Die Kärntner Herzogseinsetzung war das Ritual der Einsetzung der Herrscher des Herzogtums Kärnten Das Herzogtum bestand
Kärntner Herzogseinsetzung

Die Kärntner Herzogseinsetzung war das Ritual der Einsetzung der Herrscher des Herzogtums Kärnten. Das Herzogtum bestand seit 976 und kam 1335 in den Besitz des Hauses Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen, wo es bis 1918 verblieb.
Zeremonie und Geschichte
Die Herzogseinsetzung bestand aus drei Teilen:
- Einsetzung auf dem Fürstenstein zu Karnburg (in windischer Rede, d. h. auf Slowenisch)
- kirchliche Weihe im Dom zu Maria Saal
- Huldigung und Lehenvergabe am Herzogstuhl auf dem Zollfeld.
Die Zeremonie begann damit, dass der neue Herzog, der die Macht in Kärnten übernehmen sollte, zunächst in bäuerlicher Kleidung mit Gefolge, begleitet von einem Stier und einem schwarzweißgefleckten Feldpferd zum Fürstenstein zog. Auf diesem Stein saß bereits der „Herzogbauer“ (Ältester eines Edlingergeschlechtes), der in windischer Sprache Auskunft über die Person des Herzogs erfragte und dann sich erkundigte, ob der neue Herzog rechten Glaubens, ein guter Richter und bereit sei, das Volk und Witwen und Waisen zu schützen sowie dem „Kärntner Stamm“ zugehörig sei. Erst nachdem das beschworen wurde, verließ der Bauer seinen Sitz, gab dem neuen Herzog einen Backenstreich und nahm beide Tiere sowie 60 ₰ (Pfennig) mit. Darauf nahm der Herzog auf dem Stein Platz, beschwor Gerechtigkeit zu üben, schwang sein Schwert in die vier Himmelsrichtungen und trank aus einem Hut einen Schluck Wasser (als Zeichen von Mäßigung). Danach wurde in der Kirche von Maria Saal ein Hochamt abgehalten, nach dessen Ende kehrte der Herzog in prächtiger Kleidung zum Herzogstuhl zurück und übte dort erstmals seine Funktion durch Rechtsprechung, Lehensvergabe usw. aus.
Ein ausführlicher Bericht für diese dreiteilige Zeremonie liegt von Abt Johann von Viktring vor. Er beschrieb die Einsetzung des Grafen Meinhard II. von Görz-Tirol zum Herzog von Kärnten im Jahr 1286; der Graf war ein Parteigänger von König Rudolf von Habsburg und wurde außer mit Kärnten auch mit der Krain belehnt. Eine weitere Erwähnung aus dem Jahr 1308 oder 1309 findet sich in der Reimchronik des Chronisten Ottokar aus der Gaal.
Der Fürstenstein, der umgedrehte Sockel einer römischen Säule aus der Zeit der Provinz Noricum, wurde schon im Fürstentum Karantanien zur rituellen Einsetzung der in der Karnburg residierenden slawischen Fürsten verwendet. Der Herzogstuhl, ein steinerner Doppelthron auf dem Zollfeld, ist bereits für 1161 urkundlich belegt. Aber schon seit dem späten 10. Jahrhundert fand auf diesem feudalen Gegenstück zum Fürstenstein die Belehnung des neuen Herzogs statt, wobei ein Abgeordneter des Reiches als Kontrollorgan anwesend war.
Am 2. Juli 1335 unterzog sich Otto der Fröhliche als erster Habsburger dem Kärntner Einsetzungszeremoniell auf dem Herzogstuhl in Karnburg.
Ernst der Eiserne führte das Ritual auf dem Fürstenstein am 18. März 1414 als Letzter auf Slowenisch durch. Die Huldigung auf dem Herzogstuhl wurde von einigen Herrschern noch bis 1651 geübt, allerdings waren diese teilweise nicht mehr persönlich anwesend. Die Huldigungsprozedur am Zollfeld wurde schließlich durch eine Zeremonie im Wappensaal des Landhauses in Klagenfurt abgelöst.
Heute kann der Fürstenstein dort besichtigt werden, der Herzogstuhl steht nach wie vor auf dem Zollfeld nahe der Bundesstraße.
Literatur
- Wilhelm Deuer: Die Einsetzung des Kärntner Herzogs am Fürstenstein. In: Ostarrîchi - Österreich 996-1996. Menschen, Mythen, Meilensteine. Katalog der Österreichischen Länderausstellung in Neuhofen an der Ybbs und St. Pölten. Herausgegeben von Ernst Bruckmüller und Peter Urbanitsch. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. N.F. 388. Berger, Horn 1996. XXIV, 736. 4°. Objekt-Nr.: 6.1.05, S. 145 (online, uni-klu.ac.at; Historienbild und Beschreibung der Zeremonie).
- Bogo Grafenauer: Ustoličevanje koroških vojvod in država karantanskih Slovencev. [Die Kärntner Herzogseinsetzung und der Staat der Karantanerslawen]. Ljubljana 1952.
- Der Kärntner Herzogstuhl im Wandel der Geschichte. In: W. Neumann: Bausteine zur Geschichte Kärntens. Festgabe für Wilhelm Neumann zum 70. Geburtstag (= Das Kärntner Landesarchiv 12, Klagenfurt ²1994). S. 15–23.
- Alfred Ogris: Fürstenstein und Herzogstuhl – Symbole der Kärntner Landesgeschichte im Widerstreit ethnischer und territorialer Tendenzen in der slowenischen Geschichtsschreibung, Publizistik und Politik. In: Carinthia I 183, 1993, 729ff.
- Paul Puntschart: Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten. Ein verfassungs- und kulturgeschichtlicher Beitrag. Leipzig 1899.
- Martin Wutte: Die Wappen in den Wappensälen des Landhauses zu Klagenfurt und in den Wappenbüchern des Kärntner Landesarchivs. In: Carinthia I 127, 1937, S. 109–146.
Weblinks
- Eintrag zu Herzogseinsetzung im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Wappensaal: Fürstenstein, weiterführende Informationen des Kärntner Landesmuseums
Einzelnachweise
- Hermann Baltl: Österreichische Rechtsgeschichte. Leykam-Verlag Graz, 2. erweiterte und umgearbeitete Auflage 1972, S. 92, mit Verweisen auf die Reimchronik des Ottokar von Horneck, den liber certarum historiarum des Kärntner Abtes Johann von Viktring und den Einschub zu Schwabenspiegelhandschriften.
Autor: www.NiNa.Az
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Die Karntner Herzogseinsetzung war das Ritual der Einsetzung der Herrscher des Herzogtums Karnten Das Herzogtum bestand seit 976 und kam 1335 in den Besitz des Hauses Habsburg bzw Habsburg Lothringen wo es bis 1918 verblieb Im Grossen Wappensaal des Landhaus Klagenfurt ausgestellter Furstenstein seit 2006 Zeremonie und GeschichteHerzogseinsetzung auf dem Zollfeld Zeitgenossische Darstellung von Leopold Stainreuter 14 Jhd Herzogseinsetzung Fresko von Fromiller im Landhaus 1740 Die Herzogseinsetzung bestand aus drei Teilen Einsetzung auf dem Furstenstein zu Karnburg in windischer Rede d h auf Slowenisch kirchliche Weihe im Dom zu Maria Saal Huldigung und Lehenvergabe am Herzogstuhl auf dem Zollfeld Die Zeremonie begann damit dass der neue Herzog der die Macht in Karnten ubernehmen sollte zunachst in bauerlicher Kleidung mit Gefolge begleitet von einem Stier und einem schwarzweissgefleckten Feldpferd zum Furstenstein zog Auf diesem Stein sass bereits der Herzogbauer Altester eines Edlingergeschlechtes der in windischer Sprache Auskunft uber die Person des Herzogs erfragte und dann sich erkundigte ob der neue Herzog rechten Glaubens ein guter Richter und bereit sei das Volk und Witwen und Waisen zu schutzen sowie dem Karntner Stamm zugehorig sei Erst nachdem das beschworen wurde verliess der Bauer seinen Sitz gab dem neuen Herzog einen Backenstreich und nahm beide Tiere sowie 60 Pfennig mit Darauf nahm der Herzog auf dem Stein Platz beschwor Gerechtigkeit zu uben schwang sein Schwert in die vier Himmelsrichtungen und trank aus einem Hut einen Schluck Wasser als Zeichen von Massigung Danach wurde in der Kirche von Maria Saal ein Hochamt abgehalten nach dessen Ende kehrte der Herzog in prachtiger Kleidung zum Herzogstuhl zuruck und ubte dort erstmals seine Funktion durch Rechtsprechung Lehensvergabe usw aus Ein ausfuhrlicher Bericht fur diese dreiteilige Zeremonie liegt von Abt Johann von Viktring vor Er beschrieb die Einsetzung des Grafen Meinhard II von Gorz Tirol zum Herzog von Karnten im Jahr 1286 der Graf war ein Parteiganger von Konig Rudolf von Habsburg und wurde ausser mit Karnten auch mit der Krain belehnt Eine weitere Erwahnung aus dem Jahr 1308 oder 1309 findet sich in der Reimchronik des Chronisten Ottokar aus der Gaal Der Furstenstein der umgedrehte Sockel einer romischen Saule aus der Zeit der Provinz Noricum wurde schon im Furstentum Karantanien zur rituellen Einsetzung der in der Karnburg residierenden slawischen Fursten verwendet Der Herzogstuhl ein steinerner Doppelthron auf dem Zollfeld ist bereits fur 1161 urkundlich belegt Aber schon seit dem spaten 10 Jahrhundert fand auf diesem feudalen Gegenstuck zum Furstenstein die Belehnung des neuen Herzogs statt wobei ein Abgeordneter des Reiches als Kontrollorgan anwesend war Am 2 Juli 1335 unterzog sich Otto der Frohliche als erster Habsburger dem Karntner Einsetzungszeremoniell auf dem Herzogstuhl in Karnburg Ernst der Eiserne fuhrte das Ritual auf dem Furstenstein am 18 Marz 1414 als Letzter auf Slowenisch durch Die Huldigung auf dem Herzogstuhl wurde von einigen Herrschern noch bis 1651 geubt allerdings waren diese teilweise nicht mehr personlich anwesend Die Huldigungsprozedur am Zollfeld wurde schliesslich durch eine Zeremonie im Wappensaal des Landhauses in Klagenfurt abgelost Heute kann der Furstenstein dort besichtigt werden der Herzogstuhl steht nach wie vor auf dem Zollfeld nahe der Bundesstrasse LiteraturWilhelm Deuer Die Einsetzung des Karntner Herzogs am Furstenstein In Ostarrichi Osterreich 996 1996 Menschen Mythen Meilensteine Katalog der Osterreichischen Landerausstellung in Neuhofen an der Ybbs und St Polten Herausgegeben von Ernst Bruckmuller und Peter Urbanitsch Katalog des Niederosterreichischen Landesmuseums N F 388 Berger Horn 1996 XXIV 736 4 Objekt Nr 6 1 05 S 145 online uni klu ac at Historienbild und Beschreibung der Zeremonie Bogo Grafenauer Ustolicevanje koroskih vojvod in drzava karantanskih Slovencev Die Karntner 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Leykam Verlag Graz 2 erweiterte und umgearbeitete Auflage 1972 S 92 mit Verweisen auf die Reimchronik des Ottokar von Horneck den liber certarum historiarum des Karntner Abtes Johann von Viktring und den Einschub zu Schwabenspiegelhandschriften