Dieser Artikel beschreibt den allgemeinen Fall Für Glasübergang speziell bei anorganischen Gläsern siehe Transformations
Glasübergangstemperatur

Die Glasübergangstemperatur Tg ist die Temperatur, bei der ein amorpher Feststoff (z. B. ein Glas oder ein amorphes Polymer) von einem starren, glasartigen Zustand in einen weichen, gummiartigen Zustand übergeht. Dieser Übergang ist mit einer Veränderung der physikalischen Eigenschaften des Materials verbunden, wie zum Beispiel der Viskosität, der Elastizität und des thermischen Ausdehnungskoeffizienten. Die Tg spielt eine wichtige Rolle in der Materialwissenschaft, da sie eine fundamentale thermodynamische Eigenschaft eines Materials ist. Die Kenntnis der Tg ist erforderlich für das Verständnis und die Vorhersage des Verhaltens von Materialien, insbesondere in der Verarbeitung und der Anwendung.
Bildung und Eigenschaften
Ein Glas bildet sich, wenn eine Flüssigkeit schneller abkühlt, als sich Kristallisationskeime bilden können. Dies geschieht besonders leicht bei asymmetrischen Molekülen und viskosen Flüssigkeiten. Gläser werden – wie z. B. Fensterglas – aus anorganischem Material gebildet, aber auch amorphe Kunststoffe und sogar kurzkettige organische Stoffe, die sich unterkühlen lassen, können in einen glasartigen Zustand übergehen (z. B. 2-Methylpentan mit einer Glasübergangstemperatur von unter 80 K).
Bei Polymeren beruht der Glasübergang von der Schmelze in den festen Zustand auf dem „Einfrieren“ von Kettensegmenten.
Bei amorphen Kunststoffen trennt der Glasübergang den kälteren, spröden energieelastischen Temperaturbereich (Glasbereich) vom wärmeren, weichen entropieelastischen Bereich (gummielastischer Bereich). Der Übergang in den Fließbereich (Bereich plastischer Verformung) ist nicht abrupt, sondern kontinuierlich.
Teilkristalline Kunststoffe (viele gebräuchliche Kunststoffe weisen einen kristallinen Anteil von 10 bis 80 % auf) besitzen sowohl eine Glasübergangstemperatur, unterhalb derer die amorphe Phase einfriert (einhergehend mit Versprödung), als auch eine Schmelztemperatur, bei der sich die kristalline Phase auflöst. Die Schmelztemperatur trennt den entropieelastischen Bereich deutlich vom Fließbereich.
Ein Glasübergang ist kein Phasenübergang erster Ordnung und daher auch nicht mit einer exakten Temperatur verknüpft wie der Schmelzpunkt bei Kristallen. Je nachdem, auf welcher Zeit- und Längenskala bzw. Bewegungsmodus der molekularen Dynamik die verwendete Messmethode (s. u.) empfindlich ist, variiert der gefundene Wert systematisch. Exakterweise muss daher zu jeder Glasübergangstemperatur die verwendete Messmethode angegeben werden. Allerdings ist die Abweichung bei Polymeren und einfachen Flüssigkeiten typischerweise nur einige Kelvin groß, da die Bewegungsmoden stark miteinander gekoppelt sind (alle frieren im gleichen Temperaturbereich ein). Bei silikatischen Gläsern kann der Unterschied in Abhängigkeit von der Temperaturänderungsgeschwindigkeit bei der Messung jedoch mehr als 100 K betragen.
Bei Mischungen mit nur zwei Komponenten kann die Gordon-Taylor-Gleichung zur Vorhersage der Glasübergangstemperatur verwendet werden. Daneben werden unter anderem auch die Fox-Gleichung und im Falle stärkerer intermolekularer Wechselwirkungen die Kwei-Gleichung verwendet. Für Mischungen mit mehr als zwei Komponenten kann die Gordon-Taylor-Gleichung erweitert werden.
In einem neueren Modell des Glasübergangs entspricht die Glasübergangstemperatur derjenigen Temperatur, bei der die größten Öffnungen zwischen den schwingenden Elementen in der flüssigen Matrix bei fallender Temperatur kleiner werden als die kleinsten Querschnitte der Elemente oder Teilen von ihnen.
Infolge des fluktuierenden Eintrags der thermischen Energie in die flüssige Matrix wird die Harmonizität der molekularen Schwingungen ständig gestört und es entstehen temporäre Hohlräume („Freies Volumen“) zwischen den Elementen, deren Anzahl und Größe von der Temperatur abhängen. Die so definierte Glasübergangstemperatur Tg0 ist eine feste nur noch vom Druck abhängige Materialkonstante des ungeordneten (nicht-kristallinen) Zustands. Infolge der zunehmenden Trägheit der molekularen Matrix bei Annäherung an Tg0 wird die Einstellung des thermischen Gleichgewichts sukzessive verzögert, so dass die üblichen Messverfahren zur Bestimmung der Glasübergangstemperatur prinzipiell zu hohe Tg-Werte liefern. Grundsätzlich gilt: Je langsamer die Temperaturänderungsgeschwindigkeit bei der Messung eingestellt wird umso mehr nähert sich der gemessene Tg-Wert Tg0.
Messung
Die Glasübergangstemperatur kann u. a. mit Hilfe folgender Methoden gemessen werden:
- der Dynamisch-mechanischen Analyse (DMA); dabei wird eine starke Änderung des E- und G-Moduls sowie ein ausgeprägtes Maximum der Änderung der Dämpfung in einem engen Temperaturbereich beobachtet. Aus Ringversuchen geht hervor, dass mit DMA gemessene Glasübergangstemperaturen von PMMA und PC eine Standard-Messunsicherheit von ca. 5 bis 6 °C aufweisen.
- der dynamischen Differenzkalorimetrie (DSC); dabei wird die Wärmekapazität Cp in Abhängigkeit von der Temperatur erfasst; die Wärmekapazitäten oberhalb und unterhalb des Glasübergangs unterscheiden sich, mit einem kontinuierlichen Übergang in der Nähe der Glasübergangstemperatur. Die festgestellte Glasübergangstemperatur hängt recht stark von der Heiz- bzw. Kühlrate ab: bei langsamer Aufheizung bzw. Abkühlung nähern sich die Werte aus dem Heiz- bzw. Kühlvorgang einander an, allerdings ist die Wärmekapazität bei kleiner Rate zunehmend schwierig zu messen. Eine mit DSC gemessene Glasübergangstemperatur zwischen 90 und 190 °C hat eine Standard-Messunsicherheit von ungefähr 1,4 bis 2 °C.
- der dielektrischen Relaxationsspektroskopie.
- der Dilatometrie, da sich der Ausdehnungskoeffizient am Glasübergang ändert.
Lebensmittelindustrie
Eine wesentliche Rolle spielen schwache intermolekulare Wechselwirkungen und damit die Glasübergangstemperatur in der Lebensmittelchemie. Vermessen werden häufig in Wasser gelöste oder suspendierte Substanzen. Beim Eindampfen werden die gelösten oder suspendierten Stoffmoleküle in enge Nachbarschaft zueinander und dadurch vorübergehend in einen glasartigen Zustand unterhalb ihres Schmelzpunkts gebracht. Dieser Zustand wird von Zusätzen beeinflusst, die man entweder als Verglaser (engl. vitrifier) oder als Weichmacher (engl. plasticizer) bezeichnet, je nachdem, ob sie die Glasübergangstemperatur erhöhen oder erniedrigen. Weitere Temperaturerhöhung führt zur Schmelze infolge der Auflösung der schwachen Bindungen. Mit abnehmender Viskosität steigt dann die Tendenz zu chemischen und enzymatischen Reaktionen, was bei Lebensmitteln zum schnelleren Verderben führt. Für längere Haltbarkeit eines Lebensmittels ist deshalb seine Lagerung unterhalb der Glasübergangstemperatur notwendig. Auch die Textur von Fertiggerichten und die Löslichkeit von Instantsuppen und anderen pulvrigen Lebensmitteln kann mit Hilfe dieser Messgröße beeinflusst werden.
Einsatztemperatur von Kunststoffen
Ob ein Kunststoff oberhalb oder unterhalb seiner Glasübergangstemperatur verwendet werden kann, hängt von der Art des Kunststoffs ab (dabei ist zu beachten, dass die Glasübergangstemperatur eines Kunststoffes bzw. Elastomers mit seiner Vernetzungsdichte steigt, d. h. die Glasübergangstemperatur eines Duroplasts ist deutlich höher als die eines Thermoplasts):
- Amorphe Thermoplaste können nur unterhalb der Glasübergangstemperatur eingesetzt werden. Die Verarbeitung erfolgt üblicherweise oberhalb derer.
- Teilkristalline Thermoplaste werden sowohl unterhalb als auch oberhalb der Glasübergangstemperatur eingesetzt. Teilkristalline Thermoplaste, deren Glasübergangstemperatur höher ist als ihre Einsatztemperatur (z. B. Polyethylenterephthalat) sind eher steif und erweichen beim Glasübergang unterschiedlich stark (je nach Kristallinitätsgrad). Teilkristalline Thermoplaste, deren Glasübergangstemperatur unter der Einsatztemperatur liegt (z. B. Polyethylen), sind hingegen auch bei der Einsatztemperatur relativ weich und werden spröde, wenn die Glasübergangstemperatur unterschritten wird. In beiden Fällen ist ein Einsatz oberhalb der Schmelztemperatur nicht sinnvoll.
- Elastomere werden grundsätzlich im gummielastischen Bereich, also oberhalb der Glastemperatur eingesetzt. Unterhalb der Glasübergangstemperatur verspröden sie stark, wodurch ein Einsatz nicht sinnvoll ist. So wurde beispielsweise als Ursache für das Unglück des Space Shuttle Challenger eine O-Ring-Dichtung aus Fluorelastomer ermittelt, die unterhalb ihrer Glasübergangstemperatur betrieben wurde, wo sie nur ungenügend elastisch war und folglich nicht dicht hielt. Die obere Temperaturgrenze dieser Materialien ist ihre jeweilige Zersetzungstemperatur.
- Duroplaste werden sowohl unterhalb als auch oberhalb der Glasübergangstemperatur eingesetzt. Duroplaste, deren Glasübergangstemperatur unter der Raumtemperatur liegt, sind allerdings zu den Elastomeren zu zählen. Die obere Temperaturgrenze von Duroplasten ist ihre jeweilige Zersetzungstemperatur.
Einsatztemperatur von Gläsern
Glas wird in der Praxis nie oberhalb von Tg verwendet. Ist Glas Temperaturschwankungen ausgesetzt, deren Spitze oberhalb von Tg liegt, entstehen bei Abkühlung von diesen Spitzen Spannungen im Glas, die typischerweise schnell zu Bruch führen. Glas muss nach der Herstellung den Temperaturbereich um Tg durch definiert langsames Abkühlen durchschreiten. So werden Spannungen minimiert.
Glas oder Glasbauteile dürfen in der Regel nicht bis zu Tg belastet werden. Tg liegt innerhalb des sogenannten Transformationsbereiches dessen untere Grenze durch die untere Kühltemperatur beschrieben wird. Diese Temperatur stellt die theoretische Maximaltemperatur einer Glasart dar. In der Praxis liegt diese Temperatur immer 50–100 °C unterhalb von Tg.
Bei Borosilikatgläsern und Kalk-Natron-Gläsern liegt Tg um 500 °C, also deutlich höher als bei den meisten Kunststoffen. Bleigläser liegen etwas tiefer bei um 400 °C. Aluminosilikatgläser liegen deutlich höher bei etwa 800 °C.
Literatur
- Hans-Georg Elias: Makromoleküle. 6. Auflage. Band 2: Physikalische Strukturen und Eigenschaften. Wiley-VCH, Weinheim 2001, ISBN 3-527-29960-2, S. 452 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Kapitel 5.2.4 Glasübergänge.,In: Manfred Dieter Lechner, Klaus Gehrke, Eckhard H. Nordmeier: Makromolekulare Chemie: Ein Lehrbuch für Chemiker, Physiker, Materialwissenschaftler und Verfahrenstechniker. 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer Verlag, 2009, ISBN 978-3-7643-8890-4, S. 371 f.
Weblinks
- Kunststoffe im Alltag – Freie Universität Berlin
- Glass Tubing Explorer SCHOTT AG
Einzelnachweise
- Manfred D. Lechner, Klaus Gehrke, Eckhard Nordmeier: Makromolekulare Chemie: ein Lehrbuch für Chemiker, Physiker, Materialwissenschaftler und Verfahrenstechniker. 4. Auflage. Birkhäuser, Basel / Boston MA / Berlin 2010, ISBN 978-3-7643-8890-4, S. 371 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Gottfried Wilhelm Ehrenstein: Polymer-Werkstoffe: Struktur – Eigenschaften – Anwendung. 2. Auflage. Carl Hanser Verlag, München / Wien 1999, ISBN 3-446-21161-6, S. 173 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Karl Günter Sturm: Mikroskopisch-Phänomenologisches Modell des Glasübergangs und der Temperaturabhängigkeit der Viskosität. doi:10.13140/RG.2.2.29704.65283.
- T. G. Fox: Influence of Diluent and of Copolymer Composition on the Glass Temperature of a Polymer System. In: Bull. Am. Phys. Soc., 1956, Band 1, S. 123.
- L. Weng, R. Vijayaraghavan, D. R. Macfarlane, G. D. Elliott: Application of the Kwei Equation to model the Behavior of Binary Blends of Sugars and Salts. In: Cryobiology, Band 68, Nummer 1, Februar 2014, S. 155–158; doi:10.1016/j.cryobiol.2013.12.005, PMID 24365463, PMC 4101886 (freier Volltext).
- M. Shafiur Rahman: Food Properties Handbook. CRC Press, 1995, ISBN 978-0-8493-8005-1, S. 140.
- Bruno Wampfler, Samuel Affolter, Axel Ritter, Manfred Schmid: Messunsicherheit in der Kunststoffanalytik - Ermittlung mit Ringversuchsdaten. Carl Hanser Verlag, München 2017, ISBN 978-3-446-45286-2, S. 69–70.
- Bruno Wampfler, Samuel Affolter, Axel Ritter, Manfred Schmid: Messunsicherheit in der Kunststoffanalytik - Ermittlung mit Ringversuchsdaten. Carl Hanser Verlag, München 2017, ISBN 978-3-446-45286-2, S. 49–54.
- Agglomeration. In: Benjamin Caballero, Paul Finglas, Fidel Toldrá: Encyclopedia of Food and Health. Academic Press, 2016, ISBN 978-0-12-384953-3, Band 1, S. 76.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Glasübergangstemperatur, Was ist Glasübergangstemperatur? Was bedeutet Glasübergangstemperatur?
Dieser Artikel beschreibt den allgemeinen Fall Fur Glasubergang speziell bei anorganischen Glasern siehe Transformationsbereich Die Glasubergangstemperatur Tg ist die Temperatur bei der ein amorpher Feststoff z B ein Glas oder ein amorphes Polymer von einem starren glasartigen Zustand in einen weichen gummiartigen Zustand ubergeht Dieser Ubergang ist mit einer Veranderung der physikalischen Eigenschaften des Materials verbunden wie zum Beispiel der Viskositat der Elastizitat und des thermischen Ausdehnungskoeffizienten Die Tg spielt eine wichtige Rolle in der Materialwissenschaft da sie eine fundamentale thermodynamische Eigenschaft eines Materials ist Die Kenntnis der Tg ist erforderlich fur das Verstandnis und die Vorhersage des Verhaltens von Materialien insbesondere in der Verarbeitung und der Anwendung Bildung und EigenschaftenEin Glas bildet sich wenn eine Flussigkeit schneller abkuhlt als sich Kristallisationskeime bilden konnen Dies geschieht besonders leicht bei asymmetrischen Molekulen und viskosen Flussigkeiten Glaser werden wie z B Fensterglas aus anorganischem Material gebildet aber auch amorphe Kunststoffe und sogar kurzkettige organische Stoffe die sich unterkuhlen lassen konnen in einen glasartigen Zustand ubergehen z B 2 Methylpentan mit einer Glasubergangstemperatur von unter 80 K Bei Polymeren beruht der Glasubergang von der Schmelze in den festen Zustand auf dem Einfrieren von Kettensegmenten Bei amorphen Kunststoffen trennt der Glasubergang den kalteren sproden energieelastischen Temperaturbereich Glasbereich vom warmeren weichen entropieelastischen Bereich gummielastischer Bereich Der Ubergang in den Fliessbereich Bereich plastischer Verformung ist nicht abrupt sondern kontinuierlich Teilkristalline Kunststoffe viele gebrauchliche Kunststoffe weisen einen kristallinen Anteil von 10 bis 80 auf besitzen sowohl eine Glasubergangstemperatur unterhalb derer die amorphe Phase einfriert einhergehend mit Versprodung als auch eine Schmelztemperatur bei der sich die kristalline Phase auflost Die Schmelztemperatur trennt den entropieelastischen Bereich deutlich vom Fliessbereich Ein Glasubergang ist kein Phasenubergang erster Ordnung und daher auch nicht mit einer exakten Temperatur verknupft wie der Schmelzpunkt bei Kristallen Je nachdem auf welcher Zeit und Langenskala bzw Bewegungsmodus der molekularen Dynamik die verwendete Messmethode s u empfindlich ist variiert der gefundene Wert systematisch Exakterweise muss daher zu jeder Glasubergangstemperatur die verwendete Messmethode angegeben werden Allerdings ist die Abweichung bei Polymeren und einfachen Flussigkeiten typischerweise nur einige Kelvin gross da die Bewegungsmoden stark miteinander gekoppelt sind alle frieren im gleichen Temperaturbereich ein Bei silikatischen Glasern kann der Unterschied in Abhangigkeit von der Temperaturanderungsgeschwindigkeit bei der Messung jedoch mehr als 100 K betragen Bei Mischungen mit nur zwei Komponenten kann die Gordon Taylor Gleichung zur Vorhersage der Glasubergangstemperatur verwendet werden Daneben werden unter anderem auch die Fox Gleichung und im Falle starkerer intermolekularer Wechselwirkungen die Kwei Gleichung verwendet Fur Mischungen mit mehr als zwei Komponenten kann die Gordon Taylor Gleichung erweitert werden In einem neueren Modell des Glasubergangs entspricht die Glasubergangstemperatur derjenigen Temperatur bei der die grossten Offnungen zwischen den schwingenden Elementen in der flussigen Matrix bei fallender Temperatur kleiner werden als die kleinsten Querschnitte der Elemente oder Teilen von ihnen Infolge des fluktuierenden Eintrags der thermischen Energie in die flussige Matrix wird die Harmonizitat der molekularen Schwingungen standig gestort und es entstehen temporare Hohlraume Freies Volumen zwischen den Elementen deren Anzahl und Grosse von der Temperatur abhangen Die so definierte Glasubergangstemperatur Tg0 ist eine feste nur noch vom Druck abhangige Materialkonstante des ungeordneten nicht kristallinen Zustands Infolge der zunehmenden Tragheit der molekularen Matrix bei Annaherung an Tg0 wird die Einstellung des thermischen Gleichgewichts sukzessive verzogert so dass die ublichen Messverfahren zur Bestimmung der Glasubergangstemperatur prinzipiell zu hohe Tg Werte liefern Grundsatzlich gilt Je langsamer die Temperaturanderungsgeschwindigkeit bei der Messung eingestellt wird umso mehr nahert sich der gemessene Tg Wert Tg0 MessungDie Glasubergangstemperatur kann u a mit Hilfe folgender Methoden gemessen werden der Dynamisch mechanischen Analyse DMA dabei wird eine starke Anderung des E und G Moduls sowie ein ausgepragtes Maximum der Anderung der Dampfung in einem engen Temperaturbereich beobachtet Aus Ringversuchen geht hervor dass mit DMA gemessene Glasubergangstemperaturen von PMMA und PC eine Standard Messunsicherheit von ca 5 bis 6 C aufweisen der dynamischen Differenzkalorimetrie DSC dabei wird die Warmekapazitat Cp in Abhangigkeit von der Temperatur erfasst die Warmekapazitaten oberhalb und unterhalb des Glasubergangs unterscheiden sich mit einem kontinuierlichen Ubergang in der Nahe der Glasubergangstemperatur Die festgestellte Glasubergangstemperatur hangt recht stark von der Heiz bzw Kuhlrate ab bei langsamer Aufheizung bzw Abkuhlung nahern sich die Werte aus dem Heiz bzw Kuhlvorgang einander an allerdings ist die Warmekapazitat bei kleiner Rate zunehmend schwierig zu messen Eine mit DSC gemessene Glasubergangstemperatur zwischen 90 und 190 C hat eine Standard Messunsicherheit von ungefahr 1 4 bis 2 C der dielektrischen Relaxationsspektroskopie der Dilatometrie da sich der Ausdehnungskoeffizient am Glasubergang andert LebensmittelindustrieEine wesentliche Rolle spielen schwache intermolekulare Wechselwirkungen und damit die Glasubergangstemperatur in der Lebensmittelchemie Vermessen werden haufig in Wasser geloste oder suspendierte Substanzen Beim Eindampfen werden die gelosten oder suspendierten Stoffmolekule in enge Nachbarschaft zueinander und dadurch vorubergehend in einen glasartigen Zustand unterhalb ihres Schmelzpunkts gebracht Dieser Zustand wird von Zusatzen beeinflusst die man entweder als Verglaser engl vitrifier oder als Weichmacher engl plasticizer bezeichnet je nachdem ob sie die Glasubergangstemperatur erhohen oder erniedrigen Weitere Temperaturerhohung fuhrt zur Schmelze infolge der Auflosung der schwachen Bindungen Mit abnehmender Viskositat steigt dann die Tendenz zu chemischen und enzymatischen Reaktionen was bei Lebensmitteln zum schnelleren Verderben fuhrt Fur langere Haltbarkeit eines Lebensmittels ist deshalb seine Lagerung unterhalb der Glasubergangstemperatur notwendig Auch die Textur von Fertiggerichten und die Loslichkeit von Instantsuppen und anderen pulvrigen Lebensmitteln kann mit Hilfe dieser Messgrosse beeinflusst werden Einsatztemperatur von KunststoffenOb ein Kunststoff oberhalb oder unterhalb seiner Glasubergangstemperatur verwendet werden kann hangt von der Art des Kunststoffs ab dabei ist zu beachten dass die Glasubergangstemperatur eines Kunststoffes bzw Elastomers mit seiner Vernetzungsdichte steigt d h die Glasubergangstemperatur eines Duroplasts ist deutlich hoher als die eines Thermoplasts Amorphe Thermoplaste konnen nur unterhalb der Glasubergangstemperatur eingesetzt werden Die Verarbeitung erfolgt ublicherweise oberhalb derer Teilkristalline Thermoplaste werden sowohl unterhalb als auch oberhalb der Glasubergangstemperatur eingesetzt Teilkristalline Thermoplaste deren Glasubergangstemperatur hoher ist als ihre Einsatztemperatur z B Polyethylenterephthalat sind eher steif und erweichen beim Glasubergang unterschiedlich stark je nach Kristallinitatsgrad Teilkristalline Thermoplaste deren Glasubergangstemperatur unter der Einsatztemperatur liegt z B Polyethylen sind hingegen auch bei der Einsatztemperatur relativ weich und werden sprode wenn die Glasubergangstemperatur unterschritten wird In beiden Fallen ist ein Einsatz oberhalb der Schmelztemperatur nicht sinnvoll Elastomere werden grundsatzlich im gummielastischen Bereich also oberhalb der Glastemperatur eingesetzt Unterhalb der Glasubergangstemperatur versproden sie stark wodurch ein Einsatz nicht sinnvoll ist So wurde beispielsweise als Ursache fur das Ungluck des Space Shuttle Challenger eine O Ring Dichtung aus Fluorelastomer ermittelt die unterhalb ihrer Glasubergangstemperatur betrieben wurde wo sie nur ungenugend elastisch war und folglich nicht dicht hielt Die obere Temperaturgrenze dieser Materialien ist ihre jeweilige Zersetzungstemperatur Duroplaste werden sowohl unterhalb als auch oberhalb der Glasubergangstemperatur eingesetzt Duroplaste deren Glasubergangstemperatur unter der Raumtemperatur liegt sind allerdings zu den Elastomeren zu zahlen Die obere Temperaturgrenze von Duroplasten ist ihre jeweilige Zersetzungstemperatur Einsatztemperatur von GlasernGlas wird in der Praxis nie oberhalb von Tg verwendet Ist Glas Temperaturschwankungen ausgesetzt deren Spitze oberhalb von Tg liegt entstehen bei Abkuhlung von diesen Spitzen Spannungen im Glas die typischerweise schnell zu Bruch fuhren Glas muss nach der Herstellung den Temperaturbereich um Tg durch definiert langsames Abkuhlen durchschreiten So werden Spannungen minimiert Glas oder Glasbauteile durfen in der Regel nicht bis zu Tg belastet werden Tg liegt innerhalb des sogenannten Transformationsbereiches dessen untere Grenze durch die untere Kuhltemperatur beschrieben wird Diese Temperatur stellt die theoretische Maximaltemperatur einer Glasart dar In der Praxis liegt diese Temperatur immer 50 100 C unterhalb von Tg Bei Borosilikatglasern und Kalk Natron Glasern liegt Tg um 500 C also deutlich hoher als bei den meisten Kunststoffen Bleiglaser liegen etwas tiefer bei um 400 C Aluminosilikatglaser liegen deutlich hoher bei etwa 800 C LiteraturHans Georg Elias Makromolekule 6 Auflage Band 2 Physikalische Strukturen und Eigenschaften Wiley VCH Weinheim 2001 ISBN 3 527 29960 2 S 452 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Kapitel 5 2 4 Glasubergange In Manfred Dieter Lechner Klaus Gehrke Eckhard H Nordmeier Makromolekulare Chemie Ein Lehrbuch fur Chemiker Physiker Materialwissenschaftler und Verfahrenstechniker 4 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Verlag 2009 ISBN 978 3 7643 8890 4 S 371 f WeblinksCommons Glasubergang Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kunststoffe im Alltag Freie Universitat Berlin Glass Tubing Explorer SCHOTT AGEinzelnachweiseManfred D Lechner Klaus Gehrke Eckhard Nordmeier Makromolekulare Chemie ein Lehrbuch fur Chemiker Physiker Materialwissenschaftler und Verfahrenstechniker 4 Auflage Birkhauser Basel Boston MA Berlin 2010 ISBN 978 3 7643 8890 4 S 371 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Gottfried Wilhelm Ehrenstein Polymer Werkstoffe Struktur Eigenschaften Anwendung 2 Auflage Carl Hanser Verlag Munchen Wien 1999 ISBN 3 446 21161 6 S 173 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Karl Gunter Sturm Mikroskopisch Phanomenologisches Modell des Glasubergangs und der Temperaturabhangigkeit der Viskositat doi 10 13140 RG 2 2 29704 65283 T G Fox Influence of Diluent and of Copolymer Composition on the Glass Temperature of a Polymer System In Bull Am Phys Soc 1956 Band 1 S 123 L Weng R Vijayaraghavan D R Macfarlane G D Elliott Application of the Kwei Equation to model the Tg displaystyle T rm g Behavior of Binary Blends of Sugars and Salts In Cryobiology Band 68 Nummer 1 Februar 2014 S 155 158 doi 10 1016 j cryobiol 2013 12 005 PMID 24365463 PMC 4101886 freier Volltext M Shafiur Rahman Food Properties Handbook CRC Press 1995 ISBN 978 0 8493 8005 1 S 140 Bruno Wampfler Samuel Affolter Axel Ritter Manfred Schmid Messunsicherheit in der Kunststoffanalytik Ermittlung mit Ringversuchsdaten Carl Hanser Verlag Munchen 2017 ISBN 978 3 446 45286 2 S 69 70 Bruno Wampfler Samuel Affolter Axel Ritter Manfred Schmid Messunsicherheit in der Kunststoffanalytik Ermittlung mit Ringversuchsdaten Carl Hanser Verlag Munchen 2017 ISBN 978 3 446 45286 2 S 49 54 Agglomeration In Benjamin Caballero Paul Finglas Fidel Toldra Encyclopedia of Food and Health Academic Press 2016 ISBN 978 0 12 384953 3 Band 1 S 76