Unter Zinsdifferenzgeschäft ist allgemein im Finanzwesen die Ausnutzung der Zinsdifferenz zwischen den niedrigen Habenzi
Zinsdifferenzgeschäft

Unter Zinsdifferenzgeschäft ist allgemein im Finanzwesen die Ausnutzung der Zinsdifferenz zwischen den niedrigen Habenzinsen und den höheren Kreditzinsen durch Einsatz von Finanzprodukten zu verstehen.
Allgemeines
Eine Zinsdifferenz besteht, wenn es im Inland einen Unterschied zwischen dem Kreditzins und den Habenzinsen bei identischer Laufzeit der zinstragenden Finanzprodukte gibt. Wenn das Zinsniveau im Inland nicht mit dem Zinsniveau einer Fremdwährung – wiederum bei identischer Laufzeit des Finanzproduktes – übereinstimmt, gibt es eine Zinsdifferenz zwischen dem Inland und dem Ausland. Diese Zinsgefälle können gewinnbringend ausgenutzt werden, doch ist dies nur Kreditinstituten erlaubt.
Rechtsfragen
Die deutsche Nichtbank „Targetum Treuhand GmbH“ nahm Einlagen von Privatpersonen an und verlieh diese als Kredite an Kreditnehmer, sie betrieb damit Zinsdifferenzgeschäfte. Im Juni 2018 verbot die Bankenaufsicht BaFin diese Geschäfte, weil die Gesellschaft keine Banklizenz besaß, aber das von ihr betriebene Kredit- oder Einlagengeschäft eine solche erforderte. Da die Gesellschaft diese Einlagen nicht zurückzahlen konnte, meldete sie Insolvenz an, was am 3. September 2018 ins Handelsregister eingetragen wurde. Die Gesellschaft hatte gewerblich Bankgeschäfte betrieben (Einlagengeschäft nach § 1 Abs. 1 Nr. KWG, Kreditgeschäft nach § 1 Abs. 1 Nr. 2 KWG), wozu sie eine Erlaubnis nach § 32 Abs. 1 KWG benötigt hätte.
Werden Zinsdifferenzgeschäfte durch Nichtbanken betrieben, bedürfen diese stets der Erlaubnis der BaFin, die aber regelmäßig versagt wird, weil diese Nichtbanken der Bankenaufsicht unterliegen würden und das Bankrecht zu beachten hätten.
Anwendungen
Das klassische Zinsdifferenzgeschäft im weiteren Sinne wird durch Kreditinstitute mit dem Kreditgeschäft und Passivgeschäft betrieben. Vor allem in der Schweiz wird dieser Begriff in dieser Form verwendet. Es besteht darin, dass Kreditinstitute Einlagen (Sicht-, Termin- und Spareinlagen) annehmen und diese gegen eine Kreditmarge als Kredite ausleihen; die Kreditmarge bildet die Zinsdifferenz zwischen Kredit- und Passivgeschäft. Werden die Laufzeiten des Passivgeschäfts im Kreditgeschäft nicht beachtet, betreiben die Institute erlaubte Fristentransformation, welche die Liquidität beeinflusst.
Im engeren Sinne versteht man unter dem Zinsdifferenzgeschäft die spekulative Ausnutzung des internationalen Zinsgefälles unter Inkaufnahme des Währungsrisikos durch Geldbeschaffung zu niedrigen Habenzinsen, um diesen Geldbetrag mit einem höheren Kreditzins auszuleihen. Dazu wird die Handelsstrategie des Currency Carry Trade eingesetzt, indem ein Fremdwährungskredit in einer niedrig verzinslichen Währung nur deshalb aufgenommen wird, um den Betrag höher verzinslich in einer anderen Währung anzulegen. Die Kreditaufnahme erfolgt in Niedrigzinsländern, die Geldanlage entsprechend in Hochzinsländern. Die Gewinnchancen oder Verlustgefahren ergeben sich aus der Zinsdifferenz und dem Währungsrisiko während der Laufzeit, wobei die Zinsdifferenz durch nachteilige Wechselkursschwankungen eliminiert werden kann.
Abgesehen vom Währungsrisiko lohnt sich die Zinsdifferenzarbitrage, wenn der Zinsaufwand niedriger ist als der Zinsertrag :
Um das Währungsrisiko auszuschalten, müsste das Wechselkursrisiko durch ein Sicherungsgeschäft eliminiert werden, was jedoch Transaktionskosten verursacht (Swapsatz), die im Regelfall der Zinsdifferenz entsprechen.
Ein Beispiel für Currency Carry Trades war die seit 1995 anhaltende Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Yen, die Trader dazu veranlasste, Fremdwährungsschulden in Yen aufzunehmen und zum Kauf von höherverzinslichen US-$-Anleihen zu verwenden. Die Gewinnchancen endeten abrupt mit der spätestens im August 1998 einsetzenden Russlandkrise.
Die risikolose Zinsdifferenzarbitrage kombiniert die Geldanlage am Ort des höchsten Zinsertrages mit einer simultanen Kreditaufnahme gleicher Laufzeit am Ort der niedrigsten Kreditkosten. Beispielsweise lässt sich ein Arbitragegewinn zwischen dem Geldmarkt und Termingeldmarkt durch einen Devisenterminkauf bei simultanem Kauf einer Put-Option und dem Verkauf einer Call-Option erzielen.
Wirtschaftliche Aspekte
Die von John Maynard Keynes 1923 entwickelte Zinsparitätentheorie geht davon aus, dass Marktteilnehmer von der Zinsdifferenz zwischen zwei Währungen (langfristig) nicht profitieren können. Das liegt daran, dass viele Marktteilnehmer Zinsdifferenzarbitrage betreiben (Herdenverhalten), so dass die Zinsdifferenz so lange sinkt, bis sich die Arbitrage nicht mehr lohnt.
Abgrenzungen
Nicht verwechselt werden darf das Zinsdifferenzgeschäft mit dem Zinsgeschäft, worunter in der Bankbetriebslehre und im Bankwesen eine Produktgruppe von zinstragenden Finanzprodukten bezeichnet wird.
Die Arbitrage bei Zinsdifferenzgeschäften ist nicht mit der Spekulation bei Currency Carry Trades zu verwechseln. Bei letzteren (die das weitaus geringere Handelsvolumen des Fremdwährungsmarktes ausmachen) kaufen und verkaufen Marktteilnehmer Währungen an verschiedenen Börsen zum selben Zeitpunkt, um (selbst minimale) Preisunterschiede auszunutzen. Wesentlich ist, dass die Händler bei Arbitrage-Geschäften die Positionen unverzüglich wieder ausgleichen (und damit keine Marktrisiken eingehen), wogegen die Spekulanten beim Currency Carry Trade während der Laufzeit des Geschäftes offene Positionen in den jeweiligen Währungen halten und damit Risiken übernehmen.
Siehe auch
- Leverage-Effekt
Einzelnachweise
- Verbraucherzentrale Hamburg vom 27. Februar 2019, Targetum – nicht gut beraten, abgerufen am 15. Juli 2019
- AG Hamburg, Beschluss vom 7. August 2018, Az.: 67g IN 267/18
- Max Lüscher-Marty, Theorie und Praxis des Bankkredits 1, Band 1, 2009, Kapitel 1.02
- Jürgen Krumnow/Ludwig Gramlich/Thomas A. Lange/Thomas M. Dewner (Hrsg.), Gabler Bank-Lexikon: Bank - Börse – Finanzierung, 2002, S. 270 f.
- Dimitri Speck, Geheime Goldpolitik: Warum die Zentralbanken den Goldpreis steuern, 2014, S. 60
- Claus Hilpold/Dieter G. Kaiser, Innovative Investmentstrategien, 2010, S. 223
- Willi Albers (Hrsg.), Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Band 1, 1977, S. 328
- Ulrich Boettger, Cash-Management internationaler Konzerne: Strategien - Organisation - Umsetzung, 1995, S. 197
- Metz Dennis, Devisenhandel – simplified, 2014, S. 57
- John Maynard Keynes, A Tract on Monetary Reform, 1923, S. 127
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Unter Zinsdifferenzgeschaft ist allgemein im Finanzwesen die Ausnutzung der Zinsdifferenz zwischen den niedrigen Habenzinsen und den hoheren Kreditzinsen durch Einsatz von Finanzprodukten zu verstehen AllgemeinesEine Zinsdifferenz besteht wenn es im Inland einen Unterschied zwischen dem Kreditzins und den Habenzinsen bei identischer Laufzeit der zinstragenden Finanzprodukte gibt Wenn das Zinsniveau im Inland nicht mit dem Zinsniveau einer Fremdwahrung wiederum bei identischer Laufzeit des Finanzproduktes ubereinstimmt gibt es eine Zinsdifferenz zwischen dem Inland und dem Ausland Diese Zinsgefalle konnen gewinnbringend ausgenutzt werden doch ist dies nur Kreditinstituten erlaubt RechtsfragenDie deutsche Nichtbank Targetum Treuhand GmbH nahm Einlagen von Privatpersonen an und verlieh diese als Kredite an Kreditnehmer sie betrieb damit Zinsdifferenzgeschafte Im Juni 2018 verbot die Bankenaufsicht BaFin diese Geschafte weil die Gesellschaft keine Banklizenz besass aber das von ihr betriebene Kredit oder Einlagengeschaft eine solche erforderte Da die Gesellschaft diese Einlagen nicht zuruckzahlen konnte meldete sie Insolvenz an was am 3 September 2018 ins Handelsregister eingetragen wurde Die Gesellschaft hatte gewerblich Bankgeschafte betrieben Einlagengeschaft nach 1 Abs 1 Nr KWG Kreditgeschaft nach 1 Abs 1 Nr 2 KWG wozu sie eine Erlaubnis nach 32 Abs 1 KWG benotigt hatte Werden Zinsdifferenzgeschafte durch Nichtbanken betrieben bedurfen diese stets der Erlaubnis der BaFin die aber regelmassig versagt wird weil diese Nichtbanken der Bankenaufsicht unterliegen wurden und das Bankrecht zu beachten hatten AnwendungenDas klassische Zinsdifferenzgeschaft im weiteren Sinne wird durch Kreditinstitute mit dem Kreditgeschaft und Passivgeschaft betrieben Vor allem in der Schweiz wird dieser Begriff in dieser Form verwendet Es besteht darin dass Kreditinstitute Einlagen Sicht Termin und Spareinlagen annehmen und diese gegen eine Kreditmarge als Kredite ausleihen die Kreditmarge bildet die Zinsdifferenz zwischen Kredit und Passivgeschaft Werden die Laufzeiten des Passivgeschafts im Kreditgeschaft nicht beachtet betreiben die Institute erlaubte Fristentransformation welche die Liquiditat beeinflusst Hauptartikel Currency Carry Trade Im engeren Sinne versteht man unter dem Zinsdifferenzgeschaft die spekulative Ausnutzung des internationalen Zinsgefalles unter Inkaufnahme des Wahrungsrisikos durch Geldbeschaffung zu niedrigen Habenzinsen um diesen Geldbetrag mit einem hoheren Kreditzins auszuleihen Dazu wird die Handelsstrategie des Currency Carry Trade eingesetzt indem ein Fremdwahrungskredit in einer niedrig verzinslichen Wahrung nur deshalb aufgenommen wird um den Betrag hoher verzinslich in einer anderen Wahrung anzulegen Die Kreditaufnahme erfolgt in Niedrigzinslandern die Geldanlage entsprechend in Hochzinslandern Die Gewinnchancen oder Verlustgefahren ergeben sich aus der Zinsdifferenz und dem Wahrungsrisiko wahrend der Laufzeit wobei die Zinsdifferenz durch nachteilige Wechselkursschwankungen eliminiert werden kann Abgesehen vom Wahrungsrisiko lohnt sich die Zinsdifferenzarbitrage wenn der Zinsaufwand Za displaystyle Z a niedriger ist als der Zinsertrag Ze displaystyle Z e Za lt Ze displaystyle Z a lt Z e Um das Wahrungsrisiko auszuschalten musste das Wechselkursrisiko durch ein Sicherungsgeschaft eliminiert werden was jedoch Transaktionskosten verursacht Swapsatz die im Regelfall der Zinsdifferenz entsprechen Ein Beispiel fur Currency Carry Trades war die seit 1995 anhaltende Aufwertung des US Dollar gegenuber dem Yen die Trader dazu veranlasste Fremdwahrungsschulden in Yen aufzunehmen und zum Kauf von hoherverzinslichen US Anleihen zu verwenden Die Gewinnchancen endeten abrupt mit der spatestens im August 1998 einsetzenden Russlandkrise Die risikolose Zinsdifferenzarbitrage kombiniert die Geldanlage am Ort des hochsten Zinsertrages mit einer simultanen Kreditaufnahme gleicher Laufzeit am Ort der niedrigsten Kreditkosten Beispielsweise lasst sich ein Arbitragegewinn zwischen dem Geldmarkt und Termingeldmarkt durch einen Devisenterminkauf bei simultanem Kauf einer Put Option und dem Verkauf einer Call Option erzielen Wirtschaftliche AspekteDie von John Maynard Keynes 1923 entwickelte Zinsparitatentheorie geht davon aus dass Marktteilnehmer von der Zinsdifferenz zwischen zwei Wahrungen langfristig nicht profitieren konnen Das liegt daran dass viele Marktteilnehmer Zinsdifferenzarbitrage betreiben Herdenverhalten so dass die Zinsdifferenz so lange sinkt bis sich die Arbitrage nicht mehr lohnt AbgrenzungenNicht verwechselt werden darf das Zinsdifferenzgeschaft mit dem Zinsgeschaft worunter in der Bankbetriebslehre und im Bankwesen eine Produktgruppe von zinstragenden Finanzprodukten bezeichnet wird Die Arbitrage bei Zinsdifferenzgeschaften ist nicht mit der Spekulation bei Currency Carry Trades zu verwechseln Bei letzteren die das weitaus geringere Handelsvolumen des Fremdwahrungsmarktes ausmachen kaufen und verkaufen Marktteilnehmer Wahrungen an verschiedenen Borsen zum selben Zeitpunkt um selbst minimale Preisunterschiede auszunutzen Wesentlich ist dass die Handler bei Arbitrage Geschaften die Positionen unverzuglich wieder ausgleichen und damit keine Marktrisiken eingehen wogegen die Spekulanten beim Currency Carry Trade wahrend der Laufzeit des Geschaftes offene Positionen in den jeweiligen Wahrungen halten und damit Risiken ubernehmen Siehe auchLeverage EffektEinzelnachweiseVerbraucherzentrale Hamburg vom 27 Februar 2019 Targetum nicht gut beraten abgerufen am 15 Juli 2019 AG Hamburg Beschluss vom 7 August 2018 Az 67g IN 267 18 Max Luscher Marty Theorie und Praxis des Bankkredits 1 Band 1 2009 Kapitel 1 02 Jurgen Krumnow Ludwig Gramlich Thomas A Lange Thomas M Dewner Hrsg Gabler Bank Lexikon Bank Borse Finanzierung 2002 S 270 f Dimitri Speck Geheime Goldpolitik Warum die Zentralbanken den Goldpreis steuern 2014 S 60 Claus Hilpold Dieter G Kaiser Innovative 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