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Begrenzte Rationalität englisch bounded rationality auch eingeschränkte Rationalität genannt bezeichnet eine aus der Ver

Beschränkte Rationalität

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Beschränkte Rationalität
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Begrenzte Rationalität (englisch bounded rationality), auch eingeschränkte Rationalität genannt, bezeichnet eine aus der Verhaltensökonomik und der Psychologie stammende Weiterentwicklung des Modells der vollständigen bzw. uneingeschränkten Rationalität.

Rationalität wird in den Wirtschaftswissenschaften häufig als Grundannahme verwendet, um sowohl das Denken, Verhalten und Handeln von Wirtschaftssubjekten zu erklären, als auch die Formalisierung von vereinfachenden Modellen und Theorien zu ermöglichen. Vollständige bzw. uneingeschränkte Rationalität erfordert unbegrenzte kognitive Fähigkeiten, womit alle mathematischen Probleme und Informationen in einem Bruchteil einer Sekunde und ohne Kosten verarbeitet werden können. In einem Entscheidungsproblem ist Verhalten dann rational, wenn eine Handlungsalternative gewählt wird, die den größten Nutzen für das entscheidende Individuum erbringt.

Begrenzt rationales Verhalten beschreibt auf der einen Seite eine Absicht der Nutzenmaximierung eines handelnden Individuums unter bestimmten Einschränkungen. Diese bestehen aus begrenzten kognitiven Fähigkeiten und Rückgriff auf Heuristiken. Auf der anderen Seite ist Verhalten auch dann eingeschränkt rational, wenn ein Individuum abwägen muss, wann die Kosten zusätzlicher Informationsbeschaffung in einer Entscheidungssituation den Nutzen dieser hinzugewonnenen Information übersteigen und es somit eine Entscheidung unter Ungewissheit treffen muss. Das Individuum sucht dann so lange nach Handlungsalternativen, bis eine davon ein gewünschtes Nutzenniveau erreicht (Satisficing) unabhängig davon, ob es noch weitere Handlungsalternativen gäbe, die einen höheren Nutzen erzielen würden.

Abzugrenzen ist begrenzte Rationalität von dem Begriff der Irrationalität. Irrationalität bezeichnet einen bewussten Verstoß gegen die Vernunft. Im ökonomischen Kontext kann irrationales Verhalten beispielsweise bedeuten, dass man eine nutzenstiftende Handlung B einer anderen Handlung A vorzieht, obwohl A mehr Nutzen erbringen würde, also A > B gelten würde.

Geschichte und Entstehung

Eingeschränkte Rationalität ist ein durch den US-amerikanischen Sozialwissenschaftler Herbert A. Simon 1955/56 als bounded rationality eingeführter Begriff für einen bestimmten Modus der Entscheidungsfindung (Entscheidungstheorie).

Für ihre Forschungen dazu, welche Formen eingeschränkter Rationalität unter welchen Bedingungen zu erwarten sind, haben Daniel Kahneman und Vernon L. Smith im Jahre 2002 den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten (ihr langjähriger Kollege Amos Tversky war zum Zeitpunkt der Verleihung verstorben und wurde daher nicht ebenso geehrt).

Herbert Simon beschrieb 1959, dass die Theorie des vollständig rationalen Verhaltens im Bezug auf die Realität häufig an ihre Grenzen stößt. Um menschliches Verhalten in einer sich ständig ändernden Umgebung vorauszusagen, müsse man nicht nur wissen, was die Ziele eines Individuums sind (Nutzenmaximierung), sondern auch, wie das Individuum sein Verhalten an die dynamische Umgebung anpasst. Verschiedene Experimente zeigten, dass sich Individuen in einfachen Situationen zwar rational verhalten, dies jedoch mit zunehmender Komplexität der Entscheidungssituation nicht mehr tun. Er führte diese Ergebnisse auf begrenzte kognitive Fähigkeiten und Rückgriff auf Heuristiken zurück.

Im Bezug auf Unternehmen erkannte Simon, dass diese nicht immer versuchen würden, ihren Gewinn zu maximieren, so wie es rationales Verhalten jedoch unterstellen würde. Es sei nicht klar, ob die Gewinnmaximierung eher lang- oder kurzfristig ausgelegt sei. Ebenso könnten Unternehmen beispielsweise auch versuchen, nicht-monetäre Gewinne wie z. B. Prestige zu erzielen. Außerdem, so Simon, könnte es sein, dass Unternehmen nur einen Gewinn erzielen wollen, der zufriedenstellend (Satisficing), gleichzeitig aber nicht der höchstmögliche ist. In einer Studie zeigte sich, dass Unternehmen mit fallenden Marktanteilen ein höheres Interesse an wachsenden Umsatzzahlen zeigten als Unternehmen, deren Marktanteil konstant oder sogar gestiegen war. Eine Möglichkeit, den Absatz eines Produktes zu erhöhen, ist die Senkung seines Preises, was einen niedrigeren Gewinn pro verkauftem Stück zur Folge hätte.

Ursachen

Kognitive Beschränkungen und Heuristiken

Aufgrund von kognitiven Beschränkungen, die das Lösen von mathematischen Problemen sowie schnelle Informationsverarbeitung und -aufnahme erschweren, greifen Menschen auf sogenannte (Urteils-)Heuristiken zurück. Heuristiken sind einfache Problemlösungsmechanismen oder auch mentale Abkürzungen, die häufig auf einfachen Regeln basieren. Im Prinzip sind Heuristiken sogar ökonomisch vorteilhaft, sofern sie zu rationalen Entscheidungen führen, da sie weniger Zeit und mentale Anstrengung kosten. Allerdings können diese Heuristiken auch zu Verzerrungen des Urteils in einer Entscheidungssituation führen und somit auch zu Fehlentscheidungen und -einschätzungen. Somit ist eine Handlung, die nicht nutzenmaximierend ist und mittels einer Heuristik gewählt wurde, beschränkt rational, da bei der Wahl entweder nicht jede verfügbare Information beachtet (mentale Abkürzung) oder nicht beschafft wurde. In beiden Fällen liegt unvollständige Information vor und man spricht in diesem Fall von einer Entscheidung unter Unsicherheit oder Risiko.

Heuristiken

Wiedererkennungsheuristik (Recognition Heuristic)
→ Hauptartikel: Rekognitionsheuristik

Die Rekognitions- oder Wiedererkennungsheuristik ist ein Modell der Urteils- und Entscheidungsfindung bei Mangel an Informationen. Sie besagt, dass, wenn ein Objekt bekannt ist und ein anderes nicht und wenn die Bekanntheit mit dem gesuchten Kriterium positiv korreliert, das bekannte Objekt einen höheren Wert hinsichtlich des Kriteriums aufweist.

Beispiel: Welche Stadt ist größer: Berlin oder Bitterfeld?

In der Regel kennt man Berlin und nicht die andere Stadt. Die Bekanntheit der Stadt ist mit ihrer Größe positiv korreliert, sodass man die Wiedererkennungsheuristik anwenden kann.

Oft sind wahre Werte des Kriteriums nicht zugänglich, sodass man sich auf einen Mediator verlassen muss. Bei der Höhe der Forschungsgelder einer Universität wäre die Anzahl der Publikationen pro Jahr ein Mediator. Ein Mediator muss mit dem Kriterium positiv korrelieren, damit er Schlüsse auf den Wert des Kriteriums zulässt. Außerdem muss der Mediator mit der Wiedererkennung korrelieren. Dieses Modell der ökologischen Rationalität wird im unten aufgeführten Artikel von Goldstein und Gigerenzer genauer beschrieben.

Verfügbarkeitsheuristik
→ Hauptartikel: Verfügbarkeitsheuristik

Die Verfügbarkeitsheuristik sagt aus, dass die Schätzung der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses von Repräsentanten des entsprechenden Ereignisses abhängen, an die sich der Schätzer erinnern kann. Wie leicht man sich an solche Repräsentanten erinnern kann, wird durch folgende Faktoren determiniert:

  • Öffentliche Sichtbarkeit: Je häufiger ein Ereignis in der Öffentlichkeit steht, desto eher kann man sich daran erinnern.
  • Kontext der Information: Je häufiger man mit dem Ereignis in Berührung kommt (beispielsweise durch den Beruf), desto einfacher lassen sich Repräsentanten mental abrufen.
  • Zeitlicher Horizont: Je näher ein Ereignis in der Vergangenheit liegt, desto eher kann man sich daran erinnern.
  • Persönliche Erfahrungen: War man selbst Teil eines zu schätzenden Ereignisses, schätzt man die Wahrscheinlichkeit dafür höher ein.

Beispiel: Hochwasserversicherung

Das Abschließen einer Hochwasserversicherung erscheint nach einem Hochwasserschaden sehr attraktiv, da das Ereignis nicht weit in der Vergangenheit zurück liegt. Die mentale Verfügbarkeit von Hochwasser ist nach einem solchen Ereignis sehr hoch. Je länger das Hochwasser zeitlich zurückliegt, desto kleiner wird der Wunsch, eine solche Versicherung abzuschließen.

Greift man unbewusst beim Einschätzen der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses auf die Verfügbarkeitsheuristik zurück, wird häufig die Suche nach Information außer Acht gelassen. Man verlässt sich auf sein Erinnerungsvermögen, das durch die oben genannten Faktoren beeinflusst wird. Es handelt sich dann um begrenzt rationales Verhalten, da Informationen, die zum Einschätzen der Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis nötig und verfügbar sind, nicht beachtet werden.

Satisficing

→ Hauptartikel: Satisficing

In der klassischen ökonomischen Theorie ist das Ziel einer jeden Handlung die Maximierung des Nutzens, der aus ihr entsteht. Die Psychologie hingegen sagt aus, dass die Motivation zu Handeln aus einem Drang (englisch drive) heraus entsteht. Findet ein Individuum eine Handlung, die diesen Drang befriedigt, wird das Suchen nach weiteren Handlungsalternativen beendet. In einer Entscheidungssituation sind häufig nicht alle Handlungsalternativen und ihre Konsequenzen gegeben, sondern müssen zunächst mit Hilfe von Informationen ausgearbeitet und berechnet werden.

Eingeschränkte Rationalität in der Wettbewerbspolitik

Eine Wettbewerbsbehörde wird in jedem Wettbewerbsverfahren (also einem Verfahren, in dem bestimmt wird, ob ein Markt beispielsweise reguliert wird oder nicht) mit der Frage konfrontiert, wie viel Information notwendig ist, um eine möglichst effiziente und marktkorrigierende Entscheidung zu treffen. Dabei fallen Informationsbeschaffungs- und -verarbeitungskosten an (Transaktionskosten). Wettbewerbspolitik soll effizient gestaltet werden, d. h. erwartete Wohlfahrtsverluste einer Regel und Transaktionskosten des Verfahrens sollen minimiert werden. Ein per-se-Verbot (also ein einfaches Verbot einer bestimmten Handlung) würde demnach effizient sein, da es mit geringeren Transaktionskosten verbunden ist als eine Einzelfallbetrachtung. Jedoch wären per-se-Verbote in einigen Fällen ineffizient, wie zum Beispiel bei einem Bündelproduktangebot eines marktbeherrschenden Unternehmens. Eine schrittweise Ermittlungspraxis bietet sich in Wettbewerbsverfahren an, bei der beispielsweise zunächst einfach zu beschaffende Informationen, wie Marktanteile, betrachtet werden. Ist noch kein sicheres und effizientes Urteil möglich, werden in den weiteren Schritten Informationen, deren Beschaffungs- und Verarbeitungskosten höher sind, für den Entscheidungsprozess herangezogen. In so einem Fall würde begrenzte Rationalität vorliegen, da aufgrund von Informationskosten nicht jede Information beschafft und berücksichtigt wird, dennoch aber eine möglichst rationale Handlung (das Aufstellen einer optimalen Regel) vollzogen werden soll.

Siehe auch

  • Neue Institutionenökonomik
  • Freie Marktwirtschaft
  • Vollkommener Markt
  • Marktpsychologie
  • Sozialökonomie
  • Rekognitionsheuristik
  • Postfaktische Politik

Literatur

  • Herbert A. Simon: Theories of decision making in economics and behavioural science. In: American Economic Review. Vol. 49, No. 3, 1959, S. 253–283.
  • Gerd Gigerenzer, Peter M. Todd & The ABC Research Group (Hrsg.): Simple heuristics that make us smart. New York: Oxford University Press, New York 1999, ISBN 0-19-514381-7.
  • Gerd Gigerenzer & Reinhard Selten (Hrsg.): Bounded Rationality: The Adaptive Toolbox. MIT Press, Cambridge/London 2001, ISBN 0-262-57164-1.
  • Daniel G. Goldstein & Gerd Gigerenzer: Models of ecological rationality: The recognition heuristic. In: Psychological Review. 109, 2002, S. 75–90 (PDF).

Weblinks

  • Glossaer des Instituts für Genossenschaftswesen der Uni Münster

Fußnoten

  1. Hanno Beck: Behavioral Economics - Springer. 2014, S. 1, doi:10.1007/978-3-658-03367-5. 
  2. Reinhard Selten: What is Bounded Rationality? In: Universität Bonn (Hrsg.): Discussion Paper Serie B. B-454. Bonn Mai 1999, S. 3. 
  3. Herbert A. Simon: Theories of Decision-Making in Economics and Behavioral Science. In: The American Economics Review. Band 49, Nr. 3, 1. Januar 1959, S. 258 ff. 
  4. Justus Haucap: Eingeschränkte Rationalität in der Wettbewerbsökonomie. In: Düsseldorf Institute for Competition Economics (Hrsg.): DICE Ordnungspolitische Perspektiven. Band 08. Düsseldorf 2010, S. 2. 
  5. Herbert A. Simon: Theories of Decision-Making in Economics and Behavioral Science. In: The American Economics Review. Band 49, Nr. 3, 1. Januar 1959, S. 269 f. 
  6. Herbert A. Simon: Theories of Decision-Making in Economics and Behavioral Science. In: The American Economics Review. Band 49, Nr. 3, 1. Januar 1959, S. 262 f. 
  7. Ulrich Arnswald: Rationalität und Irrationalität in den Wissenschaften. Hrsg.: Hans-Peter Schütt. VS Verlag, 2011, ISBN 978-3-531-18269-8, S. 5. 
  8. Andrew M. Colman: Dictionary of Psychology. Oxford University Press, 2001
  9. Herbert A. Simon: Theories of Decision-Making in Economics and Behavioral Science. In: The American Economics Review. Band 49, Nr. 3, 1. Januar 1959, S. 256 f. 
  10. R.M. Cyert, J.G. March: Organizational Structure and Pricing Behavior in an Oligopolistic Market. In: The American Economic Review. Band 45, Nr. 1, 1. Januar 1955, S. 137, JSTOR:1811586. 
  11. Hanno Beck: Behavioral Economics - Springer. 2014, S. 38 ff., doi:10.1007/978-3-658-03367-5. 
  12. Justus Haucap: Eingeschränkte Rationalität in der Wettbewerbsökonomie. In: Düsseldorf Institute for Competition Economics (Hrsg.): DICE Ordnungspolitische Perspektiven. Band 08. Düsseldorf 2010, S. 3 ff. 
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4403080-0 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS)

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 17 Jul 2025 / 22:54

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Begrenzte Rationalitat englisch bounded rationality auch eingeschrankte Rationalitat genannt bezeichnet eine aus der Verhaltensokonomik und der Psychologie stammende Weiterentwicklung des Modells der vollstandigen bzw uneingeschrankten Rationalitat Rationalitat wird in den Wirtschaftswissenschaften haufig als Grundannahme verwendet um sowohl das Denken Verhalten und Handeln von Wirtschaftssubjekten zu erklaren als auch die Formalisierung von vereinfachenden Modellen und Theorien zu ermoglichen Vollstandige bzw uneingeschrankte Rationalitat erfordert unbegrenzte kognitive Fahigkeiten womit alle mathematischen Probleme und Informationen in einem Bruchteil einer Sekunde und ohne Kosten verarbeitet werden konnen In einem Entscheidungsproblem ist Verhalten dann rational wenn eine Handlungsalternative gewahlt wird die den grossten Nutzen fur das entscheidende Individuum erbringt Begrenzt rationales Verhalten beschreibt auf der einen Seite eine Absicht der Nutzenmaximierung eines handelnden Individuums unter bestimmten Einschrankungen Diese bestehen aus begrenzten kognitiven Fahigkeiten und Ruckgriff auf Heuristiken Auf der anderen Seite ist Verhalten auch dann eingeschrankt rational wenn ein Individuum abwagen muss wann die Kosten zusatzlicher Informationsbeschaffung in einer Entscheidungssituation den Nutzen dieser hinzugewonnenen Information ubersteigen und es somit eine Entscheidung unter Ungewissheit treffen muss Das Individuum sucht dann so lange nach Handlungsalternativen bis eine davon ein gewunschtes Nutzenniveau erreicht Satisficing unabhangig davon ob es noch weitere Handlungsalternativen gabe die einen hoheren Nutzen erzielen wurden Abzugrenzen ist begrenzte Rationalitat von dem Begriff der Irrationalitat Irrationalitat bezeichnet einen bewussten Verstoss gegen die Vernunft Im okonomischen Kontext kann irrationales Verhalten beispielsweise bedeuten dass man eine nutzenstiftende Handlung B einer anderen Handlung A vorzieht obwohl A mehr Nutzen erbringen wurde also A gt B gelten wurde Geschichte und EntstehungEingeschrankte Rationalitat ist ein durch den US amerikanischen Sozialwissenschaftler Herbert A Simon 1955 56 als bounded rationality eingefuhrter Begriff fur einen bestimmten Modus der Entscheidungsfindung Entscheidungstheorie Fur ihre Forschungen dazu welche Formen eingeschrankter Rationalitat unter welchen Bedingungen zu erwarten sind haben Daniel Kahneman und Vernon L Smith im Jahre 2002 den Alfred Nobel Gedachtnispreis fur Wirtschaftswissenschaften erhalten ihr langjahriger Kollege Amos Tversky war zum Zeitpunkt der Verleihung verstorben und wurde daher nicht ebenso geehrt Herbert Simon beschrieb 1959 dass die Theorie des vollstandig rationalen Verhaltens im Bezug auf die Realitat haufig an ihre Grenzen stosst Um menschliches Verhalten in einer sich standig andernden Umgebung vorauszusagen musse man nicht nur wissen was die Ziele eines Individuums sind Nutzenmaximierung sondern auch wie das Individuum sein Verhalten an die dynamische Umgebung anpasst Verschiedene Experimente zeigten dass sich Individuen in einfachen Situationen zwar rational verhalten dies jedoch mit zunehmender Komplexitat der Entscheidungssituation nicht mehr tun Er fuhrte diese Ergebnisse auf begrenzte kognitive Fahigkeiten und Ruckgriff auf Heuristiken zuruck Im Bezug auf Unternehmen erkannte Simon dass diese nicht immer versuchen wurden ihren Gewinn zu maximieren so wie es rationales Verhalten jedoch unterstellen wurde Es sei nicht klar ob die Gewinnmaximierung eher lang oder kurzfristig ausgelegt sei Ebenso konnten Unternehmen beispielsweise auch versuchen nicht monetare Gewinne wie z B Prestige zu erzielen Ausserdem so Simon konnte es sein dass Unternehmen nur einen Gewinn erzielen wollen der zufriedenstellend Satisficing gleichzeitig aber nicht der hochstmogliche ist In einer Studie zeigte sich dass Unternehmen mit fallenden Marktanteilen ein hoheres Interesse an wachsenden Umsatzzahlen zeigten als Unternehmen deren Marktanteil konstant oder sogar gestiegen war Eine Moglichkeit den Absatz eines Produktes zu erhohen ist die Senkung seines Preises was einen niedrigeren Gewinn pro verkauftem Stuck zur Folge hatte UrsachenKognitive Beschrankungen und Heuristiken Aufgrund von kognitiven Beschrankungen die das Losen von mathematischen Problemen sowie schnelle Informationsverarbeitung und aufnahme erschweren greifen Menschen auf sogenannte Urteils Heuristiken zuruck Heuristiken sind einfache Problemlosungsmechanismen oder auch mentale Abkurzungen die haufig auf einfachen Regeln basieren Im Prinzip sind Heuristiken sogar okonomisch vorteilhaft sofern sie zu rationalen Entscheidungen fuhren da sie weniger Zeit und mentale Anstrengung kosten Allerdings konnen diese Heuristiken auch zu Verzerrungen des Urteils in einer Entscheidungssituation fuhren und somit auch zu Fehlentscheidungen und einschatzungen Somit ist eine Handlung die nicht nutzenmaximierend ist und mittels einer Heuristik gewahlt wurde beschrankt rational da bei der Wahl entweder nicht jede verfugbare Information beachtet mentale Abkurzung oder nicht beschafft wurde In beiden Fallen liegt unvollstandige Information vor und man spricht in diesem Fall von einer Entscheidung unter Unsicherheit oder Risiko Heuristiken Wiedererkennungsheuristik Recognition Heuristic Hauptartikel Rekognitionsheuristik Die Rekognitions oder Wiedererkennungsheuristik ist ein Modell der Urteils und Entscheidungsfindung bei Mangel an Informationen Sie besagt dass wenn ein Objekt bekannt ist und ein anderes nicht und wenn die Bekanntheit mit dem gesuchten Kriterium positiv korreliert das bekannte Objekt einen hoheren Wert hinsichtlich des Kriteriums aufweist Beispiel Welche Stadt ist grosser Berlin oder Bitterfeld In der Regel kennt man Berlin und nicht die andere Stadt Die Bekanntheit der Stadt ist mit ihrer Grosse positiv korreliert sodass man die Wiedererkennungsheuristik anwenden kann Oft sind wahre Werte des Kriteriums nicht zuganglich sodass man sich auf einen Mediator verlassen muss Bei der Hohe der Forschungsgelder einer Universitat ware die Anzahl der Publikationen pro Jahr ein Mediator Ein Mediator muss mit dem Kriterium positiv korrelieren damit er Schlusse auf den Wert des Kriteriums zulasst Ausserdem muss der Mediator mit der Wiedererkennung korrelieren Dieses Modell der okologischen Rationalitat wird im unten aufgefuhrten Artikel von Goldstein und Gigerenzer genauer beschrieben Verfugbarkeitsheuristik Hauptartikel Verfugbarkeitsheuristik Die Verfugbarkeitsheuristik sagt aus dass die Schatzung der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses von Reprasentanten des entsprechenden Ereignisses abhangen an die sich der Schatzer erinnern kann Wie leicht man sich an solche Reprasentanten erinnern kann wird durch folgende Faktoren determiniert Offentliche Sichtbarkeit Je haufiger ein Ereignis in der Offentlichkeit steht desto eher kann man sich daran erinnern Kontext der Information Je haufiger man mit dem Ereignis in Beruhrung kommt beispielsweise durch den Beruf desto einfacher lassen sich Reprasentanten mental abrufen Zeitlicher Horizont Je naher ein Ereignis in der Vergangenheit liegt desto eher kann man sich daran erinnern Personliche Erfahrungen War man selbst Teil eines zu schatzenden Ereignisses schatzt man die Wahrscheinlichkeit dafur hoher ein Beispiel Hochwasserversicherung Das Abschliessen einer Hochwasserversicherung erscheint nach einem Hochwasserschaden sehr attraktiv da das Ereignis nicht weit in der Vergangenheit zuruck liegt Die mentale Verfugbarkeit von Hochwasser ist nach einem solchen Ereignis sehr hoch Je langer das Hochwasser zeitlich zuruckliegt desto kleiner wird der Wunsch eine solche Versicherung abzuschliessen Greift man unbewusst beim Einschatzen der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses auf die Verfugbarkeitsheuristik zuruck wird haufig die Suche nach Information ausser Acht gelassen Man verlasst sich auf sein Erinnerungsvermogen das durch die oben genannten Faktoren beeinflusst wird Es handelt sich dann um begrenzt rationales Verhalten da Informationen die zum Einschatzen der Wahrscheinlichkeit fur ein Ereignis notig und verfugbar sind nicht beachtet werden Satisficing Hauptartikel Satisficing In der klassischen okonomischen Theorie ist das Ziel einer jeden Handlung die Maximierung des Nutzens der aus ihr entsteht Die Psychologie hingegen sagt aus dass die Motivation zu Handeln aus einem Drang englisch drive heraus entsteht Findet ein Individuum eine Handlung die diesen Drang befriedigt wird das Suchen nach weiteren Handlungsalternativen beendet In einer Entscheidungssituation sind haufig nicht alle Handlungsalternativen und ihre Konsequenzen gegeben sondern mussen zunachst mit Hilfe von Informationen ausgearbeitet und berechnet werden Eingeschrankte Rationalitat in der WettbewerbspolitikEine Wettbewerbsbehorde wird in jedem Wettbewerbsverfahren also einem Verfahren in dem bestimmt wird ob ein Markt beispielsweise reguliert wird oder nicht mit der Frage konfrontiert wie viel Information notwendig ist um eine moglichst effiziente und marktkorrigierende Entscheidung zu treffen Dabei fallen Informationsbeschaffungs und verarbeitungskosten an Transaktionskosten Wettbewerbspolitik soll effizient gestaltet werden d h erwartete Wohlfahrtsverluste einer Regel und Transaktionskosten des Verfahrens sollen minimiert werden Ein per se Verbot also ein einfaches Verbot einer bestimmten Handlung wurde demnach effizient sein da es mit geringeren Transaktionskosten verbunden ist als eine Einzelfallbetrachtung Jedoch waren per se Verbote in einigen Fallen ineffizient wie zum Beispiel bei einem Bundelproduktangebot eines marktbeherrschenden Unternehmens Eine schrittweise Ermittlungspraxis bietet sich in Wettbewerbsverfahren an bei der beispielsweise zunachst einfach zu beschaffende Informationen wie Marktanteile betrachtet werden Ist noch kein sicheres und effizientes Urteil moglich werden in den weiteren Schritten Informationen deren Beschaffungs und Verarbeitungskosten hoher sind fur den Entscheidungsprozess herangezogen In so einem Fall wurde begrenzte Rationalitat vorliegen da aufgrund von Informationskosten nicht jede Information beschafft und berucksichtigt wird dennoch aber eine moglichst rationale Handlung das Aufstellen einer optimalen Regel vollzogen werden soll Siehe auchNeue Institutionenokonomik Freie Marktwirtschaft Vollkommener Markt Marktpsychologie Sozialokonomie Rekognitionsheuristik Postfaktische PolitikLiteraturHerbert A Simon Theories of decision making in economics and behavioural science In American Economic Review Vol 49 No 3 1959 S 253 283 Gerd Gigerenzer Peter M Todd amp The ABC Research Group Hrsg Simple heuristics that make us smart New York Oxford University Press New York 1999 ISBN 0 19 514381 7 Gerd Gigerenzer amp Reinhard Selten Hrsg Bounded Rationality The Adaptive Toolbox MIT Press Cambridge London 2001 ISBN 0 262 57164 1 Daniel G Goldstein amp Gerd Gigerenzer Models of ecological rationality The 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Rationalitat und Irrationalitat in den Wissenschaften Hrsg Hans Peter Schutt VS Verlag 2011 ISBN 978 3 531 18269 8 S 5 Andrew M Colman Dictionary of Psychology Oxford University Press 2001 Herbert A Simon Theories of Decision Making in Economics and Behavioral Science In The American Economics Review Band 49 Nr 3 1 Januar 1959 S 256 f R M Cyert J G March Organizational Structure and Pricing Behavior in an Oligopolistic Market In The American Economic Review Band 45 Nr 1 1 Januar 1955 S 137 JSTOR 1811586 Hanno Beck Behavioral Economics Springer 2014 S 38 ff doi 10 1007 978 3 658 03367 5 Justus Haucap Eingeschrankte Rationalitat in der Wettbewerbsokonomie In Dusseldorf Institute for Competition Economics Hrsg DICE Ordnungspolitische Perspektiven Band 08 Dusseldorf 2010 S 3 ff Normdaten Sachbegriff GND 4403080 0 GND Explorer lobid OGND AKS

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