Unter Risikobewältigung Risikosteuerung versteht man im Risikomanagement von Unternehmen alle Maßnahmen zur Risikovermei
Risikobewältigung

Unter Risikobewältigung (Risikosteuerung) versteht man im Risikomanagement von Unternehmen alle Maßnahmen zur Risikovermeidung, Risikominderung, Risikodiversifikation, Risikotransfer und Risikovorsorge.
Allgemeines
Unternehmen sind einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt. Sie heißen dann auch Risikoträger, weil sie bewusst oder unbewusst Risiken zu tragen haben. Risikoträger heißen zudem die einzelnen Objekte oder Vorgänge, die Risiken in sich bergen, etwa betriebliche Schwachstellen wie unqualifiziertes Personal. Diese Risiken können aus technischen, allgemein wirtschaftlichen, speziell finanziellen oder rechtlichen Gründen entstehen und zu Betriebsstörungen, Verlusten oder gar Unternehmenskrisen bis hin zur Insolvenz führen. Risiken dieser Art sind ein Untersuchungsgegenstand der Betriebswirtschaftslehre, die sich mit den Arten, den Folgen und der Vermeidung betrieblicher Risiken auseinandersetzt. Sie hat innerhalb der Risikobewältigung mehrere Strategien entwickelt, betriebliche Risiken zu minimieren oder gar vollständig auszuschalten. Die Risikobewältigung beeinflusst das Risikoverhalten und die Risikofreude eines Unternehmens und umgekehrt.
Die Risikoidentifikation als der erste Schritt vor einer Risikobewältigung versucht eine systematische Erfassung und Sammlung möglicher Risiken, gefolgt von der Risikoanalyse, die die identifizierten Risiken nach ihren Ursachen und Eintrittswahrscheinlichkeiten untersucht. Eine Risikobewertung schließt sich an, die die Bedrohung der analysierten Risiken für ein Unternehmen ermittelt und die Vertretbarkeit analysierter Risiken beurteilt. Im Rahmen der Risikobewältigung kommt es im Anschluss darauf an, als vertretbar erachtete Risiken zu tragen und hierfür ein geeignetes Risikocontrolling zu installieren.
Risiken müssen eingegangen werden, um Gewinn und Vermögen für ein Unternehmen zu konstituieren. Die maßgebliche Bemessung des Erfolges eines Unternehmens erfolgt jedoch durch die Selektion der „richtigen“ Risiken (englisch „upside risks“). Um Risiken zu meistern, müssen die richtigen Strategien entwickelt und entsprechend effiziente und effektive Geschäftsprozesse als Teil einer risikobewussten Unternehmensführung definiert werden.
Arten
Allgemein wird zwischen aktiver und passiver Risikobewältigung unterschieden, auch als ursachenbezogene und wirkungsbezogene Risikosteuerung bezeichnet. Die aktive Risikobewältigung soll Einfluss auf die Eintrittswahrscheinlichkeiten und/oder Risikotragweiten nehmen. Innerhalb der passiven Risikobewältigung werden Maßnahmen ergriffen, um die wirtschaftlichen Konsequenzen eingetretener oder erwarteter Risiken bewältigen zu können. Vorhandene Risiken werden mithin durch die passive Risikobewältigung nicht verändert. Aktive Risikobewältigung wird auch präventive Risikopolitik genannt, passive ist eine korrektive Risikopolitik.
Maßnahmen
Zur aktiven Risikobewältigung gehören Risikovermeidung, Risikominderung und Risikodiversifikation.
- Risikovermeidung: Entscheidet sich ein Unternehmen, eigentlich geplante Aktivitäten (beispielsweise Investitionen) nicht durchzuführen oder bestehende Aktivitäten vor Risikoeintritt aufzugeben, liegt Risikovermeidung vor. Die Risikovermeidung beschreibt den gänzlichen Verzicht auf eine risikobehaftete Tätigkeit. Diese Strategie sollte jedoch erst berücksichtigt werden, wenn infolge akuter Zusammenhänge keine andere Vorgehensweise mehr möglich ist oder das Chancen-Risiko-Verhältnis nicht gebührend optimiert werden kann, da durch diese Methode auch keine Gewinne generiert werden können. Ein Beispiel wäre der Austritt aus einem kritischen Geschäftsbereich. Es handelt sich um die radikalste Möglichkeit der Risikobewältigung, bei der die Eintrittswahrscheinlichkeit eines konkreten Risikos auf null gesetzt wird.
- Bei der Risikoselektion handelt es sich um eine vor allem im Kreditwesen und Versicherungswesen angewandte Strategie, nur neue Kreditnehmer oder Versicherungsnehmer zu akquirieren, die ein vertretbares Kreditrisiko oder Versicherungsrisiko darstellen.
- Von einer Risiko(ver)minderung spricht man, wenn jemand
- Risiken an Dritte überwälzt, etwa auf Kreditinstitute (Sicherungsgeschäfte), Lieferanten oder Kunden (nicht jedoch auf Versicherer) oder
- Kreditsicherheiten hereinnimmt oder
- innerhalb des Unternehmens einen Risikoausgleich erzielt (Selbstversicherung) oder
- durch organisatorische oder technische Maßnahmen Schäden verhütet (operationelles Risiko).
- Die Eintrittswahrscheinlichkeit wird dabei auf ein akzeptables Risikomaß gesenkt, denn Kreditsicherheiten (insbesondere bei Kreditinstituten und Versicherungen) oder der Eigentumsvorbehalt und die Vorauszahlung (bei Lieferanten) mindern bestehende Kredit- und Debitorenrisiken. Eine Schadensminderung durch technische Risiken kann mit Hilfe von Rückrufaktionen erreicht werden.
- Im Rahmen der Risikokompensation werden Entscheidungen getroffen oder Geschäfte abgeschlossen, die im günstigsten Fall mit einem Korrelationskoeffizienten von negativ zur bestehenden Risikoposition korreliert sind. Diese Risikokompensation wird im Finanzwesen definiert als die zielgerichtete Kombination des aus einem Finanzinstrument resultierenden Risikos mit einem anderen Finanzinstrument, das eine gegenläufige, negativ korrelierte Gegenwirkung aufweist.
- Eine Risikodiversifikation liegt vor, wenn ein Gesamtrisiko in mehrere, möglichst nicht positiv miteinander korrelierende Einzelrisiken aufgespalten wird und hierdurch eine breite Streuung entsteht. Das ist bei Portfolien wie Kreditportfolien der Fall, die im günstigsten Fall eine hohe Granularität und geringe Klumpenrisiken aufweisen (In der Portfoliotheorie gilt das Prinzip: „Nicht alle Eier in einen Korb legen“). Innerhalb eines Konzerns können durch Risikodiversifikation voneinander unabhängige Risiken regional, objektbezogen oder personenbezogen gestreut werden:
- Regionale Streuung erfolgt etwa durch Herstellung desselben Produkts in verschiedenen Betriebsstätten (Parallelproduktion);
- objektbezogene Diversifizierung erfolgt beispielsweise durch Schaffung mehrerer gleichartiger Produktionsanlagen (Redundanz);
- personenbezogene Diversifizierung liegt etwa vor, wenn mehrere Vorstandsmitglieder getrennt zum selben Reiseziel reisen.
- Die Risikodiversifikation dient der Regulierung von Risiken, minimiert allerdings nicht unbedingt die Eintrittswahrscheinlichkeit des Einzelrisikos, wirkt jedoch auf den Schadensumfang. Da ein synchrones Eintreten aller Risiken in ihrer Gesamtheit sehr unwahrscheinlich ist, sollte man die Gefahr von Abhängigkeiten verhindern, indem man zum Beispiel mehrere Lieferanten zur Auswahl hat und die Qualität der Geschäftspartner vergleicht.
Die passive Risikobewältigung besteht aus Risikoüberwälzung (Risikotransfer) und Risikovorsorge. Sie ist erforderlich, wenn für Risiken – bewusst oder unbewusst – keine aktive Risikobewältigung vorgenommen wurde, wodurch ein Risikoeintritt betrieblich zu verkraften ist.
- Bei der Risikoüberwälzung werden bestehende Risiken auf andere Wirtschaftssubjekte, die diese Risiken mindestens genauso gut beherrschen, übertragen. Der Risikotransfer reduziert die Folgen des Risikoeintritts, nicht jedoch die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos. Zu nennen sind in erster Linie Versicherer, die Schadensversicherungen (wie Feuerversicherung, Betriebsunterbrechungsversicherung), Kreditversicherungen (für Lieferanten) oder Exportkreditversicherungen (für Exporteure) übernehmen. Das gesamte Versicherungsgeschäft wird als Risikotransfer zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer gegen Beitragszahlung (Risikotransferkonzept) verstanden. Dabei müssen vor allem die Kosten in einer sinnvollen Relation zum Nutzen stehen. Auch die Risikoteilung durch Arbeitsgemeinschaften, Konsortien oder Rückversicherungen/Retrozessionen (bei Versicherungen) ist ein Risikotransfer. Das Outsourcing (z. B. EDV, Buchhaltung) ist ebenfalls ein Risikotransfer. Werden im Bankwesen Verbriefungen vorgenommen und in Zweckgesellschaften ausgelagert, liegt ebenfalls ein Risikotransfer vor. Auch Derivate als Sicherungsnehmer (insbesondere Credit Default Swaps) gehören in diese Kategorie. Der Risikotransfer ist eine finanzwirtschaftliche Transaktion.
- Die Risikovorsorge besteht aus bilanziellen Maßnahmen, die das risikotragende Unternehmen betreffen. Das Vorsichtsprinzip verlangt, dass bei der Bilanzierung alle Risiken und Verluste angemessen zu berücksichtigen sind. Deshalb sind nach handelsrechtlichen Vorschriften Rückstellungen, Wertberichtigungen und Abschreibungen vorzunehmen. Zur bilanziellen Risikovorsorge gehört auch die Schaffung einer akzeptablen Eigenkapitalbasis zur Deckung eventuell eintretender Verluste und die Haltung angemessener Liquiditätsreserven zwecks Vermeidung der Zahlungsunfähigkeit, was das Überleben des Unternehmens sichern hilft. Bei der Risikovorsorge wird das Risiko vom Unternehmen selbst getragen. Als passive Risikobewältigung bezieht sich diese Maßnahme nur auf die Folgen des Risikoeintritts, die durch die Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung abgefedert werden müssen.
Übrig bleiben nach dem Einsatz aller Maßnahmen Restrisiken, die ein Unternehmen bewusst in Kauf nimmt. Es geht davon aus, dass die technische oder Marktentwicklung zu einer über 50 % liegenden Eintrittswahrscheinlichkeit plangemäß verläuft.
Anwendung in der Praxis und Probleme
Auf Basis psychologischer Forschung wurde bewiesen, dass die meisten Menschen eine intensive Antipathie gegenüber Risiken und Verlusten haben. Dabei werden Risiken aus falschem Handeln als bedrohlicher empfunden als Risiken aus Nicht-Handeln (entgangene Chancen). Hinzu kommt die Neigung, Risiken mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit, aber hohem Schadenspotenzial, zu überbewerten. Beides kann zu übertriebenen Vermeidungsstrategien führen und damit zum wirtschaftlichen Nachteil des Unternehmens. Es geht beim Risikomanagement nicht um die Eliminierung aller Risiken aus der Organisation („Null-Risiko-Illusion“), da jede unternehmerische Betätigung mit dem Eingehen von Risiken verbunden ist. Ziel ist vielmehr eine Optimierung des Chancen-Risiko-Profils eines Unternehmens.
In einigen Unternehmen reduzieren sich die Vorgehensweisen zur Risikobewältigung allein auf Versicherungen. Auch dahinter steckt das unbewusste Bestreben, am liebsten alle Risiken auf außenstehende Parteien abzuwälzen und im Ergebnis gar nicht mehr falsch handeln zu können. Die Verwendung von nur einer Risikobewältigungsstrategie sollte in der Praxis jedoch nicht erfolgen. Ein Mix verschiedener Maßnahmen ist am effizientesten. Die Einschätzung prognostizierter Erträge mit den damit verknüpften Risiken ist Bestandteil jeder gründlichen Planung unternehmerischer Entscheidungen.
Eine andere Problematik ist das Verdrängen von Risiken. Hier wird die Möglichkeit von Rückschlägen oder eines Scheiterns in unvernünftiger Weise nicht in Erwägung gezogen. Beträchtliche Folgen für das unternehmerische Risikomanagement entstehen aus dem menschlichen Bestreben, kognitive Unstimmigkeiten zu vermeiden und das Umfeld zu lenken: Das bewusste oder unbewusste Vernachlässigen existenter Risiken führt dazu, dass wirtschaftliche Risikobewältigungsverfahren nicht genutzt und eingetretene Plandiskrepanzen später nicht in Bezug auf die ursächlichen Risiken untersucht werden.
Risikobericht
Kapitalgesellschaften haben nach dem seit Mai 1998 geltenden KonTraG die Pflicht, den Lagebericht um einen Risikobericht zu erweitern, darin existenzbedrohende Risiken zu dokumentieren und auch „auf die Risiken der künftigen Entwicklung einzugehen“. Allerdings sind die gesetzlichen Regelungen zum Risikobericht jeweils nur in einem Halbsatz in den §§ 289 Abs. 1 und § 315 Abs. 1 HGB beschrieben, so dass ein großer Ermessensspielraum für die Unternehmen besteht. Somit ergibt sich auch eine mittelbare gesetzliche Verpflichtung für Kapitalgesellschaften, ihre Risiken und Chancen durch Risikomanagement zu untersuchen und zu steuern. Sie müssen ein internes Kontrollsystem installieren, welches wiederkehrende Kontrollschritte definiert und in determinierter Häufigkeit ausführt, um Schlüsselrisiken zu reduzieren.
Einzelnachweise
- Frank Romeike, Risikomanagement im Kontext von Corporate Governance, in: Der Aufsichtsrat 70, 2014, S. 72
- Reinhold Hölscher/Marcus Kremers/Uwe-Christian Rücker, Industrieversicherungen als Element des modernen Risikomanagements, 1996, S. 8
- Marcel Meyer, Risiken erkennen und bewältigen, Bättig Treuhand AG, 22. Februar 2010, S. 8–10
- Ulrich Blum/Werner Gleißner, Unternehmensbewertung, Rating und Risikobewältigung, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden, 55. Jg., Heft 3–4, 2007, S. 115
- Reinhold Hölscher/Ralph Elfgen (Hrsg.), Herausforderung Risikomanagement, 2002, S. 14
- Risikoausgleich beruht auf der Erfahrung, dass Zufallsschwankungen umso unbedeutender sind, je größer der Umfang beobachteter Elemente und je länger der Beobachtungszeitraum eines Elements ist. Dies gilt insbesondere für Versicherungen, da nach dem Gesetz der großen Zahlen erfahrungsgemäß die Zufallsschwankungen umso geringer ausfallen, je größer die Anzahl und der Betrachtungszeitraum der versicherungstechnischen Einheiten ist (vgl. Tristan Nguyen, Grenzen der Versicherbarkeit von Katastrophenrisiken, 2007, S. 84).
- Frank Romeike/Robert Finke, Erfolgsfaktor Risiko-Management, 2003, S. 237
- Frank Spellmann, Gesamtrisiko-Messung von Banken und Unternehmen, 2002, S. 33
- Hans Büschgen, Zinstermingeschäfte, 1988, S. 86
- Reinhold Hölscher/Ralph Elfgen (Hrsg.), Herausforderung Risikomanagement, 2002, S. 15
- Marcel Meyer, Risiken erkennen und bewältigen, S. 9
- Dieter Farny, Versicherungsbetriebslehre, 2006, S. 8
- Marcel Meyer, Risiken erkennen und bewältigen, S. 9
- Oliver Everling/Jens Leker/Stefan Bielmeier (Hrsg.), Credit Analyst, 2012, S. 342
- Marcel Meyer, Risiken erkennen und bewältigen, S. 9
- Frank Romeike, Risikomanagement im Kontext von Corporate Governance, in: Der Aufsichtsrat 70, 2014, S. 72
- Marcel Meyer, Risiken erkennen und bewältigen, S. 10
- Frank Romeike, Risikomanagement im Kontext von Corporate Governance, in: Der Aufsichtsrat 70, 2014, S. 72
- Werner Gleißner, Effektives Risikomanagement zur Verbesserung von Planungsunsicherheit und Krisenstabilität, in: Risk, Compliance & Audit, 2012, 28–33, 82–89, S. 5
- Walther Busse von Colbe/Monika Ordelheide/Günther Gebhardt/Bernhard Pellens, Konzernabschlüsse: Rechnungslegung nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen, 2010, S. 627 ff.
- Claus Huber/Daniel Imfeld, Erfolgsfaktoren und Stolpersteine, in: Die Bank, Heft 9, 2012, S. 16
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Unter Risikobewaltigung Risikosteuerung versteht man im Risikomanagement von Unternehmen alle Massnahmen zur Risikovermeidung Risikominderung Risikodiversifikation Risikotransfer und Risikovorsorge AllgemeinesUnternehmen sind einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt Sie heissen dann auch Risikotrager weil sie bewusst oder unbewusst Risiken zu tragen haben Risikotrager heissen zudem die einzelnen Objekte oder Vorgange die Risiken in sich bergen etwa betriebliche Schwachstellen wie unqualifiziertes Personal Diese Risiken konnen aus technischen allgemein wirtschaftlichen speziell finanziellen oder rechtlichen Grunden entstehen und zu Betriebsstorungen Verlusten oder gar Unternehmenskrisen bis hin zur Insolvenz fuhren Risiken dieser Art sind ein Untersuchungsgegenstand der Betriebswirtschaftslehre die sich mit den Arten den Folgen und der Vermeidung betrieblicher Risiken auseinandersetzt Sie hat innerhalb der Risikobewaltigung mehrere Strategien entwickelt betriebliche Risiken zu minimieren oder gar vollstandig auszuschalten Die Risikobewaltigung beeinflusst das Risikoverhalten und die Risikofreude eines Unternehmens und umgekehrt Die Risikoidentifikation als der erste Schritt vor einer Risikobewaltigung versucht eine systematische Erfassung und Sammlung moglicher Risiken gefolgt von der Risikoanalyse die die identifizierten Risiken nach ihren Ursachen und Eintrittswahrscheinlichkeiten untersucht Eine Risikobewertung schliesst sich an die die Bedrohung der analysierten Risiken fur ein Unternehmen ermittelt und die Vertretbarkeit analysierter Risiken beurteilt Im Rahmen der Risikobewaltigung kommt es im Anschluss darauf an als vertretbar erachtete Risiken zu tragen und hierfur ein geeignetes Risikocontrolling zu installieren Risiken mussen eingegangen werden um Gewinn und Vermogen fur ein Unternehmen zu konstituieren Die massgebliche Bemessung des Erfolges eines Unternehmens erfolgt jedoch durch die Selektion der richtigen Risiken englisch upside risks Um Risiken zu meistern mussen die richtigen Strategien entwickelt und entsprechend effiziente und effektive Geschaftsprozesse als Teil einer risikobewussten Unternehmensfuhrung definiert werden ArtenAllgemein wird zwischen aktiver und passiver Risikobewaltigung unterschieden auch als ursachenbezogene und wirkungsbezogene Risikosteuerung bezeichnet Die aktive Risikobewaltigung soll Einfluss auf die Eintrittswahrscheinlichkeiten und oder Risikotragweiten nehmen Innerhalb der passiven Risikobewaltigung werden Massnahmen ergriffen um die wirtschaftlichen Konsequenzen eingetretener oder erwarteter Risiken bewaltigen zu konnen Vorhandene Risiken werden mithin durch die passive Risikobewaltigung nicht verandert Aktive Risikobewaltigung wird auch praventive Risikopolitik genannt passive ist eine korrektive Risikopolitik MassnahmenZur aktiven Risikobewaltigung gehoren Risikovermeidung Risikominderung und Risikodiversifikation Risikovermeidung Entscheidet sich ein Unternehmen eigentlich geplante Aktivitaten beispielsweise Investitionen nicht durchzufuhren oder bestehende Aktivitaten vor Risikoeintritt aufzugeben liegt Risikovermeidung vor Die Risikovermeidung beschreibt den ganzlichen Verzicht auf eine risikobehaftete Tatigkeit Diese Strategie sollte jedoch erst berucksichtigt werden wenn infolge akuter Zusammenhange keine andere Vorgehensweise mehr moglich ist oder das Chancen Risiko Verhaltnis nicht gebuhrend optimiert werden kann da durch diese Methode auch keine Gewinne generiert werden konnen Ein Beispiel ware der Austritt aus einem kritischen Geschaftsbereich Es handelt sich um die radikalste Moglichkeit der Risikobewaltigung bei der die Eintrittswahrscheinlichkeit eines konkreten Risikos auf null gesetzt wird Bei der Risikoselektion handelt es sich um eine vor allem im Kreditwesen und Versicherungswesen angewandte Strategie nur neue Kreditnehmer oder Versicherungsnehmer zu akquirieren die ein vertretbares Kreditrisiko oder Versicherungsrisiko darstellen Von einer Risiko ver minderung spricht man wenn jemand Risiken an Dritte uberwalzt etwa auf Kreditinstitute Sicherungsgeschafte Lieferanten oder Kunden nicht jedoch auf Versicherer oder Kreditsicherheiten hereinnimmt oder innerhalb des Unternehmens einen Risikoausgleich erzielt Selbstversicherung oder durch organisatorische oder technische Massnahmen Schaden verhutet operationelles Risiko Die Eintrittswahrscheinlichkeit wird dabei auf ein akzeptables Risikomass gesenkt denn Kreditsicherheiten insbesondere bei Kreditinstituten und Versicherungen oder der Eigentumsvorbehalt und die Vorauszahlung bei Lieferanten mindern bestehende Kredit und Debitorenrisiken Eine Schadensminderung durch technische Risiken kann mit Hilfe von Ruckrufaktionen erreicht werden Im Rahmen der Risikokompensation werden Entscheidungen getroffen oder Geschafte abgeschlossen die im gunstigsten Fall mit einem Korrelationskoeffizienten von 1 displaystyle 1 negativ zur bestehenden Risikoposition korreliert sind Diese Risikokompensation wird im Finanzwesen definiert als die zielgerichtete Kombination des aus einem Finanzinstrument resultierenden Risikos mit einem anderen Finanzinstrument das eine gegenlaufige negativ korrelierte Gegenwirkung aufweist Eine Risikodiversifikation liegt vor wenn ein Gesamtrisiko in mehrere moglichst nicht positiv miteinander korrelierende Einzelrisiken aufgespalten wird und hierdurch eine breite Streuung entsteht Das ist bei Portfolien wie Kreditportfolien der Fall die im gunstigsten Fall eine hohe Granularitat und geringe Klumpenrisiken aufweisen In der Portfoliotheorie gilt das Prinzip Nicht alle Eier in einen Korb legen Innerhalb eines Konzerns konnen durch Risikodiversifikation voneinander unabhangige Risiken regional objektbezogen oder personenbezogen gestreut werden Regionale Streuung erfolgt etwa durch Herstellung desselben Produkts in verschiedenen Betriebsstatten Parallelproduktion objektbezogene Diversifizierung erfolgt beispielsweise durch Schaffung mehrerer gleichartiger Produktionsanlagen Redundanz personenbezogene Diversifizierung liegt etwa vor wenn mehrere Vorstandsmitglieder getrennt zum selben Reiseziel reisen Die Risikodiversifikation dient der Regulierung von Risiken minimiert allerdings nicht unbedingt die Eintrittswahrscheinlichkeit des Einzelrisikos wirkt jedoch auf den Schadensumfang Da ein synchrones Eintreten aller Risiken in ihrer Gesamtheit sehr unwahrscheinlich ist sollte man die Gefahr von Abhangigkeiten verhindern indem man zum Beispiel mehrere Lieferanten zur Auswahl hat und die Qualitat der Geschaftspartner vergleicht Die passive Risikobewaltigung besteht aus Risikouberwalzung Risikotransfer und Risikovorsorge Sie ist erforderlich wenn fur Risiken bewusst oder unbewusst keine aktive Risikobewaltigung vorgenommen wurde wodurch ein Risikoeintritt betrieblich zu verkraften ist Bei der Risikouberwalzung werden bestehende Risiken auf andere Wirtschaftssubjekte die diese Risiken mindestens genauso gut beherrschen ubertragen Der Risikotransfer reduziert die Folgen des Risikoeintritts nicht jedoch die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos Zu nennen sind in erster Linie Versicherer die Schadensversicherungen wie Feuerversicherung Betriebsunterbrechungsversicherung Kreditversicherungen fur Lieferanten oder Exportkreditversicherungen fur Exporteure ubernehmen Das gesamte Versicherungsgeschaft wird als Risikotransfer zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer gegen Beitragszahlung Risikotransferkonzept verstanden Dabei mussen vor allem die Kosten in einer sinnvollen Relation zum Nutzen stehen Auch die Risikoteilung durch Arbeitsgemeinschaften Konsortien oder Ruckversicherungen Retrozessionen bei Versicherungen ist ein Risikotransfer Das Outsourcing z B EDV Buchhaltung ist ebenfalls ein Risikotransfer Werden im Bankwesen Verbriefungen vorgenommen und in Zweckgesellschaften ausgelagert liegt ebenfalls ein Risikotransfer vor Auch Derivate als Sicherungsnehmer insbesondere Credit Default Swaps gehoren in diese Kategorie Der Risikotransfer ist eine finanzwirtschaftliche Transaktion Die Risikovorsorge besteht aus bilanziellen Massnahmen die das risikotragende Unternehmen betreffen Das Vorsichtsprinzip verlangt dass bei der Bilanzierung alle Risiken und Verluste angemessen zu berucksichtigen sind Deshalb sind nach handelsrechtlichen Vorschriften Ruckstellungen Wertberichtigungen und Abschreibungen vorzunehmen Zur bilanziellen Risikovorsorge gehort auch die Schaffung einer akzeptablen Eigenkapitalbasis zur Deckung eventuell eintretender Verluste und die Haltung angemessener Liquiditatsreserven zwecks Vermeidung der Zahlungsunfahigkeit was das Uberleben des Unternehmens sichern hilft Bei der Risikovorsorge wird das Risiko vom Unternehmen selbst getragen Als passive Risikobewaltigung bezieht sich diese Massnahme nur auf die Folgen des Risikoeintritts die durch die Bilanz und Gewinn und Verlustrechnung abgefedert werden mussen Ubrig bleiben nach dem Einsatz aller Massnahmen Restrisiken die ein Unternehmen bewusst in Kauf nimmt Es geht davon aus dass die technische oder Marktentwicklung zu einer uber 50 liegenden Eintrittswahrscheinlichkeit plangemass verlauft Anwendung in der Praxis und ProblemeAuf Basis psychologischer Forschung wurde bewiesen dass die meisten Menschen eine intensive Antipathie gegenuber Risiken und Verlusten haben Dabei werden Risiken aus falschem Handeln als bedrohlicher empfunden als Risiken aus Nicht Handeln entgangene Chancen Hinzu kommt die Neigung Risiken mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit aber hohem Schadenspotenzial zu uberbewerten Beides kann zu ubertriebenen Vermeidungsstrategien fuhren und damit zum wirtschaftlichen Nachteil des Unternehmens Es geht beim Risikomanagement nicht um die Eliminierung aller Risiken aus der Organisation Null Risiko Illusion da jede unternehmerische Betatigung mit dem Eingehen von Risiken verbunden ist Ziel ist vielmehr eine Optimierung des Chancen Risiko Profils eines Unternehmens In einigen Unternehmen reduzieren sich die Vorgehensweisen zur Risikobewaltigung allein auf Versicherungen Auch dahinter steckt das unbewusste Bestreben am liebsten alle Risiken auf aussenstehende Parteien abzuwalzen und im Ergebnis gar nicht mehr falsch handeln zu konnen Die Verwendung von nur einer Risikobewaltigungsstrategie sollte in der Praxis jedoch nicht erfolgen Ein Mix verschiedener Massnahmen ist am effizientesten Die Einschatzung prognostizierter Ertrage mit den damit verknupften Risiken ist Bestandteil jeder grundlichen Planung unternehmerischer Entscheidungen Eine andere Problematik ist das Verdrangen von Risiken Hier wird die Moglichkeit von Ruckschlagen oder eines Scheiterns in unvernunftiger Weise nicht in Erwagung gezogen Betrachtliche Folgen fur das unternehmerische Risikomanagement entstehen aus dem menschlichen Bestreben kognitive Unstimmigkeiten zu vermeiden und das Umfeld zu lenken Das bewusste oder unbewusste Vernachlassigen existenter Risiken fuhrt dazu dass wirtschaftliche Risikobewaltigungsverfahren nicht genutzt und eingetretene Plandiskrepanzen spater nicht in Bezug auf die ursachlichen Risiken untersucht werden RisikoberichtKapitalgesellschaften haben nach dem seit Mai 1998 geltenden KonTraG die Pflicht den Lagebericht um einen Risikobericht zu erweitern darin existenzbedrohende Risiken zu dokumentieren und auch auf die Risiken der kunftigen Entwicklung einzugehen Allerdings sind die gesetzlichen Regelungen zum Risikobericht jeweils nur in einem Halbsatz in den 289 Abs 1 und 315 Abs 1 HGB beschrieben so dass ein grosser Ermessensspielraum fur die Unternehmen besteht Somit ergibt sich auch eine mittelbare gesetzliche Verpflichtung fur Kapitalgesellschaften ihre Risiken und Chancen durch Risikomanagement zu untersuchen und zu steuern Sie mussen ein internes Kontrollsystem installieren welches wiederkehrende Kontrollschritte definiert und in determinierter Haufigkeit ausfuhrt um Schlusselrisiken zu reduzieren EinzelnachweiseFrank Romeike Risikomanagement im Kontext von Corporate Governance in Der Aufsichtsrat 70 2014 S 72 Reinhold Holscher Marcus Kremers Uwe Christian Rucker Industrieversicherungen als Element des modernen Risikomanagements 1996 S 8 Marcel Meyer Risiken erkennen und bewaltigen Battig Treuhand AG 22 Februar 2010 S 8 10 Ulrich Blum Werner Gleissner Unternehmensbewertung Rating und Risikobewaltigung in Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universitat Dresden 55 Jg Heft 3 4 2007 S 115 Reinhold Holscher Ralph Elfgen Hrsg Herausforderung Risikomanagement 2002 S 14 Risikoausgleich beruht auf der Erfahrung dass Zufallsschwankungen umso unbedeutender sind je grosser der Umfang beobachteter Elemente und je langer der Beobachtungszeitraum eines Elements ist Dies gilt insbesondere fur Versicherungen da nach dem Gesetz der grossen Zahlen erfahrungsgemass die Zufallsschwankungen umso geringer ausfallen je grosser die Anzahl und der Betrachtungszeitraum der versicherungstechnischen Einheiten ist vgl Tristan Nguyen Grenzen der Versicherbarkeit von Katastrophenrisiken 2007 S 84 Frank Romeike Robert Finke Erfolgsfaktor Risiko Management 2003 S 237 Frank Spellmann Gesamtrisiko Messung von Banken und Unternehmen 2002 S 33 Hans Buschgen Zinstermingeschafte 1988 S 86 Reinhold Holscher Ralph Elfgen Hrsg Herausforderung Risikomanagement 2002 S 15 Marcel Meyer Risiken erkennen und bewaltigen S 9 Dieter Farny Versicherungsbetriebslehre 2006 S 8 Marcel Meyer Risiken erkennen und bewaltigen S 9 Oliver Everling Jens Leker Stefan Bielmeier Hrsg Credit Analyst 2012 S 342 Marcel Meyer Risiken erkennen und bewaltigen S 9 Frank Romeike Risikomanagement im Kontext von Corporate Governance in Der Aufsichtsrat 70 2014 S 72 Marcel Meyer Risiken erkennen und bewaltigen S 10 Frank Romeike Risikomanagement im Kontext von Corporate Governance in Der Aufsichtsrat 70 2014 S 72 Werner Gleissner Effektives Risikomanagement zur Verbesserung von Planungsunsicherheit und Krisenstabilitat in Risk Compliance amp Audit 2012 28 33 82 89 S 5 Walther Busse von Colbe Monika Ordelheide Gunther Gebhardt Bernhard Pellens Konzernabschlusse Rechnungslegung nach betriebswirtschaftlichen Grundsatzen 2010 S 627 ff Claus Huber Daniel Imfeld Erfolgsfaktoren und Stolpersteine in Die Bank Heft 9 2012 S 16