskontexten Wissenslogiken und Wissensfeldern In der didaktischen Wissenskonstruktion gilt es einen soliden Relativismus zu verwirklichen der davon ausgeht dass Lehrende und Lernende einander ihre Bezugssysteme und die dahinter liegende Wissens Architektur Referenzbereiche Relationen Dimensionen Wissenslogiken usw offenlegen mussen Kosel 2007 Schwacher Relativismus Dualismus und Trialismus Einen abgeschwachten Relativismus beinhalten der Dualismus etwa derjenige von Sein und Sollen und der am Dualismus anknupfende Trialismus etwa derjenige in der sozialrealen Kultur ein verbindendes Drittes zu erblicken Zugleich aber bieten beide Denkwege eine vermittelnde letztlich eine systemische Losung Jede Sicht wird zunachst absolut gesetzt und dann aber auf der nachsten Stufe dem Neben dem Mit oder dem Gegeneinander relativiert GeschichteDie zunehmende Bekanntschaft mit fremden Volkern und die damit einhergehende Einsicht in die Pluralitat religioser Vorstellungen Weltbilder und lokaler Sitten und Gebrauche fuhrte bereits in der antiken Sophistik zur Entwicklung relativistischer Auffassungen So ist etwa der Homo Mensura Satz des Protagoras Der Mensch ist das Mass aller Dinge der Seienden fur ihr Sein und der Nicht Seienden fur ihr Nicht Sein ein Ausdruck relativistischer Bescheidenheit weil der Mensch eben kein Gott ist und uber keine gottlichen Masse verfugt Aber er wurde von seinen zeitgenossischen gottertreuen aristokratischen Widersachern missverstanden Mit der begrifflichen Unterscheidung von Natur physis und menschlicher Satzung nomos wurde zudem die Grundlage fur einen ethischen Relativismus geschaffen dem zufolge moralische Normen und Gesetze nicht auf der Natur sondern auf menschlicher Ubereinkunft beruhen und somit kontingent das heisst sowohl kulturrelativ als auch historisch veranderlich sind Neuere kritische Quellenforschung geht allerdings davon aus dass der Homo Mensura Satz des Protagoras wie auch andere uberlieferte erkenntnistheoretische Positionen der Sophisten statt im Sinne der heutigen platonischen Relativismusdefinition eher im Sinne der neuzeitlichen Systemtheorie beziehungsweise des radikalen Konstruktivismus zu verstehen sind Der neuzeitliche Relativismus entwickelte sich insbesondere seit dem 18 Jahrhundert Beeindruckt von der Entdeckung und Erkundung neuer Kontinente und der wachsenden Anzahl von Reiseberichten aus fernen Landern entwickelten Gelehrte wie beispielsweise Herder Humboldt oder Hamann in kritischer Distanz zum universalistischen Vernunftbegriff der Aufklarung Ansatze zu Sprach Kultur und Rationalitatstheorien mit relativistischen Implikationen Der Siegeszug der neuzeitlichen Wissenschaften schuf die weltanschaulichen Voraussetzungen fur das Aufkommen einer Vielzahl relativistischer Theorien im Verlauf des 19 Jahrhunderts So ging etwa der geschichtswissenschaftliche Historismus von der historischen Bedingtheit aller menschlichen Lebensausserungen aus wahrend Biologismus und Psychologismus die relativistische Ansicht nahelegten dass menschliches Denken und Verhalten nur mehr als Ausdruck der biologischen beziehungsweise psychischen Konstitution des Menschen zu verstehen seien womit auch das Naturrecht auf eine relativistische Grundlage gestellt wurde Im 20 Jahrhundert wurden explizit relativistische Positionen insbesondere von Evans Pritchard und anderen in der Ethnologie von Benjamin Lee Whorf und anderen in der Linguistik Sapir Whorf Hypothese und von Thomas S Kuhn und Paul Feyerabend in der postempiristischen Wissenschaftstheorie sowie von Kurt Hubner in seiner historistischen Wissenschaftstheorie entwickelt Im Kontext der zeitgenossischen Philosophie weisen vor allem der Konstruktivismus der Poststrukturalismus und der Pragmatismus vielfach relativistische Tendenzen auf Im 21 Jahrhundert wendet sich vor allem das romisch katholische Christentum unter Papst Benedikt XVI gegen einen um sich greifenden Relativismus Es bilde sich eine Diktatur des Relativismus heraus die nichts als definitiv anerkenne und die als letztes Mass nur noch das eigene Ich und seine Wunsche gelten lasse LiteraturJ W Meiland M Krausz Hrsg Relativism Cognitive and Moral Notre Dame London 1982 M Hollis S Lukes Hrsg Rationality and Relativism Oxford 1982 Arnhelm Neususs Ein Ausflug ins Gebirge Wie unser Horizont sich verschob Ein Lob des Relativismus wjs Berlin 2007 ISBN 978 3 937989 28 0 Gunter Rohrmoser Diktatur des Relativismus Gesellschaft fur Kulturwissenschaft Bietigheim Baden 2007 ISBN 978 3 930218 38 7 Edmund Kosel Die Modellierung von Lernwelten Band II Die Konstruktion von Wissen Eine didaktische Epistemologie Bahlingen ISBN 978 3 00 020795 2 Gerhard Ernst Hrsg Moralischer Relativismus Mentis Paderborn 2009 Markus Seidel Epistemic Relativism A Constructive Critique Palgrave Macmillan Basingstoke 2014 ISBN 978 1 137 37788 3 Bernd Irlenborn Relativismus De Gruyter Berlin 2016 ISBN 978 3 11 046247 0 Josef Seifert Der Widersinn des Relativismus Befreiung von seiner Diktatur Patrimonium Verlag Aachen 2016 ISBN 978 3 86417 053 9 Josef Seifert Unbezweifelbare Wahrheitserkenntnis Jenseits von Skeptizismus und Diktatur des Relativismus Patrimonium Verlag Aachen 2015 ISBN 978 3 86417 038 6 Bernd Irlenborn Michael Seewald Hrsg Relativismus und christlicher Wahrheitsanspruch Philosophische und theologische Perspektiven Verlag Karl Alber Freiburg Munchen 2020 ISBN 978 3 495 49135 5 WeblinksEintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Emrys Westacott Relativism In James Fieser Bradley Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Emrys Westacott Cognitive Relativism In James Fieser Bradley Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Rudolf Eisler Relativismus In Worterbuch der philosophischen Begriffe 1904 Ubersichten und Bibliographien Metaphysics and Relativity PDF 49 kB In Ross Cameron Andrew McGonigal Hrsg Routledge Companion to Metaphysics 2008 EinzelnachweiseKurt Hubner Kritik der wissenschaftlichen Vernunft Alber Verlag Freiburg 1978 ISBN 3 495 47592 3 Wolfgang Deppert Hermann Weyls Beitrag zu einer relativistischen Erkenntnistheorie In Wolfgang Deppert Kurt Hubner Arnold Oberschelp Volker Weidemann Hrsg Exact Sciences and their Philosophical Foundations Exakte Wissenschaften und ihre philosophische Grundlegung Vortrage des Internationalen Hermann Weyl Kongresses Kiel 1985 Peter Lang Verlag Frankfurt am Main Bern New York Paris 1988 ISBN 3 8204 9328 X S 445 467 Wolfgang Deppert Relativitat und Sicherheit In Michael Rahnfeld Hrsg Gibt es sicheres Wissen Grundlagenprobleme unserer Zeit Band V Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2006 ISBN 3 86583 128 1 S 90 188 Theodor W Adorno Negative Dialektik Gesammelte Schriften Band 6 suhrkamp Frankfurt am Main 2003 S 46 Hans Joachim Niemann Lexikon des Kritischen Rationalismus Mohr Siebeck Tubingen 2006 ISBN 3 16 149158 0 S 317 319 der Artikel Relativismus Karl Popper Logik der Forschung Mohr Siebeck Tubingen 2005 ISBN 978 3 16 148410 0 S 261 f Erste Anmerkung im Abschnitt 84 Karl Popper Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Band II Mohr Siebeck Tubingen 2003 ISBN 978 3 16 148069 0 S 330 363 Anhang I Tatsachen Massstabe und Wahrheit Eine weitere Kritik des Relativismus 1961 Karl Popper Vermutungen und Widerlegungen Mohr Siebeck Tubingen 2009 ISBN 978 3 16 150197 5 S 575 f Karl Popper Die Logik der Sozialwissenschaften in Karl Popper Erkenntnis und Evolution Mohr Siebeck Tubingen 2015 ISBN 978 3 16 150348 1 S 16 Zwanzigste These Karl Popper Der Mythos des Rahmens 1965 in Karl Popper Erkenntnis und Evolution Mohr Siebeck Tubingen 2015 ISBN 978 3 16 150348 1 S 118 166 Karl Popper Realismus und das Ziel der Wissenschaft Mohr Siebeck Tubingen 2002 ISBN 978 3 16 147772 0 insb S 30 f 60 71 Isaiah Berlin Historische Unvermeidlichkeit In Isaiah Berlin Freiheit Vier Versuche Fischer Verlag Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 596 16860 0 S 176ff Herskovits Ethnologischer Relativismus und Menschenrechte In Dieter Birnbacher Norbert Hoerster Hrsg Texte zur Ethik 12 Auflage dtv Munchen 2003 ISBN 3 423 30096 5 S 39f Pieper Einfuhrung in die Ethik S 33f Vgl dazu ebenda Bf Mons Agostino VALLINI Emeritierter Erzbischof von Albano Prafekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur VATIKANSTADT Presseamt des Heiligen Stuhls Wider die Diktatur des Relativismus In FAZ 19 April 2005 siehe auch die Enzyklika Spe salvi Homilia da Missa Pro Eligendo Romano Pontifice Joseph card Ratzinger Basilica de Sao Pedro 2005 auf YouTube Normdaten Sachbegriff GND 4177682 3 GND Explorer lobid OGND AKS