Unter Zinsänderungsrisiko oder Zinsrisiko versteht man im Finanzwesen die Ungewissheit ob der mit einem zinstragenden Fi
Zinsänderungsrisiko

Unter Zinsänderungsrisiko (oder Zinsrisiko) versteht man im Finanzwesen die Ungewissheit, ob der mit einem zinstragenden Finanzinstrument oder Finanzprodukt verbundene Zinssatz durch die künftige Marktentwicklung vom Marktzins abweicht.
Allgemeines
Das Zinsänderungsrisiko ist eine Unterart des Preisrisikos und resultiert aus der Möglichkeit einer a priori nicht erwarteten Veränderung der Marktzinssätze. Es trifft gleichermaßen Finanztransaktionen mit Festzinssätzen als auch variablen Zinssätzen.
Bei Festzinssätzen kann der aktuelle Marktzinssatz vom vereinbarten Festzinssatz abweichen, bei variablen Zinssätzen besteht die Gefahr, dass Zinssatzerhöhungen (bei Krediten) oder Zinssatzsenkungen (bei Geldanlagen) zu zusätzlichen Zinskosten (oder einem Ertragsentgang) gegenüber einem vergleichbaren Festzinsgeschäft führen. Damit stellt sich das Zinsänderungsrisiko als die durch Zinsänderungen induzierte negative Abweichung zwischen dem gegenwärtigen und dem künftig realisierten Zinsüberschuss heraus. Zinsänderungen unterliegen subjektiver Unsicherheit. Es handelt sich um systematische Risiken, die mit aggregierten volkswirtschaftlichen Variablen korreliert sind und einen nachhaltigen Einfluss auf die Wohlfahrt der Wirtschaftssubjekte haben. Sie können entweder barwertig oder zu aktuellen Marktwerten bemessen werden.
Zinsänderungsrisiken spielen nicht nur für Anleger und Kreditnehmer, sondern auch insbesondere für Kreditinstitute wegen der Fristentransformation eine entscheidende Rolle. Für Kreditinstitute besteht ein Zinsänderungsrisiko darin, dass der bei unveränderten Zinssätzen zu erzielende Kurswert eines Finanzprodukts aufgrund eintretender Zinsänderungen nicht erreicht wird.
Geschichte
Die seit Januar 1937 in Deutschland bestehende staatliche Zinsreglementierung endete durch Aufhebung der Zinsverordnung im April 1967. Diese schrieb im „Sollzinsabkommen“ Höchstzinssätze vor, die durch die Kreditinstitute im Kreditgeschäft nicht überschritten und im „Habenzinsabkommen“ beim Einlagengeschäft maximal vergütet, aber auch unterschritten werden durften. Sollzinsen und Habenzinsen blieben dadurch stabil, Anpassungsbedarf und Zinsänderungsrisiken bestanden nicht. Nach Freigabe der Zinsen im April 1967 konnten sich Soll- und Habenzinsen frei der Marktentwicklung anpassen, wodurch jedoch für die Marktteilnehmer Marktrisiken und insbesondere Zinsänderungsrisiken entstanden.
Analyse des Zinsänderungsrisikos
Einflussfaktoren
Die wesentlichen Einflussfaktoren des Zinsänderungsrisikos lassen sich zu zwei Oberbegriffen zusammenfassen: Zum einen ist das Zinsänderungsrisiko vom Zins-Exposure (interne Komponente), zum anderen von den Marktzinsvolatilitäten (externe Komponente) abhängig.
Die Zins-Exposure fasst unternehmensinterne Faktoren wie die offene Festzinsposition, die Fristenabläufe und die Zinselastizität zusammen. Die Marktzinsvolatilitäten stellen sowohl Zinsniveauveränderungen als auch Drehungen der Zinsstruktur dar. Je ausgeprägter diese beiden Faktoren auftreten, d. h., je größer beispielsweise die Festzinsposition im Vergleich zur variablen Zinsposition ist oder je stärker sich das Zinsniveau verschiebt, umso höher ist unter sonst gleichen Bedingungen auch das Zinsänderungsrisiko.
Die Veränderung des Zinsniveaus hat bei Anleihen mit fixem Kupon eine geringe Auswirkung auf den Wert der Position. Jedoch können Zinsänderungen bei Anleihen mit fixer Verzinsung zu erheblichen Kursveränderungen führen. Werden diese über einen längeren Zeitraum gehalten, haben Zinsänderungen eine signifikante Auswirkung auf die Performance. Der Wert der Anleihe sinkt, wenn der Marktzins steigt. Die Rückzahlungsbeträge (Kupon und Tilgung) werden zum neuen Zinssatz angelegt. Steigt der Zinssatz, so steigt auch der Betrag, der aus der Wiederveranlagung der Rückzahlungsbeträge resultiert. Der Zinsertrag aus den Kupons der Anleihe bleibt unverändert. Wenn hingegen eine Anleihe mit fixem Kupon bis zur Fälligkeit gehalten wird, kommt es nur zu einem geringen Einfluss hinsichtlich der Performance des jeweiligen Investments (da sich die Höhe des Kupons, sprich der Effektivzinssatz, nicht verändert).
Instrumente zur Zinsrisikoanalyse
Die Instrumente zur Zinsrisikoanalyse lassen sich zum einen danach unterscheiden, ob sie primär zur Analyse des Zinsüberschussrisikos oder des Barwertrisikos entwickelt und eingesetzt werden. Darüber hinaus ist eine Unterscheidung nach statischen oder dynamischen Ansätzen möglich. Während die statischen Ansätze stichtagsbezogen sind und in der Regel auch nur die zu diesem Stichtag bereits kontrahierten Zinsgeschäfte berücksichtigen, werden bei den dynamischen Ansätzen auch Neu- und Anschlussgeschäfte in die Analyse integriert. Die statischen Instrumente zielen daher vor allem auf das operative Geschäft. Dynamische Ansätze sind dagegen insbesondere für strategische Risikoanalysen geeignet.
Zinsüberschuss- bzw. Zinsspannenrisiken
Betrachtet man die langfristige Entwicklung der Zinsspannen einer Großbank, einer Sparkasse und einer Genossenschaftsbank auf Basis der Bundesbankstatistik, so stellt man im Zeitablauf stark schwankende Zinsspannen fest.
Zinsspannen ausgewählter Bankengruppen im Zeitraum 1970 bis 2000
Mittelwert | Standardabweichung | Variationskoeffizient | |
---|---|---|---|
Großbanken | 2,33 % | 0,56 %-Punkte | 24 % |
Genossenschaftsbanken | 3,18 % | 0,34 %-Punkte | 11 % |
Sparkassen | 3,01 % | 0,30 %-Punkte | 10 % |
Während die Zinsspannen der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken in diesem Zeitraum eine Standardabweichung von 0,30 bis 0,34 Prozentpunkten aufwiesen, betrug sie bei den Großbanken knapp 0,56 %-Punkte. Offensichtlich war das Zinsänderungsrisiko bei den Großbanken ausgeprägter. Eine Betrachtung des Variationskoeffizienten als relatives Steuerungsmaß verstärkt diesen Eindruck noch.
Einflussfaktoren und Formen des Zinsüberschussrisikos
Die wesentlichen Wirkungszusammenhänge lassen sich mit Hilfe einer Bilanzbetrachtung verdeutlichen, wobei die Zusammenhänge in gleicher Weise auch für das außerbilanzielle Geschäft Gültigkeit besitzen.
Das gesamte Zinsgeschäft eines Kreditinstituts kann in zwei Schichten unterteilt werden, die sich hinsichtlich ihrer Anpassungsfähigkeit an auftretende Marktzinsänderungen unterscheiden:
Festzinsgeschäfte
Diese Geschäfte umfassen sämtliche Positionen, die für einen bestimmten Zeitraum einen fest vereinbarten und in seiner Höhe konstanten Zinssatz aufweisen.
Variable Zinsgeschäfte
Diese Zinsgeschäfte besitzen entweder keine Zinsbindungsdauer oder aber nur eine sehr kurze. Dadurch sind diese Geschäfte teilweise bzw. voll zinsreagibel.
Zinsüberschussrisiken entstehen immer dann, wenn zwischen den Aktiv- und Passivpositionen keine Zinsbindungskongruenz besteht. Auftretende Inkongruenzen führen zu entsprechenden betraglich oder zeitlich offenen Positionen.
Der klassische Fall des Zinsüberschussrisikos ist das so genannte Festzinsrisiko. Dieses entsteht, wenn ein Festzinsblock auf der Aktivseite durch eine variabel verzinsliche Position auf der Passivseite der Bilanz finanziert wird (Risiko bei steigendem Marktzins) oder umgekehrt eine variabel verzinsliche Position auf der Aktivseite durch eine Festzinsposition auf der Passivseite finanziert wird (Risiko bei sinkendem Marktzins).
Zinsbindungsbilanz
Die Zinsbindungsbilanz ist ein Instrument, mit dem Zinsänderungsrisiken identifiziert und quantifiziert werden können. Sie wurde in den 70er Jahren und insbesondere mit dem Zinsanstieg zu Anfang der 80er Jahre zunehmend zur Analyse des Zinsänderungsrisikos in Kreditinstituten eingesetzt. In der Folge der aus der Hochzinsphase resultierenden Schieflagen einzelner Institute hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für sämtliche Banken die Pflicht zur Aufstellung von Zinsbindungsbilanzen eingeführt.
In der Zinsbindungsbilanz werden sämtliche aktivischen und passivischen Festzinspositionen gegenübergestellt und für zukünftige Perioden die sich ergebenden offenen Positionen ermittelt. Eine offene Position, entweder als oder als bedeutet Zinsänderungsrisiko.
Als Festzinsgeschäft sollten dabei in Anlehnung an die BaFin üblicherweise alle Geschäfte zu Grunde gelegt werden, die eine Restzinsbindung von mehr als 180 Tagen aufweisen. Ebenso sollte diese Bilanz auch die nicht zinsreagiblen unverzinsliche Aktiva und Passiva berücksichtigen.
Üblicherweise berücksichtigt die Zinsbindungsbilanz in der Feststellung des Zinsüberschussrisikos einen Marktzinsanstieg von 1 %. D. h. das ausgewiesene Risiko stellt den Betrag in EUR dar, den der Zinsüberschuss sinken wird, wenn das Marktzinsniveau um 1 % steigt.
Formaler Aufbau
Die Zinsbindungsbilanz ist Teil der Ertragsbilanz. Folgende Tabelle zeigt eine Zinsbindungsbilanz bei positiver Fristentransformation und die Gesamtbilanz, die zusätzlich das sonstige Marktzinsabhängige Geschäft umfasst.
Aktiva | Passiva |
---|---|
Geschlossene Festzinsposition | |
Offene Festzinsposition | Festzinslücke |
Sonstiges marktzinsabhängiges Geschäft |
Die Zinsbindungsbilanz hat den Nachteil, dass ein Rückgang gegenüber der ursprünglichen Erwartung bei einer Zinsänderung erfolgen kann, obwohl keine Festzinslücke besteht. Die Veränderung rührt aus dem sonstigen marktabhängigen Geschäft.
Beispiel einer Zinsbindungsbilanz
Volumen | Ø-Zins | |
---|---|---|
Festzinsaktiva | 2.300 | 8,0 % |
Festzinspassiva | 1.500 | 6,0 % |
Geschlossene Position | 1.500 | 2,0 % |
Offene Position (aktiv) | 800 | 8,0 % |
Zinsüberschussrisiko (Veränderung Marktniveau um 1 %) | −8 |
Somit tritt im obigen Fall ein Zinsüberschussrisiko in Höhe von 8 Einheiten ein.
Kritik
Zinsveränderungen können das Ergebnis auch dann negativ beeinflussen, wenn Fristenkongruenz (Übereinstimmen der Volumina hinsichtlich der Restlaufzeit auf der Aktiv- und der Passivseite) besteht. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich die variablen Aktiv- und Passivzinssätze unterschiedlich verändern.
In der Regel findet in der Praxis eine Erweiterung der Zinsbindungsbilanz durch Barwertüberlegungen statt. Dabei werden die Zinsüberschussrisiken der folgenden Perioden mit dem entsprechenden Diskontsatz abgezinst.
Zinsablaufbilanz
Hier werden die Festzinsbestände zu mehreren Zeitpunkten abgebildet.
Das Zinselastizitätenkonzept
Dieses etwa Mitte der 80er Jahre insbesondere durch Bernd Rolfes entwickelte Konzept stellt auf die unterschiedlichen Zinsreagibilitäten im variablen Zinsgeschäft ab. Dieser Zusammenhang spielt auch bei der Zinselastizität eine Rolle. Diese beschreiben die Anpassungsfähigkeit von variablen Zinspositionen auf Veränderungen des Marktzinsniveaus.
Es wird vorausgesetzt, dass die Zinssätze der einzelnen Bilanzpositionen und Finanzprodukte an den Geld- und Kapitalmarktzinssatz gekoppelt sind.
Mathematisch dargestellt errechnet sich dann die Zinselastizität wie folgt:
- ,
mit = Produktzins in t, = Produktzins in der Periode 0, = Marktzins in t, = Marktzins in der Periode 0.
Da die Höhe der so ermittelten Zinselastizitäten aber sehr stark von den beiden Beobachtungszeiträumen abhängt, ist es sinnvoll, die Elastizitäten mit Hilfe von Regressionsanalysen zu berechnen.
Bei der Investitionsgüternachfrage auf dem Investitionsgütermarkt übt der Kreditzins Einfluss auf die Investitionsgüternachfrage aus, sofern Investitionen ganz oder teilweise fremdfinanziert werden. Die Zinselastizität ist dann die Reaktion der Investitionsgüternachfrage auf Zinsänderungen und mathematisch definiert als Verhältnis der relativen Investitionsänderung zur relativen Zinsänderung :
- .
Liegt eine Investitionsfalle vor, ist die Zinselastizität gleich „Null“.
Statische Elastizitätsbilanz
Die Basis für Zinselastizitätsuntersuchungen bildet regelmäßig die statische Elastizitätsbilanz. In ihr werden sämtliche Aktiv- und Passivpositionen mit ihren Volumina und Zinselastizitäten einander gegenübergestellt. Im Grundmodell der statischen Elastizitätsbilanz setzt sich das gesamte Zinsänderungsrisiko aus zwei Komponenten zusammen: dem Festzinsrisiko aus der offenen Festzinsposition und dem variablen Zinsänderungsrisiko.
Beispiel einer statischen Elastizitätsbilanz
Elastizitätsbilanz in Mio. EURO | |||||
---|---|---|---|---|---|
Aktiva | Volumen | Zinselastizität | Passiva | Volumen | Zinselastizität |
Barreserven | 200 | 0,00 % | Interbankenverbindlichkeiten | 300 | 0,90 % |
Interbankenforderungen | 600 | 0,90 % | Sichteinlagen | 200 | 0,00 % |
Kontokorrentkredite | 1.500 | 0,80 % | Termineinlagen | 1.100 | 0,70 % |
Kurzfristige Darlehen | 1.300 | 0,60 % | Spareinlagen | 2.400 | 0,40 % |
variables Aktivgeschäft | 3.600 | 0,70 % | variables Passivgeschäft | 4.000 | 0,50 % |
Anleihen und Schuldverschreibungen | 300 | 0,00 % | Sparbriefe | 500 | 0,00 % |
Kommunaldarlehen | 400 | 0,00 % | Schuldverschreibungen | 300 | 0,00 % |
Hypothekendarlehen | 700 | 0,00 % | Eigenkapital | 200 | 0,00 % |
Festzinsaktiva | 1.400 | 0,00 % | Festzinspassiva | 1.000 | 0,00 % |
Aktiva Gesamt | 5.000 | 0,504 % | Passiva Gesamt | 5.000 | 0,400 % |
In dem verbleibenden Block von 3.600 Mio. Euro variablen Geschäfts auf der Aktivseite ergibt sich eine durchschnittliche in Höhe von 0,70 %. Die dagegenstehenden variablen Passivmittel weisen jedoch nur eine durchschnittliche Elastizität von 0,50 % auf. Bei einem Anstieg des Marktzinsniveaus um 1 % würden die Zinserträge somit stärker steigen, als der Zinsaufwand. Es ergäbe sich somit eine Zinsänderungschance für das Kreditinstitut.
- ,
mit = Zinselastizität Aktiv, = Zinselastizität Passiv und = Bilanzsumme.
Somit ergibt sich für das Kreditinstitut eine Zinsänderungschance in Höhe von 5,2 Mio. Euro.
Dynamische Elastizitätsbilanz
Gegenstand der dynamischen Elastizitätsbilanz sind umfangreiche strategische Bilanz- und Zinsrisikosimulationen. Diese werden mit Hilfe von PC-Lösungen mit begrenztem Aufwand durchgeführt, wobei entsprechende Programme sowohl von Unternehmensberatungsgesellschaften als auch von einzelnen kreditwirtschaftlichen Verbänden angeboten werden.
Diese Simulationsrechnungen bauen auf den Informationen der Zinsbindungsbilanz und der statischen Elastizitätsbilanz auf.
Auf Grund von zu treffenden Annahmen, wie z. B. die zukünftige Zinsentwicklung, treten hierbei eine Vielzahl von Prognoseproblemen auf.
Kritik
Die zu messenden Zinselastizitäten weisen keine zeitliche Stabilität auf.
Barwertrisiken
Zinsbedingte Bar- bzw. Marktwertrisiken treten bei der Betrachtung von einzelnen festverzinslichen Wertpapieren bis hin zu Wertpapierportefeuilles in den Vordergrund. Hier führt eine drohende Steigung des Marktzinsniveaus zu einer Anpassung des Wertpapierkurses.
Kursrisiken festverzinslicher Wertpapiere
Der Kurs einer Anleihe ist von Faktoren wie z. B. dem Nominalzins und der Restlaufzeit geprägt.
Allgemein lässt sich der Marktwert (MW) eines festverzinslichen Wertpapiers wie folgt errechnen:
Durations-Analyse
Die Duration ist eine Zeitgröße in Jahren, die den Zeitraum angibt, der bei einem festverzinslichen Wertpapier benötigt wird, damit sich die aus einer Zinsänderung ergebenden Kurs- und gerade wieder ausgleichen und in dem damit die Ursprungsrendite gesichert wird (siehe hierzu auch Duration).
Da sich zum Zeitpunkt der Duration ein bestimmter feststehender Wert unabhängig von der eintretenden Marktzinsänderung ergibt, kann mit Hilfe der Duration eine Immunisierung gegen Zinsänderungsrisiken erfolgen.
Basis-Point-Value-Analyse
Der Basis Point Value (auch als Present Value of a Basis Point oder Dollar Value of a 01 (DV01) bekannt) gibt an, in welcher Höhe sich der Wert eines Finanzinstruments bei der Verschiebung der Zinskurve um einen Basispunkt ändert. Der Wert lässt sich auf mittels der modifizierten Duration approximieren.
Mittels BPV kann insbesondere die Sensitivität gegenüber einer Zinsänderung ermittelt und hierauf basierend die Hedge-Ratio bei entsprechenden Sicherungsgeschäften etwa via Terminkontrakten abgeleitet werden.
Value-at-Risk-Analysen
Die auf Risiko-Kompensation zielenden Verfahren wie die Duration müssen trotz aller Ausbaustufen noch (Rest-)Risiken anerkennen. Da zudem die Unsicherheit in Bezug auf die Einflussgrößen eines Risikos besser eingefangen werden sollte, blieb bereits von hierher ein Bedarf nach weiter entwickelten Methoden zur Analyse von Preisänderungsrisiken bestehen. Hinzu trat das steigende Interesse an einem geeigneten Maß zur Messung der Gesamtrisikoposition einer Bank. Daher wurde das Konzept des Value at Risk entwickelt.
Ausgehend von einem downside-orientierten Risikobegriff, der ein Risiko als negative Abweichung zwischen tatsächlichem und erwartetem Ergebnis versteht, wird das Risikomaß VaR definiert als die negative Wertänderung einer Vermögensposition, die in Abhängigkeit einer unterstellten Verteilungsannahme mit einer bestimmten vorgegebenen Wahrscheinlichkeit in einer bestimmten Periode maximal eintreten kann.
Er stellt damit einen Schwellenwert dar, den die tatsächlichen Verluste mit der vorgegebenen Wahrscheinlichkeit nicht überschreiten.
Steuerung des Zinsänderungsrisikos
Die Vertragsparteien haben zur Ausschaltung derartiger Zinsänderungsrisiken verschiedene Möglichkeiten entwickelt. Zinsänderungsrisiken können durch Risikominderung, Risikotransfer oder Risikovermeidung teilweise oder ganz ausgeschaltet werden. Einerseits kann durch Vertragsklauseln in Kreditverträgen oder Anleihebedingungen wie etwa einer Zinsgleitklausel oder einer Zinsbindungsfrist ein Zinsrisiko ausgeschlossen werden, andererseits können Zinsderivate wie Zinsswaps zum Hedging der Zinsrisiken im Rahmen des Risikotransfers eingesetzt werden.
Die Einteilung der Risikosteuerung in Maßnahmen der aktiven und der passiven Risikosteuerung lässt sich grundsätzlich auch auf die Steuerung des Zinsänderungsrisikos übertragen.
Aktive versus passive Treasury-Strategien
Aktive Treasury-Strategien sind dadurch gekennzeichnet, dass in Abhängigkeit von konkreten Zinsprognosen bewusst offene Zinspositionen beziehungsweise Abweichungen von einer definierten Benchmark eingegangen werden, um eine höhere Rendite als die Benchmark zu erzielen.
Passive Treasury-Strategien sind dagegen regelgebundene Strategien, die unabhängig von Zinsprognosen verfolgt werden. Dabei wird versucht, eine vorgegebene Cashflow-Struktur über längere Zeiträume möglichst konstant zu halten.
Risikovermeidung mit Risikolimiten
Im Rahmen der aktiven Risikosteuerung ist zunächst die Risikovermeidung auf der Basis von Limitsystemen anzuführen. Neben der Limitierung des Gesamtbankrisikos werden in der Regel auch Teillimite zur Begrenzung bestimmter Risikopositionen, wie z. B. dem Kursänderungsrisiko, eingesetzt.
Die Quantifizierung der Risikolimite erfolgt in der Praxis über das oben erläuterte Value-at-Risk-Konzept.
Risikoverminderung und Risikoüberwälzung durch Derivative Instrumente
Neben bilanziellen Instrumenten zur Risikoverminderung und -überwälzung stehen insbesondere außerbilanzielle, derivative Finanzinstrumente zur Verfügung.
Die bilanzielle Steuerung kann sowohl im Kunden- als auch im Interbankengeschäft erfolgen. Auf Kundenseite ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Akzeptanz des Kunden vonnöten ist um beispielsweise die Zinsbindung im Kundengeschäft zu erhöhen. Da sich auf Grund von Konjunkturzyklen unterschiedliche Nachfragemuster aus Sicht des Kunden ergeben werden, ist es wohl nur schwer möglich die intern abgeleiteten Strategien zur Risikoverminderung und -überwälzung umzusetzen.
Somit ist es für ein Kreditinstitut vielversprechender zu versuchen, die definierte Strategie im Interbankengeschäft umzusetzen.
Zins-Swaps
Zins-Swaps beinhalten den Austausch von zwei unterschiedlichen Zinszahlungsverpflichtungen, die sich auf einen einheitlich zu Grunde liegenden Nominalbetrag beziehen. Da nur die Zinszahlungsverpflichtung getauscht wird und der Nominalbetrag nicht fließt, entsteht zwischen den Vertragspartnern keine .
Forward Rate Agreement
Beim Forward Rate Agreement (FRA) vereinbaren zwei Vertragsparteien einen festen Terminzinssatz (englisch Forward Rate) auf einen bestimmten Nominalbetrag für einen in der Zukunft liegenden Zeitraum. Zudem verpflichten sie sich, Ausgleichszahlungen zu leisten, sofern ein festgelegter Referenzzinssatz zu Beginn des in der Zukunft liegenden Zeitraums über oder unter dem vereinbarten Terminzinssatz liegt.
Zins-Futures
Zins-Futures stellen das börsliche Gegenstück zu den außerbörslichen Forward Rate Agreements dar. Sie stellen ein echtes Termingeschäft dar. Im Unterschied zu den FRAs wird jedoch nicht der Zins zwischen Käufer und Verkäufer, sondern der sich aus dem Zins ergebende Kurs des Papiers vereinbart. Es handelt sich damit letztlich um den standardisierten Kauf/Verkauf einer Anleihe per Termin.
Zins-Futures werden als standardisierte Terminkontrakte an zahlreichen Terminbörsen gehandelt. In Europa sind dies insbesondere die Eurex in Frankfurt und die in London.
Als Grundlage für den Anleihenkauf dienen Bundesanleihen (BUND-Future), Bundesobligationen (BOBL-Future), die Schatzanweisungen (Schatz-Future) sowie Geldmarktpapiere (Ein- und Drei-Monats-Euribor-Futures).
Die wichtigsten Merkmale eines Future-Kontraktes sind:
- die Spezifikation des zu Grunde liegenden Kassainstruments,
- die Kontraktgröße,
- die handelbaren Fälligkeitstermine,
- die Regelungen zur Sicherheitsleistung und zur Schlussabrechnung.
Zinsoptionen
Über die oben genannten Finanzinstrumente hinaus, eignen sich noch weitere Instrumente wie Zinsoptionen zur fallweisen Absicherung von Zinsänderungs- bzw. Marktpreisänderungsrisiken:
- Cap: Absicherung gegen steigende Zinsen mit einer Zinsobergrenze,
- Floor: Absicherung gegen sinkende Zinsen mit einer Zinsuntergrenze und
- Collar: Kombination einer Zinsober- und Zinsuntergrenze.
Regulierung des Zinsänderungsrisikos
Es wird zwischen Zinsänderungsrisiken des Anlagebuches und des Handelsbuches unterschieden.
Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch
Zinsänderungsrisiken des Anlagebuches werden in Grundsatz 1 nicht reguliert; dies gilt auch für Basel II, wobei dieses in Säule 2 berücksichtigt werden kann.
So wurden zur Unterstützung von Säule 2 vom Basler Ausschuss (2004) „Prinzipien für das Management und die Aufsicht von Zinsrisiken“ aufgestellt, in denen unter anderem der Begriff der Ausreißerinstitute (outlier banks) definiert wird. Darunter fallen diejenigen Banken, bei denen ein Standard-Zinsschock oder dessen Äquivalent (z. B. ein 200 Basispunkte Zinsschock für Exposures in G10-Währungen) zu einem Barwertverlust im Anlagebuch von mehr als 20 % des haftenden Eigenkapitals (Tier 1 und Tier 2 capital) führt. Die nationalen Bankenaufsichten sollten Ausreißerinstituten gegenüber besonders achtsam bezüglich der angemessenen Ausstattung an regulatorischem Eigenkapital sein.
Die aufsichtliche Behandlung der Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch war bis November 2011 im Rundschreiben 07/2007 (BA) der BaFin geregelt, das am 9. November 2011 vom Rundschreiben 11/2011 (BA) abgelöst wurden. Die Regelungen zur internen Steuerung des Zinsänderungsrisikos im Anlagebuch finden sich insbesondere in den Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk).
Für das deutsche Bankensystem wurde das Zinsrisiko im Anlagebuch seitens der Deutschen Bundesbank und der BaFin erstmals in den Jahren 2005/2006 im Rahmen einer freiwilligen Umfrage unter den deutschen Banken ermittelt. Die detaillierten Ergebnisse dieser Zinsrisikoumfrage wurden jedoch bis dato nicht veröffentlicht.
Der Basler Ausschuss (2004) hat zudem einen standardisierten Modellrahmen aufgestellt, anhand dessen das Zinsrisiko im Anlagebuch von Banken über externe (buchhalterische) Größen seitens den nationalen Aufsichtsbehörden quantifiziert werden kann. Ähnliche Modelle werden bereits in anderen Staaten wie den USA (Economic Value Model, EVM) angewendet. Ausgefeiltere Modelle umfassen das Net Portfolio Vaue Model (NPV) der Office of Thrift Supervision, bzw. das , anhand dessen das Zinsrisiko deutscher Banken analysiert wurde.
Zinsänderungsrisiko im Handelsbuch
Bei Zinsänderungsrisiken des Handelsbuches muss zunächst eine Zinsnettoposition bestimmt werden. Dies ist generell bei Marktpreisrisiken der Fall. Sie ergibt sich aus zinsabhängigen Wertpapieren und , wertpapierbezogenen Derivaten und marktzinsbezogenen Derivaten.
Bei zinsabhängigen Wertpapieren und Kassapositionen wird eine Saldierung gegenläufiger Positionen vorgenommen. Es ist die Zinsnettoposition in gleichen Wertpapieren.
Bei wertpapierbezogenen Derivaten wird eine Saldierung der wertpapierbezogenen Komponente mit gegenläufigen Positionen vorgenommen.
Die marktzinsbezogene Komponenten der wertpapierbezogenen Derivate werden ebenso wie die marktzinsbezogenen Derivate saldiert. Dies gilt für weitgehend entsprechende Positionen.
Eigenmittelunterlegung für allgemeine Kursrisiken
Durationsmethode
- : Veränderung des Kurswertes
- : modifizierte Duration
- : Kurswert
- : Zinssatzänderung
Bestimmung des Teilanrechnungsbetrages für das allgemeine Zinsänderungsrisiko
- Zinsnettopositionen werden entsprechend ihrer Duration in Laufzeitbänder eingeordnet. Dann wird die entsprechende Kursänderung berechnet.
Saldierung innerhalb Laufzeitbänder
Geschlossene Bankpositionen haben eine 5-%-Gewichtung.
Saldierung innerhalb Laufzeitzonen
Es werden drei Laufzeitzonen gebildet: eine kurzfristige mit Dauer unter einem Jahr, eine mittelfristige mit einer Dauer von unter 3,6 Jahren und eine langfristige mit über 3,6 Jahren. Eine geschlossene Position erhält eine 40 % Gewichtung, wenn sie kurz ist, bei mittel und lange eine 30 % Gewichtung.
Saldierung zwischen den jeweiligen Laufzeitzonen
Dann werden die offenen Positionen saldiert. Für kurz und mittel gilt ein geschlossener Zonen saldo von 40 %, für mittel und lang, falls mittelfristig offen ist.
Offene Positionen
Unterlegung der verbleibenden offenen Position mit 100 %.
Eine ungleichgewichtige Durationsbilanz kann durch folgende Maßnahmen ausgeglichen werden:
- durch die Aufnahme von Passiva mit hoher Duration und Anlage von Aktiva mit niedriger Duration, dies gilt auch für neue Vertragsabschlüsse
- durch den Einsatz passender Derivate
Jahresbandmethode
Literatur
- Henner Schierenbeck, Michael Lister, Stefan Kirmße: Ertragsorientiertes Bankmanagement. Band 2: Risiko-Controlling und integrierte Rendite-/Risikosteuerung. 9. Auflage. Gabler, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8349-0447-8.
- Andreas Grob: Betriebswirtschaftliche Zinsrisikopolitik und Kapitalkosten einer Unternehmung. Zugl. Dissertation Technische Universität Braunschweig. Logos, Berlin 2001.
- Louis Perridon, Manfred Steiner: Finanzwirtschaft der Unternehmung. 14. Auflage. Vahlen, München 2006, S. 177–1988.
- Christian Hornbach: Integrierte Zinsbuchsteuerung: Dispositionskonzepte zum wertorientierten Management bankbetrieblicher Zinsportfolios. zugl. Diss., Univ. Kaiserslautern 2010. Wissenschaft&Praxis, Sternenfels 2010, ISBN 978-3-89673-564-5.
- Rudi Zagst: Interest Rate Risk Management. Springer, Berlin 2002.
- Bennett W. Golub, Leo M. Tilman: Risk Management – Approaches for Fixed Income Markets. John Wiley, New York 2000.
- Frank J. Fabozzi, Steven M. Mann, Moorad Choudhry: Measuring and Controlling Interest Rate and Credit Risk. 2. Auflage. Wiley, New York 2003.
- Gerald W. Buetow Jr, Frank J. Fabozzi, Bernd Hanke: A Note on Common Interest Rate Risk Measures. In: Journal of Fixed Income. Jg. 13, Nr. 2 (2003), S. 46–54.
- O. Entrop, C. Memmel, M. Wilkens, A. Zeisler: Analyzing the Interest Rate Risk of Banks Using Time Series of Accounting-Based Data: Evidence from Germany. Working Paper. Deutsche Bundesbank und Catholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, 2007.
- Basel Committee on Banking Supervision: Principles for the Management and Supervision of Interest Rate Risk. Bank for International Settlements, 2004.
- Svend Reuse: Marktpreisrisiken auf Gesamtbankebene. In: G. Pfeiffer, W. Ullrich, K. Wimmer (Hrsg.): MaRisk Umsetzungsleitfaden: Neue Planungs-, Steuerungs- und Reportingpflichten gemäß Mindestanforderungen an das Risikomanagement. Finanz Colloquium, Heidelberg 2006, ISBN 3-936974-31-4, S. 377–436.
- Svend Reuse: Definition und Ausprägung des Zinsänderungsrisikos. In: J. Fröhlich, K. Geiersbach, S. Prasser, T. Rassat, S. Reuse, P. Steinwachs (Hrsg.): Zinsrisikomanagement. Finanz Colloquium, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-936974-69-0, S. 1–16.
- Svend Reuse: MaRisk-konforme Überwachung, Bewertung und Reporting von Zinsänderungsrisiken. In: J. Fröhlich, K. Geiersbach, S. Prasser, T. Rassat, S. Reuse, P. Steinwachs (Hrsg.): Zinsrisikomanagement. Finanz Colloquium, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-936974-69-0, S. 171–265.
- Eric Frère, Svend Reuse: GuV-Effekte eines barwertigen VaR in der Zinsbuchsteuerung. In: Bankpraktiker. 2. Jg., Ausgabe 03/2007, Düsseldorf, S. 130–135.
- Eric Frère, Svend Reuse, Martin Svoboda: Der gleitende 15-Jahresatz im Kontext etablierter Benchmarks – sind diese zu schlagen? In: Bankpraktiker. 3. Jg., Ausgabe 05/2008, Düsseldorf, S. 232–236.
- Svend Reuse: Backtesting des Zinsänderungsrisikos. In: Banken Times. Mai 2008, Heidelberg, S. 18–19.
Weblinks
- Zinsänderungsrisiko einer Anleihe berechnen
- Deutsche Bundesbank
- Deutsche Börse AG
- Contingency Analysis
- DeiFin – Hedging mit Futures
Einzelnachweise
- Heinz Zimmermann, Asset- & Liability Management, in: Bruno Gehrig/Heinz Zimmermann, Fit for Finance – Theorie und Praxis der Kapitalanlage 1997; ISBN 978-3-85823-751-4
- Walter Herzog, Zinsänderungsrisiken in Kreditinstituten, 1990, S. 18; ISBN 978-3-409-14126-0
- Hans Diwald, Anleihen verstehen. Grundlagen verzinslicher Wertpapiere und weiterführende Produkte, Deutscher Taschenbuch Verlag, Berlin 2012; ISBN 978-3-406-63297-6
- Bernd Rolfes, Die Steuerung von Zinsänderungsrisiken in Kreditinstituten, 1985, S. 2 ff.; ISBN 978-3-7819-0337-1
- Reiner Clement/Wiltrud Terlau/Manfred Kiy, Angewandte Makroökonomie, 2013, S. 188
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Zinsänderungsrisiko, Was ist Zinsänderungsrisiko? Was bedeutet Zinsänderungsrisiko?
Unter Zinsanderungsrisiko oder Zinsrisiko versteht man im Finanzwesen die Ungewissheit ob der mit einem zinstragenden Finanzinstrument oder Finanzprodukt verbundene Zinssatz durch die kunftige Marktentwicklung vom Marktzins abweicht AllgemeinesDas Zinsanderungsrisiko ist eine Unterart des Preisrisikos und resultiert aus der Moglichkeit einer a priori nicht erwarteten Veranderung der Marktzinssatze Es trifft gleichermassen Finanztransaktionen mit Festzinssatzen als auch variablen Zinssatzen Bei Festzinssatzen kann der aktuelle Marktzinssatz vom vereinbarten Festzinssatz abweichen bei variablen Zinssatzen besteht die Gefahr dass Zinssatzerhohungen bei Krediten oder Zinssatzsenkungen bei Geldanlagen zu zusatzlichen Zinskosten oder einem Ertragsentgang gegenuber einem vergleichbaren Festzinsgeschaft fuhren Damit stellt sich das Zinsanderungsrisiko als die durch Zinsanderungen induzierte negative Abweichung zwischen dem gegenwartigen und dem kunftig realisierten Zinsuberschuss heraus Zinsanderungen unterliegen subjektiver Unsicherheit Es handelt sich um systematische Risiken die mit aggregierten volkswirtschaftlichen Variablen korreliert sind und einen nachhaltigen Einfluss auf die Wohlfahrt der Wirtschaftssubjekte haben Sie konnen entweder barwertig oder zu aktuellen Marktwerten bemessen werden Zinsanderungsrisiken spielen nicht nur fur Anleger und Kreditnehmer sondern auch insbesondere fur Kreditinstitute wegen der Fristentransformation eine entscheidende Rolle Fur Kreditinstitute besteht ein Zinsanderungsrisiko darin dass der bei unveranderten Zinssatzen zu erzielende Kurswert eines Finanzprodukts aufgrund eintretender Zinsanderungen nicht erreicht wird GeschichteDie seit Januar 1937 in Deutschland bestehende staatliche Zinsreglementierung endete durch Aufhebung der Zinsverordnung im April 1967 Diese schrieb im Sollzinsabkommen Hochstzinssatze vor die durch die Kreditinstitute im Kreditgeschaft nicht uberschritten und im Habenzinsabkommen beim Einlagengeschaft maximal vergutet aber auch unterschritten werden durften Sollzinsen und Habenzinsen blieben dadurch stabil Anpassungsbedarf und Zinsanderungsrisiken bestanden nicht Nach Freigabe der Zinsen im April 1967 konnten sich Soll und Habenzinsen frei der Marktentwicklung anpassen wodurch jedoch fur die Marktteilnehmer Marktrisiken und insbesondere Zinsanderungsrisiken entstanden Analyse des ZinsanderungsrisikosEinflussfaktoren Die wesentlichen Einflussfaktoren des Zinsanderungsrisikos lassen sich zu zwei Oberbegriffen zusammenfassen Zum einen ist das Zinsanderungsrisiko vom Zins Exposure interne Komponente zum anderen von den Marktzinsvolatilitaten externe Komponente abhangig Die Zins Exposure fasst unternehmensinterne Faktoren wie die offene Festzinsposition die Fristenablaufe und die Zinselastizitat zusammen Die Marktzinsvolatilitaten stellen sowohl Zinsniveauveranderungen als auch Drehungen der Zinsstruktur dar Je ausgepragter diese beiden Faktoren auftreten d h je grosser beispielsweise die Festzinsposition im Vergleich zur variablen Zinsposition ist oder je starker sich das Zinsniveau verschiebt umso hoher ist unter sonst gleichen Bedingungen auch das Zinsanderungsrisiko Die Veranderung des Zinsniveaus hat bei Anleihen mit fixem Kupon eine geringe Auswirkung auf den Wert der Position Jedoch konnen Zinsanderungen bei Anleihen mit fixer Verzinsung zu erheblichen Kursveranderungen fuhren Werden diese uber einen langeren Zeitraum gehalten haben Zinsanderungen eine signifikante Auswirkung auf die Performance Der Wert der Anleihe sinkt wenn der Marktzins steigt Die Ruckzahlungsbetrage Kupon und Tilgung werden zum neuen Zinssatz angelegt Steigt der Zinssatz so steigt auch der Betrag der aus der Wiederveranlagung der Ruckzahlungsbetrage resultiert Der Zinsertrag aus den Kupons der Anleihe bleibt unverandert Wenn hingegen eine Anleihe mit fixem Kupon bis zur Falligkeit gehalten wird kommt es nur zu einem geringen Einfluss hinsichtlich der Performance des jeweiligen Investments da sich die Hohe des Kupons sprich der Effektivzinssatz nicht verandert Instrumente zur Zinsrisikoanalyse Die Instrumente zur Zinsrisikoanalyse lassen sich zum einen danach unterscheiden ob sie primar zur Analyse des Zinsuberschussrisikos oder des Barwertrisikos entwickelt und eingesetzt werden Daruber hinaus ist eine Unterscheidung nach statischen oder dynamischen Ansatzen moglich Wahrend die statischen Ansatze stichtagsbezogen sind und in der Regel auch nur die zu diesem Stichtag bereits kontrahierten Zinsgeschafte berucksichtigen werden bei den dynamischen Ansatzen auch Neu und Anschlussgeschafte in die Analyse integriert Die statischen Instrumente zielen daher vor allem auf das operative Geschaft Dynamische Ansatze sind dagegen insbesondere fur strategische Risikoanalysen geeignet Zinsuberschuss bzw Zinsspannenrisiken Betrachtet man die langfristige Entwicklung der Zinsspannen einer Grossbank einer Sparkasse und einer Genossenschaftsbank auf Basis der Bundesbankstatistik so stellt man im Zeitablauf stark schwankende Zinsspannen fest Zinsspannen ausgewahlter Bankengruppen im Zeitraum 1970 bis 2000 Mittelwert Standardabweichung VariationskoeffizientGrossbanken 2 33 0 56 Punkte 24 Genossenschaftsbanken 3 18 0 34 Punkte 11 Sparkassen 3 01 0 30 Punkte 10 Wahrend die Zinsspannen der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken in diesem Zeitraum eine Standardabweichung von 0 30 bis 0 34 Prozentpunkten aufwiesen betrug sie bei den Grossbanken knapp 0 56 Punkte Offensichtlich war das Zinsanderungsrisiko bei den Grossbanken ausgepragter Eine Betrachtung des Variationskoeffizienten als relatives Steuerungsmass verstarkt diesen Eindruck noch Einflussfaktoren und Formen des Zinsuberschussrisikos Die wesentlichen Wirkungszusammenhange lassen sich mit Hilfe einer Bilanzbetrachtung verdeutlichen wobei die Zusammenhange in gleicher Weise auch fur das ausserbilanzielle Geschaft Gultigkeit besitzen Das gesamte Zinsgeschaft eines Kreditinstituts kann in zwei Schichten unterteilt werden die sich hinsichtlich ihrer Anpassungsfahigkeit an auftretende Marktzinsanderungen unterscheiden Festzinsgeschafte Diese Geschafte umfassen samtliche Positionen die fur einen bestimmten Zeitraum einen fest vereinbarten und in seiner Hohe konstanten Zinssatz aufweisen Variable Zinsgeschafte Diese Zinsgeschafte besitzen entweder keine Zinsbindungsdauer oder aber nur eine sehr kurze Dadurch sind diese Geschafte teilweise bzw voll zinsreagibel Zinsuberschussrisiken entstehen immer dann wenn zwischen den Aktiv und Passivpositionen keine Zinsbindungskongruenz besteht Auftretende Inkongruenzen fuhren zu entsprechenden betraglich oder zeitlich offenen Positionen Der klassische Fall des Zinsuberschussrisikos ist das so genannte Festzinsrisiko Dieses entsteht wenn ein Festzinsblock auf der Aktivseite durch eine variabel verzinsliche Position auf der Passivseite der Bilanz finanziert wird Risiko bei steigendem Marktzins oder umgekehrt eine variabel verzinsliche Position auf der Aktivseite durch eine Festzinsposition auf der Passivseite finanziert wird Risiko bei sinkendem Marktzins Zinsbindungsbilanz Die Zinsbindungsbilanz ist ein Instrument mit dem Zinsanderungsrisiken identifiziert und quantifiziert werden konnen Sie wurde in den 70er Jahren und insbesondere mit dem Zinsanstieg zu Anfang der 80er Jahre zunehmend zur Analyse des Zinsanderungsrisikos in Kreditinstituten eingesetzt In der Folge der aus der Hochzinsphase resultierenden Schieflagen einzelner Institute hat die Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin fur samtliche Banken die Pflicht zur Aufstellung von Zinsbindungsbilanzen eingefuhrt In der Zinsbindungsbilanz werden samtliche aktivischen und passivischen Festzinspositionen gegenubergestellt und fur zukunftige Perioden die sich ergebenden offenen Positionen ermittelt Eine offene Position entweder als oder als bedeutet Zinsanderungsrisiko Als Festzinsgeschaft sollten dabei in Anlehnung an die BaFin ublicherweise alle Geschafte zu Grunde gelegt werden die eine Restzinsbindung von mehr als 180 Tagen aufweisen Ebenso sollte diese Bilanz auch die nicht zinsreagiblen unverzinsliche Aktiva und Passiva berucksichtigen Ublicherweise berucksichtigt die Zinsbindungsbilanz in der Feststellung des Zinsuberschussrisikos einen Marktzinsanstieg von 1 D h das ausgewiesene Risiko stellt den Betrag in EUR dar den der Zinsuberschuss sinken wird wenn das Marktzinsniveau um 1 steigt Formaler Aufbau Die Zinsbindungsbilanz ist Teil der Ertragsbilanz Folgende Tabelle zeigt eine Zinsbindungsbilanz bei positiver Fristentransformation und die Gesamtbilanz die zusatzlich das sonstige Marktzinsabhangige Geschaft umfasst Aktiva PassivaGeschlossene FestzinspositionOffene Festzinsposition FestzinsluckeSonstiges marktzinsabhangiges Geschaft Die Zinsbindungsbilanz hat den Nachteil dass ein Ruckgang gegenuber der ursprunglichen Erwartung bei einer Zinsanderung erfolgen kann obwohl keine Festzinslucke besteht Die Veranderung ruhrt aus dem sonstigen marktabhangigen Geschaft Beispiel einer Zinsbindungsbilanz Volumen O ZinsFestzinsaktiva 2 300 8 0 Festzinspassiva 1 500 6 0 Geschlossene Position 1 500 2 0 Offene Position aktiv 800 8 0 Zinsuberschussrisiko Veranderung Marktniveau um 1 8 Somit tritt im obigen Fall ein Zinsuberschussrisiko in Hohe von 8 Einheiten ein Kritik Zinsveranderungen konnen das Ergebnis auch dann negativ beeinflussen wenn Fristenkongruenz Ubereinstimmen der Volumina hinsichtlich der Restlaufzeit auf der Aktiv und der Passivseite besteht Dies ist darauf zuruckzufuhren dass sich die variablen Aktiv und Passivzinssatze unterschiedlich verandern In der Regel findet in der Praxis eine Erweiterung der Zinsbindungsbilanz durch Barwertuberlegungen statt Dabei werden die Zinsuberschussrisiken der folgenden Perioden mit dem entsprechenden Diskontsatz abgezinst Siehe auch Barwert Zinsablaufbilanz Hier werden die Festzinsbestande zu mehreren Zeitpunkten abgebildet Das Zinselastizitatenkonzept Dieses etwa Mitte der 80er Jahre insbesondere durch Bernd Rolfes entwickelte Konzept stellt auf die unterschiedlichen Zinsreagibilitaten im variablen Zinsgeschaft ab Dieser Zusammenhang spielt auch bei der Zinselastizitat eine Rolle Diese beschreiben die Anpassungsfahigkeit von variablen Zinspositionen auf Veranderungen des Marktzinsniveaus Es wird vorausgesetzt dass die Zinssatze der einzelnen Bilanzpositionen und Finanzprodukte an den Geld und Kapitalmarktzinssatz gekoppelt sind Mathematisch dargestellt errechnet sich dann die Zinselastizitat wie folgt ZEL PZt PZ0MZt MZ0 displaystyle ZEL frac PZ t PZ 0 MZ t MZ 0 mit PZt displaystyle PZ t Produktzins in t PZ0 displaystyle PZ 0 Produktzins in der Periode 0 MZt displaystyle MZ t Marktzins in t MZ0 displaystyle MZ 0 Marktzins in der Periode 0 Da die Hohe der so ermittelten Zinselastizitaten aber sehr stark von den beiden Beobachtungszeitraumen abhangt ist es sinnvoll die Elastizitaten mit Hilfe von Regressionsanalysen zu berechnen Bei der Investitionsguternachfrage auf dem Investitionsgutermarkt ubt der Kreditzins Einfluss auf die Investitionsguternachfrage aus sofern Investitionen ganz oder teilweise fremdfinanziert werden Die Zinselastizitat ist dann die Reaktion der Investitionsguternachfrage auf Zinsanderungen und mathematisch definiert als Verhaltnis der relativen Investitionsanderung DII displaystyle Delta frac I I zur relativen Zinsanderung Dii displaystyle Delta frac i i ZEL DIIDii displaystyle ZEL frac Delta frac I I Delta frac i i Liegt eine Investitionsfalle vor ist die Zinselastizitat gleich Null Statische Elastizitatsbilanz Die Basis fur Zinselastizitatsuntersuchungen bildet regelmassig die statische Elastizitatsbilanz In ihr werden samtliche Aktiv und Passivpositionen mit ihren Volumina und Zinselastizitaten einander gegenubergestellt Im Grundmodell der statischen Elastizitatsbilanz setzt sich das gesamte Zinsanderungsrisiko aus zwei Komponenten zusammen dem Festzinsrisiko aus der offenen Festzinsposition und dem variablen Zinsanderungsrisiko Beispiel einer statischen Elastizitatsbilanz Elastizitatsbilanz in Mio EUROAktiva Volumen Zinselastizitat Passiva Volumen ZinselastizitatBarreserven 200 0 00 Interbankenverbindlichkeiten 300 0 90 Interbankenforderungen 600 0 90 Sichteinlagen 200 0 00 Kontokorrentkredite 1 500 0 80 Termineinlagen 1 100 0 70 Kurzfristige Darlehen 1 300 0 60 Spareinlagen 2 400 0 40 variables Aktivgeschaft 3 600 0 70 variables Passivgeschaft 4 000 0 50 Anleihen und Schuldverschreibungen 300 0 00 Sparbriefe 500 0 00 Kommunaldarlehen 400 0 00 Schuldverschreibungen 300 0 00 Hypothekendarlehen 700 0 00 Eigenkapital 200 0 00 Festzinsaktiva 1 400 0 00 Festzinspassiva 1 000 0 00 Aktiva Gesamt 5 000 0 504 Passiva Gesamt 5 000 0 400 In dem verbleibenden Block von 3 600 Mio Euro variablen Geschafts auf der Aktivseite ergibt sich eine durchschnittliche in Hohe von 0 70 Die dagegenstehenden variablen Passivmittel weisen jedoch nur eine durchschnittliche Elastizitat von 0 50 auf Bei einem Anstieg des Marktzinsniveaus um 1 wurden die Zinsertrage somit starker steigen als der Zinsaufwand Es ergabe sich somit eine Zinsanderungschance fur das Kreditinstitut ZAR ZELA ZELP BS displaystyle ZAR ZEL A ZEL P cdot BS mit ZELA displaystyle ZEL A Zinselastizitat Aktiv ZELP displaystyle ZEL P Zinselastizitat Passiv und BS displaystyle BS Bilanzsumme Somit ergibt sich fur das Kreditinstitut eine Zinsanderungschance in Hohe von 5 2 Mio Euro Dynamische Elastizitatsbilanz Gegenstand der dynamischen Elastizitatsbilanz sind umfangreiche strategische Bilanz und Zinsrisikosimulationen Diese werden mit Hilfe von PC Losungen mit begrenztem Aufwand durchgefuhrt wobei entsprechende Programme sowohl von Unternehmensberatungsgesellschaften als auch von einzelnen kreditwirtschaftlichen Verbanden angeboten werden Diese Simulationsrechnungen bauen auf den Informationen der Zinsbindungsbilanz und der statischen Elastizitatsbilanz auf Auf Grund von zu treffenden Annahmen wie z B die zukunftige Zinsentwicklung treten hierbei eine Vielzahl von Prognoseproblemen auf Kritik Die zu messenden Zinselastizitaten weisen keine zeitliche Stabilitat auf Barwertrisiken Zinsbedingte Bar bzw Marktwertrisiken treten bei der Betrachtung von einzelnen festverzinslichen Wertpapieren bis hin zu Wertpapierportefeuilles in den Vordergrund Hier fuhrt eine drohende Steigung des Marktzinsniveaus zu einer Anpassung des Wertpapierkurses Kursrisiken festverzinslicher Wertpapiere Der Kurs einer Anleihe ist von Faktoren wie z B dem Nominalzins und der Restlaufzeit gepragt Allgemein lasst sich der Marktwert MW eines festverzinslichen Wertpapiers wie folgt errechnen MW t 1nC 1 r t displaystyle MW sum t 1 n frac C 1 r t Siehe auch Verzinsliches Wertpapier Durations Analyse Hauptartikel Duration Die Duration ist eine Zeitgrosse in Jahren die den Zeitraum angibt der bei einem festverzinslichen Wertpapier benotigt wird damit sich die aus einer Zinsanderung ergebenden Kurs und gerade wieder ausgleichen und in dem damit die Ursprungsrendite gesichert wird siehe hierzu auch Duration Da sich zum Zeitpunkt der Duration ein bestimmter feststehender Wert unabhangig von der eintretenden Marktzinsanderung ergibt kann mit Hilfe der Duration eine Immunisierung gegen Zinsanderungsrisiken erfolgen Basis Point Value Analyse Hauptartikel Basis Point Value Der Basis Point Value auch als Present Value of a Basis Point oder Dollar Value of a 01 DV01 bekannt gibt an in welcher Hohe sich der Wert eines Finanzinstruments bei der Verschiebung der Zinskurve um einen Basispunkt andert Der Wert lasst sich auf mittels der modifizierten Duration approximieren Mittels BPV kann insbesondere die Sensitivitat gegenuber einer Zinsanderung ermittelt und hierauf basierend die Hedge Ratio bei entsprechenden Sicherungsgeschaften etwa via Terminkontrakten abgeleitet werden Value at Risk Analysen Value at Risk Hauptartikel Value at Risk Die auf Risiko Kompensation zielenden Verfahren wie die Duration mussen trotz aller Ausbaustufen noch Rest Risiken anerkennen Da zudem die Unsicherheit in Bezug auf die Einflussgrossen eines Risikos besser eingefangen werden sollte blieb bereits von hierher ein Bedarf nach weiter entwickelten Methoden zur Analyse von Preisanderungsrisiken bestehen Hinzu trat das steigende Interesse an einem geeigneten Mass zur Messung der Gesamtrisikoposition einer Bank Daher wurde das Konzept des Value at Risk entwickelt Ausgehend von einem downside orientierten Risikobegriff der ein Risiko als negative Abweichung zwischen tatsachlichem und erwartetem Ergebnis versteht wird das Risikomass VaR definiert als die negative Wertanderung einer Vermogensposition die in Abhangigkeit einer unterstellten Verteilungsannahme mit einer bestimmten vorgegebenen Wahrscheinlichkeit in einer bestimmten Periode maximal eintreten kann Er stellt damit einen Schwellenwert dar den die tatsachlichen Verluste mit der vorgegebenen Wahrscheinlichkeit nicht uberschreiten Steuerung des ZinsanderungsrisikosDie Vertragsparteien haben zur Ausschaltung derartiger Zinsanderungsrisiken verschiedene Moglichkeiten entwickelt Zinsanderungsrisiken konnen durch Risikominderung Risikotransfer oder Risikovermeidung teilweise oder ganz ausgeschaltet werden Einerseits kann durch Vertragsklauseln in Kreditvertragen oder Anleihebedingungen wie etwa einer Zinsgleitklausel oder einer Zinsbindungsfrist ein Zinsrisiko ausgeschlossen werden andererseits konnen Zinsderivate wie Zinsswaps zum Hedging der Zinsrisiken im Rahmen des Risikotransfers eingesetzt werden Die Einteilung der Risikosteuerung in Massnahmen der aktiven und der passiven Risikosteuerung lasst sich grundsatzlich auch auf die Steuerung des Zinsanderungsrisikos ubertragen Aktive versus passive Treasury Strategien Aktive Treasury Strategien sind dadurch gekennzeichnet dass in Abhangigkeit von konkreten Zinsprognosen bewusst offene Zinspositionen beziehungsweise Abweichungen von einer definierten Benchmark eingegangen werden um eine hohere Rendite als die Benchmark zu erzielen Passive Treasury Strategien sind dagegen regelgebundene Strategien die unabhangig von Zinsprognosen verfolgt werden Dabei wird versucht eine vorgegebene Cashflow Struktur uber langere Zeitraume moglichst konstant zu halten Risikovermeidung mit Risikolimiten Im Rahmen der aktiven Risikosteuerung ist zunachst die Risikovermeidung auf der Basis von Limitsystemen anzufuhren Neben der Limitierung des Gesamtbankrisikos werden in der Regel auch Teillimite zur Begrenzung bestimmter Risikopositionen wie z B dem Kursanderungsrisiko eingesetzt Die Quantifizierung der Risikolimite erfolgt in der Praxis uber das oben erlauterte Value at Risk Konzept Risikoverminderung und Risikouberwalzung durch Derivative Instrumente Neben bilanziellen Instrumenten zur Risikoverminderung und uberwalzung stehen insbesondere ausserbilanzielle derivative Finanzinstrumente zur Verfugung Die bilanzielle Steuerung kann sowohl im Kunden als auch im Interbankengeschaft erfolgen Auf Kundenseite ist jedoch zu berucksichtigen dass die Akzeptanz des Kunden vonnoten ist um beispielsweise die Zinsbindung im Kundengeschaft zu erhohen Da sich auf Grund von Konjunkturzyklen unterschiedliche Nachfragemuster aus Sicht des Kunden ergeben werden ist es wohl nur schwer moglich die intern abgeleiteten Strategien zur Risikoverminderung und uberwalzung umzusetzen Somit ist es fur ein Kreditinstitut vielversprechender zu versuchen die definierte Strategie im Interbankengeschaft umzusetzen Zins Swaps Zins Swaps beinhalten den Austausch von zwei unterschiedlichen Zinszahlungsverpflichtungen die sich auf einen einheitlich zu Grunde liegenden Nominalbetrag beziehen Da nur die Zinszahlungsverpflichtung getauscht wird und der Nominalbetrag nicht fliesst entsteht zwischen den Vertragspartnern keine Siehe auch Zinsswap Forward Rate Agreement Beim Forward Rate Agreement FRA vereinbaren zwei Vertragsparteien einen festen Terminzinssatz englisch Forward Rate auf einen bestimmten Nominalbetrag fur einen in der Zukunft liegenden Zeitraum Zudem verpflichten sie sich Ausgleichszahlungen zu leisten sofern ein festgelegter Referenzzinssatz zu Beginn des in der Zukunft liegenden Zeitraums uber oder unter dem vereinbarten Terminzinssatz liegt Zins Futures Zins Futures stellen das borsliche Gegenstuck zu den ausserborslichen Forward Rate Agreements dar Sie stellen ein echtes Termingeschaft dar Im Unterschied zu den FRAs wird jedoch nicht der Zins zwischen Kaufer und Verkaufer sondern der sich aus dem Zins ergebende Kurs des Papiers vereinbart Es handelt sich damit letztlich um den standardisierten Kauf Verkauf einer Anleihe per Termin Zins Futures werden als standardisierte Terminkontrakte an zahlreichen Terminborsen gehandelt In Europa sind dies insbesondere die Eurex in Frankfurt und die in London Als Grundlage fur den Anleihenkauf dienen Bundesanleihen BUND Future Bundesobligationen BOBL Future die Schatzanweisungen Schatz Future sowie Geldmarktpapiere Ein und Drei Monats Euribor Futures Die wichtigsten Merkmale eines Future Kontraktes sind die Spezifikation des zu Grunde liegenden Kassainstruments die Kontraktgrosse die handelbaren Falligkeitstermine die Regelungen zur Sicherheitsleistung und zur Schlussabrechnung Siehe auch Future Zinsoptionen Uber die oben genannten Finanzinstrumente hinaus eignen sich noch weitere Instrumente wie Zinsoptionen zur fallweisen Absicherung von Zinsanderungs bzw Marktpreisanderungsrisiken Cap Absicherung gegen steigende Zinsen mit einer Zinsobergrenze Floor Absicherung gegen sinkende Zinsen mit einer Zinsuntergrenze und Collar Kombination einer Zinsober und Zinsuntergrenze Regulierung des ZinsanderungsrisikosEs wird zwischen Zinsanderungsrisiken des Anlagebuches und des Handelsbuches unterschieden Zinsanderungsrisiken im Anlagebuch Zinsanderungsrisiken des Anlagebuches werden in Grundsatz 1 nicht reguliert dies gilt auch fur Basel II wobei dieses in Saule 2 berucksichtigt werden kann So wurden zur Unterstutzung von Saule 2 vom Basler Ausschuss 2004 Prinzipien fur das Management und die Aufsicht von Zinsrisiken aufgestellt in denen unter anderem der Begriff der Ausreisserinstitute outlier banks definiert wird Darunter fallen diejenigen Banken bei denen ein Standard Zinsschock oder dessen Aquivalent z B ein 200 Basispunkte Zinsschock fur Exposures in G10 Wahrungen zu einem Barwertverlust im Anlagebuch von mehr als 20 des haftenden Eigenkapitals Tier 1 und Tier 2 capital fuhrt Die nationalen Bankenaufsichten sollten Ausreisserinstituten gegenuber besonders achtsam bezuglich der angemessenen Ausstattung an regulatorischem Eigenkapital sein Die aufsichtliche Behandlung der Zinsanderungsrisiken im Anlagebuch war bis November 2011 im Rundschreiben 07 2007 BA der BaFin geregelt das am 9 November 2011 vom Rundschreiben 11 2011 BA abgelost wurden Die Regelungen zur internen Steuerung des Zinsanderungsrisikos im Anlagebuch finden sich insbesondere in den Mindestanforderungen an das Risikomanagement MaRisk Fur das deutsche Bankensystem wurde das Zinsrisiko im Anlagebuch seitens der Deutschen Bundesbank und der BaFin erstmals in den Jahren 2005 2006 im Rahmen einer freiwilligen Umfrage unter den deutschen Banken ermittelt Die detaillierten Ergebnisse dieser Zinsrisikoumfrage wurden jedoch bis dato nicht veroffentlicht Der Basler Ausschuss 2004 hat zudem einen standardisierten Modellrahmen aufgestellt anhand dessen das Zinsrisiko im Anlagebuch von Banken uber externe buchhalterische Grossen seitens den nationalen Aufsichtsbehorden quantifiziert werden kann Ahnliche Modelle werden bereits in anderen Staaten wie den USA Economic Value Model EVM angewendet Ausgefeiltere Modelle umfassen das Net Portfolio Vaue Model NPV der Office of Thrift Supervision bzw das anhand dessen das Zinsrisiko deutscher Banken analysiert wurde Zinsanderungsrisiko im Handelsbuch Bei Zinsanderungsrisiken des Handelsbuches muss zunachst eine Zinsnettoposition bestimmt werden Dies ist generell bei Marktpreisrisiken der Fall Sie ergibt sich aus zinsabhangigen Wertpapieren und wertpapierbezogenen Derivaten und marktzinsbezogenen Derivaten Bei zinsabhangigen Wertpapieren und Kassapositionen wird eine Saldierung gegenlaufiger Positionen vorgenommen Es ist die Zinsnettoposition in gleichen Wertpapieren Bei wertpapierbezogenen Derivaten wird eine Saldierung der wertpapierbezogenen Komponente mit gegenlaufigen Positionen vorgenommen Die marktzinsbezogene Komponenten der wertpapierbezogenen Derivate werden ebenso wie die marktzinsbezogenen Derivate saldiert Dies gilt fur weitgehend entsprechende Positionen Eigenmittelunterlegung fur allgemeine Kursrisiken Durationsmethode DC0 Dm C0 Di displaystyle Delta C 0 D m cdot C 0 cdot Delta i DC0 displaystyle Delta C 0 Veranderung des Kurswertes Dm displaystyle D m modifizierte Duration C0 displaystyle C 0 Kurswert Di displaystyle Delta i ZinssatzanderungBestimmung des Teilanrechnungsbetrages fur das allgemeine Zinsanderungsrisiko Zinsnettopositionen werden entsprechend ihrer Duration in Laufzeitbander eingeordnet Dann wird die entsprechende Kursanderung berechnet Saldierung innerhalb Laufzeitbander Geschlossene Bankpositionen haben eine 5 Gewichtung Saldierung innerhalb Laufzeitzonen Es werden drei Laufzeitzonen gebildet eine kurzfristige mit Dauer unter einem Jahr eine mittelfristige mit einer Dauer von unter 3 6 Jahren und eine langfristige mit uber 3 6 Jahren Eine geschlossene Position erhalt eine 40 Gewichtung wenn sie kurz ist bei mittel und lange eine 30 Gewichtung Saldierung zwischen den jeweiligen Laufzeitzonen Dann werden die offenen Positionen saldiert Fur kurz und mittel gilt ein geschlossener Zonen saldo von 40 fur mittel und lang falls mittelfristig offen ist Offene Positionen Unterlegung der verbleibenden offenen Position mit 100 Eine ungleichgewichtige Durationsbilanz kann durch folgende Massnahmen ausgeglichen werden durch die Aufnahme von Passiva mit hoher Duration und Anlage von Aktiva mit niedriger Duration dies gilt auch fur neue Vertragsabschlusse durch den Einsatz passender DerivateJahresbandmethode Siehe auch JahresbandmethodeLiteraturHenner Schierenbeck Michael Lister Stefan Kirmsse Ertragsorientiertes Bankmanagement Band 2 Risiko Controlling und integrierte Rendite Risikosteuerung 9 Auflage Gabler Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 8349 0447 8 Andreas Grob Betriebswirtschaftliche Zinsrisikopolitik und Kapitalkosten einer Unternehmung Zugl Dissertation Technische Universitat Braunschweig Logos Berlin 2001 Louis Perridon Manfred Steiner Finanzwirtschaft der Unternehmung 14 Auflage Vahlen Munchen 2006 S 177 1988 Christian Hornbach Integrierte Zinsbuchsteuerung Dispositionskonzepte zum wertorientierten Management bankbetrieblicher Zinsportfolios zugl Diss Univ Kaiserslautern 2010 Wissenschaft amp Praxis Sternenfels 2010 ISBN 978 3 89673 564 5 Rudi Zagst Interest Rate Risk Management Springer Berlin 2002 Bennett W Golub Leo M Tilman Risk Management Approaches for Fixed Income 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Auspragung des Zinsanderungsrisikos In J Frohlich K Geiersbach S Prasser T Rassat S Reuse P Steinwachs Hrsg Zinsrisikomanagement Finanz Colloquium Heidelberg 2008 ISBN 978 3 936974 69 0 S 1 16 Svend Reuse MaRisk konforme Uberwachung Bewertung und Reporting von Zinsanderungsrisiken In J Frohlich K Geiersbach S Prasser T Rassat S Reuse P Steinwachs Hrsg Zinsrisikomanagement Finanz Colloquium Heidelberg 2008 ISBN 978 3 936974 69 0 S 171 265 Eric Frere Svend Reuse GuV Effekte eines barwertigen VaR in der Zinsbuchsteuerung In Bankpraktiker 2 Jg Ausgabe 03 2007 Dusseldorf S 130 135 Eric Frere Svend Reuse Martin Svoboda Der gleitende 15 Jahresatz im Kontext etablierter Benchmarks sind diese zu schlagen In Bankpraktiker 3 Jg Ausgabe 05 2008 Dusseldorf S 232 236 Svend Reuse Backtesting des Zinsanderungsrisikos In Banken Times Mai 2008 Heidelberg S 18 19 WeblinksZinsanderungsrisiko einer Anleihe berechnen Deutsche Bundesbank Deutsche Borse AG Contingency Analysis DeiFin Hedging mit 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