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Ein Gründerzeitviertel oder Gründerzeitquartier ist ein Wohnviertel oder ein gemischtes Wohn und Geschäftsviertel dessen

Gründerzeitviertel

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Gründerzeitviertel
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Ein Gründerzeitviertel oder Gründerzeitquartier ist ein Wohnviertel oder ein gemischtes Wohn- und Geschäftsviertel, dessen Bausubstanz aus der Gründerzeit stammt. Im weiteren Sinne ist es auch ein Viertel, das in jener Zeit entstand, obwohl es (kriegsbedingt) nur noch teilweise oder kaum die ursprüngliche Bausubstanz besitzt. Immobilienmakler tendieren dazu den Begriff auch im weitesten Sinne zu verwenden. Als Gründerzeitviertel werden nur Quartiere aus der Gründerzeit mit Blockrandbebauung bezeichnet, während Viertel mit Villen Villenviertel oder Villenkolonie genannt werden.

Der Begriff Gründerzeitviertel bezieht sich weniger auf die Größe eines Quartiers, aber immer auf die Epoche seiner Entstehung. In Metropolen, wie Berlin, Leipzig, Wien oder Budapest gibt es große, geschlossen erhaltene gründerzeitliche Bebauung, die sich weit über ein herkömmliches Viertel hinaus erstreckt, mitunter sogar über die Grenzen von Stadtteilen oder Stadtbezirken.

Über viele Jahrzehnte fristeten Gründerzeitviertel ein Schattendasein, als Ort billigen Wohnraums, weshalb sie sich in Metropolen im Laufe der Zeit häufig zu Szenevierteln entwickelten. Im 21. Jahrhundert rückten Gründerzeitviertel in den allgemeinen Fokus, wurden vielerorts saniert und werden seitdem als urban und hip empfunden. Gentrifizierung wurde im Zusammenhang mit Gründerzeitvierteln zum Schlagwort, die oftmals zu Vorzeige-Quartieren wurden, weshalb gleich mehrere Städte von sich behaupten, das größte Gründerzeitviertel Deutschlands zu haben.

Geschichte

Gründerzeit

→ Hauptartikel: Gründerzeit

Mit Gründerzeit werden in der Wirtschafts- und Kunstgeschichte, auch innerhalb der Fachgebiete, sehr unterschiedliche Phasen bezeichnet. Im weitesten Sinne handelt es sich um den Zeitraum vom Beginn der breiten Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, der in Mitteleuropa der Zeit des Historismus entspricht.

In der Architekturgeschichte und im Städtebau wird mit Gründerzeit die Zeit der Hochindustrialisierung von 1870 bis 1914 im Deutschen Kaiserreich sowie in Österreich-Ungarn bezeichnet; im engeren Sinn die Jahrhundertwende, die etwa der Belle Époque entspricht.

Im österreichischen Wohnrecht sind Gründerzeitviertel genau definiert:

„Ein Gründerzeitviertel liegt vor, wenn die Lage eines Hauses zum Zeitpunkt des Abschlusses der Mietzinsvereinbarung noch zu mehr als 50 % aus Gebäuden besteht, die in der Zeit von 1870 bis 1917 errichtet wurden […] Das relevante Gebiet […] ist nicht ein ganzer Bezirk oder Stadtteil, sondern mehrere Wohnblöcke oder Straßenzüge mit einer gleichartigen Gebäudecharakteristik. Insbesondere kann, wenn in dem betroffenen Evaluierungsraum entsprechend viele Häuser aus der Zeit von 1870 bis 1917 mittlerweile Neubauten gewichen sind, auch ein ursprüngliches Gründerzeitviertel […] zu einer Wohnumgebung geworden sein, auf die die Beschränkung […] nicht mehr zutrifft.“

– Gründerzeitviertel oder „Nicht-(mehr-)Gründerzeitviertel“? In: Wohnrechtliche Blätter

Es gibt auch Viertel, die mit ihrem Namen auf die Zeit ihrer Entstehung hinweisen (z. B. das Gründerzeitviertel in Schweinfurt).

Nationale Unterschiede

Auch in anderen europäischen Ländern entstanden infolge von Industrialisierung und Landflucht große Vorstädte. Der in Deutschland und Österreich auch als Gründerzeitstil bezeichnete Historismus beschränkte sich jedoch außerhalb des Deutschen Kaiserreichs und Österreich-Ungarns hauptsächlich auf Kirchen, öffentliche Gebäude und Kurbäder (z. B. Aix-les-Bains, Vichy, Spa). Während planmäßige Vorstädte hier öfters schon vorher, in der Epoche des Klassizismus (1770–1840) errichtet wurden. In Deutschland war dies die Ausnahme, wie z. B. bei der Maxvorstadt in München (siehe: München). Auch die Schweiz wurde vom Klassizismus stark geprägt, während im nachfolgenden Stil des Historismus hauptsächlich nur Boulevards und Uferstraßen (Quais) entstanden. Im klassizistischen Stil erhielt auch Paris durch Georges-Eugène Haussmann sein heutiges Gesicht. Die ebenfalls häufig schon ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandenen französischen Vorstädte sind schmucklos und trist, ohne die Pracht des Historismus, dessen Zeitspanne dort als Belle Époque bezeichnet wird.

Mit der Gründung Österreich-Ungarns 1867 bzw. des Deutschen Kaiserreichs 1871 begann hier erst später die ganz große Bautätigkeit. In Deutschland waren für die Entwicklung der Gründerzeitviertel auch die hohen Kriegsentschädigungen nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871 maßgeblich, was wiederum die Bautätigkeit in Frankreich bremste.

Entstehung der Viertel und Bauboom

Die Gründerzeitviertel entwickelten sich in Deutschland, insbesondere in Berlin, in einer ersten Bauphase nach der Reichsgründung 1871, bis es schließlich 1873 zum Gründerkrach kam.

In den 1880er Jahren erholte sich die Bauwirtschaft nur langsam. In den wirtschaftlichen Aufschwungjahren von 1895 bis 1913 kam es in Berlin zu einem beispiellosen Bauboom. In beschleunigten Bauverfahren, in ähnlicher Art wie mit heutigen Generalunternehmern, wurden hier Mietskasernen in nur einem halben Jahr errichtet. Während in vielen anderen deutschen Städten erst zu dieser Zeit Gründerzeitviertel aufgebaut wurden, ebenfalls in einem bisher nie dagewesenen Bauboom. Deshalb wird die Gründerzeit im architektonischen Sinn auch als Jahrhundertwende bezeichnet. Von dieser kurzen Bauphase werden bis heute viele Industrie- und Großstädte geprägt. Der Kernraum Berlins besteht fast ausschließlich aus Gründerzeitvierteln.

Die Viertel entstanden entweder auf dem Freiland um die Städte (Weichbild) oder sie verdrängten kleinere Bebauungen. Zudem erfolgten in der Gründerzeit auch Stadterweiterungen, die eng mit den Alt- bzw. Innenstädten verknüpft wurden.

Nach dem heutigen, deutschen Baugesetzbuch hätten damalige, hohe Gründerzeithäuser, die den Maßstab der zusammenhängenden, umgebenden Bauten sprengten, nicht entstehen dürfen:

§ 34 „Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile
(1) 1 Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist.
2 Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden.“

Ausbeutung der Arbeiterschaft

→ Hauptartikel: Ziegelböhmen

Ein bekanntes Beispiel für die Ausbeutung der Arbeiterschaft waren die sogenannten Ziegelböhmen beim Bau der Wiener Ringstraße und der angrenzenden Gründerzeitviertel. Die Arbeiter schufteten in den Ziegeleien im Süden Wiens, im Bezirk Favoriten. Dazu kamen die Mörtelmischerinnen, die sogenannten Maltaweiber oder Meutaweiba und die Sandler – letztere wurden zu einem Begriff der Obdachlosigkeit.

Erst gegen Ende der 1880er Jahre kam es zu ersten Verbesserungen für die Arbeiterschaft im Süden Wiens. Der Arzt und spätere Mitbegründer der österreichischen Sozialdemokratie Victor Adler lenkte die Aufmerksamkeit auf die Missstände. Infolge des Streiks der Ziegelarbeiter 1895 kam es zu weiteren Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, der Entlohnung sowie der Abschaffung der Sonntagsarbeit.

Administrative Entwicklung

Durch den Aufbau von Gründerzeitvierteln wuchsen auch Orte außerhalb der damaligen Stadtgrenzen der Metropolen stark an und wurden im Laufe der Zeit meist eingemeindet, nachdem sie bereits zuvor öfters zu Städten oder sogar kreisfreien Städten erhoben und zu Großstädten angewachsen waren. Deshalb tragen gründerzeitlich strukturierte Stadtteile (in Berlin Ortsteile genannt) oder Stadtbezirke häufig die Namen einstiger Dörfer oder Städte, wie in Berlin z. B. Charlottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg oder in Frankfurt am Main Bockenheim, Bornheim und Sachsenhausen.

In Berlin wurden 1920 nahezu alle heute zur Stadt gehörenden Ortsteile eingemeindet und mit der ursprünglichen Stadt Berlin zu Groß-Berlin zusammengefasst (ein Vorgang der in Paris ausblieb). In Hamburg wurden zunächst die inneren Vorstädte, in denen sich die Gründerzeitviertel befinden, 1894 eingemeindet. Die Wiener Vorstädte wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schrittweise eingemeindet.

Deutschsprachige und jüdische Oberschicht

Gründerzeitviertel in Österreich-Ungarn wurden maßgebend von der deutschsprachigen und jüdischen Oberschicht geprägt. Juden prägten auch viele Gründerzeitviertel im Deutschen Kaiserreich, wie z. B. die Spandauer Vorstadt oder den Prenzlauer Berg in Berlin, den Hamburger Bezirk Eimsbüttel, mit seinem jüdischen Zentrum im Grindelviertel oder das weithin kriegszerstörte Ostend in Frankfurt a. M.

Größte Städte der Welt am Ende der Gründerzeit

Gegen Ende der Gründerzeit gehörten die beiden größten Städte des deutschen Kaiserreichs und die beiden größten Städte Österreich-Ungarns zu den 15 größten Städten der Welt.

Die größten Städte der Welt um 1910
Nach Platz 6 Auswahl
Rang Name Region Einwohner Stand
1. London Vereinigtes Königreich 7.160.441 1911
2. New York City Vereinigte Staaten 4.766.883 1910
3. Paris Frankreich 2.888.110 1911
4. Chicago Vereinigte Staaten 2.185.283 1910
5. Wien Österreich-Ungarn 2.083.630 1910
6. Berlin Deutsches Kaiserreich 2.071.257 1910
13. Hamburg Deutsches Kaiserreich 931.035 1910
15. Budapest Österreich-Ungarn 880.371 1910
16. Shanghai China 832.500 1910

Beschreibung der Gründerzeitviertel

Vorkommen

Gründerzeitviertel sind typische Großstadtviertel, insbesondere der Metropolen und Handelsstädte sowie der klassischen Industriestädte (z. B. Fürth, Schweinfurt), in denen sie auch in Kleinstädten vorkommen (z. B. Oelsnitz/Vogtl.). Zudem findet man Viertel aus der Gründerzeit in bedeutenden Kurstädten (z. B. Wiesbaden, Karlsbad), während sie in Beamtenstädten kaum vorkommen, da zu ihrer Errichtung, mit repräsentativen Fassaden, viel Kapital von privaten Investoren nötig war. In Beamten- und Eisenbahnerstädten entstanden meist nur einfachere Viertel für Eisenbahnarbeiter in Bahnhofsnähe (z. B. Grombühl in Würzburg).

Lagen in der Stadt

Gründerzeitviertel lagern sich um die historischen Stadtkerne aus dem Mittelalter oder der Frühen Neuzeit (ab 1500). Dazwischen, auf den Arealen der Wallanlagen, die vor den Stadtmauern lagen, wurden häufig Ringparks angelegt oder Ringstraßen mit großer Gründerzeitbebauung (z. B. Kölner Ringe). In Wien wurde auf dem vor den Wallanlagen liegenden Glacis die Wiener Ringstraße angelegt. Auf dem wiederum vor den Glacis liegenden Festungsrayons entstand der Kölner Grüngürtel, der nicht mehr mit der Gründerzeit in Zusammenhang steht, sondern erst in den 1920er Jahren angelegt wurde.

Die neu angelegten Ringstraßen und Boulevards orientierten sich oft nach dem Pariser Vorbild der Grands Boulevards. Diese entstanden jedoch bereits vor der Gründerzeit, so wie auch die Pariser Boulevards Haussmanns (siehe: Nationale Unterschiede).

Häufig liegen Gründerzeitviertel im Umfeld von Bahnhöfen und sind mit Prachtstraßen an die Altstädte angebunden, wie in Frankfurt a. M. das Bahnhofsviertel über die Kaiserstraße oder in Görlitz die Innenstadt (ehem. Vorstädte) über die Berliner Straße.

Gründerzeitviertel bilden auch Brückenköpfe auf der der Altstadt gegenüberliegenden Flussseite (z. B. Dresdner Neustadt oder Sachsenhausen in Frankfurt a. M.).

Erweiterte Citygebiete

Gründerzeitviertel entwickelten sich im Laufe der Zeit öfters zu neuen Citygebieten, in Konkurrenz zu den Altstädten, wie der Hohenzollernring in der Kölner Neustadt-Nord. Diese Entwicklung vollzog sich insbesondere bei Lagen in Nähe von Bahnhöfen, wie in Wien (Mariahilfer Straße), München (Schützenstraße), Görlitz (Berliner Straße) u. a. Die Bahnhofstrasse in Zürich wurde bereits von Anfang an als Hauptgeschäftsstraße geplant (siehe: Bahnhofstrasse Zürich).

Der Schnittpunkt der ehemaligen Berliner Vorstädte bzw. Gründerzeitviertel Charlottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg entwickelte sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts zum Neuen Westen, mit dem Kaufhaus des Westens, heute City West genannt.

Öffentlicher Personennahverkehr

Gründerzeitviertel sind meistens sehr gut in den öffentlichen Personennahverkehr eingebunden. In großen Städten wurden sie immer mit Stadtbahnen, S-Bahnen oder mit Straßenbahnen erschlossen. Auch in kleineren Städten wurden Viertel, Bahnhöfe oder Boulevards der Gründerzeit an die Stadtzentren mit Straßenbahnen angebunden, die hier in Westdeutschland stillgelegt wurden. Auf Ringstraßen wurden Straßenbahnen als Ringlinien angelegt (z. B. Ringstraßenbahn Naumburg) oder sogar Stadtbahnen, wie am Wiener Gürtel. In Budapest wurde im VI. Bezirk Terézváros (Theresienstadt) 1896 als erste U-Bahn Kontinentaleuropas die Linie M1 eröffnet.

  • ÖPNV in Gründerzeitvierteln
  • Bau der U-Bahn Linie M1
    Budapest-Terézváros.
    Theresienstadt
    (heute noch in Betrieb), 1896
  • Dampf­straßenbahn
    Berlin-Schöneberg, 1898
  • Straßenbahn
    kreuzt Stadtbahn (Hochbahn),
    Wiener Gürtel,
    (heute noch in Betrieb), um 1905
  • Bahnhof Dresden-Neustadt, 2009

Städtebau

Zentrales Merkmal der Gründerzeitviertel ist das geometrische Straßenraster mit Baublöcken; typisch ist auch die Integrierung von (siehe Foto ganz rechts). Die Blockrandbebauung wurde mit oder ohne Vorgartenzone ausgeführt, meist mit vier oder fünf Geschossen, mit hohen Geschosshöhen. Im Innenbereich Berlins kommen auch sechs Geschosse vor, allerdings wurden hier der Bauhöhe Grenzen gesetzt (Berliner Traufhöhe). Die Viertel besitzen in Großstädten öfters eine Bevölkerungsdichte von über 10.000 Einwohnern pro Quadratkilometer.

Gründerzeitviertel sind heute meist reine Wohngebiete oder Mischgebiete. Ursprünglich wurden die Hinterhöfe auch für kleineres Gewerbe geplant, das teilweise bis heute noch vorhanden ist. Geschäfte finden sich meist nur in Erdgeschossen entlang der Hauptverkehrsstraßen, an zentralen Plätzen oder in citynahen Lagen, während die Gastronomie auch über die Fläche verteilt ist. Gründerzeitviertel gelten in neuerer Zeit als Stadtquartiere mit einer hohen Urbanität.

Siehe auch: Stadtbaugeschichte

Carstenn-Figur

→ Hauptartikel: Carstenn-Figur

Als Carstenn-Figur werden in Berlin städtebauliche Strukturen mit einer Allee in der Mitte und einem umlaufenden Straßenzug mit vier Plätzen bezeichnet. Der private Immobilienunternehmer und Stadtentwickler Johann Anton Wilhelm von Carstenn plante 1870 die erste Figur dieser Art im heutigen Ortsteil Wilmersdorf und kurz danach im heutigen Ortsteil Friedenau.

Brandschutz

Auf Brandschutz wurde in den Gründerzeitvierteln bereits besonderer Wert gelegt. Charakteristisch für die Viertel sind die in Baulücken sichtbaren, großen Brandwände, die in Metropolen entlang der S-Bahn-Strecken häufig Werbung tragen. Stadtbrände kamen in Gründerzeitvierteln kaum mehr vor und selbst bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg gelang es dort meist nicht einen Feuersturm zu entfachen, so auch nicht in Berlin, trotz vieler Luftangriffe auf die Stadt.

Berliner Mietskasernen

→ Hauptartikel: Mietskaserne

Die typische Berliner Mietskaserne bestand aus Vorderhaus, zwei Seitenflügeln und Hinterhaus. Die Seitenflügel wurden spiegelverkehrt um eine Brandwand mit den Seitenflügeln der benachbarten Mietskasernen zusammengebaut und hatten daher nur Fenster zum eigenen Hinterhof. Wenn mehrere Hinterhöfe miteinander verbunden wurden, waren auch die Hinterhäuser in gleicher Weise aneinander gebaut, nur mit Fenstern zu einem Hof. Die Hinterhöfe bestanden in extremen Fällen nur aus größeren Lichtschächten, nach Polizeivorschrift mindestens 5,34 m × 5,34 m, sodass eine pferdegezogene Feuerwehrspritze wenden konnte. In ihnen wurde öfters der Müll entsorgt. Die Wohnungen hatten keine Bäder und gemeinsame Etagenklos. Berlin wurde als größte Mietskaserne Europas bezeichnet.

Die Missstände wurden vom Maler und Fotografen Heinrich Zille sozialkritisch dargestellt, bekannt als Zilles Milljöh. Dieser Ausdruck wurde zum Synonym für das Elend in den Hinterhöfen Berliner Mietskasernen.

Beim Bautyp des Gewerbehofs waren Wohnen und Arbeiten nicht getrennt. Bekanntestes Beispiel und Inbegriff der Mietskaserne wurde der Meyers Hof im ehemaligen Bezirk Wedding.

  • Berliner Mietskasernen
  • Entwicklung der Bebauung eines Grundstücks zur Mietskaserne
    (BZ = Berliner Zimmer)
  • Zilles Milljöh: „Circusspiele Klub Wedding“
  • Hinterhof, 1952

Ab 1897 gab es Vorschriften für größere Innenhöfe, die sich nun zwei Nachbargrundstücke teilen mussten, um einen Hof mit zwei Seitenflügeln zu verhindern. Statt drei Viertel durften nun nur noch zwei Drittel des Grundstücks bebaut werden, was immer noch eine sehr hohe Grundflächenzahl ergab.

Die Häuser ähnelten sich nun immer mehr. Das typische fünfgeschossige Vorderhaus besaß im Erdgeschoss zwei Ladengeschäfte, darüber pro Etage zwei Wohnungen, eine mit Berliner Zimmer. Die Mietskaserne hatte nun 30–40 Wohnungen. Die Vorderhäuser wurden mit Fliesen und Stuck reich verziert.

Viertel für das Bürgertum

Neben repräsentativen Vorderhäusern wurden für das Bürgertum auch ganze Vorstädte angelegt, wie das Lehel in München. Zudem entstanden auch einzelne Quartiere für Besserverdienende innerhalb von Gründerzeitvierteln, wie nach 1900 der Schillerkiez in Berlin-Neukölln. Er verfügt über breite Alleen, begrünte Plätze und Häuser mit hohem Wohnkomfort, mit Bädern, Balkons, Erkern und großen, gemeinsamen, begrünten Hinterhöfen für mehrere Häuser, heute mit großem Baumbestand.

Das Bayerische Viertel in den heutigen Berliner Ortsteilen Schöneberg und Wilmersdorf wurde zwischen 1900 und 1914 für ein großbürgerliches Publikum errichtet und war Anziehungspunkt für jüdische Bürger, Künstler und Intellektuelle (Albert Einstein). Das Quartier mit Schmuckplätzen, einem U-Bahnhof und Häusern im süddeutschen Renaissancestil (Alt-Nürnberger Bauweise) mit eleganten Fassaden, bis zu 250 m² großen Wohnungen mit Empfangsräumen und Vorgärten wurde im letzten Krieg zu 75 % zerstört.

  • Viertel für das Bürgertum
  • Lehel in München im Jahr 1904
  • Schillerkiez
    in Berlin-Neukölln
  • Bayerisches Viertel
    in den Berliner Ortsteilen Schöneberg und Wilmersdorf
  • Westend in Kopenhagen

Eckkneipen

Für Gründerzeitviertel sind Eckkneipen charakteristisch. An den Eckhäusern wurden meist die Ecken diagonal gekappt und im Erdgeschoss, häufig auch im Sockelgeschoss, Gaststätten untergebracht, mit der Eingangstüre in der Eck-Diagonalen.

Die Eckkneipen wurden zum Inbegriff der Gründerzeitviertel, besonders von Berlin-Kreuzberg, wo sie im Lied Kreuzberger Nächte von 1978 sogar besungen wurden „…denn in Eckkneipen geht es nun mal rund…“ Das Lied avancierte schließlich zur West-Berliner Hymne.

  • Eckkneipen
  • Hamburg-St. Pauli,
    Kreuzung mit drei Eckkneipen, 2012
  • Prag 2,
    Vinohrady,
    Königliche Weinberge;
    typische Eckkneipe, 2016

Architektur

Als Gründerzeitstil wird im Gegensatz zum weitgefassten wirtschaftsgeschichtlichen Begriff Gründerzeit meist nur der Späthistorismus um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert bezeichnet. Der weitaus vorherrschende Baustil in den Gründerzeitvierteln ist der Historismus, seltener der Jugendstil. Da die Begriffe Gründerzeitviertel und Historismus dem Volksmund nicht geläufig sind, werden sie von ihm öfters, weniger zutreffend, Jugendstilviertel genannt.

In den ersten Stadterweiterungen der Gründerzeit, Mitte des 19. Jahrhunderts, kommt noch der Klassizismus vor, der von der Wiener Neorenaissance der Gründerzeit zu unterscheiden ist (siehe auch: Nationale Unterschiede). Der Spätklassizismus läuft in den 1880er Jahren aus.

Das Bürgertum, das in der Gründerzeit reich geworden war, wollte mit dem Historismus seine Repräsentationsbedürfnisse befriedigen. Die spiegelten sich auch in den Fassaden wider, mit repräsentativen Wohnungen in der Bel Etage (1. Obergeschoss). Während nach oben hin die Geschosshöhen meist abnahmen und Balkons entfielen, im Dachbereich schließlich mit einfachen Wohnungen für Personal und Dienstboten.

Die Rohbauten bestehen auch bei den reich verzierten Vorderhäusern meist nur aus einfachen, unstrukturierten Ziegelwänden, aus denen höchstens Pfeiler vorspringen (siehe auch: Ziegelböhmen/Ausbeutung der Arbeiterschaft). Infolge des Baus der Wiener Gründerzeitviertel entstand der größte weltweite Ziegelproduzent Wienerberger.

Die Fassaden wurden danach großflächig mit Stuck überzogen, mit dem Gesimse, Reliefs und Sichtmauerwerk (durch Veredelung der Oberfläche des Stucks) nur vorgetäuscht wurden. Daneben gibt es Sichtmauerwerk mit Verblendern, teilweise mit Luft-Hohlraum als Wärmedämmung. So entstanden prächtige, sehr wirkungsvolle Fassaden in einer verhältnismäßig einfachen, relativ preiswerten und bauphysikalisch guten Weise. Scheingiebel täuschten noch prächtigere Fassaden vor und wurden auf der Rückseite mit Ankern gegen Einsturz gesichert. Während hingegen die Fassaden an den Gebäude-Rückseiten meist sehr einfach ausgeführt wurden, insbesondere zu den Hinterhöfen. Auf Repräsentation und Vorzeigen des eigenen Wohlstands wurde viel Wert gelegt, bis hin zu einem Überbietungswettbewerb.

Infolge der diffusionsoffenen, einschaligen Massivbauweise ist die Gefahr der Durchnässung der Bauteile bzw. der Bildung von Schimmelpilz sehr gering. Auch bei starkem äußerlichen Verfall ist die Bausubstanz meist noch gut und die Häuser sind sanier- bzw. renovierbar. So konnten die heruntergekommenen Gründerzeitviertel in den einstigen Ostblockstaaten, aber auch in West-Berlin oder Wien, wieder im neuen Glanz erstrahlen und wurden zu einer ungeahnten, architektonischen Bereicherung der Städte.

Als Farbe auf Putzwänden wurde in Österreich-Ungarn, Bayern und auch darüber hinaus öfters Habsburgergelb verwendet, insbesondere bei öffentlichen Gebäuden. Es wird bei denkmalgerechten Restaurierungen bis heute eingesetzt.

Eine architektonische Besonderheit besitzen die Gründerzeitviertel in Nürnberg und Fürth mit ihren Sandsteinfassaden (siehe: Nürnberg und Fürth).

Stadterweiterungen und Umbauten der Gründerzeit

Deutsches Kaiserreich

Berliner Hobrecht-Plan

→ Hauptartikel: Hobrecht-Plan

Die preußische Hauptstadt wurde 1747 zur ersten deutschen Großstadt, was für europäische Verhältnisse spät war. In der Gründerzeit holte Berlin jedoch im internationalen Vergleich stark auf und wurde 1877 Millionenstadt (siehe auch: Größte Städte der Welt am Ende der Gründerzeit).

Andererseits begann der planmäßige Aufbau von Gründerzeitvierteln in Berlin für deutsche Verhältnisse früh, noch vor der deutschen Reichsgründung 1871, in einem damals weithin provinziellen Deutschland.

Der Plan für das stark wachsende Umfeld Berlins des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné scheiterte, da er nicht an die wirtschaftlichen Interessen der Grundbesitzer dachte. Schließlich trat 1862 der Bebauungsplan der Umgebungen Berlins in Kraft, der üblicherweise nach seinem Hauptverfasser James Hobrecht als Hobrecht-Plan bezeichnet wird.

Hobrecht strebte eine soziale Durchmischung an, mit Bürgertum im Vorderhaus und Arbeitern in Hinterhäusern und Seitenflügeln, mit kleinen Handwerksbetrieben in den Hinterhöfen. Die soziale Durchmischung fand statt, jedoch wurden die Grundstücke von den Investoren viel zu dicht bebaut, mit engen und feuchten Hinterhöfen. Es entstanden soziale Brennpunkte.

Mit der Reichsgründung und dem Beginn der eigentlichen Gründerzeit setzte in Berlin und dessen Umfeld ein großer Bauboom ein (siehe: Entstehung der Viertel und Bauboom). Der Hobrecht-Plan bildete für 50 Jahre die Grundlage der Berliner Stadtentwicklung.

Leipzig

Lindenau in Leipzig ist eines der größten komplett erhaltenen Gründerzeitviertel Deutschlands (Bild siehe: Heutige west-ostdeutsche Unterschiede). Das Waldstraßenviertel gilt gar als eines der größten geschlossen erhaltenen Gründerzeitviertel Europas und steht als Flächenarchitekturdenkmal unter besonderem Schutz.

Eine Leipziger Besonderheit ist die Lage von Gründerzeitvierteln mit ihren Industrie- und Wohnbauten an Kanälen, so auch in Lindenau und im benachbarten Plagwitz.

  • Leipziger Gründerzeitviertel (erhalten)
  • Musikviertel,
    Roßbachhaus, 2010
  • Waldstraßenviertel.
    Frankfurter Straße, heute Jahnallee, um 1904
  • Gottsched­straße,
    1882
  • Plagwitz,
    Kanal mit Loft­wohnungen
    in ehemaliger Fabrik, 2008

Die kurzen Anmerkungen in den Bildgalerien der Gründerzeitviertel „erhalten“ bzw. „zerstört“ können nur die Gesamtsituation eines Viertels angeben, insbesondere seines Kerngebiets. Bei „erhalten“ können einzelne Gebäude oder Randbereiche des Viertels im Krieg zerstört oder später abgebrochen worden sein – bei „zerstört“ kann es sich umgekehrt verhalten. Nähere Informationen dazu finden sich im Text der betreffenden Abschnitte.

Bild zu Plagwitz siehe auch: DDR-Zeit

Dresden

Die sächsische Hauptstadt Dresden lag an zentraler Stelle, zwischen den wichtigen Industrie- und Bergbauregionen des Deutschen Kaiserreichs Sachsen und Schlesien (siehe: Deutsches Kaiserreich) sowie Österreich-Ungarns, mit Nordböhmen. Sachsen wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem der wohlhabendsten Bundesstaaten im Deutschen Reich. Auch Dresden erfuhr eine breite Industrialisierung über viele Branchen. 1872 wurde die Dresdner Bank gegründet und die Stadt erlebte in der Gründerzeit einen Bauboom.

Der im Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 völlig zerstörte Stadtbereich entsprach nahezu dem Gebiet des heutigen Stadtbezirks Altstadt, zu dem neben anderen Vorstädten auch die Pirnaische Vorstadt gehört, deren gründerzeitliche Bebauung komplett verloren ging. Jedoch blieben die gründerzeitlichen Viertel und Villenkolonien außerhalb dieses Stadtbezirks weitgehend oder vollständig erhalten, was allgemein wenig bekannt ist. Der unmittelbar gegenüber der Altstadt, auf der rechten (nördlichen) Seite der Elbe gelegene Stadtbezirk Neustadt wurde lediglich zu 10 % zerstört. Der hierzu gehörende Stadtteil Äußere Neustadt blieb als geschlossen bebautes Gründerzeitviertel erhalten.

  • Dresdner Gründerzeitviertel (teilweise erhalten)
  • Pirnaische Vorstadt
    (im Krieg komplett zerstört)
    mit einstigem Kaiserpalast, um 1910,
    Stadtbezirk Altstadt
  • Leipziger Vorstadt
    (nicht zerstört)
    Haus zum Dt. Ritter,
    2008,
    Stadtbezirk Neustadt
  • Äußere Neustadt
    (nicht zerstört),
    Szeneviertel
    im Winter 2013,
    Stadtbezirk Neustadt
  • Äußere Neustadt,
    Eckhaus, 2008

Bild zu Dresden-Neustadt siehe auch: Öffentlicher Personennahverkehr

Chemnitz-Sonnenberg

→ Hauptartikel: Chemnitz-Sonnenberg

Die Einwohnerzahl von Chemnitz stieg Mitte des 19. Jahrhunderts stark an (siehe hierzu: Industrialisierung). Ab den 1860er Jahren wurde der Sonnenberg bebaut, wozu auch Hilbersdorfer Porphyr verwendet wurde. Als im Zweiten Weltkrieg die Chemnitzer Innenstadt nahezu komplett zerstört wurde, blieb die Gründerzeitbebauung am Sonnenberg unversehrt. Mitte der 1980er Jahre wurden im südlichen Teil des Viertels viele, in der DDR dem Verfall preisgegebene Häuser durch Plattenbauten ersetzt. Nach der Wende wurde der Sonnenberg zum Flächendenkmal erklärt. Trotzdem wurde im Rahmen des Stadtumbau Ost anfänglich weitere, marode Altbausubstanz abgerissen, was auf Kritik von Bewohnern und Fachleuten stieß. Die Altbauten wurden weithin behutsam saniert. Heute verfügt der Sonnenberg in seinem Kern über eines der größten, lückenlos erhaltenen Gründerzeitviertel Deutschlands, mit beeindruckenden Gebäudehöhen in Berliner Dimensionen.

  • Chemnitz-Sonnenberg (erhalten)
  • Fürstenstraße
  • Markusstraße
  • Lessingplatz
  • Glockenstraße

Zur Anmerkung der Bildgalerie „erhalten“ siehe Abschnitt Leipzig

Bild zu Chemnitz-Sonnenberg siehe auch: Industrialisierung

Hamburg

Die Hamburger Gründerzeitviertel besitzen, genauso wie andere Bauten der Stadt, bereits nordwesteuropäische Prägung. Öfters dominiert weiße Farbe.

Dichte Bebauung wurde kurz nach der Jahrhundertwende stark eingeschränkt. Wohnungen um Wohnhöfe (Hinterhöfe) wurden verboten und die Geschosszahlen auf vier (drei Obergeschosse) und teilweise sogar nur auf drei Geschosse (zwei Obergeschosse) beschränkt (siehe unterer Bebauungsplan Eimsbüttel). Die Bauweise wurde dadurch auch bei den Hamburger Gründerzeitvierteln der nördlichen, geografischen Lage, mit niedrigerem Sonnenstand angepasst, in der man traditionell niedriger baut (Skandinavien, England) – was im gründerzeitlichen Berlin außer Acht blieb.

  • Hamburger Gründerzeitviertel (teilweise erhalten)
  • Bebauungsplan von 1904, Eimsbüttel,
    Bezirk Eimsbüttel
  • Harvestehude,
    Bezirk Eimsbüttel
  • St. Pauli,
    Bezirk Hamburg-Mitte
  • Sternschanze,
    Bezirk Altona;
    Gründerzeitbebauung mit nur 3 Geschossen
    (hinten 5 Geschosse)

Bild zu Hamburg-St. Georg siehe: Heutige west-ostdeutsche Unterschiede; Bild zu Hamburg-St. Pauli siehe auch: Eckkneipen und Bild zu Hamburg-Eimsbüttel siehe auch: Architektur

Kölner Ringe

→ Hauptartikel: Kölner Ringe

Die Kölner Ringe sind nicht mit dem Kölner Grüngürtel zu verwechseln (siehe: Lagen in der Stadt). Die Kölner Ringe bilden eine 7 1⁄2 Kilometer lange Folge von Ringstraßen, die entlang der abgerissenen, mittelalterlichen Stadtmauer halbkreisförmig um die linksrheinische Altstadt führen. Sie orientieren sich an der Pariser Stadtplanung und der Wiener Ringstraße und wurden als Prachtboulevards angelegt (Bild siehe: Lagen in der Stadt). Die Ringe bilden zudem die Erschließungsstraßen für die zusammen mit ihnen an ihrer Außenseite geplanten Viertel, die heutigen Stadtteile Neustadt-Nord (Bild siehe: Städtebau) und Neustadt-Süd.

Im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbes für das riesige Gesamtprojekt im Jahre 1880 entfiel der erste Preis auf die Architekten Karl Henrici und Josef Stübben. Stübben wurde 1881 als Kölner Stadtbaumeister eingesetzt.

Das in Deutschland beispiellose Großprojekt wurde in zehn Bauabschnitte untergliedert, wobei die einzelnen Abschnitte der Ringstraßen jeweils an Plätzen mit ehemaligen Torburgen endeten, von denen wichtige Ausfallstraßen ausgehen. Die zehn Abschnitte (Kette festlicher Räume) wurden in unterschiedlicher Breite zwischen 32 und 114 Metern angelegt und von repräsentativen Gebäuden gesäumt. Durch diagonale Straßen entstanden die für die Gründerzeitviertel typischen Sternplätze. Stadttore, Ring- und Ausfallstraßen verbinden in einem zusammenhängenden Design Alt- und Neustadt auf einzigartige Weise.

Ebenso wie die Kölner Altstadt wurden auch Ringstraßen und Neustadt im letzten Krieg stark zerstört und meist gesichtslos wieder aufgebaut. Köln verlor die historische Bausubstanz seiner Prachtstraßen und Boulevards des 19. Jahrhunderts nahezu komplett, in einem Umfang wie kaum eine andere europäische Stadt. Die Kölner Ringe gerieten als Prachtstraßen weitgehend in Vergessenheit. In neuerer Zeit entstand an den Kölner Ringen auch hochwertigere Architektur (Bild siehe: Gentrifizierung).

  • Kölner Ringe (zerstört)
  • Plan zur Stadterweiterung, Neustadt-Nord, 1883
  • Anlage des Kaiser-Wilhelm-Rings, um 1886
  • Hohenstaufenring, um 1886
  • Deutscher Ring, um 1900
  • Chlodwigplatz von oben, 2020

Zur Anmerkung der Bildgalerie „zerstört“ siehe Abschnitt Leipzig

Frankfurt am Main

Frankfurt am Main besitzt in seinem historischen Aufbau nördlich des Mains eine klassische, deutsche Stadtstruktur, wie kaum eine andere Stadt. Die Altstadt wird von Wallanlagen mit einer Ringstraße umgeben, um die sich die Gründerzeitviertel beidseitig einer zweiten Ringstraße, dem Alleenring, gruppieren. Innerhalb des Alleenrings liegen Bahnhofsviertel (Bilder siehe: Lagen in der Stadt und Nachkriegszeit), Westend (ehemaliges Villenviertel), Nordend und Ostend; außerhalb des Alleenrings liegen Bockenheim und Bornheim. Während im Zweiten Weltkrieg die Altstadt vollständig zerstört wurde, blieben die Gründerzeitviertel weitgehend verschont.

Wiesbadener Ringstraße

→ Hauptartikel: Ringstraße (Wiesbaden)

Wiesbaden gilt als Musterbeispiel des Historismus, mit Boulevards die an Paris erinnern. Die Stadt erlebte im Kaiserreich, um 1900, seine Blütezeit als Weltbad. Kaiser Wilhelm II. weilte alljährlich zur Kur und Wiesbaden zählte die meisten Millionäre Deutschlands. Im Laufe der Gründerzeit gab es nahezu eine Verzehnfachung der Einwohnerzahl, was eine umfangreiche Stadterweiterung nötig machte, von der die nahezu unzerstört gebliebene Stadt bis heute geprägt wird.

Für die erwartete Entwicklung legte 1871 Stadtbaumeister Alexander Fach einen Bebauungsplan mit einer Ringstraße vor. Fach orientierte sich an der Wiener Ringstraße, den Kölner Ringen sowie an Düsseldorf und Dortmund. Seine großzügigen Planungen wurden östlich des Kurviertels infolge des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nicht mehr verwirklicht. Unter dem späteren Stadtbaumeister Felix Genzmer (1894–1903) wurden die Ringstraße ausgebaut und neue Viertel angelegt (Dichterviertel, Rheingauviertel, Feldherrenviertel), mit herrschaftlichen Bürgerwohnungen bis zu 200 m².

  • Stadterweiterung Wiesbaden (erhalten)
  • Bebauungsplan von 1871
    von Alexander Fach
  • Kaiser-Friedrich-Ring, 1907
  • Dichterviertel
  • Rheingauviertel

Zur Anmerkung der Bildgalerie „erhalten“ siehe Abschnitt Leipzig

Straßburg

→ Hauptartikel: Neustadt (Straßburg)

Neustadt ist ein Stadtteil von Straßburg, dessen offizielle französische Bezeichnung ebenfalls Neustadt lautet. Die Bebauung des Stadtteils erfolgte durch die deutschen Behörden unter Leitung des Straßburger Stadtbaumeisters Jean Geoffroy Conrath, als Straßburg von 1871 bis 1918 Hauptstadt des Reichslandes Elsaß-Lothringen war.

Der Architekt Hermann Eggert konzipierte die kaiserliche Residenz (das heutige Palais du Rhin) sowie verschiedene Institute der Kaiser-Wilhelm-Universität. Der Plan der Neustadt richtet sich teilweise nach dem Vorbild der Pariser Boulevards unter Baron Haussmann. Es handelt sich in Straßburg allerdings um keinen Stadtumbau wie in Paris, der noch in der Zeit des Klassizismus erfolgte, sondern um eine Stadterweiterung der Gründerzeit im Stil des Historismus (siehe auch: Nationale Unterschiede). Das bebaute Stadtgebiet Straßburgs wurde durch die Erweiterung mehr als verdoppelt. Zwischen 1870 und 1915 wuchs die Bevölkerung der Stadt von 80.000 auf 180.000 Einwohner.

Nürnberg

In Nürnberg begünstigten die frühe Ansiedlung handwerklicher Betriebe außerhalb der Stadtmauer und die frühe Anbindung der Stadt an das Eisenbahnnetz die Ansiedlung von Industriebetrieben. Im Gegensatz zu anderen Städten erfolgte keine Niederlegung der Stadtmauer. Mit der Erweiterung des Stadtgebiets in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand mit der Marienvorstadt das erste planmäßig angelegte Viertel außerhalb der Altstadt. Später entwickelten sich um die industriellen Betriebe und Bahnanlagen im Süden der Stadt ehemalige Dörfer, wie Galgenhof, Gostenhof oder St. Leonhard zu urbanen Stadtteilen, vorwiegend für die Arbeiterschaft. Nördlich der Altstadt entstanden für wohlhabendere Bürger gegen Ende des 19. Jahrhunderts weitere Gründerzeitviertel, wie Gärten hinter der Veste oder Gärten bei Wöhrd, häufig mit Vorgärten. Die gründerzeitliche Bebauung liegt meist innerhalb der Nürnberger Ringstraße, mit Ausnahme der Fürther Straße, mit durchgehender Bebauung bis Fürth.

Eine Besonderheit bildet der Nürnberger Stil, welcher auf den historischen Bautraditionen der Stadt gründet, mit einem hohen Anteil an durchgängigen Sandsteinfassaden und gotisierenden Elementen. In der Folge entstand auch im Jugendstil eine eigene Nürnberger Ausprägung.

Durch die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg wurden einige Nürnberger Gründerzeitviertel nahezu komplett zerstört, insbesondere die Marienvorstadt und große Teile der Südstadt.

  • Nürnberger Gründerzeitviertel (teilweise erhalten)
  • Altstadt und Stadterweiterungen, 1903
  • Gründerzeitbebauung
    am Plärrer, 1910
  • Zerstörungen Steinbühls im Zweiten Weltkrieg, 1945
  • Wieland­straße in
    St. Johannis
  • Nürnberger Jugendstil
    (Gärten hinter der Veste)

Fürther Hornschuchpromenade

→ Hauptartikel: Ensemble Hornschuchpromenade/Königswarterstraße (Fürth)

Fürth entwickelte sich in der Gründerzeit, aus denselben Gründen wie das benachbarte Nürnberg, zur Industriestadt. Fürth wurde im letzten Krieg kaum zerstört und besitzt eine weithin zusammenhängend erhaltene Gründerzeitbebauung, wie ansonsten nur sehr wenige Städte in Westdeutschland. Typisch sind, wie in Nürnberg und andernorts in Mittelfranken die Sandsteinfassaden. Besonders hervor sticht das Ensemble Hornschuchpromenade/Königswarterstraße, zu dem noch weitere Straßen der Umgebung gehören. Es entstanden hier seit 1883 herrschaftliche Mietshäuser im Historismus und im Jugendstil, für den Fürth weithin bekannt ist. Das Ensemble wurde mit Pariser Boulevards verglichen.

„Bis heute ist hier der vornehmste Wohnbereich des wohlhabenden Bürgertums der Handels- und Industriestadt Fürth anschaulich, der in seiner fast lückenlos erhaltenen Geschlossenheit zudem eines der eindrucksvollsten gründerzeitlichen Stadtquartiere Bayerns und Deutschlands darstellt.“

– Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
  • Fürth: Boulevards an Hornschuchpromenade (erhalten)
  • Hornschuchpromenade
    Nr. 1 und 2
  • ebd.,
    Nr. 3 und 4
  • ebd.,
    Nr. 25
  • Königswarterstraße
  • Zähstraße

Zur Anmerkung der Bildgalerie „erhalten“ siehe Abschnitt Leipzig

München

Die Münchner Maxvorstadt (Stadtbezirk 3) ist ein Sonderfall. Sie wurde zur Zeit des Klassizismus in einem strengen, schachbrettartigen Straßenraster angelegt, aber abgesehen von den bekannten Prachtstraßen und repräsentativen Bauten am südlichen und östlichen Rand (Brienner Straße, Ludwigstraße und umliegende Plätze) erst später, in der Gründerzeit, mit großen Wohnhäusern bebaut. Während es sich beim Lehel (Stadtbezirk 1; Bild siehe: Viertel für das Bürgertum), der Ludwigsvorstadt (Stadtbezirk 2; Bilder siehe: Städtebau und Heutige west-ostdeutsche Unterschiede) und der Isarvorstadt (Stadtbezirk 2) um reine Gründerzeitviertel handelt. Die Prinzregentenstraße ist die einzige Münchner Prachtstraße die ausschließlich in der Gründerzeit bebaut wurde.

Einige Münchner Gründerzeitviertel wurden im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstört und in den 1950er Jahren gesichtslos wieder aufgebaut, insbesondere die Maxvorstadt und das Bahnhofsviertel (nordwestlicher Teil der Ludwigsvorstadt). Heute besitzt München, abgesehen von einigen Straßenzügen und Häuserzeilen, keine geschlossene Gründerzeitbebauung mehr.

Österreich-Ungarn

Wiener Gürtel

→ Hauptartikel: Gürtel (Wien)

Die Einwohnerzahl Wiens verdoppelte sich von 1870 bis 1910 von einer auf über zwei Millionen und lag damit höher als heute. Bereits 1858 erteilte Kaiser Franz Joseph I. den Auftrag, eine Trasse für eine Gürtelstraße festzulegen, als drittes Ringsegment nach der Ringstraße. Die Vorstädte wurden eingemeindet, 1874 wurde Favoriten als neuer 10. Bezirk konstituiert und 1892 folgten weitere neue Bezirke entlang des Gürtels. Die dörflichen Vorstädte mit Dorfplätzen und verwinkelten Gassen wurden abgebrochen und in den inneren und äußeren Bezirken wurde ein neues Straßenraster angelegt.

Der Wiener Gürtel ist von seiner Lage mit dem Frankfurter Alleenring vergleichbar (siehe: Frankfurt am Main).

  • Vorstädte um den Wiener Gürtel (erhalten)
  • Stadtplan von 1900.
    Mit gründerzeitlichen Vorstädten südlich des Gürtels im Aufbau, in den Gemeindebezirken Favoriten (X) und Simmering (XI)
  • Um 1900.
    „Alt-Wien“ muss weichen. Zinshäuser (hinten) ersetzen die alten Vorstädte. Alsergrund (IX)
  • Favoriten (X)
  • Mariahilfer Gürtel.
    Rudolfsheim-Fünfhaus (XV)

Zur Anmerkung der Bildgalerie „erhalten“ siehe Abschnitt Leipzig

Bild zum Wiener Gürtel siehe auch: Öffentlicher Personennahverkehr

Budapester Hauptstadtplanung

1872 wurde Budapest Hauptstadt der ungarischen Reichshälfte der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Die drei Urstädte Buda (deutsch: Ofen), Óbuda (Alt-Ofen), beide westlich der Donau und das östlich der Donau gelegene Pest wurden vereinigt. Vorausgegangen war 1870 die Gründung des Hauptstädtischen Rats für öffentliche Arbeiten, der die bauliche und infrastrukturelle Entwicklung der Gesamtstadt koordinierte.

Infolge der neugegründeten Doppelmonarchie erlebte Budapest einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Einwohnerzahl versiebenfachte sich zwischen 1840 und 1900. In der Blütezeit der Stadt fand die Jahrtausendfeier der Landnahme der Ungarn (Millennium) zusammen mit der Budapester Millenniumsausstellung 1896 statt. Viele Großprojekte wurden hierfür fertiggestellt und die erste U-Bahn auf dem europäischen Kontinent Földalatti eröffnet (Bild siehe: Öffentlicher Personennahverkehr). Die Habsburger hatten Mitte des 19. Jahrhunderts den Zusammenschluss der drei Städte verhindert und nun wollte man das rivalisierende Wien nach Londoner Vorbild übertrumpfen (Parlamentsgebäude und U-Bahn).

Die berühmte Prachtstraße Budapests Andrássy út (Andrássy Straße) wurde 1871–1876 auf Initiative des Magnats und Politikers Gyula Andrássy und dem einstigen Anführer der Ungarischen Unabhängigkeitserhebung gegen Österreich Lajos Kossuth angelegt. Sie wurde zusammen mit der unter der Straße verlaufenden Földalatti 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

  • Hauptstadtplanung in Pest (erhalten)
  • Lipótváros/Terézváros.
    Leopoldstadt/Theresienstadt.
    V./VI. Bezirk, 1912
  • Terézváros.
    Theresienstadt.
    VI. Bezirk, 1896.
    Andrássy Straße
    mit U-Bahn
  • Erzsébetváros.
    Elisabethstadt.
    VII. Bezirk, 1894
  • Józsefváros.
    Josefstadt.
    VIII. Bezirk, 1971

Zur Anmerkung der Bildgalerie „erhalten“ siehe Abschnitt Leipzig

Prag

Auch Prag erlebte als eine der drei Metropolen der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, neben Wien und Budapest, im 19. Jahrhundert ein enormes Wachstum. Die ab dem 14. Jahrhundert errichtete Prager Neustadt wurde in der Gründerzeit weithin neu überbaut. Mit einem Schwerpunkt westlich vom Praha hlavní nádraží (Hauptbahnhof), in der Unteren (nördlichen) Neustadt (Nové Město, Verwaltungsbezirk Prag 1)

  • Gründerzeitbauten in der Unteren Prager Neustadt (Prag 1, erhalten)
  • Opletalova 28
  • Bolzanova 1 / Opletalova 34
  • Hybernská
  • Hybernská

Besonders hervorzuheben ist der südliche Bereich der Oberen (südlichen) Neustadt (Nové Město, Verwaltungsbezirk Prag 2). Hier entstand unweit der Moldau eine beeindruckende, geschlossene, sehr hohe Gründerzeitbebauung, die vom großen Reichtum der Doppelmonarchie zeugt.

  • Gründerzeitbauten in der Oberen Prager Neustadt (Prag 2, erhalten)
  • Dittrichova 25
  • Gorazdova 11
  • Gorazdova 13
  • Gorazdova 20

Große Gründerzeitviertel entstanden in später (1922) nach Prag eingemeindeten Orten. Sie liegen auf der rechten (östlichen) Seite der Moldau, südlich und südöstlich der Neustadt.

In einer planmäßigen Stadterweiterung südöstlich des Wenzelsplatzes (Mittelpunkt der Neustadt) wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Vorstadt Vinohrady (deutsch: Königliche Weinberge) für die obere Mittelschicht aufgebaut. Während sich die Mietshaussiedlung Žižkov (Zischkaberg) wegen relativ günstiger Mieten und Zentrumsnähe seit dem Fall des Eisernen Vorhangs zu einem Zentrum der Prager Künstler- und Kneipenszene entwickelte.

  • Prager Gründerzeitviertel (erhalten)
  • Vinohrady.
    Königliche Weinberge, Prag 2
  • Vinohrady
  • Žižkov.
    Zischkaberg, Prag 3
  • Nusle.
    Nusl, Prag 4

Zur Anmerkung der Bildgalerie „erhalten“ siehe Abschnitt Leipzig

Bilder zu Prag-Vinohrady siehe auch: Deutschsprachige und jüdische Oberschicht und Eckkneipen

Olmütz

Das sehenswerte Gründerzeitviertel in Olmütz (Mähren), südwestlich der Altstadt, zwischen der Ringstraße und dem Smetana-Park, besitzt eine hohe historistische Bebauung mit prächtigen Fassaden.

Schweiz

Zürich: Bahnhofstrasse

→ Hauptartikel: Bahnhofstrasse (Zürich)

Zürich wurde im 19. Jahrhundert zur Großstadt ausgebaut. Zunächst beschränkte sich die Bautätigkeit meist auf unbebaute Gebiete. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts begann der Stadtumbau (Grosse Bauperiode) in der Altstadt, im Bereich links (westlich) der Limmat, der sogenannten Kleinen oder Minderen Stadt. Der Bauingenieur und Politiker Arnold Bürkli trieb die systematische Quartiererneuerung energisch voran. 1858 beschloss der Stadtrat einen Wettbewerb auszuloben. Das Kratzquartier (südlicher Bereich der Kleinen Stadt) am Zürichsee wurde abgerissen und das Gelände durch eine See-Aufschüttung vergrößert. Die völlig neu angelegte Bahnhofstrasse verbindet seitdem den 1871 ausgebauten Hauptbahnhof mit dem Zürichsee. Der Stadtumbau begann 1864 und war um 1900 abgeschlossen, abgesehen von der erst 1919 errichteten Schweizerischen Nationalbank.

Die Bahnhofstrasse trennt die beiden heutigen Quartiere Lindenhof (östlich) und City westlich der Straße. Lediglich im mittleren Bereich des Quartiers Lindenhofs, zwischen dem namensgebenden Hügel Lindenhof und dem Fraumünster, blieb die Altstadt erhalten. Alle anderen Bereiche der beiden heutigen Quartiere wurden zu Vierteln im Stil des Historismus umgebaut.

Die Bahnhofstrasse wurde als Prachtstraße nach Vorbild der Pariser Boulevards angelegt. In den umgebauten Quartieren fand keine Gentrifizierung statt, sondern die Bahnhofstrasse wurde von Anfang an als mondäner Boulevard geplant, als Adresse für Banken, Grandhotels und Luxusgeschäfte, wofür sie schließlich berühmt wurde. In neuerer Zeit verdrängten internationale Luxusmarken die Traditionsgeschäfte, ähnlich wie am in der Gründerzeit errichteten Kurfürstendamm in Berlin. Die Züricher Bahnhofstrasse wurde zu einer der teuersten und umsatzstärksten Straßen der Welt.

  • Bahnhofstrasse Zürich (erhalten)
  • Kratzquartier
    am Zürichsee
    vor und nach dem Stadtumbau
  • Untere (nördliche) Bahnhofstrasse
    Anfang der 1920er Jahre
  • Obere (südliche) Bahnhofstrasse,
    Blick zum Zürichsee, um 1900
  • Geschäftshaus Mercatorium,
    erbaut 1904
    und Hotel Pelikan

Zur Anmerkung der Bildgalerie „erhalten“ siehe Abschnitt Leipzig

Gründerzeitviertel im Wandel der Zeit

Genauso schnell wie sich der Aufbau der Gründerzeitviertel vollzog erlebten sie seit dem Zweiten Weltkrieg mehrere umfassende städtebauliche und soziale Veränderungen und standen im politischen Rampenlicht wie keine anderen Bereiche der Städte.

Zwischenkriegszeit

Die Zwischenkriegszeit war für die Gründerzeitviertel baulich gesehen weitgehend bedeutungslos. Eine Ausnahme bildeten teuere Geschäftslagen an Boulevards, an denen insbesondere im Berlin der (sogenannten) Goldenen Zwanziger Jahre und auch noch in den 1930er Jahren das Leben pulsierte. In solchen Lagen wurden meist nur einzelne gründerzeitliche Bauten durch Geschäftshäuser der Neuen Sachlichkeit ersetzt.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden für die autogerechte Stadt auch in Gründerzeitvierteln Baulinien zurückgesetzt und breite Schneisen für Ringstraßen durchgebrochen. Infolge des Kriegs entstandene Baulücken mussten mit meist einem, selten mehreren, zusätzlichen Geschossen geschlossen werden, um die gleiche Traufhöhe wie bei Gründerzeitbauten, mit ihren hohen Geschosshöhen, zu erreichen. Zerstörte Gebäude wurden insbesondere in Westdeutschland als Folge des Wirtschaftswunders meist schnell, bereits in den 1950er Jahren, durch gesichtslose Häuser ersetzt, weshalb dort stark zerstörte Gründerzeitviertel heute ein tristes Stadtbild besitzen. Häufig wurden fünf durch sechs Geschosse ersetzt, mit fünf Regelgeschossen, die in historischer Zeit wegen unschöner Proportionen immer vermieden wurden.

Der Begriff Vorstadt war lange Zeit negativ besetzt, als Ort billigen Wohnraums und zweitklassiger Vorstadtgeschäfte. Gründerzeitviertel fristeten vielerorts in der Nachkriegszeit ein Schattendasein, bis schließlich die Vorzüge ihrer Urbanität und Zentrumsnähe entdeckt wurden (siehe: Gentrifizierung).

  • Nachkriegszeit
  • Wiederaufbau im Jahr 1951,
    Berlin-Prenzlauer Berg
  • Zurückgesetzte Baulinie für autogerechte Stadt.
    Hamburg-Eimsbüttel
  • 5 Geschosse alt,
    7 Geschosse neu.
    Bahnhofsviertel Frankfurt a. M.
  • 5 Geschosse alt (Mitte),
    8 Geschosse neu (links).
    Budapest. Belváros-Lipótváros, Innenstadt-Leopoldstadt.
    V. Bezirk

Migranten

Gründerzeitviertel wurden seit den 1960er Jahren, wegen damals durchweg günstiger Mieten, zum bevorzugten Wohnort für Gastarbeiter, insbesondere aus der Türkei. Gleichzeitig verließen viele Deutsche diese Viertel, weil sie ihren gehobenen Wohnansprüchen nicht mehr entsprachen, infolge kam es zu einem Bevölkerungsaustausch. Es entstanden türkische Viertel, mit türkischen Geschäften, Lokalen, Vereinen und den sogenannten Hinterhofmoscheen; besonders ausgeprägt in West-Berlin (Kreuzberg, Wedding und Neukölln).

In einer zweiten Zuzugswelle kamen etwa ab Ende des 20. Jahrhunderts Migranten mit den Schwerpunkten Balkanhalbinsel, Vorderasien und Zentralasien hinzu. Der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund stieg weiter an und tendierte hier in manchen Schulen gegen 90 % (z. B. die Rütlischule in Neukölln). Es entstand eine weithin muslimisch geprägte Parallelgesellschaft mit niedrigerem Bildungsniveau und manche Gründerzeitviertel wurden zu Problemvierteln (z. B. Neukölln).

Häuserkampf und Sanierungen

Anfang der 1970er Jahre kam es in Auseinandersetzungen um Grundstücksspekulationen im Frankfurter Westend zu ersten Häuserkämpfen (Frankfurter Häuserkampf).

Im Laufe der 1970er Jahre wurden in Westdeutschland und West-Berlin in Gründerzeitvierteln Flächensanierungen durchgeführt. Darauf kam es in den 1980er Jahren zu Protestbewegungen. In zum Abbruch freigegebenen Gebäuden fanden insbesondere in Hamburg (Hafenstraße) und West-Berlin Hausbesetzungen statt.

Bei der Stadtplanung kam es, auch unter dem Eindruck der Hausbesetzungen, im Laufe der 1980er Jahre zum Umdenken, hin zur Behutsamen Stadterneuerung der Gründerzeitviertel, die nach der politischen Wende ausschließlich in Ostdeutschland zur Anwendung kam.

  • Häuserkampf und Sanierungen
  • Kompletter Abriss bei einer Flächensanierung. Berlin-Kreuzberg, 1980
  • Hausbesetzer in Kreuzberg, 1981
  • Hamburg, Hafenstraßen-Häuser, 1989
  • Infolge einer Besetzung vor Abriss bewahrtes Haus, Berlin-Schöneberg, 2013

Wohnungsbesetzungen in der DDR

→ Hauptartikel: Wohnungsbesetzungen in der DDR

In der DDR standen staatseigene Häuser, insbesondere in Gründerzeitvierteln, ab den 1970er Jahren häufiger leer, die zum Schwarzwohnen genutzt wurden. Auch Angela Merkel wohnte Anfang der 1980er Jahre zwischenzeitig schwarz. In den 80ern konnte sich hier eine Subkultur in einem künstlerischen und studentischen Milieu entwickeln. Als zur politischen Wende 1989 durch Ausreisen zusätzlicher Wohnraum frei wurde, kam es zu weiteren Wohnungsbesetzungen.

Kiez

→ Hauptartikel: Kiez

Seit den 1990er Jahren wurde der Begriff ‚Kiez‘ insbesondere in Berlin für ein abgeschlossenes Wohnquartier populär, vergleichbar mit dem Wiener Grätzl oder im weiteren Sinne auch mit dem Kölner Veedel. Mit Kiez bezeichnete Quartiere sind nahezu immer im Krieg verschont gebliebene Gründerzeitviertel, meist in Insellage der perforierten Städte, wodurch sich ein identitätsstiftendes Zugehörigkeitsgefühl entwickelte.

Die Viertel waren bei Jugendlichen und Studenten als preiswerter Wohnort unweit von Innenstädten und Hochschulen seit Jahrzehnten beliebt und entwickelten sich insbesondere in Berlin, auch gefördert durch den Mauerfall, zu Szenevierteln. Häuser im schlechteren baulichen Zustand und entsprechend niedrigen Mieten wurden zur typischen Wohnstätte der Alternative Szene. Die Kieze mit ihrem Milieu sowie ihren Läden und Kneipen wurden, wiederum insbesondere in Berlin, schließlich auch beim zuziehenden Bürgertum beliebt und es kam zur Gentrifizierung. In neuerer Zeit kam der Begriff ‚Kiez‘ in Deutschland in Mode und wird für Stadtviertel aller Art benutzt.

In Dresden wurde ein Kiez sogar zu einer eigenen „Republik“ ausgerufen. Im bereits zur DDR-Zeit entstandenen Szeneviertel Neustadt (Bilder siehe: Dresden) wurde eine Woche vor der Währungsunion von 1990, als Gegenpol zur anbrechenden kapitalistischen Ära, die Bunte Republik Neustadt (BRN) ausgerufen, mit eigenem „Pass“, eigener „Verfassung“ und eigener Währung. Minister für „Wehrkraftzersetzung“ und „Unkultur“ wurden benannt und Schilder an den Zugängen zur Neustadt aufgestellt: „Sie betreten den demokratischen Sektor der bunten Republik Neustadt.“

Gentrifizierung

→ Hauptartikel: Gentrifizierung

In neuerer Zeit kam es in manchen Gründerzeitvierteln, in einer Kehrtwende gegenüber der Nachkriegszeit (siehe: Migranten), wiederum zu einem Austausch ganzer Bevölkerungsgruppen (Gentrifizierung). Gründerzeitviertel wurden durch Stadtsanierungen und Spekulationsprojekte privater Bauträger baulich aufgewertet. Innenbereiche der Häuserblocks wurden entkernt, durch Abriss von Schuppen und unattraktiven Neben- und Hinterhäusern. Es entstanden begehrte Wohnlagen, die Mieten stiegen stark an und ein meist jüngeres, zahlungskräftiges Publikum zog zu. In Berlin verdrängte in sanierten Vierteln ein zugezogenes Bürgertum die alteingesessene Bevölkerung. Das Klischee der „Schwaben“, die vor allem dem Ortsteil Prenzlauer Berg zugeordnet wurden, etablierte sich als Schlagwort dieser Entwicklung. Die Herkunft der „Schwaben“ muss dabei nicht mit der Region Schwaben übereinstimmen. Die Berliner Morgenpost ermittelte im Jahr 2016, dass Stuttgart nur auf Platz 12 der Städte-Rangliste der nach Berlin Zugezogenen kommt, weit hinter Hamburg auf Platz 1.

Da die Gründerzeitviertel, mit ihrer meist innenstadtnahen Lage, sehr gut vom öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erschlossen sind (siehe: Öffentlicher Personennahverkehr) und zudem viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad bequem zu bewältigen sind, ist ein eigenes Auto nicht unbedingt nötig. Deshalb wurden die Quartiere auch zum bevorzugten Wohnort von Bevölkerungskreisen mit besonderer Affinität zu Umweltschutz und ÖPNV, zudem wegen des historischen Ambientes von Jungen Kreativen.

Siehe auch: Schwaben in Berlin

Im 21. Jahrhundert begann man gesichtslose Nachkriegsbauten durch neuere Architektur zu ersetzen, wodurch interessante Gegensätze zum Historismus der Gründerzeit entstanden.

Gründerzeitviertel als modernes Leitbild

Die Strukturen der Gründerzeitviertel wurden in neuerer Zeit sogar zum städtebaulichen Leitbild, als wichtiger Beitrag einer nachhaltigen Stadtentwicklung.

„Städtebauliches Leitbild der Gründerzeit- und Jugendstilviertel ist die Nutzungsmischung von Wohnen, Arbeiten und sonstigen Nichtwohnnutzungen […] Die Bebauungsdichte und die Nutzungsmischung gilt seit der Neuen Charta von Athen (2003) wieder als städtebauliches Leitbild der europäischen Verbände für Stadtplanung und Architektur. Seit 2007 wurde dieses Leitbild der Nachhaltigen europäischen Stadt auch in der Leipzig Charta von den Bauministern Europas verabschiedet […] Dabei lassen sich Verkehrsströme in der Stadt der kurzen Wege signifikant reduzieren. Eine sog. qualifizierte Dichte der Bebauung hilft dauerhaft Kosten zu sparen und preiswerten Wohnraum zu schaffen.“

Unterschiede in West- und Ostdeutschland

Die Gründerzeitviertel in West- und Ostdeutschland besitzen heute durch mehrere Gründe ein unterschiedliches Erscheinungsbild. Wobei West-Berlin eher ostdeutschen Verhältnissen entspricht, mit während der deutschen Teilung stark vernachlässigten und danach sanft sanierten Gründerzeitvierteln, da sich West-Berlin von den teilweise flächendeckend zerstörten und modern wieder aufgebauten westdeutschen Großstädten erheblich unterschied (siehe z. B. Bild Berlin-Kreuzberg am Artikelanfang).

Industrialisierung

Im Deutschen Kaiserreich war neben dem Ruhrgebiet insbesondere Sachsen mit seinem Umfeld ein Schwerpunkt der Industrialisierung. Großer Reichtum entstand durch die Textilindustrie, auch über die sächsischen Grenzen hinaus (z. B. in Gera) und in Folge durch die Textilmaschinenbau- und Maschinenbauindustrie. Wovon heute noch prächtige Gründerzeitviertel, auch in kleineren Städten, zeugen.

  • Deutsches Reich um 1890. Bodenschätze und Industrie, mit einem Schwerpunkt in Sachsen
  • 1870 gegründete Sächsische Maschinenfabrik in Chemnitz, um 1905
  • Gründerzeitviertel Sonnenberg in Chemnitz, 2014

Werkzeugmaschinenfabriken in Deutschland im Jahre 1846:

  • Raum Chemnitz/Zwickau: ca. 135 Fabriken
  • Dresden: ca. 60 Fabriken
  • Berlin: 38 Fabriken
  • Leipzig: 18 Fabriken
  • Köln: ca. 5 Fabriken
  • Mittelfranken: ca. 5 Fabriken

Durch den großen Reichtum in Mitteldeutschland wurden neben neuen Gründerzeitvierteln am Rande der damaligen Städte zudem mancherorts die mittelalterlichen Altstädte nahezu komplett abgebrochen und im Stil der Gründerzeit neu erbaut, wie beispielsweise in Halle (Saale) oder auch der Kleinstadt Greiz.

Zudem entstanden in Sachsen und im näheren Umland überdurchschnittlich viele Fabrikanlagen im historistischen Stil der Gründerzeit, die auch in Form von Schlössern und Burgen, zum Teil mit Parks, angelegt wurden. An den Rändern dieser Städte zeugen viele Villen vom einstigen Reichtum. Die Bauten wurden in der DDR-Zeit weitgehend vernachlässigt und im Aufbau Ost vielfach durch Förderprogramme behutsam saniert, wodurch durch Industrie und Gründerzeit geprägte Städte weit über die Altstadt hinaus zu Sehenswürdigkeiten wurden (z. B. Leipzig, Görlitz).

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gründerzeitviertel infolge ihrer Lage nahe an Innenstädten, Bahnhöfen oder der Industrie, insbesondere in Westdeutschland, relativ stark zerstört.

In Berlin konnte trotz vieler Angriffe aufgrund der Größe der Stadt und Topografie kein Feuersturm entfacht werden. So kam es hier zu teilweise sehr starker, aber nicht flächendeckender Zerstörung, weshalb eine enorme Bausubstanz aus der Gründerzeit erhalten blieb, wie sie kaum eine andere Stadt aufweisen kann, am ehesten Wien und Leipzig.

Im damaligen Mittel- bzw. heutigen Ostdeutschland blieb aufgrund beschränkter Reichweiten der alliierten Bomber, bzw. höherer Risiken durch längere Anflüge, wesentlich mehr historische Bausubstanz erhalten als in Westdeutschland, mit Ausnahmen, wie Dresden, Chemnitz, Magdeburg und Frankfurt (Oder). Nahezu komplett wurden in Ostdeutschland lediglich Zerbst und Dessau zerstört, letzteres aufgrund der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke.

Hingegen wurden in Westdeutschland zahlreiche größere und auch kleinere Städte nahezu flächendeckend zerstört; insbesondere Städte in Nordrhein-Westfalen, aber auch darüber hinaus: Hildesheim, Kassel, Hanau, Darmstadt, Mannheim, Ludwigshafen am Rhein, Pforzheim, Friedrichshafen, Heilbronn, Würzburg und andere, bis hin zu kleineren Städten, wie Crailsheim.

Beispielsweise gilt Bonn als eine der wenigen Städte im Westen, die noch großflächig weitgehend erhaltene Gründerzeitviertel (insbesondere die Süd- und Weststadt, die zusammen sogar als eines der größten erhaltenen und zusammenhängenden Viertel in Deutschland gelten) bewahren konnte, wenngleich es beinahe 100 % seiner mittelalterlichen Altstadt einbüßen musste.

Zeit danach

Westdeutschland

Im Westen wurden die Kriegsbaulücken meist rasch, bereits in den 1950er Jahren, geschlossen (siehe: Nachkriegszeit). In der Nachkriegszeit wurden historische Fassaden öfters purifiziert: der Stuck wurde abgeschlagen und Holz-Sprossenfenster durch neue, industriell gefertigte Fenster (Alu, Kunststoff) ersetzt; gleiches geschah häufig bei Geschäftsräumen oder Gaststätten in den Erdgeschossen. Ausstattungen mit liebevollen, handwerklichen Details (Geländer, Gitter, Jugendstil-Eisenstützen) wichen Industrieware aus dem Katalog. Schließlich verloren vielerorts noch erhaltene Fassaden ihren historischen Charakter durch die Anbringung von Wärmedämmung.

Als schließlich ein Umdenken einsetzte – zur Wärmedämmung erst in neuester Zeit – war die historische Bausubstanz meist weitgehend verloren.

Ostdeutschland

DDR-Zeit

In der DDR wurden neben den Altstädten auch die Gründerzeitviertel vernachlässigt und fristeten ein Schattendasein, mit wenigen Ausnahmen, wie Rekonstruktionen im Kollwitzkiez zur 750-Jahr-Feier Berlins. Anstelle aufwendiger und teurer Wohnungssanierungen in den Innenstädten wurde an den Stadträndern in Großsiedlungen mit Plattenbauten preisgünstigerer, neuer Wohnraum zeitgemäßen Standards geschaffen.

Aufgrund der Mangelwirtschaft in der DDR blieb den Gründerzeitvierteln die Purifizierung erspart. Infolge der politischen Wende wurden sie gerade noch vor dem Verfall gerettet, bzw. vor großflächigen Abbruchplänen bewahrt. In Leipzig wurde in Folge der 1. Leipziger Volksbaukonferenz im Januar 1990 ein Abriss-Stopp durchgesetzt.

Aufbau Ost

Im Aufbau Ost wurden in Stadtsanierungsprogrammen neben den mittelalterlichen Stadtkernen auch die Gründerzeitviertel umfassend gefördert, für eine behutsame Stadterneuerung.

Häuser aus der Gründerzeit, wie auch aus anderen Epochen, wurden nicht nur saniert, sondern bei Bedarf auch teilrekonstruiert.

Entscheidend für das Gelingen der Sanierungen waren auch die gut ausgebildeten ostdeutschen Bauhandwerker, die auch im Westen begehrt waren. Sie hatten zudem gelernt, mit der DDR-Mangelwirtschaft umzugehen, zu improvisieren und vorhandene Baustoffe und Teile so weit wie möglich wieder zu verwenden, was für authentische Sanierungen historischer Bauten von größter Bedeutung ist.

Durch das Zusammenspiel dieser Faktoren (siehe auch: Zweiter Weltkrieg) gilt der Aufbau Ost unbestritten im Bereich der Stadtsanierungen als gelungen. Die historische Bausubstanz ist heute in den ostdeutschen Gründerzeitvierteln wesentlich besser sichtbar als im Westen. Vollständig erhaltene Gründerzeitviertel gibt es im Westen nirgends mehr. Diese Entwicklung wurde, im Zusammenhang mit moderaten Mieten, auch zu einem Standortfaktor für Ostdeutschland.

Heutige west-/ostdeutsche Unterschiede

  • Westdeutschland
    München-Ludwigsvorstadt: Typisches westdeutsches Gründerzeitviertel: Mischung aus Gründerzeit- und Nachkriegs­häusern, mit vielen Eingriffen in die historische Bausubstanz, 2014
  • Westdeutschland
    Hamburg-St. Georg: Komplett erhaltene Häuserzeile aus der Gründerzeit, mit vielen Eingriffen aber Hamburger Flair, 2011
  • Ostdeutschland
    Typisches ostdeutsches Gründerzeitviertel.
    Behutsame Stadterneuerung;
    ehemalige Frauen- und Reichenbacher Vorstadt;
    Innenstadt von Görlitz, 2011
  • Ostdeutschland
    Leipzig-Lindenau:
    links: gut erhaltenes Haus
    Mitte: behutsam saniert,
    rechts: totsaniertes Haus
    (in Ostdeutschland selten); 2021

Einzelnachweise

  1. Berlin.de. Das offizielle Hauptstadtportal / Prenzlauer Berg. Abgerufen am 20. Juni 2022. 
  2. Kulturbüro Görlitz/Das Wunder von Görlitz. Auferstanden aus Ruinen. Abgerufen am 20. Juni 2022. 
  3. rail.cc/Szeneviertel Äußere Neustadt / Dresden. Abgerufen am 20. Juni 2022. 
  4. sdg21/Jugendstil- und Gründerzeit-Quartier in Bonn. Abgerufen am 20. Juni 2022. 
  5. Wohnrechtliche Blätter: Gründerzeitviertel oder „Nicht-(mehr-)Gründerzeitviertel“? Abgerufen am 4. April 2022. 
  6. Johann Friedrich Geist, Klaus Kürvers: Das Berliner Mietshaus 1862–1945. München 1984, S. 318 ff. (online, siehe Darstellung in Kollwitz52.de).
  7. Karl R. Stadler: Victor Adler. In: Walter Pollak (Hrsg.): Tausend Jahre Österreich. Eine Biographische Chronik, Band 3: Der Parlamentarismus und die beiden Republiken. Verlag Jugend und Volk, Wien 1974, ISBN 3-7141-6523-1, S. 50–60, hier S. 57
  8. ORF.at: Viel Elend für den Glanz. Abgerufen am 17. Mai 2022. 
  9. Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien (2021) S. 62. Abgerufen am 25. April 2022. 
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Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 02 Jul 2025 / 23:39

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Ein Grunderzeitviertel oder Grunderzeitquartier ist ein Wohnviertel oder ein gemischtes Wohn und Geschaftsviertel dessen Bausubstanz aus der Grunderzeit stammt Im weiteren Sinne ist es auch ein Viertel das in jener Zeit entstand obwohl es kriegsbedingt nur noch teilweise oder kaum die ursprungliche Bausubstanz besitzt Immobilienmakler tendieren dazu den Begriff auch im weitesten Sinne zu verwenden Als Grunderzeitviertel werden nur Quartiere aus der Grunderzeit mit Blockrandbebauung bezeichnet wahrend Viertel mit Villen Villenviertel oder Villenkolonie genannt werden Typisches Grunderzeitviertel Berlin KreuzbergTempo der Grunderjahre von Friedrich Kaiser Bau Berliner Mietskasernen 1875 Der Begriff Grunderzeitviertel bezieht sich weniger auf die Grosse eines Quartiers aber immer auf die Epoche seiner Entstehung In Metropolen wie Berlin Leipzig Wien oder Budapest gibt es grosse geschlossen erhaltene grunderzeitliche Bebauung die sich weit uber ein herkommliches Viertel hinaus erstreckt mitunter sogar uber die Grenzen von Stadtteilen oder Stadtbezirken Uber viele Jahrzehnte fristeten Grunderzeitviertel ein Schattendasein als Ort billigen Wohnraums weshalb sie sich in Metropolen im Laufe der Zeit haufig zu Szenevierteln entwickelten Im 21 Jahrhundert ruckten Grunderzeitviertel in den allgemeinen Fokus wurden vielerorts saniert und werden seitdem als urban und hip empfunden Gentrifizierung wurde im Zusammenhang mit Grunderzeitvierteln zum Schlagwort die oftmals zu Vorzeige Quartieren wurden weshalb gleich mehrere Stadte von sich behaupten das grosste Grunderzeitviertel Deutschlands zu haben GeschichteGrunderzeit Hauptartikel Grunderzeit Grunderzeit Borsig in Berlin 1847 Mit Grunderzeit werden in der Wirtschafts und Kunstgeschichte auch innerhalb der Fachgebiete sehr unterschiedliche Phasen bezeichnet Im weitesten Sinne handelt es sich um den Zeitraum vom Beginn der breiten Industrialisierung Mitte des 19 Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg der in Mitteleuropa der Zeit des Historismus entspricht In der Architekturgeschichte und im Stadtebau wird mit Grunderzeit die Zeit der Hochindustrialisierung von 1870 bis 1914 im Deutschen Kaiserreich sowie in Osterreich Ungarn bezeichnet im engeren Sinn die Jahrhundertwende die etwa der Belle Epoque entspricht Im osterreichischen Wohnrecht sind Grunderzeitviertel genau definiert Ein Grunderzeitviertel liegt vor wenn die Lage eines Hauses zum Zeitpunkt des Abschlusses der Mietzinsvereinbarung noch zu mehr als 50 aus Gebauden besteht die in der Zeit von 1870 bis 1917 errichtet wurden Das relevante Gebiet ist nicht ein ganzer Bezirk oder Stadtteil sondern mehrere Wohnblocke oder Strassenzuge mit einer gleichartigen Gebaudecharakteristik Insbesondere kann wenn in dem betroffenen Evaluierungsraum entsprechend viele Hauser aus der Zeit von 1870 bis 1917 mittlerweile Neubauten gewichen sind auch ein ursprungliches Grunderzeitviertel zu einer Wohnumgebung geworden sein auf die die Beschrankung nicht mehr zutrifft Grunderzeitviertel oder Nicht mehr Grunderzeitviertel In Wohnrechtliche Blatter Es gibt auch Viertel die mit ihrem Namen auf die Zeit ihrer Entstehung hinweisen z B das Grunderzeitviertel in Schweinfurt Nationale Unterschiede Auch in anderen europaischen Landern entstanden infolge von Industrialisierung und Landflucht grosse Vorstadte Der in Deutschland und Osterreich auch als Grunderzeitstil bezeichnete Historismus beschrankte sich jedoch ausserhalb des Deutschen Kaiserreichs und Osterreich Ungarns hauptsachlich auf Kirchen offentliche Gebaude und Kurbader z B Aix les Bains Vichy Spa Wahrend planmassige Vorstadte hier ofters schon vorher in der Epoche des Klassizismus 1770 1840 errichtet wurden In Deutschland war dies die Ausnahme wie z B bei der Maxvorstadt in Munchen siehe Munchen Auch die Schweiz wurde vom Klassizismus stark gepragt wahrend im nachfolgenden Stil des Historismus hauptsachlich nur Boulevards und Uferstrassen Quais entstanden Im klassizistischen Stil erhielt auch Paris durch Georges Eugene Haussmann sein heutiges Gesicht Die ebenfalls haufig schon ab der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts entstandenen franzosischen Vorstadte sind schmucklos und trist ohne die Pracht des Historismus dessen Zeitspanne dort als Belle Epoque bezeichnet wird Mit der Grundung Osterreich Ungarns 1867 bzw des Deutschen Kaiserreichs 1871 begann hier erst spater die ganz grosse Bautatigkeit In Deutschland waren fur die Entwicklung der Grunderzeitviertel auch die hohen Kriegsentschadigungen nach dem Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 bis 1871 massgeblich was wiederum die Bautatigkeit in Frankreich bremste Entstehung der Viertel und Bauboom Strasse mit drei Bebauungen auf rechter Seite 1 Alte Baulinie mit 2 Geschossen Mitte 2 neue Baulinie mit 3 Geschossen hinten und 3 mit 5 Geschossen vorne Berlin Friedrichshain 1929Grunderzeitbebauung verdrangt die kleinere Stadtrandbebauung vor den Toren Berlins Prenzlauer Berg 1871 Die Grunderzeitviertel entwickelten sich in Deutschland insbesondere in Berlin in einer ersten Bauphase nach der Reichsgrundung 1871 bis es schliesslich 1873 zum Grunderkrach kam In den 1880er Jahren erholte sich die Bauwirtschaft nur langsam In den wirtschaftlichen Aufschwungjahren von 1895 bis 1913 kam es in Berlin zu einem beispiellosen Bauboom In beschleunigten Bauverfahren in ahnlicher Art wie mit heutigen Generalunternehmern wurden hier Mietskasernen in nur einem halben Jahr errichtet Wahrend in vielen anderen deutschen Stadten erst zu dieser Zeit Grunderzeitviertel aufgebaut wurden ebenfalls in einem bisher nie dagewesenen Bauboom Deshalb wird die Grunderzeit im architektonischen Sinn auch als Jahrhundertwende bezeichnet Von dieser kurzen Bauphase werden bis heute viele Industrie und Grossstadte gepragt Der Kernraum Berlins besteht fast ausschliesslich aus Grunderzeitvierteln Die Viertel entstanden entweder auf dem Freiland um die Stadte Weichbild oder sie verdrangten kleinere Bebauungen Zudem erfolgten in der Grunderzeit auch Stadterweiterungen die eng mit den Alt bzw Innenstadten verknupft wurden Nach dem heutigen deutschen Baugesetzbuch hatten damalige hohe Grunderzeithauser die den Massstab der zusammenhangenden umgebenden Bauten sprengten nicht entstehen durfen 34 Zulassigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile 1 1 Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulassig wenn es sich nach Art und Mass der baulichen Nutzung der Bauweise und der Grundstucksflache die uberbaut werden soll in die Eigenart der naheren Umgebung einfugt und die Erschliessung gesichert ist 2 Die Anforderungen an gesunde Wohn und Arbeitsverhaltnisse mussen gewahrt bleiben das Ortsbild darf nicht beeintrachtigt werden Ausbeutung der Arbeiterschaft Hauptartikel Ziegelbohmen Ein bekanntes Beispiel fur die Ausbeutung der Arbeiterschaft waren die sogenannten Ziegelbohmen beim Bau der Wiener Ringstrasse und der angrenzenden Grunderzeitviertel Die Arbeiter schufteten in den Ziegeleien im Suden Wiens im Bezirk Favoriten Dazu kamen die Mortelmischerinnen die sogenannten Maltaweiber oder Meutaweiba und die Sandler letztere wurden zu einem Begriff der Obdachlosigkeit Erst gegen Ende der 1880er Jahre kam es zu ersten Verbesserungen fur die Arbeiterschaft im Suden Wiens Der Arzt und spatere Mitbegrunder der osterreichischen Sozialdemokratie Victor Adler lenkte die Aufmerksamkeit auf die Missstande Infolge des Streiks der Ziegelarbeiter 1895 kam es zu weiteren Verbesserungen der Arbeitsbedingungen der Entlohnung sowie der Abschaffung der Sonntagsarbeit Administrative Entwicklung Die seinerzeit selbststandigen Dorfer Wilmersdorf und Schoneberg vor den Toren Berlins 1860 kurz vor Aufbau der Grunderzeitviertel Durch den Aufbau von Grunderzeitvierteln wuchsen auch Orte ausserhalb der damaligen Stadtgrenzen der Metropolen stark an und wurden im Laufe der Zeit meist eingemeindet nachdem sie bereits zuvor ofters zu Stadten oder sogar kreisfreien Stadten erhoben und zu Grossstadten angewachsen waren Deshalb tragen grunderzeitlich strukturierte Stadtteile in Berlin Ortsteile genannt oder Stadtbezirke haufig die Namen einstiger Dorfer oder Stadte wie in Berlin z B Charlottenburg Wilmersdorf und Schoneberg oder in Frankfurt am Main Bockenheim Bornheim und Sachsenhausen In Berlin wurden 1920 nahezu alle heute zur Stadt gehorenden Ortsteile eingemeindet und mit der ursprunglichen Stadt Berlin zu Gross Berlin zusammengefasst ein Vorgang der in Paris ausblieb In Hamburg wurden zunachst die inneren Vorstadte in denen sich die Grunderzeitviertel befinden 1894 eingemeindet Die Wiener Vorstadte wurden in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts schrittweise eingemeindet Deutschsprachige und judische Oberschicht Synagoge Prag Vinohrady Konigliche Weinberge Grunderzeitviertel in Osterreich Ungarn wurden massgebend von der deutschsprachigen und judischen Oberschicht gepragt Juden pragten auch viele Grunderzeitviertel im Deutschen Kaiserreich wie z B die Spandauer Vorstadt oder den Prenzlauer Berg in Berlin den Hamburger Bezirk Eimsbuttel mit seinem judischen Zentrum im Grindelviertel oder das weithin kriegszerstorte Ostend in Frankfurt a M Grosste Stadte der Welt am Ende der Grunderzeit Gegen Ende der Grunderzeit gehorten die beiden grossten Stadte des deutschen Kaiserreichs und die beiden grossten Stadte Osterreich Ungarns zu den 15 grossten Stadten der Welt Die grossten Stadte der Welt um 1910 Nach Platz 6 AuswahlRang Name Region Einwohner Stand1 London Vereinigtes Konigreich 7 160 441 19112 New York City Vereinigte Staaten 4 766 883 19103 Paris Frankreich 2 888 110 19114 Chicago Vereinigte Staaten 2 185 283 19105 Wien Osterreich Ungarn 2 083 630 19106 Berlin Deutsches Kaiserreich 2 071 257 191013 Hamburg Deutsches Kaiserreich 931 035 191015 Budapest Osterreich Ungarn 880 371 191016 Shanghai China 832 500 1910Beschreibung der GrunderzeitviertelVorkommen Grunderzeitviertel sind typische Grossstadtviertel insbesondere der Metropolen und Handelsstadte sowie der klassischen Industriestadte z B Furth Schweinfurt in denen sie auch in Kleinstadten vorkommen z B Oelsnitz Vogtl Zudem findet man Viertel aus der Grunderzeit in bedeutenden Kurstadten z B Wiesbaden Karlsbad wahrend sie in Beamtenstadten kaum vorkommen da zu ihrer Errichtung mit reprasentativen Fassaden viel Kapital von privaten Investoren notig war In Beamten und Eisenbahnerstadten entstanden meist nur einfachere Viertel fur Eisenbahnarbeiter in Bahnhofsnahe z B Grombuhl in Wurzburg Lagen in der Stadt Hauptbahnhof Frankfurt a M mit der Kaiserstrasse vor dem Aufbau des Bahnhofsviertels 1889Grunderzeitbebauung an den Kolner Ringen vor der Hahnentorburg Grunderzeitviertel lagern sich um die historischen Stadtkerne aus dem Mittelalter oder der Fruhen Neuzeit ab 1500 Dazwischen auf den Arealen der Wallanlagen die vor den Stadtmauern lagen wurden haufig Ringparks angelegt oder Ringstrassen mit grosser Grunderzeitbebauung z B Kolner Ringe In Wien wurde auf dem vor den Wallanlagen liegenden Glacis die Wiener Ringstrasse angelegt Auf dem wiederum vor den Glacis liegenden Festungsrayons entstand der Kolner Grungurtel der nicht mehr mit der Grunderzeit in Zusammenhang steht sondern erst in den 1920er Jahren angelegt wurde Die neu angelegten Ringstrassen und Boulevards orientierten sich oft nach dem Pariser Vorbild der Grands Boulevards Diese entstanden jedoch bereits vor der Grunderzeit so wie auch die Pariser Boulevards Haussmanns siehe Nationale Unterschiede Haufig liegen Grunderzeitviertel im Umfeld von Bahnhofen und sind mit Prachtstrassen an die Altstadte angebunden wie in Frankfurt a M das Bahnhofsviertel uber die Kaiserstrasse oder in Gorlitz die Innenstadt ehem Vorstadte uber die Berliner Strasse Grunderzeitviertel bilden auch Bruckenkopfe auf der der Altstadt gegenuberliegenden Flussseite z B Dresdner Neustadt oder Sachsenhausen in Frankfurt a M Erweiterte Citygebiete und in der Gorlitzer Innenstadt Berliner Strasse mit Blick auf BahnhofErweitertes Citygebiet in Wien Mariahilfer Strasse Grunderzeitviertel entwickelten sich im Laufe der Zeit ofters zu neuen Citygebieten in Konkurrenz zu den Altstadten wie der Hohenzollernring in der Kolner Neustadt Nord Diese Entwicklung vollzog sich insbesondere bei Lagen in Nahe von Bahnhofen wie in Wien Mariahilfer Strasse Munchen Schutzenstrasse Gorlitz Berliner Strasse u a Die Bahnhofstrasse in Zurich wurde bereits von Anfang an als Hauptgeschaftsstrasse geplant siehe Bahnhofstrasse Zurich Der Schnittpunkt der ehemaligen Berliner Vorstadte bzw Grunderzeitviertel Charlottenburg Wilmersdorf und Schoneberg entwickelte sich seit Anfang des 20 Jahrhunderts zum Neuen Westen mit dem Kaufhaus des Westens heute City West genannt Offentlicher Personennahverkehr Grunderzeitviertel sind meistens sehr gut in den offentlichen Personennahverkehr eingebunden In grossen Stadten wurden sie immer mit Stadtbahnen S Bahnen oder mit Strassenbahnen erschlossen Auch in kleineren Stadten wurden Viertel Bahnhofe oder Boulevards der Grunderzeit an die Stadtzentren mit Strassenbahnen angebunden die hier in Westdeutschland stillgelegt wurden Auf Ringstrassen wurden Strassenbahnen als Ringlinien angelegt z B Ringstrassenbahn Naumburg oder sogar Stadtbahnen wie am Wiener Gurtel In Budapest wurde im VI Bezirk Terezvaros Theresienstadt 1896 als erste U Bahn Kontinentaleuropas die Linie M1 eroffnet OPNV in Grunderzeitvierteln Bau der U Bahn Linie M1 Budapest Terezvaros Theresienstadt heute noch in Betrieb 1896 Dampf strassenbahn Berlin Schoneberg 1898 Strassenbahn kreuzt Stadtbahn Hochbahn Wiener Gurtel heute noch in Betrieb um 1905 Bahnhof Dresden Neustadt 2009Stadtebau Unterschiedliche Strukturen in der Ludwigsvorstadt in Munchen Links schachbrettartiges Bahnhofsviertel rechts Sternplatz im WiesenviertelStadterweiterung Neustadt Nord in Koln Plan von 1888 Zentrales Merkmal der Grunderzeitviertel ist das geometrische Strassenraster mit Baublocken typisch ist auch die Integrierung von siehe Foto ganz rechts Die Blockrandbebauung wurde mit oder ohne Vorgartenzone ausgefuhrt meist mit vier oder funf Geschossen mit hohen Geschosshohen Im Innenbereich Berlins kommen auch sechs Geschosse vor allerdings wurden hier der Bauhohe Grenzen gesetzt Berliner Traufhohe Die Viertel besitzen in Grossstadten ofters eine Bevolkerungsdichte von uber 10 000 Einwohnern pro Quadratkilometer Grunderzeitviertel sind heute meist reine Wohngebiete oder Mischgebiete Ursprunglich wurden die Hinterhofe auch fur kleineres Gewerbe geplant das teilweise bis heute noch vorhanden ist Geschafte finden sich meist nur in Erdgeschossen entlang der Hauptverkehrsstrassen an zentralen Platzen oder in citynahen Lagen wahrend die Gastronomie auch uber die Flache verteilt ist Grunderzeitviertel gelten in neuerer Zeit als Stadtquartiere mit einer hohen Urbanitat Siehe auch Stadtbaugeschichte Carstenn Figur Hauptartikel Carstenn Figur Brandwand sichtbar durch Kriegszerstorungen bei einem Schlitzbau in Berlin Prenzlauer BergCarstenn Figur in Berlin Wilmersdorf im heutigen Strassennetz Als Carstenn Figur werden in Berlin stadtebauliche Strukturen mit einer Allee in der Mitte und einem umlaufenden Strassenzug mit vier Platzen bezeichnet Der private Immobilienunternehmer und Stadtentwickler Johann Anton Wilhelm von Carstenn plante 1870 die erste Figur dieser Art im heutigen Ortsteil Wilmersdorf und kurz danach im heutigen Ortsteil Friedenau Brandschutz Auf Brandschutz wurde in den Grunderzeitvierteln bereits besonderer Wert gelegt Charakteristisch fur die Viertel sind die in Baulucken sichtbaren grossen Brandwande die in Metropolen entlang der S Bahn Strecken haufig Werbung tragen Stadtbrande kamen in Grunderzeitvierteln kaum mehr vor und selbst bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg gelang es dort meist nicht einen Feuersturm zu entfachen so auch nicht in Berlin trotz vieler Luftangriffe auf die Stadt Berliner Mietskasernen Hauptartikel Mietskaserne Die typische Berliner Mietskaserne bestand aus Vorderhaus zwei Seitenflugeln und Hinterhaus Die Seitenflugel wurden spiegelverkehrt um eine Brandwand mit den Seitenflugeln der benachbarten Mietskasernen zusammengebaut und hatten daher nur Fenster zum eigenen Hinterhof Wenn mehrere Hinterhofe miteinander verbunden wurden waren auch die Hinterhauser in gleicher Weise aneinander gebaut nur mit Fenstern zu einem Hof Die Hinterhofe bestanden in extremen Fallen nur aus grosseren Lichtschachten nach Polizeivorschrift mindestens 5 34 m 5 34 m sodass eine pferdegezogene Feuerwehrspritze wenden konnte In ihnen wurde ofters der Mull entsorgt Die Wohnungen hatten keine Bader und gemeinsame Etagenklos Berlin wurde als grosste Mietskaserne Europas bezeichnet Die Missstande wurden vom Maler und Fotografen Heinrich Zille sozialkritisch dargestellt bekannt als Zilles Milljoh Dieser Ausdruck wurde zum Synonym fur das Elend in den Hinterhofen Berliner Mietskasernen Beim Bautyp des Gewerbehofs waren Wohnen und Arbeiten nicht getrennt Bekanntestes Beispiel und Inbegriff der Mietskaserne wurde der Meyers Hof im ehemaligen Bezirk Wedding Berliner Mietskasernen Entwicklung der Bebauung eines Grundstucks zur Mietskaserne BZ Berliner Zimmer Zilles Milljoh Circusspiele Klub Wedding Hinterhof 1952 Ab 1897 gab es Vorschriften fur grossere Innenhofe die sich nun zwei Nachbargrundstucke teilen mussten um einen Hof mit zwei Seitenflugeln zu verhindern Statt drei Viertel durften nun nur noch zwei Drittel des Grundstucks bebaut werden was immer noch eine sehr hohe Grundflachenzahl ergab Die Hauser ahnelten sich nun immer mehr Das typische funfgeschossige Vorderhaus besass im Erdgeschoss zwei Ladengeschafte daruber pro Etage zwei Wohnungen eine mit Berliner Zimmer Die Mietskaserne hatte nun 30 40 Wohnungen Die Vorderhauser wurden mit Fliesen und Stuck reich verziert Viertel fur das Burgertum Neben reprasentativen Vorderhausern wurden fur das Burgertum auch ganze Vorstadte angelegt wie das Lehel in Munchen Zudem entstanden auch einzelne Quartiere fur Besserverdienende innerhalb von Grunderzeitvierteln wie nach 1900 der Schillerkiez in Berlin Neukolln Er verfugt uber breite Alleen begrunte Platze und Hauser mit hohem Wohnkomfort mit Badern Balkons Erkern und grossen gemeinsamen begrunten Hinterhofen fur mehrere Hauser heute mit grossem Baumbestand Das Bayerische Viertel in den heutigen Berliner Ortsteilen Schoneberg und Wilmersdorf wurde zwischen 1900 und 1914 fur ein grossburgerliches Publikum errichtet und war Anziehungspunkt fur judische Burger Kunstler und Intellektuelle Albert Einstein Das Quartier mit Schmuckplatzen einem U Bahnhof und Hausern im suddeutschen Renaissancestil Alt Nurnberger Bauweise mit eleganten Fassaden bis zu 250 m grossen Wohnungen mit Empfangsraumen und Vorgarten wurde im letzten Krieg zu 75 zerstort Viertel fur das Burgertum Lehel in Munchen im Jahr 1904 Schillerkiez in Berlin Neukolln Bayerisches Viertel in den Berliner Ortsteilen Schoneberg und Wilmersdorf Westend in KopenhagenEckkneipen Fur Grunderzeitviertel sind Eckkneipen charakteristisch An den Eckhausern wurden meist die Ecken diagonal gekappt und im Erdgeschoss haufig auch im Sockelgeschoss Gaststatten untergebracht mit der Eingangsture in der Eck Diagonalen Die Eckkneipen wurden zum Inbegriff der Grunderzeitviertel besonders von Berlin Kreuzberg wo sie im Lied Kreuzberger Nachte von 1978 sogar besungen wurden denn in Eckkneipen geht es nun mal rund Das Lied avancierte schliesslich zur West Berliner Hymne Eckkneipen Hamburg St Pauli Kreuzung mit drei Eckkneipen 2012 Prag 2 Vinohrady Konigliche Weinberge typische Eckkneipe 2016Architektur Stuckaturen in Hamburg EimsbuttelWien Zweierlinie Mitte Klassizismus links Historismus rechts fruhe Moderne Als Grunderzeitstil wird im Gegensatz zum weitgefassten wirtschaftsgeschichtlichen Begriff Grunderzeit meist nur der Spathistorismus um die Jahrhundertwende zum 20 Jahrhundert bezeichnet Der weitaus vorherrschende Baustil in den Grunderzeitvierteln ist der Historismus seltener der Jugendstil Da die Begriffe Grunderzeitviertel und Historismus dem Volksmund nicht gelaufig sind werden sie von ihm ofters weniger zutreffend Jugendstilviertel genannt In den ersten Stadterweiterungen der Grunderzeit Mitte des 19 Jahrhunderts kommt noch der Klassizismus vor der von der Wiener Neorenaissance der Grunderzeit zu unterscheiden ist siehe auch Nationale Unterschiede Der Spatklassizismus lauft in den 1880er Jahren aus Das Burgertum das in der Grunderzeit reich geworden war wollte mit dem Historismus seine Reprasentationsbedurfnisse befriedigen Die spiegelten sich auch in den Fassaden wider mit reprasentativen Wohnungen in der Bel Etage 1 Obergeschoss Wahrend nach oben hin die Geschosshohen meist abnahmen und Balkons entfielen im Dachbereich schliesslich mit einfachen Wohnungen fur Personal und Dienstboten Die Rohbauten bestehen auch bei den reich verzierten Vorderhausern meist nur aus einfachen unstrukturierten Ziegelwanden aus denen hochstens Pfeiler vorspringen siehe auch Ziegelbohmen Ausbeutung der Arbeiterschaft Infolge des Baus der Wiener Grunderzeitviertel entstand der grosste weltweite Ziegelproduzent Wienerberger Die Fassaden wurden danach grossflachig mit Stuck uberzogen mit dem Gesimse Reliefs und Sichtmauerwerk durch Veredelung der Oberflache des Stucks nur vorgetauscht wurden Daneben gibt es Sichtmauerwerk mit Verblendern teilweise mit Luft Hohlraum als Warmedammung So entstanden prachtige sehr wirkungsvolle Fassaden in einer verhaltnismassig einfachen relativ preiswerten und bauphysikalisch guten Weise Scheingiebel tauschten noch prachtigere Fassaden vor und wurden auf der Ruckseite mit Ankern gegen Einsturz gesichert Wahrend hingegen die Fassaden an den Gebaude Ruckseiten meist sehr einfach ausgefuhrt wurden insbesondere zu den Hinterhofen Auf Reprasentation und Vorzeigen des eigenen Wohlstands wurde viel Wert gelegt bis hin zu einem Uberbietungswettbewerb Infolge der diffusionsoffenen einschaligen Massivbauweise ist die Gefahr der Durchnassung der Bauteile bzw der Bildung von Schimmelpilz sehr gering Auch bei starkem ausserlichen Verfall ist die Bausubstanz meist noch gut und die Hauser sind sanier bzw renovierbar So konnten die heruntergekommenen Grunderzeitviertel in den einstigen Ostblockstaaten aber auch in West Berlin oder Wien wieder im neuen Glanz erstrahlen und wurden zu einer ungeahnten architektonischen Bereicherung der Stadte Als Farbe auf Putzwanden wurde in Osterreich Ungarn Bayern und auch daruber hinaus ofters Habsburgergelb verwendet insbesondere bei offentlichen Gebauden Es wird bei denkmalgerechten Restaurierungen bis heute eingesetzt Eine architektonische Besonderheit besitzen die Grunderzeitviertel in Nurnberg und Furth mit ihren Sandsteinfassaden siehe Nurnberg und Furth Stadterweiterungen und Umbauten der GrunderzeitDeutsches Kaiserreich Berliner Hobrecht Plan Hauptartikel Hobrecht Plan Nordostlicher Bereich des Hobrecht PlansUbersichtskarte des Berliner Hobrecht Plan von 1862 Die preussische Hauptstadt wurde 1747 zur ersten deutschen Grossstadt was fur europaische Verhaltnisse spat war In der Grunderzeit holte Berlin jedoch im internationalen Vergleich stark auf und wurde 1877 Millionenstadt siehe auch Grosste Stadte der Welt am Ende der Grunderzeit Andererseits begann der planmassige Aufbau von Grunderzeitvierteln in Berlin fur deutsche Verhaltnisse fruh noch vor der deutschen Reichsgrundung 1871 in einem damals weithin provinziellen Deutschland Der Plan fur das stark wachsende Umfeld Berlins des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenne scheiterte da er nicht an die wirtschaftlichen Interessen der Grundbesitzer dachte Schliesslich trat 1862 der Bebauungsplan der Umgebungen Berlins in Kraft der ublicherweise nach seinem Hauptverfasser James Hobrecht als Hobrecht Plan bezeichnet wird Hobrecht strebte eine soziale Durchmischung an mit Burgertum im Vorderhaus und Arbeitern in Hinterhausern und Seitenflugeln mit kleinen Handwerksbetrieben in den Hinterhofen Die soziale Durchmischung fand statt jedoch wurden die Grundstucke von den Investoren viel zu dicht bebaut mit engen und feuchten Hinterhofen Es entstanden soziale Brennpunkte Mit der Reichsgrundung und dem Beginn der eigentlichen Grunderzeit setzte in Berlin und dessen Umfeld ein grosser Bauboom ein siehe Entstehung der Viertel und Bauboom Der Hobrecht Plan bildete fur 50 Jahre die Grundlage der Berliner Stadtentwicklung Leipzig Lindenau in Leipzig ist eines der grossten komplett erhaltenen Grunderzeitviertel Deutschlands Bild siehe Heutige west ostdeutsche Unterschiede Das Waldstrassenviertel gilt gar als eines der grossten geschlossen erhaltenen Grunderzeitviertel Europas und steht als Flachenarchitekturdenkmal unter besonderem Schutz Eine Leipziger Besonderheit ist die Lage von Grunderzeitvierteln mit ihren Industrie und Wohnbauten an Kanalen so auch in Lindenau und im benachbarten Plagwitz Leipziger Grunderzeitviertel erhalten Musikviertel Rossbachhaus 2010 Waldstrassenviertel Frankfurter Strasse heute Jahnallee um 1904 Gottsched strasse 1882 Plagwitz Kanal mit Loft wohnungen in ehemaliger Fabrik 2008 Die kurzen Anmerkungen in den Bildgalerien der Grunderzeitviertel erhalten bzw zerstort konnen nur die Gesamtsituation eines Viertels angeben insbesondere seines Kerngebiets Bei erhalten konnen einzelne Gebaude oder Randbereiche des Viertels im Krieg zerstort oder spater abgebrochen worden sein bei zerstort kann es sich umgekehrt verhalten Nahere Informationen dazu finden sich im Text der betreffenden Abschnitte Bild zu Plagwitz siehe auch DDR Zeit Dresden TK 25 Dresden 1910 Strukturiertes Strassennetz um das Stadtzentrum mit Grunderzeitvierteln und Villenkolonien Die sachsische Hauptstadt Dresden lag an zentraler Stelle zwischen den wichtigen Industrie und Bergbauregionen des Deutschen Kaiserreichs Sachsen und Schlesien siehe Deutsches Kaiserreich sowie Osterreich Ungarns mit Nordbohmen Sachsen wurde im Laufe des 19 Jahrhunderts zu einem der wohlhabendsten Bundesstaaten im Deutschen Reich Auch Dresden erfuhr eine breite Industrialisierung uber viele Branchen 1872 wurde die Dresdner Bank gegrundet und die Stadt erlebte in der Grunderzeit einen Bauboom Der im Luftangriff auf Dresden am 13 Februar 1945 vollig zerstorte Stadtbereich entsprach nahezu dem Gebiet des heutigen Stadtbezirks Altstadt zu dem neben anderen Vorstadten auch die Pirnaische Vorstadt gehort deren grunderzeitliche Bebauung komplett verloren ging Jedoch blieben die grunderzeitlichen Viertel und Villenkolonien ausserhalb dieses Stadtbezirks weitgehend oder vollstandig erhalten was allgemein wenig bekannt ist Der unmittelbar gegenuber der Altstadt auf der rechten nordlichen Seite der Elbe gelegene Stadtbezirk Neustadt wurde lediglich zu 10 zerstort Der hierzu gehorende Stadtteil Aussere Neustadt blieb als geschlossen bebautes Grunderzeitviertel erhalten Dresdner Grunderzeitviertel teilweise erhalten Pirnaische Vorstadt im Krieg komplett zerstort mit einstigem Kaiserpalast um 1910 Stadtbezirk Altstadt Leipziger Vorstadt nicht zerstort Haus zum Dt Ritter 2008 Stadtbezirk Neustadt Aussere Neustadt nicht zerstort Szeneviertel im Winter 2013 Stadtbezirk Neustadt Aussere Neustadt Eckhaus 2008 Bild zu Dresden Neustadt siehe auch Offentlicher Personennahverkehr Chemnitz Sonnenberg Hauptartikel Chemnitz Sonnenberg Die Einwohnerzahl von Chemnitz stieg Mitte des 19 Jahrhunderts stark an siehe hierzu Industrialisierung Ab den 1860er Jahren wurde der Sonnenberg bebaut wozu auch Hilbersdorfer Porphyr verwendet wurde Als im Zweiten Weltkrieg die Chemnitzer Innenstadt nahezu komplett zerstort wurde blieb die Grunderzeitbebauung am Sonnenberg unversehrt Mitte der 1980er Jahre wurden im sudlichen Teil des Viertels viele in der DDR dem Verfall preisgegebene Hauser durch Plattenbauten ersetzt Nach der Wende wurde der Sonnenberg zum Flachendenkmal erklart Trotzdem wurde im Rahmen des Stadtumbau Ost anfanglich weitere marode Altbausubstanz abgerissen was auf Kritik von Bewohnern und Fachleuten stiess Die Altbauten wurden weithin behutsam saniert Heute verfugt der Sonnenberg in seinem Kern uber eines der grossten luckenlos erhaltenen Grunderzeitviertel Deutschlands mit beeindruckenden Gebaudehohen in Berliner Dimensionen Chemnitz Sonnenberg erhalten Furstenstrasse Markusstrasse Lessingplatz Glockenstrasse Zur Anmerkung der Bildgalerie erhalten siehe Abschnitt Leipzig Bild zu Chemnitz Sonnenberg siehe auch Industrialisierung Hamburg Die Hamburger Grunderzeitviertel besitzen genauso wie andere Bauten der Stadt bereits nordwesteuropaische Pragung Ofters dominiert weisse Farbe Dichte Bebauung wurde kurz nach der Jahrhundertwende stark eingeschrankt Wohnungen um Wohnhofe Hinterhofe wurden verboten und die Geschosszahlen auf vier drei Obergeschosse und teilweise sogar nur auf drei Geschosse zwei Obergeschosse beschrankt siehe unterer Bebauungsplan Eimsbuttel Die Bauweise wurde dadurch auch bei den Hamburger Grunderzeitvierteln der nordlichen geografischen Lage mit niedrigerem Sonnenstand angepasst in der man traditionell niedriger baut Skandinavien England was im grunderzeitlichen Berlin ausser Acht blieb Hamburger Grunderzeitviertel teilweise erhalten Bebauungsplan von 1904 Eimsbuttel Bezirk Eimsbuttel Harvestehude Bezirk Eimsbuttel St Pauli Bezirk Hamburg Mitte Sternschanze Bezirk Altona Grunderzeitbebauung mit nur 3 Geschossen hinten 5 Geschosse Bild zu Hamburg St Georg siehe Heutige west ostdeutsche Unterschiede Bild zu Hamburg St Pauli siehe auch Eckkneipen und Bild zu Hamburg Eimsbuttel siehe auch Architektur Kolner Ringe Hauptartikel Kolner Ringe Die Kolner Ringe sind nicht mit dem Kolner Grungurtel zu verwechseln siehe Lagen in der Stadt Die Kolner Ringe bilden eine 7 1 2 Kilometer lange Folge von Ringstrassen die entlang der abgerissenen mittelalterlichen Stadtmauer halbkreisformig um die linksrheinische Altstadt fuhren Sie orientieren sich an der Pariser Stadtplanung und der Wiener Ringstrasse und wurden als Prachtboulevards angelegt Bild siehe Lagen in der Stadt Die Ringe bilden zudem die Erschliessungsstrassen fur die zusammen mit ihnen an ihrer Aussenseite geplanten Viertel die heutigen Stadtteile Neustadt Nord Bild siehe Stadtebau und Neustadt Sud Im Rahmen eines stadtebaulichen Wettbewerbes fur das riesige Gesamtprojekt im Jahre 1880 entfiel der erste Preis auf die Architekten Karl Henrici und Josef Stubben Stubben wurde 1881 als Kolner Stadtbaumeister eingesetzt Das in Deutschland beispiellose Grossprojekt wurde in zehn Bauabschnitte untergliedert wobei die einzelnen Abschnitte der Ringstrassen jeweils an Platzen mit ehemaligen Torburgen endeten von denen wichtige Ausfallstrassen ausgehen Die zehn Abschnitte Kette festlicher Raume wurden in unterschiedlicher Breite zwischen 32 und 114 Metern angelegt und von reprasentativen Gebauden gesaumt Durch diagonale Strassen entstanden die fur die Grunderzeitviertel typischen Sternplatze Stadttore Ring und Ausfallstrassen verbinden in einem zusammenhangenden Design Alt und Neustadt auf einzigartige Weise Ebenso wie die Kolner Altstadt wurden auch Ringstrassen und Neustadt im letzten Krieg stark zerstort und meist gesichtslos wieder aufgebaut Koln verlor die historische Bausubstanz seiner Prachtstrassen und Boulevards des 19 Jahrhunderts nahezu komplett in einem Umfang wie kaum eine andere europaische Stadt Die Kolner Ringe gerieten als Prachtstrassen weitgehend in Vergessenheit In neuerer Zeit entstand an den Kolner Ringen auch hochwertigere Architektur Bild siehe Gentrifizierung Kolner Ringe zerstort Plan zur Stadterweiterung Neustadt Nord 1883 Anlage des Kaiser Wilhelm Rings um 1886 Hohenstaufenring um 1886 Deutscher Ring um 1900 Chlodwigplatz von oben 2020 Zur Anmerkung der Bildgalerie zerstort siehe Abschnitt Leipzig Frankfurt am Main Bahnhofsviertel in Frankfurt a M Kaiserstrasse 1908 Frankfurt am Main besitzt in seinem historischen Aufbau nordlich des Mains eine klassische deutsche Stadtstruktur wie kaum eine andere Stadt Die Altstadt wird von Wallanlagen mit einer Ringstrasse umgeben um die sich die Grunderzeitviertel beidseitig einer zweiten Ringstrasse dem Alleenring gruppieren Innerhalb des Alleenrings liegen Bahnhofsviertel Bilder siehe Lagen in der Stadt und Nachkriegszeit Westend ehemaliges Villenviertel Nordend und Ostend ausserhalb des Alleenrings liegen Bockenheim und Bornheim Wahrend im Zweiten Weltkrieg die Altstadt vollstandig zerstort wurde blieben die Grunderzeitviertel weitgehend verschont Wiesbadener Ringstrasse Hauptartikel Ringstrasse Wiesbaden Wiesbaden gilt als Musterbeispiel des Historismus mit Boulevards die an Paris erinnern Die Stadt erlebte im Kaiserreich um 1900 seine Blutezeit als Weltbad Kaiser Wilhelm II weilte alljahrlich zur Kur und Wiesbaden zahlte die meisten Millionare Deutschlands Im Laufe der Grunderzeit gab es nahezu eine Verzehnfachung der Einwohnerzahl was eine umfangreiche Stadterweiterung notig machte von der die nahezu unzerstort gebliebene Stadt bis heute gepragt wird Fur die erwartete Entwicklung legte 1871 Stadtbaumeister Alexander Fach einen Bebauungsplan mit einer Ringstrasse vor Fach orientierte sich an der Wiener Ringstrasse den Kolner Ringen sowie an Dusseldorf und Dortmund Seine grosszugigen Planungen wurden ostlich des Kurviertels infolge des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nicht mehr verwirklicht Unter dem spateren Stadtbaumeister Felix Genzmer 1894 1903 wurden die Ringstrasse ausgebaut und neue Viertel angelegt Dichterviertel Rheingauviertel Feldherrenviertel mit herrschaftlichen Burgerwohnungen bis zu 200 m Stadterweiterung Wiesbaden erhalten Bebauungsplan von 1871 von Alexander Fach Kaiser Friedrich Ring 1907 Dichterviertel Rheingauviertel Zur Anmerkung der Bildgalerie erhalten siehe Abschnitt Leipzig Strassburg Hauptartikel Neustadt Strassburg Neustadt in Strassburg Bebauungsplan des Architekten Jean Geoffroy Conrath 1880 Neustadt ist ein Stadtteil von Strassburg dessen offizielle franzosische Bezeichnung ebenfalls Neustadt lautet Die Bebauung des Stadtteils erfolgte durch die deutschen Behorden unter Leitung des Strassburger Stadtbaumeisters Jean Geoffroy Conrath als Strassburg von 1871 bis 1918 Hauptstadt des Reichslandes Elsass Lothringen war Der Architekt Hermann Eggert konzipierte die kaiserliche Residenz das heutige Palais du Rhin sowie verschiedene Institute der Kaiser Wilhelm Universitat Der Plan der Neustadt richtet sich teilweise nach dem Vorbild der Pariser Boulevards unter Baron Haussmann Es handelt sich in Strassburg allerdings um keinen Stadtumbau wie in Paris der noch in der Zeit des Klassizismus erfolgte sondern um eine Stadterweiterung der Grunderzeit im Stil des Historismus siehe auch Nationale Unterschiede Das bebaute Stadtgebiet Strassburgs wurde durch die Erweiterung mehr als verdoppelt Zwischen 1870 und 1915 wuchs die Bevolkerung der Stadt von 80 000 auf 180 000 Einwohner Nurnberg In Nurnberg begunstigten die fruhe Ansiedlung handwerklicher Betriebe ausserhalb der Stadtmauer und die fruhe Anbindung der Stadt an das Eisenbahnnetz die Ansiedlung von Industriebetrieben Im Gegensatz zu anderen Stadten erfolgte keine Niederlegung der Stadtmauer Mit der Erweiterung des Stadtgebiets in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts entstand mit der Marienvorstadt das erste planmassig angelegte Viertel ausserhalb der Altstadt Spater entwickelten sich um die industriellen Betriebe und Bahnanlagen im Suden der Stadt ehemalige Dorfer wie Galgenhof Gostenhof oder St Leonhard zu urbanen Stadtteilen vorwiegend fur die Arbeiterschaft Nordlich der Altstadt entstanden fur wohlhabendere Burger gegen Ende des 19 Jahrhunderts weitere Grunderzeitviertel wie Garten hinter der Veste oder Garten bei Wohrd haufig mit Vorgarten Die grunderzeitliche Bebauung liegt meist innerhalb der Nurnberger Ringstrasse mit Ausnahme der Further Strasse mit durchgehender Bebauung bis Furth Eine Besonderheit bildet der Nurnberger Stil welcher auf den historischen Bautraditionen der Stadt grundet mit einem hohen Anteil an durchgangigen Sandsteinfassaden und gotisierenden Elementen In der Folge entstand auch im Jugendstil eine eigene Nurnberger Auspragung Durch die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg wurden einige Nurnberger Grunderzeitviertel nahezu komplett zerstort insbesondere die Marienvorstadt und grosse Teile der Sudstadt Nurnberger Grunderzeitviertel teilweise erhalten Altstadt und Stadterweiterungen 1903 Grunderzeitbebauung am Plarrer 1910 Zerstorungen Steinbuhls im Zweiten Weltkrieg 1945 Wieland strasse in St Johannis Nurnberger Jugendstil Garten hinter der Veste Further Hornschuchpromenade Hauptartikel Ensemble Hornschuchpromenade Konigswarterstrasse Furth Furth entwickelte sich in der Grunderzeit aus denselben Grunden wie das benachbarte Nurnberg zur Industriestadt Furth wurde im letzten Krieg kaum zerstort und besitzt eine weithin zusammenhangend erhaltene Grunderzeitbebauung wie ansonsten nur sehr wenige Stadte in Westdeutschland Typisch sind wie in Nurnberg und andernorts in Mittelfranken die Sandsteinfassaden Besonders hervor sticht das Ensemble Hornschuchpromenade Konigswarterstrasse zu dem noch weitere Strassen der Umgebung gehoren Es entstanden hier seit 1883 herrschaftliche Mietshauser im Historismus und im Jugendstil fur den Furth weithin bekannt ist Das Ensemble wurde mit Pariser Boulevards verglichen Bis heute ist hier der vornehmste Wohnbereich des wohlhabenden Burgertums der Handels und Industriestadt Furth anschaulich der in seiner fast luckenlos erhaltenen Geschlossenheit zudem eines der eindrucksvollsten grunderzeitlichen Stadtquartiere Bayerns und Deutschlands darstellt Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Furth Boulevards an Hornschuchpromenade erhalten Hornschuchpromenade Nr 1 und 2 ebd Nr 3 und 4 ebd Nr 25 Konigswarterstrasse Zahstrasse Zur Anmerkung der Bildgalerie erhalten siehe Abschnitt Leipzig Munchen Gartnerplatzviertel in Munchen im Stadtbezirk 2 Die Munchner Maxvorstadt Stadtbezirk 3 ist ein Sonderfall Sie wurde zur Zeit des Klassizismus in einem strengen schachbrettartigen Strassenraster angelegt aber abgesehen von den bekannten Prachtstrassen und reprasentativen Bauten am sudlichen und ostlichen Rand Brienner Strasse Ludwigstrasse und umliegende Platze erst spater in der Grunderzeit mit grossen Wohnhausern bebaut Wahrend es sich beim Lehel Stadtbezirk 1 Bild siehe Viertel fur das Burgertum der Ludwigsvorstadt Stadtbezirk 2 Bilder siehe Stadtebau und Heutige west ostdeutsche Unterschiede und der Isarvorstadt Stadtbezirk 2 um reine Grunderzeitviertel handelt Die Prinzregentenstrasse ist die einzige Munchner Prachtstrasse die ausschliesslich in der Grunderzeit bebaut wurde Einige Munchner Grunderzeitviertel wurden im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstort und in den 1950er Jahren gesichtslos wieder aufgebaut insbesondere die Maxvorstadt und das Bahnhofsviertel nordwestlicher Teil der Ludwigsvorstadt Heute besitzt Munchen abgesehen von einigen Strassenzugen und Hauserzeilen keine geschlossene Grunderzeitbebauung mehr Osterreich Ungarn Wiener Gurtel Hauptartikel Gurtel Wien Die Einwohnerzahl Wiens verdoppelte sich von 1870 bis 1910 von einer auf uber zwei Millionen und lag damit hoher als heute Bereits 1858 erteilte Kaiser Franz Joseph I den Auftrag eine Trasse fur eine Gurtelstrasse festzulegen als drittes Ringsegment nach der Ringstrasse Die Vorstadte wurden eingemeindet 1874 wurde Favoriten als neuer 10 Bezirk konstituiert und 1892 folgten weitere neue Bezirke entlang des Gurtels Die dorflichen Vorstadte mit Dorfplatzen und verwinkelten Gassen wurden abgebrochen und in den inneren und ausseren Bezirken wurde ein neues Strassenraster angelegt Der Wiener Gurtel ist von seiner Lage mit dem Frankfurter Alleenring vergleichbar siehe Frankfurt am Main Vorstadte um den Wiener Gurtel erhalten Stadtplan von 1900 Mit grunderzeitlichen Vorstadten sudlich des Gurtels im Aufbau in den Gemeindebezirken Favoriten X und Simmering XI Um 1900 Alt Wien muss weichen Zinshauser hinten ersetzen die alten Vorstadte Alsergrund IX Favoriten X Mariahilfer Gurtel Rudolfsheim Funfhaus XV Zur Anmerkung der Bildgalerie erhalten siehe Abschnitt Leipzig Bild zum Wiener Gurtel siehe auch Offentlicher Personennahverkehr Budapester Hauptstadtplanung 1872 wurde Budapest Hauptstadt der ungarischen Reichshalfte der Doppelmonarchie Osterreich Ungarn Die drei Urstadte Buda deutsch Ofen obuda Alt Ofen beide westlich der Donau und das ostlich der Donau gelegene Pest wurden vereinigt Vorausgegangen war 1870 die Grundung des Hauptstadtischen Rats fur offentliche Arbeiten der die bauliche und infrastrukturelle Entwicklung der Gesamtstadt koordinierte Infolge der neugegrundeten Doppelmonarchie erlebte Budapest einen grossen wirtschaftlichen Aufschwung Die Einwohnerzahl versiebenfachte sich zwischen 1840 und 1900 In der Blutezeit der Stadt fand die Jahrtausendfeier der Landnahme der Ungarn Millennium zusammen mit der Budapester Millenniumsausstellung 1896 statt Viele Grossprojekte wurden hierfur fertiggestellt und die erste U Bahn auf dem europaischen Kontinent Foldalatti eroffnet Bild siehe Offentlicher Personennahverkehr Die Habsburger hatten Mitte des 19 Jahrhunderts den Zusammenschluss der drei Stadte verhindert und nun wollte man das rivalisierende Wien nach Londoner Vorbild ubertrumpfen Parlamentsgebaude und U Bahn Die beruhmte Prachtstrasse Budapests Andrassy ut Andrassy Strasse wurde 1871 1876 auf Initiative des Magnats und Politikers Gyula Andrassy und dem einstigen Anfuhrer der Ungarischen Unabhangigkeitserhebung gegen Osterreich Lajos Kossuth angelegt Sie wurde zusammen mit der unter der Strasse verlaufenden Foldalatti 2002 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt Hauptstadtplanung in Pest erhalten Lipotvaros Terezvaros Leopoldstadt Theresienstadt V VI Bezirk 1912 Terezvaros Theresienstadt VI Bezirk 1896 Andrassy Strasse mit U Bahn Erzsebetvaros Elisabethstadt VII Bezirk 1894 Jozsefvaros Josefstadt VIII Bezirk 1971 Zur Anmerkung der Bildgalerie erhalten siehe Abschnitt Leipzig Prag Auch Prag erlebte als eine der drei Metropolen der Doppelmonarchie Osterreich Ungarn neben Wien und Budapest im 19 Jahrhundert ein enormes Wachstum Die ab dem 14 Jahrhundert errichtete Prager Neustadt wurde in der Grunderzeit weithin neu uberbaut Mit einem Schwerpunkt westlich vom Praha hlavni nadrazi Hauptbahnhof in der Unteren nordlichen Neustadt Nove Mesto Verwaltungsbezirk Prag 1 Grunderzeitbauten in der Unteren Prager Neustadt Prag 1 erhalten Opletalova 28 Bolzanova 1 Opletalova 34 Hybernska Hybernska Besonders hervorzuheben ist der sudliche Bereich der Oberen sudlichen Neustadt Nove Mesto Verwaltungsbezirk Prag 2 Hier entstand unweit der Moldau eine beeindruckende geschlossene sehr hohe Grunderzeitbebauung die vom grossen Reichtum der Doppelmonarchie zeugt Grunderzeitbauten in der Oberen Prager Neustadt Prag 2 erhalten Dittrichova 25 Gorazdova 11 Gorazdova 13 Gorazdova 20 Grosse Grunderzeitviertel entstanden in spater 1922 nach Prag eingemeindeten Orten Sie liegen auf der rechten ostlichen Seite der Moldau sudlich und sudostlich der Neustadt In einer planmassigen Stadterweiterung sudostlich des Wenzelsplatzes Mittelpunkt der Neustadt wurde ab Mitte des 19 Jahrhunderts die Vorstadt Vinohrady deutsch Konigliche Weinberge fur die obere Mittelschicht aufgebaut Wahrend sich die Mietshaussiedlung Zizkov Zischkaberg wegen relativ gunstiger Mieten und Zentrumsnahe seit dem Fall des Eisernen Vorhangs zu einem Zentrum der Prager Kunstler und Kneipenszene entwickelte Prager Grunderzeitviertel erhalten Vinohrady Konigliche Weinberge Prag 2 Vinohrady Zizkov Zischkaberg Prag 3 Nusle Nusl Prag 4 Zur Anmerkung der Bildgalerie erhalten siehe Abschnitt Leipzig Bilder zu Prag Vinohrady siehe auch Deutschsprachige und judische Oberschicht und Eckkneipen Olmutz Olmutz Javoricska Strasse am Smetana Park Das sehenswerte Grunderzeitviertel in Olmutz Mahren sudwestlich der Altstadt zwischen der Ringstrasse und dem Smetana Park besitzt eine hohe historistische Bebauung mit prachtigen Fassaden Schweiz Zurich Bahnhofstrasse Hauptartikel Bahnhofstrasse Zurich Zurich wurde im 19 Jahrhundert zur Grossstadt ausgebaut Zunachst beschrankte sich die Bautatigkeit meist auf unbebaute Gebiete In der zweiten Halfte des Jahrhunderts begann der Stadtumbau Grosse Bauperiode in der Altstadt im Bereich links westlich der Limmat der sogenannten Kleinen oder Minderen Stadt Der Bauingenieur und Politiker Arnold Burkli trieb die systematische Quartiererneuerung energisch voran 1858 beschloss der Stadtrat einen Wettbewerb auszuloben Das Kratzquartier sudlicher Bereich der Kleinen Stadt am Zurichsee wurde abgerissen und das Gelande durch eine See Aufschuttung vergrossert Die vollig neu angelegte Bahnhofstrasse verbindet seitdem den 1871 ausgebauten Hauptbahnhof mit dem Zurichsee Der Stadtumbau begann 1864 und war um 1900 abgeschlossen abgesehen von der erst 1919 errichteten Schweizerischen Nationalbank Die Bahnhofstrasse trennt die beiden heutigen Quartiere Lindenhof ostlich und City westlich der Strasse Lediglich im mittleren Bereich des Quartiers Lindenhofs zwischen dem namensgebenden Hugel Lindenhof und dem Fraumunster blieb die Altstadt erhalten Alle anderen Bereiche der beiden heutigen Quartiere wurden zu Vierteln im Stil des Historismus umgebaut Die Bahnhofstrasse wurde als Prachtstrasse nach Vorbild der Pariser Boulevards angelegt In den umgebauten Quartieren fand keine Gentrifizierung statt sondern die Bahnhofstrasse wurde von Anfang an als mondaner Boulevard geplant als Adresse fur Banken Grandhotels und Luxusgeschafte wofur sie schliesslich beruhmt wurde In neuerer Zeit verdrangten internationale Luxusmarken die Traditionsgeschafte ahnlich wie am in der Grunderzeit errichteten Kurfurstendamm in Berlin Die Zuricher Bahnhofstrasse wurde zu einer der teuersten und umsatzstarksten Strassen der Welt Bahnhofstrasse Zurich erhalten Kratzquartier am Zurichsee vor und nach dem Stadtumbau Untere nordliche Bahnhofstrasse Anfang der 1920er Jahre Obere sudliche Bahnhofstrasse Blick zum Zurichsee um 1900 Geschaftshaus Mercatorium erbaut 1904 und Hotel Pelikan Zur Anmerkung der Bildgalerie erhalten siehe Abschnitt LeipzigGrunderzeitviertel im Wandel der ZeitGenauso schnell wie sich der Aufbau der Grunderzeitviertel vollzog erlebten sie seit dem Zweiten Weltkrieg mehrere umfassende stadtebauliche und soziale Veranderungen und standen im politischen Rampenlicht wie keine anderen Bereiche der Stadte Zwischenkriegszeit Kurfurstendamm Berlin Charlottenburg 1934 Die Zwischenkriegszeit war fur die Grunderzeitviertel baulich gesehen weitgehend bedeutungslos Eine Ausnahme bildeten teuere Geschaftslagen an Boulevards an denen insbesondere im Berlin der sogenannten Goldenen Zwanziger Jahre und auch noch in den 1930er Jahren das Leben pulsierte In solchen Lagen wurden meist nur einzelne grunderzeitliche Bauten durch Geschaftshauser der Neuen Sachlichkeit ersetzt Nachkriegszeit Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden fur die autogerechte Stadt auch in Grunderzeitvierteln Baulinien zuruckgesetzt und breite Schneisen fur Ringstrassen durchgebrochen Infolge des Kriegs entstandene Baulucken mussten mit meist einem selten mehreren zusatzlichen Geschossen geschlossen werden um die gleiche Traufhohe wie bei Grunderzeitbauten mit ihren hohen Geschosshohen zu erreichen Zerstorte Gebaude wurden insbesondere in Westdeutschland als Folge des Wirtschaftswunders meist schnell bereits in den 1950er Jahren durch gesichtslose Hauser ersetzt weshalb dort stark zerstorte Grunderzeitviertel heute ein tristes Stadtbild besitzen Haufig wurden funf durch sechs Geschosse ersetzt mit funf Regelgeschossen die in historischer Zeit wegen unschoner Proportionen immer vermieden wurden Der Begriff Vorstadt war lange Zeit negativ besetzt als Ort billigen Wohnraums und zweitklassiger Vorstadtgeschafte Grunderzeitviertel fristeten vielerorts in der Nachkriegszeit ein Schattendasein bis schliesslich die Vorzuge ihrer Urbanitat und Zentrumsnahe entdeckt wurden siehe Gentrifizierung Nachkriegszeit Wiederaufbau im Jahr 1951 Berlin Prenzlauer Berg Zuruckgesetzte Baulinie fur autogerechte Stadt Hamburg Eimsbuttel 5 Geschosse alt 7 Geschosse neu Bahnhofsviertel Frankfurt a M 5 Geschosse alt Mitte 8 Geschosse neu links Budapest Belvaros Lipotvaros Innenstadt Leopoldstadt V BezirkMigranten Grunderzeitviertel wurden seit den 1960er Jahren wegen damals durchweg gunstiger Mieten zum bevorzugten Wohnort fur Gastarbeiter insbesondere aus der Turkei Gleichzeitig verliessen viele Deutsche diese Viertel weil sie ihren gehobenen Wohnanspruchen nicht mehr entsprachen infolge kam es zu einem Bevolkerungsaustausch Es entstanden turkische Viertel mit turkischen Geschaften Lokalen Vereinen und den sogenannten Hinterhofmoscheen besonders ausgepragt in West Berlin Kreuzberg Wedding und Neukolln In einer zweiten Zuzugswelle kamen etwa ab Ende des 20 Jahrhunderts Migranten mit den Schwerpunkten Balkanhalbinsel Vorderasien und Zentralasien hinzu Der Bevolkerungsanteil mit Migrationshintergrund stieg weiter an und tendierte hier in manchen Schulen gegen 90 z B die Rutlischule in Neukolln Es entstand eine weithin muslimisch gepragte Parallelgesellschaft mit niedrigerem Bildungsniveau und manche Grunderzeitviertel wurden zu Problemvierteln z B Neukolln Hauserkampf und Sanierungen Anfang der 1970er Jahre kam es in Auseinandersetzungen um Grundstucksspekulationen im Frankfurter Westend zu ersten Hauserkampfen Frankfurter Hauserkampf Im Laufe der 1970er Jahre wurden in Westdeutschland und West Berlin in Grunderzeitvierteln Flachensanierungen durchgefuhrt Darauf kam es in den 1980er Jahren zu Protestbewegungen In zum Abbruch freigegebenen Gebauden fanden insbesondere in Hamburg Hafenstrasse und West Berlin Hausbesetzungen statt Bei der Stadtplanung kam es auch unter dem Eindruck der Hausbesetzungen im Laufe der 1980er Jahre zum Umdenken hin zur Behutsamen Stadterneuerung der Grunderzeitviertel die nach der politischen Wende ausschliesslich in Ostdeutschland zur Anwendung kam Hauserkampf und Sanierungen Kompletter Abriss bei einer Flachensanierung Berlin Kreuzberg 1980 Hausbesetzer in Kreuzberg 1981 Hamburg Hafenstrassen Hauser 1989 Infolge einer Besetzung vor Abriss bewahrtes Haus Berlin Schoneberg 2013Wohnungsbesetzungen in der DDR Hauptartikel Wohnungsbesetzungen in der DDR Besetztes Haus Juni 1990 Berlin Prenzlauer Berg In der DDR standen staatseigene Hauser insbesondere in Grunderzeitvierteln ab den 1970er Jahren haufiger leer die zum Schwarzwohnen genutzt wurden Auch Angela Merkel wohnte Anfang der 1980er Jahre zwischenzeitig schwarz In den 80ern konnte sich hier eine Subkultur in einem kunstlerischen und studentischen Milieu entwickeln Als zur politischen Wende 1989 durch Ausreisen zusatzlicher Wohnraum frei wurde kam es zu weiteren Wohnungsbesetzungen Kiez Hauptartikel Kiez Seit den 1990er Jahren wurde der Begriff Kiez insbesondere in Berlin fur ein abgeschlossenes Wohnquartier popular vergleichbar mit dem Wiener Gratzl oder im weiteren Sinne auch mit dem Kolner Veedel Mit Kiez bezeichnete Quartiere sind nahezu immer im Krieg verschont gebliebene Grunderzeitviertel meist in Insellage der perforierten Stadte wodurch sich ein identitatsstiftendes Zugehorigkeitsgefuhl entwickelte Die Viertel waren bei Jugendlichen und Studenten als preiswerter Wohnort unweit von Innenstadten und Hochschulen seit Jahrzehnten beliebt und entwickelten sich insbesondere in Berlin auch gefordert durch den Mauerfall zu Szenevierteln Hauser im schlechteren baulichen Zustand und entsprechend niedrigen Mieten wurden zur typischen Wohnstatte der Alternative Szene Die Kieze mit ihrem Milieu sowie ihren Laden und Kneipen wurden wiederum insbesondere in Berlin schliesslich auch beim zuziehenden Burgertum beliebt und es kam zur Gentrifizierung In neuerer Zeit kam der Begriff Kiez in Deutschland in Mode und wird fur Stadtviertel aller Art benutzt In Dresden wurde ein Kiez sogar zu einer eigenen Republik ausgerufen Im bereits zur DDR Zeit entstandenen Szeneviertel Neustadt Bilder siehe Dresden wurde eine Woche vor der Wahrungsunion von 1990 als Gegenpol zur anbrechenden kapitalistischen Ara die Bunte Republik Neustadt BRN ausgerufen mit eigenem Pass eigener Verfassung und eigener Wahrung Minister fur Wehrkraftzersetzung und Unkultur wurden benannt und Schilder an den Zugangen zur Neustadt aufgestellt Sie betreten den demokratischen Sektor der bunten Republik Neustadt Gentrifizierung Hauptartikel Gentrifizierung Drei Epochen im Jahre 2022 links Grunderzeit Historismus rechts Nachkriegszeit Wiederaufbau Mitte Neubau mit Luxus Terrassenwohnungen auf dem Dach Hohenzollernring Neustadt Nord KolnKlausenerplatz Berlin Charlottenburg 2013 In neuerer Zeit kam es in manchen Grunderzeitvierteln in einer Kehrtwende gegenuber der Nachkriegszeit siehe Migranten wiederum zu einem Austausch ganzer Bevolkerungsgruppen Gentrifizierung Grunderzeitviertel wurden durch Stadtsanierungen und Spekulationsprojekte privater Bautrager baulich aufgewertet Innenbereiche der Hauserblocks wurden entkernt durch Abriss von Schuppen und unattraktiven Neben und Hinterhausern Es entstanden begehrte Wohnlagen die Mieten stiegen stark an und ein meist jungeres zahlungskraftiges Publikum zog zu In Berlin verdrangte in sanierten Vierteln ein zugezogenes Burgertum die alteingesessene Bevolkerung Das Klischee der Schwaben die vor allem dem Ortsteil Prenzlauer Berg zugeordnet wurden etablierte sich als Schlagwort dieser Entwicklung Die Herkunft der Schwaben muss dabei nicht mit der Region Schwaben ubereinstimmen Die Berliner Morgenpost ermittelte im Jahr 2016 dass Stuttgart nur auf Platz 12 der Stadte Rangliste der nach Berlin Zugezogenen kommt weit hinter Hamburg auf Platz 1 Da die Grunderzeitviertel mit ihrer meist innenstadtnahen Lage sehr gut vom offentlichen Personennahverkehr OPNV erschlossen sind siehe Offentlicher Personennahverkehr und zudem viele Wege zu Fuss oder mit dem Fahrrad bequem zu bewaltigen sind ist ein eigenes Auto nicht unbedingt notig Deshalb wurden die Quartiere auch zum bevorzugten Wohnort von Bevolkerungskreisen mit besonderer Affinitat zu Umweltschutz und OPNV zudem wegen des historischen Ambientes von Jungen Kreativen Siehe auch Schwaben in Berlin Im 21 Jahrhundert begann man gesichtslose Nachkriegsbauten durch neuere Architektur zu ersetzen wodurch interessante Gegensatze zum Historismus der Grunderzeit entstanden Grunderzeitviertel als modernes Leitbild Die Strukturen der Grunderzeitviertel wurden in neuerer Zeit sogar zum stadtebaulichen Leitbild als wichtiger Beitrag einer nachhaltigen Stadtentwicklung Stadtebauliches Leitbild der Grunderzeit und Jugendstilviertel ist die Nutzungsmischung von Wohnen Arbeiten und sonstigen Nichtwohnnutzungen Die Bebauungsdichte und die Nutzungsmischung gilt seit der Neuen Charta von Athen 2003 wieder als stadtebauliches Leitbild der europaischen Verbande fur Stadtplanung und Architektur Seit 2007 wurde dieses Leitbild der Nachhaltigen europaischen Stadt auch in der Leipzig Charta von den Bauministern Europas verabschiedet Dabei lassen sich Verkehrsstrome in der Stadt der kurzen Wege signifikant reduzieren Eine sog qualifizierte Dichte der Bebauung hilft dauerhaft Kosten zu sparen und preiswerten Wohnraum zu schaffen Unterschiede in West und OstdeutschlandDie Grunderzeitviertel in West und Ostdeutschland besitzen heute durch mehrere Grunde ein unterschiedliches Erscheinungsbild Wobei West Berlin eher ostdeutschen Verhaltnissen entspricht mit wahrend der deutschen Teilung stark vernachlassigten und danach sanft sanierten Grunderzeitvierteln da sich West Berlin von den teilweise flachendeckend zerstorten und modern wieder aufgebauten westdeutschen Grossstadten erheblich unterschied siehe z B Bild Berlin Kreuzberg am Artikelanfang Industrialisierung Im Deutschen Kaiserreich war neben dem Ruhrgebiet insbesondere Sachsen mit seinem Umfeld ein Schwerpunkt der Industrialisierung Grosser Reichtum entstand durch die Textilindustrie auch uber die sachsischen Grenzen hinaus z B in Gera und in Folge durch die Textilmaschinenbau und Maschinenbauindustrie Wovon heute noch prachtige Grunderzeitviertel auch in kleineren Stadten zeugen Deutsches Reich um 1890 Bodenschatze und Industrie mit einem Schwerpunkt in Sachsen 1870 gegrundete Sachsische Maschinenfabrik in Chemnitz um 1905 Grunderzeitviertel Sonnenberg in Chemnitz 2014 Werkzeugmaschinenfabriken in Deutschland im Jahre 1846 Raum Chemnitz Zwickau ca 135 Fabriken Dresden ca 60 Fabriken Berlin 38 Fabriken Leipzig 18 Fabriken Koln ca 5 Fabriken Mittelfranken ca 5 Fabriken Durch den grossen Reichtum in Mitteldeutschland wurden neben neuen Grunderzeitvierteln am Rande der damaligen Stadte zudem mancherorts die mittelalterlichen Altstadte nahezu komplett abgebrochen und im Stil der Grunderzeit neu erbaut wie beispielsweise in Halle Saale oder auch der Kleinstadt Greiz Zudem entstanden in Sachsen und im naheren Umland uberdurchschnittlich viele Fabrikanlagen im historistischen Stil der Grunderzeit die auch in Form von Schlossern und Burgen zum Teil mit Parks angelegt wurden An den Randern dieser Stadte zeugen viele Villen vom einstigen Reichtum Die Bauten wurden in der DDR Zeit weitgehend vernachlassigt und im Aufbau Ost vielfach durch Forderprogramme behutsam saniert wodurch durch Industrie und Grunderzeit gepragte Stadte weit uber die Altstadt hinaus zu Sehenswurdigkeiten wurden z B Leipzig Gorlitz Zweiter Weltkrieg Westliches Grunderzeitviertel in Schweinfurt nach einem Bombenangriff Im Zweiten Weltkrieg wurden die Grunderzeitviertel infolge ihrer Lage nahe an Innenstadten Bahnhofen oder der Industrie insbesondere in Westdeutschland relativ stark zerstort In Berlin konnte trotz vieler Angriffe aufgrund der Grosse der Stadt und Topografie kein Feuersturm entfacht werden So kam es hier zu teilweise sehr starker aber nicht flachendeckender Zerstorung weshalb eine enorme Bausubstanz aus der Grunderzeit erhalten blieb wie sie kaum eine andere Stadt aufweisen kann am ehesten Wien und Leipzig Im damaligen Mittel bzw heutigen Ostdeutschland blieb aufgrund beschrankter Reichweiten der alliierten Bomber bzw hoherer Risiken durch langere Anfluge wesentlich mehr historische Bausubstanz erhalten als in Westdeutschland mit Ausnahmen wie Dresden Chemnitz Magdeburg und Frankfurt Oder Nahezu komplett wurden in Ostdeutschland lediglich Zerbst und Dessau zerstort letzteres aufgrund der Junkers Flugzeug und Motorenwerke Hingegen wurden in Westdeutschland zahlreiche grossere und auch kleinere Stadte nahezu flachendeckend zerstort insbesondere Stadte in Nordrhein Westfalen aber auch daruber hinaus Hildesheim Kassel Hanau Darmstadt Mannheim Ludwigshafen am Rhein Pforzheim Friedrichshafen Heilbronn Wurzburg und andere bis hin zu kleineren Stadten wie Crailsheim Beispielsweise gilt Bonn als eine der wenigen Stadte im Westen die noch grossflachig weitgehend erhaltene Grunderzeitviertel insbesondere die Sud und Weststadt die zusammen sogar als eines der grossten erhaltenen und zusammenhangenden Viertel in Deutschland gelten bewahren konnte wenngleich es beinahe 100 seiner mittelalterlichen Altstadt einbussen musste Zeit danach Westdeutschland Im Westen wurden die Kriegsbaulucken meist rasch bereits in den 1950er Jahren geschlossen siehe Nachkriegszeit In der Nachkriegszeit wurden historische Fassaden ofters purifiziert der Stuck wurde abgeschlagen und Holz Sprossenfenster durch neue industriell gefertigte Fenster Alu Kunststoff ersetzt gleiches geschah haufig bei Geschaftsraumen oder Gaststatten in den Erdgeschossen Ausstattungen mit liebevollen handwerklichen Details Gelander Gitter Jugendstil Eisenstutzen wichen Industrieware aus dem Katalog Schliesslich verloren vielerorts noch erhaltene Fassaden ihren historischen Charakter durch die Anbringung von Warmedammung Als schliesslich ein Umdenken einsetzte zur Warmedammung erst in neuester Zeit war die historische Bausubstanz meist weitgehend verloren Ostdeutschland DDR Zeit und Berlin Friedrichshain 1991Vernachlassigte Grunderzeitviertel in DDR Zeit Leipzig Plagwitz 1989 In der DDR wurden neben den Altstadten auch die Grunderzeitviertel vernachlassigt und fristeten ein Schattendasein mit wenigen Ausnahmen wie Rekonstruktionen im Kollwitzkiez zur 750 Jahr Feier Berlins Anstelle aufwendiger und teurer Wohnungssanierungen in den Innenstadten wurde an den Stadtrandern in Grosssiedlungen mit Plattenbauten preisgunstigerer neuer Wohnraum zeitgemassen Standards geschaffen Aufgrund der Mangelwirtschaft in der DDR blieb den Grunderzeitvierteln die Purifizierung erspart Infolge der politischen Wende wurden sie gerade noch vor dem Verfall gerettet bzw vor grossflachigen Abbruchplanen bewahrt In Leipzig wurde in Folge der 1 Leipziger Volksbaukonferenz im Januar 1990 ein Abriss Stopp durchgesetzt Aufbau Ost Im Aufbau Ost wurden in Stadtsanierungsprogrammen neben den mittelalterlichen Stadtkernen auch die Grunderzeitviertel umfassend gefordert fur eine behutsame Stadterneuerung Hauser aus der Grunderzeit wie auch aus anderen Epochen wurden nicht nur saniert sondern bei Bedarf auch teilrekonstruiert Entscheidend fur das Gelingen der Sanierungen waren auch die gut ausgebildeten ostdeutschen Bauhandwerker die auch im Westen begehrt waren Sie hatten zudem gelernt mit der DDR Mangelwirtschaft umzugehen zu improvisieren und vorhandene Baustoffe und Teile so weit wie moglich wieder zu verwenden was fur authentische Sanierungen historischer Bauten von grosster Bedeutung ist Durch das Zusammenspiel dieser Faktoren siehe auch Zweiter Weltkrieg gilt der Aufbau Ost unbestritten im Bereich der Stadtsanierungen als gelungen Die historische Bausubstanz ist heute in den ostdeutschen Grunderzeitvierteln wesentlich besser sichtbar als im Westen Vollstandig erhaltene Grunderzeitviertel gibt es im Westen nirgends mehr Diese Entwicklung wurde im Zusammenhang mit moderaten Mieten auch zu einem Standortfaktor fur Ostdeutschland Heutige west ostdeutsche Unterschiede Westdeutschland Munchen Ludwigsvorstadt Typisches westdeutsches Grunderzeitviertel Mischung aus Grunderzeit und Nachkriegs hausern mit vielen Eingriffen in die historische Bausubstanz 2014 Westdeutschland Hamburg St Georg Komplett erhaltene Hauserzeile aus der Grunderzeit mit vielen Eingriffen aber Hamburger Flair 2011 Ostdeutschland Typisches ostdeutsches Grunderzeitviertel Behutsame Stadterneuerung ehemalige Frauen und Reichenbacher Vorstadt Innenstadt von Gorlitz 2011 Ostdeutschland Leipzig Lindenau links gut erhaltenes Haus Mitte behutsam saniert rechts totsaniertes Haus in Ostdeutschland selten 2021EinzelnachweiseBerlin de Das offizielle Hauptstadtportal Prenzlauer Berg Abgerufen am 20 Juni 2022 Kulturburo Gorlitz Das Wunder von Gorlitz Auferstanden aus Ruinen Abgerufen am 20 Juni 2022 rail cc Szeneviertel Aussere Neustadt Dresden Abgerufen am 20 Juni 2022 sdg21 Jugendstil und Grunderzeit Quartier in Bonn Abgerufen am 20 Juni 2022 Wohnrechtliche Blatter Grunderzeitviertel oder Nicht mehr Grunderzeitviertel Abgerufen am 4 April 2022 Johann Friedrich Geist Klaus Kurvers Das Berliner Mietshaus 1862 1945 Munchen 1984 S 318 ff online siehe Darstellung in Kollwitz52 de Karl R Stadler Victor Adler In Walter Pollak Hrsg Tausend Jahre Osterreich Eine Biographische Chronik Band 3 Der Parlamentarismus und die beiden Republiken Verlag Jugend und Volk Wien 1974 ISBN 3 7141 6523 1 S 50 60 hier S 57 ORF at Viel Elend fur den Glanz Abgerufen am 17 Mai 2022 Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2021 S 62 Abgerufen am 25 April 2022 Denkmale in Rixdorf Schillerpromenade Neukolln im Netz Stephan Brandt Die Charlottenburger Altstadt Sutton Erfurt 2011 ISBN 978 3 86680 861 4 S 7 f nordbayern de Dresden kann auch Kiez Abgerufen am 27 Mai 2022 Hans Joachim Volse Koln 2008 S 18 Peter Fuchs Hrsg Chronik zur Geschichte der Stadt Koln Band 2 1991 S 158 Christa Veigl Hrsg Stadtraum Gurtel Wien Natur Kultur Politik Promedia Wien 1999 ISBN 3 85371 154 5 S 33 36 budapest com Geschichte von Budapest Abgerufen am 23 April 2022 Tages Anzeiger vom 20 November 2010 Angela Merkel outet sich als Hausbesetzerin In Focus Online Abgerufen am 4 April 2022 Bundeszentrale fur politische Bildung Sommer 1989 Die grosse Flucht aus der DDR bpb Abgerufen am 4 April 2022 Dominik Furst Die Schwabisierung Berlins als Mythos entlarvt In Suddeutsche Zeitung 21 Januar 2016 abgerufen am 15 September 2022 Denkmalschutz und Denkmalpflege im Freistaat Sachsen PDF Abgerufen am 28 Marz 2022 Hans J Naumann u a Hrsg Werkzeugmaschinenbau in Sachsen von den Anfangen bis zur Gegenwart Chemnitz 2003

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