Der Französische Revolutionskalender auch republikanischer Kalender französisch calendrier révolutionnaire français bzw
Französischer Revolutionskalender

Der Französische Revolutionskalender, auch republikanischer Kalender (französisch calendrier révolutionnaire français bzw. calendrier républicain), wurde infolge der Französischen Revolution von 1789 geschaffen und galt offiziell ab dem 22. September 1792 bis zum 31. Dezember 1805.
In Beschreibungen der Revolution werden einzelne Daten zur Bezeichnung bestimmter Ereignisse nach dem Revolutionskalender eingesetzt, so etwa der 9. Thermidor (das Ende der jakobinischen Schreckensherrschaft) oder der 18. Brumaire (die Machtergreifung Napoleons).
Einführung und Geltung
Von | Bis | |
---|---|---|
15. Juli 1789 | 31. Dezember 1789 | Jahr I der Freiheit |
1. Januar 1790 | 31. Dezember 1790 | Jahr II der Freiheit |
10. August 1792 | 21. September 1792 | Jahr I der Gleichheit |
22. September 1792 | 31. Dezember 1792 | Jahr I der Republik |
1. Januar 1793 | 21. September 1793 | erst Jahr II, dann Jahr I der Republik |
22. September 1793 | 24. November 1793 | rückwirkend neue Tage/Monate |
22. September 1793 | 21. September 1794 | Jahr II der Republik |
22. September 1805 | 31. Dezember 1805 | letztes Jahr des republikanischen Kalenders |
Mit dem 15. Juli 1789, einen Tag nach Erstürmung der Bastille, wurde das An I de la liberté („Jahr Eins der Freiheit“) ausgerufen, allerdings nach diesem Kalender zunächst nur inoffiziell, beispielsweise von revolutionären Zeitungen wie dem Moniteur datiert. Da ansonsten der gregorianische Kalender beibehalten wurde, dauerte das Jahr I nur 5½ Monate. Der 1. Januar 1790 war der Beginn des Jahres II der Freiheit. Diese Jahreszählung wurde 1849 im Positivisten-Kalender wieder aufgegriffen.
Am 10. August 1792, mit dem Tuileriensturm, wurde das „Jahr I der Gleichheit“ ausgerufen.
Am 22. September 1792 schaffte der Nationalkonvent die Monarchie ab; zugleich beschloss er, mit diesem Stichtag das „Jahr I der Republik“ (An I de la République Française) beginnen zu lassen und die staatlichen Institutionen zu verpflichten, die neue, geänderte Jahreszahl zu verwenden. Am 5. Oktober 1793 entschied der Nationalkonvent, auch die Zählung der Tage und Monate zu erneuern. Dieser 2. republikanische Kalender trat am 24. November 1793 (4. Frimaire II) rückwirkend ab dem 22. September 1792 in Kraft. Der Teil des Jahres 1793 bis zum 21. September, der nach der vorherigen Orientierung am gregorianischen Kalender zum Jahr II gezählt hatte, wurde dem Jahr I zugerechnet. Der Französische Revolutionskalender war nicht proleptisch, das heißt, er wurde nicht rückwirkend angewendet. Für Daten vor dem 22. September 1792 wurde weiterhin die Datierung des gregorianischen Kalenders verwendet; Datierungen nach dem alten Kalender wurden durch den Zusatz E.V. (ère vulgaire, also „gemeine (im Sinne von ‚übliche, gewöhnliche‘) Ära“) gekennzeichnet.
Der republikanische Kalender galt bis zum 31. Dezember 1805. Napoleon I. führte 1806 den gregorianischen Kalender wieder ein. In den Teilen Europas, die während der napoleonischen Zeit zum französischen Staatsgebiet gehörten, galt der Revolutionskalender verbindlich in öffentlichen Angelegenheiten.
1871 kam er nochmals während der linksradikalen Pariser Kommune zum Einsatz. Heute verwenden Autoren die Datierung nach diesem Kalender gelegentlich, um Büchern über die Revolution ein gewisses historisches Kolorit zu geben.
Hintergrund
Die Revolution verfolgte spätestens seit 1792 eine Entchristianisierungspolitik, weshalb der neue Kalender keinen christlichen Bezug (z. B. Christi Geburt, christliche Feiertage) mehr enthalten sollte. Vielmehr sollte für alle Lebensbereiche das Prinzip der „Vernunft“ bestimmend sein, so auch in der Einführung von Währungs-, Maß- und Gewichtseinheiten, die auf dem Dezimalsystem und möglichst „natürlichen“ Basiswerten beruhten. Am 1. August 1793 wurden mit Wirkung zum 1. Juli 1794 auch am Dezimalsystem orientierte Maß- und Währungseinheiten (Meter und Gramm, Liter, Franc) eingeführt.
Wirtschaftlich brachte der Kalender eine erhebliche Erhöhung der Zahl der Arbeitstage mit sich, da es nur noch alle zehn statt alle sieben Tage einen Ruhetag gab und die zahlreichen kirchlichen Feiertage wegfielen, was allein schon seiner Beliebtheit nicht förderlich war.
Struktur
Das Jahr besaß gemäß dem Revolutionskalender 12 Monate zu 30 Tagen mit jeweils 3 Dekaden (10 Tagen). Dazu kamen fünf (in Schaltjahren sechs) Ergänzungstage.
Der Jahresbeginn war während der gesamten Gültigkeitsdauer des Revolutionskalenders auf den Tag der Tag-und-Nacht-Gleiche im Herbst festgelegt, genauer auf Mitternacht vor dem wahren Herbstäquinoktium – bezogen auf Paris. Da hierdurch zukünftige Daten ohne Himmelsbeobachtung nicht zu bestimmen waren und dies keine festen Regeln zuließ, wurden am 7. Fructidor III (24. August 1795) von einer Kommission unter Vorsitz des Mathematiklehrers Gilbert Romme Schaltjahresregeln vorgeschlagen, die sich am gregorianischen Kalender orientierten. Romme orientierte sich dabei stark am Maréchal-Kalender, der bereits zum Jahresende 1787 erschienen war und der seinen Herausgeber Sylvain Maréchal ins Gefängnis gebracht hatte. Die Schalttage sollten jeweils an das Ende der durch vier teilbaren republikanischen Jahre gelegt werden. Die gregorianische Regel der ausnahmsweise normalen Jahre sollte auf den neuen Kalender übertragen werden. Zusätzlich sollte entweder jedes 3600. oder jedes 4000. Jahr auch kein Schaltjahr sein. Dadurch hätte sich eine durchschnittliche Jahreslänge von 365 Tagen 5 Stunden 48 Minuten 48 Sekunden beziehungsweise 50,4 Sekunden (gregorianisch: 365d 5h 49′ 12″) ergeben, das heißt etwa zwei bis dreieinhalb Sekunden länger als das damalige, tatsächliche tropische Jahr. Ein Vier-Jahres-Zyklus sollte Franciade genannt werden.
Das Dekret der Regulation der Schaltjahre (années sextiles) wurde nie erlassen oder umgesetzt. So waren die Jahre III, VII und XI der Republik „sextile Jahre“. Das Jahr XV war ebenfalls als Schaltjahr vorgesehen, die Abschaffung des Systems zum Jahresbeginn 1806 (11. Nivôse XIV) erledigte dies jedoch.
Tage
Die zehn Tage der Dekaden wurden durchgezählt:
- Primidi
- Duodi
- Tridi
- Quartidi
- Quintidi
- Sextidi
- Septidi
- Octidi
- Nonidi
- Decadi
Monate
Die 12 Monate des republikanischen Kalenders wurden, basierend auf einem Namenskatalog, der von dem Abgeordneten Fabre d’Églantine ausgearbeitet wurde, in vier jahreszeitliche Gruppen eingeteilt, beginnend mit dem Jahrestag der Republik als erstem Tag des Jahres:
Herbstmonate (auf -aire endend) | ||
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Vendémiaire (Herbstmonat) | lateinisch vindemia „Weinlese“ | 22. September bis 21. Oktober |
Brumaire (Nebelmonat) | französisch brume „Nebel“ | 22. Oktober bis 20. November |
Frimaire (Reifmonat, Frostmonat) | französisch frimas „Raureif“ | 21. November bis 20. Dezember |
Wintermonate (auf -ôse endend) | ||
Nivôse (Schneemonat) | lateinisch nix, nivis „Schnee“ | 21. Dezember bis 19. Januar |
Pluviôse (Regenmonat) | lateinisch pluvia „Regen“ | 20. Januar bis 18. Februar |
Ventôse (Windmonat) | lateinisch ventus beziehungsweise französisch vent „Wind“ | 19. Februar bis 20. März |
Frühlingsmonate (auf -al endend) | ||
Germinal (Sprossenmonat, Keimmonat) | lateinisch germen, germinis „Keim; Spross“ | 21. März bis 19. April |
Floréal (Blütenmonat) | lateinisch flos, floris „Blume“ | 20. April bis 19. Mai |
Prairial (Wiesenmonat) | französisch prairie „Wiese“ | 20. Mai bis 18. Juni |
Sommermonate (auf -idor endend) | ||
Messidor (Erntemonat) | lateinisch messis „Ernte“ | 19. Juni bis 18. Juli |
Thermidor (Hitzemonat) | griechisch thermós „warm“ | 19. Juli bis 17. August |
Fructidor (Früchtemonat) | lateinisch fructus „(Feld-)Frucht“ | 18. August bis 16. September |
Übergangstage
Die sechs Übergangstage am Jahresende (Sansculottiden genannt) waren Feiertage.
- Jour de la Vertu, Tag der Tugend (17. September, ab 1800 18. September)
- Jour du Génie, Tag des Geistes (18. September, ab 1800 19. September)
- Jour du Travail, Tag der Arbeit (19. September, ab 1800 20. September)
- Jour de l’Opinion, Tag der Meinung (20. September, ab 1800 21. September)
- Jour des Récompenses, Tag der Belohnung (21. September, ab 1800 22. September)
- Jour de la Révolution, Tag der Revolution (nur in Schaltjahren 22. September 1795/99 und 23. September 1803)
Tageseinteilung
Das Kalendergesetz vom 4. Frimaire II (24. November 1793) sah eine dezimale Zeiteinteilung mit Beginn des Jahres III (22. September 1794) vor. Der Tag sollte in 10 Stunden (heure décimale) zu 100 Minuten (minute décimale) zu 100 Sekunden (seconde décimale) eingeteilt werden. Die neue Sekunde war damit etwas kürzer als die alte (−13,6 %), die Minute deutlich länger (+44 %), während die Revolutionsstunde mit ihrer 2,4-fachen Länge gegenüber der alten Stunde eine völlig neue Zeiteinheit darstellte. Die Umsetzung dieses Vorhabens hätte alle vorhandenen Uhren unbrauchbar gemacht. Neue Maßstäbe und Gewichte waren einfach herzustellen, neue Uhren waren jedoch sehr teuer. Am 18. Germinal III (7. April 1795) beschloss der Konvent, das Gesetz zur dezimalen Tageseinteilung auszusetzen; es trat nie in Kraft.
Umrechnung
(Stunden × 3600 + Minuten × 60 + Sekunden) ÷ 0,864 = Dezimalsekunden des Tages
Beispiele
- 19:12 Uhr = (19 × 3.600 + 12 × 60 + 0) ÷ 0,864 = 80.000, was für die achtzigtausendste Dezimalsekunde des Tages steht. Da der Revolutionskalender auf dem Dezimalsystem basiert, lässt sich relativ leicht ablesen, dass es genau 8 Uhr der Revolutionszeit wäre. 80.000 → 8:00:00 → 8 Uhr.
- 20:15 Uhr = (20 × 3.600 + 15 × 60 + 0) ÷ 0,864 = 84.375 → 8:43:75 → 8 Dezimalstunden 43 Dezimalminuten und 75 Dezimalsekunden.
Dezimaluhren
Die Uhrenhersteller Berthoud, , Lenoir und Perrier bauten entsprechende Dezimaluhren nach dem neuen System (1 Tag mit 10 Stunden; jede Stunde hat 100 Minuten). Die meisten hatten ein Zifferblatt, das die alte und neue Tageseinteilung nebeneinander anzeigte. Während der Revolution wurde an den Tuilerien in Paris eine große Dezimaluhr angebracht, eine weitere wurde im Konferenzsaal der Nationalversammlung aufgestellt.
Erhaltene Revolutionsuhren sind im Musée Carnavalet in Paris, im historisch-archäologischen Museum zu Orléans (le musée historique et archéologique, Orléans) sowie im Museum für Kunst und Geschichte in Genf (Musée d’art et d’histoire (Genf)) und waren auch im früheren Uhrenmuseum Abeler in Wuppertal zu sehen.
Entstehung der Namen
Im Dekret vom 5. Oktober 1793 wurden die Tage der Dekaden durchgezählt (premier, second, troisième…); jour de la première (seconde, troisième…) décade. Der als Ruhetag vorgesehene zehnte Tag erhielt den Namen decadi. Der Dichter Fabre d’Églantine schlug am 24. Oktober eine Benennung auch der anderen Tage nach diesem Muster vor.
Nach dem Vorbild und zur Ersetzung der christlichen Tagesheiligen wurden alle Tage mit einem Eigennamen bezeichnet. Die Decadis wurden nach landwirtschaftlichen Arbeitsgeräten, die Quintidis nach Haustieren, alle übrigen Tage – außer im Nivose – nach Pflanzen benannt (Namensverzeichnisse in den Artikeln zu den einzelnen Monaten, hier auf die Monatsnamen klicken).
Ebenso wie die Tage der Dekaden wurden auch die Monate im ersten Entwurf einfach durchgezählt (premier, second, troisième etc. mois de l’année). Stattdessen schlug Fabre d’Églantine Monatsnamen vor, die auf einen typischen Aspekt des Klimas verwiesen (etwa Dezember: nivôse „der Verschneite“) oder auf wichtige Zeitpunkte des landwirtschaftlichen Lebens (der Erntemonat September: vendémiaire zu lateinisch vindemia „Weinlese“). Da diese Namen eng mit dem französischen Klima verknüpft waren, war dieser Kalender, obwohl seine Gestalter ihn universell verwendet wissen wollten, von sehr regionaler Natur. Für die Ergänzungstage, die zunächst jours complémentaires hießen, schlug Fabre d’Églantine den Namen Sansculottides vor. Er schlug auch die Namen der Tage (statt premier jour complémentaire…) vor. Am 24. November 1793 wurden diese Vorschläge mit geringfügigen Änderungen angenommen. So erscheinen die Sansculottides als Sansculotides und bei den Monaten auf -ose wurde auf den Zirkumflex verzichtet.
Siehe auch
- Dekadenkult
- Liste der Kalendersysteme
- Umrechnungstafel zwischen gregorianischem und republikanischem Kalender
- Era Fascista
- Swatch-Internetzeit teilt ebenfalls den Tag in dezimale Teile.
Literatur
- Peter Aufgebauer: Die astronomischen Grundlagen des französischen Revolutionskalenders (PDF; 55 kB)
- Michael Meinzer: Der französische Revolutionskalender (1792–1805). Planung, Durchführung und Scheitern einer politischen Zeitrechnung. Oldenbourg, München 1992, ISBN 3-486-55791-2
- Revolutionskalender ( vom 5. März 2012 im Internet Archive)
- Calendrier republicain : décrété par la Convention Nationale, pour la IIe année de la République Françoise. Testu, Paris 1793 (Digitalisat im Internet Archive)
- Online-Kalenderrechner von familienbuch-euregio.eu
Parallelkalender
- Calender für das dritte Jahr der französischen Republick, mit deren Namen der Monate, Decaden und jeden einzeln Tages, Verglichen mit dem teutschen Reichs-Calender vom 22. September 1794 bis zum 21. September 1795
- Conversion de dates républicaines en dates grégoriennes, online-Umrechnung (französisch)
- „Kalender zum Gebrauche der Bewohner der vier neuen Departemente auf dem linken Rheinufer“, Koblenz 1798
Weblinks
Einzelnachweise
- Der französische Revolutionskalender ( vom 26. Dezember 2005 im Internet Archive), abgerufen am 3. September 2018
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Der Franzosische Revolutionskalender auch republikanischer Kalender franzosisch calendrier revolutionnaire francais bzw calendrier republicain wurde infolge der Franzosischen Revolution von 1789 geschaffen und galt offiziell ab dem 22 September 1792 bis zum 31 Dezember 1805 Republikanischer Kalender von 1794Exemplar des Franzosischen Revolutionskalenders im Historischen Museum von Lausanne In Beschreibungen der Revolution werden einzelne Daten zur Bezeichnung bestimmter Ereignisse nach dem Revolutionskalender eingesetzt so etwa der 9 Thermidor das Ende der jakobinischen Schreckensherrschaft oder der 18 Brumaire die Machtergreifung Napoleons Einfuhrung und GeltungVon Bis15 Juli 1789 31 Dezember 1789 Jahr I der Freiheit1 Januar 1790 31 Dezember 1790 Jahr II der Freiheit10 August 1792 21 September 1792 Jahr I der Gleichheit22 September 1792 31 Dezember 1792 Jahr I der Republik1 Januar 1793 21 September 1793 erst Jahr II dann Jahr I der Republik22 September 1793 24 November 1793 ruckwirkend neue Tage Monate22 September 1793 21 September 1794 Jahr II der Republik22 September 1805 31 Dezember 1805 letztes Jahr des republikanischen Kalenders Mit dem 15 Juli 1789 einen Tag nach Ersturmung der Bastille wurde das An I de la liberte Jahr Eins der Freiheit ausgerufen allerdings nach diesem Kalender zunachst nur inoffiziell beispielsweise von revolutionaren Zeitungen wie dem Moniteur datiert Da ansonsten der gregorianische Kalender beibehalten wurde dauerte das Jahr I nur 5 Monate Der 1 Januar 1790 war der Beginn des Jahres II der Freiheit Diese Jahreszahlung wurde 1849 im Positivisten Kalender wieder aufgegriffen Am 10 August 1792 mit dem Tuileriensturm wurde das Jahr I der Gleichheit ausgerufen Am 22 September 1792 schaffte der Nationalkonvent die Monarchie ab zugleich beschloss er mit diesem Stichtag das Jahr I der Republik An I de la Republique Francaise beginnen zu lassen und die staatlichen Institutionen zu verpflichten die neue geanderte Jahreszahl zu verwenden Am 5 Oktober 1793 entschied der Nationalkonvent auch die Zahlung der Tage und Monate zu erneuern Dieser 2 republikanische Kalender trat am 24 November 1793 4 Frimaire II ruckwirkend ab dem 22 September 1792 in Kraft Der Teil des Jahres 1793 bis zum 21 September der nach der vorherigen Orientierung am gregorianischen Kalender zum Jahr II gezahlt hatte wurde dem Jahr I zugerechnet Der Franzosische Revolutionskalender war nicht proleptisch das heisst er wurde nicht ruckwirkend angewendet Fur Daten vor dem 22 September 1792 wurde weiterhin die Datierung des gregorianischen Kalenders verwendet Datierungen nach dem alten Kalender wurden durch den Zusatz E V ere vulgaire also gemeine im Sinne von ubliche gewohnliche Ara gekennzeichnet Der republikanische Kalender galt bis zum 31 Dezember 1805 Napoleon I fuhrte 1806 den gregorianischen Kalender wieder ein In den Teilen Europas die wahrend der napoleonischen Zeit zum franzosischen Staatsgebiet gehorten galt der Revolutionskalender verbindlich in offentlichen Angelegenheiten 1871 kam er nochmals wahrend der linksradikalen Pariser Kommune zum Einsatz Heute verwenden Autoren die Datierung nach diesem Kalender gelegentlich um Buchern uber die Revolution ein gewisses historisches Kolorit zu geben HintergrundDie Revolution verfolgte spatestens seit 1792 eine Entchristianisierungspolitik weshalb der neue Kalender keinen christlichen Bezug z B Christi Geburt christliche Feiertage mehr enthalten sollte Vielmehr sollte fur alle Lebensbereiche das Prinzip der Vernunft bestimmend sein so auch in der Einfuhrung von Wahrungs Mass und Gewichtseinheiten die auf dem Dezimalsystem und moglichst naturlichen Basiswerten beruhten Am 1 August 1793 wurden mit Wirkung zum 1 Juli 1794 auch am Dezimalsystem orientierte Mass und Wahrungseinheiten Meter und Gramm Liter Franc eingefuhrt Wirtschaftlich brachte der Kalender eine erhebliche Erhohung der Zahl der Arbeitstage mit sich da es nur noch alle zehn statt alle sieben Tage einen Ruhetag gab und die zahlreichen kirchlichen Feiertage wegfielen was allein schon seiner Beliebtheit nicht forderlich war StrukturDas Jahr besass gemass dem Revolutionskalender 12 Monate zu 30 Tagen mit jeweils 3 Dekaden 10 Tagen Dazu kamen funf in Schaltjahren sechs Erganzungstage Der Jahresbeginn war wahrend der gesamten Gultigkeitsdauer des Revolutionskalenders auf den Tag der Tag und Nacht Gleiche im Herbst festgelegt genauer auf Mitternacht vor dem wahren Herbstaquinoktium bezogen auf Paris Da hierdurch zukunftige Daten ohne Himmelsbeobachtung nicht zu bestimmen waren und dies keine festen Regeln zuliess wurden am 7 Fructidor III 24 August 1795 von einer Kommission unter Vorsitz des Mathematiklehrers Gilbert Romme Schaltjahresregeln vorgeschlagen die sich am gregorianischen Kalender orientierten Romme orientierte sich dabei stark am Marechal Kalender der bereits zum Jahresende 1787 erschienen war und der seinen Herausgeber Sylvain Marechal ins Gefangnis gebracht hatte Die Schalttage sollten jeweils an das Ende der durch vier teilbaren republikanischen Jahre gelegt werden Die gregorianische Regel der ausnahmsweise normalen Jahre sollte auf den neuen Kalender ubertragen werden Zusatzlich sollte entweder jedes 3600 oder jedes 4000 Jahr auch kein Schaltjahr sein Dadurch hatte sich eine durchschnittliche Jahreslange von 365 Tagen 5 Stunden 48 Minuten 48 Sekunden beziehungsweise 50 4 Sekunden gregorianisch 365d 5h 49 12 ergeben das heisst etwa zwei bis dreieinhalb Sekunden langer als das damalige tatsachliche tropische Jahr Ein Vier Jahres Zyklus sollte Franciade genannt werden Das Dekret der Regulation der Schaltjahre annees sextiles wurde nie erlassen oder umgesetzt So waren die Jahre III VII und XI der Republik sextile Jahre Das Jahr XV war ebenfalls als Schaltjahr vorgesehen die Abschaffung des Systems zum Jahresbeginn 1806 11 Nivose XIV erledigte dies jedoch Revolutionsuhr Ende 18 Jh Innere Skala mit arabischen Ziffern die neue dezimale 10 Stunden Einteilung aussere Skala mit romischen Ziffern die herkommliche 24 Stunden Einteilung Tage Die zehn Tage der Dekaden wurden durchgezahlt Primidi Duodi Tridi Quartidi Quintidi Sextidi Septidi Octidi Nonidi DecadiMonate Die 12 Monate des republikanischen Kalenders wurden basierend auf einem Namenskatalog der von dem Abgeordneten Fabre d Eglantine ausgearbeitet wurde in vier jahreszeitliche Gruppen eingeteilt beginnend mit dem Jahrestag der Republik als erstem Tag des Jahres Herbstmonate auf aire endend Vendemiaire Herbstmonat lateinisch vindemia Weinlese 22 September bis 21 OktoberBrumaire Nebelmonat franzosisch brume Nebel 22 Oktober bis 20 NovemberFrimaire Reifmonat Frostmonat franzosisch frimas Raureif 21 November bis 20 DezemberWintermonate auf ose endend Nivose Schneemonat lateinisch nix nivis Schnee 21 Dezember bis 19 JanuarPluviose Regenmonat lateinisch pluvia Regen 20 Januar bis 18 FebruarVentose Windmonat lateinisch ventus beziehungsweise franzosisch vent Wind 19 Februar bis 20 MarzFruhlingsmonate auf al endend Germinal Sprossenmonat Keimmonat lateinisch germen germinis Keim Spross 21 Marz bis 19 AprilFloreal Blutenmonat lateinisch flos floris Blume 20 April bis 19 MaiPrairial Wiesenmonat franzosisch prairie Wiese 20 Mai bis 18 JuniSommermonate auf idor endend Messidor Erntemonat lateinisch messis Ernte 19 Juni bis 18 JuliThermidor Hitzemonat griechisch thermos warm 19 Juli bis 17 AugustFructidor Fruchtemonat lateinisch fructus Feld Frucht 18 August bis 16 SeptemberUbergangstage Die sechs Ubergangstage am Jahresende Sansculottiden genannt waren Feiertage Jour de la Vertu Tag der Tugend 17 September ab 1800 18 September Jour du Genie Tag des Geistes 18 September ab 1800 19 September Jour du Travail Tag der Arbeit 19 September ab 1800 20 September Jour de l Opinion Tag der Meinung 20 September ab 1800 21 September Jour des Recompenses Tag der Belohnung 21 September ab 1800 22 September Jour de la Revolution Tag der Revolution nur in Schaltjahren 22 September 1795 99 und 23 September 1803 Tageseinteilung Das Kalendergesetz vom 4 Frimaire II 24 November 1793 sah eine dezimale Zeiteinteilung mit Beginn des Jahres III 22 September 1794 vor Der Tag sollte in 10 Stunden heure decimale zu 100 Minuten minute decimale zu 100 Sekunden seconde decimale eingeteilt werden Die neue Sekunde war damit etwas kurzer als die alte 13 6 die Minute deutlich langer 44 wahrend die Revolutionsstunde mit ihrer 2 4 fachen Lange gegenuber der alten Stunde eine vollig neue Zeiteinheit darstellte Die Umsetzung dieses Vorhabens hatte alle vorhandenen Uhren unbrauchbar gemacht Neue Massstabe und Gewichte waren einfach herzustellen neue Uhren waren jedoch sehr teuer Am 18 Germinal III 7 April 1795 beschloss der Konvent das Gesetz zur dezimalen Tageseinteilung auszusetzen es trat nie in Kraft Umrechnung Stunden 3600 Minuten 60 Sekunden 0 864 Dezimalsekunden des Tages Beispiele 19 12 Uhr 19 3 600 12 60 0 0 864 80 000 was fur die achtzigtausendste Dezimalsekunde des Tages steht Da der Revolutionskalender auf dem Dezimalsystem basiert lasst sich relativ leicht ablesen dass es genau 8 Uhr der Revolutionszeit ware 80 000 8 00 00 8 Uhr 20 15 Uhr 20 3 600 15 60 0 0 864 84 375 8 43 75 8 Dezimalstunden 43 Dezimalminuten und 75 Dezimalsekunden Dezimaluhren Die Uhrenhersteller Berthoud Lenoir und Perrier bauten entsprechende Dezimaluhren nach dem neuen System 1 Tag mit 10 Stunden jede Stunde hat 100 Minuten Die meisten hatten ein Zifferblatt das die alte und neue Tageseinteilung nebeneinander anzeigte Wahrend der Revolution wurde an den Tuilerien in Paris eine grosse Dezimaluhr angebracht eine weitere wurde im Konferenzsaal der Nationalversammlung aufgestellt Erhaltene Revolutionsuhren sind im Musee Carnavalet in Paris im historisch archaologischen Museum zu Orleans le musee historique et archeologique Orleans sowie im Museum fur Kunst und Geschichte in Genf Musee d art et d histoire Genf und waren auch im fruheren Uhrenmuseum Abeler in Wuppertal zu sehen Entstehung der NamenIm Dekret vom 5 Oktober 1793 wurden die Tage der Dekaden durchgezahlt premier second troisieme jour de la premiere seconde troisieme decade Der als Ruhetag vorgesehene zehnte Tag erhielt den Namen decadi Der Dichter Fabre d Eglantine schlug am 24 Oktober eine Benennung auch der anderen Tage nach diesem Muster vor Nach dem Vorbild und zur Ersetzung der christlichen Tagesheiligen wurden alle Tage mit einem Eigennamen bezeichnet Die Decadis wurden nach landwirtschaftlichen Arbeitsgeraten die Quintidis nach Haustieren alle ubrigen Tage ausser im Nivose nach Pflanzen benannt Namensverzeichnisse in den Artikeln zu den einzelnen Monaten hier auf die Monatsnamen klicken Ebenso wie die Tage der Dekaden wurden auch die Monate im ersten Entwurf einfach durchgezahlt premier second troisieme etc mois de l annee Stattdessen schlug Fabre d Eglantine Monatsnamen vor die auf einen typischen Aspekt des Klimas verwiesen etwa Dezember nivose der Verschneite oder auf wichtige Zeitpunkte des landwirtschaftlichen Lebens der Erntemonat September vendemiaire zu lateinisch vindemia Weinlese Da diese Namen eng mit dem franzosischen Klima verknupft waren war dieser Kalender obwohl seine Gestalter ihn universell verwendet wissen wollten von sehr regionaler Natur Fur die Erganzungstage die zunachst jours complementaires hiessen schlug Fabre d Eglantine den Namen Sansculottides vor Er schlug auch die Namen der Tage statt premier jour complementaire vor Am 24 November 1793 wurden diese Vorschlage mit geringfugigen Anderungen angenommen So erscheinen die Sansculottides als Sansculotides und bei den Monaten auf ose wurde auf den Zirkumflex verzichtet Siehe auchDekadenkult Liste der Kalendersysteme Umrechnungstafel zwischen gregorianischem und republikanischem Kalender Era Fascista Swatch Internetzeit teilt ebenfalls den Tag in dezimale Teile LiteraturPeter Aufgebauer Die astronomischen Grundlagen des franzosischen Revolutionskalenders PDF 55 kB Michael Meinzer Der franzosische Revolutionskalender 1792 1805 Planung Durchfuhrung und Scheitern einer politischen Zeitrechnung Oldenbourg Munchen 1992 ISBN 3 486 55791 2 Revolutionskalender Memento vom 5 Marz 2012 im Internet Archive Calendrier republicain decrete par la Convention Nationale pour la IIe annee de la Republique Francoise Testu Paris 1793 Digitalisat im Internet Archive Online Kalenderrechner von familienbuch euregio eu Parallelkalender Calender fur das dritte Jahr der franzosischen Republick mit deren Namen der Monate Decaden und jeden einzeln Tages Verglichen mit dem teutschen Reichs Calender vom 22 September 1794 bis zum 21 September 1795 Conversion de dates republicaines en dates gregoriennes online Umrechnung franzosisch Kalender zum Gebrauche der Bewohner der vier neuen Departemente auf dem linken Rheinufer Koblenz 1798WeblinksWikisource Decret de la Convention nationale portant sur la creation du calendrier republicain Quellen und Volltexte franzosisch EinzelnachweiseDer franzosische Revolutionskalender Memento vom 26 Dezember 2005 im Internet Archive abgerufen am 3 September 2018Franzosischer Revolutionskalender I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIVMonate des Franzosischen Revolutionskalenders Herbstmonate Vendemiaire Brumaire Frimaire Wintermonate Nivose Pluviose Ventose Fruhlingsmonate Germinal Floreal Prairial Sommermonate Messidor Thermidor Fructidor Sansculottiden Normdaten Sachbegriff GND 7503331 8 GND Explorer lobid OGND AKS