Der Begriff der Biosphäre bioˈsfɛːrə von griechisch βίος bíos Leben und σφαίρα sfaira Kugel wurde im 19 Jahrhundert gepr
Biosphärengedanke

Der Begriff der Biosphäre [
] (von griechisch βίος, bíos = Leben und σφαίρα, sfaira = Kugel) wurde im 19. Jahrhundert geprägt. Ab den 1920er Jahren ging er verstärkt in die wissenschaftliche Diskussion ein. Außerhalb der Fachwissenschaften wurde er erst Ende der 1960er bekannt. Seit seiner Prägung erfuhr der Begriff verschiedene Bedeutungswandlungen. Aktuell wird zumindest in den Biowissenschaften vor allem ein ökologischer Biosphäre-Begriff verwendet. Damit steht er in Konkurrenz zu einer Reihe weiterer Begriffe, vor allem zum Begriff Ökosphäre.Biosphäre in Bio- und Geowissenschaften
Anfänge
Dass zur irdischen Welt etwas umfassend Lebendiges gehört, scheint keine Erkenntnis der letzten Jahrhunderte zu sein. Das erste Mal könnte ein solcher Gedanke bereits in der Antike niedergeschrieben worden sein und möglicherweise aus den Texten des griechischen Philosophen Platon (427–347 v. u. Z.) hervorgehen. Die Idee könnte demnach schon sehr lange Bestandteil der abendländischen Weltanschauung gewesen sein:
„οὗ δ΄ ἔστιν τἆλλα ζῷα καθ΄ ἓν καὶ κατὰ γένη μόρια͵ τούτῳ πάντων ὁμοιότατον αὐτὸν εἶναι τιθῶμεν. τὰ γὰρ δὴ νοητὰ ζῷα πάντα ἐκεῖνο ἐν ἑαυτῷ περιλαβὸν ἔχει͵ καθάπερ ὅδε ὁ κόσμος ἡμᾶς ὅσα τε ἄλλα θρέμματα συνέστηκεν ὁρατά.“
„ou d' estin t'alla zôia kath hen kai kata genê moria, toutôi pantôn homoiotaton auton einai tithômen. ta gar dê noêta zôia panta ekeino en eautôi perilabon echei, kathaper hode ho kosmos hêmas hosa te alla thremmata sunestêken horata.“
„das aber, von dem das andere Lebendige in Individuen und Gattungen nur ein Teil ist, dem wollen wir unter allen Möglichkeiten zugestehen, dass es das Ähnlichste sei. Denn alle denkbaren Lebewesen enthält jenes, indem es sie in sich umfasst, wie diese Welt uns und überhaupt die übrigen sichtbaren Zöglinge komponiert hat.“
Etwa zweitausend Jahre später wurde dann der deutsche Astronom Johannes Kepler (1571–1630) im Jahr 1619 sehr konkret. Er begriff aber nicht nur die unmittelbare Umwelt der Organismen, sondern die gesamte Erde als lebendig. Demzufolge gingen seine Gedanken zur lebendigen Erde sogar über das hinaus, was heutzutage unter Biosphäre definiert wird. Heute spiegeln sich aber derlei ganzheitliche (holistische) Erdbetrachtungen wider in den verhältnismäßig jungen Begriffen Gaia, System Erde oder auch Bioplanet Erde:
„Non est quippe Terra, animal tale, quale Canis, ad omnem nutum promptum; sed tale, quale Bos aut Elephas, tardum ad iram, tanóque víolentius, cúm excandiut. […] Ut enim corpus in cutis superficie pilos, sic terra plantas arboresque profert inque ijs ibi pediculi, hîc erucæ, cicadæ, variaque insecta & monstra marina nascuntur: & ut corpus lachrymas, blennam, auriumque recrementa, est ubi & gummi ex faciei pustulis, sic Tellus electrum, bitumen: utque vesica urinam: sic montes flumina fundunt; & ut corpus excrementum suphurei odoris, crepitusque, qui etiam inflammari possunt, sic Terra Sulphur, ignes subterraneos, tonitrua, fulgura: utque in venis animantis generatur sanguis, & cum eo sudor, extracorpus ejectus; sic invenis terræ, Metalla & fossilia, vaporque pluvius.“
„Denn die Erde ist nicht ein Tier mit der Art des Hundes, der auf jeden Wink pariert, sondern mit der eines Ochsen oder Elefanten, also ein Tier, das nicht leicht in Zorn zu bringen ist, dann aber um so wütender wird, wenn der Zorn entbrannt ist. […] Wie nämlich der Körper auf der Oberfläche Haut Haare, so bringt die Erde Pflanzen und Bäume hervor, und wie dort Läuse entstehen, so hier Raupen, Grillen und andere Insekten sowie Meeresungeheuer. Wie der Körper Tränenflüssigkeit, Nasenschleim, Ohrenschmalz, bisweilen auch eine klebrige Flüssigkeit aus Pusteln im Gesicht ausscheidet, so die Erde Bernstein und Erdpech. Wie die Blase den Urin fließen lässt, so die Berge Flüsse. Wie der Körper ein Exkrement von schwefligem Geruch und laute Winde, die entzündbar sind, von sich gibt, so die Erde Schwefel und unterirdisches Feuer unter Donner und Blitz. Wie in den Adern des Tieres Blut entsteht und damit auch der Schweiß, der aus dem Körper ausgeschieden wird, so in den Adern der Erde Metalle und Kristalle sowie Regendampf.“
Ähnliches wie Kepler könnte nach etwa 170 Jahre wieder der schottische Naturforscher James Hutton (1726–1797) gemeint haben, als er die Erde wiederholt als „living world“ bezeichnete. Dies geschah vor breiterem Publikum das erste Mal in zwei Lesungen, die am 7. März und am 4. April 1785 vor der Royal Society of Edinburgh stattfanden. Zu den Lesungen kursierte eine privat gedruckte Kurzfassung. Das vollständige Skriptum erschien drei Jahre später. Dadurch wurden Huttons Gedanken einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. In dem Skriptum kann zudem nachgelesen werden, dass Hutton die Erde in verschiedene Teilaspekte („bodies“) gliederte. Er wies die drei unbelebten irdischen Teilaspekte der festen Erde, des Wassers und der Luft aus. Diese setzte er aber in Beziehung zu einem vierten irdischen Teilaspekt – dem Teilaspekt der Lebewesen. Damit war Huttons Theory of the Earth vollständig formuliert. Er stellte sie noch einmal 1795 in einem zweibändigen Werk ausführlich dar.
James Hutton war es nicht nur gelungen, die Wichtigkeit des Lebens zum Verständnis des gesamten herauszustellen. Er konnte gleichzeitig vermitteln, dass die Erde aus vier verhältnismäßig separaten „bodies“ bestehen würde. Hierin äußert sich ein grundsätzlicher Wandel im Naturverständnis, denn James Hutton ließ die bisherige, eher holistische Erdbetrachtung hinter sich und ersetzte sie durch einen geowissenschaftlichen Reduktionismus. Statt in ihrer hochkomplexen planetaren Gänze konnten fortan einzelne Teilaspekte der Erde für sich herausgegriffen, betrachtet und erforscht werden.
19. Jahrhundert: Lamarck und Suess
Näher fassbar wurde die Idee der Biosphäre im Jahr 1802 durch den französischen Naturforscher Jean-Baptiste de Lamarck (1744–1828). Denn er schrieb davon, dass die Biologie ein unabdingbar nötiger Teil zum vollständigen Studium der Erde wäre:
„Ainsi toutes ces considérations partagent naturellement la physique terrestre en trois parties essentielles, dont la première doit comprendre la théorie de l'atmosphère, la Météorologie; la seconde, celle de la croûte externe du globe, l' Hydrogéologie; la troisième enfin, celle des corps vivans, la Biologie.“
Für seine Idee prägte Lamarck noch keinen eigenen Begriff. Erst der österreichische Geologe Eduard Suess (1831–1914) erfand 1875 den Ausdruck Biosphäre für sein Buch Die Entstehung der Alpen:
„So wie man gelernt hat, die Sonne in eine Anzahl konzentrischer Hüllen zu zerlegen, kann man wohl auch die Erde in Hüllen teilen, deren jede allerdings in vielfacher Verbindung mit der nächstfolgenden steht. Die erste ist die Atmosphäre, die zweite die Hydrosphäre, die dritte die Lithosphäre […] Eines scheint fremdartig an diesem großen, aus Sphären gebildeten Himmelskörper, nämlich das organische Leben. Aber auch dieses ist auf eine bestimmte Zone beschränkt, auf die Oberfläche der Lithosphäre. Die Pflanze, welche ihre Wurzeln Nahrung suchend in den Boden senkt und gleichzeitig sich atmend in die Luft erhebt, ist ein gutes Bild der Stellung organischen Lebens in der Region der Wechselwirkung der oberen Sphären und der Lithosphäre, und es lässt sich auf der Oberfläche des Festen eine selbstständige Biosphäre unterscheiden. Sie dehnt sich jetzt über die trockene wie über die benetzte Oberfläche aus, aber die Entwicklungsfolge von Kiemen und Lunge lehrt, dass die benetzte Oberfläche ihr Ausgangspunkt gewesen ist. […] Die Entwicklung und Verbreitung des organischen Lebens ist in hohem Grade abhängig gewesen von der Ausbildung der Oberflächen-Gestaltung der Lithosphäre.“
- Biosphäre nach Eduard Suess: Der unbelebte Raum, in dem die irdischen Organismen leben. Biosphäre wird als räumlicher Begriff verwendet.
Mit der Ausweisung von Atmosphäre, Hydrosphäre, Lithosphäre und Biosphäre vollendete Eduard Suess das Konzept der vier „bodies“, von denen James Hutton geschrieben hatte. Das bedeutete gleichzeitig, dass der Begriff der Biosphäre aus Huttons reduktionistischem Weltverständnis entstanden war.
Einige Jahre darauf erwähnte Suess den Biosphäre-Begriff erneut in seinem Hauptwerk Das Antlitz der Erde. Die mehrbändige Veröffentlichung wurde für viele Jahre als geologisches Lehrwerk genutzt.
20. Jahrhundert: Wernadski und Teilhard de Chardin
Das Antlitz der Erde gelangte auch in die Hände des russischen Geowissenschaftlers Wladimir Iwanowitsch Wernadski (Владимир Иванович Вернадский, 1863–1945). Während eines Aufenthalts in Österreich traf er 1911 sogar mit Eduard Suess persönlich zusammen. Ab 1917 setzte sich Wernadski intensiv mit der Idee einer Biosphäre auseinander. Dabei war er wahrscheinlich nicht nur durch Eduard Suess beeinflusst. Zumindest geringfügig könnten ebenfalls die Vorstellungen seines Onkels eine Rolle gespielt haben, dem ukrainischen Philosophen (1810–1880). Während langer nächtlicher Spaziergänge hatte Korolenko dem Neffen seine Überzeugung dargelegt, dass die gesamte Erde als lebendiger Organismus anzusehen wäre.
Zwischen 1922 und 1925 hielt sich Wernadski in Paris auf. Dort lernte er den französischen Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin (1881–1955) kennen. Teilhard de Chardin hatte um 1920 ebenfalls Das Antlitz der Erde gelesen und darüber 1921 eine begeisterte Abhandlung geschrieben. Teilhard de Chardin studierte Paläontologie in Paris und errang darin 1922 einen Doktortitel. Die beiden Geowissenschaftler trafen sich nun häufiger, zusammen mit Teilhard de Chardins gutem Freund Édouard Le Roy (1870–1954). In den Gesprächen dieser drei Männer wurden die modernen Anschauungen zur Biosphäre geformt.
Darauf folgend konnte Wernadski Gedanken zur Biosphäre das erste Mal 1922 und 1923 vor einem größeren Publikum erläutern. Denn er hielt Vorlesungen an der Pariser Sorbonne über Geochemie. Zu seinen Zuhörern zählte neben Teilhard de Chardin und Le Roy auch Henri Bergson (1859–1941). Ein Essay zur Vorlesung wurde 1924 veröffentlicht.
Nach weiteren Überlegungen folgte 1926 ein kurzes Buch in russischer Sprache mit dem Titel биосфера. Es wurde 1929 ins Französische übersetzt.
- Biosphäre nach Wladimir Iwanowitsch Wernadski: Die Gesamtheit der irdischen Organismen mitsamt dem Raum, den sie bewohnen, mit dem sie wechselwirken und den sie mit formen. Biosphäre wird als ökologischer Begriff verwendet.
Mit der Veröffentlichung und einer ersten Übersetzung seines Hauptwerks hätte Wernadskis Biosphäre-Begriff einer breiteren internationalen Wissenschaftsgemeinde zugänglich gemacht werden können. Dies wurde anfänglich allerdings aus drei Gründen verhindert:
- Wegen fehlender Russischkenntnisse konnte биосфера (1926) nur von wenigen westeuropäischen Wissenschaftlern gelesen werden.
- Auch die französische Übersetzung La Biosphère (1929) wurde kaum beachtet.
- Außerdem hatte 1925 und 1926 Pierre Teilhard de Chardin inzwischen eigene Essays zum Thema Biosphäre veröffentlicht. Im Gegensatz zu Wernadskis Büchern wurden Teilhard de Chardins Schriften weithin gelesen. Allerdings meinte Teilhard de Chardin etwas Anderes als Wernadski, wenn er von der Biosphäre schrieb.
Der Biosphäre-Begriff von Teilhard de Chardin erschien noch vor Wernadskis La Biosphère und wurde weitläufiger beachtet. Darum setzte sich vorerst dieser Biosphäre-Begriff durch, nicht jener von Wernadski.
- Biosphäre nach Pierre Teilhard de Chardin: Die Gesamtheit der irdischen Organismen. Biosphäre wird als biotischer Begriff verwendet. Er ist gleichbedeutend mit globale Biota oder globale Biozönose.
Teilhard de Chardin folgte nicht dem ökologischen Biosphäre-Begriff von Wernadski – obwohl er den russischen Gelehrten persönlich aus Paris kannte und zusammen mit ihm und Édouard Le Roy die moderne Auffassung von Biosphäre mit entwickelt hatte. Eine Erklärung für den prinzipiellen Unterschied der beiden Biosphäre-Begriffe liegt in der Lektüre von Wernadkis Buch биосфера. Darin findet sich nirgendwo eine prägnante oder explizite Definition von Wernadskis ökologischem Biosphäre-Begriff. Stattdessen erschließt sich der ökologische Biosphäre-Begriff erst allmählich beim Gang durch die Kapitel. Andererseits gibt es in dem Buch zumindest einen Textabschnitt, der für sich genommen ganz nach einem biotischen Biosphäre-Begriff klingt: In den Kapiteln 44 bis 46 schätzte Wernadski die Gesamtmasse der Biosphäre. Wernadski meinte mit dieser Gesamtmasse allerdings nicht die Masse aller Lebewesen zusammen mit der gesamten Masse der von ihr beeinflussten abiotischen Umwelt. Nur eine solche Gesamtmasse wäre aber die Gesamtmasse im Sinne eines ökologischen Biosphäre-Begriffs gewesen. Stattdessen meinte Wernadski mit der biosphärischen Gesamtmasse ausschließlich die Masse aller Lebewesen. Damit folgte zumindest dieser Textabschnitt einem biotischen Biosphäre-Begriff. Demnach verwendete Wernadski in den 1920ern nicht immer einen eindeutigen Biosphäre-Begriff, sondern schwankte zwischen der ökologischen und der biotischen Bedeutung. Allerdings tendierten seine Schriften weit überwiegend in Richtung des ökologischen Biosphäre-Begriffs. Letztlich unterschied er sich eben hier von Teilhard de Chardin – und der Jesuit trieb in seinen Publikationen konsequent den biotischen Biosphäre-Begriff voran.
Für ein halbes Jahrhundert spielte der ökologische Biosphäre-Begriff von Wernadski kaum eine Rolle. Bis in die 1970er Jahre dominierte der biotische Biosphäre-Begriff nach Teilhard de Chardin umfassend. Selbst in Russland war Wernadskis ökologischer Biosphäre-Begriff in den 1930ern so gut wie unbekannt und kam erst allmählich in den 1960ern wieder zum Vorschein. In der westlichen Welt tauchte es nur hin und wieder in wenigen Publikationen auf.
Zudem war allein der Ausdruck Biosphäre über Jahrzehnte nur in Fachkreisen geläufig. Das änderte sich erst nach dem September 1968. Damals lud die UNESCO in Paris zur Biosphere-Conference – zur Intergovernmental Conference of Experts on the Scientific Basis for Rational Use and Conservation of the Resources of the Biosphere. Infolge dieser Konferenz wurde das Man and the Biosphere Programme ins Leben gerufen. Eine Aufgabe des Programms bestand in der Ernennung sogenannter Biosphärenreservate. Auf diese Weise gelangte Biosphäre in das Vokabular von Naturschutz und Raumplanung. Die Bekanntheit des Ausdrucks nahm stark zu.
Noch während der Biosphäre-Begriff vollständig durch Teilhard der Chardin dominiert wurde, erkannten neben Wernadski auch andere Wissenschaftler das Vorhandensein eines globalen Ökosystems. Sie konnten es jedoch nicht mehr Biosphäre nennen, weil der Begriff durch die Schriften von Teilhard der Chardin anders besetzt war. Stattdessen prägten sie für das globale Ökosystem einen neuen Begriff – Ökosphäre. Der Begriff geht zurück auf Lamont C. Cole (1958) und wurde noch einmal unabhängig neu erfunden von A. Gillard (1969). Der Ökosphäre-Begriff wurde zu Beginn der 1970er weit bekannt durch den Bestseller The Closing Circle. von Barry Commoner (1917–2012).
Zur gleichen Zeit lebte jedoch der ökologische Biosphäre-Begriff ebenfalls wieder auf. Das geschah vor allem im Zuge der einflussreichen Veröffentlichungen des englischen Limnologen George Evelyn Hutchinson (1903–1991). Die Wiederentdeckung des Urhebers des ökologischen Biosphäre-Begriffs – Wladimir Iwanowitsch Wernadski – geschah sogar noch später. Erst ab den mittleren 1980ern wird er in Veröffentlichungen häufiger erwähnt.
Autor | Definition | Begriff | Synonyme |
---|---|---|---|
Eduard Suess | Der unbelebte Raum der Erde, in dem Leben vorkommt. | räumlicher Biosphäre-Begriff | Physiosphäre, Geosphäre |
Pierre Teilhard de Chardin | Die Gesamtheit der irdischen Lebewesen. | biotischer Biosphäre-Begriff | globale Biota, globale Biozönose |
Wladimir Iwanowitsch Wernadski | Die Gesamtheit der irdischen Organismen mitsamt dem unbelebten Raum, den sie bewohnen, mit dem sie wechselwirken und den sie mit formen. | ökologischer Biosphäre-Begriff | Biogeosphäre, Geobiosphäre, Ökosphäre |
Aktuelle Situation
Der Biosphäre-Begriff wird aktuell noch immer nicht einheitlich verwendet. Zumindest in den Biowissenschaften herrscht jedoch der ökologische Biosphäre-Begriff vor. Hier wird demnach der Tradition gefolgt, die vom Limnologen George Evelyn Hutchinson neubegründet wurde und auf Wladimir Iwanowitsch Wernadski verweist:
„Die Gesamtheit der Ökosysteme der Erde ergibt die Biosphäre.“
Diese ökologisch aufgefasste Biosphäre führte auch zu der Namensgebung der künstlichen Biosphäre 2. Die semantische Situation wird allerdings komplexer, wenn neben den Biowissenschaften auch Publikationen aus den Geowissenschaften berücksichtigt werden. Hier finden sich zwar Veröffentlichungen, die ebenfalls mit dem ökologischen Biosphäre-Begriff arbeiten. In Ausnahmefällen kann sogar ein räumlicher Biosphäre-Begriff nach Eduard Suess angetroffen werden. Mehrheitlich wird in den Geowissenschaften allerdings der biotische Biosphäre-Begriff bevorzugt, der von Teilhard de Chardin verbreitet worden war:
„Die Oberfläche der festen Erdrinde und deren oberste Lage, der Boden, sowie die umgebende Wasser- und Lufthülle (Hydrosphäre und Atmosphäre) werden von einer unendlichen Mannigfaltigkeit von Lebewesen besiedelt (Biosphäre).“
„Was die Erde von allen anderen bekannten Planeten und Monden unterscheidet, ist ihre Biosphäre. Sie hat die Umwelt in Oberflächennähe unwiderruflich verändert und dabei nicht nur am Boden, im Wasser und in der Luft ihre Spuren hinterlassen, sondern auch in Gesteinen und Mineralen. […] Parallel zur Biosphäre entwickelte sich auch die Geosphäre weiter. Für einen besonderen Schub sorgten Mikroorganismen und Tiere, die lernten, ihre eigenen schützenden Schalen aus Mineralen aufzubauen.“
Die geowissenschaftliche Bevorzugung des biotischen Biosphäre-Begriffs hängt zusammen mit dem vornehmlich geowissenschaftlichen Konzept vom . Innerhalb des Konzepts wird die Biosphäre gleichberechtigt neben die drei unbelebten Sphären der Hydrosphäre, der Atmosphäre und der Lithosphäre gestellt. Das Augenmerk liegt hier auf dem gleichberechtigten Nebeneinander von belebter und unbelebter Umwelt innerhalb des Systems Erde. Die ökologisch Durchwirkung der drei unbelebten Sphären durch die globale Biozönose kommt begrifflich nicht zum Tragen:
„System Earth comprises four open subsystems or 'spheres': the [litho]sphere, the atmosphere, the hydrosphere, and the biosphere. Each of these spheres is a reservoir of matter and energy that can be exchanged with the other spheres. The exchange of energy and matter between the spheres are expressed as a number of physical (e.g. the rock cycle) or biogeochemical (e.g. the carbon cycle) cycles, responsible for the continuous changes within System Earth. This is 'global change'.“
„System Erde umfasst vier offene Untersysteme, die auch 'Sphären' genannt werden: die [Litho]sphäre, die Atmosphäre, die Hydrosphäre und die Biosphäre. Jede dieser Sphären ist ein Depot für Stoffe und Energie, die mit den anderen Sphären ausgetauscht werden können. Der Austausch von Energie und Stoffen zwischen den Sphären äußert sich in einer Reihe physikalischer (z. B. Kreislauf der Gesteine) oder biogeochemischer Kreisläufe (z. B. Kohlenstoffkreislauf). Sie sind verantwortlich für den ständigen Wandel innerhalb des Systems Erde. Dieser Wandel ist gemeint mit 'Global Change'.“
Biosphäre und Ökosphäre, Geobiosphäre
In jüngerer Zeit wird in den Biowissenschaften Biosphäre vornehmlich in ökologischer Bedeutung verwendet. Das macht den Begriff zu einem Synonym von Ökosphäre. Beide Begriffe folgen einem ökologischen Konzept, das von Wladimir Iwanowitsch Wernadski in den 1920ern unter dem Namen биосфера eingeführt worden war. Welches der Wörter sich letztlich durchsetzen wird, scheint derzeit nicht absehbar:
„[…] biosphere was unfortunately replaced by ecosphere. This neologism, in vogue since 1970, was introduced in flagrant ignorance of Vernadsky's teaching.“
„Biosphäre wurde unglücklicherweise ersetzt durch Ökosphäre. Diese Wortneuschöpfung, beliebt seit 1970, wurde eingeführt in ungeheuerlicher Unkenntnis von Wernadskis Lehre.“
Zwar besaß Ökosphäre ursprünglich noch eine zweite Bedeutung. Der Begriff wurde auch in der Astronomie verwendet, als Synonym für Habitable Zone. Allerdings wird seit 1996 ausschließlich der letztere Begriff von der NASA gebraucht. Deshalb hat der Ökosphäre-Begriff inzwischen seine astronomische Bedeutung eingebüßt. Er wird heutzutage durchgehend in seiner ökologischen Wortbedeutung benutzt und birgt demzufolge kaum noch eine Missverständnismöglichkeit.
„[…] 'ecosphere' is the most appropriate term for all situations where living things and their supporting environment are taken as a whole.“
„'Ökosphäre' ist der am besten geeignete Begriff für alle Situationen, in denen Lebewesen zusammen mit ihrer [unbelebten] Umwelt als Ganzes betrachtet werden.“
Darüber hinaus wurden in der Zwischenzeit vier weitere Begriffe eingeführt, die ebenfalls als Synonyme zum ökologischen Biosphäre-Begriff aufzufassen sind: Geobiosphäre (Geo-Biosphäre) oder Biogeosphäre (Bio-Geosphäre), beziehungsweise sogar Geosphäre-Biosphäre oder Biosphäre-Geosphäre. Diese Begriffe wurden allesamt später als Biosphäre und Ökosphäre erfunden. Sie können als Versuch aufgefasst werden, den biotischen Biosphäre-Begriff um eine ökologische Bedeutung auszuweiten. Damit schaffen sie begriffliche Alternativen zu Ökosphäre. Allerdings werden alle vier Begriffe nur sehr selten verwendet. Keiner von ihnen konnte sich durchsetzen.
Die aktuelle semantische Situation von Biosphäre ergibt ein sehr uneinheitliches Bild. In den Geowissenschaften wird weiterhin ein biotischer Biosphäre-Begriff gepflegt. In den Biowissenschaften wird heute vor allem ein ökologischer Biosphäre-Begriff verwendet. Der Begriff steht allerdings in starker Konkurrenz zu Ökosphäre und in schwacher Konkurrenz zu Geobiosphäre und ähnlichen Begriffen. Zusammengefasst existieren heute sechs Synonyme zur Bezeichnung des weltweiten Ökosystems in seiner räumlichen Ausdehnung.
Mit den Begriffen Ökosphäre und Physiosphäre und Globale Biozönose kann man das weltweite Ökosystem in seiner räumlichen Ausdehnung unmissverständlich darstellen. Die drei Begriffe fügen sich zudem reibungsfrei in das größere Konzept vom System Erde. Weitergehende Erläuterungen in der → Bildbeschreibung. Der Begriff Biospäre ist dagegen weniger klar, denn er kann einerseits ökologisch oder andererseits biotisch verstanden werden. Man kann ihn also sowohl mit der Ökosphäre als auch mit der globalen Biozönose gleichsetzen. |
Biosphäre und Gaia, System Erde, Bioplanet Erde
Der ökologische Biosphäre-Begriff nach Wladimir Iwanowitsch Wernadski überlappt und verwischt mit drei anderen Begriffen. Die ökologisch verstandene Biosphäre bezeichnet ausschließlich jene dünne Hülle der Erde, in der sämtliche irdischen Organismen vorkommen und in der sie untereinander und mit ihrer unbelebten Umwelt wechselwirken. Damit wird bloß ein kleiner Raumausschnitt der Erde betrachtet. Demzufolge besitzt auch Wernadskis Biosphäre-Begriff reduktionistische Züge in der Tradition von James Hutton und Eduard Suess.
Seit 1968 sind jedoch geowissenschaftliche Gegenbewegungen entstanden, die zu einer eher holistischen Betrachtungsweise zurückkehren. Die Konzepte von Gaia, System Erde und Bioplanet Erde ragen räumlich und funktionell über die Grenzen der Biosphäre hinaus. Sie postulieren, dass die Erde nur verständlich wird, wenn sie als funktionales Ganzes aufgefasst wird. Dabei gestehen die drei Begriffe insbesondere dem Leben eine ausgreifendere Wirkmächtigkeit zu. Sie fordern, dass weitere Anteile der Erde – fern jeden Lebens – zumindest indirekt von den Lebewesen mit geformt werden.
Der Begriff von Gaia (ab 1968) besitzt zwei Ausformungen, weak Gaia und strong Gaia. In seiner schwächsten Ausformulierung besagt der Schwache-Gaia-Begriff, dass das irdische Leben seine unbelebte Umwelt tiefgreifend umgestaltet. Darin gleicht der Schwache-Gaia-Begriff noch fast der Biosphäre (Ökosphäre). Allerdings gibt es auch noch den Starke-Gaia-Begriff, der nicht scharf vom Schwache-Gaia-Begriff geschieden wird. Der Starke-Gaia-Begriff betrachtet den Planeten Erde mit ihren Lebewesen als eigenständige Lebensform. Gerade der Starke-Gaia-Begriff wurde wiederholt kritisiert. Die Kritik führte dazu, dass dem Gaia-Begriff insgesamt eine gewisse Distanz entgegengebracht wird (→ Gaia-Hypothese).
„The name of the living planet, Gaia, is not a synonym for the biosphere. The biosphere is defined as that part of the Earth where living things normally exist. Still less is Gaia the same as the biota, which is simply the collection of all individual living organisms. The biosphere and the biota taken together form part but not all of Gaia. Just as the shell is part of a snail, so the rocks, the air, and the oceans are part of Gaia.“
„Der Name des lebendigen Planeten, Gaia, ist kein Synonym für die Biosphäre. Die Biosphäre wird definiert als jener Bereich der Erde, in dem die Lebewesen normalerweise existieren. Ebensowenig bedeutet Gaia dasselbe wie Biota, die bloß die Gesamtheit aller lebenden Organismen meint. Die Biosphäre und die Biota zusammengenommen stellen einen Teil, aber [eben] nicht alles von Gaia dar. Genauso wie die Schale Teil der Schnecke ist, so sind [auch] die Felsen, die Luft und die Ozeane Teile von Gaia.“
Der Begriff vom System Erde / Erdsystem (ab 1983) gleicht inhaltlich einer weak Gaia. Im Konzept vom Erdsystem wird die globale Biota gleichberechtigt neben Atmosphäre, Lithosphäre und Hydrosphäre gestellt. Erst die Wechselwirkung des Lebens und der drei abiotischen Erdsphären bilden zusammen das System Erde (→ ). Der Begriff wurde ursprünglich im Zusammenhang mit Forschungen zum globalen Wandel geprägt. Dort hat er sich weitgehend durchgesetzt. Darüber hinaus wird System Erde heute in vielen Bereichen der Geowissenschaften verwendet.
„Scientific research continues to yield fundamental new knowledge about the Earth. Studies of the continents, oceans, atmosphere, biosphere, and ice cover over the past thirty years have revealed that these are components of a far more dynamic and complex world than could have been imagined only a few generations ago. These investigations also have delineated, with inceasing clarity, the complex interactions upon Earth history and evolution … Our new knowledge is providing us with deeper insight into the Earth as a system.“
„Naturwissenschaftliche Forschung ist dabei, ständig neues Wissen über die Erde zu liefern. Während der vergangenen dreißig Jahre haben Studien über die Kontinente, Ozeane, Atmosphäre, Biosphäre und die Eisbedeckung gezeigt, dass diese [bloß einzelne] Teile einer viel dynamischeren und komplexeren Welt sind, als sich noch vor wenigen Generationen vorgestellt werden konnte. Die Forschungen haben außerdem mit zunehmender Klarheit deren komplexe Wechselwirkungen während der Geschichte und Evolution der Erde offengelegt […] Unser neues Wissen liefert uns tiefere Erkenntnis über die Erde als ein System.“
Der Begriff vom Bioplanet Erde (ab 1987) gleicht inhaltlich einer weak Gaia. genauso wie der Erdsystem-Begriff. Der Unterschied zum Erdsystem-Begriff beruht vor allem in der Hervorhebung der Rolle des Lebens. Denn der Bioplanet-Begriff billigt allein schon durch seine Bezeichnung dem Leben eine herausragende Stellung zu: Auf dem Bioplaneten steht das Leben nicht nur gleichauf mit den unbelebten Sphären der Erde. Stattdessen besitzt es zentrale Bedeutung und beeinflusst und formt sowohl (Anteile von) Luft, als auch Gestein, als auch Wasser. Der Bioplanet-Begriff wurde in der deutschsprachigen Biologiedidaktik entwickelt und findet sich vor allem in Schulbüchern. Außerhalb der Biologiedidaktik wird er auch von Vertretern der Geologie verwendet.
„Nach üblicher Anschauung konnte das Leben auf der Erde entstehen und sich entfalten, weil in unserem Planetensystem nur die Erde die Bedingungen dazu in richtiger Dosierung bereit stellte. Für die Unterschiede zwischen den Planeten wurden hauptsächlich deren Größe, Sonnenabstand und das Vorkommen von flüssigem Wasser verantwortlich gemacht. […] Die astronomischen und geologischen Bedingungen erklären jedoch nur die Randbedingungen, unter denen Leben auf der Erde entstehen und sich auf ihr entfalten konnte. Für die heutigen Bedingungen und die heutige Beschaffenheit der Planeten hat das Leben selbst gesorgt […] Erdgeschichte ist Lebensgeschichte und umgekehrt ist Lebensgeschichte zugleich Erdgeschichte.“
Biosphäre innerhalb der geographischen Betrachtungsdimensionen
Nach der Biosphärenkonferenz der UNESCO gelangte der Biosphäre-Begriff in den allgemeinen Sprachgebrauch. Ungefähr um die gleiche Zeit etablierte sich nun aber innerhalb der deutschsprachigen Geographie auch das Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen. Das Konzept besagt, dass der geographische Raum nach unterschiedlichen Betrachtungsdimensionen gegliedert werden sollte. Diese Betrachtungsdimensionen unterscheiden sich voneinander in ihrem Maßstab. Aus den unterschiedlichen Maßstäben erwachsen unterschiedliche Arbeitsmethoden, um den jeweils betrachteten Raum zu untersuchen. Dieses hierarchische System der geographischen Betrachtungsdimensionen wurde vor allem entwickelt vom Geographen Ernst Neef zu Beginn der 1960er Jahre und von seinen Schülern aufgegriffen. Ähnliche Ansätze fanden sich allerdings bereits etwas früher bei Carl Troll (1943), Gerhard Franz Josef Schmithüsen (1949) und Carl Trolls Mitarbeiter Karlheinz Paffen (1953).
Betrachtungsdimension | Raumeinheit | Raumeinheitsgröße | Kartenmaßstäbe |
---|---|---|---|
topisch | Top („…-top“) | Kleinste Raumeinheit. | große Maßstäbe |
chorisch | Chore („…-chore“) | Mehrere benachbarte Tope ergeben eine Chore. | große Maßstäbe bis mittlere Maßstäbe |
regional | Region („…-region“) | Mehrere benachbarte Choren ergeben eine Region. | mittlere Maßstäbe bis kleine Maßstäbe |
zonal | Zone („…-zone“) | Mehrere benachbarte Regionen ergeben eine Zone. Zonen können Erdteile überspannen. Kleinere Raumeinheit der globalen Betrachtungsdimension. | kleine bis sehr kleine Maßstäbe |
sphärisch | Sphäre („…-sphäre“) | Alle Zonen des Planeten Erde ergeben eine Sphäre. Größere Raumeinheit der globalen Betrachtungsdimension. | sehr kleine Maßstäbe |
Nach dem Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen gilt die globale Betrachtungsdimension als die größte der geographischen Betrachtungsdimensionen. Die globale Betrachtungsdimension untersucht ein bestimmtes Thema entweder erdteilübergreifend oder gleich für den ganzen Planeten Erde. Ein Thema, das auf der globalen Betrachtungsdimension für die ganze Erde angesprochen wird, erhält ein Fachwort, das mit „-sphäre“ endet. Auch Biosphäre endet mit „-sphäre“ und natürlich bezeichnet dieser Ausdruck ebenfalls ein Thema in erdweiter, globaler Betrachtungsdimension. Allerdings kann dieser Begriff nicht reibungsfrei in das Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen gefügt werden.
Nach dem Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen bilden die Tope die kleinsten Raumeinheiten und die Sphären die größten Raumeinheiten geographischer Betrachtung. Das gleiche Thema kann in den größten Maßstäben als ein Top und in den kleinsten Maßstäben als eine Sphäre betrachtet werden. Die Raumeinheit der topischen Betrachtungsdimension, die der Biosphäre thematisch zugeordnet wäre, müsste Biotop heißen: Getreu dem Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen sollten Biosphäre und Biotop die gleiche Raumeigenschaft – das gleiche Thema, den gleichen funktionalen Inhalt – beschreiben, nur in verschiedenen Maßstäben. Genau diese Voraussetzung trifft allerdings nicht zu.
Der Biotop-Begriff war im Jahr 1908 vom deutschen Zoologen Friedrich Dahl eingeführt worden. Das Biotop war als komplementäre Ergänzung gedacht zur Biozönose. Letzteres war ein Begriff, der schon im Jahr 1877 von Dahls Universitätslehrer Karl August Möbius geprägt worden war. In Dahls ursprünglicher Bedeutung beschreibt der Biotop-Begriff ausschließlich die unbelebte Umwelt einer Biozönose. In dieser ersten und rein abiotischen Bedeutung wird der Biotop-Begriff noch immer häufig verwendet. Jedoch wird Biotop inzwischen regelmäßig explizit oder implizit mit biotischen Bedeutungsteilen angereichert. Das geschieht vor allem während Biotopkartierungen. Denn dabei werden Biotope eben meistens nicht an abiotischen Eigenschaften definiert, sondern anhand bestimmter Organismen, die in ihnen leben. Funktional-inhaltlich beziehungsweise thematisch bewegen sich diese Biotop-Begriffe dann zwischen abiotischer Umwelt und Biozönose.
Zwar war der Biosphäre-Begriff im Jahr 1875 vom österreichischen Geologen Eduard Suess noch ganz ähnlich als Raumbegriff mit abiotischem Inhalt eingeführt worden. Allerdings erfuhr Biosphäre im Lauf des zwanzigsten Jahrhunderts zwei dauerhaft wirksame Bedeutungswandlungen durch Wladimir Iwanowitsch Wernadski und Pierre Teilhard de Chardin. Wernadskis Biosphäre entspricht dem globalen Ökosystem. Teilhard de Chardins Biosphäre entspricht der globalen Biozönose. In beiden Fällen wurden dem Biosphäre-Begriff belebte Anteile zugefügt.
Biosphäre-Begriff | Topische Entsprechung |
---|---|
Biosphäre (Suess, 1875): Der unbelebte Raum der Erde, in dem Leben vorkommt. | Biotop (Dahl, 1908) |
Biosphäre (Wernadski, 1924): Die Gesamtheit der irdischen Organismen mitsamt dem unbelebten Raum, den sie bewohnen, mit dem sie wechselwirken und den sie mit formen. | Ökotop (Sørensen, 1936) |
Biosphäre (Teilhard der Chardin, 1925): Die Gesamtheit der irdischen Lebewesen. | Biozönose (Möbius, 1877) |
Einerseits wird Suess’ Biosphäre-Begriff heutzutage kaum noch verwendet. Andererseits erlebt Dahls Biotop-Begriff inzwischen regelmäßig biotische Ergänzungen. Demzufolge ist unter den gegenwärtig vorherrschenden Begriffsverständnissen eine funktional-inhaltliche Übereinstimmung zwischen Biosphäre einerseits und Biotop andererseits selten gegeben. Die Übereinstimmung ging verloren während der 1920er Jahre, als Wladimir Iwanowitsch Wernadski, Pierre Teilhard de Chardin und Édouard Le Roy die modernen Bedeutungen von Biosphäre formulierten. Dies geschah vierzig Jahre bevor es Ernst Neef gelang, innerhalb der deutschsprachigen Geographie das hierarchische System der geographischen Betrachtungsdimensionen zu etablieren.
Mit den Begriffen Biozönose und Physiotop (Physiochore usw.) und Ökotop (Ökochore usw.) kann eine inhaltlich widerspruchsfreie und eindeutige Begriffshierarchie innerhalb des Systems der geographischen Betrachtungsdimensionen erstellt werden. Ähnliche Widerspruchsfreiheit und Eindeutigkeit können nicht erreicht werden, wenn die heute üblichen Biotop-Begriffe einerseits und die heute üblichen Biosphäre-Begriffe andererseits verwendet werden. |
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Autor: www.NiNa.Az
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Der Begriff der Biosphare bioˈsfɛːre von griechisch bios bios Leben und sfaira sfaira Kugel wurde im 19 Jahrhundert gepragt Ab den 1920er Jahren ging er verstarkt in die wissenschaftliche Diskussion ein Ausserhalb der Fachwissenschaften wurde er erst Ende der 1960er bekannt Seit seiner Pragung erfuhr der Begriff verschiedene Bedeutungswandlungen Aktuell wird zumindest in den Biowissenschaften vor allem ein okologischer Biosphare Begriff verwendet Damit steht er in Konkurrenz zu einer Reihe weiterer Begriffe vor allem zum Begriff Okosphare Biosphare in Bio und GeowissenschaftenAnfange Bei Platon scheint der erste schriftliche Beleg fur das Bild von einem lebendigen Planeten Erde nachlesbar Dass zur irdischen Welt etwas umfassend Lebendiges gehort scheint keine Erkenntnis der letzten Jahrhunderte zu sein Das erste Mal konnte ein solcher Gedanke bereits in der Antike niedergeschrieben worden sein und moglicherweise aus den Texten des griechischen Philosophen Platon 427 347 v u Z hervorgehen Die Idee konnte demnach schon sehr lange Bestandteil der abendlandischen Weltanschauung gewesen sein oὗ d ἔstin tἆlla zῷa ka8 ἓn kaὶ katὰ genh moria toytῳ pantwn ὁmoiotaton aὐtὸn eἶnai ti8ῶmen tὰ gὰr dὴ nohtὰ zῷa panta ἐkeῖno ἐn ἑaytῷ perilabὸn ἔxei ka8aper ὅde ὁ kosmos ἡmᾶs ὅsa te ἄlla 8remmata synesthken ὁrata ou d estin t alla zoia kath hen kai kata gene moria toutoi panton homoiotaton auton einai tithomen ta gar de noeta zoia panta ekeino en eautoi perilabon echei kathaper hode ho kosmos hemas hosa te alla thremmata sunesteken horata das aber von dem das andere Lebendige in Individuen und Gattungen nur ein Teil ist dem wollen wir unter allen Moglichkeiten zugestehen dass es das Ahnlichste sei Denn alle denkbaren Lebewesen enthalt jenes indem es sie in sich umfasst wie diese Welt uns und uberhaupt die ubrigen sichtbaren Zoglinge komponiert hat Platon Timaios S 30c 30d Johannes Kepler beschrieb die Erde wie einen lebenden Organismus Etwa zweitausend Jahre spater wurde dann der deutsche Astronom Johannes Kepler 1571 1630 im Jahr 1619 sehr konkret Er begriff aber nicht nur die unmittelbare Umwelt der Organismen sondern die gesamte Erde als lebendig Demzufolge gingen seine Gedanken zur lebendigen Erde sogar uber das hinaus was heutzutage unter Biosphare definiert wird Heute spiegeln sich aber derlei ganzheitliche holistische Erdbetrachtungen wider in den verhaltnismassig jungen Begriffen Gaia System Erde oder auch Bioplanet Erde Non est quippe Terra animal tale quale Canis ad omnem nutum promptum sed tale quale Bos aut Elephas tardum ad iram tanoque violentius cum excandiut Ut enim corpus in cutis superficie pilos sic terra plantas arboresque profert inque ijs ibi pediculi hic erucae cicadae variaque insecta amp monstra marina nascuntur amp ut corpus lachrymas blennam auriumque recrementa est ubi amp gummi ex faciei pustulis sic Tellus electrum bitumen utque vesica urinam sic montes flumina fundunt amp ut corpus excrementum suphurei odoris crepitusque qui etiam inflammari possunt sic Terra Sulphur ignes subterraneos tonitrua fulgura utque in venis animantis generatur sanguis amp cum eo sudor extracorpus ejectus sic invenis terrae Metalla amp fossilia vaporque pluvius Denn die Erde ist nicht ein Tier mit der Art des Hundes der auf jeden Wink pariert sondern mit der eines Ochsen oder Elefanten also ein Tier das nicht leicht in Zorn zu bringen ist dann aber um so wutender wird wenn der Zorn entbrannt ist Wie namlich der Korper auf der Oberflache Haut Haare so bringt die Erde Pflanzen und Baume hervor und wie dort Lause entstehen so hier Raupen Grillen und andere Insekten sowie Meeresungeheuer Wie der Korper Tranenflussigkeit Nasenschleim Ohrenschmalz bisweilen auch eine klebrige Flussigkeit aus Pusteln im Gesicht ausscheidet so die Erde Bernstein und Erdpech Wie die Blase den Urin fliessen lasst so die Berge Flusse Wie der Korper ein Exkrement von schwefligem Geruch und laute Winde die entzundbar sind von sich gibt so die Erde Schwefel und unterirdisches Feuer unter Donner und Blitz Wie in den Adern des Tieres Blut entsteht und damit auch der Schweiss der aus dem Korper ausgeschieden wird so in den Adern der Erde Metalle und Kristalle sowie Regendampf Johannes Kepler Harmonices mvndi libri v S 160 161 James Hutton sprach von einer living world Ahnliches wie Kepler konnte nach etwa 170 Jahre wieder der schottische Naturforscher James Hutton 1726 1797 gemeint haben als er die Erde wiederholt als living world bezeichnete Dies geschah vor breiterem Publikum das erste Mal in zwei Lesungen die am 7 Marz und am 4 April 1785 vor der Royal Society of Edinburgh stattfanden Zu den Lesungen kursierte eine privat gedruckte Kurzfassung Das vollstandige Skriptum erschien drei Jahre spater Dadurch wurden Huttons Gedanken einer breiten Offentlichkeit zuganglich In dem Skriptum kann zudem nachgelesen werden dass Hutton die Erde in verschiedene Teilaspekte bodies gliederte Er wies die drei unbelebten irdischen Teilaspekte der festen Erde des Wassers und der Luft aus Diese setzte er aber in Beziehung zu einem vierten irdischen Teilaspekt dem Teilaspekt der Lebewesen Damit war Huttons Theory of the Earth vollstandig formuliert Er stellte sie noch einmal 1795 in einem zweibandigen Werk ausfuhrlich dar James Hutton war es nicht nur gelungen die Wichtigkeit des Lebens zum Verstandnis des gesamten herauszustellen Er konnte gleichzeitig vermitteln dass die Erde aus vier verhaltnismassig separaten bodies bestehen wurde Hierin aussert sich ein grundsatzlicher Wandel im Naturverstandnis denn James Hutton liess die bisherige eher holistische Erdbetrachtung hinter sich und ersetzte sie durch einen geowissenschaftlichen Reduktionismus Statt in ihrer hochkomplexen planetaren Ganze konnten fortan einzelne Teilaspekte der Erde fur sich herausgegriffen betrachtet und erforscht werden 19 Jahrhundert Lamarck und Suess Jean Baptiste de Lamarck formulierte die Idee einer Biosphare Naher fassbar wurde die Idee der Biosphare im Jahr 1802 durch den franzosischen Naturforscher Jean Baptiste de Lamarck 1744 1828 Denn er schrieb davon dass die Biologie ein unabdingbar notiger Teil zum vollstandigen Studium der Erde ware Ainsi toutes ces considerations partagent naturellement la physique terrestre en trois parties essentielles dont la premiere doit comprendre la theorie de l atmosphere la Meteorologie la seconde celle de la croute externe du globe l Hydrogeologie la troisieme enfin celle des corps vivans la Biologie Jean Baptiste de Lamarck Hydrogeologie S 8 Eduard Suess erfand den Begriff der Biosphare Fur seine Idee pragte Lamarck noch keinen eigenen Begriff Erst der osterreichische Geologe Eduard Suess 1831 1914 erfand 1875 den Ausdruck Biosphare fur sein Buch Die Entstehung der Alpen So wie man gelernt hat die Sonne in eine Anzahl konzentrischer Hullen zu zerlegen kann man wohl auch die Erde in Hullen teilen deren jede allerdings in vielfacher Verbindung mit der nachstfolgenden steht Die erste ist die Atmosphare die zweite die Hydrosphare die dritte die Lithosphare Eines scheint fremdartig an diesem grossen aus Spharen gebildeten Himmelskorper namlich das organische Leben Aber auch dieses ist auf eine bestimmte Zone beschrankt auf die Oberflache der Lithosphare Die Pflanze welche ihre Wurzeln Nahrung suchend in den Boden senkt und gleichzeitig sich atmend in die Luft erhebt ist ein gutes Bild der Stellung organischen Lebens in der Region der Wechselwirkung der oberen Spharen und der Lithosphare und es lasst sich auf der Oberflache des Festen eine selbststandige Biosphare unterscheiden Sie dehnt sich jetzt uber die trockene wie uber die benetzte Oberflache aus aber die Entwicklungsfolge von Kiemen und Lunge lehrt dass die benetzte Oberflache ihr Ausgangspunkt gewesen ist Die Entwicklung und Verbreitung des organischen Lebens ist in hohem Grade abhangig gewesen von der Ausbildung der Oberflachen Gestaltung der Lithosphare Eduard Suess Die Entstehung der Alpen S 158 160 Biosphare nach Eduard Suess Der unbelebte Raum in dem die irdischen Organismen leben Biosphare wird als raumlicher Begriff verwendet Mit der Ausweisung von Atmosphare Hydrosphare Lithosphare und Biosphare vollendete Eduard Suess das Konzept der vier bodies von denen James Hutton geschrieben hatte Das bedeutete gleichzeitig dass der Begriff der Biosphare aus Huttons reduktionistischem Weltverstandnis entstanden war Einige Jahre darauf erwahnte Suess den Biosphare Begriff erneut in seinem Hauptwerk Das Antlitz der Erde Die mehrbandige Veroffentlichung wurde fur viele Jahre als geologisches Lehrwerk genutzt 20 Jahrhundert Wernadski und Teilhard de Chardin Das Antlitz der Erde gelangte auch in die Hande des russischen Geowissenschaftlers Wladimir Iwanowitsch Wernadski Vladimir Ivanovich Vernadskij 1863 1945 Wahrend eines Aufenthalts in Osterreich traf er 1911 sogar mit Eduard Suess personlich zusammen Ab 1917 setzte sich Wernadski intensiv mit der Idee einer Biosphare auseinander Dabei war er wahrscheinlich nicht nur durch Eduard Suess beeinflusst Zumindest geringfugig konnten ebenfalls die Vorstellungen seines Onkels eine Rolle gespielt haben dem ukrainischen Philosophen 1810 1880 Wahrend langer nachtlicher Spaziergange hatte Korolenko dem Neffen seine Uberzeugung dargelegt dass die gesamte Erde als lebendiger Organismus anzusehen ware Wladimir Iwanowitsch Wernadski entwickelte einen okologischen Biosphare Begriff Zwischen 1922 und 1925 hielt sich Wernadski in Paris auf Dort lernte er den franzosischen Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin 1881 1955 kennen Teilhard de Chardin hatte um 1920 ebenfalls Das Antlitz der Erde gelesen und daruber 1921 eine begeisterte Abhandlung geschrieben Teilhard de Chardin studierte Palaontologie in Paris und errang darin 1922 einen Doktortitel Die beiden Geowissenschaftler trafen sich nun haufiger zusammen mit Teilhard de Chardins gutem Freund Edouard Le Roy 1870 1954 In den Gesprachen dieser drei Manner wurden die modernen Anschauungen zur Biosphare geformt Darauf folgend konnte Wernadski Gedanken zur Biosphare das erste Mal 1922 und 1923 vor einem grosseren Publikum erlautern Denn er hielt Vorlesungen an der Pariser Sorbonne uber Geochemie Zu seinen Zuhorern zahlte neben Teilhard de Chardin und Le Roy auch Henri Bergson 1859 1941 Ein Essay zur Vorlesung wurde 1924 veroffentlicht Nach weiteren Uberlegungen folgte 1926 ein kurzes Buch in russischer Sprache mit dem Titel biosfera Es wurde 1929 ins Franzosische ubersetzt Biosphare nach Wladimir Iwanowitsch Wernadski Die Gesamtheit der irdischen Organismen mitsamt dem Raum den sie bewohnen mit dem sie wechselwirken und den sie mit formen Biosphare wird als okologischer Begriff verwendet Mit der Veroffentlichung und einer ersten Ubersetzung seines Hauptwerks hatte Wernadskis Biosphare Begriff einer breiteren internationalen Wissenschaftsgemeinde zuganglich gemacht werden konnen Dies wurde anfanglich allerdings aus drei Grunden verhindert Wegen fehlender Russischkenntnisse konnte biosfera 1926 nur von wenigen westeuropaischen Wissenschaftlern gelesen werden Auch die franzosische Ubersetzung La Biosphere 1929 wurde kaum beachtet Ausserdem hatte 1925 und 1926 Pierre Teilhard de Chardin inzwischen eigene Essays zum Thema Biosphare veroffentlicht Im Gegensatz zu Wernadskis Buchern wurden Teilhard de Chardins Schriften weithin gelesen Allerdings meinte Teilhard de Chardin etwas Anderes als Wernadski wenn er von der Biosphare schrieb Pierre Teilhard de Chardin verbreitete einen biotischen Biosphare Begriff Der Biosphare Begriff von Teilhard de Chardin erschien noch vor Wernadskis La Biosphere und wurde weitlaufiger beachtet Darum setzte sich vorerst dieser Biosphare Begriff durch nicht jener von Wernadski Biosphare nach Pierre Teilhard de Chardin Die Gesamtheit der irdischen Organismen Biosphare wird als biotischer Begriff verwendet Er ist gleichbedeutend mit globale Biota oder globale Biozonose Teilhard de Chardin folgte nicht dem okologischen Biosphare Begriff von Wernadski obwohl er den russischen Gelehrten personlich aus Paris kannte und zusammen mit ihm und Edouard Le Roy die moderne Auffassung von Biosphare mit entwickelt hatte Eine Erklarung fur den prinzipiellen Unterschied der beiden Biosphare Begriffe liegt in der Lekture von Wernadkis Buch biosfera Darin findet sich nirgendwo eine pragnante oder explizite Definition von Wernadskis okologischem Biosphare Begriff Stattdessen erschliesst sich der okologische Biosphare Begriff erst allmahlich beim Gang durch die Kapitel Andererseits gibt es in dem Buch zumindest einen Textabschnitt der fur sich genommen ganz nach einem biotischen Biosphare Begriff klingt In den Kapiteln 44 bis 46 schatzte Wernadski die Gesamtmasse der Biosphare Wernadski meinte mit dieser Gesamtmasse allerdings nicht die Masse aller Lebewesen zusammen mit der gesamten Masse der von ihr beeinflussten abiotischen Umwelt Nur eine solche Gesamtmasse ware aber die Gesamtmasse im Sinne eines okologischen Biosphare Begriffs gewesen Stattdessen meinte Wernadski mit der biospharischen Gesamtmasse ausschliesslich die Masse aller Lebewesen Damit folgte zumindest dieser Textabschnitt einem biotischen Biosphare Begriff Demnach verwendete Wernadski in den 1920ern nicht immer einen eindeutigen Biosphare Begriff sondern schwankte zwischen der okologischen und der biotischen Bedeutung Allerdings tendierten seine Schriften weit uberwiegend in Richtung des okologischen Biosphare Begriffs Letztlich unterschied er sich eben hier von Teilhard de Chardin und der Jesuit trieb in seinen Publikationen konsequent den biotischen Biosphare Begriff voran Fur ein halbes Jahrhundert spielte der okologische Biosphare Begriff von Wernadski kaum eine Rolle Bis in die 1970er Jahre dominierte der biotische Biosphare Begriff nach Teilhard de Chardin umfassend Selbst in Russland war Wernadskis okologischer Biosphare Begriff in den 1930ern so gut wie unbekannt und kam erst allmahlich in den 1960ern wieder zum Vorschein In der westlichen Welt tauchte es nur hin und wieder in wenigen Publikationen auf Zudem war allein der Ausdruck Biosphare uber Jahrzehnte nur in Fachkreisen gelaufig Das anderte sich erst nach dem September 1968 Damals lud die UNESCO in Paris zur Biosphere Conference zur Intergovernmental Conference of Experts on the Scientific Basis for Rational Use and Conservation of the Resources of the Biosphere Infolge dieser Konferenz wurde das Man and the Biosphere Programme ins Leben gerufen Eine Aufgabe des Programms bestand in der Ernennung sogenannter Biospharenreservate Auf diese Weise gelangte Biosphare in das Vokabular von Naturschutz und Raumplanung Die Bekanntheit des Ausdrucks nahm stark zu Noch wahrend der Biosphare Begriff vollstandig durch Teilhard der Chardin dominiert wurde erkannten neben Wernadski auch andere Wissenschaftler das Vorhandensein eines globalen Okosystems Sie konnten es jedoch nicht mehr Biosphare nennen weil der Begriff durch die Schriften von Teilhard der Chardin anders besetzt war Stattdessen pragten sie fur das globale Okosystem einen neuen Begriff Okosphare Der Begriff geht zuruck auf Lamont C Cole 1958 und wurde noch einmal unabhangig neu erfunden von A Gillard 1969 Der Okosphare Begriff wurde zu Beginn der 1970er weit bekannt durch den Bestseller The Closing Circle von Barry Commoner 1917 2012 Zur gleichen Zeit lebte jedoch der okologische Biosphare Begriff ebenfalls wieder auf Das geschah vor allem im Zuge der einflussreichen Veroffentlichungen des englischen Limnologen George Evelyn Hutchinson 1903 1991 Die Wiederentdeckung des Urhebers des okologischen Biosphare Begriffs Wladimir Iwanowitsch Wernadski geschah sogar noch spater Erst ab den mittleren 1980ern wird er in Veroffentlichungen haufiger erwahnt Biosphare Begriffe Autor Definition Begriff SynonymeEduard Suess Der unbelebte Raum der Erde in dem Leben vorkommt raumlicher Biosphare Begriff Physiosphare GeospharePierre Teilhard de Chardin Die Gesamtheit der irdischen Lebewesen biotischer Biosphare Begriff globale Biota globale BiozonoseWladimir Iwanowitsch Wernadski Die Gesamtheit der irdischen Organismen mitsamt dem unbelebten Raum den sie bewohnen mit dem sie wechselwirken und den sie mit formen okologischer Biosphare Begriff Biogeosphare Geobiosphare OkosphareAktuelle Situation Der Biosphare Begriff wird aktuell noch immer nicht einheitlich verwendet Zumindest in den Biowissenschaften herrscht jedoch der okologische Biosphare Begriff vor Hier wird demnach der Tradition gefolgt die vom Limnologen George Evelyn Hutchinson neubegrundet wurde und auf Wladimir Iwanowitsch Wernadski verweist Die Gesamtheit der Okosysteme der Erde ergibt die Biosphare Hafner et al Okologie S 7 Diese okologisch aufgefasste Biosphare fuhrte auch zu der Namensgebung der kunstlichen Biosphare 2 Die semantische Situation wird allerdings komplexer wenn neben den Biowissenschaften auch Publikationen aus den Geowissenschaften berucksichtigt werden Hier finden sich zwar Veroffentlichungen die ebenfalls mit dem okologischen Biosphare Begriff arbeiten In Ausnahmefallen kann sogar ein raumlicher Biosphare Begriff nach Eduard Suess angetroffen werden Mehrheitlich wird in den Geowissenschaften allerdings der biotische Biosphare Begriff bevorzugt der von Teilhard de Chardin verbreitet worden war Die Oberflache der festen Erdrinde und deren oberste Lage der Boden sowie die umgebende Wasser und Lufthulle Hydrosphare und Atmosphare werden von einer unendlichen Mannigfaltigkeit von Lebewesen besiedelt Biosphare Beurlen et al Versteinerungen S 14 Was die Erde von allen anderen bekannten Planeten und Monden unterscheidet ist ihre Biosphare Sie hat die Umwelt in Oberflachennahe unwiderruflich verandert und dabei nicht nur am Boden im Wasser und in der Luft ihre Spuren hinterlassen sondern auch in Gesteinen und Mineralen Parallel zur Biosphare entwickelte sich auch die Geosphare weiter Fur einen besonderen Schub sorgten Mikroorganismen und Tiere die lernten ihre eigenen schutzenden Schalen aus Mineralen aufzubauen Robert M Hazen Die Evolution der Minerale S 84 87 Die geowissenschaftliche Bevorzugung des biotischen Biosphare Begriffs hangt zusammen mit dem vornehmlich geowissenschaftlichen Konzept vom Innerhalb des Konzepts wird die Biosphare gleichberechtigt neben die drei unbelebten Spharen der Hydrosphare der Atmosphare und der Lithosphare gestellt Das Augenmerk liegt hier auf dem gleichberechtigten Nebeneinander von belebter und unbelebter Umwelt innerhalb des Systems Erde Die okologisch Durchwirkung der drei unbelebten Spharen durch die globale Biozonose kommt begrifflich nicht zum Tragen System Earth comprises four open subsystems or spheres the litho sphere the atmosphere the hydrosphere and the biosphere Each of these spheres is a reservoir of matter and energy that can be exchanged with the other spheres The exchange of energy and matter between the spheres are expressed as a number of physical e g the rock cycle or biogeochemical e g the carbon cycle cycles responsible for the continuous changes within System Earth This is global change System Erde umfasst vier offene Untersysteme die auch Spharen genannt werden die Litho sphare die Atmosphare die Hydrosphare und die Biosphare Jede dieser Spharen ist ein Depot fur Stoffe und Energie die mit den anderen Spharen ausgetauscht werden konnen Der Austausch von Energie und Stoffen zwischen den Spharen aussert sich in einer Reihe physikalischer z B Kreislauf der Gesteine oder biogeochemischer Kreislaufe z B Kohlenstoffkreislauf Sie sind verantwortlich fur den standigen Wandel innerhalb des Systems Erde Dieser Wandel ist gemeint mit Global Change Manuel Sintubin 4 5 Billion Years of Global Change S 105 Biosphare und Okosphare GeobiosphareIn jungerer Zeit wird in den Biowissenschaften Biosphare vornehmlich in okologischer Bedeutung verwendet Das macht den Begriff zu einem Synonym von Okosphare Beide Begriffe folgen einem okologischen Konzept das von Wladimir Iwanowitsch Wernadski in den 1920ern unter dem Namen biosfera eingefuhrt worden war Welches der Worter sich letztlich durchsetzen wird scheint derzeit nicht absehbar biosphere was unfortunately replaced by ecosphere This neologism in vogue since 1970 was introduced in flagrant ignorance of Vernadsky s teaching Biosphare wurde unglucklicherweise ersetzt durch Okosphare Diese Wortneuschopfung beliebt seit 1970 wurde eingefuhrt in ungeheuerlicher Unkenntnis von Wernadskis Lehre Jacques Grinevald Introduction The Invisibility of the Vernadskian Revolution S 21 Zwar besass Okosphare ursprunglich noch eine zweite Bedeutung Der Begriff wurde auch in der Astronomie verwendet als Synonym fur Habitable Zone Allerdings wird seit 1996 ausschliesslich der letztere Begriff von der NASA gebraucht Deshalb hat der Okosphare Begriff inzwischen seine astronomische Bedeutung eingebusst Er wird heutzutage durchgehend in seiner okologischen Wortbedeutung benutzt und birgt demzufolge kaum noch eine Missverstandnismoglichkeit ecosphere is the most appropriate term for all situations where living things and their supporting environment are taken as a whole Okosphare ist der am besten geeignete Begriff fur alle Situationen in denen Lebewesen zusammen mit ihrer unbelebten Umwelt als Ganzes betrachtet werden Richard John Huggett Ecosphere biosphere or Gaia What to call the global ecosystem S 430 Daruber hinaus wurden in der Zwischenzeit vier weitere Begriffe eingefuhrt die ebenfalls als Synonyme zum okologischen Biosphare Begriff aufzufassen sind Geobiosphare Geo Biosphare oder Biogeosphare Bio Geosphare beziehungsweise sogar Geosphare Biosphare oder Biosphare Geosphare Diese Begriffe wurden allesamt spater als Biosphare und Okosphare erfunden Sie konnen als Versuch aufgefasst werden den biotischen Biosphare Begriff um eine okologische Bedeutung auszuweiten Damit schaffen sie begriffliche Alternativen zu Okosphare Allerdings werden alle vier Begriffe nur sehr selten verwendet Keiner von ihnen konnte sich durchsetzen Die aktuelle semantische Situation von Biosphare ergibt ein sehr uneinheitliches Bild In den Geowissenschaften wird weiterhin ein biotischer Biosphare Begriff gepflegt In den Biowissenschaften wird heute vor allem ein okologischer Biosphare Begriff verwendet Der Begriff steht allerdings in starker Konkurrenz zu Okosphare und in schwacher Konkurrenz zu Geobiosphare und ahnlichen Begriffen Zusammengefasst existieren heute sechs Synonyme zur Bezeichnung des weltweiten Okosystems in seiner raumlichen Ausdehnung Mit den Begriffen Okosphare und Physiosphare und Globale Biozonose kann man das weltweite Okosystem in seiner raumlichen Ausdehnung unmissverstandlich darstellen Die drei Begriffe fugen sich zudem reibungsfrei in das grossere Konzept vom System Erde Weitergehende Erlauterungen in der Bildbeschreibung Der Begriff Biospare ist dagegen weniger klar denn er kann einerseits okologisch oder andererseits biotisch verstanden werden Man kann ihn also sowohl mit der Okosphare als auch mit der globalen Biozonose gleichsetzen Biosphare und Gaia System Erde Bioplanet ErdeDer okologische Biosphare Begriff nach Wladimir Iwanowitsch Wernadski uberlappt und verwischt mit drei anderen Begriffen Die okologisch verstandene Biosphare bezeichnet ausschliesslich jene dunne Hulle der Erde in der samtliche irdischen Organismen vorkommen und in der sie untereinander und mit ihrer unbelebten Umwelt wechselwirken Damit wird bloss ein kleiner Raumausschnitt der Erde betrachtet Demzufolge besitzt auch Wernadskis Biosphare Begriff reduktionistische Zuge in der Tradition von James Hutton und Eduard Suess Seit 1968 sind jedoch geowissenschaftliche Gegenbewegungen entstanden die zu einer eher holistischen Betrachtungsweise zuruckkehren Die Konzepte von Gaia System Erde und Bioplanet Erde ragen raumlich und funktionell uber die Grenzen der Biosphare hinaus Sie postulieren dass die Erde nur verstandlich wird wenn sie als funktionales Ganzes aufgefasst wird Dabei gestehen die drei Begriffe insbesondere dem Leben eine ausgreifendere Wirkmachtigkeit zu Sie fordern dass weitere Anteile der Erde fern jeden Lebens zumindest indirekt von den Lebewesen mit geformt werden Der Begriff von Gaia ab 1968 besitzt zwei Ausformungen weak Gaia und strong Gaia In seiner schwachsten Ausformulierung besagt der Schwache Gaia Begriff dass das irdische Leben seine unbelebte Umwelt tiefgreifend umgestaltet Darin gleicht der Schwache Gaia Begriff noch fast der Biosphare Okosphare Allerdings gibt es auch noch den Starke Gaia Begriff der nicht scharf vom Schwache Gaia Begriff geschieden wird Der Starke Gaia Begriff betrachtet den Planeten Erde mit ihren Lebewesen als eigenstandige Lebensform Gerade der Starke Gaia Begriff wurde wiederholt kritisiert Die Kritik fuhrte dazu dass dem Gaia Begriff insgesamt eine gewisse Distanz entgegengebracht wird Gaia Hypothese The name of the living planet Gaia is not a synonym for the biosphere The biosphere is defined as that part of the Earth where living things normally exist Still less is Gaia the same as the biota which is simply the collection of all individual living organisms The biosphere and the biota taken together form part but not all of Gaia Just as the shell is part of a snail so the rocks the air and the oceans are part of Gaia Der Name des lebendigen Planeten Gaia ist kein Synonym fur die Biosphare Die Biosphare wird definiert als jener Bereich der Erde in dem die Lebewesen normalerweise existieren Ebensowenig bedeutet Gaia dasselbe wie Biota die bloss die Gesamtheit aller lebenden Organismen meint Die Biosphare und die Biota zusammengenommen stellen einen Teil aber eben nicht alles von Gaia dar Genauso wie die Schale Teil der Schnecke ist so sind auch die Felsen die Luft und die Ozeane Teile von Gaia James Ephraim Lovelock Ages of Gaia S 10 Der Begriff vom System Erde Erdsystem ab 1983 gleicht inhaltlich einer weak Gaia Im Konzept vom Erdsystem wird die globale Biota gleichberechtigt neben Atmosphare Lithosphare und Hydrosphare gestellt Erst die Wechselwirkung des Lebens und der drei abiotischen Erdspharen bilden zusammen das System Erde Der Begriff wurde ursprunglich im Zusammenhang mit Forschungen zum globalen Wandel gepragt Dort hat er sich weitgehend durchgesetzt Daruber hinaus wird System Erde heute in vielen Bereichen der Geowissenschaften verwendet Scientific research continues to yield fundamental new knowledge about the Earth Studies of the continents oceans atmosphere biosphere and ice cover over the past thirty years have revealed that these are components of a far more dynamic and complex world than could have been imagined only a few generations ago These investigations also have delineated with inceasing clarity the complex interactions upon Earth history and evolution Our new knowledge is providing us with deeper insight into the Earth as a system Naturwissenschaftliche Forschung ist dabei standig neues Wissen uber die Erde zu liefern Wahrend der vergangenen dreissig Jahre haben Studien uber die Kontinente Ozeane Atmosphare Biosphare und die Eisbedeckung gezeigt dass diese bloss einzelne Teile einer viel dynamischeren und komplexeren Welt sind als sich noch vor wenigen Generationen vorgestellt werden konnte Die Forschungen haben ausserdem mit zunehmender Klarheit deren komplexe Wechselwirkungen wahrend der Geschichte und Evolution der Erde offengelegt Unser neues Wissen liefert uns tiefere Erkenntnis uber die Erde als ein System Earth System Science Committee Earth System Science A Program For Global Change S 4 Der Begriff vom Bioplanet Erde ab 1987 gleicht inhaltlich einer weak Gaia genauso wie der Erdsystem Begriff Der Unterschied zum Erdsystem Begriff beruht vor allem in der Hervorhebung der Rolle des Lebens Denn der Bioplanet Begriff billigt allein schon durch seine Bezeichnung dem Leben eine herausragende Stellung zu Auf dem Bioplaneten steht das Leben nicht nur gleichauf mit den unbelebten Spharen der Erde Stattdessen besitzt es zentrale Bedeutung und beeinflusst und formt sowohl Anteile von Luft als auch Gestein als auch Wasser Der Bioplanet Begriff wurde in der deutschsprachigen Biologiedidaktik entwickelt und findet sich vor allem in Schulbuchern Ausserhalb der Biologiedidaktik wird er auch von Vertretern der Geologie verwendet Nach ublicher Anschauung konnte das Leben auf der Erde entstehen und sich entfalten weil in unserem Planetensystem nur die Erde die Bedingungen dazu in richtiger Dosierung bereit stellte Fur die Unterschiede zwischen den Planeten wurden hauptsachlich deren Grosse Sonnenabstand und das Vorkommen von flussigem Wasser verantwortlich gemacht Die astronomischen und geologischen Bedingungen erklaren jedoch nur die Randbedingungen unter denen Leben auf der Erde entstehen und sich auf ihr entfalten konnte Fur die heutigen Bedingungen und die heutige Beschaffenheit der Planeten hat das Leben selbst gesorgt Erdgeschichte ist Lebensgeschichte und umgekehrt ist Lebensgeschichte zugleich Erdgeschichte Ulrich Kattmann Bioplanet Erde Erdgeschichte ist Lebensgeschichte S 5 Biosphare innerhalb der geographischen BetrachtungsdimensionenNach der Biospharenkonferenz der UNESCO gelangte der Biosphare Begriff in den allgemeinen Sprachgebrauch Ungefahr um die gleiche Zeit etablierte sich nun aber innerhalb der deutschsprachigen Geographie auch das Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen Das Konzept besagt dass der geographische Raum nach unterschiedlichen Betrachtungsdimensionen gegliedert werden sollte Diese Betrachtungsdimensionen unterscheiden sich voneinander in ihrem Massstab Aus den unterschiedlichen Massstaben erwachsen unterschiedliche Arbeitsmethoden um den jeweils betrachteten Raum zu untersuchen Dieses hierarchische System der geographischen Betrachtungsdimensionen wurde vor allem entwickelt vom Geographen Ernst Neef zu Beginn der 1960er Jahre und von seinen Schulern aufgegriffen Ahnliche Ansatze fanden sich allerdings bereits etwas fruher bei Carl Troll 1943 Gerhard Franz Josef Schmithusen 1949 und Carl Trolls Mitarbeiter Karlheinz Paffen 1953 Geographische Betrachtungsdimensionen Betrachtungsdimension Raumeinheit Raumeinheitsgrosse Kartenmassstabetopisch Top top Kleinste Raumeinheit grosse Massstabechorisch Chore chore Mehrere benachbarte Tope ergeben eine Chore grosse Massstabe bis mittlere Massstaberegional Region region Mehrere benachbarte Choren ergeben eine Region mittlere Massstabe bis kleine Massstabezonal Zone zone Mehrere benachbarte Regionen ergeben eine Zone Zonen konnen Erdteile uberspannen Kleinere Raumeinheit der globalen Betrachtungsdimension kleine bis sehr kleine Massstabespharisch Sphare sphare Alle Zonen des Planeten Erde ergeben eine Sphare Grossere Raumeinheit der globalen Betrachtungsdimension sehr kleine Massstabe Nach dem Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen gilt die globale Betrachtungsdimension als die grosste der geographischen Betrachtungsdimensionen Die globale Betrachtungsdimension untersucht ein bestimmtes Thema entweder erdteilubergreifend oder gleich fur den ganzen Planeten Erde Ein Thema das auf der globalen Betrachtungsdimension fur die ganze Erde angesprochen wird erhalt ein Fachwort das mit sphare endet Auch Biosphare endet mit sphare und naturlich bezeichnet dieser Ausdruck ebenfalls ein Thema in erdweiter globaler Betrachtungsdimension Allerdings kann dieser Begriff nicht reibungsfrei in das Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen gefugt werden Nach dem Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen bilden die Tope die kleinsten Raumeinheiten und die Spharen die grossten Raumeinheiten geographischer Betrachtung Das gleiche Thema kann in den grossten Massstaben als ein Top und in den kleinsten Massstaben als eine Sphare betrachtet werden Die Raumeinheit der topischen Betrachtungsdimension die der Biosphare thematisch zugeordnet ware musste Biotop heissen Getreu dem Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen sollten Biosphare und Biotop die gleiche Raumeigenschaft das gleiche Thema den gleichen funktionalen Inhalt beschreiben nur in verschiedenen Massstaben Genau diese Voraussetzung trifft allerdings nicht zu Der Biotop Begriff war im Jahr 1908 vom deutschen Zoologen Friedrich Dahl eingefuhrt worden Das Biotop war als komplementare Erganzung gedacht zur Biozonose Letzteres war ein Begriff der schon im Jahr 1877 von Dahls Universitatslehrer Karl August Mobius gepragt worden war In Dahls ursprunglicher Bedeutung beschreibt der Biotop Begriff ausschliesslich die unbelebte Umwelt einer Biozonose In dieser ersten und rein abiotischen Bedeutung wird der Biotop Begriff noch immer haufig verwendet Jedoch wird Biotop inzwischen regelmassig explizit oder implizit mit biotischen Bedeutungsteilen angereichert Das geschieht vor allem wahrend Biotopkartierungen Denn dabei werden Biotope eben meistens nicht an abiotischen Eigenschaften definiert sondern anhand bestimmter Organismen die in ihnen leben Funktional inhaltlich beziehungsweise thematisch bewegen sich diese Biotop Begriffe dann zwischen abiotischer Umwelt und Biozonose Zwar war der Biosphare Begriff im Jahr 1875 vom osterreichischen Geologen Eduard Suess noch ganz ahnlich als Raumbegriff mit abiotischem Inhalt eingefuhrt worden Allerdings erfuhr Biosphare im Lauf des zwanzigsten Jahrhunderts zwei dauerhaft wirksame Bedeutungswandlungen durch Wladimir Iwanowitsch Wernadski und Pierre Teilhard de Chardin Wernadskis Biosphare entspricht dem globalen Okosystem Teilhard de Chardins Biosphare entspricht der globalen Biozonose In beiden Fallen wurden dem Biosphare Begriff belebte Anteile zugefugt Biosphare Begriffe und ihre funktional inhaltlichen Entsprechungen in der topischen Raumdimension Biosphare Begriff Topische EntsprechungBiosphare Suess 1875 Der unbelebte Raum der Erde in dem Leben vorkommt Biotop Dahl 1908 Biosphare Wernadski 1924 Die Gesamtheit der irdischen Organismen mitsamt dem unbelebten Raum den sie bewohnen mit dem sie wechselwirken und den sie mit formen Okotop Sorensen 1936 Biosphare Teilhard der Chardin 1925 Die Gesamtheit der irdischen Lebewesen Biozonose Mobius 1877 Einerseits wird Suess Biosphare Begriff heutzutage kaum noch verwendet Andererseits erlebt Dahls Biotop Begriff inzwischen regelmassig biotische Erganzungen Demzufolge ist unter den gegenwartig vorherrschenden Begriffsverstandnissen eine funktional inhaltliche Ubereinstimmung zwischen Biosphare einerseits und Biotop andererseits selten gegeben Die Ubereinstimmung ging verloren wahrend der 1920er Jahre als Wladimir Iwanowitsch Wernadski Pierre Teilhard de Chardin und Edouard Le Roy die modernen Bedeutungen von Biosphare formulierten Dies geschah vierzig Jahre bevor es Ernst Neef gelang innerhalb der deutschsprachigen Geographie das hierarchische System der geographischen Betrachtungsdimensionen zu etablieren Bau von Okosystemen in funktionaler und raumlicher Betrachtungsweise Mit den Begriffen Biozonose und Physiotop Physiochore usw und Okotop Okochore usw kann eine inhaltlich widerspruchsfreie und eindeutige Begriffshierarchie innerhalb des Systems der geographischen Betrachtungsdimensionen erstellt werden Ahnliche Widerspruchsfreiheit und Eindeutigkeit konnen nicht erreicht werden wenn die heute ublichen Biotop Begriffe einerseits und die heute ublichen Biosphare Begriffe andererseits verwendet werden LiteraturJ Grinevald Introduction The Invisibility of the Vernadskian Revolution In V Vernadsky The Biosphere New York 1998 ISBN 0 387 98268 X S 20 32 J P Cancela da Fonseca On Vernadsky s biosphere In Web Ecology 01 2000 S 86 96 pdf R J Huggett Ecosphere biosphere or Gaia What to call the global ecosystem In Global Ecology and Biogeography 8 1999 S 425 431 doi 10 1046 j 1365 2699 1999 00158 xpdf A V Lapo Vladimir I Vernadsky 1863 1945 founder of the biosphere concept In Int Microbiol 4 2001 S 47 49 doi 10 1007 s101230100008 pdf J E Lovelock Das Gaia Prinzip Zurich Munchen 1991 ISBN 3 7608 1050 0 S 31 33 L Margulis M Ceruti S Golubic R Guerrero N Ikeda N 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nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 J Hutton THEORY of the EARTH or an INVESTIGATION of the Laws observable in the Composition Dissolution and Restoration of Land upon the Globe In Transactions of the Royal Society of Edinburgh Volume I Part II S 209 304 uwmc uwc edu Memento des Originals vom 29 Juli 2003 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 J Hutton Theory of the Earth Edinburgh 1795 fullbooks com J E Lovelock Das Gaia Prinzip Zurich Munchen 1991 ISBN 3 7608 1050 0 S 31 J E Lovelock Gaia The Practical Science of Planetary Medicine London 1991 ISBN 1 85675 040 X S 21 34 J P de Lamarck Hydrogeologie Paris 1802 S 8 pdf E Suess Die Entstehung der Alpen Wien 1875 S 159 Text E Suess Die Entstehung der Alpen Wien 1875 S 158 160 Text E Suess Das Antlitz der Erde Wien 1883 bis 1909 D 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