Der Kölner Totentanz ist ein Werkzyklus von Harald Naegeli dem Sprayer von Zürich Er sprühte Anfang der 1980er lebensgro
Kölner Totentanz

Der Kölner Totentanz ist ein Werkzyklus von Harald Naegeli, dem „Sprayer von Zürich“. Er sprühte Anfang der 1980er lebensgroße Skelettfiguren im Kölner Stadtraum, die meist innerhalb kürzester Zeit vom städtischen Amt für Unterhaltung beseitigt wurden. Nur das Skelett am zugemauerten Westportal der romanischen Kirche St. Cäcilien, in der das Museum Schnütgen beheimatet ist, wurde als Kunstwerk anerkannt und über die Jahrzehnte seines Bestehens erhalten, restauriert und 1989 sogar von dem Künstler selbst erneuert. Dieses Skelett wird mitunter auch als Tödlein bezeichnet. Weitere Graffiti der Serie sind nur durch zeitgenössische Fotografien dokumentiert; vereinzelt lassen sich extrem verwaschene Reste finden.
Geschichte
Nachdem Harald Naegeli 1979 als „Sprayer von Zürich“ identifiziert worden war, entzog er sich der Strafverfolgung zunächst durch eine Flucht ins Rheinland. In Köln kam er bei der WDR-Kulturredakteurin Marianne Lienau und dem Journalisten Hubert Maessen unter. Bereits in seiner Heimatstadt in der Schweiz hatte er neben seinen typischen Strichfiguren auch einzelne Totenschädel im öffentlichen Raum gesprayt, nicht jedoch vollständige Skelette.
- Inspirationen für den Totentanz
- Todesmotiv am Kirchenportal der Kirche St. Gregorius im Elend
- Hans Holbein der Jüngere: Imagines mortis: Totentanz; die Edelfrau.
In Köln faszinierten ihn nach eigener Aussage die zahlreichen katholischen Kirchen, insbesondere die sogenannte Elendskirche in der südlichen Altstadt, wo seit dem 14. Jahrhundert Stadtfremde, Arme und „nicht-katholische“ Verstorbene beigesetzt worden waren. Die barocke Skulptur Triumph des Todes am Kirchenportal inspirierte Naegeli, der sich auch als Verstoßener sah, zu seinem Totentanz. Daneben nannte er auch Hans Holbeins Totentanz-Holzschnitte als künstlerisches Vorbild.
Von Ende 1979 bis 1981 schuf Naegeli circa 600 Wandbilder in Köln, von denen der überwiegende Teil schon 1982 zerstört war. Der „Wettstreit“ mit der Stadt Köln um Entstehung und Vernichtung seines Werks veranlasste Naegeli schließlich, zwei Kreuzigungsgruppen zu sprühen, um das „katholische Köln“ zu provozieren.
„Da wollen wir doch mal sehen, wie katholisch die Kölner sind, ob sie eine Kreuzigungsgruppe auch wegmachen. […] Wenn sie das auch wegmachen, dann schrecken sie vor nichts zurück.“
Auch diese Arbeiten wurden entfernt, was dem Künstler möglicherweise den Anlass zur Totentanz-Serie gab. Eine der beiden Kreuzigungsgruppen war ebenfalls mit Skeletten ausgeführt.
Das einzige Skelett, das die Zeiten länger überdauerte, das Tödlein am Westportal von St. Cäcilien, entstand ursprünglich im Sommer 1980 und wurde kurz darauf mit dem Graffito eines Dritten unter dem linken Arm „ergänzt“. Bereits 1981 ließ jedoch eine Publikation des Schnütgen-Museums Akzeptanz für und künstlerische Auseinandersetzung mit Naegelis Figur erkennen. Ein Restaurator der Kirche engagierte sich im März 1982 für eine Wiederherstellung der ursprünglichen Zeichnung. Parallel zu diesen Aktivitäten präsentierte der direkt gegenüber dem Portal beheimatete Kölnische Kunstverein unter Leitung von Wulf Herzogenrath eine Graffiti-Ausstellung mit Fotos von Naegeli-Zeichnungen – Naegelis erste Ausstellung. In einer „performativen“ Pressekonferenz am 14. Februar 1982 trat Naegeli dadaistisch maskiert auf und verlas eine Erklärung, in der er sich als „Wiedergeburt eines der frühgeschichtlichen Höhlen- und Felsenzeichner“ bezeichnete. Die Pressekonferenz ist in einem Video des Dokumentarfilmers († 2020) festgehalten.
In den Folgejahren bemühte sich der damalige Direktor des Museums Anton Legner, Veränderungen und Übermalungen – etwa mit Schuhen oder männlichen Geschlechtsteilen – entfernen zu lassen und das Originalskelett zu erhalten. Diese Bemühungen scheiterten endgültig um Mitte der 1980er Jahre, als das Graffito so übersprayt wurde, dass die Wand komplett gereinigt werden musste. Im Jahr 1989 sprühte Harald Naegeli eine zweite Version des Skeletts an derselben Stelle. Es hat dieselbe Körperhaltung wie das erste, unterscheidet sich von diesem jedoch durch eine etwas kantigere Ausführung von Kopf, Brustkorb und Hüftknochen.
Inzwischen wurde die Zeichnung als Bestandteil des denkmalgeschützten Kirchenbaus betrachtet und entsprechend konservatorisch behandelt. Der Kampf um die Erhaltung verstetigte sich; bis 2002 wurde das Graffito noch zweimal von Übermalungen befreit, verblasste aber weiter. Naegeli lehnte eine weitere Erneuerung 2010 ab, ebenso die Einladung, auf dem neuen Gebäude des Kulturquartiers am Neumarkt – u. a. Erweiterungsbau für das Museum Schnütgen – ein weiteres Skelett zu sprühen. Naegelis Vorschlag, lieber in der Tiefgarage oder auf der Rückseite des Museums an einer Betonmauer ein neues Skelett zu platzieren, wurde von den städtischen Gremien zwar angenommen, aber nicht ausgeführt.
2022 war das Skelett schwarzbläulich verblasst und einige Extremitäten fast verschwunden, ansonsten aber unbeschädigt von anderen Einwirkungen. Das Kunstwerk wurde Teil der Ausstellung Harald Naegeli in Köln im Museum Schnütgen im selben Jahr. Während der Vorbereitung der Ausstellung wurde durch restauratorische Reinigungs- und Festigungsmaßnahmen am Werk die verblasste Figur wieder deutlicher sichtbar.
Erneutes Aufsehen erregte das „Tödlein“, als es im September 2024 von Mitarbeitenden der Stadtreinigung infolge einer Verwechslung fast vollständig entfernt wurde. Der inzwischen 85-jährige Naegeli stimmte einer Restaurierung durch das Museum in Abstimmung mit der Kölner Denkmalpflege zu, da er selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage dazu sei. Auch 2022 hatte er bereits abgelehnt, bei dem verblassten Skelett selbst Hand anzulegen, denn: „Verschwunden ist auch schön.“
Beschreibung
Die bekannten Exemplare des Totentanzes lassen sich in verschiedene Typologien einteilen. Die meisten haben – der Kunsthistorikerin Kim Mildebrath zufolge – keine Attribute, sondern stehen für sich allein. Es sind gesprühte Strichfiguren in meist schwarzer Farbe in unterschiedlichen Ausführungen. Bei einigen ist das Skelett mit Brustkorb und Schulterknochen stärker ausdefiniert, bei anderen deuten querlaufende Zickzacklinien über eine vertikale „Rückgrat“-Linie die Rippen nur an. Das Gleiche gilt für die Hüftknochen, die bei einigen Figuren als solche erkennbar sind, bei anderen nur durch einen Verbindungspunkt zwischen Rückgrat und Beinen markiert. Der „Schädel“ ist mal eher dreieckig, manchmal auch kreisrund geformt. Immer jedoch scheinen die Figuren in Bewegung zu sein bzw. auf ihre Umgebung zugeschnitten. Die erhaltene Zeichnung steht breitbeinig im zugemauerten Kirchenportal, die Arme breit ausgestreckt zu den neuromanischen Säulen des Torbogens – die Pose lässt Interpretationsspielraum, ob der Tod hier das Portal versperrt oder öffnet.
Fünf Skelette, die Musikinstrumente spielen, sind in der Tiefgarage der Musikhochschule fotografisch überliefert, außerdem zwei Skelette mit Narrenkappen an Pfeilern der Kölner Zoobrücke, davon eines mit silberner Farbe. Letzteres ist komplexer als die „einfachen“ Skelette und kombiniert den Totenkopf mit einem menschlichen Gesicht und einer Spirale, die an einen Schachtelteufel erinnert. Bei diesem dürfte Naegelis immer wieder betonte Identifikation mit der literarischen Eulenspiegel-Figur hineinspielen.
Dokumentation
Naegelis Totentanz lässt sich als Zyklus in der Rückschau – wie viele andere Werke der Streetart – nur fotografisch nachvollziehen und vermitteln. Der Künstler selbst fotografierte seine Arbeiten nie. In Köln fotografierten der mit Naegeli befreundete Journalist Hubert Maessen, der kunstinteressierte Arzt Wilhelm Siepe sowie der Fotograf und Grafiker Bernd Wendt noch unentdeckte und unzerstörte Exemplare des Totentanzes, zum Teil aber auch die Spuren entfernter Skelette. Der Lehrer Heribert Rücker fotografierte ebenfalls eine Reihe von Arbeiten, wobei er sie mit seinen Fotos in Interaktion mit Kindern und Jugendlichen brachte. Aufnahmen des Fotojournalisten Guenay Ulutuncok sowie zwei Graffiti-Sammlungen, die Fotos des Totentanzes enthalten, befinden sich inzwischen in den Beständen des Historischen Archivs mit rheinischem Bildarchiv. Weitere Fotos sind von Eusebius Wirdeier und in privaten Sammlungen bekannt.
Orte (Auswahl)
Unter anderem an folgenden Orten sind einzelne Graffiti des Totentanzzyklus durch zeitgenössische Fotografien dokumentiert:
- Triptychon, „darunter auch der Tod“, linksrheinischer Brückenpfeiler der „alten Mülheimer Brücke“ (1981)
- Skelett, Brücke Innere Kanalstraße
- Skelett „mit explodierenden Pranken“, Südbrücke
- Skelett, Treppenhäuser der Südbrücke
- u. a. Kreuzigungsgruppe mit Skelett, diverse Skelette, Zoobrücke: Rampe, Wendeltreppe, Pfeiler
- Skelett, Antoniterkirche
- Skelett, Westportal St. Cäcilien
- Skelett, Abstieg zum Parkhaus Quatermarkt
- Skelett, Parkhaus Cäcilienstraße
- Skelett, unter der Domplatte
- Skelett („der drohende“), Breslauer Platz/Ecke Johannisstraße
- Skelette mit Instrumenten, Musikhochschule
- „Knochenspinnen“ (Totenköpfe auf „Beinen“), Ebertplatz, Ringturm bis „Untersachsenhausen“, Maria-Ablaß-Platz, Tunis-Straße, Eigelsteintor, Nord-Süd-Fahrt, hinter dem Hauptbahnhof
Verwaschene Überreste finden sich außerdem an einem Wetterpilz in Köln Riehl sowie an der Einfahrt der Parkgarage zum Philosophikum der Universität Köln.
Rezeption
Der Kunsthistoriker Reiner Dieckhoff stellte 1981 in einer Festschrift des Schnütgen-Museums die Sprayzeichnung Naegelis am Westportal in einen Zusammenhang mit den christlichen Memento-mori-Werken der Sammlung. Naegelis Totengerippe knüpfe mit „seiner Vitalität durchaus an die besten Traditionen der Totentanzholzschnitte des 15. Jahrhunderts“ an.
Der Jurist Louis Peters, Naegelis späterer Strafverteidiger und spezialisiert auf Kunst-, Medien- und Urheberrecht, brachte 1982 einen Bildband zu Naegeli heraus. Er erkannte die Totentanz-Figuren als „demokratische Satire“, die ihren Spott über Hoch und Niedrig ergieße, und sah in ihnen damit eine Weiterentwicklung von Holbeins Totentanz.
1993 interpretierte der Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Walter Geis in einem Aufsatz über die Westfassade von St. Cäcilien den dortigen Totentanz als „adäquates Symbol für die Situation der Menschen, die sich ihre Zukunft selbst vermauern.“ Geis kritisierte insbesondere die späteren Übermalungen des Werks als Verspottung des ernsten Inhalts von Naegelis Werk.
Der Kunsthistoriker und Schnütgen-Direktor Moritz Woelk bescheinigte Naegelis Figuren 2022 ein treffsicheres Gespür für den richtigen Ort, eine gehörige Portion Witz und Humor sowie Empathie und Sehnsucht nach Kontakt mit ihrer jeweiligen Umgebung. Auch Woelk betonte die Beziehung zwischen Naegelis Abstraktionen und der alten Kunst im Museum Schnütgen.
Kim Mildebrath brachte 2022 wiederum eine motivische Verwandtschaft der musizierenden Skelette an der Musikhochschule mit dem Tanz der Skelette von Michael Wolgemut in der Schedelschen Weltchronik des 15. Jahrhunderts ins Spiel, wobei die Gemeinsamkeit auch die vermittelte Lebensfreude und Verspieltheit betreffe. Mit Bezugnahme auf die Holbein-Holzschnitte stellte sie Holbeins Kritik an „Machtmissbrauch, Sünden und Laster“ in der spätmittelalterlichen Ständegesellschaft Naegelis satirisches Anprangern „unmenschliche[r] Architektur und sterile[r] Sauberkeit“ gegenüber. Der Kölner Totentanz schlage so einerseits eine Brücke ins Mittelalter, habe politisch aber auch einen Bezug zur Dada-Bewegung mit deren Nonsens-Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft und der Nähe von Tod und Komik. Ein Dada-Anknüpfungspunkt sei etwa Hugo Balls Gedicht Totentanz.
Wiederkehr als Zürcher Totentanz (2018/2020)
Eine „Neuauflage“ erlebte der Totentanz in Zürich ab Ende 2018: Naegeli durfte in den beiden Grossmünstertürmen neue Skelette sprühen. Genehmigt wurde das Projekt vierzehn Jahre, nachdem der Künstler die Idee dazu gehabt hatte, und es ging nicht ohne Konflikte vonstatten, da er geringfügig über den ihm zugestandenen „Perimeter“ hinaus gearbeitet hatte. Wie viele seiner früheren Werke, bei denen er schnell arbeiten und vor der Entdeckung den „Tatort“ verlassen musste, blieb so auch diese Arbeit ein Fragment.
„Aber der Totentanz ist wie jede grosse Kunst auch als Fragment vollkommen.“
Doch während der COVID-19-Pandemie und den Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr 2020 hinterließ der nun 80-jährige, an Krebs erkrankte Künstler erneut „eine widerständige Botschaft […] an seine Heimatstadt“: Etwa 50 Totentanz-Skelette erschienen an verschiedenen Orten der Stadt. Diesmal fotografierte Naegeli seine Arbeiten selbst, und auch sie wurden vielfach wieder entfernt, trotz Naegelis Stellung als etablierter Streetart-Künstler. Selbst ein am Kunsthaus Zürich – auf der Wand hinter Rodins „Höllentor“ – gesprühtes Skelett wurde beseitigt; eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung wurde gestellt und später wieder zurückgezogen. Das Museum hat 29 Werke von Naegeli in seiner Sammlung.
Die Stadt Zürich selbst schließlich entschied sich im weiteren Verlauf des Jahres, Naegeli nicht nur mit ihrem Kunstpreis auszuzeichnen, sondern die sieben verbliebenen Werke des Zürcher Totentanz-Zyklus zu erhalten. Das prominenteste davon auf dem Sockel des Waldmanndenkmals war zum Zeitpunkt der städtischen Entscheidung allerdings schon von einer oder mehreren „unbekannten Privatpersonen“ beseitigt worden.
Literatur
- Harald Naegeli, Louis-Ferdinand Peters: Kölner Totentanz. Verlag der Buchhandlung Walther König,, Köln 1982, ISBN 978-3-88375-016-3.
- Harald Naegeli: Harald Naegeli in Köln: Sprayer und Zeichner. Hrsg.: Moritz Woelk. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2022, ISBN 978-3-7533-0182-2.
- Harald Naegeli, Barbara Basting: Zürcher Totentanz. mit Beiträgen von Barbara Basting, Urs Bühler, Bernhard Echte, Reto Hänny, Bernd Roeck und Fotografien von vielen Flanierenden. Nimbus. Kunst und Bücher, Wädenswil 2022, ISBN 978-3-03850-088-9.
Weblinks
- Bilder zum Tag »Totentanz«. In: sprayervonzürich.com. Harald Naegeli Stiftung
- TAG/TRAUM Videoproduktion via YouTube (Hrsg.): Der Sprayer von Zürich. 3:54 Minuten. Köln 1982 (youtube.com [abgerufen am 18. September 2024] (Auszug)).
Einzelnachweise
- Erchen Wang: Die Dokumentation der Sprayzeichnungen von Harald Naegeli in Köln. In: Moritz Woelk (Hrsg.): Harald Naegeli in Köln: Sprayer und Zeichner. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2022, ISBN 978-3-7533-0182-2, S. 44–51.
- Erchen Wang: Der Tod am Portal der Museumskirche. In: Moritz Woelk (Hrsg.): Harald Naegeli in Köln: Sprayer und Zeichner. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2022, ISBN 978-3-7533-0182-2, S. 44–51.
- Harald Naegeli, Louis-Ferdinand Peters: Kölner Totentanz. Verlag der Buchhandlung Walther König,, Köln 1982, ISBN 978-3-88375-016-3, S. 5.
- Kim Mildebrath: Tod und Komik. Der Totentanz als demokratische Satire. In: Moritz Woelk (Hrsg.): Harald Naegeli in Köln: Sprayer und Zeichner. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2022, ISBN 978-3-7533-0182-2, S. 100–115.
- Harald Naegeli, Louis-Ferdinand Peters: Kölner Totentanz. Verlag der Buchhandlung Walther König,, Köln 1982, ISBN 978-3-88375-016-3, S. 101–104.
- Kim Mildebrath: Der fotografierte Totentanz. Das Ephemere als Teil der künstlerischen Aktion. In: Moritz Woelk (Hrsg.): Harald Naegeli in Köln: Sprayer und Zeichner. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2022, ISBN 978-3-7533-0182-2, S. 116–123.
- Reiner Dieckhoff: Klappernd Gebein und nagend Gewürm. Memento mori im Schnütgen-Museum. In: Schnütgen-Museum (Hrsg.): Schnütgen-Museum Köln. Kleine Festschrift zum dreifachen Jubiläum. Köln 1981, S. 39–45.
- TAG/TRAUM Videoproduktion via YouTube (Hrsg.): Der Sprayer von Zürich. 3:54 Minuten. Köln 1982 (youtube.com [abgerufen am 18. September 2024] (Auszug)).
- Beschlussvorlage 4707/2010: Aufbringung eines "Totentanzes" von Harald Naegeli. In: Stadt Köln (Hrsg.): Ratsinformationssystem. 9. Dezember 2010 (stadt-koeln.de).
- WDR: Für illegales Graffiti gehalten: Stadtreinigung beseitigt Teile von Kunstwerk. 12. September 2024, abgerufen am 22. September 2024.
- Harald Naegeli, Düsseldorf und Köln. In: historischesarchivkoeln.de. Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, abgerufen am 22. September 2024.
- Kulturelles Erbe Köln: Jentsch, Thunar, Köln, Totentanz von Harald Naegli an Sankt Cäcilien. In: kulturelles-erbe-koeln.de. Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, abgerufen am 22. September 2024.
- Kulturelles Erbe Köln: Naegeli, Harald, Totengerippe. In: kulturelles-erbe-koeln.de. Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, abgerufen am 22. September 2024.
- Harald Naegeli, Louis-Ferdinand Peters: Kölner Totentanz. Verlag der Buchhandlung Walther König,, Köln 1982, ISBN 978-3-88375-016-3.
- Walter Geis: Westfassade St. Cäcilien. In: Förderverein Romanische Kirchen Köln (Hrsg.): Colonia Romanica. Nr. 8, 1993, ISSN 0930-8555, S. 121.
- Moritz Woelk: Harald Naegeli im Museum Schnütgen. In: Moritz Woelk (Hrsg.): Harald Naegeli in Köln: Sprayer und Zeichner. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2022, ISBN 978-3-7533-0182-2, S. 12–20.
- Totentanz - 3 Hippies, 2 Scherben & Emmys DADA Chor. 12. März 2018, abgerufen am 21. September 2024.
- «Zürcher Totentanz» von Harald Naegeli. Abgerufen am 28. September 2024 (deutsch).
- Urs Bühler: Der «Sprayer von Zürich» hinterlässt seinen Totentanz als Fragment und sagt: «Die Kunst muss die Gesellschaft überlisten». In: Neue Zürcher Zeitung. 18. Juni 2019, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 22. September 2024]).
- Totentanzzyklus. Abgerufen am 22. September 2024.
- Anna-Barbara Neumann, Kathrin Siebert, Yvonne Türler: Der Zürcher Totentanz (2018 / 2020). In: Musée Visionnaire (Hrsg.): Booklet zur Ausstellung «Harald Naegeli – der bekannte Unbekannte»Teil II (Mensch und Vergänglichkeit) im Musée Visionnaire Zürich, 3. März – Dezember 202I. Zürich 2021, S. 17.
- Harald Naegeli: Das Kunsthaus Zürich zieht seine Anzeige zurück. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. Juni 2020, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 28. September 2024]).
- Urs Bühler: Das Kunsthaus Zürich verzeigt Harald Naegeli. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Juni 2020, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 28. September 2024]).
- «Zürcher Totentanz» von Harald Naegeli. Abgerufen am 28. September 2024 (deutsch).
- Kunsthaus Zürich verklagt Sprayer Naegeli. In: Kunstforum International. 11. Juni 2020, abgerufen am 28. September 2024 (deutsch).
- Harald Naegeli erhält den Kunstpreis der Stadt Zürich. In: stadt-zuerich.ch. Stadt Zürich, abgerufen am 30. September 2024.
- Sensenmann-Graffitis bleiben bestehen. In: stadt-zuerich.ch. Stadt Zürich, abgerufen am 30. September 2024.
- Unbekannte entfernen Naegeli-Totentanzfigur. In: zsz.ch. 18. September 2020, abgerufen am 30. September 2024.
Anmerkungen
- Laut „Narrativ“ des Films, heißt es bei Mildebrath (S. 120), habe Naegeli mit dem Totentanz begonnen, nachdem die Kreuzigungsgruppen (datiert um 1981) vernichtet wurden. Das passt aber zeitlich nicht mit der Datierung von „Sommer 1980“ für das Skelett an St. Cäcilien zusammen, wie es u. a. Dieckhoff 1981 (S. 45) und Wang 2022 (S. 44) schrieben. Während die Datierung des Skeletts an St. Cäcilien fundiert ist, ist der Film von Schmidt in Zusammenarbeit mit dem Künstler wohl eher dramaturgisch aufgebaut. Der Widerspruch wird sich wohl nicht mehr vollständig auflösen lassen.
- Immer wieder wird in Veröffentlichungen das „Tödlein“ selbst als denkmalgeschützt bezeichnet, eine entsprechende individuelle Auflistung in der Denkmalliste der Stadt Köln bzw. eine Fortschreibung des ursprünglichen Denkmaltextes von St. Cäcilien gibt es aber bisher nicht.
Autor: www.NiNa.Az
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Der Kolner Totentanz ist ein Werkzyklus von Harald Naegeli dem Sprayer von Zurich Er spruhte Anfang der 1980er lebensgrosse Skelettfiguren im Kolner Stadtraum die meist innerhalb kurzester Zeit vom stadtischen Amt fur Unterhaltung beseitigt wurden Nur das Skelett am zugemauerten Westportal der romanischen Kirche St Cacilien in der das Museum Schnutgen beheimatet ist wurde als Kunstwerk anerkannt und uber die Jahrzehnte seines Bestehens erhalten restauriert und 1989 sogar von dem Kunstler selbst erneuert Dieses Skelett wird mitunter auch als Todlein bezeichnet Weitere Graffiti der Serie sind nur durch zeitgenossische Fotografien dokumentiert vereinzelt lassen sich extrem verwaschene Reste finden Totentanz an St Cacilien 2010 GeschichteNachdem Harald Naegeli 1979 als Sprayer von Zurich identifiziert worden war entzog er sich der Strafverfolgung zunachst durch eine Flucht ins Rheinland In Koln kam er bei der WDR Kulturredakteurin Marianne Lienau und dem Journalisten Hubert Maessen unter Bereits in seiner Heimatstadt in der Schweiz hatte er neben seinen typischen Strichfiguren auch einzelne Totenschadel im offentlichen Raum gesprayt nicht jedoch vollstandige Skelette Inspirationen fur den Totentanz Todesmotiv am Kirchenportal der Kirche St Gregorius im Elend Hans Holbein der Jungere Imagines mortis Totentanz die Edelfrau In Koln faszinierten ihn nach eigener Aussage die zahlreichen katholischen Kirchen insbesondere die sogenannte Elendskirche in der sudlichen Altstadt wo seit dem 14 Jahrhundert Stadtfremde Arme und nicht katholische Verstorbene beigesetzt worden waren Die barocke Skulptur Triumph des Todes am Kirchenportal inspirierte Naegeli der sich auch als Verstossener sah zu seinem Totentanz Daneben nannte er auch Hans Holbeins Totentanz Holzschnitte als kunstlerisches Vorbild Von Ende 1979 bis 1981 schuf Naegeli circa 600 Wandbilder in Koln von denen der uberwiegende Teil schon 1982 zerstort war Der Wettstreit mit der Stadt Koln um Entstehung und Vernichtung seines Werks veranlasste Naegeli schliesslich zwei Kreuzigungsgruppen zu spruhen um das katholische Koln zu provozieren Da wollen wir doch mal sehen wie katholisch die Kolner sind ob sie eine Kreuzigungsgruppe auch wegmachen Wenn sie das auch wegmachen dann schrecken sie vor nichts zuruck Harald Naegeli Kolner Totentanz 1982 Auch diese Arbeiten wurden entfernt was dem Kunstler moglicherweise den Anlass zur Totentanz Serie gab Eine der beiden Kreuzigungsgruppen war ebenfalls mit Skeletten ausgefuhrt Das einzige Skelett das die Zeiten langer uberdauerte das Todlein am Westportal von St Cacilien entstand ursprunglich im Sommer 1980 und wurde kurz darauf mit dem Graffito eines Dritten unter dem linken Arm erganzt Bereits 1981 liess jedoch eine Publikation des Schnutgen Museums Akzeptanz fur und kunstlerische Auseinandersetzung mit Naegelis Figur erkennen Ein Restaurator der Kirche engagierte sich im Marz 1982 fur eine Wiederherstellung der ursprunglichen Zeichnung Parallel zu diesen Aktivitaten prasentierte der direkt gegenuber dem Portal beheimatete Kolnische Kunstverein unter Leitung von Wulf Herzogenrath eine Graffiti Ausstellung mit Fotos von Naegeli Zeichnungen Naegelis erste Ausstellung In einer performativen Pressekonferenz am 14 Februar 1982 trat Naegeli dadaistisch maskiert auf und verlas eine Erklarung in der er sich als Wiedergeburt eines der fruhgeschichtlichen Hohlen und Felsenzeichner bezeichnete Die Pressekonferenz ist in einem Video des Dokumentarfilmers 2020 festgehalten In den Folgejahren bemuhte sich der damalige Direktor des Museums Anton Legner Veranderungen und Ubermalungen etwa mit Schuhen oder mannlichen Geschlechtsteilen entfernen zu lassen und das Originalskelett zu erhalten Diese Bemuhungen scheiterten endgultig um Mitte der 1980er Jahre als das Graffito so ubersprayt wurde dass die Wand komplett gereinigt werden musste Im Jahr 1989 spruhte Harald Naegeli eine zweite Version des Skeletts an derselben Stelle Es hat dieselbe Korperhaltung wie das erste unterscheidet sich von diesem jedoch durch eine etwas kantigere Ausfuhrung von Kopf Brustkorb und Huftknochen Inzwischen wurde die Zeichnung als Bestandteil des denkmalgeschutzten Kirchenbaus betrachtet und entsprechend konservatorisch behandelt Der Kampf um die Erhaltung verstetigte sich bis 2002 wurde das Graffito noch zweimal von Ubermalungen befreit verblasste aber weiter Naegeli lehnte eine weitere Erneuerung 2010 ab ebenso die Einladung auf dem neuen Gebaude des Kulturquartiers am Neumarkt u a Erweiterungsbau fur das Museum Schnutgen ein weiteres Skelett zu spruhen Naegelis Vorschlag lieber in der Tiefgarage oder auf der Ruckseite des Museums an einer Betonmauer ein neues Skelett zu platzieren wurde von den stadtischen Gremien zwar angenommen aber nicht ausgefuhrt 2022 war das Skelett schwarzblaulich verblasst und einige Extremitaten fast verschwunden ansonsten aber unbeschadigt von anderen Einwirkungen Das Kunstwerk wurde Teil der Ausstellung Harald Naegeli in Koln im Museum Schnutgen im selben Jahr Wahrend der Vorbereitung der Ausstellung wurde durch restauratorische Reinigungs und Festigungsmassnahmen am Werk die verblasste Figur wieder deutlicher sichtbar Beschadigtes Graffito September 2024 Erneutes Aufsehen erregte das Todlein als es im September 2024 von Mitarbeitenden der Stadtreinigung infolge einer Verwechslung fast vollstandig entfernt wurde Der inzwischen 85 jahrige Naegeli stimmte einer Restaurierung durch das Museum in Abstimmung mit der Kolner Denkmalpflege zu da er selbst aus gesundheitlichen Grunden nicht mehr in der Lage dazu sei Auch 2022 hatte er bereits abgelehnt bei dem verblassten Skelett selbst Hand anzulegen denn Verschwunden ist auch schon BeschreibungTodlein 2011 Hand am Kirchenportal 2024 Die bekannten Exemplare des Totentanzes lassen sich in verschiedene Typologien einteilen Die meisten haben der Kunsthistorikerin Kim Mildebrath zufolge keine Attribute sondern stehen fur sich allein Es sind gespruhte Strichfiguren in meist schwarzer Farbe in unterschiedlichen Ausfuhrungen Bei einigen ist das Skelett mit Brustkorb und Schulterknochen starker ausdefiniert bei anderen deuten querlaufende Zickzacklinien uber eine vertikale Ruckgrat Linie die Rippen nur an Das Gleiche gilt fur die Huftknochen die bei einigen Figuren als solche erkennbar sind bei anderen nur durch einen Verbindungspunkt zwischen Ruckgrat und Beinen markiert Der Schadel ist mal eher dreieckig manchmal auch kreisrund geformt Immer jedoch scheinen die Figuren in Bewegung zu sein bzw auf ihre Umgebung zugeschnitten Die erhaltene Zeichnung steht breitbeinig im zugemauerten Kirchenportal die Arme breit ausgestreckt zu den neuromanischen Saulen des Torbogens die Pose lasst Interpretationsspielraum ob der Tod hier das Portal versperrt oder offnet Funf Skelette die Musikinstrumente spielen sind in der Tiefgarage der Musikhochschule fotografisch uberliefert ausserdem zwei Skelette mit Narrenkappen an Pfeilern der Kolner Zoobrucke davon eines mit silberner Farbe Letzteres ist komplexer als die einfachen Skelette und kombiniert den Totenkopf mit einem menschlichen Gesicht und einer Spirale die an einen Schachtelteufel erinnert Bei diesem durfte Naegelis immer wieder betonte Identifikation mit der literarischen Eulenspiegel Figur hineinspielen DokumentationNaegelis Totentanz lasst sich als Zyklus in der Ruckschau wie viele andere Werke der Streetart nur fotografisch nachvollziehen und vermitteln Der Kunstler selbst fotografierte seine Arbeiten nie In Koln fotografierten der mit Naegeli befreundete Journalist Hubert Maessen der kunstinteressierte Arzt Wilhelm Siepe sowie der Fotograf und Grafiker Bernd Wendt noch unentdeckte und unzerstorte Exemplare des Totentanzes zum Teil aber auch die Spuren entfernter Skelette Der Lehrer Heribert Rucker fotografierte ebenfalls eine Reihe von Arbeiten wobei er sie mit seinen Fotos in Interaktion mit Kindern und Jugendlichen brachte Aufnahmen des Fotojournalisten Guenay Ulutuncok sowie zwei Graffiti Sammlungen die Fotos des Totentanzes enthalten befinden sich inzwischen in den Bestanden des Historischen Archivs mit rheinischem Bildarchiv Weitere Fotos sind von Eusebius Wirdeier und in privaten Sammlungen bekannt Orte Auswahl Unter anderem an folgenden Orten sind einzelne Graffiti des Totentanzzyklus durch zeitgenossische Fotografien dokumentiert Triptychon darunter auch der Tod linksrheinischer Bruckenpfeiler der alten Mulheimer Brucke 1981 Skelett Brucke Innere Kanalstrasse Skelett mit explodierenden Pranken Sudbrucke Skelett Treppenhauser der Sudbrucke u a Kreuzigungsgruppe mit Skelett diverse Skelette Zoobrucke Rampe Wendeltreppe Pfeiler Skelett Antoniterkirche Skelett Westportal St Cacilien Skelett Abstieg zum Parkhaus Quatermarkt Skelett Parkhaus Cacilienstrasse Verwaschenes Skelett an der Universitat Koln bei Sanierung ausgespart 2024 Skelett unter der Domplatte Skelett der drohende Breslauer Platz Ecke Johannisstrasse Skelette mit Instrumenten Musikhochschule Knochenspinnen Totenkopfe auf Beinen Ebertplatz Ringturm bis Untersachsenhausen Maria Ablass Platz Tunis Strasse Eigelsteintor Nord Sud Fahrt hinter dem Hauptbahnhof Verwaschene Uberreste finden sich ausserdem an einem Wetterpilz in Koln Riehl sowie an der Einfahrt der Parkgarage zum Philosophikum der Universitat Koln RezeptionMuseumsdirektor Moritz Woelk mit dem Todlein anlasslich der Ausstellung Harald Naegeli in Koln 2022 Der Kunsthistoriker Reiner Dieckhoff stellte 1981 in einer Festschrift des Schnutgen Museums die Sprayzeichnung Naegelis am Westportal in einen Zusammenhang mit den christlichen Memento mori Werken der Sammlung Naegelis Totengerippe knupfe mit seiner Vitalitat durchaus an die besten Traditionen der Totentanzholzschnitte des 15 Jahrhunderts an Der Jurist Louis Peters Naegelis spaterer Strafverteidiger und spezialisiert auf Kunst Medien und Urheberrecht brachte 1982 einen Bildband zu Naegeli heraus Er erkannte die Totentanz Figuren als demokratische Satire die ihren Spott uber Hoch und Niedrig ergiesse und sah in ihnen damit eine Weiterentwicklung von Holbeins Totentanz 1993 interpretierte der Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Walter Geis in einem Aufsatz uber die Westfassade von St Cacilien den dortigen Totentanz als adaquates Symbol fur die Situation der Menschen die sich ihre Zukunft selbst vermauern Geis kritisierte insbesondere die spateren Ubermalungen des Werks als Verspottung des ernsten Inhalts von Naegelis Werk Der Kunsthistoriker und Schnutgen Direktor Moritz Woelk bescheinigte Naegelis Figuren 2022 ein treffsicheres Gespur fur den richtigen Ort eine gehorige Portion Witz und Humor sowie Empathie und Sehnsucht nach Kontakt mit ihrer jeweiligen Umgebung Auch Woelk betonte die Beziehung zwischen Naegelis Abstraktionen und der alten Kunst im Museum Schnutgen Kim Mildebrath brachte 2022 wiederum eine motivische Verwandtschaft der musizierenden Skelette an der Musikhochschule mit dem Tanz der Skelette von Michael Wolgemut in der Schedelschen Weltchronik des 15 Jahrhunderts ins Spiel wobei die Gemeinsamkeit auch die vermittelte Lebensfreude und Verspieltheit betreffe Mit Bezugnahme auf die Holbein Holzschnitte stellte sie Holbeins Kritik an Machtmissbrauch Sunden und Laster in der spatmittelalterlichen Standegesellschaft Naegelis satirisches Anprangern unmenschliche r Architektur und sterile r Sauberkeit gegenuber Der Kolner Totentanz schlage so einerseits eine Brucke ins Mittelalter habe politisch aber auch einen Bezug zur Dada Bewegung mit deren Nonsens Kritik an der burgerlichen Gesellschaft und der Nahe von Tod und Komik Ein Dada Anknupfungspunkt sei etwa Hugo Balls Gedicht Totentanz Wiederkehr als Zurcher Totentanz 2018 2020 Eine Neuauflage erlebte der Totentanz in Zurich ab Ende 2018 Naegeli durfte in den beiden Grossmunsterturmen neue Skelette spruhen Genehmigt wurde das Projekt vierzehn Jahre nachdem der Kunstler die Idee dazu gehabt hatte und es ging nicht ohne Konflikte vonstatten da er geringfugig uber den ihm zugestandenen Perimeter hinaus gearbeitet hatte Wie viele seiner fruheren Werke bei denen er schnell arbeiten und vor der Entdeckung den Tatort verlassen musste blieb so auch diese Arbeit ein Fragment Aber der Totentanz ist wie jede grosse Kunst auch als Fragment vollkommen Harald Naegeli 2019 Eines der 2020 im Lockdown entstandenen Skelette des Zurcher Totentanzes es bewachte einen der vorschriftsmassig leeren Restauranttische Foto 2024 Doch wahrend der COVID 19 Pandemie und den Ausgangsbeschrankungen im Fruhjahr 2020 hinterliess der nun 80 jahrige an Krebs erkrankte Kunstler erneut eine widerstandige Botschaft an seine Heimatstadt Etwa 50 Totentanz Skelette erschienen an verschiedenen Orten der Stadt Diesmal fotografierte Naegeli seine Arbeiten selbst und auch sie wurden vielfach wieder entfernt trotz Naegelis Stellung als etablierter Streetart Kunstler Selbst ein am Kunsthaus Zurich auf der Wand hinter Rodins Hollentor gespruhtes Skelett wurde beseitigt eine Strafanzeige wegen Sachbeschadigung wurde gestellt und spater wieder zuruckgezogen Das Museum hat 29 Werke von Naegeli in seiner Sammlung Die Stadt Zurich selbst schliesslich entschied sich im weiteren Verlauf des Jahres Naegeli nicht nur mit ihrem Kunstpreis auszuzeichnen sondern die sieben verbliebenen Werke des Zurcher Totentanz Zyklus zu erhalten Das prominenteste davon auf dem Sockel des Waldmanndenkmals war zum Zeitpunkt der stadtischen Entscheidung allerdings schon von einer oder mehreren unbekannten Privatpersonen beseitigt worden LiteraturHarald Naegeli Louis Ferdinand Peters Kolner Totentanz Verlag der Buchhandlung Walther Konig Koln 1982 ISBN 978 3 88375 016 3 Harald Naegeli Harald Naegeli in Koln Sprayer und Zeichner Hrsg Moritz Woelk Verlag der Buchhandlung Walther und Franz Konig Koln 2022 ISBN 978 3 7533 0182 2 Harald Naegeli Barbara Basting Zurcher Totentanz mit Beitragen von Barbara Basting Urs Buhler Bernhard Echte Reto Hanny Bernd Roeck und Fotografien von vielen Flanierenden Nimbus Kunst und Bucher Wadenswil 2022 ISBN 978 3 03850 088 9 WeblinksCommons Totentanz Koln Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bilder zum Tag Totentanz In sprayervonzurich com Harald Naegeli Stiftung abgerufen am 2 Oktober 2024 TAG TRAUM Videoproduktion via YouTube Hrsg Der Sprayer von Zurich 3 54 Minuten Koln 1982 youtube com abgerufen am 18 September 2024 Auszug EinzelnachweiseErchen Wang Die Dokumentation der Sprayzeichnungen von Harald Naegeli in Koln In Moritz Woelk Hrsg Harald Naegeli in Koln Sprayer und Zeichner Verlag der Buchhandlung Walther und Franz Konig Koln 2022 ISBN 978 3 7533 0182 2 S 44 51 Erchen Wang Der Tod am Portal der Museumskirche In Moritz Woelk Hrsg Harald Naegeli in Koln Sprayer und Zeichner Verlag der Buchhandlung Walther und Franz Konig Koln 2022 ISBN 978 3 7533 0182 2 S 44 51 Harald Naegeli Louis Ferdinand Peters Kolner Totentanz Verlag der Buchhandlung Walther Konig Koln 1982 ISBN 978 3 88375 016 3 S 5 Kim Mildebrath Tod und Komik Der Totentanz als demokratische Satire In Moritz Woelk Hrsg Harald Naegeli in Koln Sprayer und Zeichner Verlag der Buchhandlung Walther und Franz Konig Koln 2022 ISBN 978 3 7533 0182 2 S 100 115 Harald Naegeli Louis Ferdinand Peters Kolner Totentanz Verlag der Buchhandlung Walther Konig Koln 1982 ISBN 978 3 88375 016 3 S 101 104 Kim Mildebrath Der fotografierte Totentanz Das Ephemere als Teil der kunstlerischen Aktion In Moritz Woelk Hrsg Harald Naegeli in Koln Sprayer und Zeichner Verlag der Buchhandlung Walther und Franz Konig Koln 2022 ISBN 978 3 7533 0182 2 S 116 123 Reiner Dieckhoff Klappernd Gebein und nagend Gewurm Memento mori im Schnutgen Museum In Schnutgen Museum Hrsg Schnutgen Museum Koln Kleine Festschrift zum dreifachen Jubilaum Koln 1981 S 39 45 TAG TRAUM Videoproduktion via YouTube Hrsg Der Sprayer von Zurich 3 54 Minuten Koln 1982 youtube com abgerufen am 18 September 2024 Auszug Beschlussvorlage 4707 2010 Aufbringung eines Totentanzes von Harald Naegeli In Stadt Koln Hrsg Ratsinformationssystem 9 Dezember 2010 stadt koeln de WDR Fur illegales Graffiti gehalten Stadtreinigung beseitigt Teile von Kunstwerk 12 September 2024 abgerufen am 22 September 2024 Harald Naegeli Dusseldorf und Koln In historischesarchivkoeln de Historisches Archiv der Stadt Koln mit Rheinischem Bildarchiv abgerufen am 22 September 2024 Kulturelles Erbe Koln Jentsch Thunar Koln Totentanz von Harald Naegli an Sankt Cacilien In kulturelles erbe koeln de Historisches Archiv der Stadt Koln mit Rheinischem Bildarchiv abgerufen am 22 September 2024 Kulturelles Erbe Koln Naegeli Harald Totengerippe In kulturelles erbe koeln de Historisches Archiv der Stadt Koln mit Rheinischem Bildarchiv abgerufen am 22 September 2024 Harald Naegeli Louis Ferdinand Peters Kolner Totentanz Verlag der Buchhandlung Walther Konig Koln 1982 ISBN 978 3 88375 016 3 Walter Geis Westfassade St Cacilien In Forderverein Romanische Kirchen Koln Hrsg Colonia Romanica Nr 8 1993 ISSN 0930 8555 S 121 Moritz Woelk Harald Naegeli im Museum Schnutgen In Moritz Woelk Hrsg Harald Naegeli in Koln Sprayer und Zeichner Verlag der Buchhandlung Walther und Franz Konig Koln 2022 ISBN 978 3 7533 0182 2 S 12 20 Totentanz 3 Hippies 2 Scherben amp Emmys DADA Chor 12 Marz 2018 abgerufen am 21 September 2024 Zurcher Totentanz von Harald Naegeli Abgerufen am 28 September 2024 deutsch Urs Buhler Der Sprayer von Zurich hinterlasst seinen Totentanz als Fragment und sagt Die Kunst muss die Gesellschaft uberlisten In Neue Zurcher Zeitung 18 Juni 2019 ISSN 0376 6829 nzz ch abgerufen am 22 September 2024 Totentanzzyklus Abgerufen am 22 September 2024 Anna Barbara Neumann Kathrin Siebert Yvonne Turler Der Zurcher Totentanz 2018 2020 In Musee Visionnaire Hrsg Booklet zur Ausstellung Harald Naegeli der bekannte Unbekannte Teil II Mensch und Verganglichkeit im Musee Visionnaire Zurich 3 Marz Dezember 202I Zurich 2021 S 17 Harald Naegeli Das Kunsthaus Zurich zieht seine Anzeige zuruck In Neue Zurcher Zeitung 14 Juni 2020 ISSN 0376 6829 nzz ch abgerufen am 28 September 2024 Urs Buhler Das Kunsthaus Zurich verzeigt Harald Naegeli In Neue Zurcher Zeitung 9 Juni 2020 ISSN 0376 6829 nzz ch abgerufen am 28 September 2024 Zurcher Totentanz von Harald Naegeli Abgerufen am 28 September 2024 deutsch Kunsthaus Zurich verklagt Sprayer Naegeli In Kunstforum International 11 Juni 2020 abgerufen am 28 September 2024 deutsch Harald Naegeli erhalt den Kunstpreis der Stadt Zurich In stadt zuerich ch Stadt Zurich abgerufen am 30 September 2024 Sensenmann Graffitis bleiben bestehen In stadt zuerich ch Stadt Zurich abgerufen am 30 September 2024 Unbekannte entfernen Naegeli Totentanzfigur In zsz ch 18 September 2020 abgerufen am 30 September 2024 AnmerkungenLaut Narrativ des Films heisst es bei Mildebrath S 120 habe Naegeli mit dem Totentanz begonnen nachdem die Kreuzigungsgruppen datiert um 1981 vernichtet wurden Das passt aber zeitlich nicht mit der Datierung von Sommer 1980 fur das Skelett an St Cacilien zusammen wie es u a Dieckhoff 1981 S 45 und Wang 2022 S 44 schrieben Wahrend die Datierung des Skeletts an St Cacilien fundiert ist ist der Film von Schmidt in Zusammenarbeit mit dem Kunstler wohl eher dramaturgisch aufgebaut Der Widerspruch wird sich wohl nicht mehr vollstandig auflosen lassen Immer wieder wird in Veroffentlichungen das Todlein selbst als denkmalgeschutzt bezeichnet eine entsprechende individuelle Auflistung in der Denkmalliste der Stadt Koln bzw eine Fortschreibung des ursprunglichen Denkmaltextes von St Cacilien gibt es aber bisher nicht