Mittelniederdeutsches Handwörterbuch ist der Titel eines mehrbändigen Wörterbuches der mittelniederdeutschen Sprache das
Mittelniederdeutsches Handwörterbuch

Mittelniederdeutsches Handwörterbuch ist der Titel eines mehrbändigen Wörterbuches der mittelniederdeutschen Sprache, das seit 1923 an der Universität Hamburg erarbeitet wird. Ihm voraus ging bereits 1888 ein von August Lübben begonnenes und nach dessen Tod von Christoph Walther vollendetes Mittelniederdeutsches Handwörterbuch.
Zweck
Das Wörterbuch dient vor allem drei Wissenschaftsbereichen:
- der Linguistik und Literaturwissenschaft,
- der Geschichtswissenschaft; ein Kernbereich ist dabei die Hanseforschung,
- der Kulturgeschichte, historischen Soziologie und Volkskunde.
Darüber hinaus kann das Wörterbuch auch als Informationsquelle von landeskundlich und sprachgeschichtlich interessierten Laien genutzt werden.
Quellen und Materialbasis
Das Archivmaterial bietet einen repräsentativen Querschnitt durch die vielfältigen Textsorten und Anwendungsbereiche mittelniederdeutscher Sprache. Die zusammengetragenen ca. 1.000.000 Belege umfassen nicht nur edierte Quellen, sondern berücksichtigen auch Originalmaterial aus Archiven und Bibliotheken. Sie gewähren mit einer geschätzten Gesamtzahl der zu realisierenden Lemmata von über 50.000 Einträgen Einblick in weitreichende sprachliche Ausbau- und Differenzierungsprozesse sowie Kultur- und Sprachkontaktphänomene und vertreten so einen wesentlichen Ausschnitt niederdeutscher Sprachgeschichte. Die lexikographische Erfassung des mittelniederdeutschen Wortschatzes trägt dabei auch der breiten thematischen, textsortenspezifischen, regionalen und zeitlichen Fächerung des Quellenmaterials Rechnung. Eine Vielzahl überlieferter Quellentexte aus weitgestreuten Anwendungsbereichen dokumentiert die zentrale Rolle, die der mittelniederdeutschen Sprache vom 13. bis 17. Jahrhundert zukam. Die Überlieferung zeigt eine ausgeprägte Funktionalisierung historischer Schriftlichkeit in der Dokumentation und Vermittlung von Alltags- und Sachwissen, in der weitgehend differenzierten städtischen Verwaltungsliteratur und im diplomatischen Schrifttum (z. B. religiöse Traktate; Kräuter- und Arzneibücher; Kaufmannsrechnungsbücher und Warenverzeichnisse; Kämmereirechnungen u. a. Verwaltungstextsorten; Stadtrechte; Hanserezesse usw.) ebenso wie in den Zeugnissen einer europäischen Literaturgeschichte (z. B. Reynke de vos, Narrenschiff).
Geschichte
Der Plan für die Erstellung eines niederdeutschen Wörterbuchs wurde 1923 am Lehrstuhl für niederdeutsche Philologie der Universität Hamburg gefasst. Beteiligt waren der damalige Lehrstuhlinhaber, Conrad Borchling, sowie Agathe Lasch, die federführend als Bearbeiterin und Herausgeberin war. 1923 wurde auch mit der Materialsammlung begonnen. Ab 1928 wurden erste Ergebnisse publiziert. Der Zweite Weltkrieg brachte die Arbeiten zum Erliegen; Agathe Lasch erhielt unter dem nationalsozialistischen Regime als Jüdin Berufsverbot und wurde 1942 deportiert und ermordet. 1953 wurden nach längerer Unterbrechung die Arbeiten wieder aufgenommen. Die Herausgeberschaft übernahmen nun Gerhard Cordes und Annemarie Hübner. Nach Cordes’ Tod wurde Dieter Möhn 1987 Herausgeber, 2014 übernahm Ingrid Schröder die Herausgeberschaft. Seit 1956 werden wieder Bände des Wörterbuchs publiziert.
Publikationsstand
- Publikationsbeginn: 1928
- Band 1 (A – F/V) 1956
- Band 2 (G – R) 2004
- Band 3 (S – W), erscheint in Lieferungen
- Geplanter Abschluss ca. 2023 mit drei Bänden
Literatur
Ausgaben
- Mittelniederdeutsches Handwörterbuch, begründet von Agathe Lasch und Conrad Borchling, hrsg. nach Gerhard Cordes und Annemarie Hübner ab 1993 von Dieter Möhn und Ingrid Schröder, I–III/1, [Hamburg 1928–] Neumünster 1956–2007.
Zustands- und Arbeitsberichte
- D. Möhn: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch zwischen Torso und möglichem Abschluss. Ein Zustandsbericht. In: Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 97 (1990), S. 5–12.
- D. Möhn/I. Schröder: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch – Wiederaufnahme der Lieferungen. 2. Werkstattbericht. In: Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 99 (1992), S. 52–59.
- D. Möhn: Arbeitsstelle Mittelniederdeutsches Wörterbuch. In: Arbeitsberichte der im Fachbereich Sprachwissenschaften eingerichteten Arbeitsstellen und Zentren; Berichtszeitraum: 1. April 1989 bis 31. März 1992. Hrsg. v. Universität Hamburg, Fachbereich Sprachwissenschaften, Hamburg 1993, S. 38–41.
- D. Möhn: Arbeitsstelle Mittelniederdeutsches Wörterbuch. In: Arbeitsstellen und Zentren, Arbeitsberichte April 1992 – März 1994. Hrsg. v. Universität Hamburg, Fachbereich Sprachwissenschaften, Hamburg 1995, S. 31–34.
- D. Möhn: Arbeitsstelle Mittelniederdeutsches Wörterbuch. In: Arbeitsberichte der im Fachbereich Sprachwissenschaften eingerichteten Arbeitsstellen und Zentren; Berichtszeitraum: April 1994 bis März 1997. Hrsg. v. Universität Hamburg, Fachbereich Sprachwissenschaften, Hamburg 1997, S. 13–15.
Weblinks
- Arbeitsstelle Mittelniederdeutsches Wörterbuch an der Universität Hamburg
Einzelnachweise
- August Lübben, Christoph Walther: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Norden/Leipzig 1885–1888; Neudruck Darmstadt 1965.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Mittelniederdeutsches Handworterbuch ist der Titel eines mehrbandigen Worterbuches der mittelniederdeutschen Sprache das seit 1923 an der Universitat Hamburg erarbeitet wird Ihm voraus ging bereits 1888 ein von August Lubben begonnenes und nach dessen Tod von Christoph Walther vollendetes Mittelniederdeutsches Handworterbuch August Lubben Mittelniederdeutsches Worterbuch 1876 Kuthmanns Verlag BremenZweckDas Worterbuch dient vor allem drei Wissenschaftsbereichen der Linguistik und Literaturwissenschaft der Geschichtswissenschaft ein Kernbereich ist dabei die Hanseforschung der Kulturgeschichte historischen Soziologie und Volkskunde Daruber hinaus kann das Worterbuch auch als Informationsquelle von landeskundlich und sprachgeschichtlich interessierten Laien genutzt werden Quellen und MaterialbasisDas Archivmaterial bietet einen reprasentativen Querschnitt durch die vielfaltigen Textsorten und Anwendungsbereiche mittelniederdeutscher Sprache Die zusammengetragenen ca 1 000 000 Belege umfassen nicht nur edierte Quellen sondern berucksichtigen auch Originalmaterial aus Archiven und Bibliotheken Sie gewahren mit einer geschatzten Gesamtzahl der zu realisierenden Lemmata von uber 50 000 Eintragen Einblick in weitreichende sprachliche Ausbau und Differenzierungsprozesse sowie Kultur und Sprachkontaktphanomene und vertreten so einen wesentlichen Ausschnitt niederdeutscher Sprachgeschichte Die lexikographische Erfassung des mittelniederdeutschen Wortschatzes tragt dabei auch der breiten thematischen textsortenspezifischen regionalen und zeitlichen Facherung des Quellenmaterials Rechnung Eine Vielzahl uberlieferter Quellentexte aus weitgestreuten Anwendungsbereichen dokumentiert die zentrale Rolle die der mittelniederdeutschen Sprache vom 13 bis 17 Jahrhundert zukam Die Uberlieferung zeigt eine ausgepragte Funktionalisierung historischer Schriftlichkeit in der Dokumentation und Vermittlung von Alltags und Sachwissen in der weitgehend differenzierten stadtischen Verwaltungsliteratur und im diplomatischen Schrifttum z B religiose Traktate Krauter und Arzneibucher Kaufmannsrechnungsbucher und Warenverzeichnisse Kammereirechnungen u a Verwaltungstextsorten Stadtrechte Hanserezesse usw ebenso wie in den Zeugnissen einer europaischen Literaturgeschichte z B Reynke de vos Narrenschiff GeschichteDer Plan fur die Erstellung eines niederdeutschen Worterbuchs wurde 1923 am Lehrstuhl fur niederdeutsche Philologie der Universitat Hamburg gefasst Beteiligt waren der damalige Lehrstuhlinhaber Conrad Borchling sowie Agathe Lasch die federfuhrend als Bearbeiterin und Herausgeberin war 1923 wurde auch mit der Materialsammlung begonnen Ab 1928 wurden erste Ergebnisse publiziert Der Zweite Weltkrieg brachte die Arbeiten zum Erliegen Agathe Lasch erhielt unter dem nationalsozialistischen Regime als Judin Berufsverbot und wurde 1942 deportiert und ermordet 1953 wurden nach langerer Unterbrechung die Arbeiten wieder aufgenommen Die Herausgeberschaft ubernahmen nun Gerhard Cordes und Annemarie Hubner Nach Cordes Tod wurde Dieter Mohn 1987 Herausgeber 2014 ubernahm Ingrid Schroder die Herausgeberschaft Seit 1956 werden wieder Bande des Worterbuchs publiziert PublikationsstandPublikationsbeginn 1928 Band 1 A F V 1956 Band 2 G R 2004 Band 3 S W erscheint in Lieferungen Geplanter Abschluss ca 2023 mit drei BandenLiteraturAusgaben Mittelniederdeutsches Handworterbuch begrundet von Agathe Lasch und Conrad Borchling hrsg nach Gerhard Cordes und Annemarie Hubner ab 1993 von Dieter Mohn und Ingrid Schroder I III 1 Hamburg 1928 Neumunster 1956 2007 Zustands und Arbeitsberichte D Mohn Mittelniederdeutsches Handworterbuch zwischen Torso und moglichem Abschluss Ein Zustandsbericht In Korrespondenzblatt des Vereins fur niederdeutsche Sprachforschung 97 1990 S 5 12 D Mohn I Schroder Mittelniederdeutsches Handworterbuch Wiederaufnahme der Lieferungen 2 Werkstattbericht In Korrespondenzblatt des Vereins fur niederdeutsche Sprachforschung 99 1992 S 52 59 D Mohn Arbeitsstelle Mittelniederdeutsches Worterbuch In Arbeitsberichte der im Fachbereich Sprachwissenschaften eingerichteten Arbeitsstellen und Zentren Berichtszeitraum 1 April 1989 bis 31 Marz 1992 Hrsg v Universitat Hamburg Fachbereich Sprachwissenschaften Hamburg 1993 S 38 41 D Mohn Arbeitsstelle Mittelniederdeutsches Worterbuch In Arbeitsstellen und Zentren Arbeitsberichte April 1992 Marz 1994 Hrsg v Universitat Hamburg Fachbereich Sprachwissenschaften Hamburg 1995 S 31 34 D Mohn Arbeitsstelle Mittelniederdeutsches Worterbuch In Arbeitsberichte der im Fachbereich Sprachwissenschaften eingerichteten Arbeitsstellen und Zentren Berichtszeitraum April 1994 bis Marz 1997 Hrsg v Universitat Hamburg Fachbereich Sprachwissenschaften Hamburg 1997 S 13 15 WeblinksArbeitsstelle Mittelniederdeutsches Worterbuch an der Universitat HamburgEinzelnachweiseAugust Lubben Christoph Walther Mittelniederdeutsches Handworterbuch Norden Leipzig 1885 1888 Neudruck Darmstadt 1965