Die Weiße Silberwurz Dryas octopetala gehört zur Gattung Dryas in der Familie der Rosengewächse Rosaceae Die Silberwurz
Weiße Silberwurz

Die Weiße Silberwurz (Dryas octopetala) gehört zur Gattung Dryas in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Silberwurz ist eine arkto-alpine Art der Nordhalbkugel, die zirkumpolar verbreitet ist. In Torfablagerungen Schwedens und Dänemarks wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts makrofossile Überreste der Weißen Silberwurz entdeckt, sie bilden die sogenannten „Dryas-Torfe“ und damit Nachweise mehrerer Kälteschwankungen in wechselhaften Klimaphasen am Ende der Weichsel-Kaltzeit im Norden Europas. Das massenhafte Auftreten dieser Pflanzen und ihrer Pollen führte zur Benennung dieser drei Kaltphasen in Älteste Dryaszeit, Ältere Dryaszeit und Jüngere Dryaszeit, die jeweils durch Wärmeschwankungen voneinander abgegrenzt sind. Die markanteste dieser Klimaschwankungen war die Jüngere Dryaszeit.
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Silberwurz (Dryas octopetala) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dryas octopetala | ||||||||||||
L. |
Die Silberwurz ist ein exemplarischer Klima-Indikator arktischer Verhältnisse und glazialer Perioden. Wo sie rezent in den mittleren Breiten auftritt, ist sie in jedem Fall auch ein Glazialrelikt. Sie ist eines der Wahrzeichen der arkto-alpinen Flora der Hochgebirge Europas und der Alpen und ökologisch auch der wohl markanteste Typus eines Spalierstrauches.
Namensherkunft
Die Gattung wurde im 16. Jahrhundert Chamaedrys genannt, was Zwergeiche (von griech. chamei = zwergartig und drys = Eiche) bedeutet. Carl von Linné gab der Gattung im 18. Jahrhundert den Namen Dryas und belegte die Art mit dem Epitheton octopetala (achtblättrig), wegen der meist acht weißen Blütenblätter. Dies ist eine Ausnahme in der Familie, in der sonst fünfzählige Blüten üblich sind.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Immergrüner stark verzweigter Spalierstrauch mit niederliegenden Langtrieben und nur 2–10 cm langen aufgerichteten Kurztrieben, vereinzelt Wurzeln treibend, rotbräunlich, meist angedrückt behaart, teilweise mit Blattgrundresten bekleidet, die zuletzt mit der Ringelborke abgestoßen werden.Laubblätter an den kriechenden Sprossen angenähert zweizeilig, bei den aufgerichteten rundum stehend, immergrün, lederig derb. Der kurze Blattstiel ist etwa 1–2 cm lang, behaart, die Spreite oberseits dunkelgrün mit eingeprägtem Adernetz, meist kahl, unterseits dicht weißfilzig. Am Rande gewöhnlich kurz nach unten umgebogen, aus meist schiefem, abgerundetem bis spitzem, leicht herzförmigem Grund, elliptisch oder eiförmig bis verkehrt-eiförmig. Vorn spitz bis stumpf, jederseits mit 4–8(–10) meist stumpfen bis 2–3 mm langen, groben Kerbzähnen und 5–30(–40) mm lang sowie 5–15(–20) mm breit. Die Nebenblätter meist trockenhäutig, behaart, schmal-dreieckig, ungefähr zwei Drittel ihrer Länge mit dem Blattstiel verwachsen, der feie Abschnitt etwa 4–7 mm lang und 1–1,5 mm breit.
Er bildet eine starke Pfahlwurzel aus. Die kriechenden Äste und Zweige können hierbei eine Länge von bis zu einem Meter erreichen.
Generative Merkmale
Die zwittrigen oder durch mehr oder minder starke Verkümmerung der Staub- oder Fruchtblätter polygamen, radiärsymmetrischen Blüten sind einzeln, auf achselständigen, aufrechten, meist etwa 5–10 cm hohen, (filzig) dichthaarigen und besonders im oberen Teil drüsenhaarigen Stielen, die sich zur Fruchtzeit noch etwas verlängern. Die Blüten sind etwa 2,5–4 cm breit. Die Kelchzipfel meist (7–) 8 (–9), sind schmal-eiförmig und spitz, 6–11 mm lang, 2–3,5 mm breit, außen bräunlich filzig und drüsig, innen kahl. Die dachigen Kronblätter in derselben Zahl wie die Kelchblätter sind rein weiß, verkehrt-eiförmig, 10–18 mm lang, 5–12 mm breit, kahl und bald nach der Blüte abfallend. Die relativ kurzen Staubblätter sind zahlreich, kahl, 7–11 mm lang, nicht so hoch wie die Griffel oder diese überragend. Die oberständigen, freien und einkammerigen Fruchtblätter sind zahlreich, dicht langhaarig, mit endständigem, später schraubig gedrehtem Griffel, der sich zur Fruchtreife auf 2–3 cm verlängert und dann eine federig-weiße, silbern schimmernde Behaarung ausbildet. Der Fruchtboden ist schwach gewölbt, außen behaart, sich bei der Fruchtreife nicht streckend. Es ist ein Diskus vorhanden.
Es werden kleine Achänen mit langem, fedrigem Schweif im beständigen Kelch und Blütenboden gebildet.
Blütezeit: Juni bis Juli. In tiefen Lagen schon im Mai. Im Hochgebirge und in der Arktis Mitte Juni bis Anfang August. Die Früchte verbreiten sich durch die behaarte Fortsätze mit Hilfe des Windes (Windverbreitung). Die Fruchtreife tritt ab Juli ein.
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18 oder 36.
Verbreitung
Rezent
Die Art ist arktisch-alpin verbreitet. Das Gebiet umfasst neben den Alpen und anderen Gebirgen Mittel- und Südeuropas die arktische Region, Nordeuropa, Sibirien, Ostasien und Nordamerika. In Nordschweden bildet die Silberwurz zusammen mit Moosen und Flechten die Hauptvegetation der Tundra. Im Süden reicht das Verbreitungsgebiet der Art bis Nordspanien, Mittelitalien, den Rhodopen in Südbulgarien, sowie in Griechenland an der Mazedonisch-Griechischen Grenze (Tzena, Voras-Gebirge) sowie Bulgarisch-Griechischen Grenze (Orvilos, Falakro in den Rhodopen).
Als Standort werden Zwergstrauchheiden der arktischen Tundren, Moränenschutt, Felsfluren, Matten und Kalkschuttfluren oberhalb der Waldgrenze bevorzugt. In den Alpen ist diese Pflanzenart zwischen 1200 und 2500 Meter anzutreffen. In den Hohen Tauern erreicht sie sogar 2600 Meter, im Tessin 2630 Meter, im oberen Engadin am 2800 Meter und am Piz Tavrü am Ofenpass 3115 Meter Meereshöhe. In Nordeuropa werden eher saure Böden bevorzugt. Sie ist eine Charakterart der Klasse Carici-Kobresietea, kommt aber auch in Gesellschaften der Klasse Thlaspietea rotundifolii oder des Verbands Seslerion vor.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).
Dryas octopetala und häufiger noch ihre Hybride mit der nordamerikanischen Art , Dryas × suendermannii Kellerer ex Sünd., finden gelegentlich als Zierpflanzen in Steingärten Verwendung.
Quartär
Fossilien von Dryas sind Leitarten der Quartärflora, die fossilen Daten zur spätglazialen Verbreitung repräsentieren in deutlicher Weise eiszeitliche klimatischen Veränderungen. So können aus dem Kontrast der heutigen zur spätglazialen Verbreitung während des Letzten Glazialen Maximums (LGM) Ableitungen zum Klima und Ausdehnung periglazialer Tundren in Europa rekonstruiert werden. So umfasste das spätglaziale Territorium der Weißen Silberwurz die Flachländer von Ost-Irland, Großbritannien südlich Schottlands, die Bretagne, die Beneluxstaaten, Mittel- und Osteuropa sowie die nördliche pannonische- sowie praktisch die gesamte Po-Tiefebene. Aus diesem kompakten und zusammenhängenden Verbreitungsgebiet wanderten die Populationen in den Warmphasen und Interstadialen in nördlichere, oder in höher liegende Standorte der Hochgebirge. Diese klimatisch induzierten Wanderungsbewegungen finden sich analog bei vielen anderen arktisch-alpinen Arten die als sogenannten arkto-alpine Disjunktion gilt.
Während der Jüngeren Dryaszeit (etwa 10.730–9.700 v. Chr.) war die Art überall in Europa verbreitet, was aus den Pollenanalysen aus dieser Zeit hervorgeht. Der Zeitabschnitt am Ende des Pleistozäns wurde nach dieser Pflanze benannt.
Ökologie
Die Pflanze ist ausgesprochen genügsam, sofern sie genügend Licht bekommt. Da die Pflanze nur wenige Wochen im Jahr stoffwechselaktiv ist, kann sie ein hohes Alter von bis zu 100 Jahren erreichen.
Die Blüten werden während des kurzen arktischen bzw. Hochgebirgssommers wie eine Parabolantenne der Sonne nachgeführt. Als Wärmekollektor stellen sie somit einen attraktiven Landeplatz für Insekten dar. Die Spross- und Blütenknospen werden schon in der vorhergehenden Vegetationsperiode angelegt.
Die Weiße Silberwurz besitzt Wurzelknöllchen, die mit Actinomyceten der Gattung Frankia Luftstickstoff binden. Außerdem gehen sie eine Symbiose mit Ektomykorrhizapilzen ein, wie z. B. dem Starkriechenden Pfifferling, sp., und Cenococcum geophilum.
Systematik
Je nach Auffassung umfasst die Gattung zwei bis drei Arten (Dryas drummondii, Dryas octopetala und Dryas integrifolia).
Die blassgelb blühende Art Dryas drummondii und die weißblühende Dryas integrifolia besiedeln die Gebirge Nordamerikas, wobei Dryas integrifolia auch als Varietät von Dryas octopetala angesehen wird (Dryas octopetala var. integrifolia).
Trivialnamen
Für die Weiße Silberwurz bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Alpengamänderlin, Berggamanderlin, weißer Gathau (Pinzgau bei Fusch), Hirtzwurz, Kateinl (Pinzgau).
Sonstiges
Die Weiße Silberwurz ist oft ausgezeichnet fossil erhalten. Die Blüten, Früchtchen und Pollen haben in eiszeitlichen Tonablagerungen zigtausend Jahre überstanden. Die Pflanzenart war mit Ausklingen der Eiszeit über ganz Deutschland verbreitet (Nachweis über Pollenanalysen). Nach dieser Pflanzenart wurde diese Zeit Dryas-Zeit (Silberwurzzeit) genannt.
Naturschutz
Diese Pflanzenart steht gebietsweise unter gesetzlichem Schutz. Die Silberwurz ist die Symbolpflanze der schwedischen Provinz Lappland und seit 2004 Nationalblume Islands.
Literatur
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- Kremer: Strauchgehölze. Niedernhausen, 2002, ISBN 3-576-11478-5.
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- Marilena Idžojtić: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-12-819644-1, S. 249.
Weblinks
- Weiße Silberwurz. auf FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Literatur zu Dryas octopetala in den Kew Bibliographic Databases (englisch)
Quellen
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- Heinrich E. Weber 1995: S. 642.
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- Arne Strid, Kit Tan: Mountain Flora of Greece. Band 1, Cambridge University Press, 1986, ISBN 0-521-25737-9, hier S. 401.
- Gustav Hegi, Herbert Huber: Familie Rosaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 2, S. 432–438, Verlag Carl Hanser, München 1961.
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- Robert Zander: Zander. Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg. von Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold. 17. Auflage, Eugen Ulmer, Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3573-6.
- Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 138, archive.org.
Autor: www.NiNa.Az
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Die Weisse Silberwurz Dryas octopetala gehort zur Gattung Dryas in der Familie der Rosengewachse Rosaceae Die Silberwurz ist eine arkto alpine Art der Nordhalbkugel die zirkumpolar verbreitet ist In Torfablagerungen Schwedens und Danemarks wurden in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts makrofossile Uberreste der Weissen Silberwurz entdeckt sie bilden die sogenannten Dryas Torfe und damit Nachweise mehrerer Kalteschwankungen in wechselhaften Klimaphasen am Ende der Weichsel Kaltzeit im Norden Europas Das massenhafte Auftreten dieser Pflanzen und ihrer Pollen fuhrte zur Benennung dieser drei Kaltphasen in Alteste Dryaszeit Altere Dryaszeit und Jungere Dryaszeit die jeweils durch Warmeschwankungen voneinander abgegrenzt sind Die markanteste dieser Klimaschwankungen war die Jungere Dryaszeit Weisse SilberwurzSilberwurz Dryas octopetala SystematikRosidenEurosiden IOrdnung Rosenartige Rosales Familie Rosengewachse Rosaceae Gattung Silberwurzen Dryas Art Weisse SilberwurzWissenschaftlicher NameDryas octopetalaL IllustrationBlatter der Weissen SilberwurzJunger FruchtstandHinten alterer reifer Fruchtstand vorne jungerer Die Silberwurz ist ein exemplarischer Klima Indikator arktischer Verhaltnisse und glazialer Perioden Wo sie rezent in den mittleren Breiten auftritt ist sie in jedem Fall auch ein Glazialrelikt Sie ist eines der Wahrzeichen der arkto alpinen Flora der Hochgebirge Europas und der Alpen und okologisch auch der wohl markanteste Typus eines Spalierstrauches NamensherkunftDie Gattung wurde im 16 Jahrhundert Chamaedrys genannt was Zwergeiche von griech chamei zwergartig und drys Eiche bedeutet Carl von Linne gab der Gattung im 18 Jahrhundert den Namen Dryas und belegte die Art mit dem Epitheton octopetala achtblattrig wegen der meist acht weissen Blutenblatter Dies ist eine Ausnahme in der Familie in der sonst funfzahlige Bluten ublich sind BeschreibungVegetative Merkmale Immergruner stark verzweigter Spalierstrauch mit niederliegenden Langtrieben und nur 2 10 cm langen aufgerichteten Kurztrieben vereinzelt Wurzeln treibend rotbraunlich meist angedruckt behaart teilweise mit Blattgrundresten bekleidet die zuletzt mit der Ringelborke abgestossen werden Laubblatter an den kriechenden Sprossen angenahert zweizeilig bei den aufgerichteten rundum stehend immergrun lederig derb Der kurze Blattstiel ist etwa 1 2 cm lang behaart die Spreite oberseits dunkelgrun mit eingepragtem Adernetz meist kahl unterseits dicht weissfilzig Am Rande gewohnlich kurz nach unten umgebogen aus meist schiefem abgerundetem bis spitzem leicht herzformigem Grund elliptisch oder eiformig bis verkehrt eiformig Vorn spitz bis stumpf jederseits mit 4 8 10 meist stumpfen bis 2 3 mm langen groben Kerbzahnen und 5 30 40 mm lang sowie 5 15 20 mm breit Die Nebenblatter meist trockenhautig behaart schmal dreieckig ungefahr zwei Drittel ihrer Lange mit dem Blattstiel verwachsen der feie Abschnitt etwa 4 7 mm lang und 1 1 5 mm breit Er bildet eine starke Pfahlwurzel aus Die kriechenden Aste und Zweige konnen hierbei eine Lange von bis zu einem Meter erreichen Generative Merkmale Die zwittrigen oder durch mehr oder minder starke Verkummerung der Staub oder Fruchtblatter polygamen radiarsymmetrischen Bluten sind einzeln auf achselstandigen aufrechten meist etwa 5 10 cm hohen filzig dichthaarigen und besonders im oberen Teil drusenhaarigen Stielen die sich zur Fruchtzeit noch etwas verlangern Die Bluten sind etwa 2 5 4 cm breit Die Kelchzipfel meist 7 8 9 sind schmal eiformig und spitz 6 11 mm lang 2 3 5 mm breit aussen braunlich filzig und drusig innen kahl Die dachigen Kronblatter in derselben Zahl wie die Kelchblatter sind rein weiss verkehrt eiformig 10 18 mm lang 5 12 mm breit kahl und bald nach der Blute abfallend Die relativ kurzen Staubblatter sind zahlreich kahl 7 11 mm lang nicht so hoch wie die Griffel oder diese uberragend Die oberstandigen freien und einkammerigen Fruchtblatter sind zahlreich dicht langhaarig mit endstandigem spater schraubig gedrehtem Griffel der sich zur Fruchtreife auf 2 3 cm verlangert und dann eine federig weisse silbern schimmernde Behaarung ausbildet Der Fruchtboden ist schwach gewolbt aussen behaart sich bei der Fruchtreife nicht streckend Es ist ein Diskus vorhanden Es werden kleine Achanen mit langem fedrigem Schweif im bestandigen Kelch und Blutenboden gebildet Blutezeit Juni bis Juli In tiefen Lagen schon im Mai Im Hochgebirge und in der Arktis Mitte Juni bis Anfang August Die Fruchte verbreiten sich durch die behaarte Fortsatze mit Hilfe des Windes Windverbreitung Die Fruchtreife tritt ab Juli ein Chromosomenzahl Die Chromosomenzahl betragt 2n 18 oder 36 VerbreitungWeisse Silberwurz auf dem Monte Piana ItalienNahaufnahme einer Weissen Silberwurz in den Otschergraben NiederosterreichRezent Die Art ist arktisch alpin verbreitet Das Gebiet umfasst neben den Alpen und anderen Gebirgen Mittel und Sudeuropas die arktische Region Nordeuropa Sibirien Ostasien und Nordamerika In Nordschweden bildet die Silberwurz zusammen mit Moosen und Flechten die Hauptvegetation der Tundra Im Suden reicht das Verbreitungsgebiet der Art bis Nordspanien Mittelitalien den Rhodopen in Sudbulgarien sowie in Griechenland an der Mazedonisch Griechischen Grenze Tzena Voras Gebirge sowie Bulgarisch Griechischen Grenze Orvilos Falakro in den Rhodopen Als Standort werden Zwergstrauchheiden der arktischen Tundren Moranenschutt Felsfluren Matten und Kalkschuttfluren oberhalb der Waldgrenze bevorzugt In den Alpen ist diese Pflanzenart zwischen 1200 und 2500 Meter anzutreffen In den Hohen Tauern erreicht sie sogar 2600 Meter im Tessin 2630 Meter im oberen Engadin am 2800 Meter und am Piz Tavru am Ofenpass 3115 Meter Meereshohe In Nordeuropa werden eher saure Boden bevorzugt Sie ist eine Charakterart der Klasse Carici Kobresietea kommt aber auch in Gesellschaften der Klasse Thlaspietea rotundifolii oder des Verbands Seslerion vor Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt amp al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 2 frisch Lichtzahl L 5 sehr hell Reaktionszahl R 5 basisch Temperaturzahl T 1 unter alpin supra subalpin und ober subalpin Nahrstoffzahl N 2 nahrstoffarm Kontinentalitatszahl K 3 subozeanisch bis subkontinental Dryas octopetala und haufiger noch ihre Hybride mit der nordamerikanischen Art Dryas suendermannii Kellerer ex Sund finden gelegentlich als Zierpflanzen in Steingarten Verwendung Quartar Fossilien von Dryas sind Leitarten der Quartarflora die fossilen Daten zur spatglazialen Verbreitung reprasentieren in deutlicher Weise eiszeitliche klimatischen Veranderungen So konnen aus dem Kontrast der heutigen zur spatglazialen Verbreitung wahrend des Letzten Glazialen Maximums LGM Ableitungen zum Klima und Ausdehnung periglazialer Tundren in Europa rekonstruiert werden So umfasste das spatglaziale Territorium der Weissen Silberwurz die Flachlander von Ost Irland Grossbritannien sudlich Schottlands die Bretagne die Beneluxstaaten Mittel und Osteuropa sowie die nordliche pannonische sowie praktisch die gesamte Po Tiefebene Aus diesem kompakten und zusammenhangenden Verbreitungsgebiet wanderten die Populationen in den Warmphasen und Interstadialen in nordlichere oder in hoher liegende Standorte der Hochgebirge Diese klimatisch induzierten Wanderungsbewegungen finden sich analog bei vielen anderen arktisch alpinen Arten die als sogenannten arkto alpine Disjunktion gilt Wahrend der Jungeren Dryaszeit etwa 10 730 9 700 v Chr war die Art uberall in Europa verbreitet was aus den Pollenanalysen aus dieser Zeit hervorgeht Der Zeitabschnitt am Ende des Pleistozans wurde nach dieser Pflanze benannt OkologieDie Pflanze ist ausgesprochen genugsam sofern sie genugend Licht bekommt Da die Pflanze nur wenige Wochen im Jahr stoffwechselaktiv ist kann sie ein hohes Alter von bis zu 100 Jahren erreichen Die Bluten werden wahrend des kurzen arktischen bzw Hochgebirgssommers wie eine Parabolantenne der Sonne nachgefuhrt Als Warmekollektor stellen sie somit einen attraktiven Landeplatz fur Insekten dar Die Spross und Blutenknospen werden schon in der vorhergehenden Vegetationsperiode angelegt Die Weisse Silberwurz besitzt Wurzelknollchen die mit Actinomyceten der Gattung Frankia Luftstickstoff binden Ausserdem gehen sie eine Symbiose mit Ektomykorrhizapilzen ein wie z B dem Starkriechenden Pfifferling sp und Cenococcum geophilum SystematikDryas integrifolia Je nach Auffassung umfasst die Gattung zwei bis drei Arten Dryas drummondii Dryas octopetala und Dryas integrifolia Die blassgelb bluhende Art Dryas drummondii und die weissbluhende Dryas integrifolia besiedeln die Gebirge Nordamerikas wobei Dryas integrifolia auch als Varietat von Dryas octopetala angesehen wird Dryas octopetala var integrifolia TrivialnamenFur die Weisse Silberwurz bestehen bzw bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Alpengamanderlin Berggamanderlin weisser Gathau Pinzgau bei Fusch Hirtzwurz Kateinl Pinzgau SonstigesDie Weisse Silberwurz ist oft ausgezeichnet fossil erhalten Die Bluten Fruchtchen und Pollen haben in eiszeitlichen Tonablagerungen zigtausend Jahre uberstanden Die Pflanzenart war mit Ausklingen der Eiszeit uber ganz Deutschland verbreitet Nachweis uber Pollenanalysen Nach dieser Pflanzenart wurde diese Zeit Dryas Zeit Silberwurzzeit genannt NaturschutzDiese Pflanzenart steht gebietsweise unter gesetzlichem Schutz Die Silberwurz ist die Symbolpflanze der schwedischen Provinz Lappland und seit 2004 Nationalblume Islands LiteraturXaver Finkenzeller Alpenblumen Munchen 2003 ISBN 3 576 11482 3 Kremer Strauchgeholze Niedernhausen 2002 ISBN 3 576 11478 5 Manfred A Fischer Wolfgang Adler Karl Oswald Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 2 verbesserte und erweiterte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2005 ISBN 3 85474 140 5 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands Ein botanisch okologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten 6 vollig neu bearbeitete Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2005 ISBN 3 494 01397 7 Marilena Idzojtic Dendrology Academic Press 2019 ISBN 978 0 12 819644 1 S 249 WeblinksCommons Weisse Silberwurz Dryas octopetala Album mit Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Silberwurz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Weisse Silberwurz auf FloraWeb de Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Literatur zu Dryas octopetala in den Kew Bibliographic Databases englisch QuellenHilary H Birks The Late Quaternary history of arctic and alpine plants In Richard J Abbott Hrsg History evolution and future of arctic and alpine flora In Plant Ecology amp Diversity Special Issue Bd 1 2 2008 135 146 ISSN 1755 0874 hier S 137 Heinrich E Weber 1995 Dryas In Hans J Conert Eckehart J Jager Joachim W Kadereit Wolfram Schultze Motel Gerhard Wagenitz Heinrich E Weber Hrsg Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Band 4 Angiospermae Dicotyledones 2 2 3 641 648 vollig neu bearbeitete und erweiterte Auflage Weissdorn Verlag Jena 1995 ISBN 3 8263 3016 1 hier S 642 Heinrich E Weber 1995 S 642 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 545 Arne Strid Kit Tan Mountain Flora of Greece Band 1 Cambridge University Press 1986 ISBN 0 521 25737 9 hier S 401 Gustav Hegi Herbert Huber Familie Rosaceae In Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 2 Auflage Band IV Teil 2 S 432 438 Verlag Carl Hanser Munchen 1961 Dryas octopetalaL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 18 Marz 2021 Hilary H Birks 2008 S 138 Hilary H Birks 2008 S 139 T J Harrington D T Mitchell Ectomycorrhizas associated with a relict population of Dryas octopetala in the Burren western Ireland II Composition structure and temporal variation in the ectomycorrhizal community In Mycorrhiza 15 2005 435 445 Robert Zander Zander Handworterbuch der Pflanzennamen Hrsg von Walter Erhardt Erich Gotz Nils Bodeker Siegmund Seybold 17 Auflage Eugen Ulmer Stuttgart 2002 ISBN 3 8001 3573 6 Georg August Pritzel Carl Jessen Die deutschen Volksnamen der Pflanzen Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze Philipp Cohen Hannover 1882 S 138 archive org