Das individuelle Sicherheitsäquivalent SÄ bzw CE englisch certainty equivalent eines unsicheren bzw zufallsbehafteten Ve
Sicherheitsäquivalent

Das individuelle Sicherheitsäquivalent (SÄ bzw. CE, englisch certainty equivalent) eines unsicheren bzw. zufallsbehafteten Vermögens , zum Beispiel Wertpapierdepots oder Sparbuchs, bezeichnet in der Finanzmathematik und Entscheidungstheorie denjenigen sicheren, d. h. nicht zufallsbehafteten Betrag , dessen Nutzen für den Betreffenden dem erwarteten Nutzen des unsicheren Vermögens gleichwertig (äquivalent) ist, anders gesagt: diejenige sichere Auszahlung, zum Beispiel sofort und in bar, deren „gefühlter“ bzw. subjektiver Nutzen für den Betreffenden derselbe ist wie der erwartete Nutzen des unsicheren Vermögens :
- .
Der Wert von hängt dementsprechend direkt von der individuellen Nutzenfunktion des Betreffenden ab, wobei im Prinzip drei Fälle unterscheidbar sind:
Formale Beschreibung
Gegeben seien eine reelle, messbare und umkehrbare Nutzenfunktion zusammen mit ihrer Inversen sowie ein unsicheres Vermögen , zusammengesetzt aus einem sicheren Ausgangsvermögen und einer Zufallsvariablen mit dem Erwartungswert . Für den Erwartungswert des unsicheren Vermögens gilt dann:
Ist die Gleichung
eindeutig lösbar, nennt man die dadurch definierte reelle Zahl das Sicherheitsäquivalent des unsicheren Vermögens .
Ist die Nutzenfunktion wie gefordert umkehrbar, z. B. streng monoton steigend, lässt sich das Sicherheitsäquivalent des unsicheren Vermögens mittels der inversen Nutzenfunktion wie folgt berechnen:
Risikoprämie
Die Differenz zwischen dem Erwartungswert des unsicheren Vermögen und dem individuellen Sicherheitsäquivalent des Marktteilnehmers wird Risikoprämie genannt:
Beispiel
Der durchschnittliche Gewinn eines fairen Lotterieloses betrage 50 Cent – für jemanden, der den Wert des Loses „nüchtern“, d. h. allein anhand seines mathematischen Erwartungswerts, beurteilt, wird dieses Los also genau 50 Cent wert sein. Ein risikoscheuer Spieler dagegen würde es in diesem Fall vielleicht vorziehen, z. B. 40 Cent sofort und „bar auf die Hand“ zu kassieren statt selbst an der Lotterie teilzunehmen. Er verkauft somit das Los für diesen Wert. Somit räumt er dem Käufer (zusammen mit seinem Verlust-Risiko) zugleich eine „Risikoprämie“ von durchschnittlich 10 Cent pro Los ein.
Umgekehrt würde es ein risikofreudiger Spieler in diesem Fall vielleicht vorziehen, jemand anderem z. B. 60 Cent sofort und „bar auf die Hand“ zu zahlen, nur um an der Lotterie (und damit an deren Gewinn-Chancen) teilnehmen zu können.
Anders gesagt, wäre ein und dasselbe Los dem risikoscheuen Spieler (wegen des möglichen Verlusts) höchstens 40 Cent in bar wert, dem risikoliebenden Spieler dagegen (mit Blick auf den möglichen Gewinn) mindestens 60 Cent, für den „nüchternen“, d. h. risikoneutralen Spieler schließlich genau 50 Cent.
Zu beachten dabei ist, dass die sich aus dem Sicherheitsäquivalent ergebende „Risikoprämie“ aufgrund ihrer Definition als „Spanne zwischen Erwartungswert und Sicherheitsäquivalent“ auch negativ werden kann, nämlich dann, wenn ein risikoliebender Spieler für die Möglichkeit, das Risiko zu übernehmen, selbst einen Aufschlag auf den Erwartungswert zu zahlen bereit ist statt selbst eine Prämie dafür zu verlangen. Im obigen Beispiel also, wenn er das Los für 60 Cent erwirbt, obwohl es durchschnittlich nur 50 Cent wert ist, er also im Durchschnitt 10 Cent pro Los Verlust macht.
Risikoaverse und risikoaffine Strategien
Risikoaverse Strategien sind gegenüber risikoneutralen Strategie insbesondere bei großen potenziellen Gewinnen praxisrelevant.
Der Grund dafür liegt in dem abnehmenden Grenznutzen, also der Rechtskrümmung der Risikonutzenfunktion u(w) risikoaverser Marktteilnehmer. So wäre es, um ein anschauliches Beispiel zu wählen, für einen mittellosen Marktteilnehmer eher unklug, eine sichere Auszahlung von 10 Millionen Euro für einen lediglich statistisch zu erwartenden Gewinn von 30 Millionen Euro aufs Spiel zu setzen, auch wenn der im Durchschnitt zu erwartende Vermögenszuwachs von 20 Millionen Euro damit doppelt so hoch wäre wie der Vermögensverlust von 10 Millionen. Denn der Nachteil, statt der sicheren 10 Millionen Euro am Ende möglicherweise gar nichts zu besitzen, wird für einen mittellosen Marktteilnehmer in der Regel schwerer wiegen als der Vorteil, noch einmal 20 Millionen Euro dazuzubekommen.
Andererseits können bei entsprechenden Rahmenbedingungen auch risikoaffine Strategien sinnvoll sein. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Marktteilnehmer zwingend einen gewissen Sockelbetrag benötigt, der aber über dem rein rechnerischen Erwartungswert der betreffenden unsicheren Auszahlung liegt.
Beispiel: Ein mittelloser Marktteilnehmer entdeckt auf einem Flohmarkt einen sehr wertvollen Edelstein, der aus Unkenntnis des Verkäufers zu einem Preis von nur 10 Euro angeboten wird. Wenn dem Marktteilnehmer nun ein Spiel angeboten würde, dessen Höchstgewinn ebendiese 10 Euro wären, der Erwartungswert dagegen nur 5 Euro, könnte es dennoch sinnvoll sein, auf den Höchstgewinn zu spekulieren und die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts zu ignorieren. Denn in Anbetracht des mittels des Höchstgewinns möglich werdenden Edelsteinkaufs würde das Risiko eines Totalverlusts für den Marktteilnehmer zweitrangig – sein Sicherheitsäquivalent des durchschnittlich zu erwartenden Spielgewinns von 5 Euro könnte, wenn er den mit dem Maximalgewinn von 10 Euro möglich werdenden Edelsteinkauf mit in seine Kalkulationen einbezieht, je nach tatsächlichem Marktwert des Steins um Größenordnungen darüber liegen.
Literatur
- Franz Eisenführ, Martin Weber: Rationales Entscheiden. 4. Auflage. Springer Verlag, Berlin; Heidelberg; New York 2003, ISBN 3-540-44023-2.
Einzelnachweise
- Oliver Glück: Glossar: Sicherheitsäquivalent
- Helmut Laux: Entscheidungstheorie; Springer-Verlag 2005, ISBN 3-540-23576-0, S. 215 ff.
- Peter Kischka: Vorlesung Statistik II, Kap. IV: Einführung in die Entscheidungstheorie; Jena, WS 2005/2006, S. 20.
- Hans-Markus Callsen-Bracker, Hans Hirth: Risikomanagement und Kapitalmarkt. 1.2 Risikoaversion und Risikoprämien
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Das individuelle Sicherheitsaquivalent SA bzw CE englisch certainty equivalent eines unsicheren bzw zufallsbehafteten Vermogens w displaystyle w zum Beispiel Wertpapierdepots oder Sparbuchs bezeichnet in der Finanzmathematik und Entscheidungstheorie denjenigen sicheren d h nicht zufallsbehafteten Betrag CE displaystyle CE dessen Nutzen fur den Betreffenden dem erwarteten Nutzen des unsicheren Vermogens E u w displaystyle E u w gleichwertig aquivalent ist anders gesagt diejenige sichere Auszahlung zum Beispiel sofort und in bar deren gefuhlter bzw subjektiver Nutzen fur den Betreffenden derselbe ist wie der erwartete Nutzen des unsicheren Vermogens w displaystyle w u CE E u w displaystyle u CE E u w Der Wert von CE displaystyle CE hangt dementsprechend direkt von der individuellen Nutzenfunktion u w displaystyle u w des Betreffenden ab wobei im Prinzip drei Falle unterscheidbar sind CE lt E w Risikoaversion bzw Risikoscheu Das individuelle Sicherheitsaquivalent des unsicheren Vermogens w liegt unter seinem mathematischen Erwartungswert CE E w Risikoneutralitat Das individuelle Sicherheitsaquivalent des unsicheren Vermogens w entspricht genau seinem mathematischen Erwartungswert CE gt E w Risikoaffinitat bzw Risikofreude Das individuelle Sicherheitsaquivalent des unsicheren Vermogens w liegt uber seinem mathematischen Erwartungswert Formale BeschreibungNutzenfunktion links und inverse Nutzenfunktion rechts eines risikoaversen risikoscheuen Marktteilnehmers CE Sicherheitsaquivalent E U W Erwartungswert des Nutzens erwarteter Nutzen des unsicheren Vermogens E W Erwartungswert des unsicheren Vermogens U CE Nutzen des Sicherheitsaquivalents U E W Nutzen des Erwartungswerts des unsicheren Vermogens W0 Minimales Vermogen U W0 Nutzen des minimalen Vermogens W1 Maximales Vermogen U W1 Nutzen des maximalen Vermogens U0 Minimaler Nutzen W0 Benotigtes Vermogen zur Erzielung des minimalen Nutzens U1 Maximaler Nutzen W1 Benotigtes Vermogen zur Erzielung des maximalen Nutzens RP Risikopramie Gegeben seien eine reelle messbare und umkehrbare Nutzenfunktion u w displaystyle u w zusammen mit ihrer Inversen w u displaystyle w u sowie ein unsicheres Vermogen x displaystyle x zusammengesetzt aus einem sicheren Ausgangsvermogen x R displaystyle bar x in mathbb R und einer Zufallsvariablen X W R displaystyle X Omega rightarrow mathbb R mit dem Erwartungswert E X 0 displaystyle E X 0 Fur den Erwartungswert des unsicheren Vermogens x x X displaystyle x bar x X gilt dann E x E x X x displaystyle E x E bar x X bar x Ist die Gleichung u CE E u x E u x X displaystyle u CE E u x E u bar x X eindeutig losbar nennt man die dadurch definierte reelle Zahl CE x X displaystyle CE bar x X das Sicherheitsaquivalent des unsicheren Vermogens x x X displaystyle x bar x X Ist die Nutzenfunktion u w displaystyle u w wie gefordert umkehrbar z B streng monoton steigend lasst sich das Sicherheitsaquivalent des unsicheren Vermogens x x X displaystyle x bar x X mittels der inversen Nutzenfunktion w u displaystyle w u wie folgt berechnen CE x X w E u x displaystyle CE bar x X w E u x Risikopramie Hauptartikel Risikopramie Die Differenz zwischen dem Erwartungswert des unsicheren Vermogen E x displaystyle E x und dem individuellen Sicherheitsaquivalent CE displaystyle CE des Marktteilnehmers wird Risikopramie RP displaystyle RP genannt RP x X E x CE x X E x w E u x displaystyle RP bar x X E x CE bar x X E x w E u x Beispiel Der durchschnittliche Gewinn eines fairen Lotterieloses betrage 50 Cent fur jemanden der den Wert des Loses nuchtern d h allein anhand seines mathematischen Erwartungswerts beurteilt wird dieses Los also genau 50 Cent wert sein Ein risikoscheuer Spieler dagegen wurde es in diesem Fall vielleicht vorziehen z B 40 Cent sofort und bar auf die Hand zu kassieren statt selbst an der Lotterie teilzunehmen Er verkauft somit das Los fur diesen Wert Somit raumt er dem Kaufer zusammen mit seinem Verlust Risiko zugleich eine Risikopramie von durchschnittlich 10 Cent pro Los ein Umgekehrt wurde es ein risikofreudiger Spieler in diesem Fall vielleicht vorziehen jemand anderem z B 60 Cent sofort und bar auf die Hand zu zahlen nur um an der Lotterie und damit an deren Gewinn Chancen teilnehmen zu konnen Anders gesagt ware ein und dasselbe Los dem risikoscheuen Spieler wegen des moglichen Verlusts hochstens 40 Cent in bar wert dem risikoliebenden Spieler dagegen mit Blick auf den moglichen Gewinn mindestens 60 Cent fur den nuchternen d h risikoneutralen Spieler schliesslich genau 50 Cent Zu beachten dabei ist dass die sich aus dem Sicherheitsaquivalent ergebende Risikopramie aufgrund ihrer Definition als Spanne zwischen Erwartungswert und Sicherheitsaquivalent auch negativ werden kann namlich dann wenn ein risikoliebender Spieler fur die Moglichkeit das Risiko zu ubernehmen selbst einen Aufschlag auf den Erwartungswert zu zahlen bereit ist statt selbst eine Pramie dafur zu verlangen Im obigen Beispiel also wenn er das Los fur 60 Cent erwirbt obwohl es durchschnittlich nur 50 Cent wert ist er also im Durchschnitt 10 Cent pro Los Verlust macht Risikoaverse und risikoaffine StrategienRisikoaverse Strategien sind gegenuber risikoneutralen Strategie insbesondere bei grossen potenziellen Gewinnen praxisrelevant Der Grund dafur liegt in dem abnehmenden Grenznutzen also der Rechtskrummung der Risikonutzenfunktion u w risikoaverser Marktteilnehmer So ware es um ein anschauliches Beispiel zu wahlen fur einen mittellosen Marktteilnehmer eher unklug eine sichere Auszahlung von 10 Millionen Euro fur einen lediglich statistisch zu erwartenden Gewinn von 30 Millionen Euro aufs Spiel zu setzen auch wenn der im Durchschnitt zu erwartende Vermogenszuwachs von 20 Millionen Euro damit doppelt so hoch ware wie der Vermogensverlust von 10 Millionen Denn der Nachteil statt der sicheren 10 Millionen Euro am Ende moglicherweise gar nichts zu besitzen wird fur einen mittellosen Marktteilnehmer in der Regel schwerer wiegen als der Vorteil noch einmal 20 Millionen Euro dazuzubekommen Andererseits konnen bei entsprechenden Rahmenbedingungen auch risikoaffine Strategien sinnvoll sein Dies ist insbesondere dann der Fall wenn der Marktteilnehmer zwingend einen gewissen Sockelbetrag benotigt der aber uber dem rein rechnerischen Erwartungswert der betreffenden unsicheren Auszahlung liegt Beispiel Ein mittelloser Marktteilnehmer entdeckt auf einem Flohmarkt einen sehr wertvollen Edelstein der aus Unkenntnis des Verkaufers zu einem Preis von nur 10 Euro angeboten wird Wenn dem Marktteilnehmer nun ein Spiel angeboten wurde dessen Hochstgewinn ebendiese 10 Euro waren der Erwartungswert dagegen nur 5 Euro konnte es dennoch sinnvoll sein auf den Hochstgewinn zu spekulieren und die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts zu ignorieren Denn in Anbetracht des mittels des Hochstgewinns moglich werdenden Edelsteinkaufs wurde das Risiko eines Totalverlusts fur den Marktteilnehmer zweitrangig sein Sicherheitsaquivalent des durchschnittlich zu erwartenden Spielgewinns von 5 Euro konnte wenn er den mit dem Maximalgewinn von 10 Euro moglich werdenden Edelsteinkauf mit in seine Kalkulationen einbezieht je nach tatsachlichem Marktwert des Steins um Grossenordnungen daruber liegen LiteraturFranz Eisenfuhr Martin Weber Rationales Entscheiden 4 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2003 ISBN 3 540 44023 2 EinzelnachweiseOliver Gluck Glossar Sicherheitsaquivalent Helmut Laux Entscheidungstheorie Springer Verlag 2005 ISBN 3 540 23576 0 S 215 ff Peter Kischka Vorlesung Statistik II Kap IV Einfuhrung in die Entscheidungstheorie Jena WS 2005 2006 S 20 Hans Markus Callsen Bracker Hans Hirth Risikomanagement und Kapitalmarkt 1 2 Risikoaversion und Risikopramien