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Die Tragödie auch Trauerspiel ist ein Drama das mit dem oft tödlichen Scheitern des tragischen Helden endet Im Gegensatz

Tragödie

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Die Tragödie (auch Trauerspiel) ist ein Drama, das mit dem – oft tödlichen – Scheitern des tragischen Helden endet. Im Gegensatz zu sonstigen Formen des Dramas, die eine Handlung mit unterschiedlichen, möglichen Ergebnissen darstellen, ist bei der Tragödie das Ende durch die Ausgangskonstellation schon festgelegt: Der Held ist in unlösbare Konflikte verstrickt, und deshalb ist es gleichgültig, wie er sich entscheidet.

Neben der Komödie ist sie die bedeutendste Vertreterin dieser Gattung. Sie lässt sich bis in das antike Griechenland zurückführen.

Der Begriff „Tragödie“

Das Wort „Tragödie“ entstammt dem Theater der griechischen Antike und bezeichnet einen „Bocksgesang“ bzw. „Gesang um den Bockspreis“ (griechisch τραγῳδία tragōdía, lateinisch tragoedia). Beim Dionysoskult wurde ein „Komos“ (κῶμος kō̂mos) veranstaltet, ein festlicher Straßenumzug oder eine Prozession mit Gesang, verkleidet mit Maske und Bocksfell (τράγος trágos „[Ziegen-]Bock“), zur Darstellung des Gottes selbst oder der ihn begleitenden Satyrn. So entwickelte sich die Form der Tragödie aus einem im Chor gesungenen Mythos, der Dichtung einer meist heldischen Vergangenheit. Die Chorpartien der erhaltenen Dramen sind Rudimente dieser Urform, der Dialog und die dargestellte Handlung spätere Entwicklungen, in historischer Sicht sekundär. Träger der Handlung im Drama war ursprünglich ein einziger Schauspieler, ein Sprecher, der mehrere Figuren repräsentieren konnte, indem er ihre Reden übernahm. Erst Aischylos führte einen zweiten Schauspieler ein. Das Chorlied entwickelte seine eigene Chorlyrik, es entstanden Spezialformen mit eigenen Bezeichnungen, Hymne, Paian, Dithyrambus, Epinikion, Epithalamium, und andere mehr.

Im Kontext der Tragödie bedeutet „tragisch“ im Gegensatz zur Alltagssprache aber nicht, dass etwas sehr traurig ist, sondern dass jemand aus einer hohen Stellung „schuldlos schuldig“ wird und damit den Sturz über eine große „Fallhöhe“ (siehe Ständeklausel) erlebt, wie zum Beispiel Ödipus, Orestes, Hamlet oder Maria Stuart.

Für Hegel steht nicht der tragische Held, sondern die tragische Kollision im Mittelpunkt der Tragödie. Der Konflikt besteht für ihn „nicht zwischen Gut und Böse, sondern zwischen einseitigen Positionen, von denen jede etwas Gutes enthält“.

Walter Benjamin unterscheidet mit Rückgriffen auf Franz Rosenzweig und Georg Lukács die Tradition des christlichen Trauerspiels von der griechischen Tragödie und kritisiert damit die Idee einer historischen Kontinuität des Sagenstoffes bei Wagner und Nietzsche.

Wichtig ist, dass Walter Benjamin die Tragödie nicht mit dem Trauerspiel gleichsetzt. Nach Aristoteles ist die Tragödie die „Nachahmung einer guten, in sich geschlossenen Handlung mit guter Sprache und Abwechslungsreichtum in der Geschichte“. Hierbei bedient sie sich mythologischer Figuren. Das Trauerspiel jedoch bedient sich geschichtlicher Figuren.

Wirkung auf den Zuschauer

Die Gattung Tragödie ist wesentlich durch ihre Wirkung auf den Zuschauer bestimmt. Hier unterscheiden sich die vielen Theorien über die Tragödie. Es handelt sich dabei um ein Übersetzungs- und Deutungsproblem der drei Begriffe eleos, phobos und Katharsis aus der Poetik des Aristoteles. In einer aktuellen Übersetzung definiert Aristoteles die Tragödie wie folgt:

„Die Tragödie ist Nachahmung einer guten und in sich geschlossenen Handlung von bestimmter Größe, in anziehend geformter Sprache, wobei diese formenden Mittel in den einzelnen Abschnitten je verschieden angewandt werden. Nachahmung von Handelnden und nicht durch Bericht, die Jammer (ἔλεος éleos) und Schaudern (φόβος phóbos) hervorruft und hierdurch eine Reinigung von derartigen Erregungszuständen bewirkt.“

Die Begriffe eleos und phobos wurden jedoch lange Zeit mit ‘Mitleid’ und ‘Schrecken’ übersetzt. In Gottscheds Poetik wurden diese beiden Übersetzungen um den Begriff ‘Bewunderung’ erweitert, den er von Corneille übernommen hatte. In der Zeit der Aufklärung stellte sich Lessing vehement gegen diese Auslegung und verbannte den bei Aristoteles nicht vorkommenden Begriff Verwunderung wieder. Zudem passte die Übersetzung von phobos nicht in seine Tragödienkonzeption, weshalb er das Wort umdeutete:

„Das Wort, welches Aristoteles braucht, heißt Furcht; Mitleid und Furcht, sagt er, soll die Tragödie erregen.“

Lessings Übersetzung wurde lange Zeit beibehalten, jedoch von der neueren Forschung teils scharf kritisiert, sodass etwa Manfred Fuhrmann eleos und phobos die Begriffe als ‘Jammer’ und ‘Schaudern’ übersetzt.

Noch problematischer ist der Katharsis-Begriff. Selbst bei Aristoteles ist es nicht ganz klar, wie er den Genitiv, der sich auf die Reinigung bezieht, meint. So haben wir es schließlich mit gleich drei zur Wahl stehenden Genitiven zu tun:

  1. dem genitivus objectivus (die Reinigung DER Leidenschaften im Sinn einer Intensivierung, um die tragischen Leidenschaften gegenüber anderen herauszustellen);
  2. dem genitivus subjectivus (die Reinigung VERMITTELS der Leidenschaften, verstanden als eine sittlich läuternde Verwandlung der Leidenschaften in Tugenden);
  3. dem genitivus separativus (die Reinigung VON den Leidenschaften, wobei hier wiederum drei Interpretationen möglich sind:
a. die Reduzierung allzu leidenschaftlicher Empfindung auf ein gesundes Mittelmaß,
b. die Abhärtung gegen die Leidenschaften,
c. die Befreiung von den Leidenschaften im Sinne einer lustvollen Erleichterung).

In der Praxis werden die Gefühle des Zuschauers einer Tragödie oft durch ein geschickt angelegtes Wechselspiel der Ereignisse zwischen der Sympathie mit dem Helden, dem Erschrecken vor dem näher rückenden, unabänderlichen Ende und der immer wieder angeregten Hoffnung auf einen günstigeren Ausgang hin und her gezogen. Um dieses Wechselbad der Gefühle zu erzeugen, wenden die Autoren bestimmte Hilfsmittel an.

Eines dieser Hilfsmittel ist die Einfügung einer possenhaften Szene unmittelbar vor einem wichtigen Ereignis, um die Spannung zu entlasten (Comic relief). Beispiele hierfür sind der Auftritt des Leichenwächters in Sophokles’ Antigone oder der übernächtigte Torwächter in William Shakespeares Macbeth.

Häufig hört man zu Beginn des Spiels die Ankündigung, der „Held“ werde sterben. Damit wird die moralische Wirkung auf den Zuschauer erhöht, denn die Ankündigung wird zwar ernst und in sich glaubwürdig vorgetragen, die weiteren Umstände der Szene bewegen den Zuschauer jedoch dazu, sich selbst zu täuschen und die Voraussage als unsinnig abzutun. Im Prolog von Shakespeares Romeo und Julia wird etwa schon verkündet, dass die Liebenden sterben werden, der Spannung und Dramatik des Stücks tut dies aber keinen Abbruch.

Geschichte

Antike Tragödie

→ Siehe auch: Griechische Tragödie

Die Tragödie hat ihre Ursprünge in Griechenland und erlebte dort von 490 bis 406 v. Chr. ihre Blütezeit. Die bedeutendsten Tragödiendichter der Antike waren die Griechen Aischylos (525–456 v. Chr.), Sophokles (496–406 v. Chr.) und Euripides (480–406 v. Chr.). In Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik vertritt Friedrich Nietzsche die Auffassung, dass die Tragödie aus dem rituellen Chortanz des Dionysoskultes entstanden und nach dem Tod von Sophokles und Euripides vom kritischen sokratischen Geist zerstört worden sei.

→ Siehe auch:

Die römische Tragödie wurde stark von den großen griechischen Tragödiendichtern beeinflusst. Deren bedeutendste Vertreter waren Quintus Ennius (239–169 v. Chr.) und Lucius Accius (170–90/80 v. Chr.), von denen nur Fragmente überliefert sind, sowie später Lucius Annaeus Seneca (4 v. Chr.–65 n. Chr.). Seneca führte in der Kaiserzeit die römische Tragödie mit 8 überlieferten, ihm zugeschriebenen Stücken zu einer neuen Blüte.

Französische Klassik

Eine sehr große Rolle spielte die Gattung Tragödie in der Literatur der französischen Klassik des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Ihre bedeutendsten Autoren waren Pierre Corneille, Jean Racine und Voltaire. Nach der von ihnen etablierten Praxis hatte eine Tragödie in fürstlichen Kreisen zu spielen und die drei Einheiten der Zeit, des Ortes und der Handlung einzuhalten. Die Stoffe stammten ganz überwiegend aus der antiken griechischen und römischen Geschichte sowie aus der Mythologie. Versmaß war in aller Regel der paarweise reimende Alexandriner mit „alternance“ d. h. regelmäßigem Wechsel männlicher und weiblicher Reime.

Bürgerliches Trauerspiel

→ Hauptartikel: Bürgerliches Trauerspiel

Im Zuge der Emanzipationsbewegung des 18. Jahrhunderts entstand das Bürgerliche Trauerspiel, das sich vom Zwang nach adeligen Hauptpersonen entfernte und die Tragödie für das Bürgertum erschloss. Als man den Gedanken verwarf, dass nur der Adel die Fähigkeit zum tragischen Erleben habe, eröffneten sich auch neue Thematiken wie der Konflikt zwischen Adel und Bürgertum (Friedrich Schiller, Kabale und Liebe) oder Konflikte innerhalb des Standes (Friedrich Hebbel, Maria Magdalena oder Goethes Faust. Eine Tragödie).

Siehe auch

  • Poetik
  • Bürgerliches Trauerspiel
  • Schicksalstragödie
  • Rachetragödie
  • Heinrich von Kleist
  • Friedrich Dürrenmatt
  • Tragisch
  • Theaterwissenschaft
  • Tragicorum Romanorum Fragmenta

Literatur

  • Walter Benjamin: Der Ursprung des deutschen Trauerspiels. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2000 (zuerst Berlin 1928).
  • : Tragödie. Die bleibende Herausforderung. Saarbrücken: universaar 2011, ISBN 978-3-86223-026-6.
  • Fritz Brüggemann: Die Anfänge des bürgerlichen Trauerspiels in den Fünfziger Jahren; Leipzig, 1934; Unveränderter reprografischer Nachdruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1976, ISBN 3-534-02920-8
  • Klassische Texte zur Tragik. Parodos, Berlin 2006, ISBN 3-938880-03-1.
  • Heinrich Düntzer: Goethes Ansicht über das Wesen der Tragödie. Goethe-Jahrbuch, Band 3 (1882), S. 132–158: Digitalisat
  • Werner Frick (Hrsg.): Die Tragödie. Eine Leitgattung der europäischen Literatur. Göttingen: Wallstein, 2003.
  • Hans-Dieter Gelfert: Die Tragödie. Theorie und Geschichte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1995.
  • Claude Haas: Der König, sein Held und ihr Drama. Politik und Poetik der klassischen Tragödie. Wallstein, Göttingen 2024, ISBN 978-3-8353-5539-2.
  • Walter Kaufmann: Tragödie und Philosophie. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1980, ISBN 3-16-942682-6 (zuerst New York 1969).
  • Joachim Latacz: Einführung in die griechische Tragödie. Göttingen 1993, zweite, durchgehend aktualisierte Auflage 2003. (Auch in türkischer Sprache, 2006), ISBN 978-3-8252-1745-7.
  • Friedrich Nietzsche: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik Oder: Griechenthum und Pessimismus. Reclam, Stuttgart 1993, ISBN 3-15-007131-3.
  • Ulrich Profitlich (Hrsg.): Tragödientheorie. Texte und Kommentare. Vom Barock bis zur Gegenwart. Rowohlt, Hamburg 1999, ISBN 3-499-55573-5.
  • Gustav Adolf Seeck: Die griechische Tragödie. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-017621-2.
  • Peter Szondi: Versuch über das Tragische. Erstausgabe 1961, ND in: ders., Schriften I, Neuauflage: Frankfurt am Main: Suhrkamp 1996, ISBN 3-518-27819-3.
  • Peter Szondi: Die Theorie des bürgerlichen Trauerspiels im 18. Jahrhundert. Suhrkamp 1973, ISBN 3-518-07615-9.
  • Dieter Teichert: Praktische Vernunft, Emotion und Dilemma – Philosophie in der Tragödie, in: C. Schildknecht, D. Teichert (Hrsg.): Philosophie in Literatur, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1996, 202–229.
  • Benno von Wiese: Die deutsche Tragödie von Lessing bis Hebbel. 2 Bände. Hoffmann und Campe, Hamburg 1948; Neuauflage 1961.

Weblinks

Wikiquote: Tragödie – Zitate
Wiktionary: Tragödie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Trauerspiel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Tragedies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Tragödie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise

  1. Walter Kaufmann: Tragödie und Philosophie. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen 1980, S. 223. ISBN 3-16-942682-6 (zuerst New York 1969)
  2. Walter Benjamin: Der Ursprung des deutschen Trauerspiels Suhrkamp Frankfurt am Main 2000 (zuerst Berlin 1928)
  3. Poetik Kap. 6, 1449b24ff., Übersetzung von Manfred Fuhrmann. Die Zitate wurden der aktuellen Rechtschreibung angepasst.
  4. Lessing, Hamburgische Dramaturgie 78.
  5. Vgl. Fuhrmann, Nachwort S. 161–163.
  6. Dressler 1996, S. 84ff.
  7. Thomas Baier: Tragödie II. Römisch. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12/1, Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01482-7, Sp. 744 (Digitalisat).
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4060591-7 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS) | LCCN: sh85136785 | NDL: 00563150

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 23 Jun 2025 / 16:09

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Die Tragodie auch Trauerspiel ist ein Drama das mit dem oft todlichen Scheitern des tragischen Helden endet Im Gegensatz zu sonstigen Formen des Dramas die eine Handlung mit unterschiedlichen moglichen Ergebnissen darstellen ist bei der Tragodie das Ende durch die Ausgangskonstellation schon festgelegt Der Held ist in unlosbare Konflikte verstrickt und deshalb ist es gleichgultig wie er sich entscheidet Tragisches Ende von Konig Odipus in der Tragodie von Sophokles Odipus wird sich seiner Schuld bewusst und sticht sich die Augen aus Neben der Komodie ist sie die bedeutendste Vertreterin dieser Gattung Sie lasst sich bis in das antike Griechenland zuruckfuhren Der Begriff Tragodie Das Wort Tragodie entstammt dem Theater der griechischen Antike und bezeichnet einen Bocksgesang bzw Gesang um den Bockspreis griechisch tragῳdia tragōdia lateinisch tragoedia Beim Dionysoskult wurde ein Komos kῶmos kō mos veranstaltet ein festlicher Strassenumzug oder eine Prozession mit Gesang verkleidet mit Maske und Bocksfell tragos tragos Ziegen Bock zur Darstellung des Gottes selbst oder der ihn begleitenden Satyrn So entwickelte sich die Form der Tragodie aus einem im Chor gesungenen Mythos der Dichtung einer meist heldischen Vergangenheit Die Chorpartien der erhaltenen Dramen sind Rudimente dieser Urform der Dialog und die dargestellte Handlung spatere Entwicklungen in historischer Sicht sekundar Trager der Handlung im Drama war ursprunglich ein einziger Schauspieler ein Sprecher der mehrere Figuren reprasentieren konnte indem er ihre Reden ubernahm Erst Aischylos fuhrte einen zweiten Schauspieler ein Das Chorlied entwickelte seine eigene Chorlyrik es entstanden Spezialformen mit eigenen Bezeichnungen Hymne Paian Dithyrambus Epinikion Epithalamium und andere mehr Im Kontext der Tragodie bedeutet tragisch im Gegensatz zur Alltagssprache aber nicht dass etwas sehr traurig ist sondern dass jemand aus einer hohen Stellung schuldlos schuldig wird und damit den Sturz uber eine grosse Fallhohe siehe Standeklausel erlebt wie zum Beispiel Odipus Orestes Hamlet oder Maria Stuart Fur Hegel steht nicht der tragische Held sondern die tragische Kollision im Mittelpunkt der Tragodie Der Konflikt besteht fur ihn nicht zwischen Gut und Bose sondern zwischen einseitigen Positionen von denen jede etwas Gutes enthalt Walter Benjamin unterscheidet mit Ruckgriffen auf Franz Rosenzweig und Georg Lukacs die Tradition des christlichen Trauerspiels von der griechischen Tragodie und kritisiert damit die Idee einer historischen Kontinuitat des Sagenstoffes bei Wagner und Nietzsche Wichtig ist dass Walter Benjamin die Tragodie nicht mit dem Trauerspiel gleichsetzt Nach Aristoteles ist die Tragodie die Nachahmung einer guten in sich geschlossenen Handlung mit guter Sprache und Abwechslungsreichtum in der Geschichte Hierbei bedient sie sich mythologischer Figuren Das Trauerspiel jedoch bedient sich geschichtlicher Figuren Wirkung auf den ZuschauerDie Gattung Tragodie ist wesentlich durch ihre Wirkung auf den Zuschauer bestimmt Hier unterscheiden sich die vielen Theorien uber die Tragodie Es handelt sich dabei um ein Ubersetzungs und Deutungsproblem der drei Begriffe eleos phobos und Katharsis aus der Poetik des Aristoteles In einer aktuellen Ubersetzung definiert Aristoteles die Tragodie wie folgt Die Tragodie ist Nachahmung einer guten und in sich geschlossenen Handlung von bestimmter Grosse in anziehend geformter Sprache wobei diese formenden Mittel in den einzelnen Abschnitten je verschieden angewandt werden Nachahmung von Handelnden und nicht durch Bericht die Jammer ἔleos eleos und Schaudern fobos phobos hervorruft und hierdurch eine Reinigung von derartigen Erregungszustanden bewirkt Die Begriffe eleos und phobos wurden jedoch lange Zeit mit Mitleid und Schrecken ubersetzt In Gottscheds Poetik wurden diese beiden Ubersetzungen um den Begriff Bewunderung erweitert den er von Corneille ubernommen hatte In der Zeit der Aufklarung stellte sich Lessing vehement gegen diese Auslegung und verbannte den bei Aristoteles nicht vorkommenden Begriff Verwunderung wieder Zudem passte die Ubersetzung von phobos nicht in seine Tragodienkonzeption weshalb er das Wort umdeutete Das Wort welches Aristoteles braucht heisst Furcht Mitleid und Furcht sagt er soll die Tragodie erregen Lessings Ubersetzung wurde lange Zeit beibehalten jedoch von der neueren Forschung teils scharf kritisiert sodass etwa Manfred Fuhrmann eleos und phobos die Begriffe als Jammer und Schaudern ubersetzt Noch problematischer ist der Katharsis Begriff Selbst bei Aristoteles ist es nicht ganz klar wie er den Genitiv der sich auf die Reinigung bezieht meint So haben wir es schliesslich mit gleich drei zur Wahl stehenden Genitiven zu tun dem genitivus objectivus die Reinigung DER Leidenschaften im Sinn einer Intensivierung um die tragischen Leidenschaften gegenuber anderen herauszustellen dem genitivus subjectivus die Reinigung VERMITTELS der Leidenschaften verstanden als eine sittlich lauternde Verwandlung der Leidenschaften in Tugenden dem genitivus separativus die Reinigung VON den Leidenschaften wobei hier wiederum drei Interpretationen moglich sind a die Reduzierung allzu leidenschaftlicher Empfindung auf ein gesundes Mittelmass b die Abhartung gegen die Leidenschaften c die Befreiung von den Leidenschaften im Sinne einer lustvollen Erleichterung dd In der Praxis werden die Gefuhle des Zuschauers einer Tragodie oft durch ein geschickt angelegtes Wechselspiel der Ereignisse zwischen der Sympathie mit dem Helden dem Erschrecken vor dem naher ruckenden unabanderlichen Ende und der immer wieder angeregten Hoffnung auf einen gunstigeren Ausgang hin und her gezogen Um dieses Wechselbad der Gefuhle zu erzeugen wenden die Autoren bestimmte Hilfsmittel an Eines dieser Hilfsmittel ist die Einfugung einer possenhaften Szene unmittelbar vor einem wichtigen Ereignis um die Spannung zu entlasten Comic relief Beispiele hierfur sind der Auftritt des Leichenwachters in Sophokles Antigone oder der ubernachtigte Torwachter in William Shakespeares Macbeth Haufig hort man zu Beginn des Spiels die Ankundigung der Held werde sterben Damit wird die moralische Wirkung auf den Zuschauer erhoht denn die Ankundigung wird zwar ernst und in sich glaubwurdig vorgetragen die weiteren Umstande der Szene bewegen den Zuschauer jedoch dazu sich selbst zu tauschen und die Voraussage als unsinnig abzutun Im Prolog von Shakespeares Romeo und Julia wird etwa schon verkundet dass die Liebenden sterben werden der Spannung und Dramatik des Stucks tut dies aber keinen Abbruch GeschichteAntike Tragodie Siehe auch Griechische Tragodie Die Tragodie hat ihre Ursprunge in Griechenland und erlebte dort von 490 bis 406 v Chr ihre Blutezeit Die bedeutendsten Tragodiendichter der Antike waren die Griechen Aischylos 525 456 v Chr Sophokles 496 406 v Chr und Euripides 480 406 v Chr In Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik vertritt Friedrich Nietzsche die Auffassung dass die Tragodie aus dem rituellen Chortanz des Dionysoskultes entstanden und nach dem Tod von Sophokles und Euripides vom kritischen sokratischen Geist zerstort worden sei Siehe auch Die romische Tragodie wurde stark von den grossen griechischen Tragodiendichtern beeinflusst Deren bedeutendste Vertreter waren Quintus Ennius 239 169 v Chr und Lucius Accius 170 90 80 v Chr von denen nur Fragmente uberliefert sind sowie spater Lucius Annaeus Seneca 4 v Chr 65 n Chr Seneca fuhrte in der Kaiserzeit die romische Tragodie mit 8 uberlieferten ihm zugeschriebenen Stucken zu einer neuen Blute Franzosische Klassik Eine sehr grosse Rolle spielte die Gattung Tragodie in der Literatur der franzosischen Klassik des 17 und fruhen 18 Jahrhunderts Ihre bedeutendsten Autoren waren Pierre Corneille Jean Racine und Voltaire Nach der von ihnen etablierten Praxis hatte eine Tragodie in furstlichen Kreisen zu spielen und die drei Einheiten der Zeit des Ortes und der Handlung einzuhalten Die Stoffe stammten ganz uberwiegend aus der antiken griechischen und romischen Geschichte sowie aus der Mythologie Versmass war in aller Regel der paarweise reimende Alexandriner mit alternance d h regelmassigem Wechsel mannlicher und weiblicher Reime Burgerliches Trauerspiel Hauptartikel Burgerliches Trauerspiel Im Zuge der Emanzipationsbewegung des 18 Jahrhunderts entstand das Burgerliche Trauerspiel das sich vom Zwang nach adeligen Hauptpersonen entfernte und die Tragodie fur das Burgertum erschloss Als man den Gedanken verwarf dass nur der Adel die Fahigkeit zum tragischen Erleben habe eroffneten sich auch neue Thematiken wie der Konflikt zwischen Adel und Burgertum Friedrich Schiller Kabale und Liebe oder Konflikte innerhalb des Standes Friedrich Hebbel Maria Magdalena oder Goethes Faust Eine Tragodie Siehe auchPoetik Burgerliches Trauerspiel Schicksalstragodie Rachetragodie Heinrich von Kleist Friedrich Durrenmatt Tragisch Theaterwissenschaft Tragicorum Romanorum FragmentaLiteraturWalter Benjamin Der Ursprung des deutschen Trauerspiels Frankfurt am Main Suhrkamp 2000 zuerst Berlin 1928 Tragodie Die bleibende Herausforderung Saarbrucken universaar 2011 ISBN 978 3 86223 026 6 Fritz Bruggemann Die Anfange des burgerlichen Trauerspiels in den Funfziger Jahren Leipzig 1934 Unveranderter reprografischer Nachdruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1976 ISBN 3 534 02920 8 Klassische Texte zur Tragik Parodos Berlin 2006 ISBN 3 938880 03 1 Heinrich Duntzer Goethes Ansicht uber das Wesen der Tragodie Goethe Jahrbuch Band 3 1882 S 132 158 Digitalisat Werner Frick Hrsg Die Tragodie Eine Leitgattung der europaischen Literatur Gottingen Wallstein 2003 Hans Dieter Gelfert Die Tragodie Theorie und Geschichte Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 1995 Claude Haas Der Konig sein Held und ihr Drama Politik und Poetik der klassischen Tragodie Wallstein Gottingen 2024 ISBN 978 3 8353 5539 2 Walter Kaufmann Tragodie und Philosophie J C B Mohr Paul Siebeck Tubingen 1980 ISBN 3 16 942682 6 zuerst New York 1969 Joachim Latacz Einfuhrung in die griechische Tragodie Gottingen 1993 zweite durchgehend aktualisierte Auflage 2003 Auch in turkischer Sprache 2006 ISBN 978 3 8252 1745 7 Friedrich Nietzsche Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik Oder Griechenthum und Pessimismus Reclam Stuttgart 1993 ISBN 3 15 007131 3 Ulrich Profitlich Hrsg Tragodientheorie Texte und Kommentare Vom Barock bis zur Gegenwart Rowohlt Hamburg 1999 ISBN 3 499 55573 5 Gustav Adolf Seeck Die griechische Tragodie Reclam Stuttgart 2000 ISBN 3 15 017621 2 Peter Szondi Versuch uber das Tragische Erstausgabe 1961 ND in ders Schriften I Neuauflage Frankfurt am Main Suhrkamp 1996 ISBN 3 518 27819 3 Peter Szondi Die Theorie des burgerlichen Trauerspiels im 18 Jahrhundert Suhrkamp 1973 ISBN 3 518 07615 9 Dieter Teichert Praktische Vernunft Emotion und Dilemma Philosophie in der Tragodie in C Schildknecht D Teichert Hrsg Philosophie in Literatur Frankfurt am Main Suhrkamp 1996 202 229 Benno von Wiese Die deutsche Tragodie von Lessing bis Hebbel 2 Bande Hoffmann und Campe Hamburg 1948 Neuauflage 1961 WeblinksWikiquote Tragodie Zitate Wiktionary Tragodie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Trauerspiel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Commons Tragedies Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Tragodie im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweiseWalter Kaufmann Tragodie und Philosophie J C B Mohr Paul Siebeck Tubingen 1980 S 223 ISBN 3 16 942682 6 zuerst New York 1969 Walter Benjamin Der Ursprung des deutschen Trauerspiels Suhrkamp Frankfurt am Main 2000 zuerst Berlin 1928 Poetik Kap 6 1449b24ff Ubersetzung von Manfred Fuhrmann Die Zitate wurden der aktuellen Rechtschreibung angepasst Lessing Hamburgische Dramaturgie 78 Vgl Fuhrmann Nachwort S 161 163 Dressler 1996 S 84ff Thomas Baier Tragodie II Romisch In Der Neue Pauly DNP Band 12 1 Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 01482 7 Sp 744 Digitalisat Normdaten Sachbegriff GND 4060591 7 GND Explorer lobid OGND AKS LCCN sh85136785 NDL 00563150

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