Dieser Artikel behandelt bestimmte Substanzen Zur Metal Band siehe Tenside Band Ein Tensid von lateinisch tensus gespann
Grenzflächenaktive Substanzen

Ein Tensid (von lateinisch tensus ‚gespannt‘) ist eine Substanz, welche die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit oder die Grenzflächenspannung zwischen zwei Phasen herabsetzt und die Bildung von Dispersionen ermöglicht oder unterstützt bzw. als Lösungsvermittler wirkt.
Tenside bewirken, dass zwei eigentlich nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten, wie zum Beispiel Öl und Wasser, fein vermengt werden können. Unter Tensiden versteht man auch waschaktive Substanzen (Detergentien), die in Waschmitteln, Spülmitteln und Haarwaschmitteln enthalten sind. In Reinigungsmittelformulierungen liegt der Tensidgehalt meist bei 1–40 %. Moderne Tenside wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt und haben das traditionell verwendete Tensid Seife (Natrium- und Kaliumsalze von Fettsäuren) ergänzt und in einigen Anwendungsbereichen weitgehend verdrängt.
Ein spezieller Typ von Tensiden, der Emulsionen stabilisiert, wird als Emulgatoren bezeichnet. Emulgatoren werden in der Lebensmitteltechnik oder Kosmetik eingesetzt.
Es gibt vier Klassen von Tensiden: anionische, kationische, nichtionische und amphotere Tenside.
Eigenschaften
Die Funktion der Tenside lässt sich durch ihren molekularen Aufbau erklären. Tenside bestehen allgemein aus einem hydrophoben („wasserabweisenden“) Kohlenwasserstoffrest und einem hydrophilen („wasserliebenden“) Molekülteil; man sagt, sie sind amphiphil („beides liebend“). In den folgenden Abbildungen sind die „wasserliebenden“ Molekülteile durch die Farbe Rot markiert.
Gibt man Tenside in Wasser, ordnen sie sich zunächst an der Wasseroberfläche an. Ab einer kritischen Konzentration bilden Tenside innerhalb des Wassers meist kleine, kugelförmige Aggregate, die Mizellen genannt werden. Dabei richten sich die Tensidmoleküle so aus, dass die hydrophoben Enden sich im Inneren der Mizellen sammeln und die hydrophilen Enden sich in Richtung des Wassers orientieren. Bei hoher Konzentration an Tensiden können sich auch stäbchenförmige Mizellen (wurmartige, englisch worm-like) bilden. Bei noch höherer Konzentration bilden sich lamellare Tensiddoppelschichten oder auch Liposome die Wasser einkapseln. Die Aggregation kommt dadurch zustande, dass sie energetisch günstiger ist. Insbesondere Lösungen aus wurmartigen Mizellen zeigen ein sehr komplexes Fließverhalten, das immer noch Gegenstand aktueller Forschung ist.
An der Wasseroberfläche bilden die Tenside eine dünne Schicht und senken damit die Oberflächenspannung des Wassers. Auch hier ordnen sich die Tensidmoleküle an. Die hydrophilen Enden zeigen in Richtung des Wassers, die hydrophoben Enden ragen in Richtung der Luft.
- Der Einfluss von Tensiden auf die Oberflächenspannung kann einfach demonstriert werden: Man bringt auf eine Wasseroberfläche (tensidfreies Wasser) einen leichten Gegenstand (zum Beispiel eine Stecknadel) auf. Dieser wird im Normalfall nicht untergehen, sondern infolge der hohen Oberflächenspannung vom Wasser getragen. Gibt man sodann kleine Mengen eines Tensids (zum Beispiel Spülmittel) hinzu, so verringert sich die Oberflächenspannung. Diese kann der Gewichtskraft nicht mehr entgegenwirken, die durch die höhere Dichte des aufgebrachten Gegenstandes auf die Wasseroberfläche wirkt: Der Gegenstand versinkt.
Tenside bewirken als Emulgatoren, dass zwei nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten (zum Beispiel Öl in Wasser) sich zu einer Emulsion vermengen können. Aufgrund des amphiphilen Charakters des Tensidmoleküls dringt es mit seinem fettlöslichen Teil in das Öl ein. Durch den hydrophilen Teil bleibt das Öltröpfchen nach Umrühren im Wasser dispergiert.
Von Netzmitteln spricht man, wenn das Ziel des Einsatzes der Tenside nicht die Vermischung zweier Phasen ist, sondern die Herabsetzung der Grenzflächenspannung zwischen einer festen Oberfläche und einer Flüssigkeit. Wasser fließt, statt Tropfen zu bilden, leichter von einer Oberfläche ab. Im Fotolabor werden etwa Tenside als Netzmittel eingesetzt, um Trockenflecken auf Fotomaterialien nach der Schlusswässerung zu verhindern.
Tenside unterstützen das Ablösen kleiner Feststoffteilchen von festen Oberflächen, also etwa die Entfernung der Schmutzpartikel an Kleidungsstücken. Die Feststoffteilchen werden im Wasser „in der Schwebe gehalten“. Ihr Einsatz unterstützt die Bildung und den Erhalt einer sogenannten Suspension. Die Tenside lagern sich emulsionsähnlich um die Feststoffteilchen an und hemmen das Zusammenklumpen, Absinken (= Sedimentieren) und erneute Anhaften an anderen festen Oberflächen, die selbst mit einer „Tensidschicht“ belegt sind. Die mit dem Tensid ummantelten Feststoffteilchen bilden mit dem Wasser ein sogenanntes Kolloid. Als Dispergiermittel werden Tenside bezeichnet, die die festen Pigmente in einem (noch) flüssigen Lack in der Schwebe halten.
Die Bildung von Schaum ist auf die Eigenschaften von Tensiden zurückzuführen. Die Tensidmoleküle bilden einen aus zwei Schichten bestehenden Film, bei dem die hydrophoben Enden der Tenside die beiden Oberflächen bilden. Die hydrophilen Enden weisen in den Film hinein. Eine starke Schaumentwicklung kann beim Einsatz oder bei Anwesenheit von Tensiden störend sein, weshalb Entschäumer Einsatz finden.
Anionische Tenside bilden mit Kationen der Erdalkalimetalle unlösliche Niederschläge, die im Allgemeinen als Kalkseifen bezeichnet werden. Kalkseifen haben nicht mehr die oben dargestellten Eigenschaften der „löslichen“ Tenside. Die Bildung der Kalkseifen ist auf die Wasserhärte zurückzuführen. Werden Tenside als Detergentien verwendet, ist dem Waschmittel ein Enthärter beigesetzt.
Einteilung
Einteilung nach chemischer Struktur
Alle Tenside sind aus einem unpolaren und einem polaren Teil (funktionelle Gruppen) aufgebaut (siehe Polarität). Als unpolarer Teil dient meist eine Alkylgruppe oder eine Alkylbenzolgruppe. Der polare Teil kann verschieden aufgebaut sein (siehe Tabelle):
Tenside | hydrophile Gruppe(n) | |
---|---|---|
nichtionische Tenside | –OH (mehrfache Alkohole), –O– (Ether) oder die Kombination –O–CH2–CH2–OH (z. B. Ethoxylate) | |
anionische Tenside | –COO− (Carboxylate), –SO3− (Sulfonate) oder –OSO3− (Sulfate) | |
kationische Tenside | R4N+ (quartäre Ammonium-Gruppe) | |
amphotere Tenside (zwitterionische Tenside) | meist –COO− (Carboxylate) und R4N+ (quartäre Ammonium-Gruppe) |
Einteilung nach Ursprung
Häufig wird versucht, zwischen natürlichen und synthetischen Tensiden zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist nicht einfach und nicht immer eindeutig.
Natürlich vorkommende Tenside sind beispielsweise Saponine oder Phospholipide wie Lecithin.
Tenside aus natürlicher Basis sind zum Beispiel Seifen, die aus natürlichen Rohstoffen (langkettige Fettsäuren aus pflanzlichen oder tierischen Fetten) durch Verseifung hergestellt werden. Die Fettsäuren lassen sich zu Fettalkoholen weiterverarbeiten, und aus den Fettalkoholen können weitere Tenside wie Fettalkoholpolyglycolether (FAE), Fettalkoholsulfate (FAS), Fettalkoholethersulfate (FAES, sulfierte Fettalkoholpolyglycolether) und Methylestersulfonate (MES, sulfonierte Fettsäuremethylester) hergestellt werden.
Ebenfalls aus nachwachsenden Rohstoffen gelangt man zu Zuckertensiden, wie z. B. Alkylglycoside aus Hexosen bzw. Pentosen und Fettalkoholen.
Synthetische Tenside werden aus Erdöl-Rohstoffen (Petrochemikalien) bzw. daraus synthetisierten Folgeprodukten, wie Alkane, Benzol, Alkylbenzole, Olefine, Ethylenoxid und Fettalkohole, beispielsweise zu Alkylbenzolsulfonaten (ABS), sekundären Alkansulfonaten (SAS) und zu entsprechenden Tensiden wie auf Basis von aus Fetten gewonnenen Fettalkoholen umgewandelt.
Eine wichtige Eigenschaft eines Tensides ist seine biologische Abbaubarkeit. Durch das Wasch- und Reinigungsmittelgesetz (WRMG) wird von jedem Tensidhersteller gefordert, dass die Rate der primären Bioabbaubarkeit von anionischen und nichtionischen Tensiden mindestens 80 % entsprechen muss. Häufig werden dazu Tests zur Bestimmung des Biologischen (BSB) und des Chemischen Sauerstoffbedarfs (CSB) durchgeführt. Von einigen Tensiden (z. B. Alkylbenzolsulfonat) ist die Art des biologischen Abbaus sehr genau bekannt. Als ein Verdacht auf Fischtoxizität bei Alkylphenolpolyglycolethern bekannt wurde, nahmen die Hersteller das Produkt sofort vom Markt.
Geschichte
Über seifenähnliche Verbindungen wurde bereits um 2500 v. Chr. in sumerischen Keilschrifturkunden berichtet. Durch Verkochen von Olivenöl mit Holzasche (Pottasche) konnten seifenähnliche Verbindungen gewonnen werden. Auch bei Ägyptern, Griechen, Römern, Germanen und Galliern waren tensidartige Produkte aus Fetten bekannt.
Auch im Mittelalter und in der Renaissance wurden seifenartige Produkte aus Holzasche und Fetten gewonnen. Erst durch die synthetische Sodaherstellung aus Kochsalz, Schwefelsäure und Kalk nach dem Leblanc-Verfahren konnte Seife preisgünstig hergestellt werden.
Im 20. Jahrhundert wurden Reinigungsmittel auch verstärkt zur Reinigung von Textilien in Waschmaschinen benötigt.
Normann K. Adam entwickelte ein gut zugängliches Tensid, das Tetrapropylenbenzolsulfonat (TPS). Dieses Tensid deckte zu Beginn der 1960er Jahre 65 % des Tensidbedarfes der westlichen Welt. Aufgrund der schlechten biologischen Abbaubarkeit entstanden jedoch Schaumberge in Flussläufen. Ab 1964 wurden dann biologisch besser abbaubare, lineare Alkylbenzolsulfonate (LAS) entwickelt.
Seit Beginn der 1980er Jahre konzentriert sich die Forschung auch auf die Suche von nachwachsenden Tensidrohstoffen, wie beispielsweise Zucker als hydrophiler Molekülteil (Zuckertenside).
Heute eingesetzte Tenside erfüllen den gesetzlich geforderten Primärabbaugrad, wenngleich es erhebliche Unterschiede beim letztlich erreichten Abbau gibt. Der Primärabbaugrad bezieht sich auf den Verlust der Grenzflächenaktivität. Der Endabbau ist jedoch erst mit der vollständigen Umsetzung der organischen Verbindung abgeschlossen. Dieser Endabbau ist von Gesetzen nicht umfasst.
Verwendung
Lebensmittelindustrie
Bestimmte Tenside werden als Emulgatoren oder Schaummittel in Lebensmitteln eingesetzt. Die zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe sind im Artikel Liste der in der Europäischen Union zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe aufgeführt.
Die Alkalisierung bzw. Verseifung von Kakaofett in Trinkkakaopulver dient dazu, die Oberflächenspannung der Milch herabzusetzen und eine schnellere Benetzung bzw. Suspension des halbfetten Kakaopulvers zu erreichen.
Wasch- und Spülmittel
In Waschmitteln, Spülmitteln, Shampoos, Duschgels usw. finden Tenside Verwendung, um die „Löslichkeit“ von Fett- und Schmutzpartikeln, die in der Wäsche oder am Körper haften, in Wasser zu erhöhen.
Verwendete Tenside sind unter anderem lineare Alkylbenzolsulfonate (LAS), Alkylpolyglycoside (APG), Esterquats (EQ), Fettalkoholethoxylate (FAEO), Fettalkoholsulfate (FAS) und Fettalkoholethersulfate (FES). Nicht mehr verwendet werden hingegen , (APEO) und Tetrapropylenbenzolsulfonat (TPS).
Weichspüler besteht aus kationischen Tensiden, die die Trockensteifigkeit der Wäsche vermeiden.
Pharmazie und Kosmetik
Emulgatoren sind die Voraussetzung, um Wasser-in-Öl-Emulsionen u. a. für Hautcremes herzustellen. Weiterhin sind sie für eine Vielzahl von Suspensionen notwendig, um Arzneistoffe flüssig zu erhalten.
Pflanzenschutzmittel
Pflanzenschutzmittel enthalten Tenside zur besseren Benetzung (Spreitung) der Pflanze. Häufigstes Netzmittel ist ethoxyliertes Talgamin. Es werden auch oder polyoxyethylierte Fettalkohole verwendet.
Biochemie
In der Biochemie werden Tenside unter anderem zur Denaturierung von Proteinen und zur Solubilisierung von Membranproteinen genutzt:
- Natriumlaurylsulfat (SLS oder SDS)
- Cetyltrimethylammoniumbromid (CTAB)
- Octoxinol 9
- Polysorbat 20
- Polyalkylenglycolethersche Forschung
- Salze von Gallensäuren, wie Cholat oder Desoxycholat
- Digitonin
- Spaltbare Tenside
Geowissenschaften
In Geologie und Paläontologie werden Tenside oft zum schonenden Aufbereiten von Sedimentproben benutzt. Mithilfe dieser Methode kann beispielsweise verhindert werden, dass es in pyrithaltigen Proben zur Bildung von Schwefliger Säure kommt, was der Fall wäre, wenn sie mit dem sonst zur Probenaufbereitung verwendeten Wasserstoffperoxid aufbereitet würden.
Technik
Kunststofftest
Eine spezielle Anwendung finden Tenside in der Kunststofftechnik. Hier werden wässrige Tensidlösungen eingesetzt, um die Anfälligkeit von polymeren Werkstoffen auf Spannungsrissbildung zu prüfen. Weiterhin werden Tenside eingesetzt, um die Versagenszeit von Langzeitversuchen zu verkürzen; insbesondere bei Risswachstumsversuchen an Polyethylen findet dies Anwendung. Beim Full Notch Creep Test zur Prüfung von Polyethylen-Rohrleitungen werden Netzmittel eingesetzt.
Antistatika
Ionische Tenside fungieren auch als externe Antistatika, um die elektrostatische Aufladung von Kunststoffoberflächen zu verhindern (ESD-Schutz). Dafür werden sowohl anionische als auch kationische Tenside verwendet.
Textilausrüstung
Der Einsatz von perfluorierten Tensiden, z. B. Fluortelomeralkohole (FTOH), als Beschichtungsstoffe für Textilien, Teppiche und Bauprodukte verleiht oder verbessert wasser- und fettabweisende Eigenschaften dieser Produkte. Als Vertreter der Gruppe der PFC stehen sie allerdings unter Kritik, da sie persistent sind und auf natürlichem Wege praktisch nicht abgebaut werden.
Kühlschmiermittel
Tenside dienen in wassergemischten Kühlschmiermitteln (Wasser-in-Öl-Emulsionen) dazu, bei der spanenden Metallbearbeitung zu kühlen und zu schmieren.
Druckertinte
Tenside kontrollieren die Konsistenz der Tinte bei Tintenstrahldruckern. Zu wenige Tenside führen zum Verklumpen der Farbpigmente, zu viele machen die Tinte zu flüssig beim Druck.
Papierrecycling
Tenside helfen beim Papierrecycling zur Ablösung der Druckfarbenteilchen von den Papierfasern und beim Transport der Druckfarbe an die Oberfläche beim Deinking (Druckfarbenentfernung).
Brandbekämpfung
Eine Methode zur Brandbekämpfung ist das Löschen mit „entspanntem Wasser“, auch bekannt als „Netzwasser“, das heißt Wasser mit einer stark verringerten Oberflächenspannung. Dies bringt zum einen den Vorteil mit sich, dass das Löschwasser besser in brennende Materialien wie Holz oder Stoff eindringen kann und somit einen noch besseren Kühleffekt nach sich zieht. Zum anderen kann mit oberflächenaktiven Substanzen versetztes Löschwasser wegen ihrer Wirkung als Fließverbesserer bei gleicher Pumpleistung über eine größere Distanz gespritzt werden. Spezielle Schaummittel (AFFF) zur Bekämpfung von Flüssigkeitsbränden enthalten perfluorierte Tenside, die zwischen Brandgut und Schaum einen gasdichten Flüssigkeitsfilm ausbilden, der dem Schaumteppich gleichzeitig bessere Gleiteigenschaften verleiht und so ein Löschen von größeren Flüssigkeitsbränden überhaupt erst ermöglicht.
Medizin
In der Medizin werden Netzmittel als Zusatzstoff in Salben und in der (zum Beispiel Tyloxapol, Polysorbat 80) eingesetzt. Sie vermindern die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten und lösen durch intensive Benetzung der Schleimballen und -pfröpfe eingetrocknete Sekrete von der Epithelschicht. Die Beurteilung ihres therapeutischen Wertes ist jedoch uneinheitlich.
Natürliches Vorkommen
Bestimmte Raupen (der aus Südostasien stammenden Mottenart Spodoptera exigua) bespucken Fressfeinde mit einem Tensid-haltigen Sekret. Dies wirkt abschreckend auf die angreifenden Ameisen und ermöglicht den Raupen die Flucht. Die im Mundsekret der Raupen enthaltenen Tenside verringern dessen Oberflächenspannung. Das Raupensekret perlt daher nicht wie gewöhnliches Wasser von der wasserabweisenden Oberhaut der Ameisen ab, sondern durchnässt die Angreifer. Das Sekret ist nicht tödlich, verklebt aber die Antennen der Angreifer. Die getroffenen Ameisen reinigen sich, was der Raupe ausreichend Zeit zur Flucht gibt.
Wirtschaftlicher Stellenwert
Die Weltproduktion an Tensiden lag im Jahr 2000 bei 10,5 Millionen Tonnen. Anionische Tenside (56 % der Weltproduktion an Tensiden) und nichtionische Tenside (35 % der Weltproduktion an Tensiden) sind die ökonomisch wichtigsten Tensidklassen. Im Jahr 2010 wurden weltweit ca. 6,5 Mio. Tonnen anionische Tenside nachgefragt. Zusammen mit den nichtionischen Tensiden machen diese beiden Gruppen ca. 85 % der weltweiten Tensid-Nachfrage aus.
In Westeuropa wurden im Jahr 2008 etwa 3,0 Mio. Tonnen Tenside erzeugt, in den USA 1,6 Mio. Tonnen, in China 1,4 Mio. Tonnen, in Japan 0,98 Mio. Tonnen. In Westeuropa wurden 2008 1,22 Mio. Tonnen anionische Tenside, 1,41 Mio. nichtionische Tenside, 0,28 Mio. Tonnen kationische Tenside und 80.000 Tonnen amphotere Tenside hergestellt.
Das weltweit wichtigste Tensid ist das lineare Alkylbenzolsulfonat (LAS) mit einer Jahresproduktion von 4 Mio. Tonnen. Ein weiteres wichtiges Tensid mit stetig wachsender Bedeutung (gegenwärtige Herstellungsmenge: 90.000 Tonnen) ist das Methylestersulfonat (MES, Natrium-alpha-sulfoalkancarbonsäuremethylester). Bis zum Jahr 2020 wird die Jahresproduktion auf 1 Mio. Tonnen geschätzt. „Grüne Tenside“ wie N-Acylglutamate, N-Acylsarcosinate, Sorbitansäureester finden aufgrund des höheren Preises besonders in der kosmetischen Industrie wichtige Anwendungsfelder.
Ein sehr großer internationaler Hersteller für Tenside (besonders für LAS) ist die Firma Sasol. Weitere wichtige Firmen im Tensidmarkt sind BASF, Clariant, Cognis, Huntsman, Shell, in Russland Nizhnekamskneftekhim (Russisch: Нижнекамскнефтехим) und Kirishinefteorgsintez (Russisch: Киришинефтеоргсинтез; kurz: KINEF, russ.: КИНЕФ), in China Jilin United Petrochemical Co., in Indien Indian Petrochemicals Corp. Ltd. Insbesondere im asiatischen Raum wird mit einem weiter wachsenden Tensidmarkt gerechnet.
Literatur
- Bernd Fabry: Tenside – Eigenschaften, Rohstoffe, Produktion, Anwendungen. In: Chemie in unserer Zeit, 1991, 25(4), S. 214–222; doi:10.1002/ciuz.19910250407
- Fredric M. Menger, Jason S. Keiper: Gemini-Tenside. In: Angewandte Chemie, 2000, 112, S. 1980–1996; doi:10.1002/1521-3757(20000602)112:11<1980::AID-ANGE1980>3.0.CO;2-D
- Günter Wagner: Waschmittel. Naturwissenschaftliche Reihe, Chemie und Ökologie. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-12-993663-7
- Tilo Kaiser, Winfried Schwarz, Matthias Frost: Einträge von Stoffen in Böden – eine Abschätzung des Gefährdungspotentials Platingruppenelemente, Lanthanoide, Organozinnverbindungen, Phthalate, Nonylphenol, Tenside, Polycarbonsäuren, Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Tierarzneimittel und Futtermittelzusatzstoffe. Logos-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-89722-089-X.
Weblinks
- A Guide To The Properties And Uses Of Detergents. (PDF; 597 kB) Calbiochem Booklet, 2001.
- Lernhilfen zum Thema Waschmittel und Tenside. klassenarbeiten.de
Einzelnachweise
- Emulsions: making oil and water mix – AOCS. Abgerufen am 5. Juli 2025 (amerikanisches Englisch).
- Oberflächenspannung & Kritische Mizellbildungskonzentration. Uni Siegen, abgerufen am 3. März 2024.
- R. Beck: Physikalische Eigenschaften anionischer Tensidsysteme mit zweiwertigen Gegenionen und ihre Mischungen mit zwitter-ionischen Tensiden und Cotensiden. (PDF) In: uni-bayreuth.de. 2004, abgerufen am 20. November 2019 (Dissertation).
- Rheologie: Viskoelastisches Verhalten wurmartiger mizellarer Tensidlösungen. ( vom 31. Dezember 2017 im Internet Archive; PDF) strey.pc.uni-koeln.de
- Bernd Fabry: Tenside, Eigenschaften, Rohstoffe, Produktion, Anwendungen. In: Chemie in unserer Zeit. Band 25, Nr. 4, 1991, S. 214–222, doi:10.1002/ciuz.19910250407.
- Tenside. umweltlexikon-online.de; abgerufen am 27. Mai 2013.
- Syngenta: Applikationstechnik Ackerbau – Additive – Wichtige Additive. (PDF; 0,9 MB) tstip.de, S. 11.
- Calbiochem Booklet: Detergents (PDF; 619 kB).
- Wayback Machine. (PDF) 16. Januar 2018, archiviert vom 16. Januar 2018; abgerufen am 24. September 2020. (nicht mehr online verfügbar) am
- Franz v. Bruchhausen, G. Dannhardt, Siegfried Ebel, August-Wilhelm Frahm, Eberhard Hackenthal, Ulrike Holzgrabe: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-57880-9, S. 292 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- F.H. Meyers, E. Jawetz, A. Goldfien: Lehrbuch der Pharmakologie Für Studenten der Medizin aller Studienabschnitte und für Ärzte. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-66183-9, S. 350 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- F. Kauffmann: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Zweiundsechzigster Kongress. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-40971-8, S. 88 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Michael Rostás, Katrin Blassmann: Insects had it first: surfactants as a defence against predators. In: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. Band 276, Nr. 1657, 22. Februar 2009, ISSN 0962-8452, S. 633–638, doi:10.1098/rspb.2008.1281, PMID 18986976, PMC 2660939 (freier Volltext).
- Tenside. Marktstudie von Ceresana Research, Februar 2012.
- H.G. Hauthal: Tenside, Nachhaltigkeit: Rohstoffe, Produkte, Prozesse. In: SÖFW-Journal, 6-2008, S. 10.
- H.G. Hauthal: Tenside, Nachhaltigkeit: Rohstoffe, Produkte, Prozesse. In: SÖFW-Journal, 6-2008, S. 11
- Karl Winnacker, Leopold Küchler, Roland Dittmeyer: Ernährung, Gesundheit, Konsumgüter. In: Technische Chemie. Band 8. Wiley-VCH, 2005, ISBN 3-527-30773-7, S. 795 ff.
Autor: www.NiNa.Az
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Dieser Artikel behandelt bestimmte Substanzen Zur Metal Band siehe Tenside Band Ein Tensid von lateinisch tensus gespannt ist eine Substanz welche die Oberflachenspannung einer Flussigkeit oder die Grenzflachenspannung zwischen zwei Phasen herabsetzt und die Bildung von Dispersionen ermoglicht oder unterstutzt bzw als Losungsvermittler wirkt Tenside bewirken dass zwei eigentlich nicht miteinander mischbare Flussigkeiten wie zum Beispiel Ol und Wasser fein vermengt werden konnen Unter Tensiden versteht man auch waschaktive Substanzen Detergentien die in Waschmitteln Spulmitteln und Haarwaschmitteln enthalten sind In Reinigungsmittelformulierungen liegt der Tensidgehalt meist bei 1 40 Moderne Tenside wurden in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts entwickelt und haben das traditionell verwendete Tensid Seife Natrium und Kaliumsalze von Fettsauren erganzt und in einigen Anwendungsbereichen weitgehend verdrangt Ein spezieller Typ von Tensiden der Emulsionen stabilisiert wird als Emulgatoren bezeichnet Emulgatoren werden in der Lebensmitteltechnik oder Kosmetik eingesetzt Es gibt vier Klassen von Tensiden anionische kationische nichtionische und amphotere Tenside EigenschaftenAggregat von anionischen Tensiden in Wasser Kugelmizelle Tensid Ol Tropfchen in WasserTenside an der WasseroberflacheSuspension Tenside und FeststoffeSchaumblaschen eine Seifenblase Die Funktion der Tenside lasst sich durch ihren molekularen Aufbau erklaren Tenside bestehen allgemein aus einem hydrophoben wasserabweisenden Kohlenwasserstoffrest und einem hydrophilen wasserliebenden Molekulteil man sagt sie sind amphiphil beides liebend In den folgenden Abbildungen sind die wasserliebenden Molekulteile durch die Farbe Rot markiert Gibt man Tenside in Wasser ordnen sie sich zunachst an der Wasseroberflache an Ab einer kritischen Konzentration bilden Tenside innerhalb des Wassers meist kleine kugelformige Aggregate die Mizellen genannt werden Dabei richten sich die Tensidmolekule so aus dass die hydrophoben Enden sich im Inneren der Mizellen sammeln und die hydrophilen Enden sich in Richtung des Wassers orientieren Bei hoher Konzentration an Tensiden konnen sich auch stabchenformige Mizellen wurmartige englisch worm like bilden Bei noch hoherer Konzentration bilden sich lamellare Tensiddoppelschichten oder auch Liposome die Wasser einkapseln Die Aggregation kommt dadurch zustande dass sie energetisch gunstiger ist Insbesondere Losungen aus wurmartigen Mizellen zeigen ein sehr komplexes Fliessverhalten das immer noch Gegenstand aktueller Forschung ist An der Wasseroberflache bilden die Tenside eine dunne Schicht und senken damit die Oberflachenspannung des Wassers Auch hier ordnen sich die Tensidmolekule an Die hydrophilen Enden zeigen in Richtung des Wassers die hydrophoben Enden ragen in Richtung der Luft Der Einfluss von Tensiden auf die Oberflachenspannung kann einfach demonstriert werden Man bringt auf eine Wasseroberflache tensidfreies Wasser einen leichten Gegenstand zum Beispiel eine Stecknadel auf Dieser wird im Normalfall nicht untergehen sondern infolge der hohen Oberflachenspannung vom Wasser getragen Gibt man sodann kleine Mengen eines Tensids zum Beispiel Spulmittel hinzu so verringert sich die Oberflachenspannung Diese kann der Gewichtskraft nicht mehr entgegenwirken die durch die hohere Dichte des aufgebrachten Gegenstandes auf die Wasseroberflache wirkt Der Gegenstand versinkt Tenside bewirken als Emulgatoren dass zwei nicht miteinander mischbare Flussigkeiten zum Beispiel Ol in Wasser sich zu einer Emulsion vermengen konnen Aufgrund des amphiphilen Charakters des Tensidmolekuls dringt es mit seinem fettloslichen Teil in das Ol ein Durch den hydrophilen Teil bleibt das Oltropfchen nach Umruhren im Wasser dispergiert Von Netzmitteln spricht man wenn das Ziel des Einsatzes der Tenside nicht die Vermischung zweier Phasen ist sondern die Herabsetzung der Grenzflachenspannung zwischen einer festen Oberflache und einer Flussigkeit Wasser fliesst statt Tropfen zu bilden leichter von einer Oberflache ab Im Fotolabor werden etwa Tenside als Netzmittel eingesetzt um Trockenflecken auf Fotomaterialien nach der Schlusswasserung zu verhindern Tenside unterstutzen das Ablosen kleiner Feststoffteilchen von festen Oberflachen also etwa die Entfernung der Schmutzpartikel an Kleidungsstucken Die Feststoffteilchen werden im Wasser in der Schwebe gehalten Ihr Einsatz unterstutzt die Bildung und den Erhalt einer sogenannten Suspension Die Tenside lagern sich emulsionsahnlich um die Feststoffteilchen an und hemmen das Zusammenklumpen Absinken Sedimentieren und erneute Anhaften an anderen festen Oberflachen die selbst mit einer Tensidschicht belegt sind Die mit dem Tensid ummantelten Feststoffteilchen bilden mit dem Wasser ein sogenanntes Kolloid Als Dispergiermittel werden Tenside bezeichnet die die festen Pigmente in einem noch flussigen Lack in der Schwebe halten Die Bildung von Schaum ist auf die Eigenschaften von Tensiden zuruckzufuhren Die Tensidmolekule bilden einen aus zwei Schichten bestehenden Film bei dem die hydrophoben Enden der Tenside die beiden Oberflachen bilden Die hydrophilen Enden weisen in den Film hinein Eine starke Schaumentwicklung kann beim Einsatz oder bei Anwesenheit von Tensiden storend sein weshalb Entschaumer Einsatz finden Anionische Tenside bilden mit Kationen der Erdalkalimetalle unlosliche Niederschlage die im Allgemeinen als Kalkseifen bezeichnet werden Kalkseifen haben nicht mehr die oben dargestellten Eigenschaften der loslichen Tenside Die Bildung der Kalkseifen ist auf die Wasserharte zuruckzufuhren Werden Tenside als Detergentien verwendet ist dem Waschmittel ein Entharter beigesetzt EinteilungEinteilung nach chemischer Struktur Alle Tenside sind aus einem unpolaren und einem polaren Teil funktionelle Gruppen aufgebaut siehe Polaritat Als unpolarer Teil dient meist eine Alkylgruppe oder eine Alkylbenzolgruppe Der polare Teil kann verschieden aufgebaut sein siehe Tabelle Tenside hydrophile Gruppe n nichtionische Tenside OH mehrfache Alkohole O Ether oder die Kombination O CH2 CH2 OH z B Ethoxylate anionische Tenside COO Carboxylate SO3 Sulfonate oder OSO3 Sulfate kationische Tenside R4N quartare Ammonium Gruppe amphotere Tenside zwitterionische Tenside meist COO Carboxylate und R4N quartare Ammonium Gruppe Einteilung nach Ursprung Petrochemische und oleochemische Synthesewege fur Tenside Haufig wird versucht zwischen naturlichen und synthetischen Tensiden zu unterscheiden Diese Unterscheidung ist nicht einfach und nicht immer eindeutig Naturlich vorkommende Tenside sind beispielsweise Saponine oder Phospholipide wie Lecithin Tenside aus naturlicher Basis sind zum Beispiel Seifen die aus naturlichen Rohstoffen langkettige Fettsauren aus pflanzlichen oder tierischen Fetten durch Verseifung hergestellt werden Die Fettsauren lassen sich zu Fettalkoholen weiterverarbeiten und aus den Fettalkoholen konnen weitere Tenside wie Fettalkoholpolyglycolether FAE Fettalkoholsulfate FAS Fettalkoholethersulfate FAES sulfierte Fettalkoholpolyglycolether und Methylestersulfonate MES sulfonierte Fettsauremethylester hergestellt werden Ebenfalls aus nachwachsenden Rohstoffen gelangt man zu Zuckertensiden wie z B Alkylglycoside aus Hexosen bzw Pentosen und Fettalkoholen Synthetische Tenside werden aus Erdol Rohstoffen Petrochemikalien bzw daraus synthetisierten Folgeprodukten wie Alkane Benzol Alkylbenzole Olefine Ethylenoxid und Fettalkohole beispielsweise zu Alkylbenzolsulfonaten ABS sekundaren Alkansulfonaten SAS und zu entsprechenden Tensiden wie auf Basis von aus Fetten gewonnenen Fettalkoholen umgewandelt Eine wichtige Eigenschaft eines Tensides ist seine biologische Abbaubarkeit Durch das Wasch und Reinigungsmittelgesetz WRMG wird von jedem Tensidhersteller gefordert dass die Rate der primaren Bioabbaubarkeit von anionischen und nichtionischen Tensiden mindestens 80 entsprechen muss Haufig werden dazu Tests zur Bestimmung des Biologischen BSB und des Chemischen Sauerstoffbedarfs CSB durchgefuhrt Von einigen Tensiden z B Alkylbenzolsulfonat ist die Art des biologischen Abbaus sehr genau bekannt Als ein Verdacht auf Fischtoxizitat bei Alkylphenolpolyglycolethern bekannt wurde nahmen die Hersteller das Produkt sofort vom Markt GeschichteUber seifenahnliche Verbindungen wurde bereits um 2500 v Chr in sumerischen Keilschrifturkunden berichtet Durch Verkochen von Olivenol mit Holzasche Pottasche konnten seifenahnliche Verbindungen gewonnen werden Auch bei Agyptern Griechen Romern Germanen und Galliern waren tensidartige Produkte aus Fetten bekannt Auch im Mittelalter und in der Renaissance wurden seifenartige Produkte aus Holzasche und Fetten gewonnen Erst durch die synthetische Sodaherstellung aus Kochsalz Schwefelsaure und Kalk nach dem Leblanc Verfahren konnte Seife preisgunstig hergestellt werden Im 20 Jahrhundert wurden Reinigungsmittel auch verstarkt zur Reinigung von Textilien in Waschmaschinen benotigt Normann K Adam entwickelte ein gut zugangliches Tensid das Tetrapropylenbenzolsulfonat TPS Dieses Tensid deckte zu Beginn der 1960er Jahre 65 des Tensidbedarfes der westlichen Welt Aufgrund der schlechten biologischen Abbaubarkeit entstanden jedoch Schaumberge in Flusslaufen Ab 1964 wurden dann biologisch besser abbaubare lineare Alkylbenzolsulfonate LAS entwickelt Seit Beginn der 1980er Jahre konzentriert sich die Forschung auch auf die Suche von nachwachsenden Tensidrohstoffen wie beispielsweise Zucker als hydrophiler Molekulteil Zuckertenside Heute eingesetzte Tenside erfullen den gesetzlich geforderten Primarabbaugrad wenngleich es erhebliche Unterschiede beim letztlich erreichten Abbau gibt Der Primarabbaugrad bezieht sich auf den Verlust der Grenzflachenaktivitat Der Endabbau ist jedoch erst mit der vollstandigen Umsetzung der organischen Verbindung abgeschlossen Dieser Endabbau ist von Gesetzen nicht umfasst VerwendungLebensmittelindustrie Bestimmte Tenside werden als Emulgatoren oder Schaummittel in Lebensmitteln eingesetzt Die zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe sind im Artikel Liste der in der Europaischen Union zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe aufgefuhrt Die Alkalisierung bzw Verseifung von Kakaofett in Trinkkakaopulver dient dazu die Oberflachenspannung der Milch herabzusetzen und eine schnellere Benetzung bzw Suspension des halbfetten Kakaopulvers zu erreichen Wasch und Spulmittel In Waschmitteln Spulmitteln Shampoos Duschgels usw finden Tenside Verwendung um die Loslichkeit von Fett und Schmutzpartikeln die in der Wasche oder am Korper haften in Wasser zu erhohen Verwendete Tenside sind unter anderem lineare Alkylbenzolsulfonate LAS Alkylpolyglycoside APG Esterquats EQ Fettalkoholethoxylate FAEO Fettalkoholsulfate FAS und Fettalkoholethersulfate FES Nicht mehr verwendet werden hingegen APEO und Tetrapropylenbenzolsulfonat TPS Weichspuler besteht aus kationischen Tensiden die die Trockensteifigkeit der Wasche vermeiden Pharmazie und Kosmetik Emulgatoren sind die Voraussetzung um Wasser in Ol Emulsionen u a fur Hautcremes herzustellen Weiterhin sind sie fur eine Vielzahl von Suspensionen notwendig um Arzneistoffe flussig zu erhalten Pflanzenschutzmittel Pflanzenschutzmittel enthalten Tenside zur besseren Benetzung Spreitung der Pflanze Haufigstes Netzmittel ist ethoxyliertes Talgamin Es werden auch oder polyoxyethylierte Fettalkohole verwendet Biochemie In der Biochemie werden Tenside unter anderem zur Denaturierung von Proteinen und zur Solubilisierung von Membranproteinen genutzt Natriumlaurylsulfat SLS oder SDS Cetyltrimethylammoniumbromid CTAB Octoxinol 9 Polysorbat 20 Polyalkylenglycolethersche Forschung Salze von Gallensauren wie Cholat oder Desoxycholat Digitonin Spaltbare TensideGeowissenschaften In Geologie und Palaontologie werden Tenside oft zum schonenden Aufbereiten von Sedimentproben benutzt Mithilfe dieser Methode kann beispielsweise verhindert werden dass es in pyrithaltigen Proben zur Bildung von Schwefliger Saure kommt was der Fall ware wenn sie mit dem sonst zur Probenaufbereitung verwendeten Wasserstoffperoxid aufbereitet wurden Technik Kunststofftest Eine spezielle Anwendung finden Tenside in der Kunststofftechnik Hier werden wassrige Tensidlosungen eingesetzt um die Anfalligkeit von polymeren Werkstoffen auf Spannungsrissbildung zu prufen Weiterhin werden Tenside eingesetzt um die Versagenszeit von Langzeitversuchen zu verkurzen insbesondere bei Risswachstumsversuchen an Polyethylen findet dies Anwendung Beim Full Notch Creep Test zur Prufung von Polyethylen Rohrleitungen werden Netzmittel eingesetzt Antistatika Ionische Tenside fungieren auch als externe Antistatika um die elektrostatische Aufladung von Kunststoffoberflachen zu verhindern ESD Schutz Dafur werden sowohl anionische als auch kationische Tenside verwendet Textilausrustung Der Einsatz von perfluorierten Tensiden z B Fluortelomeralkohole FTOH als Beschichtungsstoffe fur Textilien Teppiche und Bauprodukte verleiht oder verbessert wasser und fettabweisende Eigenschaften dieser Produkte Als Vertreter der Gruppe der PFC stehen sie allerdings unter Kritik da sie persistent sind und auf naturlichem Wege praktisch nicht abgebaut werden Kuhlschmiermittel Tenside dienen in wassergemischten Kuhlschmiermitteln Wasser in Ol Emulsionen dazu bei der spanenden Metallbearbeitung zu kuhlen und zu schmieren Druckertinte Tenside kontrollieren die Konsistenz der Tinte bei Tintenstrahldruckern Zu wenige Tenside fuhren zum Verklumpen der Farbpigmente zu viele machen die Tinte zu flussig beim Druck Papierrecycling Tenside helfen beim Papierrecycling zur Ablosung der Druckfarbenteilchen von den Papierfasern und beim Transport der Druckfarbe an die Oberflache beim Deinking Druckfarbenentfernung Brandbekampfung Eine Methode zur Brandbekampfung ist das Loschen mit entspanntem Wasser auch bekannt als Netzwasser das heisst Wasser mit einer stark verringerten Oberflachenspannung Dies bringt zum einen den Vorteil mit sich dass das Loschwasser besser in brennende Materialien wie Holz oder Stoff eindringen kann und somit einen noch besseren Kuhleffekt nach sich zieht Zum anderen kann mit oberflachenaktiven Substanzen versetztes Loschwasser wegen ihrer Wirkung als Fliessverbesserer bei gleicher Pumpleistung uber eine grossere Distanz gespritzt werden Spezielle Schaummittel AFFF zur Bekampfung von Flussigkeitsbranden enthalten perfluorierte Tenside die zwischen Brandgut und Schaum einen gasdichten Flussigkeitsfilm ausbilden der dem Schaumteppich gleichzeitig bessere Gleiteigenschaften verleiht und so ein Loschen von grosseren Flussigkeitsbranden uberhaupt erst ermoglicht Medizin In der Medizin werden Netzmittel als Zusatzstoff in Salben und in der zum Beispiel Tyloxapol Polysorbat 80 eingesetzt Sie vermindern die Oberflachenspannung von Flussigkeiten und losen durch intensive Benetzung der Schleimballen und pfropfe eingetrocknete Sekrete von der Epithelschicht Die Beurteilung ihres therapeutischen Wertes ist jedoch uneinheitlich Naturliches Vorkommen Bestimmte Raupen der aus Sudostasien stammenden Mottenart Spodoptera exigua bespucken Fressfeinde mit einem Tensid haltigen Sekret Dies wirkt abschreckend auf die angreifenden Ameisen und ermoglicht den Raupen die Flucht Die im Mundsekret der Raupen enthaltenen Tenside verringern dessen Oberflachenspannung Das Raupensekret perlt daher nicht wie gewohnliches Wasser von der wasserabweisenden Oberhaut der Ameisen ab sondern durchnasst die Angreifer Das Sekret ist nicht todlich verklebt aber die Antennen der Angreifer Die getroffenen Ameisen reinigen sich was der Raupe ausreichend Zeit zur Flucht gibt Wirtschaftlicher StellenwertDie Weltproduktion an Tensiden lag im Jahr 2000 bei 10 5 Millionen Tonnen Anionische Tenside 56 der Weltproduktion an Tensiden und nichtionische Tenside 35 der Weltproduktion an Tensiden sind die okonomisch wichtigsten Tensidklassen Im Jahr 2010 wurden weltweit ca 6 5 Mio Tonnen anionische Tenside nachgefragt Zusammen mit den nichtionischen Tensiden machen diese beiden Gruppen ca 85 der weltweiten Tensid Nachfrage aus In Westeuropa wurden im Jahr 2008 etwa 3 0 Mio Tonnen Tenside erzeugt in den USA 1 6 Mio Tonnen in China 1 4 Mio Tonnen in Japan 0 98 Mio Tonnen In Westeuropa wurden 2008 1 22 Mio Tonnen anionische Tenside 1 41 Mio nichtionische Tenside 0 28 Mio Tonnen kationische Tenside und 80 000 Tonnen amphotere Tenside hergestellt Das weltweit wichtigste Tensid ist das lineare Alkylbenzolsulfonat LAS mit einer Jahresproduktion von 4 Mio Tonnen Ein weiteres wichtiges Tensid mit stetig wachsender Bedeutung gegenwartige Herstellungsmenge 90 000 Tonnen ist das Methylestersulfonat MES Natrium alpha sulfoalkancarbonsauremethylester Bis zum Jahr 2020 wird die Jahresproduktion auf 1 Mio Tonnen geschatzt Grune Tenside wie N Acylglutamate N Acylsarcosinate Sorbitansaureester finden aufgrund des hoheren Preises besonders in der kosmetischen Industrie wichtige Anwendungsfelder Ein sehr grosser internationaler Hersteller fur Tenside besonders fur LAS ist die Firma Sasol Weitere wichtige Firmen im Tensidmarkt sind BASF Clariant Cognis Huntsman Shell in Russland Nizhnekamskneftekhim Russisch Nizhnekamskneftehim und Kirishinefteorgsintez Russisch Kirishinefteorgsintez kurz KINEF russ KINEF in China Jilin United Petrochemical Co in Indien Indian Petrochemicals Corp Ltd Insbesondere im asiatischen Raum wird mit einem weiter wachsenden Tensidmarkt gerechnet LiteraturBernd Fabry Tenside Eigenschaften Rohstoffe Produktion Anwendungen In Chemie in unserer Zeit 1991 25 4 S 214 222 doi 10 1002 ciuz 19910250407 Fredric M Menger Jason S Keiper Gemini Tenside In Angewandte Chemie 2000 112 S 1980 1996 doi 10 1002 1521 3757 20000602 112 11 lt 1980 AID ANGE1980 gt 3 0 CO 2 D Gunter Wagner Waschmittel Naturwissenschaftliche Reihe Chemie und Okologie Ernst Klett Verlag Stuttgart 1993 ISBN 3 12 993663 7 Tilo Kaiser Winfried Schwarz Matthias Frost Eintrage von Stoffen in Boden eine Abschatzung des Gefahrdungspotentials Platingruppenelemente Lanthanoide Organozinnverbindungen Phthalate Nonylphenol Tenside Polycarbonsauren Reinigungs und Desinfektionsmittel Tierarzneimittel und Futtermittelzusatzstoffe Logos Verlag Berlin 1998 ISBN 3 89722 089 X WeblinksCommons Tenside Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Tensid Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen A Guide To The Properties And Uses Of Detergents PDF 597 kB Calbiochem Booklet 2001 Lernhilfen zum Thema Waschmittel und Tenside klassenarbeiten deEinzelnachweiseEmulsions making oil and water mix AOCS Abgerufen am 5 Juli 2025 amerikanisches Englisch Oberflachenspannung amp Kritische Mizellbildungskonzentration Uni Siegen abgerufen am 3 Marz 2024 R Beck Physikalische Eigenschaften anionischer Tensidsysteme mit zweiwertigen Gegenionen und ihre Mischungen mit zwitter ionischen Tensiden und Cotensiden PDF In uni bayreuth de 2004 abgerufen am 20 November 2019 Dissertation Rheologie Viskoelastisches Verhalten wurmartiger mizellarer Tensidlosungen Memento vom 31 Dezember 2017 im Internet Archive PDF strey pc uni koeln de Bernd Fabry Tenside Eigenschaften Rohstoffe Produktion Anwendungen In Chemie in unserer Zeit Band 25 Nr 4 1991 S 214 222 doi 10 1002 ciuz 19910250407 Tenside umweltlexikon online de abgerufen am 27 Mai 2013 Syngenta Applikationstechnik Ackerbau Additive Wichtige Additive PDF 0 9 MB tstip de S 11 Calbiochem Booklet Detergents PDF 619 kB Wayback Machine PDF 16 Januar 2018 archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 16 Januar 2018 abgerufen am 24 September 2020 Franz v Bruchhausen G Dannhardt Siegfried Ebel August Wilhelm Frahm Eberhard Hackenthal Ulrike Holzgrabe Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 642 57880 9 S 292 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche F H Meyers E Jawetz A Goldfien Lehrbuch der Pharmakologie Fur Studenten der Medizin aller Studienabschnitte und fur Arzte Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 642 66183 9 S 350 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche F Kauffmann Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft fur Innere Medizin Zweiundsechzigster Kongress Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 662 40971 8 S 88 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Michael Rostas Katrin Blassmann Insects had it first surfactants as a defence against predators In Proceedings of the Royal Society B Biological Sciences Band 276 Nr 1657 22 Februar 2009 ISSN 0962 8452 S 633 638 doi 10 1098 rspb 2008 1281 PMID 18986976 PMC 2660939 freier Volltext Tenside Marktstudie von Ceresana Research Februar 2012 H G Hauthal Tenside Nachhaltigkeit Rohstoffe Produkte Prozesse In SOFW Journal 6 2008 S 10 H G Hauthal Tenside Nachhaltigkeit Rohstoffe Produkte Prozesse In SOFW Journal 6 2008 S 11 Karl Winnacker Leopold Kuchler Roland Dittmeyer Ernahrung Gesundheit Konsumguter In Technische Chemie Band 8 Wiley VCH 2005 ISBN 3 527 30773 7 S 795 ff