Elektronegativität Abkürzung EN Formelzeichen χ displaystyle chi griechisch Chi ist ein relatives Maß für die Fähigkeit
Elektronegativität

Elektronegativität (Abkürzung EN; Formelzeichen (griechisch Chi)) ist ein relatives Maß für die Fähigkeit von Atomen, in chemischen Bindungen die bindenden Elektronenpaare an sich zu ziehen. Die Elektronegativität wird von der jeweiligen Kernladung und dem Atomradius bestimmt und kann zur Abschätzung der Polarität und des Ionenbindungscharakters einer Bindung zwischen zwei Atomen genutzt werden: Je höher der Unterschied der Elektronegativitäten der gebundenen Elemente ist, desto polarer ist die Bindung.
Atome mit hoher Elektronegativität bezeichnet man auch als elektronegativ, und Atome mit geringer Elektronegativität als elektropositiv. Die Elektronegativität eines Atoms in einem Molekül bzw. in einem Anion ist abhängig von der Ionisierungsenergie bzw. von der Elektronenaffinität und ist umso größer, je weniger Elektronen auf der Außenschale zur Edelgaskonfiguration fehlen, weil die „Lücken“ bestrebt sind, aufgefüllt zu werden. Daher nimmt die Elektronegativität in der Regel innerhalb einer Elementperiode von links nach rechts zu, da die Kernladungszahl höher wird. Innerhalb einer Elementgruppe nimmt die Elektronegativität von oben nach unten ab, hauptsächlich weil der Abstand zum Kern größer wird und damit die Anziehungskraft des Kerns auf die Bindungselektronen abnimmt.
Nichtmetalle sind stärker elektronegativ als Metalle, nehmen bevorzugt Elektronen auf und haben deshalb höhere Werte der Elektronegativität als Metalle, die nur schwach elektronegativ sind und bevorzugt Elektronen abgeben. Die Annahme, dass Edelgase keine Elektronegativität zeigen, weil sie sich in einem sehr stabilen Zustand befinden und weil Werte für Elektronegativitäten von Edelgasen in den Tabellen der zitierten Lehrbücher fehlen, ist nicht zutreffend. Nachdem auch von Edelgasen chemische Verbindungen hergestellt worden waren, konnten auch z. B. für Xenon und Krypton Werte für die Elektronegativitäten der Pauling-Skala berechnet werden, die in etwa den Werten der Halogene entsprechen. Mit neueren Methoden konnten auch für die Elektronegativitätsskalen nach Mulliken und Rochow Zahlenwerte für die übrigen Edelgase berechnet werden, die höher sind als die der Halogene. Bei Helium betragen sie beispielsweise 5,50 nach Allred-Rochow und 4,86 nach Mullikan.
Bestimmungen und Genauigkeit
Es existieren verschiedene Methoden zur Berechnung der EN. Dabei ist die Hauptschwierigkeit, dass sich die EN auf das Verhalten eines bestimmten Atoms in einem Atomverband mit Einfachbindungen bezieht und nicht auf einzelne, isolierte Atome im Gaszustand, wie es bei der Ionisierungsenergie und der Elektronenaffinität der Fall ist. Die Elektronegativität ist damit abhängig von Art und Anzahl der mit dem betreffenden Atom verbundenen Atome und es ist möglich, dass z. B. ein Chlor-Atom in der Verbindung Phosphortrichlorid, in der drei Cl-Atome als Liganden an ein P-Atom gebunden sind, eine andere Elektronegativität hat als ein Chlor-Atom im Anion Chlorat, in dem das Cl-Atom von drei O-Atomen als Liganden umgeben ist. Zusätzlich können sich bei Berechnungen von Werten für Elektronegativitäten und bei numerischen Angaben von Werten ohne Einheiten die Berechnungsverfahren außer auf Ionisierungsenergie und Elektronegativität auch noch auf weitere verschiedene Eigenschaften der Moleküle stützen. Das hat dazu geführt, dass es drei Skalen (Rochow-Skala, Mulliken-Skala, Pauling-Skala) für berechnete Elektronegativitäten gibt mit jeweils leicht unterschiedlichen Werten für die nach verschiedenen Methoden berechneten Elektronegativitäten.
Trotz der genannten Schwierigkeiten und der darauf beruhenden Einschränkungen und Unsicherheiten bleibt das Konzept der Elektronegativität nützlich, wenn man den nach verschiedenen Methoden berechneten Werten nicht zu viel Gewicht beimisst.
Anwendungen
Die Werte der Elektronegativitäten können genutzt werden, um abzuschätzen, ob eine vorgegebene Atombindung polar oder unpolar kovalent ist oder ob es sich um eine ionische Bindung handelt. So ergeben sich z. B. für die drei folgenden Verbindungen des Fluors F2, HF und LiF die folgenden Differenzen der Elektronegativität:
- für elementares Fluor F2 : Differenz 4,0−4,0 = 0, unpolar kovalente Bindung, denn die Bindungselektronen sind gleichmäßig zwischen den beiden Fluoratomen verteilt.
- für Fluorwasserstoff HF : Differenz 4,0−2,1 = 1,9, polar kovalente Bindung, denn die Bindungselektronen sind ungleichmäßig zu Gunsten des Fluoratoms verteilt. Das führt auch dazu, dass das Molekül HF den Charakter eines Dipols und damit auch ein Dipolmoment hat, dessen Größe die physikalischen Eigenschaften des Moleküls stark beeinflusst.
- für Lithiumfluorid LiF : Differenz 4,0−1,0 = 3,0, ionische Bindung, denn der im Beispiel größte Wert für die Differenz der Elektronegativitäten zeigt an, dass die Bindungselektronen stark ungleichmäßig zu Gunsten des Fluoratoms verteilt sind.
Durch Berechnung der Elektronegativitätsdifferenz zwischen möglichen Reaktionspartnern lassen sich auch unter Zuhilfenahme von Faustregeln Aussagen zur Heftigkeit aktivierter Reaktionen und zur chemischen Bindung in den dabei entstehenden Stoffen treffen.
Aus der Bindungsart ergibt sich außerdem, ob eine chemische Verbindung in Wasser löslich ist (hydrophil) oder in Fett (lipophil, dann fast immer auch hydrophob).
Einteilungssysteme
Das Elektronegativitätsmodell wurde 1932 durch Linus Pauling eingeführt und später mehrmals verfeinert. Heute finden neben der Pauling-Skala auch die Skalen von Allred-Rochow und Mulliken Verwendung.
Diese ist besonders wichtig und relevant.
Allred-Rochow-Skala
Die Elektronegativität nach der Theorie Albert L. Allred und Eugene G. Rochow (1958) wird oft auch mit oder bezeichnet.
Die Skala beruht auf der Überlegung, dass die Elektronegativität proportional zur elektrostatischen Anziehungskraft F ist, die die Kernladung Z auf die Bindungselektronen (von inneren Elektronen abgeschirmt) ausübt:
wobei r der Atomradius, e die Elementarladung und die effektive Kernladungszahl ist.
IUPAC-Gruppe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | |
Periode | |||||||||||||||||||
1 | H 2,20 | He | |||||||||||||||||
2 | Li 0,97 | Be 1,47 | B 2,01 | C 2,50 | N 3,07 | O 3,50 | F 4,17 | Ne | |||||||||||
3 | Na 1,01 | Mg 1,23 | Al 1,47 | Si 1,74 | P 2,06 | S 2,44 | Cl 2,83 | Ar | |||||||||||
4 | K 0,91 | Ca 1,04 | Sc 1,20 | Ti 1,32 | V 1,45 | Cr 1,56 | Mn 1,60 | Fe 1,64 | Co 1,70 | Ni 1,75 | Cu 1,75 | Zn 1,66 | Ga 1,82 | Ge 2,02 | As 2,20 | Se 2,48 | Br 2,74 | Kr | |
5 | Rb 0,89 | Sr 0,99 | Y 1,11 | Zr 1,22 | Nb 1,23 | Mo 1,30 | Tc 1,36 | Ru 1,42 | Rh 1,45 | Pd 1,30 | Ag 1,42 | Cd 1,46 | In 1,49 | Sn 1,72 | Sb 1,82 | Te 2,01 | I 2,21 | Xe | |
6 | Cs 0,86 | Ba 0,97 | La 1,10 | Hf 1,23 | Ta 1,33 | W 1,40 | Re 1,46 | Os 1,52 | Ir 1,55 | Pt 1,44 | Au 1,42 | Hg 1,44 | Tl 1,44 | Pb 1,55 | Bi 1,67 | Po 1,76 | At 1,96 | Rn | |
7 | Fr 0,86 | Ra 0,97 | Ac | Rf | Db | Sg | Bh | Hs | Mt | Ds | Rg | Cn | Nh | Fl | Mc | Lv | Ts | Og | |
Mulliken-Skala
In der Mulliken-Skala (1934 von Robert S. Mulliken vorgeschlagen) wird die Elektronegativität als Mittelwert aus der Ionisierungsenergie und der Elektronenaffinität (electron affinity) berechnet:
Diese Energie wird in Elektronenvolt angegeben.
Mit folgender Formel kann die Mulliken-Skala recht gut an die Pauling-Skala angepasst werden:
Es sind auch andere Umrechnungsformeln in Gebrauch, wie zum Beispiel die lineare Formel:
Pauling-Skala
Das Pauling-Modell beruht auf der Elektronegativitätsdifferenz zweier Atome A und B als Maß für den ionischen Anteil ihrer Bindung A-B. Sie setzt die Kenntnis der experimentell ermittelten Bindungsdissoziationsenergien der Moleküle A–B, A2 und B2 voraus.
Die Elektronegativitätsdifferenz zweier Atome A und B ergibt sich gemäß:
- mit der Avogadrozahl
Zur Berechnung der dimensionslosen Elektronegativitätswerte der chemischen Elemente aus der Differenz wurde für Fluor der Wert als Referenzpunkt festgelegt.
In der Literatur finden sich oft unterschiedliche Werte für die EN nach Pauling, was auf folgende Gründe zurückzuführen ist:
- Die Bindungsdissoziationsenergien sind für manche Elemente bzw. Verbindungen experimentell schwer zugänglich.
- Früher verwendete Referenzwerte waren und .
- Statt des geometrischen Mittels wurde früher auch das arithmetische Mittel verwendet.
- Schließlich finden sich in der Literatur unterschiedliche Werte für den Proportionalitätsfaktor.
IUPAC-Gruppe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | |
Periode | |||||||||||||||||||
1 | H 2,2 | He — | |||||||||||||||||
2 | Li 0,98 | Be 1,57 | B 2,04 | C 2,55 | N 3,04 | O 3,44 | F 3,98 | Ne — | |||||||||||
3 | Na 0,93 | Mg 1,31 | Al 1,61 | Si 1,9 | P 2,19 | S 2,58 | Cl 3,16 | Ar — | |||||||||||
4 | K 0,82 | Ca 1 | Sc 1,36 | Ti 1,54 | V 1,63 | Cr 1,66 | Mn 1,55 | Fe 1,83 | Co 1,88 | Ni 1,91 | Cu 1,9 | Zn 1,65 | Ga 1,81 | Ge 2,01 | As 2,18 | Se 2,55 | Br 2,96 | Kr 3,0 | |
5 | Rb 0,82 | Sr 0,95 | Y 1,22 | Zr 1,33 | Nb 1,6 | Mo 2,16 | Tc 1,9 | Ru 2,2 | Rh 2,28 | Pd 2,2 | Ag 1,93 | Cd 1,69 | In 1,78 | Sn 1,96 | Sb 2,05 | Te 2,1 | I 2,66 | Xe 2,6 | |
6 | Cs 0,79 | Ba 0,89 | La* 1,1 | Hf 1,3 | Ta 1,5 | W 2,36 | Re 1,9 | Os 2,2 | Ir 2,2 | Pt 2,2 | Au 2,4 | Hg 1,9 | Tl 1,8 | Pb 1,8 | Bi 1,9 | Po 2 | At 2,2 | Rn — | |
7 | Fr 0,7 | Ra 0,9 | Ac** 1,1 | Rf — | Db — | Sg — | Bh — | Hs — | Mt — | Ds — | Rg — | Cn — | Nh — | Fl — | Mc — | Lv — | Ts — | Og — | |
Lanthanoide | * | La 1,1 | Ce 1,12 | Pr 1,13 | Nd 1,14 | Pm 1,1 | Sm 1,17 | Eu 1,2 | Gd 1,2 | Tb 1,1 | Dy 1,22 | Ho 1,23 | Er 1,24 | Tm 1,25 | Yb 1,1 | Lu 1,27 | |||
Actinoide | ** | Ac 1,1 | Th 1,3 | Pa 1,5 | U 1,38 | Np 1,3 | Pu 1,28 | Am 1,13 | Cm 1,28 | Bk 1,3 | Cf 1,3 | Es 1,3 | Fm 1,3 | Md 1,3 | No 1,3 | Lr 1,3 | |||
Andere Elektronegativitäts-Skalen
Nach Leland C. Allen wird die Elektronegativität aus dem Energiezustand der Valenzelektronen berechnet, was eine spektroskopische Bestimmung erlaubt. R. T. Sanderson führt die Elektronegativität wie Allred und Rochow auf die effektive Kernladung zurück.
Siehe auch
- Elektronegativitätsdifferenz
Fußnoten und Einzelnachweise
- Eintrag zu electronegativity. In: IUPAC (Hrsg.): Compendium of Chemical Terminology. The “Gold Book”. doi:10.1351/goldbook.E01990 – Version: 2.1.5.
- Theodore L. Brown, H. Eugene LeMay, Bruce E. Bursten: Chemie. Die zentrale Wissenschaft. Pearson Studium, 2007, ISBN 978-3-8273-7191-1, S. 364–368.
- Theodore L. Brown, H. Eugene LeMay, Chemie. Ein Lehrbuch für alle Naturwissenschaftler| VCH VerlagsgesellschaftD6940 Weinheim, 1988, ISBN 3-527-26241-5, S. 199
- L. C. Allen, J. E. Huheey: The definition of electronegativity and the chemistry of the noble gases. In: Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry. 1980, 42, S. 1523–1524, doi:10.1016/0022-1902(80)80132-1.
- A. L. Allred, E. G. Rochow: A scale of electronegativity based on electrostatic force. In: Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry. 5, 1958, S. 264, doi:10.1016/0022-1902(58)80003-2.
- Peter W. Atkins und Julio de Paula: Physikalische Chemie. 5. Auflage. Wiley-VCH-Verl, Weinheim 2013, ISBN 978-3-527-33247-2, S. 410.
- Steven G. Bratsch.: Revised Mulliken Electronegativities. In: Journal of chemical education. 65. Auflage. Nr. 1, 1988, S. 38.
- Mitunter werden auch andere numerische Parameter in der Umrechnungsformel verwendet (ebenda).
- David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Molecular Structure and Spectroscopy, S. 9-98.
- Für die Pauling-Skala nicht bestimmt, vgl.
L. C. Allen, J. E. Huheey: The definition of electronegativity and the chemistry of the noble gases. In: Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry. Band 42, 1980, S. 1523–1524, doi:10.1016/0022-1902(80)80132-1.
T. L. Meek: Electronegativities of the Noble Gases. In: Journal of chemical education. Band 72, Nr. 1, 1995, S. 17–18. - L. C. Allen, J. E. Huheey: The definition of electronegativity and the chemistry of the noble gases. In: Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry. Band 42, 1980, S. 1523–1524, doi:10.1016/0022-1902(80)80132-1.
- T. L. Meek: Electronegativities of the Noble Gases. In: Journal of chemical education. Band 72, Nr. 1, 1995, S. 17–18.
- Elektronegativität (Tabellarische Übersicht). uniterra.de, abgerufen am 18. Juli 2012.
Literatur
Bücher
- Linus Pauling: The nature of the chemical bond and the structure of molecules and crystals. Mei Ya Publications Taipei, 1960.
- Hans Rudolf Christen, Gerd Meyer: Grundlagen der allgemeinen und anorganischen Chemie. Sauerländer, Frankfurt am Main 1997. ISBN 3-7941-3984-4.
Zeitschriftenaufsätze
- Robert S. Mulliken: A New Electroaffinity Scale; Together with Data on Valence States and on Valence Ionization Potentials and Electron Affinities. In: The Journal of Chemical Physics. Band 2, Nr. 11, 1934, S. 782–793, doi:10.1063/1.1749394.
- A. L. Allred: Electronegativity values from thermochemical data. In: Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry. Band 17, Nr. 3–4, Mai 1961, S. 215–221, doi:10.1016/0022-1902(61)80142-5.
- A. L. Allred, E. G. Rochow: A scale of electronegativity based on electrostatic force. In: Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry. Band 5, Nr. 4, 1958, S. 264–268, doi:10.1016/0022-1902(58)80003-2.
- William B. Jensen: Electronegativity from Avogadro to Pauling, 2 Teile, Journal of Chemical Education, Band 73, 1996, S. 11–20, Band 80, 2003, S. 279–287
- S. G. Bratsch: Revised Mulliken Electronegativities. In: Journal of Chemical Education. Band 65, Nr. 1, 1988, S. 34–41.
- R. T. Sanderson: Chemical principles revisited: Principles of electronegativity – Part I. General nature. In: Journal of Chemical Education. Band 65, Nr. 2, 1988, S. 112–118.
- R. T. Sanderson: Chemical principles revisited: Principles of electronegativity – Part II. Applications. In: Journal of Chemical Education. Band 65, Nr. 3, 1988, S. 227–231.
- L. C. Allen: Electronegativity is the average one-electron energy of the valence-shell electrons in ground-state free atoms. In: Journal of the American Chemical Society. Band 111, Nr. 25, 1989, S. 9003–9014, doi:10.1021/ja00207a003.
Weblinks
- Elektronegativitäten (EN) auf The Creative Chemistry on the Internet
- ChemGlobe – Elektronegativität
- Elektronegativität bei UNI TERRA (web archive)
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Elektronegativitat Abkurzung EN Formelzeichen x displaystyle chi griechisch Chi ist ein relatives Mass fur die Fahigkeit von Atomen in chemischen Bindungen die bindenden Elektronenpaare an sich zu ziehen Die Elektronegativitat wird von der jeweiligen Kernladung und dem Atomradius bestimmt und kann zur Abschatzung der Polaritat und des Ionenbindungscharakters einer Bindung zwischen zwei Atomen genutzt werden Je hoher der Unterschied der Elektronegativitaten der gebundenen Elemente ist desto polarer ist die Bindung Atome mit hoher Elektronegativitat bezeichnet man auch als elektronegativ und Atome mit geringer Elektronegativitat als elektropositiv Die Elektronegativitat eines Atoms in einem Molekul bzw in einem Anion ist abhangig von der Ionisierungsenergie bzw von der Elektronenaffinitat und ist umso grosser je weniger Elektronen auf der Aussenschale zur Edelgaskonfiguration fehlen weil die Lucken bestrebt sind aufgefullt zu werden Daher nimmt die Elektronegativitat in der Regel innerhalb einer Elementperiode von links nach rechts zu da die Kernladungszahl hoher wird Innerhalb einer Elementgruppe nimmt die Elektronegativitat von oben nach unten ab hauptsachlich weil der Abstand zum Kern grosser wird und damit die Anziehungskraft des Kerns auf die Bindungselektronen abnimmt Nichtmetalle sind starker elektronegativ als Metalle nehmen bevorzugt Elektronen auf und haben deshalb hohere Werte der Elektronegativitat als Metalle die nur schwach elektronegativ sind und bevorzugt Elektronen abgeben Die Annahme dass Edelgase keine Elektronegativitat zeigen weil sie sich in einem sehr stabilen Zustand befinden und weil Werte fur Elektronegativitaten von Edelgasen in den Tabellen der zitierten Lehrbucher fehlen ist nicht zutreffend Nachdem auch von Edelgasen chemische Verbindungen hergestellt worden waren konnten auch z B fur Xenon und Krypton Werte fur die Elektronegativitaten der Pauling Skala berechnet werden die in etwa den Werten der Halogene entsprechen Mit neueren Methoden konnten auch fur die Elektronegativitatsskalen nach Mulliken und Rochow Zahlenwerte fur die ubrigen Edelgase berechnet werden die hoher sind als die der Halogene Bei Helium betragen sie beispielsweise 5 50 nach Allred Rochow und 4 86 nach Mullikan Bestimmungen und GenauigkeitEs existieren verschiedene Methoden zur Berechnung der EN Dabei ist die Hauptschwierigkeit dass sich die EN auf das Verhalten eines bestimmten Atoms in einem Atomverband mit Einfachbindungen bezieht und nicht auf einzelne isolierte Atome im Gaszustand wie es bei der Ionisierungsenergie und der Elektronenaffinitat der Fall ist Die Elektronegativitat ist damit abhangig von Art und Anzahl der mit dem betreffenden Atom verbundenen Atome und es ist moglich dass z B ein Chlor Atom in der Verbindung Phosphortrichlorid in der drei Cl Atome als Liganden an ein P Atom gebunden sind eine andere Elektronegativitat hat als ein Chlor Atom im Anion Chlorat in dem das Cl Atom von drei O Atomen als Liganden umgeben ist Zusatzlich konnen sich bei Berechnungen von Werten fur Elektronegativitaten und bei numerischen Angaben von Werten ohne Einheiten die Berechnungsverfahren ausser auf Ionisierungsenergie und Elektronegativitat auch noch auf weitere verschiedene Eigenschaften der Molekule stutzen Das hat dazu gefuhrt dass es drei Skalen Rochow Skala Mulliken Skala Pauling Skala fur berechnete Elektronegativitaten gibt mit jeweils leicht unterschiedlichen Werten fur die nach verschiedenen Methoden berechneten Elektronegativitaten Trotz der genannten Schwierigkeiten und der darauf beruhenden Einschrankungen und Unsicherheiten bleibt das Konzept der Elektronegativitat nutzlich wenn man den nach verschiedenen Methoden berechneten Werten nicht zu viel Gewicht beimisst AnwendungenDie Werte der Elektronegativitaten konnen genutzt werden um abzuschatzen ob eine vorgegebene Atombindung polar oder unpolar kovalent ist oder ob es sich um eine ionische Bindung handelt So ergeben sich z B fur die drei folgenden Verbindungen des Fluors F2 HF und LiF die folgenden Differenzen der Elektronegativitat fur elementares Fluor F2 Differenz 4 0 4 0 0 unpolar kovalente Bindung denn die Bindungselektronen sind gleichmassig zwischen den beiden Fluoratomen verteilt fur Fluorwasserstoff HF Differenz 4 0 2 1 1 9 polar kovalente Bindung denn die Bindungselektronen sind ungleichmassig zu Gunsten des Fluoratoms verteilt Das fuhrt auch dazu dass das Molekul HF den Charakter eines Dipols und damit auch ein Dipolmoment hat dessen Grosse die physikalischen Eigenschaften des Molekuls stark beeinflusst fur Lithiumfluorid LiF Differenz 4 0 1 0 3 0 ionische Bindung denn der im Beispiel grosste Wert fur die Differenz der Elektronegativitaten zeigt an dass die Bindungselektronen stark ungleichmassig zu Gunsten des Fluoratoms verteilt sind Durch Berechnung der Elektronegativitatsdifferenz zwischen moglichen Reaktionspartnern lassen sich auch unter Zuhilfenahme von Faustregeln Aussagen zur Heftigkeit aktivierter Reaktionen und zur chemischen Bindung in den dabei entstehenden Stoffen treffen Aus der Bindungsart ergibt sich ausserdem ob eine chemische Verbindung in Wasser loslich ist hydrophil oder in Fett lipophil dann fast immer auch hydrophob EinteilungssystemeDas Elektronegativitatsmodell wurde 1932 durch Linus Pauling eingefuhrt und spater mehrmals verfeinert Heute finden neben der Pauling Skala auch die Skalen von Allred Rochow und Mulliken Verwendung Diese ist besonders wichtig und relevant Allred Rochow Skala Die Elektronegativitat nach der Theorie Albert L Allred und Eugene G Rochow 1958 wird oft auch mit cAR displaystyle c AR oder xAR displaystyle chi AR bezeichnet Die Skala beruht auf der Uberlegung dass die Elektronegativitat proportional zur elektrostatischen Anziehungskraft F ist die die Kernladung Z auf die Bindungselektronen von inneren Elektronen abgeschirmt ausubt F e2 Zeffr2 displaystyle F sim frac e 2 cdot Z rm eff r 2 wobei r der Atomradius e die Elementarladung und Zeff displaystyle Z rm eff die effektive Kernladungszahl ist Allred Rochow Werte der Elektronegativitat im Periodensystem der Elemente IUPAC Gruppe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18Periode1 H 2 20 He2 Li 0 97 Be 1 47 B 2 01 C 2 50 N 3 07 O 3 50 F 4 17 Ne3 Na 1 01 Mg 1 23 Al 1 47 Si 1 74 P 2 06 S 2 44 Cl 2 83 Ar4 K 0 91 Ca 1 04 Sc 1 20 Ti 1 32 V 1 45 Cr 1 56 Mn 1 60 Fe 1 64 Co 1 70 Ni 1 75 Cu 1 75 Zn 1 66 Ga 1 82 Ge 2 02 As 2 20 Se 2 48 Br 2 74 Kr5 Rb 0 89 Sr 0 99 Y 1 11 Zr 1 22 Nb 1 23 Mo 1 30 Tc 1 36 Ru 1 42 Rh 1 45 Pd 1 30 Ag 1 42 Cd 1 46 In 1 49 Sn 1 72 Sb 1 82 Te 2 01 I 2 21 Xe6 Cs 0 86 Ba 0 97 La 1 10 Hf 1 23 Ta 1 33 W 1 40 Re 1 46 Os 1 52 Ir 1 55 Pt 1 44 Au 1 42 Hg 1 44 Tl 1 44 Pb 1 55 Bi 1 67 Po 1 76 At 1 96 Rn7 Fr 0 86 Ra 0 97 Ac Rf Db Sg Bh Hs Mt Ds Rg Cn Nh Fl Mc Lv Ts Og Mulliken Skala In der Mulliken Skala 1934 von Robert S Mulliken vorgeschlagen wird die Elektronegativitat als Mittelwert aus der Ionisierungsenergie EI displaystyle E I und der Elektronenaffinitat Eea displaystyle E rm ea electron affinity berechnet xM Eea EI2 displaystyle chi rm M frac E rm ea E I 2 Diese Energie wird in Elektronenvolt angegeben Mit folgender Formel kann die Mulliken Skala recht gut an die Pauling Skala angepasst werden xP 1 35xM1 2 1 37 displaystyle chi P 1 35 chi M 1 2 1 37 Es sind auch andere Umrechnungsformeln in Gebrauch wie zum Beispiel die lineare Formel xP 0 336 xM 0 615 displaystyle chi P 0 336 left chi M 0 615 right Pauling Skala Das Pauling Modell beruht auf der Elektronegativitatsdifferenz zweier Atome A und B als Mass fur den ionischen Anteil ihrer Bindung A B Sie setzt die Kenntnis der experimentell ermittelten Bindungsdissoziationsenergien der Molekule A B A2 und B2 voraus Die Elektronegativitatsdifferenz zweier Atome A und B ergibt sich gemass DAB DAADBB 96 48 kJmol xA xB 2 displaystyle D AB sqrt D AA D BB 96 48 frac rm kJ rm mol chi A chi B 2 1eV NA 96 48 kJmol displaystyle 1 mathrm eV cdot N text A 96 48 frac rm kJ rm mol mit der Avogadrozahl NA displaystyle N text A Zur Berechnung der dimensionslosen Elektronegativitatswerte der chemischen Elemente aus der Differenz wurde fur Fluor der Wert xF 3 98 displaystyle chi F 3 98 als Referenzpunkt festgelegt In der Literatur finden sich oft unterschiedliche Werte fur die EN nach Pauling was auf folgende Grunde zuruckzufuhren ist Die Bindungsdissoziationsenergien sind fur manche Elemente bzw Verbindungen experimentell schwer zuganglich Fruher verwendete Referenzwerte waren xF 4 00 displaystyle chi F 4 00 und xH 2 10 displaystyle chi H 2 10 Statt des geometrischen Mittels DAADBB displaystyle sqrt D AA D BB wurde fruher auch das arithmetische Mittel DAA DBB2 displaystyle tfrac D AA D BB 2 verwendet Schliesslich finden sich in der Literatur unterschiedliche Werte fur den Proportionalitatsfaktor Pauling Werte der Elektronegativitat im Periodensystem der Elemente IUPAC Gruppe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18Periode1 H 2 2 He 2 Li 0 98 Be 1 57 B 2 04 C 2 55 N 3 04 O 3 44 F 3 98 Ne 3 Na 0 93 Mg 1 31 Al 1 61 Si 1 9 P 2 19 S 2 58 Cl 3 16 Ar 4 K 0 82 Ca 1 Sc 1 36 Ti 1 54 V 1 63 Cr 1 66 Mn 1 55 Fe 1 83 Co 1 88 Ni 1 91 Cu 1 9 Zn 1 65 Ga 1 81 Ge 2 01 As 2 18 Se 2 55 Br 2 96 Kr 3 05 Rb 0 82 Sr 0 95 Y 1 22 Zr 1 33 Nb 1 6 Mo 2 16 Tc 1 9 Ru 2 2 Rh 2 28 Pd 2 2 Ag 1 93 Cd 1 69 In 1 78 Sn 1 96 Sb 2 05 Te 2 1 I 2 66 Xe 2 66 Cs 0 79 Ba 0 89 La 1 1 Hf 1 3 Ta 1 5 W 2 36 Re 1 9 Os 2 2 Ir 2 2 Pt 2 2 Au 2 4 Hg 1 9 Tl 1 8 Pb 1 8 Bi 1 9 Po 2 At 2 2 Rn 7 Fr 0 7 Ra 0 9 Ac 1 1 Rf Db Sg Bh Hs Mt Ds Rg Cn Nh Fl Mc Lv Ts Og Lanthanoide La 1 1 Ce 1 12 Pr 1 13 Nd 1 14 Pm 1 1 Sm 1 17 Eu 1 2 Gd 1 2 Tb 1 1 Dy 1 22 Ho 1 23 Er 1 24 Tm 1 25 Yb 1 1 Lu 1 27Actinoide Ac 1 1 Th 1 3 Pa 1 5 U 1 38 Np 1 3 Pu 1 28 Am 1 13 Cm 1 28 Bk 1 3 Cf 1 3 Es 1 3 Fm 1 3 Md 1 3 No 1 3 Lr 1 3Andere Elektronegativitats Skalen Nach Leland C Allen wird die Elektronegativitat aus dem Energiezustand der Valenzelektronen berechnet was eine spektroskopische Bestimmung erlaubt R T Sanderson fuhrt die Elektronegativitat wie Allred und Rochow auf die effektive Kernladung zuruck Siehe auchElektronegativitatsdifferenzFussnoten und EinzelnachweiseEintrag zu electronegativity In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook E01990 Version 2 1 5 Theodore L Brown H Eugene LeMay Bruce E Bursten Chemie Die zentrale Wissenschaft Pearson Studium 2007 ISBN 978 3 8273 7191 1 S 364 368 Theodore L Brown H Eugene LeMay Chemie Ein Lehrbuch fur alle Naturwissenschaftler VCH VerlagsgesellschaftD6940 Weinheim 1988 ISBN 3 527 26241 5 S 199 L C Allen J E Huheey The definition of electronegativity and the chemistry of the noble gases In Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry 1980 42 S 1523 1524 doi 10 1016 0022 1902 80 80132 1 A L Allred E G Rochow A scale of electronegativity based on electrostatic force In Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry 5 1958 S 264 doi 10 1016 0022 1902 58 80003 2 Peter W Atkins und Julio de Paula Physikalische Chemie 5 Auflage Wiley VCH Verl Weinheim 2013 ISBN 978 3 527 33247 2 S 410 Steven G Bratsch Revised Mulliken Electronegativities In Journal of chemical education 65 Auflage Nr 1 1988 S 38 Mitunter werden auch andere numerische Parameter in der Umrechnungsformel verwendet ebenda David R Lide Hrsg CRC Handbook of Chemistry and Physics 90 Auflage Internet Version 2010 CRC Press Taylor and Francis Boca Raton FL Molecular Structure and Spectroscopy S 9 98 Fur die Pauling Skala nicht bestimmt vgl L C Allen J E Huheey The definition of electronegativity and the chemistry of the noble gases In Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry Band 42 1980 S 1523 1524 doi 10 1016 0022 1902 80 80132 1 T L Meek Electronegativities of the Noble Gases In Journal of chemical education Band 72 Nr 1 1995 S 17 18 L C Allen J E Huheey The definition of electronegativity and the chemistry of the noble gases In Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry Band 42 1980 S 1523 1524 doi 10 1016 0022 1902 80 80132 1 T L Meek Electronegativities of the Noble Gases In Journal of chemical education Band 72 Nr 1 1995 S 17 18 Elektronegativitat Tabellarische Ubersicht uniterra de abgerufen am 18 Juli 2012 LiteraturBucher Linus Pauling The nature of the chemical bond and the structure of molecules and crystals Mei Ya Publications Taipei 1960 Hans Rudolf Christen Gerd Meyer Grundlagen der allgemeinen und anorganischen Chemie Sauerlander Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 7941 3984 4 Zeitschriftenaufsatze Robert S Mulliken A New Electroaffinity Scale Together with Data on Valence States and on Valence Ionization Potentials and Electron Affinities In The Journal of Chemical Physics Band 2 Nr 11 1934 S 782 793 doi 10 1063 1 1749394 A L Allred Electronegativity values from thermochemical data In Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry Band 17 Nr 3 4 Mai 1961 S 215 221 doi 10 1016 0022 1902 61 80142 5 A L Allred E G Rochow A scale of electronegativity based on electrostatic force In Journal of Inorganic and Nuclear Chemistry Band 5 Nr 4 1958 S 264 268 doi 10 1016 0022 1902 58 80003 2 William B Jensen Electronegativity from Avogadro to Pauling 2 Teile Journal of Chemical Education Band 73 1996 S 11 20 Band 80 2003 S 279 287 S G Bratsch Revised Mulliken Electronegativities In Journal of Chemical Education Band 65 Nr 1 1988 S 34 41 R T Sanderson Chemical principles revisited Principles of electronegativity Part I General nature In Journal of Chemical Education Band 65 Nr 2 1988 S 112 118 R T Sanderson Chemical principles revisited Principles of electronegativity Part II Applications In Journal of Chemical Education Band 65 Nr 3 1988 S 227 231 L C Allen Electronegativity is the average one electron energy of the valence shell electrons in ground state free atoms In Journal of the American Chemical Society Band 111 Nr 25 1989 S 9003 9014 doi 10 1021 ja00207a003 WeblinksCommons Elektronegativitat Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Elektronegativitat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Elektronegativitaten EN auf 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