Die Straßenbahn Mörchingen war eine meterspurige Dampfstraßenbahn die ab 1911 in der lothringischen Kleinstadt Mörchinge
Straßenbahn Mörchingen

Die Straßenbahn Mörchingen war eine meterspurige Dampfstraßenbahn, die ab 1911 in der lothringischen Kleinstadt Mörchingen (französisch Morhange) den Bahnhof mit der Stadtmitte verband. Sie wurde bereits 1918 eingestellt.
Vorgeschichte
Das lothringische Städtchen Mörchingen gehörte seit 1871 im annektierten Reichsland Elsaß-Lothringen zum Deutschen Reich. Es erhielt beim Bau der Bahnstrecke von Rémilly nach Réding durch die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen 1877 einen Bahnhof. Dieser lag jedoch rund zweieinhalb Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums auf freiem Felde, da der Ort im Norden von einem Höhenzug überragt wurde und die Strecke daher aus topographischen Gründen nicht näher an die Stadt herangeführt werden konnte. Für den landwirtschaftlich geprägten Ort mit seinen etwa tausend Einwohnern war diese Verkehrsanbindung ausreichend.
1890 wurde beschlossen, den Ort als Garnison auszubauen. Binnen fünf Jahren entstanden mehrere Kasernenkomplexe für Infanterie, Feldartillerie und Ulanen, dazu Wohnquartiere für Offiziere und weitere militärische Bauten. Die Zahl der stationierten Soldaten betrug knapp 5.000, außerdem waren weitere Zivilisten zugezogen. Bei der Volkszählung 1895 wurden 7.603 Einwohner gezählt.
Bau
Der erste Vorstoß zur Errichtung einer Straßenbahn kam im Jahr 1898 von dem Bremer Unternehmer Carl Francke. Er beabsichtigte, südlich der Altstadt ein Gaswerk zu errichten, das mit einem Gasmotor auch Strom für eine elektrische Straßenbahn zwischen Bahnhof, Altstadt und jenem Werk hätte liefern können. Die Bahn sollte neben Personen auch Güter und Post befördern. Da die Straße zwischen Altstadt und Bahnhof schmal, unbefestigt und insbesondere durch Fuhrwerke und das Militär stark belastet war, erhielt Francke die Auflage, diese Straße beim Bau der Bahn gleichzeitig zu pflastern. Da ihm das zu teuer war, verzichtete Francke 1901, obwohl bereits mehrere Verträge unterzeichnet und der Konzessionsvertrag über 50 Jahre unterschriftsreif vorlag, auf den Bau der Bahn und errichtete lediglich das vorgesehene Gaswerk.
Gleichwohl verfolgte die Gemeinde die Idee einer Bahn in den folgenden Jahren weiter. Dem Antrag zum Bau einer gleislosen Bahn durch Schiemann & Co. verweigerte das zuständige Ministerium 1907 seine Zustimmung, ein gemeinsames Angebot von Felten & Guillaume und Lahmeyer scheiterte 1909 an den zu hohen Kosten für die Gemeinde. Diese entschloss sich daraufhin, anstelle eines elektrischen Betriebes den Bau einer Dampfstraßenbahn anzustreben. Das günstigste von fünf Angeboten war das des Oberingenieurs Schulze aus Düsseldorf. Er erhielt den Bauauftrag und begann im Frühjahr 1911 mit den Arbeiten. Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, wurde das Depot auf dem Gelände des Gaswerks errichtet, das Eigentum an der Bahn sowie die Betriebsführung übernahm die Stadt. Die Einweihung erfolgte am 20. Dezember 1911 mit einem Festakt, der Betrieb wurde am 24. Dezember aufgenommen. Der ursprünglich geplante Posttransport per Straßenbahn kam nicht zustande. Es wurde zwar der Bau einer Weiche und eines Ladegleises vor der Post sowie die Beschaffung eines Postbeiwagens geplant, doch verzögerte sich beides durch die bald nach Inbetriebnahme auftretenden Probleme. Ende 1912 wurde der Bau für das Frühjahr 1913 angekündigt und der Umbau eines der Beiwagen für die Zwecke der Postbeförderungen. Beides wurde nicht umgesetzt.
Betrieb
Von Beginn an bot die Straßenbahn täglich 16 Fahrten je Richtung zwischen Marktplatz und Bahnhof. Die Fahrzeit betrug 12 Minuten, der Fahrpreis 20 Pfennig (entspricht heute ca. 1 EUR), auf Kurzstrecken die Hälfte. Zwischen den Endpunkten bestanden zwölf Haltestellen. Sechs Beamte sowie ein Arbeiter wurden beschäftigt; die Betriebsaufsicht lag bei der Kreisdirektion in Forbach.
Bereits nach sieben Monaten gab es erste ernste technische Probleme. Durch das harte Mörchinger Wasser waren Bauteile der Lokomotiven verkalkt und diese nicht mehr einsetzbar. Während der mehrwöchigen Reparatur ruhte der Gesamtbetrieb. Als Konsequenz musste die Gemeinde die Betriebsführung an die Leitung des Gas- und Wasserwerks abtreten und für 3.000 Mark (heute etwa 20.000 EUR) eine Wasservorreinigungsanlage installieren. Die monatliche Wartung der Lokomotiven übernahmen ab dann Techniker der Reichseisenbahn.
Noch im gleichen Jahr stellte sich heraus, dass der günstige Preis des Düsseldorfer Ingenieurs durch mangelhafte Bauausführung teuer erkauft worden war. Teilweise waren unter den Gleisen keine Packlagen vorhanden, was dazu führte, dass die Gleise ihre Lage änderten. Betriebsstörungen häuften sich, ab November 1912 musste der kleine Packwagen dauerhaft abgestellt werden, weil er häufig entgleiste. Das erste Geschäftsjahr 1912/13 schloss die Bahn mit einem Verlust von 13.000 Mark (heute ca. 80.000 EUR) bei einem Kostendeckungsgrad von 50 % ab. Dies war eine schwere finanzielle Last für die Gemeinde.
Stilllegung
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges Anfang August 1914 wurde der Straßenbahnbetrieb zunächst vorübergehend eingestellt. Dabei blieb es auch, obwohl sich nach dem Ende der Grenzschlachten im Raume Mörchingen die Lage wieder beruhigt hatte und Ort und Bahn nur geringe Schäden davongetragen hatten. In der Folgezeit entwickelte sich ein Ringen zwischen der Verwaltung des Militärs, die die Bahn gern wieder in Betrieb gesehen hätte, und der Gemeinde, der das zu teuer war. Eine Vereinbarung von Mai 1916, wonach die Militärkommandantur die Bahn als Ganzes angemietet hätte, wurde nicht verwirklicht. Da aber eine Beschlagnahme durch das Militär zu befürchten war, beschloss der Gemeinderat im Mai 1917, alle Fahrzeuge mit Ausnahme des Personenwagens zu verkaufen. Interessenten waren bald gefunden, die vereinbarten Erlöse überstiegen sogar den ursprünglichen Einkaufspreis. Ende 1917 wurde die Mörchinger Bahn dann doch vom Militär übernommen und wieder in Betrieb genommen. Aufgrund der kriegsbedingt gestiegenen Knappheit an Pferden und Wagen wurde die Bahn nun primär für den Transport von Gütern eingesetzt. Die drei täglichen Personenzüge waren reserviert für Militärpersonal, Beamte der Stadtverwaltung und Eisenbahner. Zu einer ursprünglich vorgesehenen Öffnung auch für Zivilpersonen kam es nicht mehr.
Nachdem die Truppen im November 1918 abgezogen waren, wurde der Betrieb der Bahn umgehend wieder eingestellt. Das Rollmaterial wurde noch im selben Monat von der Gemeinde im Wesentlichen an die ursprünglich vorgesehenen Käufer veräußert. Lediglich der Personenbeiwagen verblieb in Mörchingen, da er ohne größere Kosten in einen elektrischen Triebwagen hätte umgebaut werden können. Mörchingen war 1914 an das Überlandstromnetz angeschlossen worden und die Gemeinde wollte sich die Möglichkeit der Einrichtung einer elektrisch betriebenen Bahn erhalten. Das Thema Dampfstraßenbahn hingegen erklärte der Gemeinderat in seiner Sitzung am 13. Dezember 1918 endgültig für erledigt.
In der Folgezeit fand zunächst kein öffentlicher Verkehr zwischen Bahnhof und Stadtmitte statt. Verschiedene Projekte, darunter die Elektrifizierung der Bahn durch Thomson-Houston sowie der Umbau des Beiwagens auf Benzolantrieb scheiterten an den Kosten. Schließlich wurde am 1. Oktober 1921 probeweise ein Omnibusbetrieb auf der Strecke eingerichtet. Da er sich bewährte, kam das endgültige Aus für die Bahn. Der Beiwagen wurde im Frühjahr 1923 an die Straßenbahn Sankt Avold verkauft, der Großteil der Gleise und sonstigen Einrichtungen der Bahn im Herbst des gleichen Jahres veräußert.
Strecke
Beginn der Strecke war der Vorplatz des Bahnhofs. Von hier aus ging es nach Westen. Nach 400 Metern kam die Strecke an eine Kreuzung. Hier bog sie nach Südwesten ab und erreichte nach 900 Metern den Ortsrand, zugleich Beginn der Kasernenkomplexe. Sie folgte der Kapellenstraße (heute Rue du Président Poincaré) über 1.100 Meter, bog am Beginn der Altstadt links für 100 Meter in die Lohrmannstraße (heute Rue de l’hôpital) ab, dann nach rechts in die Bergstraße (heute Rue du Général Passaga). Nach 160 Metern war der Marktplatz (Place de la république) erreicht, zugleich die Endstelle für den Personenverkehr. Hier gab es eine Ausweiche, an der die Wagen abgekuppelt wurden. Die Lokomotive fuhr weiter nach Süden über eine 400 Meter lange Betriebsstrecke durch die heutige Rue du Général Castelnau vorbei am Rathaus bis zum Depot am Gasbehälter, wo sie wenden konnte. Am Marktplatz wurden die Wagen für die Rückfahrt wieder angehängt.
Fahrzeuge
Als Zugmaschinen schaffte die Stadt zwei neue, von Hanomag unter den Fabriknummern 6228 und 6229 hergestellte B-gekuppelte kleine Dampflokomotiven an. Ihr Leergewicht lag bei 14,6 Tonnen, das Dienstgewicht bei 18,8 Tonnen, die Höchstgeschwindigkeit bei 30 km/h.
Der Wagenpark umfasste sechs Waggons, die alle, ebenso als Neufahrzeuge, bei De Dietrich erworben wurden. Dem Personentransport diente ein geschlossener Straßenbahnwagen mit der Wagennummer 1 mit 18 Quersitzen und 14 Stehplätzen. Für die Gepäckbeförderung war Wagen 2 vorgesehen, ein kleiner Packwagen mit einem Ladegewicht von 3 Tonnen bei einer Bodenfläche von 5 Quadratmetern. Größere Frachtstücke und Stückgut wurden mit Wagen 3 transportiert, einem gedeckten Güterwagen mit 12 m² Bodenfläche und einem Ladegewicht von 10 Tonnen. Für Kohlentransporte zum Gaswerk wurden zwei offene Güterwagen (Nr. 4 und 5) mit einem Ladegewicht von ebenfalls jeweils 10 Tonnen eingesetzt. Wagen 6 schließlich war ein Bahnmeisterwagen.
Die Lokomotiven, die beiden offenen Güterwagen, der Packwagen sowie der Bahnmeisterwagen kamen 1918 zur Bergischen Kleinbahn (BK), die sie auf ihrer Strecke Heiligenhaus–Hösel einsetzte. Nach deren Stilllegung setzte die BK die Wagen auf ihrem übrigen Meterspurnetz ein, der Verbleib der Lokomotiven ist unbekannt. Der gedeckte Güterwagen wurde an die Straßenbahn Idar-Oberstein veräußert, die ihren Güterverkehr aber bereits 1924 einstellte. 1928 war der Wagen dort schon nicht mehr aufgelistet. Der Personenwagen wurde 1923 an die Straßenbahn in Sankt Avold verkauft. Nach deren Stilllegung kam er zur Saarbrücker Straßenbahn, die ihn unter der Wagennummer 273 bis 1958 einsetzte. Im darauffolgenden Jahr wurde er verschrottet.
Literatur
- Richard Lutz: Die Dampfstraßenbahn von Mörchingen (Lothringen). In: Straßenbahn Magazin. Band 73, 1989, S. 238–245.
Weblinks
Einzelnachweise
- Neue Garnisonkirchen in Elsass-Lothringen. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Jg. XVI, Nr. 44. Berlin 31. Oktober 1896, S. 481–482 (zlb.de [abgerufen am 27. November 2024]).
- Das Reichsland Elsass-Lothringen. Zweiter Theil: Statistische Angaben. Herausgegeben vom Statistischen Bureau des Ministeriums von Elsass-Lothringen, Strassburg 1901, S. 34.
- Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle EUR gerundet und bezieht sich auf Januar 2025.
- Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 10.000 EUR gerundet und bezieht sich auf Januar 2025.
- Siehe die Abbildung bei rail.lu
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Straßenbahn Mörchingen, Was ist Straßenbahn Mörchingen? Was bedeutet Straßenbahn Mörchingen?
Die Strassenbahn Morchingen war eine meterspurige Dampfstrassenbahn die ab 1911 in der lothringischen Kleinstadt Morchingen franzosisch Morhange den Bahnhof mit der Stadtmitte verband Sie wurde bereits 1918 eingestellt Zug in der Lohmannstrasse Ecke BergstrasseVorgeschichteDas lothringische Stadtchen Morchingen gehorte seit 1871 im annektierten Reichsland Elsass Lothringen zum Deutschen Reich Es erhielt beim Bau der Bahnstrecke von Remilly nach Reding durch die Reichseisenbahnen in Elsass Lothringen 1877 einen Bahnhof Dieser lag jedoch rund zweieinhalb Kilometer nordostlich des Stadtzentrums auf freiem Felde da der Ort im Norden von einem Hohenzug uberragt wurde und die Strecke daher aus topographischen Grunden nicht naher an die Stadt herangefuhrt werden konnte Fur den landwirtschaftlich gepragten Ort mit seinen etwa tausend Einwohnern war diese Verkehrsanbindung ausreichend 1890 wurde beschlossen den Ort als Garnison auszubauen Binnen funf Jahren entstanden mehrere Kasernenkomplexe fur Infanterie Feldartillerie und Ulanen dazu Wohnquartiere fur Offiziere und weitere militarische Bauten Die Zahl der stationierten Soldaten betrug knapp 5 000 ausserdem waren weitere Zivilisten zugezogen Bei der Volkszahlung 1895 wurden 7 603 Einwohner gezahlt BauDer erste Vorstoss zur Errichtung einer Strassenbahn kam im Jahr 1898 von dem Bremer Unternehmer Carl Francke Er beabsichtigte sudlich der Altstadt ein Gaswerk zu errichten das mit einem Gasmotor auch Strom fur eine elektrische Strassenbahn zwischen Bahnhof Altstadt und jenem Werk hatte liefern konnen Die Bahn sollte neben Personen auch Guter und Post befordern Da die Strasse zwischen Altstadt und Bahnhof schmal unbefestigt und insbesondere durch Fuhrwerke und das Militar stark belastet war erhielt Francke die Auflage diese Strasse beim Bau der Bahn gleichzeitig zu pflastern Da ihm das zu teuer war verzichtete Francke 1901 obwohl bereits mehrere Vertrage unterzeichnet und der Konzessionsvertrag uber 50 Jahre unterschriftsreif vorlag auf den Bau der Bahn und errichtete lediglich das vorgesehene Gaswerk Eroffnungsfeier am 20 Dezember 1911 Gleichwohl verfolgte die Gemeinde die Idee einer Bahn in den folgenden Jahren weiter Dem Antrag zum Bau einer gleislosen Bahn durch Schiemann amp Co verweigerte das zustandige Ministerium 1907 seine Zustimmung ein gemeinsames Angebot von Felten amp Guillaume und Lahmeyer scheiterte 1909 an den zu hohen Kosten fur die Gemeinde Diese entschloss sich daraufhin anstelle eines elektrischen Betriebes den Bau einer Dampfstrassenbahn anzustreben Das gunstigste von funf Angeboten war das des Oberingenieurs Schulze aus Dusseldorf Er erhielt den Bauauftrag und begann im Fruhjahr 1911 mit den Arbeiten Um die Kosten moglichst niedrig zu halten wurde das Depot auf dem Gelande des Gaswerks errichtet das Eigentum an der Bahn sowie die Betriebsfuhrung ubernahm die Stadt Die Einweihung erfolgte am 20 Dezember 1911 mit einem Festakt der Betrieb wurde am 24 Dezember aufgenommen Der ursprunglich geplante Posttransport per Strassenbahn kam nicht zustande Es wurde zwar der Bau einer Weiche und eines Ladegleises vor der Post sowie die Beschaffung eines Postbeiwagens geplant doch verzogerte sich beides durch die bald nach Inbetriebnahme auftretenden Probleme Ende 1912 wurde der Bau fur das Fruhjahr 1913 angekundigt und der Umbau eines der Beiwagen fur die Zwecke der Postbeforderungen Beides wurde nicht umgesetzt BetriebIn der BergstrasseIn der KapellenstrasseIn der KapellenstrasseWagen am Marktplatz Von Beginn an bot die Strassenbahn taglich 16 Fahrten je Richtung zwischen Marktplatz und Bahnhof Die Fahrzeit betrug 12 Minuten der Fahrpreis 20 Pfennig entspricht heute ca 1 EUR auf Kurzstrecken die Halfte Zwischen den Endpunkten bestanden zwolf Haltestellen Sechs Beamte sowie ein Arbeiter wurden beschaftigt die Betriebsaufsicht lag bei der Kreisdirektion in Forbach Bereits nach sieben Monaten gab es erste ernste technische Probleme Durch das harte Morchinger Wasser waren Bauteile der Lokomotiven verkalkt und diese nicht mehr einsetzbar Wahrend der mehrwochigen Reparatur ruhte der Gesamtbetrieb Als Konsequenz musste die Gemeinde die Betriebsfuhrung an die Leitung des Gas und Wasserwerks abtreten und fur 3 000 Mark heute etwa 20 000 EUR eine Wasservorreinigungsanlage installieren Die monatliche Wartung der Lokomotiven ubernahmen ab dann Techniker der Reichseisenbahn Noch im gleichen Jahr stellte sich heraus dass der gunstige Preis des Dusseldorfer Ingenieurs durch mangelhafte Bauausfuhrung teuer erkauft worden war Teilweise waren unter den Gleisen keine Packlagen vorhanden was dazu fuhrte dass die Gleise ihre Lage anderten Betriebsstorungen hauften sich ab November 1912 musste der kleine Packwagen dauerhaft abgestellt werden weil er haufig entgleiste Das erste Geschaftsjahr 1912 13 schloss die Bahn mit einem Verlust von 13 000 Mark heute ca 80 000 EUR bei einem Kostendeckungsgrad von 50 ab Dies war eine schwere finanzielle Last fur die Gemeinde StilllegungZu Beginn des Ersten Weltkrieges Anfang August 1914 wurde der Strassenbahnbetrieb zunachst vorubergehend eingestellt Dabei blieb es auch obwohl sich nach dem Ende der Grenzschlachten im Raume Morchingen die Lage wieder beruhigt hatte und Ort und Bahn nur geringe Schaden davongetragen hatten In der Folgezeit entwickelte sich ein Ringen zwischen der Verwaltung des Militars die die Bahn gern wieder in Betrieb gesehen hatte und der Gemeinde der das zu teuer war Eine Vereinbarung von Mai 1916 wonach die Militarkommandantur die Bahn als Ganzes angemietet hatte wurde nicht verwirklicht Da aber eine Beschlagnahme durch das Militar zu befurchten war beschloss der Gemeinderat im Mai 1917 alle Fahrzeuge mit Ausnahme des Personenwagens zu verkaufen Interessenten waren bald gefunden die vereinbarten Erlose uberstiegen sogar den ursprunglichen Einkaufspreis Ende 1917 wurde die Morchinger Bahn dann doch vom Militar ubernommen und wieder in Betrieb genommen Aufgrund der kriegsbedingt gestiegenen Knappheit an Pferden und Wagen wurde die Bahn nun primar fur den Transport von Gutern eingesetzt Die drei taglichen Personenzuge waren reserviert fur Militarpersonal Beamte der Stadtverwaltung und Eisenbahner Zu einer ursprunglich vorgesehenen Offnung auch fur Zivilpersonen kam es nicht mehr Nachdem die Truppen im November 1918 abgezogen waren wurde der Betrieb der Bahn umgehend wieder eingestellt Das Rollmaterial wurde noch im selben Monat von der Gemeinde im Wesentlichen an die ursprunglich vorgesehenen Kaufer veraussert Lediglich der Personenbeiwagen verblieb in Morchingen da er ohne grossere Kosten in einen elektrischen Triebwagen hatte umgebaut werden konnen Morchingen war 1914 an das Uberlandstromnetz angeschlossen worden und die Gemeinde wollte sich die Moglichkeit der Einrichtung einer elektrisch betriebenen Bahn erhalten Das Thema Dampfstrassenbahn hingegen erklarte der Gemeinderat in seiner Sitzung am 13 Dezember 1918 endgultig fur erledigt In der Folgezeit fand zunachst kein offentlicher Verkehr zwischen Bahnhof und Stadtmitte statt Verschiedene Projekte darunter die Elektrifizierung der Bahn durch Thomson Houston sowie der Umbau des Beiwagens auf Benzolantrieb scheiterten an den Kosten Schliesslich wurde am 1 Oktober 1921 probeweise ein Omnibusbetrieb auf der Strecke eingerichtet Da er sich bewahrte kam das endgultige Aus fur die Bahn Der Beiwagen wurde im Fruhjahr 1923 an die Strassenbahn Sankt Avold verkauft der Grossteil der Gleise und sonstigen Einrichtungen der Bahn im Herbst des gleichen Jahres veraussert StreckeDie Strecke auf einem Messtischblatt Beginn der Strecke war der Vorplatz des Bahnhofs Von hier aus ging es nach Westen Nach 400 Metern kam die Strecke an eine Kreuzung Hier bog sie nach Sudwesten ab und erreichte nach 900 Metern den Ortsrand zugleich Beginn der Kasernenkomplexe Sie folgte der Kapellenstrasse heute Rue du President Poincare uber 1 100 Meter bog am Beginn der Altstadt links fur 100 Meter in die Lohrmannstrasse heute Rue de l hopital ab dann nach rechts in die Bergstrasse heute Rue du General Passaga Nach 160 Metern war der Marktplatz Place de la republique erreicht zugleich die Endstelle fur den Personenverkehr Hier gab es eine Ausweiche an der die Wagen abgekuppelt wurden Die Lokomotive fuhr weiter nach Suden uber eine 400 Meter lange Betriebsstrecke durch die heutige Rue du General Castelnau vorbei am Rathaus bis zum Depot am Gasbehalter wo sie wenden konnte Am Marktplatz wurden die Wagen fur die Ruckfahrt wieder angehangt FahrzeugeAls Zugmaschinen schaffte die Stadt zwei neue von Hanomag unter den Fabriknummern 6228 und 6229 hergestellte B gekuppelte kleine Dampflokomotiven an Ihr Leergewicht lag bei 14 6 Tonnen das Dienstgewicht bei 18 8 Tonnen die Hochstgeschwindigkeit bei 30 km h Der Wagenpark umfasste sechs Waggons die alle ebenso als Neufahrzeuge bei De Dietrich erworben wurden Dem Personentransport diente ein geschlossener Strassenbahnwagen mit der Wagennummer 1 mit 18 Quersitzen und 14 Stehplatzen Fur die Gepackbeforderung war Wagen 2 vorgesehen ein kleiner Packwagen mit einem Ladegewicht von 3 Tonnen bei einer Bodenflache von 5 Quadratmetern Grossere Frachtstucke und Stuckgut wurden mit Wagen 3 transportiert einem gedeckten Guterwagen mit 12 m Bodenflache und einem Ladegewicht von 10 Tonnen Fur Kohlentransporte zum Gaswerk wurden zwei offene Guterwagen Nr 4 und 5 mit einem Ladegewicht von ebenfalls jeweils 10 Tonnen eingesetzt Wagen 6 schliesslich war ein Bahnmeisterwagen Die Lokomotiven die beiden offenen Guterwagen der Packwagen sowie der Bahnmeisterwagen kamen 1918 zur Bergischen Kleinbahn BK die sie auf ihrer Strecke Heiligenhaus Hosel einsetzte Nach deren Stilllegung setzte die BK die Wagen auf ihrem ubrigen Meterspurnetz ein der Verbleib der Lokomotiven ist unbekannt Der gedeckte Guterwagen wurde an die Strassenbahn Idar Oberstein veraussert die ihren Guterverkehr aber bereits 1924 einstellte 1928 war der Wagen dort schon nicht mehr aufgelistet Der Personenwagen wurde 1923 an die Strassenbahn in Sankt Avold verkauft Nach deren Stilllegung kam er zur Saarbrucker Strassenbahn die ihn unter der Wagennummer 273 bis 1958 einsetzte Im darauffolgenden Jahr wurde er verschrottet LiteraturRichard Lutz Die Dampfstrassenbahn von Morchingen Lothringen In Strassenbahn Magazin Band 73 1989 S 238 245 WeblinksCommons Strassenbahn Morchingen Sammlung von BildernEinzelnachweiseNeue Garnisonkirchen in Elsass Lothringen In Centralblatt der Bauverwaltung Jg XVI Nr 44 Berlin 31 Oktober 1896 S 481 482 zlb de abgerufen am 27 November 2024 Das Reichsland Elsass Lothringen Zweiter Theil Statistische Angaben Herausgegeben vom Statistischen Bureau des Ministeriums von Elsass Lothringen Strassburg 1901 S 34 Diese Zahl wurde mit der Vorlage Inflation ermittelt ist auf volle EUR gerundet und bezieht sich auf Januar 2025 Diese Zahl wurde mit der Vorlage Inflation ermittelt ist auf volle 10 000 EUR gerundet und bezieht sich auf Januar 2025 Siehe die Abbildung bei rail lu