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Als Fürstenspiegel bezeichnet man ermahnende und belehrende Schriften, die an einen König, Fürsten (princeps) oder dessen Sohn gerichtet sind und ihm die Tugenden und Pflichten eines Herrschers und Grundsätze richtigen Regierens darlegen. Die meisten Fürstenspiegel stammen aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit, es gab aber Vorläufer in der Antike und zum Beispiel eine eigenständige Entwicklung in Byzanz.

Antike, Spätantike und Byzanz

Als Vorläufer aus der Antike sind die Institutio Cyri Xenophons, die kyprischen Reden (Rede des Nikokles [2.], Rede des Nikokles an die Zyprioten [3.], und Euagoras [9.]) des Isokrates sowie Senecas Werk De clementia und die Rede Plinius des Jüngeren auf Kaiser Trajan zu nennen. Wesentliche Grundlagen waren schon vorher im Altertum zum einen bei Homer, vor allem in der Odyssee, und in der klassischen griechischen Theorie über den Staat (Aristoteles) gelegt worden, in der Spätantike wirkten die Plutarch zugeschriebene Institutio Traiani und die Schrift des Martin von Braga (Bracara) Formula vitae honestae als Vermittler.

Stärkeren Einfluss als diese eher weltlich-säkular ausgerichteten Texte hatte im Mittelalter durchweg die von der Bibel und den Kirchenvätern (Augustinus und Gregor dem Großen – dazu auch Isidor von Sevilla) bestimmte theokratische Sichtweise, die in Gott Ursprung, Norminstanz und Ziel jeder Herrschaft sah. Sie fand ihren Niederschlag in Werken, die für die Ausbildung der Gattung wesentliche inhaltliche und formale Prägeelemente lieferten: In der irischen Schrift De duodecim abusivis saeculi (sogenannter Pseudo-Cyprian im 7. Jahrhundert), in geistlichen Mahnschreiben der Merowingerzeit und der frühen Karolingerzeit, in Brieftexten von Zeitgenossen Karls des Großen ( oder Alkuin von York).

Im Byzantinischen Reich entwickelte sich von eigenen Vorbedingungen her Fürstenspiegel sui generis. Die Gattung setzt bei Synesios von Kyrene (4. Jahrhundert) in der Spätantike ein, findet einen ersten Höhepunkt im Fürstenspiegel des Agapetos für Kaiser Justinian I. († 565) und bleibt in unterschiedlichen Ausprägungen bis in das 15. Jahrhundert produktiv.

Frühmittelalter

Im Westen Europas markieren frühmittelalterliche Autoren aus dem aquitanischen Raum den Übergang zu gestalteten und selbständigen Werken: Smaragd von Saint-Mihiel (Via regia, um 810–814 für Karl den Großen oder Karls Sohn Ludwig den Frommen) und Ermoldus Nigellus (versifizierter Spiegel, 828 für Ludwigs Sohn Pippin). Die über die starke biblische Fundierung und allgemeine christliche Tugendlehre hinaus markanten neuen Akzentuierungen (Gedanke der Gleichheit aller, Scheidung zwischen Amt und Person des Herrschers, Wertung des gesalbten Herrschers als vicarius Christi) bilden charakteristisch fortentwickelte Elemente bei den weiteren aus der Karolingerzeit zu nennenden Verfassern von Fürstenspiegeln: (829/831), Sedulius Scottus (Liber de rectoribus Christianis um 855) und Hinkmar von Reims mit verschiedenen Werken (873, 882) für seinen König Karl den Kahlen.

Hochmittelalter

Im römisch-deutschen Reich des Hochmittelalters ist die Gattung zunächst nicht gepflegt worden. Eigenwillige Neuformen bieten hier im späten 12. Jahrhundert Gottfried von Viterbo und etwa ein halbes Jahrhundert später . Mit seinem Speculum regum für Kaiser Friedrich Barbarossas Sohn Heinrich VI. verbindet Gottfried das ansatzhaft scholastisch bestimmte Ideal des rex litteratus mit starker Legitimierung der staufischen Dynastie, die in Kontinuität zur Antike und zu Karl dem Großen gesehen ist. Im sozialen Milieu Italiens wurzelt die neue Form des Regentenspiegels, wie ihn der kaiserliche Assessor Johannes von Viterbo mit seinem Liber de regimine civitatum für die Amtsträger (Podestà) bietet (1228).

Noch stärker ausgeformt begegnen Elemente weltlicher Herrschaftssicht nach antikem Vorbild bei englischen und französischen Autoren, bei Johannes von Salisbury in seinem 1159 publizierten Werk Policraticus und in der Exegese-Ausarbeitung des Hélinand von Froidmont (um 1200). In Reaktion auf die bei diesen Autoren, die selbst keine Fürstenspiegel verfassten, entwickelten neuen Perspektiven entstanden Fürstenspiegel im Umkreis der französischen Monarchie, die sich um eine Rettung der Tradition bemühten: die Eruditio regum et principum des (1259) und die Schrift De morali principis institutione des Vinzenz von Beauvais (um 1264).

Unter dem Einfluss des Aristoteles und des ursprünglich arabischen Textes Secretum secretorum erlangte die Gattung in der Scholastik ihre Blüte. Thomas von Aquin († 1274), besonders Aegidius Romanus († 1316) mit dem normsetzenden Fürstenspiegel De regimine principum für den französischen Thronfolger Philipp den Schönen und auch Engelbert von Admont (um 1300) sind hier zu nennen.

Um 1305 entstand im Auftrag der Jeanne de Navarre (deutsch Johanna von Navarra; 1273–1305); die lateinische Schrift Speculum dominarum von , dem Beichtvater von Jeanne de Navarra, ein auch als Miroir des Dames ins Französische übersetzter, weitgehend auf den geistlichen Bereich beschränkter „Fürstinnenspiegel“.

Spätmittelalter und Frühe Neuzeit

Im Spätmittelalter entstanden in Skandinavien, England, Spanien und Frankreich zahlreiche nationale, auf das eigene Königreich bezogene Spiegel. Im Reich setzten die Spiegeltexte für Regenten der Territorialherrschaften ein (unter anderem ab 1355 mit seinem stark staatsrechtlich geprägten Werk De cura reipublicae et sorte principantis).

Der Renaissance-Humanismus brachte neue Spiegel hervor. Mit der Akzentuierung des Pädagogischen, der Geschichte und der Antike wies Petrarca (1383) die Richtung. Die Spiegel kamen wieder in Verbindung zur (habsburgischen) Monarchie des Reiches. Bekannte Beispiele aus der Feder des Enea Silvio Piccolomini sind sein Traktat für Herzog Sigmund (1443) und „De liberorum educatione“ (der sog. „Ladislaustraktat“) (1450). Der elsässische Humanist Jakob Wimpfeling schrieb drei Traktate: „Philippica“ für den späteren Fürstbischof Philipp von der Pfalz (1498) und „Agatharchia“ für seinen Bruder Pfalzgraf Ludwig V. (1498) und „Carmen heroicum hecatosticon“ für Herzog Eberhard im Bart (1495).

Erasmus von Rotterdam bot hier mit seiner 1516 publizierten Institutio principis christiani die Klassisches und Christliches verbindende Klimax. Zur gleichen Zeit schuf Niccolò Machiavelli mit seinem Werk Il principe (1513, erschienen 1532) das Gegenbild zum christlich-naturrechtlichen Ideal des Herrschers. Er rief große Gegenschriften sowohl reformatorischer als auch gegenreformatorischer Autoren hervor (Innocent Gentillet 1576 oder Pedro de Ribadeneira 1595). War mit Machiavelli die Idee der Staatsräson beherrschend geworden, so war diese in den konfessionell bestimmten zahlreich vorhandenen Texten des 16., 17. und 18. Jahrhunderts im Reich zunächst noch kaum vertreten. Reinhard Lorich (1537) und Jakob Omphal (1550) verbanden traditionelle Herrschertugend mit neuer juristischer Verwaltungslehre. Melchior von Ossa (Politisches Testament 1555/1556), Georg Engelhard von Löhneysen (Aulico-politica 1622/1624), Veit Ludwig von Seckendorff (Teutscher Fürstenstaat 1656) und François Fénelon (Telemaque 1699) formen diese Perspektive aus.

Ausklang

Mit dem 17. Jahrhundert ist der Hochpunkt der Fürstenspiegel erreicht. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts versuchen Theologen eine christliche Klugheitslehre einfließen zu lassen. Als ein auf moraltheologischer Grundlage erstellter Fürstenspiegel wird das Kapitel Von der Christlichen Klugheit der Könige, Fürsten und Regenten im Benimmbuch der Curieuse Affecten-Spiegel von Johann Gottfried Gregorii (alias Melissantes) aus dem Jahr 1715 angesehen.

Ein interessanter Sonderfall der Fürstenspiegel ist die Auseinandersetzung des Kronprinzen Friedrich von Preußen mit dem Principe Machiavellis. Der Antimachiavel wurde 1739/1740 (beendet 1. Februar 1740) geschrieben und von Voltaire im September und Oktober 1740 in zwei Ausgaben in Den Haag veröffentlicht. Der Verfasser war zu diesem Zeitpunkt (seit 31. Mai 1740) König in Preußen. Der Antimachiavel kann als Fürstenspiegel an sich selbst gelesen werden, also als Sammlung von Überlegungen zu der zukünftigen eigenen Regierungstätigkeit. Gerade deswegen ist der Vergleich dieser theoretischen Ausführungen mit der späteren Amtsführung Friedrichs des Großen interessant.

Eine berühmte Ironisierung des als nicht mehr tragfähig erachteten Genres war zuletzt Christoph Martin Wielands Roman Der goldene Spiegel, oder die Könige von Scheschian. Eine wahre Geschichte von 1772.

Viele der in den Fürstenspiegeln aufgeworfenen Fragen und Themen sind nach wie vor aktuell und von Interesse für Politikwissenschaftler und aktive Politiker.

Islamische Fürstenspiegel

Das literarische Genre des Nasīhatnāme (osmanisch نصيحت نامه İA Naṣīḥat-nāme, deutsch ‚Fürstenspiegel‘) hat auch in der Literatur der islamischen Welt eine lange Tradition. Die islamischen Fürstenspiegel befassen sich vor allem mit der Frage nach Ordnung und Unordnung in Regierung und Gesellschaft. Der Herrscher wird als Verkörperung der Gerechtigkeit angesehen, und als ihr Garant gegenüber den Untertanen. Die Idee des „Kreises der Gerechtigkeit“ enthält die Vorstellung, dass die Gerechtigkeit des Herrschers das Wohlergehen der Untertanen sichere; dieses wiederum festige und stärke die Herrschaft. Breche der „Kreis der Gerechtigkeit“, könne die Gesellschaft nicht mehr richtig funktionieren. Einen frühen arabischen Fürstenspiegel stellt der im 10. Jahrhundert am Omayyaden-Hof entstandene, sogenannte Volksherrschaftsbrief (Risāla fīs-siāsa al-‚āmmīya‘; Hauptteil der pseudoaristotelischen Schrift Secretum secretorum) dar. Bekannte islamische Fürstenspiegel sind beispielsweise das Siyasatnama des seldschukischen Wesirs Nizam al-Mulk (1018–1092), das Kitâb al-Ishâra von al-Imam al-Hadrami oder das Naṣīḥat al-salāṭīn des osmanischen Schriftstellers Gelibolulu Mustafa Âlî (1541–1600).

Literatur

  • Hans Hubert Anton: Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit (Bonner historische Forschungen 32), Bonn 1968
  • Hans Hubert Anton: Fürstenspiegel des frühen und hohen Mittelalters (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters – Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe 45), Darmstadt 2006, ISBN 978-3-534-14348-1; ISBN 3-534-14348-5
  • Wilhelm Berges: Die Fürstenspiegel des hohen und späten Mittelalters (MGH-Schriften 2), Leipzig 1938 (Ndr.)
  • Angela De Benedictis (Hrsg.): Specula principum (Ius commune. Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte – Sonderhefte – Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 117), Frankfurt a. M. 1999, ISBN 3-465-03009-5; ISSN 0175-6532
  • Wilhelm Blum (Übers.): Byzantinische Fürstenspiegel (Bibliothek der griechischen Literatur 14). Stuttgart 1981. ISBN 3-7772-8132-8
  • Gerd Brinkhus: Eine bayerische Fürstenspiegelkompilation des 15. Jahrhunderts. München 1978 (= Münchener Texte und Untersuchungen. Band 66).
  • Otto Eberhardt: Via regia. Der Fürstenspiegel Smaragds von St. Mihiel und seine literarische Gattung (Münstersche Mittelalter-Schriften 28), München 1977, ISBN 3-7705-1244-8
  • Pierre Hadot: Art. Fürstenspiegel, in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 8, 1972, Sp. 555–632.
  • Klinkenberg, Hans Martin: Über karolingische Fürstenspiegel, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht; Bd. 7, 1956.
  • Wilhelm Kleineke: Englische Fürstenspiegel vom Policraticus Johanns von Salisbury bis zum Basilikon Doron König Jakobs I. (Studien zur Englischen Philologie 90), Göttingen 1937.
  • Hans-Otto Mühleisen, Michael Philipp, Theo Stammen (Hrsg.): Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit (Bibliothek des deutschen Staatsdenkens 6), Frankfurt a. M./Leipzig 1997, ISBN 3-458-16701-3
  • Hans-Otto Mühleisen, theo Stammen (Hrsg.): Politische Tugendlehre und Regierungskunst. Studien zum Fürstenspiegel der frühen Neuzeit, Tübingen 1990, ISBN 3-484-16502-2
  • Dietmar Peil: Emblematische Fürstenspiegel im 17. und 18. Jahrthundert: Saavedra – Le Moyne – Wilhelm, in: Frühmittelalterliche Studien. Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster 20, 1986, S. 54–92.
  • Günter Prinzing: Byzantinische Fürstenspiegel. In: Kindlers Literatur Lexikon. 3. Auflage. Band 5, 2009, S. 812–813.
  • Günter Prinzing: Beobachtungen zu „integrierten“ Fürstenspiegeln der Byzantiner. In: Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik. Band 38, 1988, S. 1–31.
  • J. Manuel Schulte: Speculum Regis. Studien zur Fürstenspiegel-Literatur in der griechisch-römischen Antike (= Antike Kultur und Geschichte. Band 3). Münster/Hamburg/London 2001, ISBN 3-8258-5249-0.
  • Bruno Singer: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation (= Humanistische Bibliothek: Reihe 1, Abhandlungen. Band 34). München 1981, ISBN 3-7705-1782-2.

Weblinks

  • Hans Hubert Anton: Fürstenspiegel des Hohen und Frühen Mittelalters. (Memento vom 18. Februar 2012 im Internet Archive; PDF; 156 kB) Forschungsbericht. Universität Trier.
  • Hans-Joachim Schmidt: Fürstenspiegel. In: Historisches Lexikon Bayerns

Anmerkungen

  1. Vgl. Hermann Strasburger: Zum antiken Gesellschaftsideal (Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1976, 4), Heidelberg 1976.
  2. www.museum-digital.de
  3. Margarete Zimmermann: Sages et prudentes mainagieres in Christine de Pizans »Livre des Trois Vertus« (1405). In: Trude Ehlert (Hrsg.): Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit. Vorträge eines interdisziplinären Symposions vom 6.–9. Juni 1990 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit einem Register von Ralf Nelles. Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4156-X, S. 193–206, hier: S. 202, Anm. 53.
  4. Singer: Fürstenspiegel in Deutschland. 1981, S. 63ff. und 75ff.
  5. Miloš Vec: Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat. Frankfurt am Main 1998, S. 364.
  6. Melissantes: Curieuser AFFECTen-Spiegel. Oder auserlesene Cautelen und sonderbahre Maximen, Gemüther der Menschen zu erforschen, Und sich darnach vorsichtig und behutsam aufzuführen. Frankfurt, Leipzig [und Arnstadt] 1715, S. 245–354. Bayerische Staatsbibliothek München.
  7. Linda C. Darling: Revenue-Raising and Legitimacy: Tax Collection and Finance Administration in the Ottoman Empire, 1560–1660 (Ottoman Empire and Its Heritage). Brill Academic Publishers, Leiden, ISBN 978-90-04-10289-7, S. 283–4. 
  8. Bernhard D. Haage, Wolfgang Wegner: ‚Secretum secretorum‘. ‚Kitāb as-Siyāsa fī tadbīr ar-riyasa al-ma’ruf bi-Sirrd-asrār‘ (‚Das Buch der Politik zum Regieren‘[…]). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1314.
  9. Mohamed Salem Ideidbi, (2011). Traité de politique ou Conseils pour la conduite du pouvoir d'al-Imam al-Hadrami. ISBN 9782705338510.
  10. Gelibolulu Mustafa Âlî: Naṣīḥat al-salāṭīn. Mustafā Ali’s Counsel for sultans of 1581. 2 Bde. Herausgegeben, übersetzt und anmontiert von Andreas Tietze. Verl. d. Österr. Akad. d. Wiss, Wien 1979, ISBN 978-3-7001-0518-3. 

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 20 Jun 2025 / 23:19

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Als Furstenspiegel bezeichnet man ermahnende und belehrende Schriften die an einen Konig Fursten princeps oder dessen Sohn gerichtet sind und ihm die Tugenden und Pflichten eines Herrschers und Grundsatze richtigen Regierens darlegen Die meisten Furstenspiegel stammen aus dem Mittelalter und der Fruhen Neuzeit es gab aber Vorlaufer in der Antike und zum Beispiel eine eigenstandige Entwicklung in Byzanz Antike Spatantike und ByzanzAls Vorlaufer aus der Antike sind die Institutio Cyri Xenophons die kyprischen Reden Rede des Nikokles 2 Rede des Nikokles an die Zyprioten 3 und Euagoras 9 des Isokrates sowie Senecas Werk De clementia und die Rede Plinius des Jungeren auf Kaiser Trajan zu nennen Wesentliche Grundlagen waren schon vorher im Altertum zum einen bei Homer vor allem in der Odyssee und in der klassischen griechischen Theorie uber den Staat Aristoteles gelegt worden in der Spatantike wirkten die Plutarch zugeschriebene Institutio Traiani und die Schrift des Martin von Braga Bracara Formula vitae honestae als Vermittler Starkeren Einfluss als diese eher weltlich sakular ausgerichteten Texte hatte im Mittelalter durchweg die von der Bibel und den Kirchenvatern Augustinus und Gregor dem Grossen dazu auch Isidor von Sevilla bestimmte theokratische Sichtweise die in Gott Ursprung Norminstanz und Ziel jeder Herrschaft sah Sie fand ihren Niederschlag in Werken die fur die Ausbildung der Gattung wesentliche inhaltliche und formale Prageelemente lieferten In der irischen Schrift De duodecim abusivis saeculi sogenannter Pseudo Cyprian im 7 Jahrhundert in geistlichen Mahnschreiben der Merowingerzeit und der fruhen Karolingerzeit in Brieftexten von Zeitgenossen Karls des Grossen oder Alkuin von York Im Byzantinischen Reich entwickelte sich von eigenen Vorbedingungen her Furstenspiegel sui generis Die Gattung setzt bei Synesios von Kyrene 4 Jahrhundert in der Spatantike ein findet einen ersten Hohepunkt im Furstenspiegel des Agapetos fur Kaiser Justinian I 565 und bleibt in unterschiedlichen Auspragungen bis in das 15 Jahrhundert produktiv FruhmittelalterSuper Physicam Aristotelis 1595 Im Westen Europas markieren fruhmittelalterliche Autoren aus dem aquitanischen Raum den Ubergang zu gestalteten und selbstandigen Werken Smaragd von Saint Mihiel Via regia um 810 814 fur Karl den Grossen oder Karls Sohn Ludwig den Frommen und Ermoldus Nigellus versifizierter Spiegel 828 fur Ludwigs Sohn Pippin Die uber die starke biblische Fundierung und allgemeine christliche Tugendlehre hinaus markanten neuen Akzentuierungen Gedanke der Gleichheit aller Scheidung zwischen Amt und Person des Herrschers Wertung des gesalbten Herrschers als vicarius Christi bilden charakteristisch fortentwickelte Elemente bei den weiteren aus der Karolingerzeit zu nennenden Verfassern von Furstenspiegeln 829 831 Sedulius Scottus Liber de rectoribus Christianis um 855 und Hinkmar von Reims mit verschiedenen Werken 873 882 fur seinen Konig Karl den Kahlen HochmittelalterIm romisch deutschen Reich des Hochmittelalters ist die Gattung zunachst nicht gepflegt worden Eigenwillige Neuformen bieten hier im spaten 12 Jahrhundert Gottfried von Viterbo und etwa ein halbes Jahrhundert spater Mit seinem Speculum regum fur Kaiser Friedrich Barbarossas Sohn Heinrich VI verbindet Gottfried das ansatzhaft scholastisch bestimmte Ideal des rex litteratus mit starker Legitimierung der staufischen Dynastie die in Kontinuitat zur Antike und zu Karl dem Grossen gesehen ist Im sozialen Milieu Italiens wurzelt die neue Form des Regentenspiegels wie ihn der kaiserliche Assessor Johannes von Viterbo mit seinem Liber de regimine civitatum fur die Amtstrager Podesta bietet 1228 Noch starker ausgeformt begegnen Elemente weltlicher Herrschaftssicht nach antikem Vorbild bei englischen und franzosischen Autoren bei Johannes von Salisbury in seinem 1159 publizierten Werk Policraticus und in der Exegese Ausarbeitung des Helinand von Froidmont um 1200 In Reaktion auf die bei diesen Autoren die selbst keine Furstenspiegel verfassten entwickelten neuen Perspektiven entstanden Furstenspiegel im Umkreis der franzosischen Monarchie die sich um eine Rettung der Tradition bemuhten die Eruditio regum et principum des 1259 und die Schrift De morali principis institutione des Vinzenz von Beauvais um 1264 Unter dem Einfluss des Aristoteles und des ursprunglich arabischen Textes Secretum secretorum erlangte die Gattung in der Scholastik ihre Blute Thomas von Aquin 1274 besonders Aegidius Romanus 1316 mit dem normsetzenden Furstenspiegel De regimine principum fur den franzosischen Thronfolger Philipp den Schonen und auch Engelbert von Admont um 1300 sind hier zu nennen Um 1305 entstand im Auftrag der Jeanne de Navarre deutsch Johanna von Navarra 1273 1305 die lateinische Schrift Speculum dominarum von dem Beichtvater von Jeanne de Navarra ein auch als Miroir des Dames ins Franzosische ubersetzter weitgehend auf den geistlichen Bereich beschrankter Furstinnenspiegel Spatmittelalter und Fruhe NeuzeitIm Spatmittelalter entstanden in Skandinavien England Spanien und Frankreich zahlreiche nationale auf das eigene Konigreich bezogene Spiegel Im Reich setzten die Spiegeltexte fur Regenten der Territorialherrschaften ein unter anderem ab 1355 mit seinem stark staatsrechtlich gepragten Werk De cura reipublicae et sorte principantis Der Renaissance Humanismus brachte neue Spiegel hervor Mit der Akzentuierung des Padagogischen der Geschichte und der Antike wies Petrarca 1383 die Richtung Die Spiegel kamen wieder in Verbindung zur habsburgischen Monarchie des Reiches Bekannte Beispiele aus der Feder des Enea Silvio Piccolomini sind sein Traktat fur Herzog Sigmund 1443 und De liberorum educatione der sog Ladislaustraktat 1450 Der elsassische Humanist Jakob Wimpfeling schrieb drei Traktate Philippica fur den spateren Furstbischof Philipp von der Pfalz 1498 und Agatharchia fur seinen Bruder Pfalzgraf Ludwig V 1498 und Carmen heroicum hecatosticon fur Herzog Eberhard im Bart 1495 Erasmus von Rotterdam bot hier mit seiner 1516 publizierten Institutio principis christiani die Klassisches und Christliches verbindende Klimax Zur gleichen Zeit schuf Niccolo Machiavelli mit seinem Werk Il principe 1513 erschienen 1532 das Gegenbild zum christlich naturrechtlichen Ideal des Herrschers Er rief grosse Gegenschriften sowohl reformatorischer als auch gegenreformatorischer Autoren hervor Innocent Gentillet 1576 oder Pedro de Ribadeneira 1595 War mit Machiavelli die Idee der Staatsrason beherrschend geworden so war diese in den konfessionell bestimmten zahlreich vorhandenen Texten des 16 17 und 18 Jahrhunderts im Reich zunachst noch kaum vertreten Reinhard Lorich 1537 und Jakob Omphal 1550 verbanden traditionelle Herrschertugend mit neuer juristischer Verwaltungslehre Melchior von Ossa Politisches Testament 1555 1556 Georg Engelhard von Lohneysen Aulico politica 1622 1624 Veit Ludwig von Seckendorff Teutscher Furstenstaat 1656 und Francois Fenelon Telemaque 1699 formen diese Perspektive aus AusklangMit dem 17 Jahrhundert ist der Hochpunkt der Furstenspiegel erreicht Zu Beginn des 18 Jahrhunderts versuchen Theologen eine christliche Klugheitslehre einfliessen zu lassen Als ein auf moraltheologischer Grundlage erstellter Furstenspiegel wird das Kapitel Von der Christlichen Klugheit der Konige Fursten und Regenten im Benimmbuch der Curieuse Affecten Spiegel von Johann Gottfried Gregorii alias Melissantes aus dem Jahr 1715 angesehen Ein interessanter Sonderfall der Furstenspiegel ist die Auseinandersetzung des Kronprinzen Friedrich von Preussen mit dem Principe Machiavellis Der Antimachiavel wurde 1739 1740 beendet 1 Februar 1740 geschrieben und von Voltaire im September und Oktober 1740 in zwei Ausgaben in Den Haag veroffentlicht Der Verfasser war zu diesem Zeitpunkt seit 31 Mai 1740 Konig in Preussen Der Antimachiavel kann als Furstenspiegel an sich selbst gelesen werden also als Sammlung von Uberlegungen zu der zukunftigen eigenen Regierungstatigkeit Gerade deswegen ist der Vergleich dieser theoretischen Ausfuhrungen mit der spateren Amtsfuhrung Friedrichs des Grossen interessant Eine beruhmte Ironisierung des als nicht mehr tragfahig erachteten Genres war zuletzt Christoph Martin Wielands Roman Der goldene Spiegel oder die Konige von Scheschian Eine wahre Geschichte von 1772 Viele der in den Furstenspiegeln aufgeworfenen Fragen und Themen sind nach wie vor aktuell und von Interesse fur Politikwissenschaftler und aktive Politiker Islamische FurstenspiegelDas literarische Genre des Nasihatname osmanisch نصيحت نامه IA Naṣiḥat name deutsch Furstenspiegel hat auch in der Literatur der islamischen Welt eine lange Tradition Die islamischen Furstenspiegel befassen sich vor allem mit der Frage nach Ordnung und Unordnung in Regierung und Gesellschaft Der Herrscher wird als Verkorperung der Gerechtigkeit angesehen und als ihr Garant gegenuber den Untertanen Die Idee des Kreises der Gerechtigkeit enthalt die Vorstellung dass die Gerechtigkeit des Herrschers das Wohlergehen der Untertanen sichere dieses wiederum festige und starke die Herrschaft Breche der Kreis der Gerechtigkeit konne die Gesellschaft nicht mehr richtig funktionieren Einen fruhen arabischen Furstenspiegel stellt der im 10 Jahrhundert am Omayyaden Hof entstandene sogenannte Volksherrschaftsbrief Risala fis siasa al ammiya Hauptteil der pseudoaristotelischen Schrift Secretum secretorum dar Bekannte islamische Furstenspiegel sind beispielsweise das Siyasatnama des seldschukischen Wesirs Nizam al Mulk 1018 1092 das Kitab al Ishara von al Imam al Hadrami oder das Naṣiḥat al salaṭin des osmanischen Schriftstellers Gelibolulu Mustafa Ali 1541 1600 LiteraturHans Hubert Anton Furstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit Bonner historische Forschungen 32 Bonn 1968 Hans Hubert Anton Furstenspiegel des fruhen und hohen Mittelalters Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe 45 Darmstadt 2006 ISBN 978 3 534 14348 1 ISBN 3 534 14348 5 Wilhelm Berges Die Furstenspiegel des hohen und spaten Mittelalters MGH Schriften 2 Leipzig 1938 Ndr Angela De Benedictis Hrsg Specula principum Ius commune Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur europaische Rechtsgeschichte Sonderhefte Studien zur europaischen Rechtsgeschichte 117 Frankfurt a M 1999 ISBN 3 465 03009 5 ISSN 0175 6532 Wilhelm Blum Ubers Byzantinische Furstenspiegel Bibliothek der griechischen Literatur 14 Stuttgart 1981 ISBN 3 7772 8132 8 Gerd Brinkhus Eine bayerische Furstenspiegelkompilation des 15 Jahrhunderts Munchen 1978 Munchener Texte und Untersuchungen Band 66 Otto Eberhardt Via regia Der Furstenspiegel Smaragds von St Mihiel und seine literarische Gattung Munstersche Mittelalter Schriften 28 Munchen 1977 ISBN 3 7705 1244 8 Pierre Hadot Art Furstenspiegel in Reallexikon fur Antike und Christentum Bd 8 1972 Sp 555 632 Klinkenberg Hans Martin Uber karolingische Furstenspiegel in Geschichte in Wissenschaft und Unterricht Bd 7 1956 Wilhelm Kleineke Englische Furstenspiegel vom Policraticus Johanns von Salisbury bis zum Basilikon Doron Konig Jakobs I Studien zur Englischen Philologie 90 Gottingen 1937 Hans Otto Muhleisen Michael Philipp Theo Stammen Hrsg Furstenspiegel der Fruhen Neuzeit Bibliothek des deutschen Staatsdenkens 6 Frankfurt a M Leipzig 1997 ISBN 3 458 16701 3 Hans Otto Muhleisen theo Stammen Hrsg Politische Tugendlehre und Regierungskunst Studien zum Furstenspiegel der fruhen Neuzeit Tubingen 1990 ISBN 3 484 16502 2 Dietmar Peil Emblematische Furstenspiegel im 17 und 18 Jahrthundert Saavedra Le Moyne Wilhelm in Fruhmittelalterliche Studien Jahrbuch des Instituts fur Fruhmittelalterforschung der Universitat Munster 20 1986 S 54 92 Gunter Prinzing Byzantinische Furstenspiegel In Kindlers Literatur Lexikon 3 Auflage Band 5 2009 S 812 813 Gunter Prinzing Beobachtungen zu integrierten Furstenspiegeln der Byzantiner In Jahrbuch der Osterreichischen Byzantinistik Band 38 1988 S 1 31 J Manuel Schulte Speculum Regis Studien zur Furstenspiegel Literatur in der griechisch romischen Antike Antike Kultur und Geschichte Band 3 Munster Hamburg London 2001 ISBN 3 8258 5249 0 Bruno Singer Die Furstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation Humanistische Bibliothek Reihe 1 Abhandlungen Band 34 Munchen 1981 ISBN 3 7705 1782 2 WeblinksHans Hubert Anton Furstenspiegel des Hohen und Fruhen Mittelalters Memento vom 18 Februar 2012 im Internet Archive PDF 156 kB Forschungsbericht Universitat Trier Hans Joachim Schmidt Furstenspiegel In Historisches Lexikon BayernsAnmerkungenVgl Hermann Strasburger Zum antiken Gesellschaftsideal Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse 1976 4 Heidelberg 1976 www museum digital de Margarete Zimmermann Sages et prudentes mainagieres in Christine de Pizans Livre des Trois Vertus 1405 In Trude Ehlert Hrsg Haushalt und Familie in Mittelalter und fruher Neuzeit Vortrage eines interdisziplinaren Symposions vom 6 9 Juni 1990 an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat Bonn Mit einem Register von Ralf Nelles Thorbecke Sigmaringen 1991 ISBN 3 7995 4156 X S 193 206 hier S 202 Anm 53 Singer Furstenspiegel in Deutschland 1981 S 63ff und 75ff Milos Vec Zeremonialwissenschaft im Furstenstaat Frankfurt am Main 1998 S 364 Melissantes Curieuser AFFECTen Spiegel Oder auserlesene Cautelen und sonderbahre Maximen Gemuther der Menschen zu erforschen Und sich darnach vorsichtig und behutsam aufzufuhren Frankfurt Leipzig und Arnstadt 1715 S 245 354 Bayerische Staatsbibliothek Munchen Linda C Darling Revenue Raising and Legitimacy Tax Collection and Finance Administration in the Ottoman Empire 1560 1660 Ottoman Empire and Its Heritage Brill Academic Publishers Leiden ISBN 978 90 04 10289 7 S 283 4 Bernhard D Haage Wolfgang Wegner Secretum secretorum Kitab as Siyasa fi tadbir ar riyasa al ma ruf bi Sirrd asrar Das Buch der Politik zum Regieren In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1314 Mohamed Salem Ideidbi 2011 Traite de politique ou Conseils pour la conduite du pouvoir d al Imam al Hadrami ISBN 9782705338510 Gelibolulu Mustafa Ali Naṣiḥat al salaṭin Mustafa Ali s Counsel for sultans of 1581 2 Bde Herausgegeben ubersetzt und anmontiert von Andreas Tietze Verl d Osterr Akad d Wiss Wien 1979 ISBN 978 3 7001 0518 3

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