Ein Schöpfrad ist ein um eine horizontale Achse rotierendes Wasserrad das mit einem Teil seines Umfangs in Wasser taucht
Schöpfrad

Ein Schöpfrad ist ein um eine horizontale Achse rotierendes Wasserrad, das mit einem Teil seines Umfangs in Wasser taucht und mit Wasserkübeln (auch „Kümpfe“ genannt) besetzt ist. Diese Kübel füllen sich mit Wasser, wenn sie in den Fluss oder in einen Brunnen eintauchen. Im Bereich des höchsten Punktes des Rades entleert sich der Inhalt der Kübel dann in ein Auffangbecken, von wo aus es in einen Bewässerungskanal fließt.
Rund ums Mittelmeer sowie in englischsprachigen Ländern und in Indien wird ein vom Strom des Wassers angetriebenes Schöpfrad Noria genannt und eines mit externem, ursprünglich tierischem, Antrieb als Sakia bzw. Saqiya bezeichnet.
Konstruktion
Ein Schöpfrad wird meist mit Wasserkraft angetrieben, kann aber auch durch Menschen-, Tier-, Wind- oder Motorkraft in Gang gesetzt werden.
Die meisten Schöpfräder bestehen prinzipiell aus einem tiefschlächtigen Wasserrad mit direkt daran befestigten Schöpfgefässen. Es ist also keine Kraftübertragung über die Achse notwendig. Bei den einfachsten Varianten formen die Schöpfkörper selber die Schaufeln des Wasserads, andernfalls sind die Antriebsschaufeln und die Schöpfkörper separat ausgeformt. Die Gefäße oder Eimer können beweglich sein, sie hängen dann beispielsweise an runden Nägeln und kippen, indem sie mit einem an ihrer Seite angebrachten Bügel den Rand der Rinne streifen. Sind die Gefäße fest, müssen sie so gestellt sein, dass das Wasser selbsttätig in die Rinne ausfließt. Hierzu gehört das chinesische Schöpfrad, dessen Gefäße aus Bambusrohr bestehen. Anstatt den Radumfang mit einzelnen Gefäßen zu besetzen, führt man auch den ganzen Radkranz als Hohlraum aus, der durch parallel zur Radachse stehende Scheidewände in Zellen geteilt wird („Zellenräder“). Diese Zellen erhalten auf dem Umfang oder seitlich davon die zum Schöpfen und Ausgießen erforderlichen Öffnungen. Hierzu gehören auch das „Trommelrad“ und das „Schneckenrad“.
Je schlanker die Schöpfkübel, desto größer ist der maximale Höhenunterschied, der im Verhältnis zum Wasserrad bewältigt werden kann. Auf diese Weise können mit entsprechend groß gewählten Raddurchmessern Höhenunterschiede von ein bis zwei Dutzend Meter überwunden werden. Reicht die vorhandene Strömung für die gewünschte Schöpfleistung nicht aus, so können zur Verstärkung der Strömung kleine Stauwehre („Flügel“) im Flusslauf errichtet werden, die dem Rad das Wasser im passenden Winkel zuführen. Bei den nur im Sommer betriebenen historischen Wasserschöpfrädern an der langsam fließenden Regnitz bei Möhrendorf werden diese Stauwehre – wie auch die Räder selbst – traditionell zu Beginn jeder Sommersaison neu errichtet.
Werden die Wasserräder durch permanente Wehranlagen beaufschlagt, nimmt die nutzbare Wasserhöhe für den Antrieb zu. Statt einem tiefschlächtigen ist nun ein unterschlächtiges oder gar mittelschlächtiges Wasserrad möglich, wie das abgebildetete Schöpfrad in Menden. Entsprechend steigt der Wirkungsgrad des Antriebsteils und das Verhältnis von geschöpftem Wasservolumen zum Antriebswasser steigt.
Bei fast allen Schöpfrädern sind das antreibende Wasserrad und das Schöpfwerk coaxial verbunden. Es ist auch möglich, die beiden Komponenten mechanisch zu trennen, damit diese mit verschiedenen Drehzahlen drehen können und um unterschiedlichen Wasserspiegeln mit einem vertikalen Versatz begegnen zu können. Dies ist beim neuen Schöpfrad in Steffisburg ersichtlich. Das Schöpfwerk liegt dank Zahnrädern etwas höher als das größere Antriebsrad und dreht schneller.
Geschichte
Wasserschöpfräder waren schon in der Antike bekannt. Weil die Konstruktionen jedoch immer wieder ausgebessert oder gänzlich erneuert werden mussten, ist archäologisch nicht viel darüber bekannt – die ältesten Zeugnisse und Texte stammen aus dem Fayyum-Becken in Ägypten und werden in die Zeit des 4. bis 2. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Etwa gleichzeitig findet sich in Indien das Sanskrit-Word araghatta, welches aus den Bestandteilen ara („Rad“) und ghattam („Topf“) zusammengesetzt ist. Es waren wohl keine einachsigen Schöpfräder im heutigen Sinne, sondern zwei über Seile mit angehängten Tonkrügen verbundene Räder, deren Betrieb von Tieren (Esel, Kamele, Büffel) in Gang gehalten werden musste. Wann genau die ersten einachsigen Schöpfräder auftauchten, ist unbekannt.
Beispiele
Die berühmten Norias von Hama in Syrien gelten als die größten der Welt. Sie überwinden mit entsprechend großen Raddurchmessern Höhenunterschiede von z. T. über 30 Metern. Die Wasserkunst von Mértola in Portugal hatte vermutlich ein Schöpfrad mit 24 m Durchmesser. In den Feldern des südostspanischen Valle de Ricote finden sich ebenfalls mehrere große historische Schöpfräder.
Im Irak heißen sie Al-naoor, werden aus Ästen gebaut und mit Lehmgefäßen bestückt. Damit werden Förderhöhen bis 12 m erreicht. Die traditionelle Herstellung der Al-Naoors wurde 2021 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Die mittelfränkische Gemeinde Möhrendorf an der Regnitz ist bekannt für ihre vielen Wasserschöpfräder.
Eine Weiterentwicklung des klassischen Schöpfrades befindet sich am Fluss Hönne in Menden. Statt der Schöpfbecher wurde ein eigenständiges Schöpfrad mit einem antreibenden Wasserrad (hier: rückschlächtiges Zellenrad) kombiniert. Im Gegensatz zu Schöpfbechern hat das Rad getrennte Einlässe (radial angeordnete Schlitze) und Auslässe (seitliche Ausgüsse). Das Schöpfrad dient der Befüllung einer umlaufenden Gracht der Hönneinsel.
In Steffisburg beschickt ein Schöpfrad aus Stahl mit einem durch zwei Zahnräder verbundenen Antriebsrad und Schöpfteil den historischen Mühlebach mit 100 bis 150 Liter pro Sekunde. Ursprünglich waren zylindrische Schöpfkörper vorgesehen, realisiert wurde ein Zellenrad mit 24 Zellen. Das Antriebsrad mit 5,5 m Durchmesser dreht mit 2–3 Umdrehungen pro Minute, das Zellenrad ca. einen Drittel schneller.
Siehe auch
- Wurfrad
- Schöpfwerk
- Hydraulischer Widder
- Archimedische Schraube
Weblinks
- Artikel Schöpfrad im Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 652
- Jill Schinas: Spanish Water Works. (über Norias) November 2008 (in Englisch)
Einzelnachweise
- Traditional craft skills and arts of Al-Naoor. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2021.
- An der Zulg entsteht eine einmalige Wasserschöpfanlage. 21. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2024.
- Der Bach wird in die Höhe gehoben. 31. Oktober 2023, abgerufen am 4. November 2024.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Schöpfrad, Was ist Schöpfrad? Was bedeutet Schöpfrad?
Ein Schopfrad ist ein um eine horizontale Achse rotierendes Wasserrad das mit einem Teil seines Umfangs in Wasser taucht und mit Wasserkubeln auch Kumpfe genannt besetzt ist Diese Kubel fullen sich mit Wasser wenn sie in den Fluss oder in einen Brunnen eintauchen Im Bereich des hochsten Punktes des Rades entleert sich der Inhalt der Kubel dann in ein Auffangbecken von wo aus es in einen Bewasserungskanal fliesst Wasserschopfrad bei Mohrendorf Rund ums Mittelmeer sowie in englischsprachigen Landern und in Indien wird ein vom Strom des Wassers angetriebenes Schopfrad Noria genannt und eines mit externem ursprunglich tierischem Antrieb als Sakia bzw Saqiya bezeichnet Konstruktion source source source source source source source source Arbeitsweise eines Schopfrads an der Regnitz in ErlangenDrei Norias nauras in Hama SyrienSchopfrad in Abaran SpanienSchopfrad mit separatem Wasserrad in Steffisburg Schweiz Ein Schopfrad wird meist mit Wasserkraft angetrieben kann aber auch durch Menschen Tier Wind oder Motorkraft in Gang gesetzt werden Die meisten Schopfrader bestehen prinzipiell aus einem tiefschlachtigen Wasserrad mit direkt daran befestigten Schopfgefassen Es ist also keine Kraftubertragung uber die Achse notwendig Bei den einfachsten Varianten formen die Schopfkorper selber die Schaufeln des Wasserads andernfalls sind die Antriebsschaufeln und die Schopfkorper separat ausgeformt Die Gefasse oder Eimer konnen beweglich sein sie hangen dann beispielsweise an runden Nageln und kippen indem sie mit einem an ihrer Seite angebrachten Bugel den Rand der Rinne streifen Sind die Gefasse fest mussen sie so gestellt sein dass das Wasser selbsttatig in die Rinne ausfliesst Hierzu gehort das chinesische Schopfrad dessen Gefasse aus Bambus rohr bestehen Anstatt den Radumfang mit einzelnen Gefassen zu besetzen fuhrt man auch den ganzen Radkranz als Hohlraum aus der durch parallel zur Radachse stehende Scheidewande in Zellen geteilt wird Zellenrader Diese Zellen erhalten auf dem Umfang oder seitlich davon die zum Schopfen und Ausgiessen erforderlichen Offnungen Hierzu gehoren auch das Trommelrad und das Schneckenrad Je schlanker die Schopfkubel desto grosser ist der maximale Hohenunterschied der im Verhaltnis zum Wasserrad bewaltigt werden kann Auf diese Weise konnen mit entsprechend gross gewahlten Raddurchmessern Hohenunterschiede von ein bis zwei Dutzend Meter uberwunden werden Reicht die vorhandene Stromung fur die gewunschte Schopfleistung nicht aus so konnen zur Verstarkung der Stromung kleine Stauwehre Flugel im Flusslauf errichtet werden die dem Rad das Wasser im passenden Winkel zufuhren Bei den nur im Sommer betriebenen historischen Wasserschopfradern an der langsam fliessenden Regnitz bei Mohrendorf werden diese Stauwehre wie auch die Rader selbst traditionell zu Beginn jeder Sommersaison neu errichtet Hauptartikel Mohrendorfer Wasserschopfrader Werden die Wasserrader durch permanente Wehranlagen beaufschlagt nimmt die nutzbare Wasserhohe fur den Antrieb zu Statt einem tiefschlachtigen ist nun ein unterschlachtiges oder gar mittelschlachtiges Wasserrad moglich wie das abgebildetete Schopfrad in Menden Entsprechend steigt der Wirkungsgrad des Antriebsteils und das Verhaltnis von geschopftem Wasservolumen zum Antriebswasser steigt Bei fast allen Schopfradern sind das antreibende Wasserrad und das Schopfwerk coaxial verbunden Es ist auch moglich die beiden Komponenten mechanisch zu trennen damit diese mit verschiedenen Drehzahlen drehen konnen und um unterschiedlichen Wasserspiegeln mit einem vertikalen Versatz begegnen zu konnen Dies ist beim neuen Schopfrad in Steffisburg ersichtlich Das Schopfwerk liegt dank Zahnradern etwas hoher als das grossere Antriebsrad und dreht schneller GeschichteAntike und mittelalterliche Funde Wasserschopfrader waren schon in der Antike bekannt Weil die Konstruktionen jedoch immer wieder ausgebessert oder ganzlich erneuert werden mussten ist archaologisch nicht viel daruber bekannt die altesten Zeugnisse und Texte stammen aus dem Fayyum Becken in Agypten und werden in die Zeit des 4 bis 2 Jahrhunderts v Chr datiert Etwa gleichzeitig findet sich in Indien das Sanskrit Word araghatta welches aus den Bestandteilen ara Rad und ghattam Topf zusammengesetzt ist Es waren wohl keine einachsigen Schopfrader im heutigen Sinne sondern zwei uber Seile mit angehangten Tonkrugen verbundene Rader deren Betrieb von Tieren Esel Kamele Buffel in Gang gehalten werden musste Wann genau die ersten einachsigen Schopfrader auftauchten ist unbekannt BeispieleNeues Schopfrad in Menden source source source source source source Neues geteiltes Schopfrad in Steffisburg beschickt den Muehlebach hier mit 100 L s Die beruhmten Norias von Hama in Syrien gelten als die grossten der Welt Sie uberwinden mit entsprechend grossen Raddurchmessern Hohenunterschiede von z T uber 30 Metern Die Wasserkunst von Mertola in Portugal hatte vermutlich ein Schopfrad mit 24 m Durchmesser In den Feldern des sudostspanischen Valle de Ricote finden sich ebenfalls mehrere grosse historische Schopfrader Im Irak heissen sie Al naoor werden aus Asten gebaut und mit Lehmgefassen bestuckt Damit werden Forderhohen bis 12 m erreicht Die traditionelle Herstellung der Al Naoors wurde 2021 in die UNESCO Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen Die mittelfrankische Gemeinde Mohrendorf an der Regnitz ist bekannt fur ihre vielen Wasserschopfrader Hauptartikel Mohrendorfer Wasserschopfrader Eine Weiterentwicklung des klassischen Schopfrades befindet sich am Fluss Honne in Menden Statt der Schopfbecher wurde ein eigenstandiges Schopfrad mit einem antreibenden Wasserrad hier ruckschlachtiges Zellenrad kombiniert Im Gegensatz zu Schopfbechern hat das Rad getrennte Einlasse radial angeordnete Schlitze und Auslasse seitliche Ausgusse Das Schopfrad dient der Befullung einer umlaufenden Gracht der Honneinsel In Steffisburg beschickt ein Schopfrad aus Stahl mit einem durch zwei Zahnrader verbundenen Antriebsrad und Schopfteil den historischen Muhlebach mit 100 bis 150 Liter pro Sekunde Ursprunglich waren zylindrische Schopfkorper vorgesehen realisiert wurde ein Zellenrad mit 24 Zellen Das Antriebsrad mit 5 5 m Durchmesser dreht mit 2 3 Umdrehungen pro Minute das Zellenrad ca einen Drittel schneller Siehe auchWurfrad Schopfwerk Hydraulischer Widder Archimedische SchraubeWeblinksWiktionary Schopfrad Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Commons Schopfrader Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Artikel Schopfrad im Brockhaus Kleines Konversations Lexikon funfte Auflage Band 2 Leipzig 1911 S 652 Jill Schinas Spanish Water Works uber Norias November 2008 in Englisch EinzelnachweiseTraditional craft skills and arts of Al Naoor UNESCO Intangible Cultural Heritage 2021 An der Zulg entsteht eine einmalige Wasserschopfanlage 21 Oktober 2023 abgerufen am 24 Oktober 2024 Der Bach wird in die Hohe gehoben 31 Oktober 2023 abgerufen am 4 November 2024 Normdaten Sachbegriff GND 4189247 1 GND Explorer lobid OGND AKS