Der anonym überlieferte König Rother ist eine mittelhochdeutsche Paarreimdichtung die vermutlich nicht vor der Mitte des
König Rother

Der anonym überlieferte König Rother ist eine mittelhochdeutsche Paarreimdichtung, die vermutlich nicht vor der Mitte des 12. Jahrhunderts im Regensburger Raum entstanden ist.
Überlieferung
Die Dichtung ist in einer nahezu vollständigen Handschrift überliefert, deren Entstehung man auf das erste Viertel des 13. Jahrhunderts datiert und die als Teil der ehemaligen Bibliotheca Palatina in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt wird (Cod. Pal. germ. 390). Daneben existieren vier Fragmente des Textes, die vermutlich auf drei verschiedene nicht überlieferte Vorlagen zurückgehen.
Charakteristisch für den König Rother ist eine starke Dialektmischung: hochdeutsche (oberdeutsche sowie mitteldeutsche) und niederdeutsche Elemente stehen nebeneinander. Man vermutet, dass die Dichtung vor ihrer Verschriftlichung zwischen den nördlichen Rheinlanden und Bayern gewandert ist.
Inhalt
Inhaltlich geht es in der Dichtung um die Brautwerbung des weströmischen Herrschers Rother, der die Hand der Tochter des oströmischen Herrschers Konstantin begehrt. Gemäß den Prämissen des literarischen Prinzips der gefährlichen Brautwerbung muss allerdings zunächst der dem Werber feindlich gesinnte Brautvater überwunden werden. In drei Phasen vollzieht sich Rothers Werbung: Zunächst kommen Boten zum Einsatz. In der zweiten Werbungsfahrt reist Rother persönlich nach Konstantinopel. Doch erst die dritte Werbungsfahrt ist von nachhaltigem Erfolg gekrönt.
List, vorgeführte Vortrefflichkeit, Reichtum und Freigiebigkeit, außerdem das durch die Reisen demonstrierte Gewaltpotenzial – all diese Elemente, die in den ersten beiden Werbungsversuchen eine Rolle spielten, müssen in der dritten Werbungsfahrt um christliche Motive erweitert werden: Demut und . Es zeigt sich also, dass eine ideale, gesamtrömische Herrschaft, wie Rother sie durch die Verbindung mit der oströmischen Königstochter und durch die Sicherung der Thronfolge durch das Zeugen eines Sohnes mit dieser anstrebt, christliche Tugenden sowie die Bereitschaft und Fähigkeit zur Verteidigung der christlichen Welt ebenso voraussetzt.
Stoffgeschichte
Auf der Suche nach der Herkunft des Stoffes der Rother-Dichtung hat man verschiedene historische Vorbilder wahrscheinlich zu machen versucht. Man dachte an den Normannenkönig Roger II., der Mitte des 12. Jh. (erfolglos) für einen seiner Söhne um die byzantinische Prinzessin geworben und sogar mehrmals Flotten gegen Byzanz ausgesandt hatte. Doch Roger II. wird als Vorbild für die Rother-Dichtung von der Forschung inzwischen ausgeschlossen. Auch die Annahme, die Langobardenkönige Rothari oder Authari könnten historische Vorbilder gewesen sein, gilt heute als sehr unwahrscheinlich.
Erfolgreicher hingegen war man bei der Suche nach der Stoffherkunft in der Literatur selbst. Eine norddeutsche Brautwerbungsgeschichte um den König Osantrix, der um die Hand der Tochter des Hunnenkönigs wirbt, weist große Gemeinsamkeiten mit dem König Rother auf. Allerdings ist dabei festzuhalten, dass der König Rother nicht notwendigerweise von dieser Dichtung beeinflusst worden sein muss, möglicherweise ist die Osantrix-Dichtung auch vom König Rother beeinflusst worden. Ebenfalls ist eine gemeinsame Vorlage beider Dichtungen denkbar, die nicht überliefert ist. Außerdem gilt eine Beeinflussung der Rother-Dichtung durch die mittelhochdeutsche Dietrich- und Wolfdietrichepik als sicher.
Aber auch wenn die oben genannten Personen Roger II. und die Langobardenkönige Rothari oder Authari nicht als unmittelbare und direkte Vorbilder für König Rother selbst gelten können, deuten sie, zusammen mit anderen Figuren des Epos auf eine doppelte Zeitstruktur hin. Durch die Verkettung von historischen Personen und Ereignissen (Pippin, Karl der Große: 8. Jh.) mit zeitgenössischen (beispielsweise dem Titel des Herzog von Meran, dem Geschlecht der Tengelinger: 12. respektive 11. Jh.) wird das Epos in ein mythologisches Zeitalter gerückt. Der Brautvater Konstantin könnte selbst auf Konstantin den Großen zurückgeführt werden, und somit umfasst das Epos einen Zeitraum vom 4. bis hin zum 12. Jahrhundert. Das Auftreten des Heidenkönigs Ymelot gegen Mitte des Epos, ebenso wie die Fahrt Rothers nach Konstantinopel im „Pilgergewand“ verweist auf die Kreuzzugsthematik, die ebenfalls erst im 12. Jahrhundert Aktualität hatte.
Der König Rother wird zur sogenannten „Spielmannsdichtung“ („Spielmannsepik“) gerechnet. Diese Chiffre, die die mittelhochdeutschen Dichtungen Herzog Ernst, Orendel, , Salman und Morolf sowie König Rother bezeichnet, war von der älteren Forschung als Gattungsbezeichnung konzipiert worden. In diesem Sinne ist sie allerdings nicht mehr tragbar.
Ausgaben
- König Rother. Mittelhochdeutscher Text und neuhochdeutsche Übersetzung von Peter K. Stein, Herausgegeben von Ingrid Bennewitz unter Mitarbeit von Beatrix Koll und Ruth Weichselbaumer (= Reclam Universal-Bibliothek; Band 18047). Stuttgart 2000, ISBN 3-15-018047-3.
- König Rother. Hg. von Theodor Frings und Joachim Kuhnt (Rheinische Beiträge und Hülfsbücher zur germanischen Philologie und Volkskunde 3). Bonn/Leipzig 1922.
- Wiederabdruck des Editionstextes (ohne Einleitung u. ä.): König Rother. Nach der Ausgabe von Theodor Frings und Joachim Kuhnt (Altdeutsche Texte für den akademischen Unterricht 2). 3. Aufl. Halle a.d.S. 1968.
Literatur
- Hans Szklenar: König Rother. In: Verfasserlexikon. Die deutsche Literatur des Mittelalters. 2. Auflage. Band 5. Berlin / New York 1985, Sp. 82–94.
- Christian Kiening: Arbeit am Muster. Literarisierungsstrategien im „König Rother“. In: Joachim Heinzle, L. Peter Johnson, Gisela Vollmann-Profe (Hrsg.): Wolfram-Studien XV: Neue Wege der Mittelalter-Philologie. Erich Schmidt Verlag, 1996.
- Sarah Bowden: Bridal Quest Epics in Medieval Germany. A Revisionary Approach. MHRA, London 2012, ISBN 978-1-907322-46-4.
- Julius Wiegand: Stilistische Untersuchungen zum König Rother. Dissertation, Universität Marburg, 1904.
- Theodor Frings, Jürgen Kuhnt: König Rother. Bonn/Leipzig 1922 (= Rheinische Beiträge und Hülfsbücher zur germanischen Philologie und Volkskunde. Band 3); Nachdrucke 1954, 1961 und 1968.
Anmerkungen
- Digitalisat und wissenschaftliche Beschreibung der Handschrift (Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ 390).
- Übersicht der Überlieferungszeugen im Handschriftencensus.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Der anonym uberlieferte Konig Rother ist eine mittelhochdeutsche Paarreimdichtung die vermutlich nicht vor der Mitte des 12 Jahrhunderts im Regensburger Raum entstanden ist HandschriftenfragmentUberlieferungDie Dichtung ist in einer nahezu vollstandigen Handschrift uberliefert deren Entstehung man auf das erste Viertel des 13 Jahrhunderts datiert und die als Teil der ehemaligen Bibliotheca Palatina in der Universitatsbibliothek Heidelberg aufbewahrt wird Cod Pal germ 390 Daneben existieren vier Fragmente des Textes die vermutlich auf drei verschiedene nicht uberlieferte Vorlagen zuruckgehen Charakteristisch fur den Konig Rother ist eine starke Dialektmischung hochdeutsche oberdeutsche sowie mitteldeutsche und niederdeutsche Elemente stehen nebeneinander Man vermutet dass die Dichtung vor ihrer Verschriftlichung zwischen den nordlichen Rheinlanden und Bayern gewandert ist InhaltKonig Rothers Meerfahrt Aus Illustrierte Literaturgeschichte 1880 Inhaltlich geht es in der Dichtung um die Brautwerbung des westromischen Herrschers Rother der die Hand der Tochter des ostromischen Herrschers Konstantin begehrt Gemass den Pramissen des literarischen Prinzips der gefahrlichen Brautwerbung muss allerdings zunachst der dem Werber feindlich gesinnte Brautvater uberwunden werden In drei Phasen vollzieht sich Rothers Werbung Zunachst kommen Boten zum Einsatz In der zweiten Werbungsfahrt reist Rother personlich nach Konstantinopel Doch erst die dritte Werbungsfahrt ist von nachhaltigem Erfolg gekront List vorgefuhrte Vortrefflichkeit Reichtum und Freigiebigkeit ausserdem das durch die Reisen demonstrierte Gewaltpotenzial all diese Elemente die in den ersten beiden Werbungsversuchen eine Rolle spielten mussen in der dritten Werbungsfahrt um christliche Motive erweitert werden Demut und Es zeigt sich also dass eine ideale gesamtromische Herrschaft wie Rother sie durch die Verbindung mit der ostromischen Konigstochter und durch die Sicherung der Thronfolge durch das Zeugen eines Sohnes mit dieser anstrebt christliche Tugenden sowie die Bereitschaft und Fahigkeit zur Verteidigung der christlichen Welt ebenso voraussetzt StoffgeschichteAuf der Suche nach der Herkunft des Stoffes der Rother Dichtung hat man verschiedene historische Vorbilder wahrscheinlich zu machen versucht Man dachte an den Normannenkonig Roger II der Mitte des 12 Jh erfolglos fur einen seiner Sohne um die byzantinische Prinzessin geworben und sogar mehrmals Flotten gegen Byzanz ausgesandt hatte Doch Roger II wird als Vorbild fur die Rother Dichtung von der Forschung inzwischen ausgeschlossen Auch die Annahme die Langobardenkonige Rothari oder Authari konnten historische Vorbilder gewesen sein gilt heute als sehr unwahrscheinlich Erfolgreicher hingegen war man bei der Suche nach der Stoffherkunft in der Literatur selbst Eine norddeutsche Brautwerbungsgeschichte um den Konig Osantrix der um die Hand der Tochter des Hunnenkonigs wirbt weist grosse Gemeinsamkeiten mit dem Konig Rother auf Allerdings ist dabei festzuhalten dass der Konig Rother nicht notwendigerweise von dieser Dichtung beeinflusst worden sein muss moglicherweise ist die Osantrix Dichtung auch vom Konig Rother beeinflusst worden Ebenfalls ist eine gemeinsame Vorlage beider Dichtungen denkbar die nicht uberliefert ist Ausserdem gilt eine Beeinflussung der Rother Dichtung durch die mittelhochdeutsche Dietrich und Wolfdietrichepik als sicher Aber auch wenn die oben genannten Personen Roger II und die Langobardenkonige Rothari oder Authari nicht als unmittelbare und direkte Vorbilder fur Konig Rother selbst gelten konnen deuten sie zusammen mit anderen Figuren des Epos auf eine doppelte Zeitstruktur hin Durch die Verkettung von historischen Personen und Ereignissen Pippin Karl der Grosse 8 Jh mit zeitgenossischen beispielsweise dem Titel des Herzog von Meran dem Geschlecht der Tengelinger 12 respektive 11 Jh wird das Epos in ein mythologisches Zeitalter geruckt Der Brautvater Konstantin konnte selbst auf Konstantin den Grossen zuruckgefuhrt werden und somit umfasst das Epos einen Zeitraum vom 4 bis hin zum 12 Jahrhundert Das Auftreten des Heidenkonigs Ymelot gegen Mitte des Epos ebenso wie die Fahrt Rothers nach Konstantinopel im Pilgergewand verweist auf die Kreuzzugsthematik die ebenfalls erst im 12 Jahrhundert Aktualitat hatte Der Konig Rother wird zur sogenannten Spielmannsdichtung Spielmannsepik gerechnet Diese Chiffre die die mittelhochdeutschen Dichtungen Herzog Ernst Orendel Salman und Morolf sowie Konig Rother bezeichnet war von der alteren Forschung als Gattungsbezeichnung konzipiert worden In diesem Sinne ist sie allerdings nicht mehr tragbar AusgabenKonig Rother Mittelhochdeutscher Text und neuhochdeutsche Ubersetzung von Peter K Stein Herausgegeben von Ingrid Bennewitz unter Mitarbeit von Beatrix Koll und Ruth Weichselbaumer Reclam Universal Bibliothek Band 18047 Stuttgart 2000 ISBN 3 15 018047 3 Konig Rother Hg von Theodor Frings und Joachim Kuhnt Rheinische Beitrage und Hulfsbucher zur germanischen Philologie und Volkskunde 3 Bonn Leipzig 1922 Wiederabdruck des Editionstextes ohne Einleitung u a Konig Rother Nach der Ausgabe von Theodor Frings und Joachim Kuhnt Altdeutsche Texte fur den akademischen Unterricht 2 3 Aufl Halle a d S 1968 LiteraturHans Szklenar Konig Rother In Verfasserlexikon Die deutsche Literatur des Mittelalters 2 Auflage Band 5 Berlin New York 1985 Sp 82 94 Christian Kiening Arbeit am Muster Literarisierungsstrategien im Konig Rother In Joachim Heinzle L Peter Johnson Gisela Vollmann Profe Hrsg Wolfram Studien XV Neue Wege der Mittelalter Philologie Erich Schmidt Verlag 1996 Sarah Bowden Bridal Quest Epics in Medieval Germany A Revisionary Approach MHRA London 2012 ISBN 978 1 907322 46 4 Julius Wiegand Stilistische Untersuchungen zum Konig Rother Dissertation Universitat Marburg 1904 Theodor Frings Jurgen Kuhnt Konig Rother Bonn Leipzig 1922 Rheinische Beitrage und Hulfsbucher zur germanischen Philologie und Volkskunde Band 3 Nachdrucke 1954 1961 und 1968 AnmerkungenDigitalisat und wissenschaftliche Beschreibung der Handschrift Universitatsbibliothek Heidelberg Cod Pal germ 390 Ubersicht der Uberlieferungszeugen im Handschriftencensus Normdaten Werk GND 4105030 7 GND Explorer lobid OGND AKS LCCN n50082052 VIAF 175381378