Wilhelm Erich Johannes Schüler 21 Juni 1894 in Vietz 3 Oktober 1966 in Berlin war ein deutscher Dirigent und Komponist 1
Johannes Schüler

Wilhelm Erich Johannes Schüler (* 21. Juni 1894 in Vietz; † 3. Oktober 1966 in Berlin) war ein deutscher Dirigent und Komponist. 1936 wurde er an die Berliner Staatsoper berufen, wo er 1938 den Titel eines „Staatskapellmeisters“ erhielt. Von 1949 bis 1960 wirkte er als Generalmusikdirektor in Hannover. Schüler setzte sich für zeitgenössische Musik ein (Alban Berg, Paul Hindemith u. a.), so verhalf er Bergs „Wozzeck“ zum Durchbruch. Internationalen Erfolg hatte er mit der Uraufführung 1952 von Hans Werner Henzes Oper „Boulevard Solitude“.
Leben
Johannes Schüler wurde 1894 als Sohn des Organisten und Kantors in der Altmark Wilhelm Schüler im neumärkischen Vietz (Kreis Landsberg an der Warthe) geboren. Ersten Musikunterricht erhielt er durch seinen Vater an der Orgel. Nach dem Abitur am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin studierte er 1913/14 und 1918 bis 1920 an der Hochschule für Musik Charlottenburg und der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. An der Musikhochschule gehörten Paul Juon (Komposition) und Rudolf Krasselt (Dirigieren) zu seinen Lehrern. Unterbrochen wurden seine Musikstudien durch den Ersten Weltkrieg, an dem er als Kriegsfreiwilliger teilnahm, zuletzt im Offiziersrang.
1920 erhielt er sein erstes Engagement als zweiter Kapellmeister am Stadttheater Gleiwitz in Oberschlesien. 1921/22 ging er als erster Kapellmeister an das Oberschlesische Landestheater in Beuthen OS. 1922 wechselte er an das Stadttheater Königsberg in Preußen, wo er 1923 erster Kapellmeister wurde. Von 1924 bis 1928 war er unter Rudolf Krasselt zweiter Kapellmeister an den Städtischen Bühnen Hannover. 1928 wurde er Landesmusikdirektor in Oldenburg. 1929 trug er mit seinem Dirigat im kleinen Oldenburgischen Landestheater maßgeblich zum Durchbruch von Alban Bergs „Wozzeck“ bei. Nach einer Teilaufführung in Frankfurt am Main 1924 und der vollständigen Uraufführung in Berlin 1925 war es erst die dritte Aufführung der Oper. 1930 dirigierte er die Uraufführung der „Drei Orchesterstücke op. 6“ wiederum von Alban Berg. Johannes Schüler und seinem Vorgänger Werner Ladwig war es zu verdanken, dass Oldenburg zu einem Hauptort für zeitgenössische Musik wurde. 1932/33 wechselte er als musikalischer Oberleiter an das Stadttheater Halle. Von Mai 1933 bis 1936 war er als Nachfolger von August Max Fiedler Städtischer Musikdirektor in Essen. Ebenda verantwortete er die Uraufführungen von Ottmar Gersters „Madame Lieselotte“ (1933) und von Wilhelm Malers „Der ewige Strom“ (1935). Im November 1934 ließ er als letzter Dirigent in Deutschland die später von den Nationalsozialisten verbotene „Symphonie Mathis der Maler“ von Paul Hindemith spielen.
Der Berliner Intendant Heinz Tietjen holte ihn 1936 an die Preußische Staatsoper, wo Schüler bis zum Jahr 1949 tätig war. Hier brachte er mit der Staatskapelle Mark Lothars „Schneider Wibbel“ zur Uraufführung (1938). 1937 trat Schüler der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 5.377.245). 1938 wurde er von Adolf Hitler zum „Staatskapellmeister“ ernannt. Im April 1943 traten Schüler und das Berliner Philharmonische Orchester mit Beethovens „Leonoren-Ouvertüren“ im Mosaiksaal in der Berliner Reichskanzlei auf. Im Oktober 1943 gastierten sie in Krakau im besetzten Polen. Schüler wurde als Dirigent von Hitler geschätzt, sodass er ihn im August 1944 vor der beabsichtigten Schließung der Theater in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Dirigenten aufnahm, was ihn von Kriegsverpflichtungen freistellte. Vor der kriegsbedingten Schließung der deutschen Theater leitete Schüler im August 1944 die letzte Aufführung in der Staatsoper mit Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“. Kurz vor Kriegsende 1945 dirigierte er noch vor Wehrmachtsangehörigen und NS-Führungsoffizieren. Offiziere der US-amerikanischen Information Control Section schätzten ihn im August 1945 als „fähig, versiert und erfahren“ ein. Er sei „anscheinend unpolitischen Geistes“ und „möglicherweise gezwungenermaßen, Parteimitglied“ gewesen. 1947 hatte Schülers Berufungsverfahren vor der Entnazifizierungskommission in der sowjetischen Besatzungszone Erfolg. Unter seiner Leitung kamen in der Nachkriegszeit „Variationen über ein bulgarisches Volkslied“ (1946) und Boris Blachers „Großinquisitor“ (1947) zur Uraufführung. 1948 erfolgte die Berliner Erstaufführung der Hindemith-Oper „Mathis der Maler“. Der Berliner Musikkritiker Klaus Geitel konstatierte, dass Schüler der nach 1945 im Admiralspalast untergebrachten Staatsoper „musikalisch wieder auf die Sprünge“ half. Über Jahre trug er zuvor die „musikalische Hauptlast“. Gleichsam „sorgte [er] verlässlich für den guten Orchesterklang“ der Staatskapelle und galt als eine Art „Dorfheiliger“ der Einrichtung, der „unentbehrlich“ wurde.
1949 ging Schüler zum zweiten Mal nach Hannover, diesmal als Nachfolger von Franz Konwitschny. Bis zu seiner Pensionierung 1960 war er Generalmusikdirektor. Unter seiner Führung erlangten das Opernhaus und das Staatsorchester „einen neuen Höhepunkt ihrer Geschichte“ (Heinrich Sievers). Schüler verschrieb sich auch hier der Musik der klassischen Moderne. Zu seinen großen Erfolgen gehörte die Uraufführung der Oper „Boulevard Solitude“ von Hans Werner Henze im Jahr 1952. Weiterhin blieb Schüler als ständiger Gastdirigent der nun in Ostberlin gelegenen Deutschen Staatsoper verbunden. 1963/64 dirigierte er an der Deutschen Oper in West-Berlin.
Seit Oktober 1932 war er mit der Ballerina Grete Beeckmann (* 1904 Berlin) verheiratet. Sie war eine Schülerin von Rudolf von Laban, 1925/26 am Reußischen Theater in Gera und von 1926 bis November 1932 am Opernhaus von Hannover tätig. 1931 wirkte sie bei den Bayreuther Festspielen mit (Tannhäuser).
Johannes Schüler verstarb 1966 im Krankenhaus Westend in Berlin-Charlottenburg.
Werke (Auswahl)
Johannes Schüler trat auch als Komponist von Klavier- und Orchestermusik sowie von Liedern in Erscheinung.
- Klaviersonate (1918) (Uraufführung durch in Hamburg)
Folgende Werke wurden bei Schott verlegt:
- 5 Orchestersätze (Uraufführung Essen, Dezember 1936 unter Leitung des Komponisten)
- Die fünf Marienlieder des Kuno Kohn für eine Bariton-Stimme und großes Orchester (Text: Alfred Lichtenstein).
Ehrungen
In Bothfeld-Vahrenheide (Hannover) ist ihm zu Ehren seit 1979 der Johannes-Schüler-Weg benannt.
Literatur
- Johannes Schüler, Generalmusikdirektor. Würdigung zum 65. bzw. 70. Geburtstag in: Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1960, S. 67 bzw. 1965, S. 73
- Johannes Schüler in Internationales Biographisches Archiv 04/1967 vom 16. Januar 1967, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Franz Feldens: 75 Jahre Städtisches Orchester Essen 1899–1974. Hrsg. durch das Kulturamt der Stadt Essen, Essen 1973, S. 92ff.
- Herbert A. Frenzel, Hans Joachim Moser (Hrsg.): Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel, Oper, Film, Rundfunk. Deutschland, Österreich, Schweiz. de Gruyter, Berlin 1956.
- Friedrich Herzfeld (Hrsg.): Das neue Ullstein-Lexikon der Musik. Mit 5000 Stichwörtern, 600 Notenbeispielen. Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1993, ISBN 3-550-06523-X.
- Ernst Hinrichs: Schüler, Johannes. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 978-3-89442-135-9, S. 651 f. (online).
- Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 3: Pallenberg–Singer. De Gruyter, Berlin 1992, ISBN 978-3-317-00456-5, S. 2106.
- Schüler, Johannes. In: Müller von Asow: Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954. de Gruyter, Berlin 1954, Sp. 1203
- Erich Peter: Geschichte des Oberschlesischen Landestheaters und Landesorchesters in Beuthen, OS. Ein Dokumentationsbericht (= Veröffentlichungen der Ostdeutschen Forschungsstelle im Lande Nordrhein-Westfalen. Nr. 24). Ostdeutsche Forschungsstelle im Lande Nordrhein-Westfalen, Dortmund 1972, S. 176.
- Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. 2. Ed., Kopf, Kiel 2009, ISBN 978-3-00-037705-1, S. 6767–6769. online
- Heinrich Sievers: Die Musik in Hannover. Die musikalischen Strömungen in Niedersachsen vom Mittelalter bis zur Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung der Musikgeschichte der Landeshauptstadt Hannover. Sponholtz, Hannover 1961, S. 158.
- Hugo Thielen: Schüler, Johannes. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 978-3-87706-706-2, S. 324f
- Schüler, Johannes. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 9: Schlumberger–Thiersch. K. G. Saur, München 2008, ISBN 978-3-598-25039-2, S. 249–250 (books.google.de – eingeschränkte Ansicht).
Weblinks
- Werke von und über Johannes Schüler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Schüler, Johannes. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
- Eintrag zu Johannes Schüler in Kalliope
- Johannes Schüler bei Discogs
Einzelnachweise
- Erich Peter: Geschichte des Oberschlesischen Landestheaters und Landesorchesters in Beuthen, OS. Ein Dokumentationsbericht (= Veröffentlichungen der Ostdeutschen Forschungsstelle im Lande Nordrhein-Westfalen. Nr. 24 ). Ostdeutsche Forschungsstelle im Lande Nordrhein-Westfalen, Dortmund 1972, S. 176.
- Jahresberichte der Hochschule für Musik [1]
- Johannes Schüler in Internationales Biographisches Archiv 04/1967 vom 16. Januar 1967, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Herbert A. Frenzel, Hans Joachim Moser (Hrsg.): Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel, Oper, Film, Rundfunk. Deutschland, Österreich, Schweiz. de Gruyter, Berlin 1956.
- Erich Peter: Geschichte des Oberschlesischen Landestheaters und Landesorchesters in Beuthen, OS. Ein Dokumentationsbericht (= Veröffentlichungen der Ostdeutschen Forschungsstelle im Lande Nordrhein-Westfalen. Nr. 24 ). Ostdeutsche Forschungsstelle im Lande Nordrhein-Westfalen, Dortmund 1972, S. 221.
- Hugo Thielen: Schüler, Johannes. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 978-3-87706-706-2, S. 324f.
- Ernst Hinrichs: Schüler, Johannes. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 651 f. (online).
- Franz Feldens: 75 Jahre Städtisches Orchester Essen 1899–1974. Hrsg. durch das Kulturamt der Stadt Essen, Essen 1973, S. 92.
- Franz Feldens: 75 Jahre Städtisches Orchester Essen 1899–1974. Hrsg. durch das Kulturamt der Stadt Essen, Essen 1973, S. 94.
- Werner Krützfeldt: Maler, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 727 f. (Digitalisat).
- Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 550.
- Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. 2. Ed., Kopf, Kiel 2009, ISBN 978-3-00-037705-1, S. 6768.
- Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. 2. Ed., Kopf, Kiel 2009, ISBN 978-3-00-037705-1, S. 6769.
- John Bitter, Henry C. Alter, Edward Hogan: Halbwochenbericht, 8. August 1945. In: Brewster S. Chamberlin: Kultur auf Trümmern. Berliner Berichte der amerikanischen Information Control Section Juli – Dezember 1945 (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 39). Brewster S. Chamberlin, de Gruyter, Berlin 1979, ISBN 978-3-486-70341-2, S. 89–93, siehe S. 92 f.
- Horst Caspar rehabilitiert. In: Berliner Zeitung, 6. Dezember 1947, S. 4.
- Kurt Westphal: Celibidadie und Schüler am Dirigentenpult. In: Berliner Zeitung, 7. Mai 1946, S. 3.
- Hans Heinz Stuckenschmidt: Boris Blacher. Bote und Bock, Berlin 1985, ISBN 978-3-7931-1391-1, S. 31.
- Michael Kraus: Die musikalische Moderne an den Staatsopern von Berlin und Wien 1945–1989. Paradigmen nationaler Kulturidentitäten im Kalten Krieg. J.B. Metzler Verlag, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-04352-8, S. 18 ff.
- Klaus Geitel: Dorfheiliger am Pult. In: Berliner Morgenpost, 23. Juni 2012.
- Heinrich Sievers: Die Musik in Hannover. Die musikalischen Strömungen in Niedersachsen vom Mittelalter bis zur Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung der Musikgeschichte der Landeshauptstadt Hannover. Sponholtz, Hannover 1961, S. 102 f.
- Heinrich Sievers: Die Musik in Hannover. Die musikalischen Strömungen in Niedersachsen vom Mittelalter bis zur Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung der Musikgeschichte der Landeshauptstadt Hannover. Sponholtz, Hannover 1961, S. 158.
- Friedrich Herzfeld (Hrsg.): Das neue Ullstein-Lexikon der Musik. Mit 5000 Stichwörtern, 600 Notenbeispielen. Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1993, ISBN 3-550-06523-X.
- Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 3: Pallenberg–Singer. De Gruyter, Berlin 1992, ISBN 978-3-317-00456-5, S. 2106.
- Standesamt Hannover I, Heiratsurkunde Nr. 1803 vom 31. Oktober 1932
- Deutsches Bühnenjahrbuch. Jahrgänge 1926 bis 1932. Sie trat zunächst als Grete Beckmann auf
- Johannes Schüler zum Abschied. In: Saale-Zeitung von 3. Juni 1933, S. 5 [2]
- Standesamt Berlin-Charlottenburg, Sterbeurkunde Nr. 2902 vom 5. Oktober 1966
- Müller von Asow: Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954. de Gruyter, Berlin 1954, Sp. 1203
- Johannes Schüler, schott-music.com, abgerufen am 9. Juli 2022.
Personendaten | |
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NAME | Schüler, Johannes |
ALTERNATIVNAMEN | Schüler, Wilhelm Erich Johannes (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dirigent und Komponist |
GEBURTSDATUM | 21. Juni 1894 |
GEBURTSORT | Witnica |
STERBEDATUM | 3. Oktober 1966 |
STERBEORT | Berlin |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Wilhelm Erich Johannes Schuler 21 Juni 1894 in Vietz 3 Oktober 1966 in Berlin war ein deutscher Dirigent und Komponist 1936 wurde er an die Berliner Staatsoper berufen wo er 1938 den Titel eines Staatskapellmeisters erhielt Von 1949 bis 1960 wirkte er als Generalmusikdirektor in Hannover Schuler setzte sich fur zeitgenossische Musik ein Alban Berg Paul Hindemith u a so verhalf er Bergs Wozzeck zum Durchbruch Internationalen Erfolg hatte er mit der Urauffuhrung 1952 von Hans Werner Henzes Oper Boulevard Solitude Dirigent Johannes Schuler Foto Abraham PisarekLebenJohannes Schuler wurde 1894 als Sohn des Organisten und Kantors in der Altmark Wilhelm Schuler im neumarkischen Vietz Kreis Landsberg an der Warthe geboren Ersten Musikunterricht erhielt er durch seinen Vater an der Orgel Nach dem Abitur am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin studierte er 1913 14 und 1918 bis 1920 an der Hochschule fur Musik Charlottenburg und der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin An der Musikhochschule gehorten Paul Juon Komposition und Rudolf Krasselt Dirigieren zu seinen Lehrern Unterbrochen wurden seine Musikstudien durch den Ersten Weltkrieg an dem er als Kriegsfreiwilliger teilnahm zuletzt im Offiziersrang 1920 erhielt er sein erstes Engagement als zweiter Kapellmeister am Stadttheater Gleiwitz in Oberschlesien 1921 22 ging er als erster Kapellmeister an das Oberschlesische Landestheater in Beuthen OS 1922 wechselte er an das Stadttheater Konigsberg in Preussen wo er 1923 erster Kapellmeister wurde Von 1924 bis 1928 war er unter Rudolf Krasselt zweiter Kapellmeister an den Stadtischen Buhnen Hannover 1928 wurde er Landesmusikdirektor in Oldenburg 1929 trug er mit seinem Dirigat im kleinen Oldenburgischen Landestheater massgeblich zum Durchbruch von Alban Bergs Wozzeck bei Nach einer Teilauffuhrung in Frankfurt am Main 1924 und der vollstandigen Urauffuhrung in Berlin 1925 war es erst die dritte Auffuhrung der Oper 1930 dirigierte er die Urauffuhrung der Drei Orchesterstucke op 6 wiederum von Alban Berg Johannes Schuler und seinem Vorganger Werner Ladwig war es zu verdanken dass Oldenburg zu einem Hauptort fur zeitgenossische Musik wurde 1932 33 wechselte er als musikalischer Oberleiter an das Stadttheater Halle Von Mai 1933 bis 1936 war er als Nachfolger von August Max Fiedler Stadtischer Musikdirektor in Essen Ebenda verantwortete er die Urauffuhrungen von Ottmar Gersters Madame Lieselotte 1933 und von Wilhelm Malers Der ewige Strom 1935 Im November 1934 liess er als letzter Dirigent in Deutschland die spater von den Nationalsozialisten verbotene Symphonie Mathis der Maler von Paul Hindemith spielen Der Berliner Intendant Heinz Tietjen holte ihn 1936 an die Preussische Staatsoper wo Schuler bis zum Jahr 1949 tatig war Hier brachte er mit der Staatskapelle Mark Lothars Schneider Wibbel zur Urauffuhrung 1938 1937 trat Schuler der NSDAP bei Mitgliedsnummer 5 377 245 1938 wurde er von Adolf Hitler zum Staatskapellmeister ernannt Im April 1943 traten Schuler und das Berliner Philharmonische Orchester mit Beethovens Leonoren Ouverturen im Mosaiksaal in der Berliner Reichskanzlei auf Im Oktober 1943 gastierten sie in Krakau im besetzten Polen Schuler wurde als Dirigent von Hitler geschatzt sodass er ihn im August 1944 vor der beabsichtigten Schliessung der Theater in die Gottbegnadeten Liste der wichtigsten Dirigenten aufnahm was ihn von Kriegsverpflichtungen freistellte Vor der kriegsbedingten Schliessung der deutschen Theater leitete Schuler im August 1944 die letzte Auffuhrung in der Staatsoper mit Mozarts Oper Die Hochzeit des Figaro Kurz vor Kriegsende 1945 dirigierte er noch vor Wehrmachtsangehorigen und NS Fuhrungsoffizieren Offiziere der US amerikanischen Information Control Section schatzten ihn im August 1945 als fahig versiert und erfahren ein Er sei anscheinend unpolitischen Geistes und moglicherweise gezwungenermassen Parteimitglied gewesen 1947 hatte Schulers Berufungsverfahren vor der Entnazifizierungskommission in der sowjetischen Besatzungszone Erfolg Unter seiner Leitung kamen in der Nachkriegszeit Variationen uber ein bulgarisches Volkslied 1946 und Boris Blachers Grossinquisitor 1947 zur Urauffuhrung 1948 erfolgte die Berliner Erstauffuhrung der Hindemith Oper Mathis der Maler Der Berliner Musikkritiker Klaus Geitel konstatierte dass Schuler der nach 1945 im Admiralspalast untergebrachten Staatsoper musikalisch wieder auf die Sprunge half Uber Jahre trug er zuvor die musikalische Hauptlast Gleichsam sorgte er verlasslich fur den guten Orchesterklang der Staatskapelle und galt als eine Art Dorfheiliger der Einrichtung der unentbehrlich wurde 1949 ging Schuler zum zweiten Mal nach Hannover diesmal als Nachfolger von Franz Konwitschny Bis zu seiner Pensionierung 1960 war er Generalmusikdirektor Unter seiner Fuhrung erlangten das Opernhaus und das Staatsorchester einen neuen Hohepunkt ihrer Geschichte Heinrich Sievers Schuler verschrieb sich auch hier der Musik der klassischen Moderne Zu seinen grossen Erfolgen gehorte die Urauffuhrung der Oper Boulevard Solitude von Hans Werner Henze im Jahr 1952 Weiterhin blieb Schuler als standiger Gastdirigent der nun in Ostberlin gelegenen Deutschen Staatsoper verbunden 1963 64 dirigierte er an der Deutschen Oper in West Berlin Seit Oktober 1932 war er mit der Ballerina Grete Beeckmann 1904 Berlin verheiratet Sie war eine Schulerin von Rudolf von Laban 1925 26 am Reussischen Theater in Gera und von 1926 bis November 1932 am Opernhaus von Hannover tatig 1931 wirkte sie bei den Bayreuther Festspielen mit Tannhauser Johannes Schuler verstarb 1966 im Krankenhaus Westend in Berlin Charlottenburg Werke Auswahl Johannes Schuler trat auch als Komponist von Klavier und Orchestermusik sowie von Liedern in Erscheinung Klaviersonate 1918 Urauffuhrung durch in Hamburg Folgende Werke wurden bei Schott verlegt 5 Orchestersatze Urauffuhrung Essen Dezember 1936 unter Leitung des Komponisten Die funf Marienlieder des Kuno Kohn fur eine Bariton Stimme und grosses Orchester Text Alfred Lichtenstein EhrungenIn Bothfeld Vahrenheide Hannover ist ihm zu Ehren seit 1979 der Johannes Schuler Weg benannt LiteraturJohannes Schuler Generalmusikdirektor Wurdigung zum 65 bzw 70 Geburtstag in Deutsches Buhnen Jahrbuch 1960 S 67 bzw 1965 S 73 Johannes Schuler in Internationales Biographisches Archiv 04 1967 vom 16 Januar 1967 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Franz Feldens 75 Jahre Stadtisches Orchester Essen 1899 1974 Hrsg durch das Kulturamt der Stadt Essen Essen 1973 S 92ff Herbert A Frenzel Hans Joachim Moser Hrsg Kurschners biographisches Theater Handbuch Schauspiel Oper Film Rundfunk Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 1956 Friedrich Herzfeld Hrsg Das neue Ullstein Lexikon der Musik Mit 5000 Stichwortern 600 Notenbeispielen Ullstein Frankfurt am Main u a 1993 ISBN 3 550 06523 X Ernst Hinrichs Schuler Johannes In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 978 3 89442 135 9 S 651 f online Wilhelm Kosch Deutsches Theater Lexikon Biographisches und bibliographisches Handbuch Band 3 Pallenberg Singer De Gruyter Berlin 1992 ISBN 978 3 317 00456 5 S 2106 Schuler Johannes In Muller von Asow Kurschners Deutscher Musiker Kalender 1954 de Gruyter Berlin 1954 Sp 1203 Erich Peter Geschichte des Oberschlesischen Landestheaters und Landesorchesters in Beuthen OS Ein Dokumentationsbericht Veroffentlichungen der Ostdeutschen Forschungsstelle im Lande Nordrhein Westfalen Nr 24 Ostdeutsche Forschungsstelle im Lande Nordrhein Westfalen Dortmund 1972 S 176 Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 2 Ed Kopf Kiel 2009 ISBN 978 3 00 037705 1 S 6767 6769 online Heinrich Sievers Die Musik in Hannover Die musikalischen Stromungen in Niedersachsen vom Mittelalter bis zur Gegenwart unter besonderer Berucksichtigung der Musikgeschichte der Landeshauptstadt Hannover Sponholtz Hannover 1961 S 158 Hugo Thielen Schuler Johannes In Dirk Bottcher Klaus Mlynek Waldemar Rohrbein Hugo Thielen Hannoversches biographisches Lexikon Von den Anfangen bis zur Gegenwart Schlutersche Hannover 2002 ISBN 978 3 87706 706 2 S 324f Schuler Johannes In Rudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Band 9 Schlumberger Thiersch K G Saur Munchen 2008 ISBN 978 3 598 25039 2 S 249 250 books google de eingeschrankte Ansicht WeblinksCommons Johannes Schuler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Johannes Schuler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Schuler Johannes In Deutsche Biographie Index Eintrag Eintrag zu Johannes Schuler in Kalliope Johannes Schuler bei DiscogsEinzelnachweiseErich Peter Geschichte des Oberschlesischen Landestheaters und Landesorchesters in Beuthen OS Ein Dokumentationsbericht Veroffentlichungen der Ostdeutschen Forschungsstelle im Lande Nordrhein Westfalen Nr 24 Ostdeutsche Forschungsstelle im Lande Nordrhein Westfalen Dortmund 1972 S 176 Jahresberichte der Hochschule fur Musik 1 Johannes Schuler in Internationales Biographisches Archiv 04 1967 vom 16 Januar 1967 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Herbert A Frenzel Hans Joachim Moser Hrsg Kurschners biographisches Theater Handbuch Schauspiel Oper Film Rundfunk Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 1956 Erich Peter Geschichte des Oberschlesischen Landestheaters und Landesorchesters in Beuthen OS Ein Dokumentationsbericht Veroffentlichungen der Ostdeutschen Forschungsstelle im Lande Nordrhein Westfalen Nr 24 Ostdeutsche Forschungsstelle im Lande Nordrhein Westfalen Dortmund 1972 S 221 Hugo Thielen Schuler Johannes In Dirk Bottcher Klaus Mlynek Waldemar Rohrbein Hugo Thielen Hannoversches biographisches Lexikon Von den Anfangen bis zur Gegenwart Schlutersche Hannover 2002 ISBN 978 3 87706 706 2 S 324f Ernst Hinrichs Schuler Johannes In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 651 f online Franz Feldens 75 Jahre Stadtisches Orchester Essen 1899 1974 Hrsg durch das Kulturamt der Stadt Essen Essen 1973 S 92 Franz Feldens 75 Jahre Stadtisches Orchester Essen 1899 1974 Hrsg durch das Kulturamt der Stadt Essen Essen 1973 S 94 Werner Krutzfeldt Maler Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 727 f Digitalisat Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 550 Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 2 Ed Kopf Kiel 2009 ISBN 978 3 00 037705 1 S 6768 Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 2 Ed Kopf Kiel 2009 ISBN 978 3 00 037705 1 S 6769 John Bitter Henry C Alter Edward Hogan Halbwochenbericht 8 August 1945 In Brewster S Chamberlin Kultur auf Trummern Berliner Berichte der amerikanischen Information Control Section Juli Dezember 1945 Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 39 Brewster S Chamberlin de Gruyter Berlin 1979 ISBN 978 3 486 70341 2 S 89 93 siehe S 92 f Horst Caspar rehabilitiert In Berliner Zeitung 6 Dezember 1947 S 4 Kurt Westphal Celibidadie und Schuler am Dirigentenpult In Berliner Zeitung 7 Mai 1946 S 3 Hans Heinz Stuckenschmidt Boris Blacher Bote und Bock Berlin 1985 ISBN 978 3 7931 1391 1 S 31 Michael Kraus Die musikalische Moderne an den Staatsopern von Berlin und Wien 1945 1989 Paradigmen nationaler Kulturidentitaten im Kalten Krieg J B Metzler Verlag Stuttgart 2017 ISBN 978 3 476 04352 8 S 18 ff Klaus Geitel Dorfheiliger am Pult In Berliner Morgenpost 23 Juni 2012 Heinrich Sievers Die Musik in Hannover Die musikalischen Stromungen in Niedersachsen vom Mittelalter bis zur Gegenwart unter besonderer Berucksichtigung der Musikgeschichte der Landeshauptstadt Hannover Sponholtz Hannover 1961 S 102 f Heinrich Sievers Die Musik in Hannover Die musikalischen Stromungen in Niedersachsen vom Mittelalter bis zur Gegenwart unter besonderer Berucksichtigung der Musikgeschichte der Landeshauptstadt Hannover Sponholtz Hannover 1961 S 158 Friedrich Herzfeld Hrsg Das neue Ullstein Lexikon der Musik Mit 5000 Stichwortern 600 Notenbeispielen Ullstein Frankfurt am Main u a 1993 ISBN 3 550 06523 X Wilhelm Kosch Deutsches Theater Lexikon Biographisches und bibliographisches Handbuch Band 3 Pallenberg Singer De Gruyter Berlin 1992 ISBN 978 3 317 00456 5 S 2106 Standesamt Hannover I Heiratsurkunde Nr 1803 vom 31 Oktober 1932 Deutsches Buhnenjahrbuch Jahrgange 1926 bis 1932 Sie trat zunachst als Grete Beckmann auf Johannes Schuler zum Abschied In Saale Zeitung von 3 Juni 1933 S 5 2 Standesamt Berlin Charlottenburg Sterbeurkunde Nr 2902 vom 5 Oktober 1966 Muller von Asow Kurschners Deutscher Musiker Kalender 1954 de Gruyter Berlin 1954 Sp 1203 Johannes Schuler schott music com abgerufen am 9 Juli 2022 Direktoren und Intendanten des Opernhauses Hannover Rudolf Krasselt Gustav Rudolf Sellner Johannes Schuler Gunter Roth Hans Peter Lehmann Albrecht Puhlmann Michael KluglChefdirigenten und Generalmusikdirektoren des Orchesters des Opernhauses Halle 1897 1900 Ernst Kunwald 1900 1901 1901 1903 Bernhard Tittel 1903 1907 Eduard Morike 1907 1912 Karl Ohnesorg 1912 1913 Hermann Hans Wetzler 1913 1915 1915 1924 Erich Band 1924 1932 Johannes Schuler 1932 1933 Bruno Vondenhoff 1933 1937 Richard Kraus 1937 1944 Walter Schartner 1946 1949 Gerhart Wiesenhutter 1949 1950 Horst Tanu Margraf 1950 1966 Horst Tanu Margraf und Thomas Sanderling 1966 1968 Thomas Sanderling 1968 1976 Volker Rohde 1976 1979 Christian Kluttig 1979 1990 Wolfgang Balzer 1990 1993 Johan M Arnell 1993 1996 Roger Epple 1996 2004 Klaus Weise 2004 2006 Normdaten Person GND 117130842 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN no96016760 VIAF 54333752 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schuler JohannesALTERNATIVNAMEN Schuler Wilhelm Erich Johannes vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Dirigent und KomponistGEBURTSDATUM 21 Juni 1894GEBURTSORT WitnicaSTERBEDATUM 3 Oktober 1966STERBEORT Berlin