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Als römische Kaiserporträts werden Bildnisse der Kaiser des Römischen Reichs bezeichnet Sie waren vielfach künstlerische

Römische Kaiserporträts

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Römische Kaiserporträts
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Als römische Kaiserporträts werden Bildnisse der Kaiser des Römischen Reichs bezeichnet. Sie waren vielfach künstlerische Meisterwerke, wurden jedoch selten aus rein künstlerischen Gründen erschaffen, sondern als wichtiges Mittel kaiserlicher Selbstdarstellung. Sie sind – abgesehen von ihrem künstlerischen Wert – noch heute als Quelle für Selbstverständnis und Rezeption der römischen Kaiser von Bedeutung.

Das Augustusporträt

Mit den Porträts des Kaisers Augustus beginnt die erste Linie der dynastischen Porträts, und zwar zunächst die der julisch-claudischen Dynastie.

Wie es bei vielen großen Persönlichkeiten der Geschichte üblich war, entstand auch vom ersten Kaiser von Rom eine Reihe von Porträts. Uns sind keine zeitgenössischen Berichte darüber erhalten, wie er die Gestalt dieser für die Öffentlichkeit gedachten Porträts oder die dafür zuständigen Künstler auswählte. Aber es ist sicher, dass Augustus sehr bedacht handelte, wenn es darum ging, sich der Bevölkerung zu präsentieren.

Die frühesten Porträts von Octavian erschienen auf Münzen, die seit 43 v. Chr. geprägt wurden. Mit diesem Geld, das er nach der Ermordung Gaius Iulius Caesars 44 v. Chr. geerbt hatte, wurde ein ihm ergebenes Söldnerheer bezahlt, und das Porträt auf den Münzen sollte sie ständig an die Loyalität erinnern, welche sie ihrem Geldgeber schuldeten. Auf diesen Porträts hatte er einen kurzen Bart, der vielleicht als Zeichen der Trauer getragen wurde. Neben dem Bart sprach auch noch die Beischrift am Rande der Münze die Verbindung mit dem ermordeten Caesar an.

Als der Konflikt mit Marcus Antonius offen ausbrach, änderte sich auch das Porträt des Augustus. Während uns vom Typus Octavian mit Bart nur Münzen erhalten sind, so besitzen wir von den nachfolgenden Typen einige Rundplastiken, die sich grundlegend in drei unterschiedliche Bildnistypen gliedern lassen, wobei die Merkmale zur Differenzierung in den verschiedenen Frisuren liegen:

  1. Typus „Augustus Alcudia“
  2. Primaporta-Typus
  3. Typus „Augustus Louvre MA 1280“

Typus Augustus Alcudia

Vor der heute gebräuchlichen Typusbezeichnung „Augustus Alcudia“ wurden auch die Bezeichnungen „Actiumtypus“ und „Octavianstypus“ verwendet. Wie alle Bezeichnungen für Porträttypen waren die Begriffe modern und sollten ausdrücken, dass die Bildnisse dieses Typus noch nicht Augustus meinen, sondern Octavian in der Zeit vor dem 16. Januar 27 v. Chr.

Sein Haar scheint vom Wind gepeitscht, sein Gesicht suggeriert Spannung und Energie, der Kopf ist nach rechts gewendet und er blickt nach oben. Dieser Typus steht in der Tradition der hellenistisch-griechischen Königsporträts.

Haargestaltung: Direkt über der Stirnmitte befinden sich drei Haarsträhnen, die vom Betrachter aus gesehen nach links gestrichen sind. Sie werden auf beiden Seiten von gegenläufigen Locken abgeschlossen. Dadurch bildet sich links ein Zangenmotiv und Rechts ein Gabelmotiv.

Primaporta-Typus

Der Typus ist nach der berühmten Panzerstatue des Augustus von Primaporta benannt, einer Marmorstatue nach einem Bronzeoriginal, datiert nach 20 v. Chr.

Im Jahre 27 v. Chr. legte Octavian eine neue Verfassung vor. Im selben Jahr erhielt er vom Senat den Titel Augustus. Nun musste er sich natürlich als erster Bürger der Republik, die er vorgab wiederhergestellt zu haben, darstellen lassen, wozu ein Porträt in der Tradition von Königsporträts sicher nicht zweckdienlich war. Augustus wählte nun ein Bildnis, das sich auf das polykletische Ideal stützte, d. h., dass die Gestalt der Statue idealisiert wurde. Sein Körper erhielt heroische und vollendete Züge, der Kopf blickte beruhigt nach vorn und die heftig bewegten Haare erstarrten.

Haargestaltung: Dieselbe wie beim Octavianstypus, nur dass aus den drei Mittelsträhnen eine einzelne geworden ist. Zangen- und Gabelmotiv wurden beibehalten.

Der Primaporta-Typus ist der Haupttypus, der in das gesamte Reich exportiert wurde. (Uns sind von diesem Typus und den beiden anderen über 250 Porträts erhalten.) Er wurde mit geringen Variationen bis zum Tod des Augustus 14 n. Chr. weiterverwendet.

Typus Augustus Louvre MA 1280

Der früher „Forbes“ genannte Typus war nach einem in einer Privatsammlung befindlichen Kopf benannt. Die heute übliche Bezeichnung lautet „Typus Augustus Louvre MA 1280“. Er ist ein Nebentypus, also ein Typus, der neben dem Haupttypus (dem Primaporta-Typus) verwendet wurde, jedoch nicht so häufig wie dieser.

Haargestaltung: Drei einheitlich angeordnete Locken befinden sich vom Betrachter aus gesehen über der linken Stirnhälfte. Die Haare über der rechten Stirnhälfte sind nach links gestrichen. Dadurch wurde auf das Zangen- und Gabelmotiv verzichtet.

Dieser Bildnistypus ist auch an der Ara Pacis (13 v. Chr. gestiftet) belegt, er muss also vor 9 v. Chr. entstanden sein, dem Jahr der Weihung des Friedenaltars. Der Typus ist eine Weiterentwicklung des „Octavianstypus“ und vermutlich noch vor dem Typus „Primaporta“ geschaffen worden.

Bildnisse des Augustus sind über einen sehr langen Zeitraum produziert und verbreitet worden, und zwar beginnend bei den Münzbildern bis nach seinem Tod, denn es gab auch postume Augustusporträts.

Es gibt keine Altersporträts des Augustus; offenbar bestand kein Interesse daran, das Alter darzustellen.

Die Entwicklung des römischen Kaiserporträts in der Krise des 3. Jahrhunderts

Das 3. Jahrhundert gilt als das Zeitalter der großen Krise des römischen Reiches (siehe Reichskrise des 3. Jahrhunderts). Auch in kunstgeschichtlicher Hinsicht gehört diese Epoche in der archäologischen Forschung zu den schwierigen, da aufgrund der instabilen Umstände nur sehr schwer eine klare Linie in der Entwicklungsform verfolgt werden kann. Ferner ist der Wandlungsprozess dieser Zeit schwer zu fassen, da es nur wenige datierbare Monumente gibt. Als sicher datierbare Denkmälergattung sind die Porträts der Soldatenkaiser zu nennen, die man aufgrund von Vergleichen mit Münzbildern zeitlich einordnen kann. Der Stilwandel vom 2. zum 3. Jahrhundert war schließlich durch äußere Einflüsse, soziale Umschichtung, Herrschaft durch das Militär und eine innere Unsicherheit geprägt. In einem einzigen Jahrhundert kamen mehr als 60 Kaiser an die Herrschaft, oft regierten sie nur einige Tage lang, und nur wenige starben eines natürlichen Todes.

Allgemeine Charakteristika der Soldatenkaiserporträts dieser Zeit

In der Entwicklung des Kunststils dieser politisch instabilen Zeit werden Realismus, Expressionismus und eine abstrahierende Form zum Ausdruck gebracht.

Anfangs dominieren noch der misstrauische, scharfe Blick und von Sorgen um den Staat durchfurchte und leidende Gesichtszüge. Die typische Physiognomie eines Soldatenkaisers wird durch die kurz geschorene Haartracht charakterisiert: die Haare sind nur durch oberflächliche Einritzungen und Bearbeitungen mit dem Meißel angedeutet. Ferner zeichnen sich diese Bildnisse durch besonders harte und grobe Gesichtszüge aus. Man kann in den Kaiserporträts eine allmähliche Erstarrung der individuellen Gesichtsformen, kurz gesagt: eine Abstrahierung der Formen verfolgen.

Beim Kaiser Gallienus wird hingegen das Gefühl einer neuen Geistigkeit vermittelt. Seine und Rückbesinnung auf altrömische Werte spiegeln sich in seinem Porträt wider. Im Laufe der Zeit weichen die strengen und besorgten Gesichtszüge einer sich entwickelnden Stereometrisierung: die Falten gehen nicht mehr tief, die Haut und die Physiognomie erscheinen wie erstarrt und versteinert. Der Blick ist in späterer Zeit nicht mehr misstrauisch, sondern scheint in die Ferne zu schweifen.

Einige Kaiserporträts – näher betrachtet

Der Stilwandel vom 2. zum 3. Jahrhundert beginnt bei Septimius Severus (193–211): mit den Prinzenbildnissen endet die Lockenpracht der Antoninen und die auflösenden Bohrungen der Haarmasse. Der „antoninische Barock“ des 2. Jahrhunderts zeichnet sich dadurch aus, dass das Haar durch Bohrungen plastisch gestaltet ist, wodurch die daraus entstandenen Licht- und Schattenwirkungen den Anschein einer optischen Täuschung geben. Durch Hammer, Meißel oder Bohrer wurde eine Art Flimmerwirkung der Haare erzielt. Im Gegensatz dazu steht die Haargestaltung der Kaiserporträts des 3. Jahrhunderts: hier ist der Umriss der Haarmasse geschlossen und beinahe perückenähnlich. Im dritten Bildnistypus seiner Porträts hat sich Septimius Severus sogar mit Sarapis identifiziert, indem er sich mit den typischen drei bis vier gedrehten Sarapislocken über der Stirn und dem geteilten Bart darstellen ließ.

Die Bildnisse der älteren Personen unterscheiden sich sehr stark von Jugendbildnissen: Die Porträts der Elagabal, Severus Alexander, Philippus Caesar sind deutlich glatter und machen einen weitaus jugendlicheren Eindruck als vergleichbare Bildnisse im 2. Jahrhundert. Die Mimik der Porträts von älteren Personen wirkt oft besorgt und gibt einen leidenden und nachdenklichen Anschein.

Die Kaiser schließen sich u. a. der Tradition des barttragenden Caracalla an, oft erscheinen sie unrasiert oder tragen einen für diese Epoche typischen – häufig nur durch Ritzungen angedeuteten – Stoppelbart. Die Soldatenkaiser – mit Ausnahme des Gallienus – tragen militärischen Kurzhaarschnitt.

Bei Elagabal und Severus Alexander werden deren fremdländische Gesichtszüge und Physiognomien besonders hervorgehoben: volle Lippen und Wangen, eng aneinanderstoßende Augenbrauen und eine große Nase charakterisieren ihre syrische Herkunft. Severus Alexander ist in einem Bildnistypus als junger Herrscher verschiedener Altersstufen mit seinen Porträts dargestellt worden.

Die Porträts der Soldatenkaiser

Der erste Soldatenkaiser Maximinus Thrax war nach der Ermordung seines Vorgängers Severus Alexander an die Herrschaft gekommen. Sein grobes Wesen drückt sich durch harte Gesichtszüge sowie ein kantiges Kinn aus. Die Haargestaltung ist kalottenähnlich. Die weiche Form der Bearbeitung des Haares, durch sog. a - penna Technik (wie Federn), kommt hier nicht mehr vor. Das Gesicht des Maximinus Thrax zeichnet sich zudem durch harte Falten und auf lineare Formen reduzierte Gesichtszüge aus. Ein misstrauischer Blick – der allen Kaiserporträts dieser Epoche zu eigen ist – wird auch bei diesem Porträt deutlich und kann die Reichskrise des 3. Jahrhunderts evozieren.

Die Stilformen, die unter Maximinus Thrax angewandt wurden, änderten sich auch bei dessen Nachfolgern Pupienus, Balbinus, Gordian III., Philippus Arabs und Philippus Caesar nicht merklich. Dies könnte darin begründet sein, dass sich unter diesen schwierigen Umständen an der persönlichen Einstellung der Kaiser kaum etwas verändert hat: Die schwere Krise und der Gegensatz im Streit zwischen kaiserlicher Macht und dem Drängen der siegreichen Feldherren nach der Herrschaft, finden ihre Entsprechung in den von Sorgenfalten durchfurchten Gesichtern der Porträts. Anlässlich dieser instabilen Situation erfolgte eine Rückbesinnung auf frühere, bessere Zeiten und der Wunsch nach Restauration.

Der Christenverfolger Decius zeichnet sich durch einen von Anstrengung und Mühe gekennzeichneten, leidenden Gesichtsausdruck aus. Das Porträt des Trebonianus Gallus weist beruhigtere Gesichtszüge auf, was vielleicht mit seiner Herkunft aus der italischen Aristokratie begründbar ist. Valerian wird wiederum als typischer Soldatenkaiser mit strengen Zügen, dem charakteristischen Kurzhaarschnitt und einem von Falten durchfurchten Gesicht dargestellt.

Die Herrschaft des Gallienus gilt durch seine Restaurationspolitik als Wendepunkt in jenem Zeitalter der Krise. Gallienus unterscheidet sich nicht nur in seinem Porträt von seinen Vorgängern: Man kann von einer gallienischen Renaissance oder einem Klassizismus sprechen. Eine neue Geistigkeit drückt sich durch die hohe Bildung dieses Kaisers aus. Seine Restaurationspolitik spiegelt sich in einer Art Erlöserbildnis wider. Das Bildnis des Gallienus hat sich mit seiner Frisur und Haargestaltung zeitweise an Augustus orientiert und so zum Teil auf ältere Traditionen des römischen Herrscherbildnisses zurückgegriffen, indem beispielsweise die Zangen und Gabeln – Motive der Augustusfrisur – an diesem erscheinen. In späterer Zeit wollte er durch eine lockigere Frisur mit über der Stirn aufgeworfenen Strähnen vielleicht an Alexander den Großen erinnern. Die Bildnisse des Gallienus wirken weitaus entspannter, in der Oberflächengestaltung weicher und überdies gelassener als die vorhergehenden Soldatenkaiserporträts.

An diese Darstellungsform knüpfen auch die nachfolgenden Kaiser Claudius Gothicus und Aurelian an: Der leidende Ausdruck, der bisher maßgebend war, ist nun zurückgetreten. Kaiser Tacitus greift wieder auf den republikanischen Bildnistypus zurück, wobei sein Gesichtsausdruck erstarrt und ruhig wirkt. Es setzt sich sukzessive eine Stereometrisierung, eine allmähliche Verflachung, Kubismus und Kugelform der Gesichter durch.

Das Porträt des Probus wirkt auffallend eckig. Das Gesicht ist flächig gestaltet, der Mund im Gegensatz zum ebenen Gesicht eher klein und verkniffen gestaltet. Der Hinterkopf weist kaum Rundungen auf. Das Porträt des Carinus zeichnet sich durch rundere und weicherer Formen aus als das Bildnis seines Vorgängers.

Zusammenfassung wesentlicher Entwicklungen in Kurzform

Bei den Porträts der römischen Kaiser sind verschiedene markante Entwicklungspunkte erkennbar. Es ging hierbei nicht darum, den jeweiligen Kaiser unbedingt lebensnah darzustellen, sondern darum, ihn programmatisch zu interpretieren, d. h. so darzustellen, wie er selbst gesehen werden wollte und wie es dem jeweiligen Herrscherprogramm entsprach.

Es gibt bei diesen so genannten rundplastischen Darstellungen der Kaiser folgende Entwicklungen:

  • Oktavian/Augustus

Die Darstellung bezieht sich auf den von Polyklet entworfenen Doryphoros. Maßgeblich für die ca. 250 Augustusporträts sind 3 verschiedene Bildnistypen, die immer nur weiterkopiert wurden: der Octavianstypus, entstanden ca. 31 v. Chr. (Sieg von Actium), der Primaporta-Typus, entstanden ca. 27 v. Chr. (Einrichtung des Prinzipats), und einen später hervorgekommener Typus: der Typ Forbes, bei dem nur der Terminus ante quem datierbar ist, also der Zeitpunkt, vor dem er entstanden sein muss, nämlich vor der Zeit der Errichtung der Ara Pacis, also vor 13 bis 9 v. Chr. In allen drei Typen ist die Darstellung von Erhabenheit und Alterslosigkeit des Kaisers vorrangig. Auch der 70-jährige Augustus wird im Bild eines etwa 30-Jährigen dargestellt.

  • Vespasian

Nach dem Vierkaiserjahr 69 n. Chr. setzt sich nach Galba, Otho und Vitellius schließlich Vespasian durch. Er wird äußerst naturgetreu abgebildet. Sein vom Alter und Strapazen gezeichnetes Gesicht lässt erkennen, was ihn charakterisieren soll: Verantwortung fürs Volk und die Bürde bzw. Last, die er dafür trägt (lat.: onus), sowie Bürgernähe, Durchsetzungsvermögen.

  • Trajan

Trajan wird ebenfalls realistisch, aber nicht mehr dermaßen „ungeschönt“ wie Vespasian dargestellt; er ist aber in der Darstellung auch weniger idealisiert als Augustus. Sein Gesicht drückt Willenskraft und Entschlossenheit aus. Auf verzierende Attribute wird weitgehend verzichtet.

  • Hadrian

Sein Porträt bricht mit der bisherigen Darstellung. Hadrian ist als „Freund der Griechen“ darauf bedacht, die ehemaligen Königtümer des Ostens stärker zu integrieren. Sein Porträt hat daher erstmals in der Geschichte der römischen Kaiser einen Bart, der seit Jahrhunderten das Zeichen von Philosophen und Gebildeten ist.

  • Antoninus Pius, Mark Aurel und Lucius Verus

Die Antonine greifen diese Entwicklung auf und weiten sie aus: Sie sind ebenfalls mit Bart dargestellt, allerdings mit längerem. Ihre Haartracht besteht aus kunstvollen Locken. Diese Entwicklung wird bis zu Septimius Severus beibehalten.

  • Caracalla

Caracalla bricht jedoch mit dieser Tradition und lässt sich im Sinne der Soldatenkaiser anders darstellen: nicht mehr zurückhaltende Bildung ist in seinem Porträt erkennbar, sondern eher das Gegenteil: Befehlen können und Durchsetzungsvermögen. Sein Bildnis richtet sich speziell an die Soldaten, die die bildliche Aussage seines Porträts leicht verstehen konnten. Dies ist deshalb wichtig, da Caracalla sich in seinem Machtanspruch primär auf das Heer stützte.

  • Macrinus

Macrinus bezieht sich noch einmal auf Mark Aurel und unterbricht die ausdrucksstarke, auf Durchsetzungsvermögen abzielende Darstellungsweise der Soldatenkaiser.

  • Gallienus

Gallienus bezieht sich in seinem Porträt auf die Anfänge der römischen Porträtdarstellung, nämlich auf Augustus. Seine Haardarstellung schließt an die des Augustus an, indem die Gabel- und Zangenmotive aufgenommen werden. Dies wird auch als bezeichnet.

  • Diokletian

Mit Diokletian verschwindet die wirklichkeitsbezogene Herrscherdarstellung. Entgegen einer veristischen – also wirklichkeitsgetreuen – Ausdrucksweise wie bei dem Vespasianporträt wird hier wieder – ähnlich wie bei Augustus – eine stereotype Ausdrucksweise eingeführt: die Porträts dieser Zeit lassen daher den jeweiligen Dargestellten nur schwer erkennen und sind meist schwer voneinander zu unterscheiden.

  • Konstantin der Große

Konstantin schließlich bricht völlig mit der Darstellung, die seit Beginn des Prinzipats vorherrschte. Seine Porträts sind oft überdimensional angelegt, in der Darstellung wesentlich abstrakter, und auch der Blick ist nicht mehr auf ein Gegenüber ausgerichtet.

Literatur

  • Bernard Andreae: Die römische Kunst. Neubearbeitete und erweiterte Ausgabe. Herder, Freiburg in Br. 1999, ISBN 3-451-26681-4.
  • Marianne Bergmann: Studien zum römischen Porträt des 3. Jahrhunderts n. Chr. Habelt, Bonn 1977 (= Antiquitas Bd. 18), ISBN 3-7749-1277-7.
  • Marianne Bergmann: Mark Aurel. 1978.
  • Richard Delbrueck: Antike Porphyrwerke. De Gruyter, Berlin 1932 (= Studien zur spätantiken Kunstgeschichte Band 6).
  • J. Feifer: The Roman emperor portrait. Some problems in methodology. In: Ostraka. Rivista di Antichità. 5, 1998, S. 45–56.
  • Bianca Maria Felletti Maj: Iconografia romana imperiale da Severo Alessandro a M. Aurelio Carino (222–285 d. C.). L’Erma di Bretschneider, Rom 1958 (Quaderni e guide di archeologia, 2).
  • Rolf Michael Schneider: Gegenbilder im römischen Kaiserporträt. Die neuen Gesichter Neros und Vespasians. In: Martin Büchsel (Hrsg.): Das Porträt vor der Erfindung des Porträts. Kolloquium, Frankfurt 1999 (2003), S. 59–76.
  • Klaus Vierneisel, Paul Zanker: Die Bildnisse des Augustus. Herrscherbild und Politik im kaiserlichen Rom. Ausstellungskatalog, München 1978.
  • Paul Zanker: Prinzipat und Herrscherbild. In: Gymnasium 86, 1979, S. 353–368.
  • Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder. C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-32067-8.
Reihe Das römische Herrscherbild
  • Bd. 1, 2: Dietrich Boschung: Die Bildnisse des Augustus. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-7861-1695-4.
  • Bd. 1, 4: Dietrich Boschung: Die Bildnisse des Caligula. Gebr. Mann, Berlin 1989, ISBN 3-7861-1524-9.
  • Bd. 2, 1: Georg Daltrop, Ulrich Hausmann: Die Flavier. Vespasian, Titus, Domitian, Nerva, Julia Titi, Domitilla, Domitia. Gebr. Mann, Berlin 1966
  • Bd. 3, 1: Heinz Bernhard Wiggers, Max Wegner: Caracalla, Geta, Plautilla. Macrinus bis Balbinus. Gebr. Mann, Berlin 1971, ISBN 3-7861-2147-8.
  • Bd. 3, 2: Richard Delbrueck: Die Münzbildnisse von Maximinus bis Carinus. Berlin 1940.
  • Bd. 3, 3: Max Wegner: Gordianus III. bis Carinus. Gebr. Mann, Berlin 1979, ISBN 3-7861-2000-5.
  • Bd. 3, 4: Hans Peter L’Orange: Das spätantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den Konstantin-Söhnen, 284–361 n. Chr. Gebr. Mann, Berlin 1984, ISBN 3-7861-1374-2.
  • Bd. 3, 5: Thomas Pekáry: Das römische Kaiserbildnis in Staat, Kult und Gesellschaft. Dargestellt anhand der schriftlichen Überlieferung. Gebr. Mann, Berlin 1985, ISBN 3-7861-1385-8.
Sammlungskataloge
  • Klaus Fittschen, Paul Zanker: Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom (= Beiträge zur Erschließung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulptur und Architektur. 3). Band 1: Kaiser- und Prinzenbildnisse. 2., überarbeitete Auflage. Philipp v. Zabern, Mainz 1994, ISBN 3-8053-0596-6.
  • Helga von Heintze: Die antiken Porträts in Schloss Fasanerie bei Fulda. Philipp v. Zabern, Mainz 1967.
  • Dieter Ohly: Glyptothek München. Griechische und römische Skulpturen. Ein Führer. München 2001, S. 75–92.

Weblinks

  • Stadtarchäologie Passau: Römische Kaiserporträts
  • Römische Kaiserportraits auf Münzen (private Seite)

Anmerkungen

  1. Typus Augustus Alcudia in der archäologischen Datenbank Arachne.
  2. Typus Prima Porta in der archäologischen Datenbank Arachne.
  3. Typus Augustus Louvre MA 1280 in der archäologischen Datenbank Arachne

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 17 Aug 2025 / 14:56

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Als romische Kaiserportrats werden Bildnisse der Kaiser des Romischen Reichs bezeichnet Sie waren vielfach kunstlerische Meisterwerke wurden jedoch selten aus rein kunstlerischen Grunden erschaffen sondern als wichtiges Mittel kaiserlicher Selbstdarstellung Sie sind abgesehen von ihrem kunstlerischen Wert noch heute als Quelle fur Selbstverstandnis und Rezeption der romischen Kaiser von Bedeutung Das AugustusportratMit den Portrats des Kaisers Augustus beginnt die erste Linie der dynastischen Portrats und zwar zunachst die der julisch claudischen Dynastie Wie es bei vielen grossen Personlichkeiten der Geschichte ublich war entstand auch vom ersten Kaiser von Rom eine Reihe von Portrats Uns sind keine zeitgenossischen Berichte daruber erhalten wie er die Gestalt dieser fur die Offentlichkeit gedachten Portrats oder die dafur zustandigen Kunstler auswahlte Aber es ist sicher dass Augustus sehr bedacht handelte wenn es darum ging sich der Bevolkerung zu prasentieren Die fruhesten Portrats von Octavian erschienen auf Munzen die seit 43 v Chr gepragt wurden Mit diesem Geld das er nach der Ermordung Gaius Iulius Caesars 44 v Chr geerbt hatte wurde ein ihm ergebenes Soldnerheer bezahlt und das Portrat auf den Munzen sollte sie standig an die Loyalitat erinnern welche sie ihrem Geldgeber schuldeten Auf diesen Portrats hatte er einen kurzen Bart der vielleicht als Zeichen der Trauer getragen wurde Neben dem Bart sprach auch noch die Beischrift am Rande der Munze die Verbindung mit dem ermordeten Caesar an Als der Konflikt mit Marcus Antonius offen ausbrach anderte sich auch das Portrat des Augustus Wahrend uns vom Typus Octavian mit Bart nur Munzen erhalten sind so besitzen wir von den nachfolgenden Typen einige Rundplastiken die sich grundlegend in drei unterschiedliche Bildnistypen gliedern lassen wobei die Merkmale zur Differenzierung in den verschiedenen Frisuren liegen Typus Augustus Alcudia Primaporta Typus Typus Augustus Louvre MA 1280 Typus Augustus Alcudia Vor der heute gebrauchlichen Typusbezeichnung Augustus Alcudia wurden auch die Bezeichnungen Actiumtypus und Octavianstypus verwendet Wie alle Bezeichnungen fur Portrattypen waren die Begriffe modern und sollten ausdrucken dass die Bildnisse dieses Typus noch nicht Augustus meinen sondern Octavian in der Zeit vor dem 16 Januar 27 v Chr Sein Haar scheint vom Wind gepeitscht sein Gesicht suggeriert Spannung und Energie der Kopf ist nach rechts gewendet und er blickt nach oben Dieser Typus steht in der Tradition der hellenistisch griechischen Konigsportrats Haargestaltung Direkt uber der Stirnmitte befinden sich drei Haarstrahnen die vom Betrachter aus gesehen nach links gestrichen sind Sie werden auf beiden Seiten von gegenlaufigen Locken abgeschlossen Dadurch bildet sich links ein Zangenmotiv und Rechts ein Gabelmotiv Primaporta Typus Augustus von Primaporta Der Typus ist nach der beruhmten Panzerstatue des Augustus von Primaporta benannt einer Marmorstatue nach einem Bronzeoriginal datiert nach 20 v Chr Im Jahre 27 v Chr legte Octavian eine neue Verfassung vor Im selben Jahr erhielt er vom Senat den Titel Augustus Nun musste er sich naturlich als erster Burger der Republik die er vorgab wiederhergestellt zu haben darstellen lassen wozu ein Portrat in der Tradition von Konigsportrats sicher nicht zweckdienlich war Augustus wahlte nun ein Bildnis das sich auf das polykletische Ideal stutzte d h dass die Gestalt der Statue idealisiert wurde Sein Korper erhielt heroische und vollendete Zuge der Kopf blickte beruhigt nach vorn und die heftig bewegten Haare erstarrten Haargestaltung Dieselbe wie beim Octavianstypus nur dass aus den drei Mittelstrahnen eine einzelne geworden ist Zangen und Gabelmotiv wurden beibehalten Der Primaporta Typus ist der Haupttypus der in das gesamte Reich exportiert wurde Uns sind von diesem Typus und den beiden anderen uber 250 Portrats erhalten Er wurde mit geringen Variationen bis zum Tod des Augustus 14 n Chr weiterverwendet Typus Augustus Louvre MA 1280 Der fruher Forbes genannte Typus war nach einem in einer Privatsammlung befindlichen Kopf benannt Die heute ubliche Bezeichnung lautet Typus Augustus Louvre MA 1280 Er ist ein Nebentypus also ein Typus der neben dem Haupttypus dem Primaporta Typus verwendet wurde jedoch nicht so haufig wie dieser Haargestaltung Drei einheitlich angeordnete Locken befinden sich vom Betrachter aus gesehen uber der linken Stirnhalfte Die Haare uber der rechten Stirnhalfte sind nach links gestrichen Dadurch wurde auf das Zangen und Gabelmotiv verzichtet Dieser Bildnistypus ist auch an der Ara Pacis 13 v Chr gestiftet belegt er muss also vor 9 v Chr entstanden sein dem Jahr der Weihung des Friedenaltars Der Typus ist eine Weiterentwicklung des Octavianstypus und vermutlich noch vor dem Typus Primaporta geschaffen worden Bildnisse des Augustus sind uber einen sehr langen Zeitraum produziert und verbreitet worden und zwar beginnend bei den Munzbildern bis nach seinem Tod denn es gab auch postume Augustusportrats Es gibt keine Altersportrats des Augustus offenbar bestand kein Interesse daran das Alter darzustellen Die Entwicklung des romischen Kaiserportrats in der Krise des 3 JahrhundertsDas 3 Jahrhundert gilt als das Zeitalter der grossen Krise des romischen Reiches siehe Reichskrise des 3 Jahrhunderts Auch in kunstgeschichtlicher Hinsicht gehort diese Epoche in der archaologischen Forschung zu den schwierigen da aufgrund der instabilen Umstande nur sehr schwer eine klare Linie in der Entwicklungsform verfolgt werden kann Ferner ist der Wandlungsprozess dieser Zeit schwer zu fassen da es nur wenige datierbare Monumente gibt Als sicher datierbare Denkmalergattung sind die Portrats der Soldatenkaiser zu nennen die man aufgrund von Vergleichen mit Munzbildern zeitlich einordnen kann Der Stilwandel vom 2 zum 3 Jahrhundert war schliesslich durch aussere Einflusse soziale Umschichtung Herrschaft durch das Militar und eine innere Unsicherheit gepragt In einem einzigen Jahrhundert kamen mehr als 60 Kaiser an die Herrschaft oft regierten sie nur einige Tage lang und nur wenige starben eines naturlichen Todes Allgemeine Charakteristika der Soldatenkaiserportrats dieser Zeit In der Entwicklung des Kunststils dieser politisch instabilen Zeit werden Realismus Expressionismus und eine abstrahierende Form zum Ausdruck gebracht Anfangs dominieren noch der misstrauische scharfe Blick und von Sorgen um den Staat durchfurchte und leidende Gesichtszuge Die typische Physiognomie eines Soldatenkaisers wird durch die kurz geschorene Haartracht charakterisiert die Haare sind nur durch oberflachliche Einritzungen und Bearbeitungen mit dem Meissel angedeutet Ferner zeichnen sich diese Bildnisse durch besonders harte und grobe Gesichtszuge aus Man kann in den Kaiserportrats eine allmahliche Erstarrung der individuellen Gesichtsformen kurz gesagt eine Abstrahierung der Formen verfolgen Beim Kaiser Gallienus wird hingegen das Gefuhl einer neuen Geistigkeit vermittelt Seine und Ruckbesinnung auf altromische Werte spiegeln sich in seinem Portrat wider Im Laufe der Zeit weichen die strengen und besorgten Gesichtszuge einer sich entwickelnden Stereometrisierung die Falten gehen nicht mehr tief die Haut und die Physiognomie erscheinen wie erstarrt und versteinert Der Blick ist in spaterer Zeit nicht mehr misstrauisch sondern scheint in die Ferne zu schweifen Einige Kaiserportrats naher betrachtet Der Stilwandel vom 2 zum 3 Jahrhundert beginnt bei Septimius Severus 193 211 mit den Prinzenbildnissen endet die Lockenpracht der Antoninen und die auflosenden Bohrungen der Haarmasse Der antoninische Barock des 2 Jahrhunderts zeichnet sich dadurch aus dass das Haar durch Bohrungen plastisch gestaltet ist wodurch die daraus entstandenen Licht und Schattenwirkungen den Anschein einer optischen Tauschung geben Durch Hammer Meissel oder Bohrer wurde eine Art Flimmerwirkung der Haare erzielt Im Gegensatz dazu steht die Haargestaltung der Kaiserportrats des 3 Jahrhunderts hier ist der Umriss der Haarmasse geschlossen und beinahe peruckenahnlich Im dritten Bildnistypus seiner Portrats hat sich Septimius Severus sogar mit Sarapis identifiziert indem er sich mit den typischen drei bis vier gedrehten Sarapislocken uber der Stirn und dem geteilten Bart darstellen liess Die Bildnisse der alteren Personen unterscheiden sich sehr stark von Jugendbildnissen Die Portrats der Elagabal Severus Alexander Philippus Caesar sind deutlich glatter und machen einen weitaus jugendlicheren Eindruck als vergleichbare Bildnisse im 2 Jahrhundert Die Mimik der Portrats von alteren Personen wirkt oft besorgt und gibt einen leidenden und nachdenklichen Anschein Die Kaiser schliessen sich u a der Tradition des barttragenden Caracalla an oft erscheinen sie unrasiert oder tragen einen fur diese Epoche typischen haufig nur durch Ritzungen angedeuteten Stoppelbart Die Soldatenkaiser mit Ausnahme des Gallienus tragen militarischen Kurzhaarschnitt Bei Elagabal und Severus Alexander werden deren fremdlandische Gesichtszuge und Physiognomien besonders hervorgehoben volle Lippen und Wangen eng aneinanderstossende Augenbrauen und eine grosse Nase charakterisieren ihre syrische Herkunft Severus Alexander ist in einem Bildnistypus als junger Herrscher verschiedener Altersstufen mit seinen Portrats dargestellt worden Die Portrats der Soldatenkaiser Der erste Soldatenkaiser Maximinus Thrax war nach der Ermordung seines Vorgangers Severus Alexander an die Herrschaft gekommen Sein grobes Wesen druckt sich durch harte Gesichtszuge sowie ein kantiges Kinn aus Die Haargestaltung ist kalottenahnlich Die weiche Form der Bearbeitung des Haares durch sog a penna Technik wie Federn kommt hier nicht mehr vor Das Gesicht des Maximinus Thrax zeichnet sich zudem durch harte Falten und auf lineare Formen reduzierte Gesichtszuge aus Ein misstrauischer Blick der allen Kaiserportrats dieser Epoche zu eigen ist wird auch bei diesem Portrat deutlich und kann die Reichskrise des 3 Jahrhunderts evozieren Die Stilformen die unter Maximinus Thrax angewandt wurden anderten sich auch bei dessen Nachfolgern Pupienus Balbinus Gordian III Philippus Arabs und Philippus Caesar nicht merklich Dies konnte darin begrundet sein dass sich unter diesen schwierigen Umstanden an der personlichen Einstellung der Kaiser kaum etwas verandert hat Die schwere Krise und der Gegensatz im Streit zwischen kaiserlicher Macht und dem Drangen der siegreichen Feldherren nach der Herrschaft finden ihre Entsprechung in den von Sorgenfalten durchfurchten Gesichtern der Portrats Anlasslich dieser instabilen Situation erfolgte eine Ruckbesinnung auf fruhere bessere Zeiten und der Wunsch nach Restauration Der Christenverfolger Decius zeichnet sich durch einen von Anstrengung und Muhe gekennzeichneten leidenden Gesichtsausdruck aus Das Portrat des Trebonianus Gallus weist beruhigtere Gesichtszuge auf was vielleicht mit seiner Herkunft aus der italischen Aristokratie begrundbar ist Valerian wird wiederum als typischer Soldatenkaiser mit strengen Zugen dem charakteristischen Kurzhaarschnitt und einem von Falten durchfurchten Gesicht dargestellt Buste des Gallienus Die Herrschaft des Gallienus gilt durch seine Restaurationspolitik als Wendepunkt in jenem Zeitalter der Krise Gallienus unterscheidet sich nicht nur in seinem Portrat von seinen Vorgangern Man kann von einer gallienischen Renaissance oder einem Klassizismus sprechen Eine neue Geistigkeit druckt sich durch die hohe Bildung dieses Kaisers aus Seine Restaurationspolitik spiegelt sich in einer Art Erloserbildnis wider Das Bildnis des Gallienus hat sich mit seiner Frisur und Haargestaltung zeitweise an Augustus orientiert und so zum Teil auf altere Traditionen des romischen Herrscherbildnisses zuruckgegriffen indem beispielsweise die Zangen und Gabeln Motive der Augustusfrisur an diesem erscheinen In spaterer Zeit wollte er durch eine lockigere Frisur mit uber der Stirn aufgeworfenen Strahnen vielleicht an Alexander den Grossen erinnern Die Bildnisse des Gallienus wirken weitaus entspannter in der Oberflachengestaltung weicher und uberdies gelassener als die vorhergehenden Soldatenkaiserportrats An diese Darstellungsform knupfen auch die nachfolgenden Kaiser Claudius Gothicus und Aurelian an Der leidende Ausdruck der bisher massgebend war ist nun zuruckgetreten Kaiser Tacitus greift wieder auf den republikanischen Bildnistypus zuruck wobei sein Gesichtsausdruck erstarrt und ruhig wirkt Es setzt sich sukzessive eine Stereometrisierung eine allmahliche Verflachung Kubismus und Kugelform der Gesichter durch Das Portrat des Probus wirkt auffallend eckig Das Gesicht ist flachig gestaltet der Mund im Gegensatz zum ebenen Gesicht eher klein und verkniffen gestaltet Der Hinterkopf weist kaum Rundungen auf Das Portrat des Carinus zeichnet sich durch rundere und weicherer Formen aus als das Bildnis seines Vorgangers Zusammenfassung wesentlicher Entwicklungen in KurzformBei den Portrats der romischen Kaiser sind verschiedene markante Entwicklungspunkte erkennbar Es ging hierbei nicht darum den jeweiligen Kaiser unbedingt lebensnah darzustellen sondern darum ihn programmatisch zu interpretieren d h so darzustellen wie er selbst gesehen werden wollte und wie es dem jeweiligen Herrscherprogramm entsprach Es gibt bei diesen so genannten rundplastischen Darstellungen der Kaiser folgende Entwicklungen Oktavian Augustus Die Darstellung bezieht sich auf den von Polyklet entworfenen Doryphoros Massgeblich fur die ca 250 Augustusportrats sind 3 verschiedene Bildnistypen die immer nur weiterkopiert wurden der Octavianstypus entstanden ca 31 v Chr Sieg von Actium der Primaporta Typus entstanden ca 27 v Chr Einrichtung des Prinzipats und einen spater hervorgekommener Typus der Typ Forbes bei dem nur der Terminus ante quem datierbar ist also der Zeitpunkt vor dem er entstanden sein muss namlich vor der Zeit der Errichtung der Ara Pacis also vor 13 bis 9 v Chr In allen drei Typen ist die Darstellung von Erhabenheit und Alterslosigkeit des Kaisers vorrangig Auch der 70 jahrige Augustus wird im Bild eines etwa 30 Jahrigen dargestellt Vespasian Nach dem Vierkaiserjahr 69 n Chr setzt sich nach Galba Otho und Vitellius schliesslich Vespasian durch Er wird ausserst naturgetreu abgebildet Sein vom Alter und Strapazen gezeichnetes Gesicht lasst erkennen was ihn charakterisieren soll Verantwortung furs Volk und die Burde bzw Last die er dafur tragt lat onus sowie Burgernahe Durchsetzungsvermogen Trajan Trajan wird ebenfalls realistisch aber nicht mehr dermassen ungeschont wie Vespasian dargestellt er ist aber in der Darstellung auch weniger idealisiert als Augustus Sein Gesicht druckt Willenskraft und Entschlossenheit aus Auf verzierende Attribute wird weitgehend verzichtet Hadrian Sein Portrat bricht mit der bisherigen Darstellung Hadrian ist als Freund der Griechen darauf bedacht die ehemaligen Konigtumer des Ostens starker zu integrieren Sein Portrat hat daher erstmals in der Geschichte der romischen Kaiser einen Bart der seit Jahrhunderten das Zeichen von Philosophen und Gebildeten ist Antoninus Pius Mark Aurel und Lucius Verus Die Antonine greifen diese Entwicklung auf und weiten sie aus Sie sind ebenfalls mit Bart dargestellt allerdings mit langerem Ihre Haartracht besteht aus kunstvollen Locken Diese Entwicklung wird bis zu Septimius Severus beibehalten Caracalla Caracalla bricht jedoch mit dieser Tradition und lasst sich im Sinne der Soldatenkaiser anders darstellen nicht mehr zuruckhaltende Bildung ist in seinem Portrat erkennbar sondern eher das Gegenteil Befehlen konnen und Durchsetzungsvermogen Sein Bildnis richtet sich speziell an die Soldaten die die bildliche Aussage seines Portrats leicht verstehen konnten Dies ist deshalb wichtig da Caracalla sich in seinem Machtanspruch primar auf das Heer stutzte Macrinus Macrinus bezieht sich noch einmal auf Mark Aurel und unterbricht die ausdrucksstarke auf Durchsetzungsvermogen abzielende Darstellungsweise der Soldatenkaiser Gallienus Gallienus bezieht sich in seinem Portrat auf die Anfange der romischen Portratdarstellung namlich auf Augustus Seine Haardarstellung schliesst an die des Augustus an indem die Gabel und Zangenmotive aufgenommen werden Dies wird auch als bezeichnet Diokletian Mit Diokletian verschwindet die wirklichkeitsbezogene Herrscherdarstellung Entgegen einer veristischen also wirklichkeitsgetreuen Ausdrucksweise wie bei dem Vespasianportrat wird hier wieder ahnlich wie bei Augustus eine stereotype Ausdrucksweise eingefuhrt die Portrats dieser Zeit lassen daher den jeweiligen Dargestellten nur schwer erkennen und sind meist schwer voneinander zu unterscheiden Konstantin der Grosse Konstantin schliesslich bricht vollig mit der Darstellung die seit Beginn des Prinzipats vorherrschte Seine Portrats sind oft uberdimensional angelegt in der Darstellung wesentlich abstrakter und auch der Blick ist nicht mehr auf ein Gegenuber ausgerichtet LiteraturBernard Andreae Die romische Kunst Neubearbeitete und erweiterte Ausgabe Herder Freiburg in Br 1999 ISBN 3 451 26681 4 Marianne Bergmann Studien zum romischen Portrat des 3 Jahrhunderts n Chr Habelt Bonn 1977 Antiquitas Bd 18 ISBN 3 7749 1277 7 Marianne Bergmann Mark Aurel 1978 Richard Delbrueck Antike Porphyrwerke De Gruyter Berlin 1932 Studien zur spatantiken Kunstgeschichte Band 6 J Feifer The Roman emperor portrait Some problems in methodology In Ostraka Rivista di Antichita 5 1998 S 45 56 Bianca Maria Felletti Maj Iconografia romana imperiale da Severo Alessandro a M Aurelio Carino 222 285 d C L Erma di Bretschneider Rom 1958 Quaderni e guide di archeologia 2 Rolf Michael Schneider Gegenbilder im romischen Kaiserportrat Die neuen Gesichter Neros und Vespasians In Martin Buchsel Hrsg Das Portrat vor der Erfindung des Portrats Kolloquium Frankfurt 1999 2003 S 59 76 Klaus Vierneisel Paul Zanker Die Bildnisse des Augustus Herrscherbild und Politik im kaiserlichen Rom Ausstellungskatalog Munchen 1978 Paul Zanker Prinzipat und Herrscherbild In Gymnasium 86 1979 S 353 368 Paul Zanker Augustus und die Macht der Bilder C H Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 32067 8 Reihe Das romische HerrscherbildBd 1 2 Dietrich Boschung Die Bildnisse des Augustus Gebr Mann Verlag Berlin 1993 ISBN 3 7861 1695 4 Bd 1 4 Dietrich Boschung Die Bildnisse des Caligula Gebr Mann Berlin 1989 ISBN 3 7861 1524 9 Bd 2 1 Georg Daltrop Ulrich Hausmann Die Flavier Vespasian Titus Domitian Nerva Julia Titi Domitilla Domitia Gebr Mann Berlin 1966 Bd 3 1 Heinz Bernhard Wiggers Max Wegner Caracalla Geta Plautilla Macrinus bis Balbinus Gebr Mann Berlin 1971 ISBN 3 7861 2147 8 Bd 3 2 Richard Delbrueck Die Munzbildnisse von Maximinus bis Carinus Berlin 1940 Bd 3 3 Max Wegner Gordianus III bis Carinus Gebr Mann Berlin 1979 ISBN 3 7861 2000 5 Bd 3 4 Hans Peter L Orange Das spatantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den Konstantin Sohnen 284 361 n Chr Gebr Mann Berlin 1984 ISBN 3 7861 1374 2 Bd 3 5 Thomas Pekary Das romische Kaiserbildnis in Staat Kult und Gesellschaft Dargestellt anhand der schriftlichen Uberlieferung Gebr Mann Berlin 1985 ISBN 3 7861 1385 8 SammlungskatalogeKlaus Fittschen Paul Zanker Katalog der romischen Portrats in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom Beitrage zur Erschliessung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulptur und Architektur 3 Band 1 Kaiser und Prinzenbildnisse 2 uberarbeitete Auflage Philipp v Zabern Mainz 1994 ISBN 3 8053 0596 6 Helga von Heintze Die antiken Portrats in Schloss Fasanerie bei Fulda Philipp v Zabern Mainz 1967 Dieter Ohly Glyptothek Munchen Griechische und romische Skulpturen Ein Fuhrer Munchen 2001 S 75 92 WeblinksStadtarchaologie Passau Romische Kaiserportrats Romische Kaiserportraits auf Munzen private Seite AnmerkungenTypus Augustus Alcudia in der archaologischen Datenbank Arachne Typus Prima Porta in der archaologischen Datenbank Arachne Typus Augustus Louvre MA 1280 in der archaologischen Datenbank Arachne

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