In der Gruppentheorie einem Teilgebiet der Mathematik ist eine Gruppe auflösbar falls sie eine Subnormalreihe mit abelsc
Auflösbare Gruppe

In der Gruppentheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, ist eine Gruppe auflösbar, falls sie eine Subnormalreihe mit abelschen Faktorgruppen hat.
Zum Begriff
Die geschichtlichen Ursprünge der Gruppentheorie liegen unter anderem in der Suche nach einer generellen Darstellung der Lösungen von Gleichungen fünften oder höheren Grades mittels iterierter Wurzelausdrücke. Unter einem iterierten Wurzelausdruck versteht man die Kombinationen von -ten Wurzeln, also deren Summen und Produkte sowie Wurzeln aus diesen Konstrukten. Eine solche Darstellung bezeichnet man auch als Auflösung der Gleichung und eine Gleichung, für die eine solche Darstellung existiert, mithin als auflösbar.
Die systematischen Grundlagen für die Bedingungen, unter denen eine solche Lösung möglich oder nicht möglich ist, werden im Rahmen der Galoistheorie entwickelt. Hierbei wird die Auflösbarkeit einer Gleichung zurückgeführt auf eine spezielle Eigenschaft der zur Gleichung gehörenden Galoisgruppe. Diese Eigenschaft bezeichnete man deshalb als Auflösbarkeit einer Gruppe.
Definitionen
Die verbreitetste Definition lautet: Eine Gruppe ist auflösbar, falls sie eine Subnormalreihe mit abelschen Faktorgruppen hat. In diesem Fall nennt man auch die Reihe selbst auflösbar. Da eine Faktorgruppe genau dann abelsch ist, wenn der zugehörige Normalteiler die Kommutatorgruppe umfasst, kann man alternativ fordern, dass die Kommutatorreihe der Gruppe schließlich auf die Einsgruppe führt. Siehe hierzu auch den Artikel „Reihe (Gruppentheorie)“.
Beispiele und Folgerungen
Bei endlichen Gruppen ist die Auflösbarkeit äquivalent zur Existenz einer Subnormalreihe mit zyklischen Faktoren von Primzahlordnung. Dies ergibt sich daraus, dass zum einen jede Subnormalreihe zu einer Reihe mit einfachen Faktoren verfeinert werden kann und zum anderen jede endliche einfache abelsche Gruppe Primzahlordnung hat und damit auch zyklisch ist. Die Gruppen von Primzahlordnung bilden also die Kompositionsfaktoren der endlichen auflösbaren Gruppen. Wie allgemein bei Kompositionsreihen gilt auch hierbei, dass zwar die Kompositionsfaktoren durch die Gruppe (bis auf die Reihenfolge) eindeutig festgelegt sind (Satz von Jordan-Hölder), dass aber umgekehrt nicht generell aus den Kompositionsfaktoren der Isomorphietyp der Gruppe erschlossen werden kann. Im Falle der Gleichungsauflösung entsprechen die zyklischen Gruppen im Übrigen den Galoisgruppen von Körpererweiterungen durch Wurzeln von Körperelementen.
Aus der Definition folgt sofort, dass abelsche Gruppen auflösbar sind. Ende des 19. Jahrhunderts konnte William Burnside beweisen, dass dies für alle Gruppen der Ordnung ( prim) gilt, siehe Satz von Burnside. Seine Vermutung, dass sämtliche endlichen Gruppen ungerader Ordnung auflösbar sind, wurde 1963 von Walter Feit und John Griggs Thompson bewiesen. Die kleinste nicht auflösbare Gruppe ist die alternierende Gruppe A5 mit 60 Elementen.
Die symmetrische Gruppe ist genau dann auflösbar, wenn ist. Dementsprechend gibt es nach dem Satz von Abel-Ruffini auch nur für Gleichungen bis zum vierten Grad allgemeine Auflösungsformeln, die außer den Grundrechenarten lediglich Wurzelausdrücke verwenden.
Von George Polya stammt der Ausspruch: „Falls man ein Problem nicht lösen kann, dann gibt es ein einfacheres Problem, das man lösen kann!“ In diesem Sinne wurde (und wird) zum Lösen gruppentheoretischer Probleme mit großem Erfolg die Methode verwendet, eine Behauptung über eine komplizierte Gruppe auf eine Behauptung über die Kompositionsfaktoren der Gruppe zu reduzieren. Entscheidend ist hierbei, dass eine ausreichende Kenntnis der auftretenden einfachen Gruppen erzielt werden kann. Im Falle auflösbarer Gruppen ist die Situation besonders günstig, da die zyklischen Gruppen mit Primzahlordnung überaus gut überblickt werden können.
Satz von Hall
Eine weitere Charakterisierung endlicher auflösbarer Gruppen erhält man aus den von Philip Hall stammenden Verallgemeinerungen der Sylow-Sätze. Demnach ist eine endliche Gruppe genau dann auflösbar, wenn für jeden maximalen Teiler der Gruppenordnung (also jede natürliche Zahl , die teilt und zu teilerfremd ist)
- eine Untergruppe der Ordnung enthält,
- alle Untergruppen der Ordnung konjugiert zueinander sind und
- jede Untergruppe, deren Ordnung teilt, in einer Untergruppe der Ordnung enthalten ist.
Eigenschaften
- Ist auflösbar und eine Untergruppe von , dann ist auch auflösbar.
- Ist auflösbar und ein Normalteiler von , dann ist auch auflösbar.
- Ist umgekehrt ein Normalteiler von und sind und auflösbar, dann ist auch auflösbar.
- Ist auflösbar und gibt es einen surjektiven Homomorphismus von nach , dann ist auch auflösbar.
- Sind und auflösbar, so auch ihr direktes Produkt .
Überauflösbare Gruppe
Eine schärfere Form der Auflösbarkeit ist die der Überauflösbarkeit, nach dem englischen Begriff Supersolvability oft auch Superauflösbarkeit genannt. Eine Gruppe ist überauflösbar, falls sie eine invariante Subnormalreihe hat, deren Faktoren zyklisch sind.
Metabelsche Gruppe
Auflösbare Gruppen, die eine Subnormalreihe der Länge besitzen, heißen metabelsch.
Literatur
- Thomas W. Hungerford: Algebra (= Graduate Texts in Mathematics. Bd. 73). 5th printing. Springer, New York NY u. a. 1989, ISBN 0-387-90518-9.
- Stephan Rosebrock: Anschauliche Gruppentheorie – eine computerorientierte geometrische Einführung. Springer Spektrum, Berlin 2020, ISBN 978-3-662-60786-2
Weblinks
- Alexander von Felbert: Auflösbare Gruppen, Normal- und Kompositionsreihen. 2007 (PDF; 431 kB).
Einzelnachweise
- Feit, W., J.G. Thomson: Solvability of groups of odd Order. Pac. J. Math. 13, 775-1029 (1963)
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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In der Gruppentheorie einem Teilgebiet der Mathematik ist eine Gruppe auflosbar falls sie eine Subnormalreihe mit abelschen Faktorgruppen hat Zum BegriffDie geschichtlichen Ursprunge der Gruppentheorie liegen unter anderem in der Suche nach einer generellen Darstellung der Losungen von Gleichungen funften oder hoheren Grades mittels iterierter Wurzelausdrucke Unter einem iterierten Wurzelausdruck versteht man die Kombinationen von n displaystyle n ten Wurzeln also deren Summen und Produkte sowie Wurzeln aus diesen Konstrukten Eine solche Darstellung bezeichnet man auch als Auflosung der Gleichung und eine Gleichung fur die eine solche Darstellung existiert mithin als auflosbar Die systematischen Grundlagen fur die Bedingungen unter denen eine solche Losung moglich oder nicht moglich ist werden im Rahmen der Galoistheorie entwickelt Hierbei wird die Auflosbarkeit einer Gleichung zuruckgefuhrt auf eine spezielle Eigenschaft der zur Gleichung gehorenden Galoisgruppe Diese Eigenschaft bezeichnete man deshalb als Auflosbarkeit einer Gruppe DefinitionenDie verbreitetste Definition lautet Eine Gruppe ist auflosbar falls sie eine Subnormalreihe mit abelschen Faktorgruppen hat In diesem Fall nennt man auch die Reihe selbst auflosbar Da eine Faktorgruppe genau dann abelsch ist wenn der zugehorige Normalteiler die Kommutatorgruppe umfasst kann man alternativ fordern dass die Kommutatorreihe der Gruppe schliesslich auf die Einsgruppe fuhrt Siehe hierzu auch den Artikel Reihe Gruppentheorie Beispiele und FolgerungenBei endlichen Gruppen ist die Auflosbarkeit aquivalent zur Existenz einer Subnormalreihe mit zyklischen Faktoren von Primzahlordnung Dies ergibt sich daraus dass zum einen jede Subnormalreihe zu einer Reihe mit einfachen Faktoren verfeinert werden kann und zum anderen jede endliche einfache abelsche Gruppe Primzahlordnung hat und damit auch zyklisch ist Die Gruppen von Primzahlordnung bilden also die Kompositionsfaktoren der endlichen auflosbaren Gruppen Wie allgemein bei Kompositionsreihen gilt auch hierbei dass zwar die Kompositionsfaktoren durch die Gruppe bis auf die Reihenfolge eindeutig festgelegt sind Satz von Jordan Holder dass aber umgekehrt nicht generell aus den Kompositionsfaktoren der Isomorphietyp der Gruppe erschlossen werden kann Im Falle der Gleichungsauflosung entsprechen die zyklischen Gruppen im Ubrigen den Galoisgruppen von Korpererweiterungen durch Wurzeln von Korperelementen Aus der Definition folgt sofort dass abelsche Gruppen auflosbar sind Ende des 19 Jahrhunderts konnte William Burnside beweisen dass dies fur alle Gruppen der Ordnung pnqm displaystyle p n q m p q displaystyle p q prim gilt siehe Satz von Burnside Seine Vermutung dass samtliche endlichen Gruppen ungerader Ordnung auflosbar sind wurde 1963 von Walter Feit und John Griggs Thompson bewiesen Die kleinste nicht auflosbare Gruppe ist die alternierende Gruppe A5 mit 60 Elementen Die symmetrische Gruppe Sn displaystyle S n ist genau dann auflosbar wenn n lt 5 displaystyle n lt 5 ist Dementsprechend gibt es nach dem Satz von Abel Ruffini auch nur fur Gleichungen bis zum vierten Grad allgemeine Auflosungsformeln die ausser den Grundrechenarten lediglich Wurzelausdrucke verwenden Von George Polya stammt der Ausspruch Falls man ein Problem nicht losen kann dann gibt es ein einfacheres Problem das man losen kann In diesem Sinne wurde und wird zum Losen gruppentheoretischer Probleme mit grossem Erfolg die Methode verwendet eine Behauptung uber eine komplizierte Gruppe auf eine Behauptung uber die Kompositionsfaktoren der Gruppe zu reduzieren Entscheidend ist hierbei dass eine ausreichende Kenntnis der auftretenden einfachen Gruppen erzielt werden kann Im Falle auflosbarer Gruppen ist die Situation besonders gunstig da die zyklischen Gruppen mit Primzahlordnung uberaus gut uberblickt werden konnen Satz von HallEine weitere Charakterisierung endlicher auflosbarer Gruppen erhalt man aus den von Philip Hall stammenden Verallgemeinerungen der Sylow Satze Demnach ist eine endliche Gruppe G displaystyle G genau dann auflosbar wenn G displaystyle G fur jeden maximalen Teiler m displaystyle m der Gruppenordnung n displaystyle n also jede naturliche Zahl m displaystyle m die n displaystyle n teilt und zu n m displaystyle n m teilerfremd ist eine Untergruppe der Ordnung m displaystyle m enthalt alle Untergruppen der Ordnung m displaystyle m konjugiert zueinander sind und jede Untergruppe deren Ordnung m displaystyle m teilt in einer Untergruppe der Ordnung m displaystyle m enthalten ist EigenschaftenIst G displaystyle G auflosbar und H displaystyle H eine Untergruppe von G displaystyle G dann ist auch H displaystyle H auflosbar Ist G displaystyle G auflosbar und H displaystyle H ein Normalteiler von G displaystyle G dann ist auch G H displaystyle G H auflosbar Ist umgekehrt H displaystyle H ein Normalteiler von G displaystyle G und sind H displaystyle H und G H displaystyle G H auflosbar dann ist auch G displaystyle G auflosbar Ist G1 displaystyle G 1 auflosbar und gibt es einen surjektiven Homomorphismus von G1 displaystyle G 1 nach G2 displaystyle G 2 dann ist auch G2 displaystyle G 2 auflosbar Sind G1 displaystyle G 1 und G2 displaystyle G 2 auflosbar so auch ihr direktes Produkt G1 G2 displaystyle G 1 times G 2 Uberauflosbare Gruppe Hauptartikel Uberauflosbare Gruppe Eine scharfere Form der Auflosbarkeit ist die der Uberauflosbarkeit nach dem englischen Begriff Supersolvability oft auch Superauflosbarkeit genannt Eine Gruppe G displaystyle G ist uberauflosbar falls sie eine invariante Subnormalreihe hat deren Faktoren zyklisch sind Metabelsche Gruppe Hauptartikel Metabelsche Gruppe Auflosbare Gruppen die eine Subnormalreihe der Lange 2 displaystyle leq 2 besitzen heissen metabelsch LiteraturThomas W Hungerford Algebra Graduate Texts in Mathematics Bd 73 5th printing Springer New York NY u a 1989 ISBN 0 387 90518 9 Stephan Rosebrock Anschauliche Gruppentheorie eine computerorientierte geometrische Einfuhrung Springer Spektrum Berlin 2020 ISBN 978 3 662 60786 2WeblinksAlexander von Felbert Auflosbare Gruppen Normal und Kompositionsreihen 2007 PDF 431 kB EinzelnachweiseFeit W J G Thomson Solvability of groups of odd Order Pac J Math 13 775 1029 1963