Die atmosphärische Gegenstrahlung ist der Anteil der Wärmestrahlung aus der Atmosphäre der in Richtung der Erde abgestra
Atmosphärische Gegenstrahlung

Die atmosphärische Gegenstrahlung ist der Anteil der Wärmestrahlung aus der Atmosphäre, der in Richtung der Erde abgestrahlt wird und dessen Energie somit im System der Erde verbleibt. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Energiebilanz an der Oberfläche und trägt zum Treibhauseffekt bei. Sie heißt Gegenstrahlung, da sie dem Netto-Strahlungstransport von der Erde in das All entgegengesetzt ist und so die Strahlungsverluste der Erdoberfläche verringert.
Je nach Teilgebiet der Physik ist die Größe Gegenstrahlung verschieden zu interpretieren:
- In der quantenmechanischen Betrachtung bezeichnet sie die Wärmestrahlung vom kalten zum warmen Körper – untrennbar mit der intensiveren Strahlung in umgekehrter Richtung verbunden.
- In der thermodynamischen Betrachtung bezeichnet die Gegenstrahlung einen der Terme in der Strahlungsbilanz, so dass alle Terme jeweils nur von der Temperatur eines der betrachteten Körper abhängen. Im idealisierten Treibhausmodell ist sie ein wesentlicher Bestandteil der Rechnung.
Beschreibung
Die von Treibhausgasen und Aerosolen in einem Volumenelement ausgehende Wärmestrahlung hängt von der lokalen Temperatur ab, siehe Stefan-Boltzmann-Gesetz, und von der spektralen Durchsichtigkeit, siehe unten. Die Strahlung wird isotrop (gleichförmig in alle Richtungen) abgestrahlt. Die den Boden erreichende Gegenstrahlung stammt für verschiedene Wellenlängen im Mittel aus verschiedenen Höhen und damit Temperaturbereichen. Im mittleren Infrarot kommt bei klarem Himmel ein größerer Anteil der Strahlung aus dem kalten Weltraum anstatt der Atmosphäre (siehe Atmosphärisches Fenster). In diesem Wellenlängenbereich transportiert daher die Gegenstrahlung besonders wenig Energie. Gerade in diesem Bereich liegt bei der Temperatur der Erdoberfläche das Strahlungsmaximum eines schwarzen Strahlers, der ein gutes Modell für den Erdboden ist. Er erhält daher weniger Wärmestrahlung aus der Atmosphäre als er ausstrahlt und kühlt nachts leicht unter die Temperatur der bodennahen Luft ab. Dann kann sich, abhängig von den Wetterverhältnissen, Tau, Reif oder Bodenfrost bilden.
Strahlungsquellen
Atmosphärengase
Die Hauptbestandteile der Luft (N2, O2, Ar) sind IR-inaktiv, werden also durch Wärmestrahlung weder angeregt noch emittieren sie solche. Verschiedene mehratomig aufgebaute Spurengase absorbieren und emittieren jedoch in charakteristischen Absorptionsbanden sehr intensiv und stellen damit Treibhausgase dar. Wasserdampf und Ozon sind gewinkelte Moleküle mit statischem Dipolmoment. Methan und Kohlendioxid besitzen aufgrund ihres symmetrischen Aufbaus kein statisches Dipolmoment, erhalten jedoch durch Schwingungsanregung ein Übergangsdipolmoment und emittieren daher.
Die hier betrachteten im langwelligen Infrarot gelegenen Spektrallinien entstehen nicht bei Übergängen zwischen verschiedenen Energieniveaus der Elektronenhülle, sondern bei Übergängen zwischen verschiedenen Rotations- oder Schwingungszuständen des Moleküls (siehe Molekularphysik). Solche Übergänge erzeugen typischerweise in einem begrenzten Wellenlängenbereich eine Vielzahl nahe beieinander liegender Spektrallinien; eine solche Ansammlung von Spektrallinien nennt man eine Spektralbande. Wasserdampf besitzt eine intensive Rotations-Schwingungs-Bande im Bereich von 5 bis 8 μm, während seine Rotationsbande die Wellenlängen oberhalb von 17 μm belegt. Kohlendioxid besitzt eine ebenfalls sehr intensive Bande zwischen 13 und 17 μm. Eine relativ schwache Bande des Ozons liegt bei 9,6 μm.
Die nebenstehende Abbildung zeigt das beschriebene atmosphärische Bandenspektrum als Emissionsspektrum von Luft bei einer angenommenen Temperatur von 288 K (ca. 15 °C, globale Durchschnittstemperatur). Die hier schematisch als durchgehende Flächen (blau) dargestellten Banden bestehen in Wirklichkeit aus einer Vielzahl von eng aneinanderliegenden und einander teilweise überlappenden Spektrallinien. Der Vergleich mit dem Emissionsspektrum eines Schwarzen Körpers derselben Temperatur (hellbraun) zeigt, dass die Luft im Bereich der Banden fast so effizient emittiert wie der Schwarze Körper, in den Lücken zwischen den Banden jedoch so gut wie gar nicht. Insbesondere gibt es ein ausgeprägtes „Fenster“ im Bereich von etwa 8 bis 13 μm, in dem praktisch keine Emission stattfindet (außer der schwachen Ozonbande liegt im Fenster lediglich ein sehr schwaches Wasserdampfkontinuum; die schwachen Banden von Methan und Distickstoffmonoxid fallen in den Bereich zwischen 7 und 8 μm auf der Flanke der linken Wasserdampfbande).
Die insgesamt von der Luft abgegebene thermische Strahlungsleistung ist daher geringer als die von einem Schwarzen Körper derselben Temperatur emittierte Leistung. Luft ist ein Wärmestrahler mit relativ geringer Effizienz.
Da wegen des kirchhoffschen Strahlungsgesetzes ein Strahler bei denjenigen Wellenlängen, bei denen er gut emittiert, auch gut absorbiert, stellt die Abbildung gleichzeitig das Absorptionsspektrum von Luft gegenüber thermischer Strahlung dar.
Darum durchlaufen die Emissionen der Gase nur eine kurze freie Weglänge, bevor sie von den Gasen wieder absorbiert und erneut emittiert werden. Die von höheren Luftschichten in Richtung Erdboden emittierte Strahlung wird nach kurzer Strecke von den tieferliegenden Luftschichten absorbiert und trägt zu deren Erwärmung bei, erreicht aber den Erdboden nicht. Dorthin gelangt sie erst nach mehreren Absorptions- und Reemissionszyklen. Die am Erdboden eintreffende Gegenstrahlung stammt bei klarem Himmel deshalb maximal aus einigen hundert Metern Höhe und damit aus einer Luftschicht, in der sich die Temperatur nur geringfügig gegenüber dem bodennahen Wert ändert. Für die am Erdboden ankommende Strahlungsintensität ist daher im Wesentlichen die bodennahe Lufttemperatur maßgebend, wie etwa der von Wetterstationen standardgemäß in 2 m Höhe bestimmte Lufttemperatur-Messwert.
Aerosole
In der Atmosphäre enthaltene Aerosole (also Flüssigkeitströpfchen oder kleine Festkörper) senden keine Linienspektren, sondern kontinuierliche Spektren aus (vgl. das Schwarzkörperspektrum in obiger Abbildung) und strahlen daher auch in den von den Emissionslinien der Gase gelassenen Lücken des Spektrums. Sie können in hinreichender Konzentration die Gesamtstrahlung deutlich erhöhen und das Strahlungsdefizit gegenüber einem Schwarzen Körper stark vermindern (die Summe aus Atmosphären- und Aerosolstrahlung kann aber aus thermodynamischen Gründen bei keiner Wellenlänge stärker als die Strahlung eines Schwarzen Strahlers sein).
Von besonderer Bedeutung sind Wolken, deren Wassertröpfchen oder Eiskristalle praktisch Schwarze Strahler darstellen. Bei niedrig liegenden Wolken entspricht die Temperatur der Wolkenunterseite (Kondensationsniveau) in guter Näherung der von einer Wetterstation (üblicherweise in 2 m Höhe) gemessenen Taupunkttemperatur. Bei hinreichender Dicke der Bewölkungsschicht strahlen die Wolken als Schwarze Strahler mit dieser Temperatur. Aus diesem Grund kühlt die Erdoberfläche in bewölkten Nächten kaum ab – es herrscht ein Strahlungsgleichgewicht.
Messung
Zur Messung der Gegenstrahlung eignen sich unter anderem so genannte Pyrgeometer: In einem Schutzgehäuse ist eine Thermosäule untergebracht, deren eines Ende (die Messfläche) geschwärzt und durch ein Fenster auf den Himmel ausgerichtet ist, während das andere Ende thermischen Kontakt mit dem Gehäuse hat. Das mit einem Interferenzfilter ausgestattete Fenster lässt nur Strahlung im Wellenlängenbereich von 5 bis 25 μm passieren (insbesondere also keine Sonnenstrahlung). Die Messfläche gibt aufgrund ihrer Temperatur Wärmestrahlung gegen den Himmel ab und erhält von dort die Gegenstrahlung zugesandt. Je nach Bilanz zwischen aus- und eingehender Strahlung erwärmt sich die Messfläche oder kühlt sich ab. Die von der Thermosäule abgegebene Messspannung ist proportional zu dieser Temperaturänderung und erlaubt mittels eines geeigneten Kalibrierfaktors die momentane Strahlungsbilanz zu ermitteln (z. B. −35,4 W/m²). Mit der gleichzeitig separat gemessenen Gehäusetemperatur kann über das Stefan-Boltzmann-Gesetz die Eigenemission des Gerätes bestimmt werden. Da die gemessene Strahlungsbilanz die Differenz aus Gegenstrahlung und Eigenemission ist, lässt sich die Gegenstrahlung als Summe aus Strahlungsbilanz und Eigenemission ermitteln.
Die rote Kurve im nebenstehenden Diagramm zeigt den auf diese Weise von einer Wetterstation bei München gemessenen Verlauf der Gegenstrahlung am 6. Oktober 2005. Während des Vormittags herrschte Hochnebel. Die Nebeltröpfchen trugen als effiziente langwellige Strahler zu relativ hohen Strahlungswerten von ca. 370 W/m² bei. Gegen Mittag löste sich der Nebel auf und ließ einen klaren Himmel zurück. Die Atmosphärengase alleine sind weniger effiziente langwellige Strahler, die Strahlungswerte gingen daher merklich zurück, auf etwa 300 W/m². Die graue und die blaue Kurve wurden zum Vergleich für bedeckten bzw. klaren Himmel mittels empirischer Strahlungsmodelle (siehe unten) aus den gleichzeitig gemessenen Temperaturen und Luftfeuchten berechnet.
Die im Laufe eines Jahres an einem typischen Standort in Mitteleuropa anzutreffende Variationsbreite der Gegenstrahlungsintensität reicht von unter 200 W/m² in klaren Winternächten bis deutlich über 400 W/m² an bedeckten Sommertagen. Über das Jahr und den ganzen Globus gemittelt beträgt die Intensität der Gegenstrahlung etwa 300 W/m². Im Vergleich dazu erreicht die langwellige Abstrahlung der Erdoberfläche im globalen Mittel (unter Annahme einer mittleren Temperatur von ca. 288 K) etwa 373 W/m², so dass der Erdboden im Mittel einem Verlust von etwa 70 W/m² infolge langwelliger Abstrahlung unterliegt.
Eine Messung von u. a. der atmosphärischen Gegenstrahlung findet z. B. an den 50 Stationen des World Radiation Monitoring Center statt.
Rechnerische Modellierung
Da die Strahlungsmechanismen bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten unterliegen und die Strahlungseigenschaften der Treibhausgase gut erforscht sind, kann die Gegenstrahlungsintensität im Prinzip anstelle von direkten Messungen auch durch Modellrechnungen ermittelt werden, sofern der Zustand der Atmosphäre hinreichend genau bekannt ist. Kennt man beispielsweise den Atmosphärenzustand in verschiedenen Höhen, so lässt sich die Gegenstrahlung in Bodennähe recht genau durch Rechenmethoden bestimmen, welche den Strahlungstransport in der gleichzeitig emittierenden und absorbierenden Atmosphäre beschreiben. Der zur Erlangung der Atmosphärendaten erforderliche Aufwand (z. B. Radiosondenaufstiege) setzt dem Vorteil der Methode allerdings Grenzen.
Wegen der kurzen Reichweite der langwelligen Strahlung in der Atmosphäre stammt die am Erdboden eintreffende Gegenstrahlung maximal aus ein paar hundert Metern Höhe (siehe oben), so dass eine gute Abschätzung der Strahlungsintensität bereits bei Kenntnis des bodennahen Atmosphärenzustands möglich ist. Hierzu wurden verschiedene empirische Formeln entwickelt. Die Haupteinflussgröße ist die Temperatur. Hier steht meist die von Wetterstationen in 2 m Höhe gemessene Lufttemperatur zur Verfügung. Die Änderung der Temperatur über den relevanten Höhenbereich ist gering und kann durch geeignete empirische Formelparameter berücksichtigt werden. Die Konzentrationen der meisten Treibhausgase sind mehr oder weniger konstant und können ebenfalls über feste Parameter erfasst werden. Lediglich der Wasserdampfgehalt ist stark variabel, weshalb einige Formeln die Luftfeuchtigkeit als Eingangsvariable berücksichtigen. Zu dem auf diese Weise abschätzbaren Strahlungsanteil des klaren Himmels kommt gegebenenfalls der zusätzliche Beitrag von Bewölkung.
Die Gegenstrahlung bei wolkenlosem Himmel lässt sich beispielsweise über die abschätzen:
Bei vollständig bewölktem Himmel und niedrig liegenden Wolken entspricht die Temperatur der Wolkenunterseite (Kondensationsniveau) in guter Näherung der von einer Wetterstation (üblicherweise in 2 m Höhe) gemessenen Taupunkttemperatur. Die Wolken emittieren als Schwarze Strahler mit dieser Temperatur:
Die Gegenstrahlung eines teilweise bewölkten Himmels setzt sich anteilig zusammen aus den Beiträgen der Wolkenunterseiten und der klaren Himmelsflächen:
mit:
- : atmosphärische Gegenstrahlung
- : atmosphärische Gegenstrahlung bei wolkenlosem Himmel
- : atmosphärische Gegenstrahlung bei bedecktem Himmel
- : Stefan-Boltzmann-Konstante
- : Stationstemperatur (in 2 m Höhe)
- : Taupunkttemperatur in Stationshöhe
- : Wasserdampfpartialdruck an der Station
- : Bedeckungsgrad
Die mit diesen Formeln aus Lufttemperatur und Luftfeuchte berechneten Gegenstrahlungswerte für einen vollständig klaren und einen vollständig bedeckten Himmel sind zum Vergleich mit den Messwerten in das Diagramm des vorhergehenden Abschnitts eingezeichnet (blaue bzw. graue Kurve). Wie zu erkennen ist, stimmt die Messkurve während des bewölkten Vormittags gut mit den für bewölkten Himmel berechneten Werten und nach dem Aufklaren gut mit den für klaren Himmel berechneten Werten überein. Am Abend nahm die Bewölkung offenbar wieder zu.
Strahlungsbilanz
Nachts bei klarem Himmel
Bei klarem Himmel besteht die Gegenstrahlung hauptsächlich aus der Wärmestrahlung der Atmosphärengase. Die für die Emission maßgebliche Temperatur ist praktisch identisch mit der bodennahen Lufttemperatur und damit ähnlich der Temperatur des ebenfalls abstrahlenden Erdbodens. Der Erdboden emittiert jedoch praktisch als Schwarzer Strahler, während die Intensität der atmosphärischen Strahlung wegen der Lücken im Emissionsspektrum trotz ähnlicher Temperatur deutlich geringer ist.
Die terrestrische Ausstrahlung kann daher durch die atmosphärische Gegenstrahlung nur teilweise kompensiert werden und die Erdoberfläche kühlt ab: klare Nächte sind besonders kühl. Die Erdoberfläche und andere terrestrische Oberflächen (Hausdächer, Hausfassaden, Autoscheiben etc.) können dabei nicht nur unter die Lufttemperatur, sondern sogar unter die Taupunkttemperatur abkühlen. Folge dieser nächtlichen Unterkühlung sind dann Tauwasserausfall und im Winter Reifbildung.
Im Wüstenklima enthält die Luft nur noch geringe Spuren des Treibhausgases Wasserdampf; die Gegenstrahlung hat besonders geringe Intensität und Wüstennächte sind sehr kalt.
Die an Fernrohren angebrachten Taukappen haben den Zweck, den Strahlungsverlust und damit die Unterkühlung der Objektivlinse zu verringern, indem sie einen Teil des Himmels im Gesichtsfeld der Linse abdecken. Aus diesem Bereich des Himmels erhält die Linse Strahlung von der gut abstrahlenden Taukappe anstelle der geringeren Strahlung aus der fast gleich warmen aber weniger gut strahlenden Atmosphäre.
Nachts bei bedecktem Himmel
Bei bedecktem Himmel ist die Gegenstrahlung wegen des Beitrags der Wolken merklich intensiver. Da in gemäßigten Breiten nachts die relative Feuchte im Mittel etwa 80 % und mehr beträgt, liegt die für die Gegenstrahlung der Bewölkung maßgebliche Taupunkttemperatur nur knapp unter der Lufttemperatur.
Dem Erdboden, der ebenfalls ungefähr Lufttemperatur hat, stehen nun gut strahlende Wolken ähnlicher Temperatur gegenüber. Die Strahlungsbilanz ist fast ausgeglichen und die Erdoberfläche kühlt nur wenig ab: Bedeckte Nächte sind wärmer, es fällt nur wenig oder gar kein Tau aus.
Tagsüber
Tagsüber liegt dieselbe je nach Bewölkungsgrad mehr oder weniger unausgeglichene Bilanz von terrestrischer Ausstrahlung und atmosphärischer Gegenstrahlung vor. Die während des Tages zusätzlich einfallende kurzwellige Sonnenstrahlung wird jedoch überwiegend vom Erdboden und weit weniger von der Atmosphäre absorbiert, so dass die Erdoberflächentemperatur über die Lufttemperatur steigt. Die gesamte lang- und kurzwellige Strahlungsbilanz ist für den Erdboden nun positiv.
Beispiel
Mit Gegenstrahlung ist die nachfolgend beschriebene Erscheinung ein seltenes Ereignis. Ohne die Existenz der Gegenstrahlung (oder die gleichwertige Betrachtungsweise, dass der Wärmestrom von einem warmen zum kühleren Körper auch von der Temperatur des kühleren Körpers abhängt) würde die nachfolgend beschriebene Erscheinung fast jede Nacht eintreten.
Man betrachte einen Grashalm in einer klaren windstillen Herbstnacht. Die Lufttemperatur betrage +5 °C, die Luftfeuchte 90 %, der konvektive Wärmeübergangskoeffizient 5 W/m²K, der Emissionsgrad des Grases 0,95. Die Unterseite des Halms stehe mit darunterliegenden Halmen derselben Temperatur im Strahlungsgleichgewicht, die Oberseite strahle gegen den klaren Himmel ab. Sie gewinnt die atmosphärische Gegenstrahlung sowie den konvektiven Wärmestrom aus der Umgebungsluft und verliert ihre thermische Eigenemission gemäß dem Stefan-Boltzmann-Gesetz. Ihre Energiebilanz lautet also:
mit
Energiebilanz, W/m² | |
atmosphärische Gegenstrahlung bei wolkenlosem Himmel, W/m² | |
konvektiver Wärmeübergangskoeffizient, W/m²K | |
Emissionsgrad der Oberfläche, 0…1 | |
Lufttemperatur, K | |
Oberflächentemperatur, K |
Unter den gegebenen Bedingungen beträgt der Wasserdampfpartialdruck 7,85 hPa, die atmosphärische Gegenstrahlung also 240 W/m². Die thermische Emission der anfangs auf 5 °C befindlichen Oberfläche beläuft sich zunächst auf 322 W/m². Da die Oberfläche mehr Wärme verliert als gewinnt, kühlt sie ab. Dabei nehmen die Emissionsverluste wegen der fallenden Temperatur ab, während der konvektive Wärmezustrom wegen der anwachsenden Temperaturdifferenz zwischen Oberfläche und Luft zunimmt. Sobald sich thermisches Gleichgewicht eingestellt hat, ist die Energiebilanz Null (Verluste und Gewinne heben sich auf) und Lösen der Bilanzgleichung liefert die Oberflächentemperatur .
Der Grashalm unterkühlt also merklich unter die Lufttemperatur. Er unterschreitet nicht nur die Taupunkttemperatur der Luft (+3,5 °C), so dass Tau ausfällt, er unterschreitet auch den Gefrierpunkt, so dass sich der Tau als Reif niederschlägt (bei fortdauerndem Bereifen wäre die freiwerdende Latentwärme in der Energiebilanz zu berücksichtigen). Es tritt Bodenfrost (konkret Strahlungsfrost) auf, obwohl die Lufttemperatur deutlich über dem Gefrierpunkt liegt.
In der Praxis fällt die Unterkühlung meist geringer aus als in diesem vereinfachten Beispiel. Die Wärmekapazität einer thermisch trägeren Oberfläche, tagsüber aufgenommene Wärmereserven sowie infolge Tau- oder Reifbildung frei werdende Latentwärme können die Abkühlung verzögern. Wind verstärkt die konvektive Wärmezufuhr und verringert die Unterkühlung. Insbesondere können die Strahlungsverluste der abstrahlenden Oberfläche vermindert werden, wenn sich in ihrem Gesichtsfeld terrestrische Objekte befinden. Solche Objekte geben allein aufgrund ihrer besseren Strahlungseigenschaften mehr Strahlung (terrestrische Gegenstrahlung) ab als die Luft, selbst wenn sie nicht wärmer als die Luft sind. Pflanzen können durch Bedecken mit einer Plane vor Strahlungsfrost bewahrt werden, weil die Plane (obwohl sie selbst nur Lufttemperatur hat) stärker strahlt als die Luft. Pflanzen, die an einen „geschützten“ Platz in einer Mauerecke gestellt werden, sehen weniger Himmel und verlieren weniger Wärmestrahlung.
Das Beispiel illustriert die mikroklimatischen Folgen des Umstandes, dass die Luft ein relativ schlechter Wärmestrahler ist. Andererseits hat die Tatsache, dass die Luft überhaupt Wärmestrahlung abgibt, erhebliche makroklimatische Folgen. Wiederholt man die obige Rechnung für den hypothetischen Fall , so erhält man eine Abkühlung der jetzt unkompensiert abstrahlenden Oberfläche auf −32 °C. Eine solch ausgeprägte nächtliche Unterkühlung unter die Lufttemperatur widerspräche jeglicher Alltagserfahrung. Die wärmende Wirkung der atmosphärischen Gegenstrahlung ist demnach von erheblicher Bedeutung. Man bezeichnet diese Wirkung als den natürlichen atmosphärischen Treibhauseffekt.
Treibhauseffekt
Hauptartikel: Treibhauseffekt
Die Erdoberfläche absorbiert im globalen und langfristigen Mittel etwa 175 W/m² an Sonnenstrahlung. Da sich die Erde – von klimatologischen Schwankungen abgesehen – langfristig weder erheblich erwärmt noch abkühlt, befindet sie sich offenbar im Strahlungsgleichgewicht mit der Sonne und muss im Mittel einen Wärmestrom desselben Betrags abgeben. Die mittlere Temperatur der Erdoberfläche beträgt etwa 288 K. Betrachtet man die Erde in freilich erheblicher Vereinfachung als Kugel mit einheitlicher Oberflächentemperatur, so strahlt sie nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz (bei 288 K und angenommenem Emissionsgrad 0,95) eine Wärmeleistung von 373 W/m² ab, was deutlich über der Zustrahlung liegt und das Strahlungsgleichgewicht zu verletzen scheint.
Die Diskrepanz löst sich auf, wenn der Strahlungsbeitrag der Atmosphäre berücksichtigt wird. Der Erdboden empfängt im Mittel nicht nur 175 W/m² an Sonnenstrahlung, sondern auch 300 W/m² an Gegenstrahlung. Bei insgesamt 475 W/m² Strahlungsgewinn und 373 W/m² Strahlungsverlust verbleibt dem Erdboden ein Wärmegewinn von etwa 100 W/m², den er über Konvektion und Verdunstung an die Atmosphäre abgibt. Die Energiebilanz der Erdoberfläche bleibt also dank der atmosphärischen Gegenstrahlung trotz der relativ hohen Oberflächentemperatur gewahrt.
Der Erdboden erhält im globalen Mittel aus der Atmosphäre knapp doppelt so viel Wärmestrahlung (300 W/m²) wie von der Sonne (175 W/m²). Gäbe es diese Zustrahlung der Atmosphäre nicht, so würde die Energiebilanz nur eine erheblich geringere Wärmeabstrahlung und damit eine geringere Erdoberflächentemperatur zulassen. Die übliche Überschlagsrechnung setzt die von Erdboden und Atmosphäre absorbierten solaren Wärmegewinne an (bei einer planetaren Albedo von 30 % insgesamt etwa 240 W/m²) und findet, dass sie ohne Treibhauseffekt mit der Wärmeabstrahlung bei −15 °C (angenommener Emissionsgrad 0,95) oder −18 °C (Emissionsgrad 1,0) im Gleichgewicht stehen. Die 30 K Temperaturunterschied zu den tatsächlichen Verhältnissen werden dem Treibhauseffekt zugeschrieben.
Die Situation eines Planeten mit Atmosphäre aber ohne Treibhauseffekt ist zu unterscheiden von der Situation ohne Atmosphäre, wie sie beispielsweise beim Mond vorzufinden ist. Eine Atmosphäre streut einen Teil des Lichts zurück in den Weltraum, damit erhöht sich die Albedo im Vergleich zu einem Körper ohne Atmosphäre. Der absorptionsbedingte solare Wärmegewinn des fast ausschließlich von Direktstrahlung getroffenen Bodens ist ohne Atmosphäre höher. Für eine Oberflächenalbedo von 10 % ergeben sich mittlere Oberflächentemperaturen von 0 °C (Emissionsgrad 0,95) bzw. −3 °C (Emissionsgrad 1). Eine Atmosphäre, und in noch größerem Ausmaß eine Bewölkung, verringert zwar durch eine erhöhte Albedo den Anteil der Direktstrahlung, erhöht aber durch die damit verbundene Gegenstrahlung die einfallende Strahlungsleistung in Bodennähe und damit die Bodentemperatur, weil der Boden dann nur durch eine höhere Temperatur eine ausgeglichene Strahlungsbilanz erreichen kann. Neben den Effekten von Albedo und Gegenstrahlung wirkt eine Atmosphäre darüber hinaus auch ausgleichend auf Temperaturverlauf und regionale Temperaturverteilung: Winde transportieren Energie (meist polwärts) und die Wärmekapazität der Atmosphäre verringert den Temperaturunterschied zwischen Tag- und Nachttemperaturen.
Der soeben beschriebene Treibhauseffekt ist eine natürliche Konsequenz der atmosphärischen Eigenschaften und mit seinen Auswirkungen auf die Temperaturverhältnisse der Erde eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung der Biosphäre. Änderungen des Treibhauseffekts sind Teil der als Strahlungsantrieb zusammengefassten Änderungen des Strahlungshaushalts gegenüber dem Referenzjahr 1750.
Literatur
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- K. Blümel et al.: Entwicklung von Testreferenzjahren (TRY) für Klimaregionen der Bundesrepublik Deutschland. BMFT, Forschungsbericht T 86-051, 1986.
- R. Geiger, R. H. Aron, P. Todhunter: The Climate Near the Ground. 5. Auflage, Vieweg, Braunschweig 1995, ISBN 3-528-08948-2.
- H. Häckel: Meteorologie. Ulmer, Stuttgart 1999, ISBN 3-8001-2728-8.
- M.G. Iziomon, H. Mayer, A. Matzarakis: Downward atmospheric longwave irradiance under clear and cloudy skies: Measurement and parameterization. Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics 65 (2003), S. 1107–1116 (PDF ( vom 12. Januar 2006 im Internet Archive), 325 kB).
- G. H. Liljequist, K. Cehak: Allgemeine Meteorologie. 3. Auflage, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden 1984, ISBN 3-540-41565-3.
- H. Malberg: Meteorologie und Klimatologie. Eine Einführung. 4. Auflage, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 2002, ISBN 3-540-42919-0.
- F. Möller: Einführung in die Meteorologie. Band 2: Physik der Atmosphäre. Bibliographisches Institut, Mannheim 1973, ISBN 3-411-00288-3.
- W. Roedel: Physik unserer Umwelt: Die Atmosphäre. 3. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2000, ISBN 3-540-67180-3, 1.3 Terrestrische Strahlung, S. 38–41.
- U. Wolfseher: Der Wärmetransport an Bauteiloberflächen unter besonderer Berücksichtigung des langwelligen Strahlungsaustausches. Gesundheits-Ingenieur – Haustechnik – Bauphysik – Umwelttechnik 102 (1981) Heft 4, S. 184–200.
Weblinks
- Earth’s radiation budget and Greenhouse Effect, archive.org Memento vom 28. Dez. 2010
Einzelnachweise
- Kevin E. Trenberth, John T. Fasullo, Jeffrey Kiehl: Earth’s Global Energy Budget. In: Bulletin of the American Meteorological Society. Band 90, Nr. 3, 2009, S. 311–324, doi:10.1175/2008BAMS2634.1. , Fig. 1, S. 314.
- R. Geiger, R.H. Aron, P. Todhunter: The Climate Near the Ground. 5th ed., Vieweg, Braunschweig 1995, ISBN 3-528-08948-2, S. 11: „Longwave radiation emitted by the atmosphere G is termed counterradiation (sometimes called longwave irradiance or atmospheric radiation) since it counteracts the terrestrial radiation loss from the surface.“
- Vorlesungsmaterial von Prof. W. de Boer von der Universität Karlsruhe zum Thema Rotation und Vibration von Molekülen (SS 2005) ( vom 21. Juni 2007 im Internet Archive)
- F. Möller: Einführung in die Meteorologie. Band 2: Physik der Atmosphäre. Bibliographisches Institut, Mannheim 1973, ISBN 3-411-00288-3, S. 51.
- W. Roedel: Physik unserer Umwelt: Die Atmosphäre. 2. Auflage, Springer, Berlin 1994, ISBN 3-540-57885-4, S. 40.
- R. Geiger, R. H. Aron, P. Todhunter: The Climate Near the Ground. 5. Auflage, Vieweg, Braunschweig 1995, ISBN 3-528-08948-2, S. 21.
- Kipp & Zonen (Hrsg.): Instruction Manual CG1/CG2 Pyrgeometer / Net Pyrgeometer. Delft 1992.
- H. Häckel: Meteorologie. Ulmer, Stuttgart 1999, ISBN 3-8001-2728-8, S. 184, Tab. 14.
- W. Roedel: Physik unserer Umwelt: Die Atmosphäre. 2. Auflage, Springer, Berlin 1994, ISBN 3-540-57885-4, S. 37f.
- F. Möller: Einführung in die Meteorologie. Band 2: Physik der Atmosphäre. Bibliographisches Institut, Mannheim 1973, ISBN 3-411-00288-3, S. 53.
- K. Blümel et al.: Entwicklung von Testreferenzjahren (TRY) für Klimaregionen der Bundesrepublik Deutschland. BMFT, Forschungsbericht T 86-051, 1986, S. 73 (unter Korrektur eines Vorzeichenfehlers).
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die atmospharische Gegenstrahlung ist der Anteil der Warmestrahlung aus der Atmosphare der in Richtung der Erde abgestrahlt wird und dessen Energie somit im System der Erde verbleibt Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Energiebilanz an der Oberflache und tragt zum Treibhauseffekt bei Sie heisst Gegenstrahlung da sie dem Netto Strahlungstransport von der Erde in das All entgegengesetzt ist und so die Strahlungsverluste der Erdoberflache verringert Beispiel einer Modellrechnung von 2009 zur mittleren jahrlichen Strahlungsbilanz der Erde fur den Zeitraum von Marz 2000 bis Mai 2004 Die Berechnungen wurden aufgrund von Satellitendaten CERES erstellt Die Breite der breiten Pfeile deutet die Proportionen des Energieflusses an Die Gegenstrahlung ist rechts unten dargestellt Je nach Teilgebiet der Physik ist die Grosse Gegenstrahlung verschieden zu interpretieren In der quantenmechanischen Betrachtung bezeichnet sie die Warmestrahlung vom kalten zum warmen Korper untrennbar mit der intensiveren Strahlung in umgekehrter Richtung verbunden In der thermodynamischen Betrachtung bezeichnet die Gegenstrahlung einen der Terme in der Strahlungsbilanz so dass alle Terme jeweils nur von der Temperatur eines der betrachteten Korper abhangen Im idealisierten Treibhausmodell ist sie ein wesentlicher Bestandteil der Rechnung BeschreibungDie von Treibhausgasen und Aerosolen in einem Volumenelement ausgehende Warmestrahlung hangt von der lokalen Temperatur ab siehe Stefan Boltzmann Gesetz und von der spektralen Durchsichtigkeit siehe unten Die Strahlung wird isotrop gleichformig in alle Richtungen abgestrahlt Die den Boden erreichende Gegenstrahlung stammt fur verschiedene Wellenlangen im Mittel aus verschiedenen Hohen und damit Temperaturbereichen Im mittleren Infrarot kommt bei klarem Himmel ein grosserer Anteil der Strahlung aus dem kalten Weltraum anstatt der Atmosphare siehe Atmospharisches Fenster In diesem Wellenlangenbereich transportiert daher die Gegenstrahlung besonders wenig Energie Gerade in diesem Bereich liegt bei der Temperatur der Erdoberflache das Strahlungsmaximum eines schwarzen Strahlers der ein gutes Modell fur den Erdboden ist Er erhalt daher weniger Warmestrahlung aus der Atmosphare als er ausstrahlt und kuhlt nachts leicht unter die Temperatur der bodennahen Luft ab Dann kann sich abhangig von den Wetterverhaltnissen Tau Reif oder Bodenfrost bilden StrahlungsquellenAtmospharengase Die Hauptbestandteile der Luft N2 O2 Ar sind IR inaktiv werden also durch Warmestrahlung weder angeregt noch emittieren sie solche Verschiedene mehratomig aufgebaute Spurengase absorbieren und emittieren jedoch in charakteristischen Absorptionsbanden sehr intensiv und stellen damit Treibhausgase dar Wasserdampf und Ozon sind gewinkelte Molekule mit statischem Dipolmoment Methan und Kohlendioxid besitzen aufgrund ihres symmetrischen Aufbaus kein statisches Dipolmoment erhalten jedoch durch Schwingungsanregung ein Ubergangsdipolmoment und emittieren daher Spektrum der Gegenstrahlung blau bei klarem Himmel Die hier betrachteten im langwelligen Infrarot gelegenen Spektrallinien entstehen nicht bei Ubergangen zwischen verschiedenen Energieniveaus der Elektronenhulle sondern bei Ubergangen zwischen verschiedenen Rotations oder Schwingungszustanden des Molekuls siehe Molekularphysik Solche Ubergange erzeugen typischerweise in einem begrenzten Wellenlangenbereich eine Vielzahl nahe beieinander liegender Spektrallinien eine solche Ansammlung von Spektrallinien nennt man eine Spektralbande Wasserdampf besitzt eine intensive Rotations Schwingungs Bande im Bereich von 5 bis 8 mm wahrend seine Rotationsbande die Wellenlangen oberhalb von 17 mm belegt Kohlendioxid besitzt eine ebenfalls sehr intensive Bande zwischen 13 und 17 mm Eine relativ schwache Bande des Ozons liegt bei 9 6 mm Die nebenstehende Abbildung zeigt das beschriebene atmospharische Bandenspektrum als Emissionsspektrum von Luft bei einer angenommenen Temperatur von 288 K ca 15 C globale Durchschnittstemperatur Die hier schematisch als durchgehende Flachen blau dargestellten Banden bestehen in Wirklichkeit aus einer Vielzahl von eng aneinanderliegenden und einander teilweise uberlappenden Spektrallinien Der Vergleich mit dem Emissionsspektrum eines Schwarzen Korpers derselben Temperatur hellbraun zeigt dass die Luft im Bereich der Banden fast so effizient emittiert wie der Schwarze Korper in den Lucken zwischen den Banden jedoch so gut wie gar nicht Insbesondere gibt es ein ausgepragtes Fenster im Bereich von etwa 8 bis 13 mm in dem praktisch keine Emission stattfindet ausser der schwachen Ozonbande liegt im Fenster lediglich ein sehr schwaches Wasserdampfkontinuum die schwachen Banden von Methan und Distickstoffmonoxid fallen in den Bereich zwischen 7 und 8 mm auf der Flanke der linken Wasserdampfbande Die insgesamt von der Luft abgegebene thermische Strahlungsleistung ist daher geringer als die von einem Schwarzen Korper derselben Temperatur emittierte Leistung Luft ist ein Warmestrahler mit relativ geringer Effizienz Da wegen des kirchhoffschen Strahlungsgesetzes ein Strahler bei denjenigen Wellenlangen bei denen er gut emittiert auch gut absorbiert stellt die Abbildung gleichzeitig das Absorptionsspektrum von Luft gegenuber thermischer Strahlung dar Darum durchlaufen die Emissionen der Gase nur eine kurze freie Weglange bevor sie von den Gasen wieder absorbiert und erneut emittiert werden Die von hoheren Luftschichten in Richtung Erdboden emittierte Strahlung wird nach kurzer Strecke von den tieferliegenden Luftschichten absorbiert und tragt zu deren Erwarmung bei erreicht aber den Erdboden nicht Dorthin gelangt sie erst nach mehreren Absorptions und Reemissionszyklen Die am Erdboden eintreffende Gegenstrahlung stammt bei klarem Himmel deshalb maximal aus einigen hundert Metern Hohe und damit aus einer Luftschicht in der sich die Temperatur nur geringfugig gegenuber dem bodennahen Wert andert Fur die am Erdboden ankommende Strahlungsintensitat ist daher im Wesentlichen die bodennahe Lufttemperatur massgebend wie etwa der von Wetterstationen standardgemass in 2 m Hohe bestimmte Lufttemperatur Messwert Aerosole In der Atmosphare enthaltene Aerosole also Flussigkeitstropfchen oder kleine Festkorper senden keine Linienspektren sondern kontinuierliche Spektren aus vgl das Schwarzkorperspektrum in obiger Abbildung und strahlen daher auch in den von den Emissionslinien der Gase gelassenen Lucken des Spektrums Sie konnen in hinreichender Konzentration die Gesamtstrahlung deutlich erhohen und das Strahlungsdefizit gegenuber einem Schwarzen Korper stark vermindern die Summe aus Atmospharen und Aerosolstrahlung kann aber aus thermodynamischen Grunden bei keiner Wellenlange starker als die Strahlung eines Schwarzen Strahlers sein Von besonderer Bedeutung sind Wolken deren Wassertropfchen oder Eiskristalle praktisch Schwarze Strahler darstellen Bei niedrig liegenden Wolken entspricht die Temperatur der Wolkenunterseite Kondensationsniveau in guter Naherung der von einer Wetterstation ublicherweise in 2 m Hohe gemessenen Taupunkttemperatur Bei hinreichender Dicke der Bewolkungsschicht strahlen die Wolken als Schwarze Strahler mit dieser Temperatur Aus diesem Grund kuhlt die Erdoberflache in bewolkten Nachten kaum ab es herrscht ein Strahlungsgleichgewicht MessungEin Pyrgeometer zur Messung der Gegenstrahlung Hauptartikel Pyrgeometer Zur Messung der Gegenstrahlung eignen sich unter anderem so genannte Pyrgeometer In einem Schutzgehause ist eine Thermosaule untergebracht deren eines Ende die Messflache geschwarzt und durch ein Fenster auf den Himmel ausgerichtet ist wahrend das andere Ende thermischen Kontakt mit dem Gehause hat Das mit einem Interferenzfilter ausgestattete Fenster lasst nur Strahlung im Wellenlangenbereich von 5 bis 25 mm passieren insbesondere also keine Sonnenstrahlung Die Messflache gibt aufgrund ihrer Temperatur Warmestrahlung gegen den Himmel ab und erhalt von dort die Gegenstrahlung zugesandt Je nach Bilanz zwischen aus und eingehender Strahlung erwarmt sich die Messflache oder kuhlt sich ab Die von der Thermosaule abgegebene Messspannung ist proportional zu dieser Temperaturanderung und erlaubt mittels eines geeigneten Kalibrierfaktors die momentane Strahlungsbilanz zu ermitteln z B 35 4 W m Mit der gleichzeitig separat gemessenen Gehausetemperatur kann uber das Stefan Boltzmann Gesetz die Eigenemission des Gerates bestimmt werden Da die gemessene Strahlungsbilanz die Differenz aus Gegenstrahlung und Eigenemission ist lasst sich die Gegenstrahlung als Summe aus Strahlungsbilanz und Eigenemission ermitteln Verlauf der gemessenen Gegenstrahlung am 6 Oktober 2005 Die rote Kurve im nebenstehenden Diagramm zeigt den auf diese Weise von einer Wetterstation bei Munchen gemessenen Verlauf der Gegenstrahlung am 6 Oktober 2005 Wahrend des Vormittags herrschte Hochnebel Die Nebeltropfchen trugen als effiziente langwellige Strahler zu relativ hohen Strahlungswerten von ca 370 W m bei Gegen Mittag loste sich der Nebel auf und liess einen klaren Himmel zuruck Die Atmospharengase alleine sind weniger effiziente langwellige Strahler die Strahlungswerte gingen daher merklich zuruck auf etwa 300 W m Die graue und die blaue Kurve wurden zum Vergleich fur bedeckten bzw klaren Himmel mittels empirischer Strahlungsmodelle siehe unten aus den gleichzeitig gemessenen Temperaturen und Luftfeuchten berechnet Die im Laufe eines Jahres an einem typischen Standort in Mitteleuropa anzutreffende Variationsbreite der Gegenstrahlungsintensitat reicht von unter 200 W m in klaren Winternachten bis deutlich uber 400 W m an bedeckten Sommertagen Uber das Jahr und den ganzen Globus gemittelt betragt die Intensitat der Gegenstrahlung etwa 300 W m Im Vergleich dazu erreicht die langwellige Abstrahlung der Erdoberflache im globalen Mittel unter Annahme einer mittleren Temperatur von ca 288 K etwa 373 W m so dass der Erdboden im Mittel einem Verlust von etwa 70 W m infolge langwelliger Abstrahlung unterliegt Eine Messung von u a der atmospharischen Gegenstrahlung findet z B an den 50 Stationen des World Radiation Monitoring Center statt Rechnerische ModellierungDa die Strahlungsmechanismen bekannten physikalischen Gesetzmassigkeiten unterliegen und die Strahlungseigenschaften der Treibhausgase gut erforscht sind kann die Gegenstrahlungsintensitat im Prinzip anstelle von direkten Messungen auch durch Modellrechnungen ermittelt werden sofern der Zustand der Atmosphare hinreichend genau bekannt ist Kennt man beispielsweise den Atmospharenzustand in verschiedenen Hohen so lasst sich die Gegenstrahlung in Bodennahe recht genau durch Rechenmethoden bestimmen welche den Strahlungstransport in der gleichzeitig emittierenden und absorbierenden Atmosphare beschreiben Der zur Erlangung der Atmospharendaten erforderliche Aufwand z B Radiosondenaufstiege setzt dem Vorteil der Methode allerdings Grenzen Wegen der kurzen Reichweite der langwelligen Strahlung in der Atmosphare stammt die am Erdboden eintreffende Gegenstrahlung maximal aus ein paar hundert Metern Hohe siehe oben so dass eine gute Abschatzung der Strahlungsintensitat bereits bei Kenntnis des bodennahen Atmospharenzustands moglich ist Hierzu wurden verschiedene empirische Formeln entwickelt Die Haupteinflussgrosse ist die Temperatur Hier steht meist die von Wetterstationen in 2 m Hohe gemessene Lufttemperatur zur Verfugung Die Anderung der Temperatur uber den relevanten Hohenbereich ist gering und kann durch geeignete empirische Formelparameter berucksichtigt werden Die Konzentrationen der meisten Treibhausgase sind mehr oder weniger konstant und konnen ebenfalls uber feste Parameter erfasst werden Lediglich der Wasserdampfgehalt ist stark variabel weshalb einige Formeln die Luftfeuchtigkeit als Eingangsvariable berucksichtigen Zu dem auf diese Weise abschatzbaren Strahlungsanteil des klaren Himmels kommt gegebenenfalls der zusatzliche Beitrag von Bewolkung Die Gegenstrahlung bei wolkenlosem Himmel lasst sich beispielsweise uber die abschatzen Ag k sTSt4 0 790 0 174 10 0 041hPa 1 e displaystyle A mathrm g k sigma T mathrm St 4 0 790 0 174 cdot 10 0 041 mathrm hPa 1 cdot e Bei vollstandig bewolktem Himmel und niedrig liegenden Wolken entspricht die Temperatur der Wolkenunterseite Kondensationsniveau in guter Naherung der von einer Wetterstation ublicherweise in 2 m Hohe gemessenen Taupunkttemperatur Die Wolken emittieren als Schwarze Strahler mit dieser Temperatur Ag w sTd St4 displaystyle A mathrm g w sigma T mathrm d St 4 Die Gegenstrahlung eines teilweise bewolkten Himmels setzt sich anteilig zusammen aus den Beitragen der Wolkenunterseiten und der klaren Himmelsflachen Ag N Ag w 1 N Ag k displaystyle A mathrm g N cdot A mathrm g w 1 N cdot A mathrm g k mit Ag displaystyle A mathrm g atmospharische Gegenstrahlung Ag k displaystyle A mathrm g k atmospharische Gegenstrahlung bei wolkenlosem Himmel Ag w displaystyle A mathrm g w atmospharische Gegenstrahlung bei bedecktem Himmel s displaystyle sigma Stefan Boltzmann Konstante TSt displaystyle T mathrm St Stationstemperatur in 2 m Hohe Td St displaystyle T mathrm d St Taupunkttemperatur in Stationshohe e displaystyle e Wasserdampfpartialdruck an der Station N displaystyle N Bedeckungsgrad Die mit diesen Formeln aus Lufttemperatur und Luftfeuchte berechneten Gegenstrahlungswerte fur einen vollstandig klaren und einen vollstandig bedeckten Himmel sind zum Vergleich mit den Messwerten in das Diagramm des vorhergehenden Abschnitts eingezeichnet blaue bzw graue Kurve Wie zu erkennen ist stimmt die Messkurve wahrend des bewolkten Vormittags gut mit den fur bewolkten Himmel berechneten Werten und nach dem Aufklaren gut mit den fur klaren Himmel berechneten Werten uberein Am Abend nahm die Bewolkung offenbar wieder zu StrahlungsbilanzNachts bei klarem Himmel Bei klarem Himmel besteht die Gegenstrahlung hauptsachlich aus der Warmestrahlung der Atmospharengase Die fur die Emission massgebliche Temperatur ist praktisch identisch mit der bodennahen Lufttemperatur und damit ahnlich der Temperatur des ebenfalls abstrahlenden Erdbodens Der Erdboden emittiert jedoch praktisch als Schwarzer Strahler wahrend die Intensitat der atmospharischen Strahlung wegen der Lucken im Emissionsspektrum trotz ahnlicher Temperatur deutlich geringer ist Die terrestrische Ausstrahlung kann daher durch die atmospharische Gegenstrahlung nur teilweise kompensiert werden und die Erdoberflache kuhlt ab klare Nachte sind besonders kuhl Die Erdoberflache und andere terrestrische Oberflachen Hausdacher Hausfassaden Autoscheiben etc konnen dabei nicht nur unter die Lufttemperatur sondern sogar unter die Taupunkttemperatur abkuhlen Folge dieser nachtlichen Unterkuhlung sind dann Tauwasserausfall und im Winter Reifbildung Im Wustenklima enthalt die Luft nur noch geringe Spuren des Treibhausgases Wasserdampf die Gegenstrahlung hat besonders geringe Intensitat und Wustennachte sind sehr kalt Die an Fernrohren angebrachten Taukappen haben den Zweck den Strahlungsverlust und damit die Unterkuhlung der Objektivlinse zu verringern indem sie einen Teil des Himmels im Gesichtsfeld der Linse abdecken Aus diesem Bereich des Himmels erhalt die Linse Strahlung von der gut abstrahlenden Taukappe anstelle der geringeren Strahlung aus der fast gleich warmen aber weniger gut strahlenden Atmosphare Nachts bei bedecktem Himmel Bei bedecktem Himmel ist die Gegenstrahlung wegen des Beitrags der Wolken merklich intensiver Da in gemassigten Breiten nachts die relative Feuchte im Mittel etwa 80 und mehr betragt liegt die fur die Gegenstrahlung der Bewolkung massgebliche Taupunkttemperatur nur knapp unter der Lufttemperatur Dem Erdboden der ebenfalls ungefahr Lufttemperatur hat stehen nun gut strahlende Wolken ahnlicher Temperatur gegenuber Die Strahlungsbilanz ist fast ausgeglichen und die Erdoberflache kuhlt nur wenig ab Bedeckte Nachte sind warmer es fallt nur wenig oder gar kein Tau aus Tagsuber Tagsuber liegt dieselbe je nach Bewolkungsgrad mehr oder weniger unausgeglichene Bilanz von terrestrischer Ausstrahlung und atmospharischer Gegenstrahlung vor Die wahrend des Tages zusatzlich einfallende kurzwellige Sonnenstrahlung wird jedoch uberwiegend vom Erdboden und weit weniger von der Atmosphare absorbiert so dass die Erdoberflachentemperatur uber die Lufttemperatur steigt Die gesamte lang und kurzwellige Strahlungsbilanz ist fur den Erdboden nun positiv BeispielBereifte Grashalme Mit Gegenstrahlung ist die nachfolgend beschriebene Erscheinung ein seltenes Ereignis Ohne die Existenz der Gegenstrahlung oder die gleichwertige Betrachtungsweise dass der Warmestrom von einem warmen zum kuhleren Korper auch von der Temperatur des kuhleren Korpers abhangt wurde die nachfolgend beschriebene Erscheinung fast jede Nacht eintreten Man betrachte einen Grashalm in einer klaren windstillen Herbstnacht Die Lufttemperatur betrage 5 C die Luftfeuchte 90 der konvektive Warmeubergangskoeffizient 5 W m K der Emissionsgrad des Grases 0 95 Die Unterseite des Halms stehe mit darunterliegenden Halmen derselben Temperatur im Strahlungsgleichgewicht die Oberseite strahle gegen den klaren Himmel ab Sie gewinnt die atmospharische Gegenstrahlung sowie den konvektiven Warmestrom aus der Umgebungsluft und verliert ihre thermische Eigenemission gemass dem Stefan Boltzmann Gesetz Ihre Energiebilanz lautet also E eAg k ak ϑL ϑO esϑO4 displaystyle E varepsilon A mathrm g k alpha k vartheta mathrm L vartheta mathrm O varepsilon sigma vartheta mathrm O 4 mit E displaystyle E Energiebilanz W m Ag k displaystyle A mathrm g k atmospharische Gegenstrahlung bei wolkenlosem Himmel W m ak displaystyle alpha k konvektiver Warmeubergangskoeffizient W m Ke displaystyle varepsilon Emissionsgrad der Oberflache 0 1ϑL displaystyle vartheta mathrm L Lufttemperatur KϑO displaystyle vartheta mathrm O Oberflachentemperatur K Unter den gegebenen Bedingungen betragt der Wasserdampfpartialdruck 7 85 hPa die atmospharische Gegenstrahlung also 240 W m Die thermische Emission der anfangs auf 5 C befindlichen Oberflache belauft sich zunachst auf 322 W m Da die Oberflache mehr Warme verliert als gewinnt kuhlt sie ab Dabei nehmen die Emissionsverluste wegen der fallenden Temperatur ab wahrend der konvektive Warmezustrom wegen der anwachsenden Temperaturdifferenz zwischen Oberflache und Luft zunimmt Sobald sich thermisches Gleichgewicht eingestellt hat ist die Energiebilanz Null Verluste und Gewinne heben sich auf und Losen der Bilanzgleichung liefert die Oberflachentemperatur ϑO 5 1 C displaystyle vartheta mathrm O 5 1 circ mathrm C Der Grashalm unterkuhlt also merklich unter die Lufttemperatur Er unterschreitet nicht nur die Taupunkttemperatur der Luft 3 5 C so dass Tau ausfallt er unterschreitet auch den Gefrierpunkt so dass sich der Tau als Reif niederschlagt bei fortdauerndem Bereifen ware die freiwerdende Latentwarme in der Energiebilanz zu berucksichtigen Es tritt Bodenfrost konkret Strahlungsfrost auf obwohl die Lufttemperatur deutlich uber dem Gefrierpunkt liegt In der Praxis fallt die Unterkuhlung meist geringer aus als in diesem vereinfachten Beispiel Die Warmekapazitat einer thermisch trageren Oberflache tagsuber aufgenommene Warmereserven sowie infolge Tau oder Reifbildung frei werdende Latentwarme konnen die Abkuhlung verzogern Wind verstarkt die konvektive Warmezufuhr und verringert die Unterkuhlung Insbesondere konnen die Strahlungsverluste der abstrahlenden Oberflache vermindert werden wenn sich in ihrem Gesichtsfeld terrestrische Objekte befinden Solche Objekte geben allein aufgrund ihrer besseren Strahlungseigenschaften mehr Strahlung terrestrische Gegenstrahlung ab als die Luft selbst wenn sie nicht warmer als die Luft sind Pflanzen konnen durch Bedecken mit einer Plane vor Strahlungsfrost bewahrt werden weil die Plane obwohl sie selbst nur Lufttemperatur hat starker strahlt als die Luft Pflanzen die an einen geschutzten Platz in einer Mauerecke gestellt werden sehen weniger Himmel und verlieren weniger Warmestrahlung Das Beispiel illustriert die mikroklimatischen Folgen des Umstandes dass die Luft ein relativ schlechter Warmestrahler ist Andererseits hat die Tatsache dass die Luft uberhaupt Warmestrahlung abgibt erhebliche makroklimatische Folgen Wiederholt man die obige Rechnung fur den hypothetischen Fall Ag k 0 displaystyle A mathrm g k 0 so erhalt man eine Abkuhlung der jetzt unkompensiert abstrahlenden Oberflache auf 32 C Eine solch ausgepragte nachtliche Unterkuhlung unter die Lufttemperatur widersprache jeglicher Alltagserfahrung Die warmende Wirkung der atmospharischen Gegenstrahlung ist demnach von erheblicher Bedeutung Man bezeichnet diese Wirkung als den naturlichen atmospharischen Treibhauseffekt TreibhauseffektHauptartikel Treibhauseffekt Die Erdoberflache absorbiert im globalen und langfristigen Mittel etwa 175 W m an Sonnenstrahlung Da sich die Erde von klimatologischen Schwankungen abgesehen langfristig weder erheblich erwarmt noch abkuhlt befindet sie sich offenbar im Strahlungsgleichgewicht mit der Sonne und muss im Mittel einen Warmestrom desselben Betrags abgeben Die mittlere Temperatur der Erdoberflache betragt etwa 288 K Betrachtet man die Erde in freilich erheblicher Vereinfachung als Kugel mit einheitlicher Oberflachentemperatur so strahlt sie nach dem Stefan Boltzmann Gesetz bei 288 K und angenommenem Emissionsgrad 0 95 eine Warmeleistung von 373 W m ab was deutlich uber der Zustrahlung liegt und das Strahlungsgleichgewicht zu verletzen scheint Die Diskrepanz lost sich auf wenn der Strahlungsbeitrag der Atmosphare berucksichtigt wird Der Erdboden empfangt im Mittel nicht nur 175 W m an Sonnenstrahlung sondern auch 300 W m an Gegenstrahlung Bei insgesamt 475 W m Strahlungsgewinn und 373 W m Strahlungsverlust verbleibt dem Erdboden ein Warmegewinn von etwa 100 W m den er uber Konvektion und Verdunstung an die Atmosphare abgibt Die Energiebilanz der Erdoberflache bleibt also dank der atmospharischen Gegenstrahlung trotz der relativ hohen Oberflachentemperatur gewahrt Der Erdboden erhalt im globalen Mittel aus der Atmosphare knapp doppelt so viel Warmestrahlung 300 W m wie von der Sonne 175 W m Gabe es diese Zustrahlung der Atmosphare nicht so wurde die Energiebilanz nur eine erheblich geringere Warmeabstrahlung und damit eine geringere Erdoberflachentemperatur zulassen Die ubliche Uberschlagsrechnung setzt die von Erdboden und Atmosphare absorbierten solaren Warmegewinne an bei einer planetaren Albedo von 30 insgesamt etwa 240 W m und findet dass sie ohne Treibhauseffekt mit der Warmeabstrahlung bei 15 C angenommener Emissionsgrad 0 95 oder 18 C Emissionsgrad 1 0 im Gleichgewicht stehen Die 30 K Temperaturunterschied zu den tatsachlichen Verhaltnissen werden dem Treibhauseffekt zugeschrieben Die Situation eines Planeten mit Atmosphare aber ohne Treibhauseffekt ist zu unterscheiden von der Situation ohne Atmosphare wie sie beispielsweise beim Mond vorzufinden ist Eine Atmosphare streut einen Teil des Lichts zuruck in den Weltraum damit erhoht sich die Albedo im Vergleich zu einem Korper ohne Atmosphare Der absorptionsbedingte solare Warmegewinn des fast ausschliesslich von Direktstrahlung getroffenen Bodens ist ohne Atmosphare hoher Fur eine Oberflachenalbedo von 10 ergeben sich mittlere Oberflachentemperaturen von 0 C Emissionsgrad 0 95 bzw 3 C Emissionsgrad 1 Eine Atmosphare und in noch grosserem Ausmass eine Bewolkung verringert zwar durch eine erhohte Albedo den Anteil der Direktstrahlung erhoht aber durch die damit verbundene Gegenstrahlung die einfallende Strahlungsleistung in Bodennahe und damit die Bodentemperatur weil der Boden dann nur durch eine hohere Temperatur eine ausgeglichene Strahlungsbilanz erreichen kann Neben den Effekten von Albedo und Gegenstrahlung wirkt eine Atmosphare daruber hinaus auch ausgleichend auf Temperaturverlauf und regionale Temperaturverteilung Winde transportieren Energie meist polwarts und die Warmekapazitat der Atmosphare verringert den Temperaturunterschied zwischen Tag und Nachttemperaturen Der soeben beschriebene Treibhauseffekt ist eine naturliche Konsequenz der atmospharischen Eigenschaften und mit seinen Auswirkungen auf die Temperaturverhaltnisse der Erde eine wesentliche Voraussetzung fur die Entwicklung der Biosphare Anderungen des Treibhauseffekts sind Teil der als Strahlungsantrieb zusammengefassten Anderungen des Strahlungshaushalts gegenuber dem Referenzjahr 1750 LiteraturS Arrhenius 1896 On the Influence of Carbonic Acid in the Air upon the Temperature of the Ground In Philosophical Magazine and Journal of Science 41 Nr 251 1896 S 237 276 PDF Memento vom 6 Oktober 2014 im Internet Archive 4 1 MB die erste quantitative Untersuchung des Beitrags von Kohlendioxid zum Treibhauseffekt K Blumel et al Entwicklung von Testreferenzjahren TRY fur Klimaregionen der Bundesrepublik Deutschland BMFT Forschungsbericht T 86 051 1986 R Geiger R H Aron P Todhunter The Climate 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