Klassifikation nach ICD 10E78 0 Reine Hypercholesterinämie 02 BEZEICHNUNG 03 BEZEICHNUNG 04 BEZEICHNUNG 05 BEZEICHNUNG 0
Hypercholesterinämie

Klassifikation nach ICD-10 | |
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E78.0 | Reine Hypercholesterinämie |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Unter Hypercholesterinämie versteht man einen zu hohen Cholesterinspiegel im Blut. In der Literatur wird es auch in manchen Fällen gleichbedeutend mit Hyperlipoproteinämie verwendet. Das sehr viel seltenere Gegenteil mit abnormal erniedrigtem Cholesterinspiegel wird als Hypocholesterinämie bezeichnet.
Im Allgemeinen wird ab einem Gesamtcholesterin im Blut von 200 mg/dl, dem zurzeit empfohlenen Grenzwert, von einer Hypercholesterinämie gesprochen. Abhängig von der Bestimmungsmethode wird das Blut bei Nüchternheit (12 Stunden nach der letzten Mahlzeit) oder auch bei nicht nüchternen Patienten untersucht. Die Hypercholesterinämie wird als relevanter Risikofaktor insbesondere für Arteriosklerose betrachtet. Eine wesentliche Rolle für den Wert als eigenständiger Risikofaktor kommt dabei der ergänzenden Bestimmung der Unterkategorien HDL und LDL zu. Die Empfehlungen zu den Ober-, aber auch Untergrenzen der Messwerte im Hinblick auf die Risikokonstellation wurden in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund neuer Studienergebnisse mehrmals angepasst. Sie sind zudem abhängig von ergänzend vorhandenen Risikofaktoren sowie dem Alter und Vorerkrankungen betroffener Patienten. In Europa werden zum Beispiel die Leitlinien der European Society of Cardiology (Europäische Fachgesellschaft für Kardiologie), abgekürzt ESC und der European Atherosclerosis Society (Europäische Atherosklerosegesellschaft), abgekürzt EAS zur Behandlung einer Dyslipidämie angewandt. Diese beschreiben die Risikofaktoren, Risikoeinschätzung und Behandlungsmöglichkeiten einer Hypercholesterinämie.
2019 hat die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie die Leitlinie der ESC weitgehend übernommen.
Ursachen
Es gibt vielerlei Ursachen eines erhöhten Cholesterinspiegels im Blut: erbliche Erkrankungen, aber auch Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Bauchspeicheldrüsenentzündung, nephrotisches Syndrom, gewisse Lebererkrankungen, Übergewicht, Alkoholismus, Schwangerschaft, die Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel Verhütungsmittel, Kortikosteroide und antiretrovirale Wirkstoffe bei HIV-Therapie) und Essstörungen. Hohe Cholesterin-Aufnahme über die Nahrung kann den LDL-C-Wert steigern.
Bedeutung als Risikofaktor
Die Hypercholesterinämie gilt als ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder periphere arterielle Verschlusskrankheit. Die anzustrebenden Zielwerte sind abhängig vom Vorhandensein weiterer Risikofaktoren und Vorerkrankungen. Allgemein sollte bei einem Gesamtcholesterinspiegel im Blut von über 200 mg/dl eine weitere Aufschlüsselung in LDL- (Low Density Lipoprotein) und HDL- (High Density Lipoprotein) Cholesterin erfolgen, da das LDL-Cholesterin als Risikofaktor gilt (in der Laiensprache als „schlechtes Cholesterin“ bekannt). HDL-Cholesterin wird manchmal als „gutes Cholesterin“ bezeichnet.
Prävention kardiovaskulärer Ereignisse
Besondere Bedeutung kommt der Hypercholesterinämie als Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse zu (z. B. Herzinfarkt), sowohl bei jüngeren als auch älteren Erwachsenen. Ziel ist hier, in Abhängigkeit von anderen Risikofaktoren und bereits stattgehabten Ereignissen (SCORE), eine Absenkung des LDL-Cholesterins um mehr als 50 % bzw. Erreichen eines Zielwertes von 116 mg/dl bis unter 55 mg/dl.
Schlaganfall
Eine medikamentöse Lipidsenkung ist bei der Primärprävention vom LDL-Wert und individuellem Risikoprofil abhängig zu machen. Bestehen keine zusätzlichen Risikoindikatoren sollte der LDL-Wert unter 130 mg/dl liegen (oder therapeutisch unter diesen Wert gebracht werden). Liegen ein Diabetes mellitus, ein erhöhtes vaskuläres Risiko oder eine KHK vor, sollte er unter 100 mg/dl liegen, und bei Höchstrisikopatienten sogar unter 70 mg/dL. Dieser Wert gilt auch als Risikofaktor für eine Subarachnoidalblutung.
Nach erlittenem Schlaganfall und Hinweisen für eine manifeste Atherosklerose gibt es laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie Evidenz für einen niedrigen LDL-Zielwert. So sei eine intensive LDL-C-Senkung (Sekundärprävention) auf Werte < 70 mg/dl einer moderaten LDL-C-Senkung unter 100 mg/dl überlegen (Konsensstärke: 88,8 % in 2022).
Aneurysmen
Die Hypercholesterinämie wird als „minor Risk factor“ für die Entstehung von Bauchaorten- und Beckenarterienaneurysmen eingestuft.
Demenz
Im mittleren Lebensalter (40–65 Jahre) kann durch Absenkung eines erhöhten LDL-Cholesterins das Risiko für Demenz um 7 % reduziert werden. Hierbei ist die Senkung des LDL-Cholesterin mit Medikamenten aus der Gruppe der Statine mit einem verminderten Risiko dementieller Veränderungen aus allen Gründen und der Alzheimer-Erkrankung assoziiert.
Weitere Bedeutung
Die Hypercholesterinämie gilt als relative Kontraindikation für den Einsatz von Ovulationshemmern. Für die ketogene Diät (kohlenhydratarme, energie- und proteinbilanzierte sowie extrem fettreiche Diät – imitiert den metabolischen Zustand des Fastens) gilt die Hypercholesterinämie als Kontraindikation.
Behandlung
Vorrangige Maßnahmen sind Gewichtsreduktion und sportliche Aktivität. Begleitend können eine cholesterinarme, fettreduzierte, kalorienangepasste und ballaststoffreiche Diät hilfreich sein.
In Interventionsstudien wurde untersucht, ob eine Umstellung auf eine vegetarische/vegane Ernährung geringere Cholesterinspiegel mit sich bringt. Ein Review von 14 Interventionsstudien kommt zu dem Schluss, dass sich der LDL-Spiegel bei vegetarischer Ernährung um 10–15 % verringert, bei veganer um 15–25 %. Eine Meta-Analyse aus 30 Beobachtungs- und 19 Interventionsstudien bestätigt diese Beobachtung und kommt zu dem Schluss, dass vegane Kostformen den größten Effekt zeigen. Die Lebensstilmedizin von bspw. Dean Ornish, Caldwell Esselstyn, Neal D. Barnard oder John McDougall macht sich diesen Effekt in der Behandlung zunutze.
Reduziert sich der Cholesterinspiegel trotz dieser Maßnahmen nicht ausreichend, kann eine zusätzliche medikamentöse Behandlung mittels Statinen notwendig werden. Wie stark der Cholesterinspiegel gesenkt werden soll, ist von den oben genannten individuellen Faktoren abhängig und wird in den ESC/EAS-Leitlinien genau erläutert.
Zur Senkung kommen sogenannte CSE-Hemmer (Cholesterin-Synthese-Enzym-Hemmer) vom Typ der HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren in Frage, die zur Verminderung des LDL-Cholesterins führen, indem sie unter anderem dessen Neubildung in der Leber hemmen. Diese Arzneistoffe sind als Statine bekannt. Weitere LDL-senkende Medikamente sind die Austauschharze (Colestyramin, Colesevelam). Des Weiteren gibt es die Wirkstoffgruppen der Fibrate und Nikotinsäurederivate, die aber in der Praxis nach den neueren Studien an Bedeutung verloren haben. [ESC Leitlinie] Nikotinsäurederivate sind sogar in den meisten Ländern nicht mehr zugelassen. Zudem gibt es auch Ezetimib, ein selektiver Cholesterinresorptionshemmer, der nach den ESC/EAS-Leitlinien als Zweitlinien- oder Kombinationstherapie zur zusätzlichen LDL-Cholesterin-Senkung angewandt werden kann. Für therapieresistente Fälle mit hohem kardiovaskulärem Risiko oder bei einer erblich bedingten Störung des Fettstoffwechsels stehen seit Ende 2015 zwei vollhumane Antikörper gegen das Protein Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 zur Verfügung, die PCSK9-Hemmer Alirocumab und Evolocumab. Sie senken das LDL-Cholesterin um durchschnittlich 57 %. Als Ultima Ratio kann bei progredienter kardiovaskulärer Erkrankung unter maximaler lipidsenkender Therapie auch die LDL-Apherese eingesetzt werden. Eine US-Studie der Georgetown University ergab, dass mit oder ohne der gemeinsamen Einnahme von Traubenkernextrakt zu einer Senkung des Cholesterinspiegels führen kann.
Kritik über Therapieziele
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) übt Kritik und stellt 2023 die Frage „Lipidtherapie: „Je niedriger desto besser“ – und was nützt das den Patienten?“ Die AkdÄ unterbreitet ihren eigenen Leitfaden zur Cholesterinsenkung.
Prävention kardiovaskulärer Ereignisse
Eine Reduktion der Rate kardiovaskulärer Ereignisse durch Verminderung einer bestehenden Hypercholesterinämie konnte in verschiedenen Altersgruppen festgestellt werden und auch bei Patienten mit Typ II Diabetes mellitus.
Die Bundesärztekammer (BÄK) erklärt in einer Patienteninformation zur Frage „Ich habe Diabetes, aber keine Herz-Kreislauf-Erkrankung: Brauche ich ein Statin?“, dass sich ein Teil der Herzinfarkte und Schlaganfälle durch Statine verhindern lässt: Wenn 1000 Menschen mit Diabetes (aber ohne Herz-Kreislauf-Erkrankung) 4 Jahre lang ein Statin einnehmen, gibt es 8 Todesfälle weniger, 9 Schlaganfälle weniger und 12 Herzinfarkte weniger.
Primärprävention des Schlaganfalls
Der Nutzen von Statinen ist für Hochrisikopatienten insbesondere zur Vorbeugung einer Atherothrombose statistisch belegt und wird daher auch für diese Gruppe von Patienten empfohlen.
Sekundärprävention des Schlaganfalls
Nach einem ischämischen Schlaganfall wird eine Statintherapie auch bei normalem Cholesterinspiegel empfohlen.
Weblinks
Einzelnachweise
- Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke – Teil 1: Plättchenhemmer, Vorhofflimmern, Hypercholesterinämie und Hypertonie. (PDF 4,75 MB);
Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke – Teil 2: Lebensstil, arterielle Stenosen, andere Antithrombotika-Indikationen, Hormone, Diabetes mellitus, Schlafapnoe. (PDF 4,88 MB); Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), 4. Juli 2022; abgerufen am 2. Februar 2024 - Pocket-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien (Version 2019). (PDF; 8 MB) Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (2020) ESC/EAS Pocket Guidelines. Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien, Version 2019. Börm Bruckmeier Verlag, Grünwald, ISBN 978-3-89862-995-9. Kurzfassung der „2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk“. European Heart Journal, 2019 (englisch); doi:10.1093/eurheartj/ehz455; academic.oup.com (PDF; 2,4 MB); abgerufen am 2. Februar 2024
- Oliver Weingärtner: Kommentar zu den Leitlinien (2019) der ESC/EAS zur Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien. (PDF; 822 kB) In: Kardiologe, 2020, 14, S. 256–266; doi:10.1007/s12181-020-00399-9, 9. Juni 2020; abgerufen am 3. Februar 2024.
- leitlinien.dgk.org
- S1-Leitlinie Empfehlungen zur antiretroviralen Therapie bei HIV-infizierten Kindern. In: AWMF online
- S1-Leitlinie Essstörungen. In: AWMF online
- Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen bei Diabetes mellitus. (PDF; 1,2 MB) awmf.org
- Entwicklungsstufe-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter der Deutschen Diabetes Gesellschaft. In: AWMF online (Stand 2018)
- 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk. In: European Society of Cardiology / European Atherosclerosis Society (Hrsg.): European Heart Journal. Band 41, Nr. 1, 1. Januar 2020, ISSN 0195-668X, S. 111–188, doi:10.1093/eurheartj/ehz455 (oup.com [abgerufen am 4. August 2024]).
- S1-Leitlinie Subarachnoidalblutung. In: AWMF online
- Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke – Teil 1: Plättchenhemmer, Vorhofflimmern, Hypercholesterinämie und Hypertonie (PDF; 4,8 MB) Herausgeber: Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), Leitlinie AWMF-Registernummer: 030/113, 20.05.2022, (PDF 4,75 MB). Abgerufen am 29. März 2024
- S2-Leitlinie Abdominelles Aortenaneurysma (AAA). In: AWMF online
- Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet standing Commission. In: The Lancet Commission (Hrsg.): The Lancet. 31. Juli 2024, doi:10.1016/S0140-6736(24)01296-0 (elsevier.com [abgerufen am 4. August 2024]).
- S1-Leitlinie Empfängnisverhütung. In: AWMF online
- S1-Leitlinie Ketogene Diät. In: AWMF online
- S1-Leitlinie Primär- und Sekundärprävention der zerebralen Ischämie. In: AWMF online
- Claus Leitzmann, Markus Keller: Vegetarische und vegane Ernährung. 4., überarbeitete Auflage. UTB, 2020, ISBN 978-3-8252-5023-2, S. 165.
- Claus Leitzmann, Markus Keller: Vegetarische und vegane Ernährung. 4., überarbeitete Auflage. UTB, 2020, ISBN 978-3-8252-5023-2, S. 167.
- M. J. Lipinski, U. Benedetto, R. O. Escarcega u. a.: The impact of proprotein convertase subtilisin-kexin type 9 serine protease inhibitors on lipid levels and outcomes in patients with primary hypercholesterolaemia: a network meta-analysis. In: Eur. Heart J. 2015, doi:10.1093/eurheartj/ehv563, PMID 26578202.
- Effects of niacin-bound chromium and grape seed proanthocyanidin extract on the lipid profile of hypercholesterolemic subjects: a pilot study. PMID 11508317 (englisch).
- Michael Zieschang: Lipidtherapie: „Je niedriger desto besser“ – und was nützt das den Patienten? (PDF; 93 kB) In: Arzneiverordnung in der Praxis, Ausgabe 1/2023, Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Bundesärztekammer; abgerufen am 15. Januar 2024.
- Leitfaden „Medikamentöse Cholesterinsenkung zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse“. 1. Auflage, Version 2.0 (Juli 2023). Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), Bundesärztekammer, abgerufen am 22. Januar 2024
- Information der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft für Patientinnen und Patienten. (PDF) Bundesärztekammer 2023. Informationsblatt für Patientinnen und Patienten basierend auf dem Leitfaden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Medikamentöse Cholesterinsenkung zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse. akdae.de (PDF; 61 kB) Stand 22. Februar 2024. 1. Auflage, Version 2.0. Berlin, Juli 202; abgerufen am 20. Februar 2024
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Klassifikation nach ICD 10E78 0 Reine Hypercholesterinamie 02 BEZEICHNUNG 03 BEZEICHNUNG 04 BEZEICHNUNG 05 BEZEICHNUNG 06 BEZEICHNUNG 07 BEZEICHNUNG 08 BEZEICHNUNG 09 BEZEICHNUNG 10 BEZEICHNUNG 11 BEZEICHNUNG 12 BEZEICHNUNG 13 BEZEICHNUNG 14 BEZEICHNUNG 15 BEZEICHNUNG 16 BEZEICHNUNG 17 BEZEICHNUNG 18 BEZEICHNUNG 19 BEZEICHNUNG 20 BEZEICHNUNG Vorlage Infobox ICD Wartung 21BEZEICHNUNG ICD 10 online WHO Version 2019 Unter Hypercholesterinamie versteht man einen zu hohen Cholesterinspiegel im Blut In der Literatur wird es auch in manchen Fallen gleichbedeutend mit Hyperlipoproteinamie verwendet Das sehr viel seltenere Gegenteil mit abnormal erniedrigtem Cholesterinspiegel wird als Hypocholesterinamie bezeichnet Im Allgemeinen wird ab einem Gesamtcholesterin im Blut von 200 mg dl dem zurzeit empfohlenen Grenzwert von einer Hypercholesterinamie gesprochen Abhangig von der Bestimmungsmethode wird das Blut bei Nuchternheit 12 Stunden nach der letzten Mahlzeit oder auch bei nicht nuchternen Patienten untersucht Die Hypercholesterinamie wird als relevanter Risikofaktor insbesondere fur Arteriosklerose betrachtet Eine wesentliche Rolle fur den Wert als eigenstandiger Risikofaktor kommt dabei der erganzenden Bestimmung der Unterkategorien HDL und LDL zu Die Empfehlungen zu den Ober aber auch Untergrenzen der Messwerte im Hinblick auf die Risikokonstellation wurden in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund neuer Studienergebnisse mehrmals angepasst Sie sind zudem abhangig von erganzend vorhandenen Risikofaktoren sowie dem Alter und Vorerkrankungen betroffener Patienten In Europa werden zum Beispiel die Leitlinien der European Society of Cardiology Europaische Fachgesellschaft fur Kardiologie abgekurzt ESC und der European Atherosclerosis Society Europaische Atherosklerosegesellschaft abgekurzt EAS zur Behandlung einer Dyslipidamie angewandt Diese beschreiben die Risikofaktoren Risikoeinschatzung und Behandlungsmoglichkeiten einer Hypercholesterinamie 2019 hat die Deutsche Gesellschaft fur Kardiologie die Leitlinie der ESC weitgehend ubernommen UrsachenEs gibt vielerlei Ursachen eines erhohten Cholesterinspiegels im Blut erbliche Erkrankungen aber auch Diabetes Schilddrusenunterfunktion Bauchspeicheldrusenentzundung nephrotisches Syndrom gewisse Lebererkrankungen Ubergewicht Alkoholismus Schwangerschaft die Einnahme bestimmter Medikamente zum Beispiel Verhutungsmittel Kortikosteroide und antiretrovirale Wirkstoffe bei HIV Therapie und Essstorungen Hohe Cholesterin Aufnahme uber die Nahrung kann den LDL C Wert steigern Hauptartikel Hyperlipoproteinamie und Homozygote familiare HypercholesterinamieBedeutung als RisikofaktorDie Hypercholesterinamie gilt als ein Risikofaktor fur kardiovaskulare Erkrankungen wie Herzinfarkt Schlaganfall oder periphere arterielle Verschlusskrankheit Die anzustrebenden Zielwerte sind abhangig vom Vorhandensein weiterer Risikofaktoren und Vorerkrankungen Allgemein sollte bei einem Gesamtcholesterinspiegel im Blut von uber 200 mg dl eine weitere Aufschlusselung in LDL Low Density Lipoprotein und HDL High Density Lipoprotein Cholesterin erfolgen da das LDL Cholesterin als Risikofaktor gilt in der Laiensprache als schlechtes Cholesterin bekannt HDL Cholesterin wird manchmal als gutes Cholesterin bezeichnet Hauptartikel Low Density Lipoprotein und High Density Lipoprotein Pravention kardiovaskularer Ereignisse Besondere Bedeutung kommt der Hypercholesterinamie als Risikofaktor fur kardiovaskulare Ereignisse zu z B Herzinfarkt sowohl bei jungeren als auch alteren Erwachsenen Ziel ist hier in Abhangigkeit von anderen Risikofaktoren und bereits stattgehabten Ereignissen SCORE eine Absenkung des LDL Cholesterins um mehr als 50 bzw Erreichen eines Zielwertes von 116 mg dl bis unter 55 mg dl Schlaganfall Eine medikamentose Lipidsenkung ist bei der Primarpravention vom LDL Wert und individuellem Risikoprofil abhangig zu machen Bestehen keine zusatzlichen Risikoindikatoren sollte der LDL Wert unter 130 mg dl liegen oder therapeutisch unter diesen Wert gebracht werden Liegen ein Diabetes mellitus ein erhohtes vaskulares Risiko oder eine KHK vor sollte er unter 100 mg dl liegen und bei Hochstrisikopatienten sogar unter 70 mg dL Dieser Wert gilt auch als Risikofaktor fur eine Subarachnoidalblutung Nach erlittenem Schlaganfall und Hinweisen fur eine manifeste Atherosklerose gibt es laut der Deutschen Gesellschaft fur Neurologie Evidenz fur einen niedrigen LDL Zielwert So sei eine intensive LDL C Senkung Sekundarpravention auf Werte lt 70 mg dl einer moderaten LDL C Senkung unter 100 mg dl uberlegen Konsensstarke 88 8 in 2022 Aneurysmen Die Hypercholesterinamie wird als minor Risk factor fur die Entstehung von Bauchaorten und Beckenarterienaneurysmen eingestuft Demenz Im mittleren Lebensalter 40 65 Jahre kann durch Absenkung eines erhohten LDL Cholesterins das Risiko fur Demenz um 7 reduziert werden Hierbei ist die Senkung des LDL Cholesterin mit Medikamenten aus der Gruppe der Statine mit einem verminderten Risiko dementieller Veranderungen aus allen Grunden und der Alzheimer Erkrankung assoziiert Weitere Bedeutung Die Hypercholesterinamie gilt als relative Kontraindikation fur den Einsatz von Ovulationshemmern Fur die ketogene Diat kohlenhydratarme energie und proteinbilanzierte sowie extrem fettreiche Diat imitiert den metabolischen Zustand des Fastens gilt die Hypercholesterinamie als Kontraindikation BehandlungVorrangige Massnahmen sind Gewichtsreduktion und sportliche Aktivitat Begleitend konnen eine cholesterinarme fettreduzierte kalorienangepasste und ballaststoffreiche Diat hilfreich sein In Interventionsstudien wurde untersucht ob eine Umstellung auf eine vegetarische vegane Ernahrung geringere Cholesterinspiegel mit sich bringt Ein Review von 14 Interventionsstudien kommt zu dem Schluss dass sich der LDL Spiegel bei vegetarischer Ernahrung um 10 15 verringert bei veganer um 15 25 Eine Meta Analyse aus 30 Beobachtungs und 19 Interventionsstudien bestatigt diese Beobachtung und kommt zu dem Schluss dass vegane Kostformen den grossten Effekt zeigen Die Lebensstilmedizin von bspw Dean Ornish Caldwell Esselstyn Neal D Barnard oder John McDougall macht sich diesen Effekt in der Behandlung zunutze Reduziert sich der Cholesterinspiegel trotz dieser Massnahmen nicht ausreichend kann eine zusatzliche medikamentose Behandlung mittels Statinen notwendig werden Wie stark der Cholesterinspiegel gesenkt werden soll ist von den oben genannten individuellen Faktoren abhangig und wird in den ESC EAS Leitlinien genau erlautert Zur Senkung kommen sogenannte CSE Hemmer Cholesterin Synthese Enzym Hemmer vom Typ der HMG CoA Reduktase Inhibitoren in Frage die zur Verminderung des LDL Cholesterins fuhren indem sie unter anderem dessen Neubildung in der Leber hemmen Diese Arzneistoffe sind als Statine bekannt Weitere LDL senkende Medikamente sind die Austauschharze Colestyramin Colesevelam Des Weiteren gibt es die Wirkstoffgruppen der Fibrate und Nikotinsaurederivate die aber in der Praxis nach den neueren Studien an Bedeutung verloren haben ESC Leitlinie Nikotinsaurederivate sind sogar in den meisten Landern nicht mehr zugelassen Zudem gibt es auch Ezetimib ein selektiver Cholesterinresorptionshemmer der nach den ESC EAS Leitlinien als Zweitlinien oder Kombinationstherapie zur zusatzlichen LDL Cholesterin Senkung angewandt werden kann Fur therapieresistente Falle mit hohem kardiovaskularem Risiko oder bei einer erblich bedingten Storung des Fettstoffwechsels stehen seit Ende 2015 zwei vollhumane Antikorper gegen das Protein Proproteinkonvertase Subtilisin Kexin Typ 9 zur Verfugung die PCSK9 Hemmer Alirocumab und Evolocumab Sie senken das LDL Cholesterin um durchschnittlich 57 Als Ultima Ratio kann bei progredienter kardiovaskularer Erkrankung unter maximaler lipidsenkender Therapie auch die LDL Apherese eingesetzt werden Eine US Studie der Georgetown University ergab dass mit oder ohne der gemeinsamen Einnahme von Traubenkernextrakt zu einer Senkung des Cholesterinspiegels fuhren kann Kritik uber TherapiezieleDie Arzneimittelkommission der deutschen Arzteschaft AkdA ubt Kritik und stellt 2023 die Frage Lipidtherapie Je niedriger desto besser und was nutzt das den Patienten Die AkdA unterbreitet ihren eigenen Leitfaden zur Cholesterinsenkung Pravention kardiovaskularer Ereignisse Eine Reduktion der Rate kardiovaskularer Ereignisse durch Verminderung einer bestehenden Hypercholesterinamie konnte in verschiedenen Altersgruppen festgestellt werden und auch bei Patienten mit Typ II Diabetes mellitus Die Bundesarztekammer BAK erklart in einer Patienteninformation zur Frage Ich habe Diabetes aber keine Herz Kreislauf Erkrankung Brauche ich ein Statin dass sich ein Teil der Herzinfarkte und Schlaganfalle durch Statine verhindern lasst Wenn 1000 Menschen mit Diabetes aber ohne Herz Kreislauf Erkrankung 4 Jahre lang ein Statin einnehmen gibt es 8 Todesfalle weniger 9 Schlaganfalle weniger und 12 Herzinfarkte weniger Primarpravention des Schlaganfalls Der Nutzen von Statinen ist fur Hochrisikopatienten insbesondere zur Vorbeugung einer Atherothrombose statistisch belegt und wird daher auch fur diese Gruppe von Patienten empfohlen Sekundarpravention des Schlaganfalls Nach einem ischamischen Schlaganfall wird eine Statintherapie auch bei normalem Cholesterinspiegel empfohlen WeblinksCommons Hypercholesterinamie Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweiseSekundarprophylaxe ischamischer Schlaganfall und transitorische ischamische Attacke Teil 1 Plattchenhemmer Vorhofflimmern Hypercholesterinamie und Hypertonie PDF 4 75 MB Sekundarprophylaxe ischamischer Schlaganfall und transitorische ischamische Attacke Teil 2 Lebensstil arterielle Stenosen andere Antithrombotika Indikationen Hormone Diabetes mellitus Schlafapnoe PDF 4 88 MB Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft fur Neurologie DGN und der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft DSG 4 Juli 2022 abgerufen am 2 Februar 2024 Pocket Leitlinie Diagnostik und Therapie der Dyslipidamien Version 2019 PDF 8 MB Deutsche Gesellschaft fur Kardiologie Herz und Kreislaufforschung e V 2020 ESC EAS Pocket Guidelines Diagnostik und Therapie der Dyslipidamien Version 2019 Borm Bruckmeier Verlag Grunwald ISBN 978 3 89862 995 9 Kurzfassung der 2019 ESC EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias lipid modification to reduce cardiovascular risk European Heart Journal 2019 englisch doi 10 1093 eurheartj ehz455 academic oup com PDF 2 4 MB abgerufen am 2 Februar 2024 Oliver Weingartner Kommentar zu den Leitlinien 2019 der ESC EAS zur Diagnostik und Therapie der Dyslipidamien PDF 822 kB In Kardiologe 2020 14 S 256 266 doi 10 1007 s12181 020 00399 9 9 Juni 2020 abgerufen am 3 Februar 2024 leitlinien dgk org S1 Leitlinie Empfehlungen zur antiretroviralen Therapie bei HIV infizierten Kindern In AWMF online S1 Leitlinie Essstorungen In AWMF online Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen bei Diabetes mellitus PDF 1 2 MB awmf org Entwicklungsstufe Leitlinie Diagnostik Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter der Deutschen Diabetes Gesellschaft In AWMF online Stand 2018 2019 ESC EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias lipid modification to reduce cardiovascular risk In European Society of Cardiology European Atherosclerosis Society Hrsg European Heart Journal Band 41 Nr 1 1 Januar 2020 ISSN 0195 668X S 111 188 doi 10 1093 eurheartj ehz455 oup com abgerufen am 4 August 2024 S1 Leitlinie Subarachnoidalblutung In AWMF online Sekundarprophylaxe ischamischer Schlaganfall und transitorische ischamische Attacke Teil 1 Plattchenhemmer Vorhofflimmern Hypercholesterinamie und Hypertonie PDF 4 8 MB Herausgeber Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft fur Neurologie DGN und der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft DSG Leitlinie AWMF Registernummer 030 113 20 05 2022 PDF 4 75 MB Abgerufen am 29 Marz 2024 S2 Leitlinie Abdominelles Aortenaneurysma AAA In AWMF online Dementia prevention intervention and care 2024 report of the Lancet standing Commission In The Lancet Commission Hrsg The Lancet 31 Juli 2024 doi 10 1016 S0140 6736 24 01296 0 elsevier com abgerufen am 4 August 2024 S1 Leitlinie Empfangnisverhutung In AWMF online S1 Leitlinie Ketogene Diat In AWMF online S1 Leitlinie Primar und Sekundarpravention der zerebralen Ischamie In AWMF online Claus Leitzmann Markus Keller Vegetarische und vegane Ernahrung 4 uberarbeitete Auflage UTB 2020 ISBN 978 3 8252 5023 2 S 165 Claus Leitzmann Markus Keller Vegetarische und vegane Ernahrung 4 uberarbeitete Auflage UTB 2020 ISBN 978 3 8252 5023 2 S 167 M J Lipinski U Benedetto R O Escarcega u a The impact of proprotein convertase subtilisin kexin type 9 serine protease inhibitors on lipid levels and outcomes in patients with primary hypercholesterolaemia a network meta analysis In Eur Heart J 2015 doi 10 1093 eurheartj ehv563 PMID 26578202 Effects of niacin bound chromium and grape seed proanthocyanidin extract on the lipid profile of hypercholesterolemic subjects a pilot study PMID 11508317 englisch Michael Zieschang Lipidtherapie Je niedriger desto besser und was nutzt das den Patienten PDF 93 kB In Arzneiverordnung in der Praxis Ausgabe 1 2023 Arzneimittelkommission der deutschen Arzteschaft Bundesarztekammer abgerufen am 15 Januar 2024 Leitfaden Medikamentose Cholesterinsenkung zur Vorbeugung kardiovaskularer Ereignisse 1 Auflage Version 2 0 Juli 2023 Arzneimittelkommission der deutschen Arzteschaft AkdA Bundesarztekammer abgerufen am 22 Januar 2024 Information der Arzneimittelkommission der deutschen Arzteschaft fur Patientinnen und Patienten PDF Bundesarztekammer 2023 Informationsblatt fur Patientinnen und Patienten basierend auf dem Leitfaden der Arzneimittelkommission der deutschen Arzteschaft Medikamentose Cholesterinsenkung zur Vorbeugung kardiovaskularer Ereignisse akdae de PDF 61 kB Stand 22 Februar 2024 1 Auflage Version 2 0 Berlin Juli 202 abgerufen am 20 Februar 2024Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient weder der Selbstdiagnose noch wird dadurch eine Diagnose durch einen Arzt ersetzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten